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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2023

Wirklich filmreif

If we were a movie
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Nate ist gerade für sein aufregendes Musikstudium nach New York City gezogen, doch das Chaos verfolgt ihn. Seine Brüder zerstören aus Versehen seinen Laptop mit einem wichtigen Kursprojekt, was Nate dazu ...

Nate ist gerade für sein aufregendes Musikstudium nach New York City gezogen, doch das Chaos verfolgt ihn. Seine Brüder zerstören aus Versehen seinen Laptop mit einem wichtigen Kursprojekt, was Nate dazu veranlasst, nach einer Wohnung zu suchen - wodurch er von Filmstudentin Jordan erfährt, die er zunächst irrtümlicherweise für einen Jungen hält. Da Jordan eine beinahe perfekte Wohnung hat, die Nate einfach nicht ablehnen kann, wird er trotz allem zu Jordans Mitbewohner - sehr zum Unmut seiner Freundin.

Mit "If We Were a Movie" hat Kelly Oram eine tolle Geschichte über die erste Zeit an der Universität geschrieben, was man meiner Meinung nach sonst eher weniger im YA-Bereich findet. Viele behandelte Themen haben mich auch an meine Studienzeit erinnern lassen. So ist Nate hin- und hergerissen zwischen seiner Familie und seinem Freundeskreis in der Heimat und dem Drang, in der großen Stadt etwas Großes zu erreichen. Auch der innere Kampf zwischen einem inneren Wunsch, der vielleicht nicht in Erfüllung gehen wird, und dem Drang etwas "Ordentliches" zu lernen, ist sicherlich vielen bekannt und wurde hier wirklich richtig gut besprochen. Ich bin mir sicher, dass sich Jugendliche, die sich genau in dieser Lebensphase befinden, hier wiederfinden.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass durch Filmnerd Jordan immer wieder Parallelen zu Filmen aufgebaut werden, was oft witzig und clever ist, manchmal aber auch ein bisschen unbeholfen. Jedes Kapitel ist nach einem Film benannt, der dann auch aufgegriffen wird, was ich an manchen Stellen leider einfach ein bisschen aufgezwungen und im Dialog unnatürlich fand. Dieser Aspekt und der doch etwas klischeehafte und vielleicht sogar misogyne Umgang mit einer Figur sorgen bei mir für einen Stern Abzug.

Trotz allem haben wir es hier mit einem sehr schönen Jugendbuch zu tun, das mal ein bisschen aus den üblichen Strukturen ausbricht.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Zwischen Gestern und Heute

Die Sekunde zwischen dir und mir
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Nach längerer Trennung sind Jenn und Robbie endlich wieder ein Paar. Doch die kurze Phase der Glückseligkeit wird jäh unterbrochen, als die beiden in einen Autounfall geraten - da geschieht etwas höchst ...

Nach längerer Trennung sind Jenn und Robbie endlich wieder ein Paar. Doch die kurze Phase der Glückseligkeit wird jäh unterbrochen, als die beiden in einen Autounfall geraten - da geschieht etwas höchst Seltsames. Im Moment, bevor das Auto der beiden mit einem Lastwagen kollidiert, gerät Robbie in eine Art Nahtoderfahrung, in der er durch Jenns Erinnerungen reist. Dort sieht er nicht nur ihre Kindheit und erfährt, warum sie so ist, wie sie ist, sondern erlebt auch ihre Beziehung aus ihrer Perspektive und erkennt so auch seine Fehler. Nun muss er einen Weg finden, aus den Erinnerungen auszubrechen und vielleicht doch noch Jenns Leben zu retten.

Die Grundidee dieses Buches mit der Reise in die Erinnerungen eines anderen Menschen fand ich fantastisch. Sicherlich hatten wir alle schon Mal das Bedürfnis, in die Vergangenheit einer geliebten Person zu schauen, um zu erfahren, was sie geprägt hat. Gerade zu Anfang fand ich diese Idee jedoch gleichzeitig auch etwas gewöhnungsbedürftig im Schreibstil, da wir nicht chronologisch durch Jenns Erinnerungen reisen und manche Details sicher erst im Nachhinein an Bedeutung gewinnen. Außerdem gibt es mehrere Baustellen in ihrem Leben und ich verstand oft nicht sofort, wie die einzelnen Episoden miteinander in Zusammenhang stehen. Diese Kritik nahm jedoch im Laufe des Buches ab.

