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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2025

Dunkles, spannendes Debüt

Josephines Albtraum
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Es beginnt mit Albträumen von einem schattenhaften Grauen mit roten Augen, das nach Josephine ruft. Nach einiger Zeit taucht dieser Schattenmann immer häufiger in ihrem Alltag auf.
Sie hat Angst, genauso ...

Es beginnt mit Albträumen von einem schattenhaften Grauen mit roten Augen, das nach Josephine ruft. Nach einiger Zeit taucht dieser Schattenmann immer häufiger in ihrem Alltag auf.
Sie hat Angst, genauso verrückt zu werden wie ihr Großvater, doch dieser erkennt in ihr nur eine Auserwählte.
Als Josephine sich plötzlich in einer düsteren, verwesenden Welt wiederfindet, klingen die Worte ihres Opas nicht mehr ganz so wahnsinnig.

Der Schreibstil lässt einen sofort in die Geschichte eintauchen: spannend, atmosphärisch dicht und fesselnd. Besonders mochte ich die Tagebucheinträge und Perspektivwechsel, die der Handlung zusätzliche Tiefe verleihen. Kein Kapitel wirkt überflüssig, die Spannung bleibt konstant hoch, und am Ende fügt sich alles schlüssig zusammen.

Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf die tolle Aufmachung des Prints legen: Das Cover ist ein Träumchen, und die Gestaltung im Text, mit unterschiedlicher Schrift für die Gedanken der Figuren, macht das Buch einzigartig und abwechslungsreich.
Ein wirklich durchdachtes Konzept, das das Taschenbuch schon rein optisch aus der Masse herausstechen lässt.

„Josephines Alptraum“ ist ein Beispiel dafür, warum ich so gerne Bücher von Selfpublishern lese. Auch gerade solche, die (noch) keinen Hype haben, ihn aber verdient hätten. Es sind kleine funkelnde Bergkristalle in einem Meer aus Mainstream-Schatten.

Ein beeindruckendes Debüt, das mich gleichermaßen gefesselt, bewegt und nachdenklich zurückgelassen hat. Hinter der düsteren Fantasy-Geschichte steckt so viel mehr mehr: Themen wie Angst, Einsamkeit, Depression und Familienzusammenhalt.
Dunkle, atmosphärische Fantasy mit emotionalem Tiefgang. Absolut zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 31.08.2025

Oh, Black Witch, du hast mich wieder erwischt und mich in deinen Bann gezogen.

Black Witch - Erkenntnis
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Die Figuren, die Thematik. All das zieht mich tiefer und tiefer in diese Welt. Ich schaue in unsere Realität und sehe die Parallelen: Faschismus, Rassismus, Fanatismus, die schleichende Vorbereitung zu ...

Die Figuren, die Thematik. All das zieht mich tiefer und tiefer in diese Welt. Ich schaue in unsere Realität und sehe die Parallelen: Faschismus, Rassismus, Fanatismus, die schleichende Vorbereitung zu einem Regime. Laurie Forest trifft mit ihrer Geschichte erneut den Nerv der Zeit und hält uns schonungslos den Spiegel vor.

Die Geschichte knüpft nahtlos an den ersten Band an und steigert die Spannung noch einmal. Intrigen, Verrat, geheime Allianzen und die ständige Bedrohung machen es unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen.

Was Black Witch für mich aber so besonders macht, sind die Charaktere. Manche Figuren überraschen mit unerwarteter Tiefe, andere mit Entscheidungen, die mich schockiert oder berührt haben. Niemand bleibt stehen. Es entwickelt sich so vieles. Auch unerwartetes was mich zu Tränen rührte.
Freundschaften werden auf die Probe gestellt und die Hauptfigur Elloren wächst an den Herausforderungen, ohne dabei perfekt zu sein. Gerade dies macht sie so authentisch und nahbar.

Die Welt selbst wirkt noch gefährlicher und lebendiger als zuvor. Forest baut sie detailreich aus. Kämpfe, Magie, Politik und persönliche Schicksale greifen perfekt ineinander.

Alles in allem ist Band 2 für mich ein Highlight im Fantasy-Genre. Ich bin froh noch 2 weitere Bände im Regal stehen zu haben.

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Veröffentlicht am 31.08.2025

Vorweg: Nichts für Zartbesaitete.

Marry Me On Valentine
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Schon der Einstieg hat mich vollkommen zerstört zurückgelassen: heftig, schonungslos, gewaltsam.

Wir lernen Marissa kennen, die durch ihren gewalttätiger Vater eine Trauma erlitt. Am Tag der Liebe geschieht ...

Schon der Einstieg hat mich vollkommen zerstört zurückgelassen: heftig, schonungslos, gewaltsam.

Wir lernen Marissa kennen, die durch ihren gewalttätiger Vater eine Trauma erlitt. Am Tag der Liebe geschieht eine Tat, die ihr Leben für immer prägt. Jahre später scheint sie als Erwachsene in einer stabilen Beziehung angekommen zu sein. Doch als ihr Partner Lukas sich zunehmend verändert, kriecht das alte Trauma aus ihr hervor. Der Höhepunkt wird sein Antrag: „Marry me on Valentine.“

Ein kurzweiliger, eindringlicher Thriller über Gewalt in Beziehungen. Spannend, hart, erbarmungslos. Ich habe ihn verschlungen.

