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Veröffentlicht am 16.05.2024

Frisch, queer, anders.

Fluch und Segen
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„𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐫𝐞𝐢𝐜𝐡“ ist der Beginn der High-Fantasy-Trilogie „𝐅𝐥𝐮𝐜𝐡 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐞𝐠𝐞𝐧“, in der wir einen Kontinent betreten, auf dem neben zahlreichen Sagengestalten auch Magie existiert. Doch nicht alle Völker ...

„𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐫𝐞𝐢𝐜𝐡“ ist der Beginn der High-Fantasy-Trilogie „𝐅𝐥𝐮𝐜𝐡 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐞𝐠𝐞𝐧“, in der wir einen Kontinent betreten, auf dem neben zahlreichen Sagengestalten auch Magie existiert. Doch nicht alle Völker wurden mit dieser gesegnet, und so verliert sich das Reich Byrantia immer mehr in der Angst vor dem Untergang. Denn es herrscht Krieg.
Zusätzlich zeichnet sich die hier geschaffene Welt durch fiktive, sich manifestierende Gottheiten und einen starken Glauben aus. Doch reicht solch Zeugnis, um in Demut zu leben?

Erzählt wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven.
Elissia, die Kronprinzessin des Landes, lebte bisher im Augenblick. Doch nach dem Versagen ihres – allgemeinhin unbeliebten, missgünstigen – Bruders und dem damit einhergehenden Verlust seiner ihm angedachten Position im Reich holt sie ihre Pflicht als Thronfolgerin rasant ein. Die Erwartungen und Hoffnungen des gesamten Volkes, ein unbändiger Druck, lasten plötzlich schwer auf der 22-jährigen. Und somit auch auf ihrer Partnerin.
Daneska von Bodenstarcks – stellvertretende Heerführerin – und Eliss sind dazu angehalten, schnell eine Entscheidung für ihre Zukunft zu treffen. Eine, die das Leben beider ändert. Denn das Geschlecht der von Kroningens fortzuführen steht, wie das Wohlergehen des Landes, an forderster Stelle.
Der dritte Charakter, durch den wir die Ereignisse verfolgen, ist Malachias – ein enger Vertrauter und Berater des Königs. Doch während andere Land und Volk Loyalität geschworen haben, verfolgt der Kräuterkundige seit jeher eigene Pläne und Ideologien. Sät Hass und Unzufriedenheit. Versteckt Geheimnisse, hantiert mit Tricks, die drohen, die Strukturen des Reiches zu ändern, die Götter zu erzürnen.

Während die Einführung in die Geschichte klassischer Natur war, war es die Darstellung der Gesellschaft nicht. Denn wir entdecken eine gleichberechtigte Welt, in der jeder sein und lieben darf, was und wen er will, in der Menschen, egal welcher Zugehörigkeit und welches Geschlechts, ihren Beruf wählen dürfen und auf Augenhöhe agieren. Für Nachwuchs wird offen auf unkonventionelle, moderne Art gesorgt, und auch die – demokratisch – herrschende Familie unterliegt Regeln. Das und noch mehr schafft einen aktuellen Bezug und bringt frischen Wind in das Genre. Doch was nach einem utopischen, harmonischen Fleckchen klingt, wird durch die immer häufigeren, brutalen Angriffe der magisch begabten Völker erschüttert … Angst und Unsicherheit, Hilf- und Machtlosigkeit machen die Byrantinen anfällig für Manipulationen, sie beginnen zu verachten, was sie gleichzeitig schützt und langsam zerstört. Beginnen, sich von Göttern und Frauen abzuwenden, zu spotten; dem Zwietracht, intrigant gestreut, Einlass zu gebieten …

»𝗞𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗮𝗰𝗵𝘁 𝗶𝘀𝘁 𝗴𝘂𝘁 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗯𝗼𝗲𝘀𝗲. 𝗪𝗶𝗲 𝘄𝗶𝗿 𝘀𝘁𝗲𝗿𝗯𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝘂𝗻𝘀𝘁𝗲𝗿𝗯𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗪𝗲𝘀𝗲𝗻 𝘀𝗶𝗲 𝗻𝘂𝘁𝘇𝗲𝗻, 𝗱𝗮𝘀 𝗴𝗶𝗯𝘁 𝗱𝗲𝗻 𝗔𝘂𝘀𝘀𝗰𝗵𝗹𝗮𝗴.«