Was mich viel mehr gestört hat, waren die Figuren. Jenn und Robbie sind komplette Gegensätze und außerdem komplette Klischees. Ich habe ich sowieso nie verstanden a) warum sie überhaupt zusammenkommen ist und b) warum es mir wichtig sein sollte, dass sie wieder zusammenkommen. Tatsächlich hatte ich oft während des Lesens den Gedanken, dass sich die beiden vielleicht eher unabhängig voneinander professionelle Hilfe suchen sollten als "um ihre Liebe zu kämpfen".

Den Rest gab mir das Ende, bei dem die Auflösung einer zentralen Frage des Buches bei mir eher Verwirrung und Wut als die gewünschte Berührung und Trauer ausgelöst hat.

Schade, die Idee war wirklich mal etwas Neues, aber die Umsetzung ließ leider zu wünschen übrig.

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Veröffentlicht am 06.05.2023

Dieses Buch hat tatsächlich mal den Begriff Epos verdient

Hotel Shanghai
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Vicki Baum nimmt uns mit in das Shanghai der 30er-Jahre und zeigt uns durch die Augen von acht durchaus diverser Charaktere, wie das Leben, aber auch die Grausamkeit des Krieges in dieser Stadt zu dieser ...

Vicki Baum nimmt uns mit in das Shanghai der 30er-Jahre und zeigt uns durch die Augen von acht durchaus diverser Charaktere, wie das Leben, aber auch die Grausamkeit des Krieges in dieser Stadt zu dieser Zeit waren. In der ersten Hälfte des Buches lernen wir zunächst die acht Hauptcharaktere durch sehr detaillierte Biografien genauer kennen, bis sie sich alle in Shanghai treffen und sich die Handlung um die Eskalation des Chinesisch-Japanischen Konflikts entspannt.

Ich weiß, ich schmeiße in meinen Rezensionen oft mit dem Wort "Epos" um mich, oft an Stellen, wo ich es im Nachhinein nicht mehr wirklich angebracht finde - aber "Hotel Shanghai" hat diesen Titel wahrhaftig verdient. Auf knapp 750 Seiten lernen wir unterschiedlichste Figuren und vor allem die Stadt Shanghai der damaligen Zeit kennen. Vicki Baum malt ein unheimlich lebendiges Bild und man merkt, dass sie definitiv ihre Recherchen betrieben hat - was zu ihrer Zeit sicher nicht so einfach war, wie man es sich heute vorstellen würde. Hätte sie dieses Buch heute geschrieben, könnte man sicher darüber diskutieren, wie angebracht es ist, dass eine europäische Frau derartig über asiatische Geschichte und (teilweise) auch Figuren schreibt, andererseits hat das Buch so eine Diversität, die für Werke dieser Zeit sicherlich untypisch ist.

Leider fand ich mit meinen modernen Lesegewohnheiten, dass sich gerade die erste Hälfte des Buches unheimlich zog. Zwar finde ich die Idee der acht Biografien grundsätzlich genial, in der Umsetzung war es mir dann doch oft zu detailliert und es entstand das Problem, dass ich am Ende dieses Abschnitts gar nicht mehr wusste, wer die vorgestellten Charaktere zu Beginn des Buches waren. Zwar konnte mich die zweite Hälfte deutlich mehr überzeugen und auch Spannung aufbauen - vor allem das Ende hat mir extrem gut gefallen - jedoch stellte ich mir immer wieder die Frage, ob man das Buch nicht etwas kompakter und besser verdaulich hätte machen können, indem man die Biografien in die Handlung einbindet oder zumindest etwas komprimiert.

"Hotel Shanghai" ist definitiv nicht die einfachste Lektüre, aber literaturhistorisch sicherlich ein spannender und ziemlich einzigartiger Beitrag.

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Urlaub mit Katastrophe

Die spürst du nicht
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Die Wiener Familien Strobl-Marinek und Binder fahren zusammen in den Urlaub in die Toskana. Die 14-jährige Sophie Luise schafft es, ihre Eltern davon zu überzeugen, ihre Klassenkameradin Aayana mitzunehmen, ...

