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Veröffentlicht am 05.05.2022

Geschichte einer Außenseiterin

Gesang der Fledermäuse
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Unwirtliche Gegend in den Bergen zwischen Polen und Tschechien. Ungewöhnliche Protagonistin mit Charakterzügen und Vorlieben, durch die sie überall aneckt. Trotzdem sie manchmal mit ihrer Außenseiterrolle ...

Unwirtliche Gegend in den Bergen zwischen Polen und Tschechien. Ungewöhnliche Protagonistin mit Charakterzügen und Vorlieben, durch die sie überall aneckt. Trotzdem sie manchmal mit ihrer Außenseiterrolle hadert, geht sie unbeirrt ihre Weg, was sie mir wiederum sympathisch machte.

Übersichtliche Handlung. Eher langsam erzählt, aber gut lesbar.

Veröffentlicht am 24.04.2022

Für mich zu spirituell

Kruut - Wildpflanzen im Alltag
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Der Begriff 'Kruut' sagte mir vor der Lektüre des Buches nichts - der Untertitel 'Wildpflanzen im Alltag' klang aber interessant. Dass Kruut für die beiden Autor*innen Annika Krause und Thorben Stieler ...

Der Begriff 'Kruut' sagte mir vor der Lektüre des Buches nichts - der Untertitel 'Wildpflanzen im Alltag' klang aber interessant. Dass Kruut für die beiden Autor*innen Annika Krause und Thorben Stieler eine Philosophie (und Name ihres Unternehmens) ist, habe ich erst im Buch erfahren. Diese Philosophie umfasst neben Ernährung, Heilkunde und Handwerk auch Spiritualität, was ein Thema ist, dem ich immer mit einer gewissen Skepsis begegne. Vermutlich haben also Menschen, die Spiritualität interessierter gegenüber stehen, sehr viel mehr von dem Buch.
Das Buch richtet sich nach dem Jahreslauf, ist unterteilt in die vier Jahreszeiten, zu denen unterschiedliche Pflanzen zu ernten sind. Das macht Sinn und hat mir gefallen. Was meiner Meinung aber nach fehlt, sind Informationen zur Bestimmung der vorgestellten Pflanzen. Hierzu findet sich leider garnichts im Buch. Stattdessen geht es ausschließlich um die Wirkung bzw. Verwendung der Pflanzen inkl. einiger Rezepte bzw. Anleitungen. Dazwischen dann immer wieder das Thema Spiritualität - muss man mögen. Ich hätte mir mehr Informationen über die richtigen Bestimmung von Pflanzen und mehr Rezepte gewünscht.
Kein Buch, das Anfänger umfänglich informiert und an die Hand nimmt - vielleicht bringt die Zielgruppe 'Spirituell Angehauchte' ja auch mehr Vorkenntnisse mit als ich. Für mich leider nicht das, was ich erwartet hatte.

Veröffentlicht am 18.04.2022

Eine Geschichte nicht nur übers Abnehmen

Niemals satt
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Monchi, der Frontmann von Feine Sahne Fischfilet, schreibt in seinem Buch "Niemals satt" über das Abnehmen und auch viel über sich selbst. Als Band-Pause und Pandemie zusammen kamen, hatte er auf einmal ...

Monchi, der Frontmann von Feine Sahne Fischfilet, schreibt in seinem Buch "Niemals satt" über das Abnehmen und auch viel über sich selbst. Als Band-Pause und Pandemie zusammen kamen, hatte er auf einmal viel Zeit zur Selbstreflektion und hat diese nicht nur genutzt, um abzunehmen, sondern auch um mehr über sich selbst herauszufinden - und das dann im vorliegenden Buch zu verarbeiten.
Ich fand es sehr kurzweilig, interessant und vor allem knallhart ehrlich. Auch von Rückschlägen und Fehlern wird berichtet und wie schwer es ist, das erkämpfte neue Gewicht zu halten. Die Aspekte Körpergewicht und Essen ziehen sich als roter Faden durch das Buch, da beides zentrales Themen in Monchis bisherigem Leben waren/sind. Ausgehend hiervon erfährt man viel über den Menschen Monchi und seine Entwicklung.
Keine Ahnung, ob das Buch als Erfahrungsbericht oder Motivationshilfe für Abnehmwillige taugt - da ist wohl auch jede*r anders. Hierzu bleibt als Message bei mir vor allem hängen, dass es den wirklichen Willen zur Veränderung braucht, um das erfolgreich durchziehen zu können.
Geschrieben ist das Buch in einem lockeren, manchmal etwas flapsigen Ton, der sehr authentisch rüber kommt, wenn man Monchi schon mal hat sprechen hören. Das Buch ist dadurch flüssig und leicht zu lesen.