Stilistisch findet sich hier eine sehr lockere und einfache Erzählweise, die es leicht macht, der Storyline zu folgen und das System zu verstehen. Wie üblich für den Beginn einer Serie lässt auch Jamie einiges an Background einfließen, gibt uns einen Überblick über Hierarchien und Traditionen. Die Autorin schuf eine Ausgangssituation, die sich im Verlauf ebenso besorgniserregend wandelt wie Stimmung und Gesinnung in Byrantia. Plötzlich scheint die Bedrohung von außen nicht die Zerstörerischste zu sein.
Neben den Herrschaftsstrukturen und einzelnen Positionen samt Intentionen wurden relevante Figuren mit ausreichend Tiefe und Authentizität ausgearbeitet. Gerade die Mitglieder der Königsfamilie und Daneskas Angehörige bilden einen bunten Mix. Durch Details, kleine Regungen und verstreute Informationen sind Reaktionen und Ziele nachvollziehbar. Es gilt, Zusammenhänge zu knüpfen und Facetten zu entdecken. Die Dynamik zwischen Dani und Eliss – ihre Loyalität gegenüber dem Land und ihre vertrauensvolle Basis – war zugleich sanft wie stark inszeniert.

»𝗗𝘂 𝘃𝗲𝗿𝘁𝗲𝗶𝗱𝗶𝗴𝘀𝘁 𝗱𝗮𝘀 𝗟𝗮𝗻𝗱, 𝘂𝗲𝗯𝗲𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗶𝗰𝗵 𝗲𝗶𝗻𝘀𝘁 𝗵𝗲𝗿𝗿𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲.
𝗪𝗶𝗲 𝗸𝗼𝗲𝗻𝗻𝘁𝗲 𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗶𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗷𝗲𝗺𝗮𝗹𝘀 𝘃𝗼𝗿𝗵𝗮𝗹𝘁𝗲𝗻?«

Spannende und informative Szenen, Überraschungen und Humor halten sich die Waage, während Romantik und Tragik seicht mitschwingen. Momente, die die Neugier anstacheln, Veränderungen, die wütend machen. Über allem Eliss: die mit so einigem konfrontiert wird, sich viel zu schnell in neue Strukturen einfinden und schwerwiegende Entscheidungen treffen muss. Das Schicksal von Byrantia, von tausenden Menschen, steht in der Schwebe, die Luft durchtränkt von einer epischen Veränderung, als Jamie Enderlein „Schicksalsreich“ beendet ...

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Eine Geschichte, die Zeit und Aufmerksamkeit braucht, sich aber lohnt.

Lügen, die wir dem Meer singen
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In „𝐋𝐮𝐞𝐠𝐞𝐧, 𝐝𝐢𝐞 𝐰𝐢𝐫 𝐝𝐞𝐦 𝐌𝐞𝐞𝐫 𝐬𝐢𝐧𝐠𝐞𝐧“ verbindet Sarah Underwood History mit Mythologie, spickt das Geschehen mit einem Hauch Fantasy und Drama. Trotz des Settings einer längst vergangenen Zeit und einer ...

In „𝐋𝐮𝐞𝐠𝐞𝐧, 𝐝𝐢𝐞 𝐰𝐢𝐫 𝐝𝐞𝐦 𝐌𝐞𝐞𝐫 𝐬𝐢𝐧𝐠𝐞𝐧“ verbindet Sarah Underwood History mit Mythologie, spickt das Geschehen mit einem Hauch Fantasy und Drama. Trotz des Settings einer längst vergangenen Zeit und einer Nuance Poesie wirkte die Geschichte weder altbacken noch verstaubt. Die Autorin schafft es, in den Dialogen Moderne einfließen zu lassen, Ereignisse zu generieren, die (schon und für immer) Aktualität versprühen.