Die Wiener Familien Strobl-Marinek und Binder fahren zusammen in den Urlaub in die Toskana. Die 14-jährige Sophie Luise schafft es, ihre Eltern davon zu überzeugen, ihre Klassenkameradin Aayana mitzunehmen, die Flüchtling aus Somalia ist und in Italien das Schwimmen lernen soll. Doch gleich zu Beginn der Reise passiert eine unfassbare Katastrophe, die die Österreicher noch langfristig beschäftigen werden - ob sie es nun wollen oder nicht.

Dass in diesen knapp 300 Seiten so viel Power steckt, hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich habe meine Zusammenfassung (genau wie der offizielle Klappentext) kurz gehalten, denn obwohl man so vielleicht mit ganz anderen Erwartungen in das Buch hineingeht, ist es glaube ich ganz gut, wenn diese schon ziemlich früh über den Haufen geworfen werden.

Glattauer rollt die Flüchtlingsdebatte von einer extrem interessanten Perspektive auf und zeigt sehr eindrucksvoll, dass Großteile der Bevölkerung bei dieser sogenannten Krise das Wesentliche komplett aus den Augen verloren haben. Das vermittelt er vor allem durch die wunderbar überzeichneten Protagonisten und einen gelungenen Mix aus Schreibstilen und Texttypen, so wird die Handlung beispielsweise immer wieder mal durch Internetkommentare aufgelockert.

Besonders gelungen ist meiner Meinung nach der Einsatz von Humor in diesem Buch. Trotz der doch sehr ernsten Thematik wirkt dieser nie fehl am Platz, sondern zeigt auf bitterböse Art das heuchlerische und ignorante Verhalten vieler Westeuropäer auf.

Gerade das Ende ist durchaus harter Tobak, daher würde ich es nicht für diejenigen empfehlen, die etwas zartbesaiteter sind. Allen anderen kann ich es jedoch absolut ans Herz legen - dieses Buch werde ich so schnell nicht vergessen.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Der Spanier, der mich liebte

The American Roommate Experiment – Die große Liebe findet Platz in der kleinsten Wohnung
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Nachdem die Decke buchstäblich über ihr zusammengekracht ist, muss Rosie ihre New Yorker Wohnung verlassen und flüchtet kurzum in die Bleibe ihrer Freundin Lina, die gerade sowieso nicht da und ihr den ...

Nachdem die Decke buchstäblich über ihr zusammengekracht ist, muss Rosie ihre New Yorker Wohnung verlassen und flüchtet kurzum in die Bleibe ihrer Freundin Lina, die gerade sowieso nicht da und ihr den Schlüssel überlassen hat. Doof nur, dass zu Rosies Unwissen bereits Lucas temporär einquartiert ist, Linas Cousin aus Spanien, für den Rosie heimlich eine Schwämerei über Instagram entwickelt hat. Die beiden einigen sich nicht darauf, sich für die Zeit die Wohnung zu teilen, sie beschließen auch, sich auf "experimentelle Dates" zu begeben, um Rosie Inspirationen für ihren neuen Roman zu geben.

Ein Wort, das mir immer wieder beim Lesen einfiel, war der englische Begriff "horny". Natürlich ist es aktuell ein Trend, in erwachsenen Liebesromanen etwas expliziter zu werden, hier fand ich es aber sehr extrem. Die beiden sind wirklich unheimlich heiß aufeinander und selbst in den ungewöhnlichsten Situationen entstehen sexuelle Gefühle, die ich an mancher Stelle schon etwas absurd (aber ehrlich gesagt auch sehr unterhaltsam) fand. Andererseits fand ich die erotischen Szenen gerade gegen Ende eigentlich sehr gut geschrieben, aber ich denke, wer mit spicy Szenen grundsätzlich schon so seine Probleme hat, wird keine Freude mit dem Buch haben.

Auch wie die beiden grundsätzlich übereinander herschmachten, ist manchmal schon etwas lächerlich, aber ich bin ganz ehrlich - irgendwie fand ich das an den meisten Stellen schön zu lesen. Es werden hier sicherlich viele typische Tropen abgehakt und gerade der männliche Protagonist ist sicherlich so, wie sich viele Frauen den perfekten Mann vorstellen.

Ich denke, man darf hier nichts Revolutionär Neues erwarten, aber ich denke, wenn man sowieso Fan des Genres ist und sich ein bisschen auf Absurdität einstellt, wird man sicher viel Spaß mit dem Buch haben.

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