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Veröffentlicht am 26.10.2022

Ungewöhnliche Freundschaft

Alte Sorten
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In "Alte Sorten" stoßen die jugendliche Sally und die erwachsene Liss aufeinander. Beide sind Außenseiterinnen, ecken immer wieder an, sind keine reinen Sympathieträgerinnen. Beschrieben wird der Prozess, ...

In "Alte Sorten" stoßen die jugendliche Sally und die erwachsene Liss aufeinander. Beide sind Außenseiterinnen, ecken immer wieder an, sind keine reinen Sympathieträgerinnen. Beschrieben wird der Prozess, wie beide sich gegenseitig helfen wollen – und wiederum auch die Hilfe der jeweils anderen anzunehmen lernen.
Ich mochte diese Geschichte zweier Frauen unterschiedlicher Generationen, die beim genauen Augenmerk doch so einiges verbindet und ohne die viel Tamtam Freundinnen werden. Gefallen hat mir auch die spätsommerliche bis herbstliche ländliche Atmosphäre, die im Buch beschrieben wird, ohne dass es zu romantisch wird. Bei der Sprache bin ich über manche Sätze gestolpert, die für mich grammatikalisch ungewohnt formuliert waren – insgesamt aber gut lesbar.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Nicht meins

Ein Sommer in Niendorf
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Heinz Strunk lässt mich mal wieder ratlos zurück: ist das jetzt große Literatur oder cringe? Vielleicht ja auch beides. Der absolut unsympathische Protagonist urlaubt in Niendorf an der Ostsee und will ...

Heinz Strunk lässt mich mal wieder ratlos zurück: ist das jetzt große Literatur oder cringe? Vielleicht ja auch beides. Der absolut unsympathische Protagonist urlaubt in Niendorf an der Ostsee und will dort seine Familiengeschichte aufschreiben. Insgesamt passiert wenig handfestes in diesem Roman, in dem der Protagonist sich selbst leid tut, säuft und die Lesenden an seinen Gedanken über die Welt und seine Mitmenschen, auf die er durchweg mit arroganter Verachtung schaut, teilhaben lässt.
Mich hat das leider weder auf eine literarisch wertvolle noch auf eine bitter-bös-witzige Art packen können.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Polen 1980

Im Wasser sind wir schwerelos
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Tomasz Jedrowski beschreibt in seinem Debüt eine schwule Liebe in Polen 1980. So die Kurzfassung, aber das Buch bietet mehr als auf diesen ersten Blick erkennbar. Die Liebes- ist auch eine Coming-of-Age-Geschichte ...

Tomasz Jedrowski beschreibt in seinem Debüt eine schwule Liebe in Polen 1980. So die Kurzfassung, aber das Buch bietet mehr als auf diesen ersten Blick erkennbar. Die Liebes- ist auch eine Coming-of-Age-Geschichte und ist einfühlsam beschrieben. Noch beindruckender, und im Buch auch mehr Raum einnehmend als die Liebesgeschichte, fand ich aber das Bild, das der Autor vom Alltag in Warschau im Sommer und Herbst 1980 zeichnet. Für mich wurde die Lebensrealität in der Zeit vor der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen 1981 lebendig in all ihrer Bedrückung, Ungerechtigkeit aber auch Alltäglichkeit.
Man merkt dem Buch an vielen Stellen an, dass es nicht zuvorderst für ein polnisches Publikum geschrieben wurde, was ja nicht automatisch schlecht sein muss. Vielleicht ist es in manchen Einzelheiten auch plakativ. Aber insgesamt trifft Tomasz Jedrowski meiner Einschätzung nach doch den Nerv und beschreibt Polen (bzw. Warschau) im Jahr 1980 sehr eindringlich.

Veröffentlicht am 25.10.2022

Highlight

Zur See
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Dörte Hansen nimmt sich in ihrem dritten Roman "Zur See" das Leben auf einer Nordseeinsel vor. Im Mittelpunkt steht die Familie Sander, bei der Mutter, Vater und drei erwachsene Kinder alle ihre eigenen ...

Dörte Hansen nimmt sich in ihrem dritten Roman "Zur See" das Leben auf einer Nordseeinsel vor. Im Mittelpunkt steht die Familie Sander, bei der Mutter, Vater und drei erwachsene Kinder alle ihre eigenen Kämpfe mit sich selbst, der Umwelt und dem Alltag austragen.
Wer schon mal offenen Auges und Ohres auf einer Nordseeinsel geurlaubt hat, wird hier einiges wieder erkennen, was dort wohl universell ist: die Fremdheit der Alteingesessenen, der Verlust von Traditionen und Sprache – der schleichende Wandel, den diese Inseln und ihre Bewohner seit den letzten Jahrzehnten durchlaufen. Der Tourismus ist dabei gleichzeitig Fluch und Segen, ermöglicht und verändert er doch für die Einheimischen das Inselleben.
Dörte Hansen trifft hier wieder genau den Ton: was sie beschreibt ist eigentlich oft tragisch und traurig, aber durch den Witz, der immer wieder anklingt, wird es nie schwermütig. Dabei schafft sie es, ihre Charaktere trotzdem angemessen zu würdigen, sie facettenreich und keinesfalls lächerlich darzustellen.
Für mich ein absolutes Highlight dieses Jahr!

Veröffentlicht am 13.10.2022

Anspruchsvoll und nicht ganz überzeugend

Spitzweg
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Die eigentliche Geschichte in "Spitzweg" ist übersichtlich, langsam erzählt und ziemlich verquer-absurd. Eine Freundschaft zwischen drei Außenseitern in der Oberstufe, von denen eine dann verschwindet. ...

Die eigentliche Geschichte in "Spitzweg" ist übersichtlich, langsam erzählt und ziemlich verquer-absurd. Eine Freundschaft zwischen drei Außenseitern in der Oberstufe, von denen eine dann verschwindet. Die Protagonisten sind aus der Zeit gefallen, was sich in ihrem Kleidungsstil, ihrer Ausdrucksweise, ihrem Auftreten zeigt. Auch Handlungszeit und -ort lassen sich nicht genau festmachen und so schwebt das ganze Buch über der Zeit bzw. unserer Realität.
Viele Bezüge zu Literatur, Musik und vor allem Kunst – für den Laien manchmal zu tief, für beflissenere Leser*innen, aber vielleicht nicht tief genug. Insgesamt viele Abschweifungen – für mich etwas zu viel des ganzen.
Auch die Sprache ist in Teilen gestelzt, was durchaus seinen Reiz hat, bei mir aber auch den Lesefluss immer wieder bremste.
Mich hat die Geschichte leider nicht abgeholt, die Protagonisten blieben mir fremd und das Buch hat mich insgesamt leider nicht überzeugt.