Ein grausamer Fluch, dem seit Jahrhunderten tausende Unschuldige zum Opfer fielen und der weitere Jahrhunderte abertausende Mädchen fordern wird – wenn Leto diese eine, diese letzte von Poseidon gewährte Chance nicht ergreift, und Ithaka von etwas befreit, was einst durch Angst, durch Schmerz auf die Stadt und all ihre BewohnerInnen losgelassen wurde. Entfesselt von einem Gott ...

» (...) 𝚞𝚗𝚍 𝚍𝚊 𝚠𝚞𝚜𝚜𝚝𝚎 𝚒𝚌𝚑, 𝚍𝚊𝚜𝚜 𝚒𝚌𝚑 𝚜𝚒𝚎 𝚛𝚊𝚎𝚌𝚑𝚎𝚗 𝚖𝚞𝚜𝚜𝚝𝚎 (...) 𝚄𝚗𝚍 𝚜𝚘 𝚝𝚛𝚞𝚐 𝚒𝚌𝚑 𝚍𝚎𝚗 𝙶𝚘𝚎𝚝𝚝𝚎𝚛𝚗 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙱𝚒𝚝𝚝𝚎 𝚟𝚘𝚛. 𝙸𝚌𝚑 𝚜𝚌𝚑𝚒𝚌𝚔𝚝𝚎 𝚍𝚊𝚜 𝙵𝚕𝚎𝚑𝚎𝚗 𝚐𝚎𝚗 𝙷𝚒𝚖𝚖𝚎𝚕, 𝚐𝚎𝚗 𝙼𝚎𝚎𝚛. 𝙷𝚊𝚋𝚎 𝚎𝚜 𝚒𝚗 𝚍𝚒𝚎 𝚝𝚒𝚎𝚏𝚜𝚝𝚎𝚗 𝚃𝚒𝚎𝚏𝚎𝚗 𝚍𝚎𝚛 𝙴𝚛𝚍𝚎 𝚜𝚝𝚞𝚎𝚛𝚣𝚎𝚗 𝚕𝚊𝚜𝚜𝚎𝚗, 𝚞𝚖 𝚍𝚒𝚎 𝙷𝚊𝚕𝚕𝚎𝚗 𝚍𝚎𝚜 𝚄𝚗𝚜𝚒𝚌𝚑𝚝𝚋𝚊𝚛𝚎𝚗 𝚣𝚞 𝚎𝚛𝚜𝚌𝚑𝚞𝚎𝚝𝚝𝚎𝚛𝚗.«

Erzählt wird aus drei Perspektiven, sodass neben der gegenwärtigen Situation und den Vergangenheiten der Protagonisten auch die Hintergründe des Fluchs an die Oberfläche geschwemmt werden. Stückchenweise, bis sich am Ende ein komplettes Bild, ein Verheerendes, zusammensetzt, das von sinnlosen Opfern und Leid erzählt.
Leto, die in ihrem jungen Leben schon so viel verloren und ertragen hat. Melantho, einsam, müde und älter, als ihr Antlitz vermuten lässt.
Mathias, mit einer grausamen Bürde, einer Pflicht, die auslöscht, um zu retten.

Sowohl der Aufbau des Romans wie die Zeichnung der Hauptcharaktere und ihr Zueinanderfinden waren interessant, wenn auch lediglich die Entwicklung der Beziehung zwischen Melantho und Leto greifbar, mit Tiefe ausgebaut wurde. Mit einem gefühlvollen, detailreichen Stil, Überraschungen und Tragik führt uns Sarah durch den Verlauf, der Lügen und Geheimnisse, Prophezeiungen und Fragen bereithält, die das Interesse selbst an jenen Stellen aufrechterhalten, an denen die Handlung ins Stocken gerät.
Obgleich der fantastische Aspekt nicht dominiert, ist dieses Element meinem Empfinden nach wichtig und genau richtig dosiert, ebenso wie die griechischen Mythen. Underwood verleiht dem Geschehen auf diese Art etwas Besonderes, unterstreicht die Ungerechtigkeit, die Willkür des Schicksals, die Überheblichkeit der Mächtigen.