Veröffentlicht am 13.04.2022

Deutsche Nachkriegsgesellschaft

Als das Leben wieder schön wurde
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Greta, Anfang 20, kommt 1954 auf der Suche nach ihrer Vergangenheit aus Stockholm nach Hamburg. Im folgenden halben Jahr krempelt sie nicht nur die Leben ihrer Familienmitglieder und neuen Freund*innen ...

Greta, Anfang 20, kommt 1954 auf der Suche nach ihrer Vergangenheit aus Stockholm nach Hamburg. Im folgenden halben Jahr krempelt sie nicht nur die Leben ihrer Familienmitglieder und neuen Freund*innen um, sondern wird auch selbst erwachsen und findet ein Stück zu sich selbst.
Es ist nicht nur die Geschichte einer jungen Frau und eines ungewöhnlichen Schönheitssalons, sondern auch ein gelungener Rundumschlag zur deutschen Nachkriegszeit und -gesellschaft. Dadurch dass man als Leserin den Blickwinkel der aus Schweden kommenden, unbedarften Greta einnimmt, gelingt es der Autorin, das Nachkriegsdeutschland zu beschreiben, ohne dass es oberlehrerhaft wirkt. Tragische Elemente wechseln sich mit eher unbeschwerten ab – eine gute Mischung.
Für mich gelungene Unterhaltungsliteratur mit Niveau!

Veröffentlicht am 06.04.2022

"TakTik für TikTok"

Tick Tack
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Ich halte 'Tick Tack' für einen Roman und kein Jugendbuch - ich denke, das Buch richtet sich trotz der jugendlichen Hauptfigur an (junge) Erwachsene und nicht an Jugendliche.
Um etwas sinnvolles zum (Hör-)Buch ...

Ich halte 'Tick Tack' für einen Roman und kein Jugendbuch - ich denke, das Buch richtet sich trotz der jugendlichen Hauptfigur an (junge) Erwachsene und nicht an Jugendliche.
Um etwas sinnvolles zum (Hör-)Buch schreiben zu können, muss ich mehr von der Handlung verraten als der Verlag das tut. Echte Spoiler gibt es bei mir aber nicht.

Mette und Jo, die sich erst im Laufe der Handlung kennenlernen, erzählen im Wechsel ihre Geschichte. Es ist die Geschichte einer 15-Jährigen und eines 25-Jährigen im Dschungel Erwachsenwerden im Social-Media-Zeitalter. Bei beiden spürt man viel Wut, die im Laufe der Erzählung und spätestens beim Aufkommen von Corona ins Extreme umschlägt. Ja, es ist eine Geschichte, die auch einen großen Einfluss aus Corona zieht (was die Ankündigung des Verlages verschweigt). Mette verliert nach und nach ihren anfänglichen scharfzüngigen Witz, während Jo immer unheimlicher wird. Es geht um Follower- und Like-Zahlen, Verschwörungstheorien, die Suche nach sich selbst, einer Position in dieser komplexen Welt und nach Bestätigung. Angesetzt in privilegierten Kreisen ist es insgesamt eine leicht bis stark überzeichnete Geschichte, was auch bei der Charakterisierung der Elternfiguren deutlich wird.

Sprachlich sind vor allem Jos Passagen speziell. Gelesen sehr eindringlich und deutlich von André Kaczmarczyk, der mit seinem Vortrag den Grusel-Faktor von Jo noch verstärkt. Aber die Sprache, in der der Text verfasst ist, machte es für mich schwer, alle Details zu verstehen. Vermutlich bin ich schon zu alt (und zudem nicht auf TikTok) um manche Ausdrücke, Namen, Abkürzungen zu verstehen. Es kommt aber im Endeffekt auch nicht darauf an, sämtliche Anspielungen zu verstehen - der Grundtenor des Textes wird auch so klar.

Ich schwankte zwischen erschrockener Faszination für eine mir relativ unbekannte Welt (obwohl ich mich als internetaffin bezeichnen würde), dem Drang Jos Anspielungen zu googlen, Verständnis und Unverständnis für die Figuren und ihre Entwicklungen. Manches blieb für mich am Ende unerklärt. Ein Buch, das mich nicht zu 100% überzeugt hat, das mich aber beschäftigt hat - was ja auch etwas ist.