Aber: Wer sensibel auf solche Themen reagiert, sollte lieber die Finger davon lassen.

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Veröffentlicht am 26.08.2025

Auftakt der „Fühlen“-Reihe

Fühlen-Reihe / Nicht hören! Fühlen!
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In diesem Buch folgen wir der jungen Soley, die aufgrund ihrer Gehörlosigkeit oft Mobbing und Ausgrenzung erlebt hat. Sie trifft auf Damian, einen Jungen, für den Eroberungen bisher nur Striche auf einer ...

In diesem Buch folgen wir der jungen Soley, die aufgrund ihrer Gehörlosigkeit oft Mobbing und Ausgrenzung erlebt hat. Sie trifft auf Damian, einen Jungen, für den Eroberungen bisher nur Striche auf einer Liste sind. Durch einen Vorfall am ersten Schultag gerät Soley ins Visier von Michael, dem Anführer von Damians Clique. Sie soll Opfer eines gemeinen Plans werden und dafür muss Damian seine Rolle als „Player“ unter Beweis stellen.

Beide Protagonisten spiegeln gut die Realität und die zwei Seiten der Gesellschaft wider: Hörende und Gehörlose/Taube.
Damian ist anfangs unsicher im Umgang und muss viel lernen.
Eine hörende Person kann die Welt nie so wahrnehmen wie eine gehörlose – und umgekehrt genauso.
Dennoch haben beide Gruppen eine Schnittmenge: das Menschsein.
Genau hier müssen wir alle ansetzen, wenn wir ein gutes Miteinander schaffen wollen.

Aus einem anfänglich gemeinen Plan entwickelt sich eine zarte Liebe. Besonders gefällt mir, dass viele Figuren – wie Michael (Cliquenchef), Karla (Dolmetscherin in der Klasse) und im Verlauf auch Jessica (anfangs eher die Zicke) – an Tiefe gewinnen. Die beiden Hauptfiguren Soley und Damian harmonieren sehr gut und ergeben ein glaubwürdiges Paar.

Die Geschichte liest sich flüssig, und die Konflikte werden nicht unnötig in die Länge gezogen, was ich sehr erfrischend finde. Ein schöner Jugendroman und ein gelungener Auftakt einer interessanten Reihe.

Da die Dolmetscherin in manchen Rezensionen kritisiert wird, möchte ich betonen: Das Buch ist Fiktion, keine Dokumentation. Die Autorin versucht, Soley dadurch eine Stimme zu geben und das ist ihre Art der literarische Umsetzung.

Wichtig finde ich auch: Soleys Zurückhaltung entsteht nicht durch ihre Gehörlosigkeit, sondern aus den Traumata und negativen Erfahrungen an den vorherigen Schulen.



❗️❗️❗️Achtung, Spoiler zum Ende:❗️❗️❗️


Das Ende mit der Implantation eines Cochlea-Implantats (CI) ist für mich eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung. Soley war nicht von Geburt an gehörlos, sondern konnte in ihrer frühen Kindheit hören. Warum sollte sie diese Fähigkeit nicht zurückerlangen wollen?

Es gibt gehörlose Menschen, die sich für ein CI entscheiden – und andere, die es ablehnen, weil ihre Sprache bereits eine vollwertige Sprache ist und nicht als Behinderung verstanden werden will. Beide Wege sind legitim und Ausdruck persönlicher Entscheidung.

Dass die Autorin diesen Weg für ihre Figur gewählt hat, ist eine künstlerische Entscheidung und Teil ihrer Geschichte. Sie spricht damit nicht der Gehörlosengemeinschaft ihre Existenz ab, sondern zeigt einen möglichen individuellen Wegs.

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Veröffentlicht am 18.08.2025

Krimi, Retro, Nice

Mord in der Charing Cross Road
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In der Buchhandlung an der Charing Cross Road 200 wird ein unbeliebter Kollege mit einem Messer im Rücken gefunden. Während Scotland Yard ermittelt, beginnen auch die Angestellten Sally und Johnny auf ...

In der Buchhandlung an der Charing Cross Road 200 wird ein unbeliebter Kollege mit einem Messer im Rücken gefunden. Während Scotland Yard ermittelt, beginnen auch die Angestellten Sally und Johnny auf eigene Faust zu schnüffeln. Zwischen Gerüchten über Geister, verdächtigen Kunden und Wanderern Auffälligkeiten tasten sie sich Schritt für Schritt an die Wahrheit heran.

Dieser Krimi hat mich vor allem mit seinem stimmungsvollen Bild des Londons der 50er Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg überzeugt. Zwischen verregneten Straßen, der besonderen Höflichkeit jener Zeit und dem Charme eines alten Antiquariats entfaltet sich eine angenehme „Cozy-Crime“-Atmosphäre. Man merkt allerdings, dass die Art der Krimierzählung aus einer anderen Zeit stammt. Sie ist gemächlich, stellenweise ein wenig altmodisch, aber auch mit genau diesem Charme, der heute selten geworden ist.
Ich finde es schön, das Henrietta Hamilton ein Comback bekommen hat.


Wer bei einem Krimi auf gemütliche Spurensuche statt rasanter Action setzt, ist hier genau richtig.

4 von 5 Sterne, da mich doch ein paar Längen beim Lesen kämpfen haben lassen.

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