Viele Momente, Entscheidungen und Offenbarungen gingen mir nahe. Das Gefühl vermeintlicher Ausweglosigkeit lastet schwer. Einige Szenen und Gespräche brachten mich zum Schmunzeln, während Nebenfiguren für böse Vorahnungen und Unberechenbarkeit sorgten.
Ich mochte den spritzigen Schlagabtausch, die zarten Gefühle – stehen diese doch im starken Kontrast zu all dem Schmerz, der der Geschichte inneliegt, zu all den Verlusten. Spannung und Romantik, ein Hauch Sinnlichkeit, vor allem aber Melancholie, Wut und Trauer finden sich in „Lügen, die wir dem Meer singen“.

Wenn auch die Zeit der Antike nur oberflächlich zur Geltung kam und es stellenweise an relevanten Ereignissen und Aufregung fehlte – die Fülle an eingeschobenen Nebensätzen tut hier ihr Übriges – mochte ich Idee, Atmosphäre und Ton. In Kombination mit dem unerwarteten Ende, den Dynamiken und der charakterlichen Stärke, die von Melantho, Leto und Mathias ausgeht, kann ich dieses Buch wirklich empfehlen.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Mehr als ein Liebesroman.

Glow Like Northern Lights (Strong Hearts 1)
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New Adult von Sarah Stankewitz heißt: bewegende, sensible Themen, die selten in Liebesromanen aufgegriffen werden, für hunderte Menschen jedoch alltäglich sind.
Und auch ihr aktuelles Buch „𝐆𝐥𝐨𝐰 𝐋𝐢𝐤𝐞 𝐍𝐨𝐫𝐭𝐡𝐞𝐫𝐧 ...

New Adult von Sarah Stankewitz heißt: bewegende, sensible Themen, die selten in Liebesromanen aufgegriffen werden, für hunderte Menschen jedoch alltäglich sind.
Und auch ihr aktuelles Buch „𝐆𝐥𝐨𝐰 𝐋𝐢𝐤𝐞 𝐍𝐨𝐫𝐭𝐡𝐞𝐫𝐧 𝐋𝐢𝐠𝐡𝐭𝐬“ hält mehr bereit als Romantik und die traumhafte, wenn auch unberechenbare Kulisse Islands.

Als ihr Zwillingsbruder stirbt, verliert Lilly ihren einzigen Halt, ihren Herzmenschen.
Statt Trost und Wärme bekommt sie von ihren Eltern weiterhin Ignoranz, wie all die Jahre zuvor, seit die Diagnose alles auf den Kopf gestellt hat. Kein gemeinsames Trauern, kein in Erinnerungen schwelgen. Vollkommen verloren, im Schmerz ertrinkend, überfordert von der Kälte ihres eigenen Zuhauses, beschließt Lilly, mutig zu sein, und tritt spontan die Reise ihres Lebens an, um das letzte Versprechen, das sie Luca gab, zu halten. In Island sucht die 20-Jährige nach Aron, jenem E-Mail-Freund, der sie versteht, dem sie sich in den vergangenen Monaten so unglaublich nah fühlte, auf den immer Verlass war. Doch dieses Aufeinandertreffen beginnt anders als erhofft, verläuft unerwartet und endet mit einem Gefühlssturm, dem Lilly nicht gewachsen ist ... Oder doch?

„𝚆𝚎𝚒𝚕 𝚊𝚕𝚕𝚎𝚜 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙻𝚞𝚎𝚐𝚎 𝚠𝚊𝚛. 𝙸𝚗 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚖 𝚂𝚊𝚝𝚣, 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚖 𝙺𝚞𝚜𝚜, 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚖 𝙰𝚞𝚐𝚎𝚗𝚋𝚕𝚒𝚌𝚔 𝚍𝚎𝚛 𝚕𝚎𝚝𝚣𝚝𝚎𝚗 𝚆𝚘𝚌𝚑𝚎𝚗, 𝚍𝚎𝚛 𝚕𝚎𝚝𝚣𝚝𝚎𝚗 𝙼𝚘𝚗𝚊𝚝𝚎 … 𝚑𝚊𝚝 𝚎𝚛 𝚖𝚒𝚛 𝚍𝚊𝚜 𝚆𝚒𝚌𝚑𝚝𝚒𝚐𝚜𝚝𝚎 𝚟𝚎𝚛𝚜𝚌𝚑𝚠𝚒𝚎𝚐𝚎𝚗.“

Wie üblich ist der Stil der Autorin klar, einfühlsam und detailreich. Trotz Schwere, Wehmut und Melancholie liest sich Band 1 der „𝐒𝐭𝐫𝐨𝐧𝐠 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭𝐬“-Dilogie leicht und vorstellbar. Island war wunderbar, atmosphärisch ausgearbeitet und auch die Protagonistin – ihr Innerstes – kam authentisch zur Geltung – hin und her gerissen zwischen der Dankbarkeit, am Leben zu sein und dieses Fleckchen genießen zu können, der einfachen Freude in alltäglichen Momenten und der Schuld, der Trauer, der Sehnsucht.
Denn darf ein Mensch, der seinen Seelenverwandten verloren hat, lachen? Lächeln, sich verlieben?
Stankewitz rückt Luca und seine Krankheit nicht in den Vordergrund, sondern Lilly Sommer – das gesunde Geschwisterkind, das immer außenvor, nie im Mittelpunkt, nie wichtig war – gibt jenen eine Stimme, deren Traurigkeit und Schmerz häugig vergessen werden. Jenen Aufmerksamkeit, die zu oft untergehen. Ich konnte mit der Protagonistin mitfühlen, verstand sie und ihre Angst, bewunderte ihre Entscheidung, Heimatland und Gewohnheiten zurückzulassen und zu leben.
Mit Aron treffen wir einen Menschen, der erst nach und nach interessanter wird, aber von Anfang an liebevoll und emphatisch wirkte – trotz eines offensichtlichen Geheimnisses. Sein Umfeld, seine Freunde, waren gut in den abwechslungsreichen Verlauf integriert, wenn auch Lilly, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird, als einzige wirklich Tiefe erhielt. Den vermeintlichen Plottwist habe ich bereits geahnt, als ich den Klappentext gelesen hatte. Dies tat der Story jedoch keinen Abbruch. Besonders schön fand ich die Kapitelüberschriften und Lucas Tagebuch, das einen Teil von ihm und der Situation, in der er sich befand, realistisch, bewegend aufgreift.

Kleine Kritikpunkte sind für mich das hin und wieder eher kindliche Verhalten von Lilly – und damit meine ich nicht ihre verträumte, neugierige Seite – und die doch recht rasche romantische Entwicklung.
Nichtsdestotrotz waren die wankenden Stimmungen, die unterschiedlichen Empfindungen spürbar, der Schmerz, der dem Geschehen zugrunde liegt, deutlich.

Ich bin sehr gespannt, wie Lillys und Arons Geschichte in „𝐒𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐋𝐢𝐤𝐞 𝐌𝐢𝐝𝐧𝐢𝐠𝐡𝐭 𝐒𝐮𝐧“ weitergeht.
Kann es Hoffnung für die beiden geben?

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Trotz etlicher Längen eine lesenswerte, nette Story.

London’s Lightness
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Ein Leben im Blitzlichtgewitter lässt nicht nur die glamourösen Seiten erstrahlen …

London Hyatt — ein IT-Girl, das vor allem durch (selbstschädigende) Eskapaden jeglicher Art einen festen Platz in den ...

Ein Leben im Blitzlichtgewitter lässt nicht nur die glamourösen Seiten erstrahlen …

London Hyatt — ein IT-Girl, das vor allem durch (selbstschädigende) Eskapaden jeglicher Art einen festen Platz in den Medien ihr Eigen nennen kann — will nichts anderes, als frei sein, ein normales Mädchen, dessen Fehler nicht in der Öffentlichkeit, bei der sie gemeinhin als psychisch labil gilt, ausgebreitet werden.

Um sich aus diesem Leben und den Fängen ihres narzisstischen, manipulativen Vaters, der die Presse zuletzt mit der gerichtlichen Entmündigung seiner Tochter angeheizt hat und fast jeden ihrer Schritte bewachen lässt, zu befreien, zieht sie eine Ehe mit Rico Ackles, dem gefeierten Star-Quarterback der Miami Dolphins, in Erwägung. Doch die Football-Fans sind von dieser Enthüllung alles andere als begeistert … Tanner Morrison soll die junge Frau, Tochter eines Mulit-Milliardärs, schützen. Und der heiße Bodyguard stellt eine ganz eigene Gefahr dar und bringt mit seinem Charme London aus dem Gleichgewicht und ihre Pläne ins Wanken …

Band eins der „Miami Memories“-Reihe wurde detailliert und modern geschrieben. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, was es leicht macht, sich in die Protagonisten, ihre Reaktionen einzufinden und sie kennenzulernen.

Londons Verhalten, das Aufbegehren gegen die stetige Kontrolle von Harry Hyatt, ihre Hoffnungen und Ziele kamen nachvollziehbar und, durch Einblicke in ihre Vergangenheit, in der es traumatische Ereignisse gab, mit deren Nachwirkungen sie noch immer kämpft, berührend zur Geltung.
Bis Tanner an Londons Seite tritt, hat sich kaum jemand die Mühe gemacht, hinter die Fassade des vermeintlichen Prinzesschens zu blicken. Mehr in ihr zu sehen als ein naives Dummchen. Dabei verbirgt sie eine strategische, intelligente Seite, ist bodenständig und besitzt den eisernen Willen, für sich, ihr Recht auf Selbstbestimmung zu kämpfen.
Tanner wirkte von Anfang an wie der verständnisvolle Typ-Mann, der sowohl eine beruhigende wie beschützende Funktion einnimmt und in seinen Beurteilungen stets versucht, objektiv zu bleiben. Sehr zum Missfallen von Londons Vater, der es gewohnt ist, dass alle nach seinen Wünschen agieren.
Hürden, Probleme und Konflikte stehen dem Sicherheitsexperten nicht nur mit seinem „Auftrag“ bevor, sondern auch mit seinem Auftraggeber ...

Ich fand es oft amüsant, die beiden Protagonisten, ob einzeln oder gemeinsam, zu erleben. Offenbarungen und Hintergründe über London und ihr bisheriges Leben treten ans Licht, die für Mitleid sorgen, für Verständnis. Auch Rico, die provokante Verlobung mit ihm und dessen Rolle in Londons Plan fand einen schlüssigen Platz innerhalb der Storyline, der es stellenweise an Ereignissen und Vorankommen fehlte.
Während wir in Miami, inmitten der High Society umherwandeln, treffen wir jedoch auf ausreichend eingebrachte Figuren, die zusätzlich zu den wechselnden Schauplätzen und der wankenden Gefühlslage hin und wieder Abwechslung und interessante Blickwinkel bringen. In dieser Bodyguard-Romance spricht die Autorin sensible Themen an, redet von Freiheit, Trauma und der Angst, zu vertrauen und zu verlieren. Zeigt zusätzlich realistisch die Schatten des Rampenlichts. Und was alles mit ausreichend Einfluss und Geld zu erwerben ist.

Trotz einiger Längen und ausschweifenden Monologen, einem zu perfekten und glatten Loveinterest empfand ich die romantische Entwicklung als ebenso authentisch wie die charakterliche. „London’s Lightness – Verlorene Träume“ hält Humor und Spaß bereit, einige Überraschungen und eine sanfte Liebe.
Ivy Andrews macht klar, dass niemand wirklich weiß, wer der Mensch auf der Titelseite ist.

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Nette Story.

No Romeo
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„No Romeo“ ist eine schöne Lovestory, die trotz Geheimnissen und Twists hauptsächlich zum Schwärmen und Schmunzeln verführt.
Die versprochenen Tropes schüren Erwartungen, die diese Geschichte nicht erfüllen ...

„No Romeo“ ist eine schöne Lovestory, die trotz Geheimnissen und Twists hauptsächlich zum Schwärmen und Schmunzeln verführt.
Die versprochenen Tropes schüren Erwartungen, die diese Geschichte nicht erfüllen kann.

Mit Beginn des Buches steht für Mila und ihre beste Freundin Sarah ein neuer Lebensabschnitt an. Gemeinsam ziehen sie an die Küste New Havens, um an der Yale University zu studieren, endlich College-Luft und den Duft von Freiheit, Unabhängigkeit zu schnuppern.
Von der ersten Seite an war die herzliche, innige Dynamik zwischen den Frauen, die trotz kleiner Unterschiede perfekt harmonieren, spürbar: während Sarah pure Lebensfreude und Euphorie zu sein scheint, selbstbewusst ist, ist Mila besonnen und ruhig, jedoch nicht weniger fröhlich. Das erste Aufeinandertreffen von Mila & Easton lässt nicht lange auf sich warten — und entspringt einer unglücklichen, leider nicht seltenen Situationen. Doch ab diesem Moment bekommt die Polizistentochter ihren attraktiven Retter nicht mehr aus dem Kopf.
Easton und seine Familie sind berüchtigt, seine unnahbare, oft kalte und harte Ausstrahlung verstärkt den Eindruck, dass sich Mila von ihm fern halten sollte. Sein widersprüchliches Verhalten macht es ihr nicht leicht, herauszufinden, was er will ... wer er ist ...

Dass Anja Tatlisu mit Worten umzugehen weiß, mit diesen bildliche Settings kreiert, Gefühlsregungen und Empfindungen so verpackt, dass sie zu Herzen gehen, und authentische Figuren zeichnet, ist bekannt. Und auch in ihrem aktuellen Roman gelang der Autorin all dies.
Wenn Mila und Sarah öfter auch wie Highschoolschülerinnen statt wie Studentinnen wirkten, war die häufig ausgelassene, offene Stimmung der beiden ansteckend — doch umso mehr Sarah ihrem Wunsch, einer Verbindung anzugehören, verfiel, umso deutlicher wurden die kleinen Risse, die sich in das Band ihrer Freundschaft schlängelten, bedrohlich knirschten und ungute Vorahnungen schürten.
Milas Besorgnis wenig zuträglich ist Easton, der ihr mit allen Mitteln zu zeigen versucht, dass sie nicht zu ihm, in seine Welt gehört. Denn seine Welt kann hart, grausam sein, hat dem Medizinstudenten schon zu viel genommen.

Den angeteaserten „Forbidden-Love“ Trope konnte ich in der gesamten Handlung zwar leider nicht ausmachen, dennoch stehen der äußerst unterhaltsamen Beziehung zwischen Mila und Easton einige Hindernisse und Ängste im Weg. Schade fand ich, dass hauptsächlich aus Milas Sicht erzählt wird und bis ungefähr zur Hälfte eine 0815-Story mit dem typischen Heiß-Kalt vorzufinden ist. Auch die ominöse studentische Verbindung nimmt während der gesamten Handlung nur eine oberflächliche Rolle ein, die sich erst gegen Ende entfaltet. Hingegen brachten romantische Szenen – wer nach einer perfekten Date-Inspiration sucht, sollte „No Romeo“ lesen! – zum Seufzen. Anja verzichtet darauf, ihre Story mit expliziten Szenen zu überhäufen, setzt die intimen, verruchten Augenblicke dennoch stimmungsvoll ein.
Auf den letzten Seiten nehmen Spannung und Tempo merklich zu, Ereignisse und Erkenntnisse häufen sich, Twists wenden das Blatt, bis am Ende ein rundes Finale wartet, welches es schwer macht, von den lieb gewonnenen Charakteren Abschied zu nehmen.

Trotz der kritischen Anmerkungen hält dieser Roman eine lesenswerte Geschichte bereit, die von Familie, Freundschaft und Zusammenhalt erzählt. Neben Romantik, Witz, einem wunderbaren Setting und vielfältigen, gut ausgearbeiteten Figuren finden sich eine Spicy-Note und ein Hauch Spannung.

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