Cover-Bild Hotel Shanghai
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 736
  • Ersterscheinung: 15.02.2007
  • ISBN: 9783462039009
Vicki Baum

Hotel Shanghai

Roman

Ein tragisch-melancholischer Gesellschaftsroman über eine Stadt am Vorabend ihrer Bombardierung

»Hotel Shanghai«, erschienen 1939, gilt als »Meisterwerk der populären Literatur« und ist doch viel mehr: Die Geschichte von neun Menschen, die zu Beginn des chinesisch-japanischen Krieges aus den verschiedensten Teilen der Welt in einem Hotel zusammentreffen und am Ende durch eine Bombe getötet werden, ist ein Plädoyer für den Frieden und das Leben in seiner vielfältigen, hinreißenden Gestalt.

Vicki Baum schrieb von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre zahllose Bestseller und führte das Leben eines Weltstars. Zur Würdigung dieser außergewöhnlichen Schriftstellerin wurden ihre bekanntesten Romane neu aufgelegt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2023

Ein raffiniertes, stilistisch grandios gewebtes Geschichtennetz

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In „Hotel Shanghai“ entwirft Vicki Baum ein beeindruckend vielschichtiges Netz von Schicksalen, die nach und nach ineinandergreifen und auf ihr gemeinsames Verderben in der Schlacht um Shanghai zutaumeln. ...

In „Hotel Shanghai“ entwirft Vicki Baum ein beeindruckend vielschichtiges Netz von Schicksalen, die nach und nach ineinandergreifen und auf ihr gemeinsames Verderben in der Schlacht um Shanghai zutaumeln. In der ersten Hälfte lernen wir die Vorgeschichte der einzelnen Protagonisten kennen, nicht als unmittelbarer Zeuge der Handlung, sondern wie ein Leser eines Berichts. Es ist mutig, mehrere hundert Seiten auf diese Art – die leicht steril und leblos wirken könnte – und mit stetig wechselnden Schicksalen zu füllen, aber es funktioniert. Das liegt vor allem an Vicki Baums herrlichen Umgang mit Sprache und ihrem Talent für psychologisch feine Charakterentwicklung. Mühelos führt sie uns von China ins Deutsche Reich des späten 19. Jahrhunderts, bis zur Nazizeit und dem Exil, wechselt danach elegant ins Leben russischer Flüchtlinge nach der Revolution und zur englischen Aristokratie, bevor wir uns im Mittelklasse-Amerika finden und zurück nach Asien reisen. Wie die Autorin das jeweilige Umfeld, sowohl geographisch wie auch gesellschaftlich, einfangen kann, wie informations- und farbreich sie es jeweils darstellt, ist absolut bewunderungswürdig. Auch füllt sie die Lebensberichte trotz nüchterner Erzählweise mit so viel Gefühl und Bewegendem, daß ich sie größtenteils geradezu verschlungen habe.

Im zweiten Teil begegnen wir diesen sehr unterschiedlichen Protagonisten im Shanghai des Jahres 1937 und die Erzählweise wechselt vom Berichtartigen zum direkten Geschehen. Wir begleiten die Charaktere auf ihren jeweiligen Erlebnissen und finden auch hier wieder eine bemerkenswerte Vielfalt, während sich die einzelnen Wege immer mehr annähern. Nicht alles ist interessant, es gibt durchaus viele langatmige Passagen, in der Mitte des Buches verlor ich die Leselust vorübergehend, weil das Zusammenführen einiger Charaktere ohne wirkliche Substanz geschah und sich zäh hinzog. Auch gibt es viele trockene, geschichtsbuchartige Passagen, die so voller Informationen sind, daß man als Leser zu überwältigt ist, um diese vollends aufzunehmen, und die für einen Roman schlichtweg zu lang und sachlich sind. Zum Ende hin war ich von den Geschehnissen aber wieder gebannt und fand hier auch erneut die psychologische Finesse, die ich so genoss. Man weiß um den tragischen Ausgang der Geschichte, denn er wird schon am Anfang erwähnt, und so liest man atemlos, während das Grollen der Geschütze immer lauter, das Verhalten in Stadt und Hotel immer fiebriger wird. Das Ende wirkt dann gerade in seiner Knappheit fulminant. „Hotel Shanghai“ ist ein so reichhaltiges Panorama, wie man es wohl selten in einem Roman findet, so kunstvoll gewebt und erzählt, daß man voller Berührung und auch Bewunderung für eine solche schriftstellerische Leistung ist.

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Veröffentlicht am 06.05.2023

Dieses Buch hat tatsächlich mal den Begriff Epos verdient

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Vicki Baum nimmt uns mit in das Shanghai der 30er-Jahre und zeigt uns durch die Augen von acht durchaus diverser Charaktere, wie das Leben, aber auch die Grausamkeit des Krieges in dieser Stadt zu dieser ...

Vicki Baum nimmt uns mit in das Shanghai der 30er-Jahre und zeigt uns durch die Augen von acht durchaus diverser Charaktere, wie das Leben, aber auch die Grausamkeit des Krieges in dieser Stadt zu dieser Zeit waren. In der ersten Hälfte des Buches lernen wir zunächst die acht Hauptcharaktere durch sehr detaillierte Biografien genauer kennen, bis sie sich alle in Shanghai treffen und sich die Handlung um die Eskalation des Chinesisch-Japanischen Konflikts entspannt.

Ich weiß, ich schmeiße in meinen Rezensionen oft mit dem Wort "Epos" um mich, oft an Stellen, wo ich es im Nachhinein nicht mehr wirklich angebracht finde - aber "Hotel Shanghai" hat diesen Titel wahrhaftig verdient. Auf knapp 750 Seiten lernen wir unterschiedlichste Figuren und vor allem die Stadt Shanghai der damaligen Zeit kennen. Vicki Baum malt ein unheimlich lebendiges Bild und man merkt, dass sie definitiv ihre Recherchen betrieben hat - was zu ihrer Zeit sicher nicht so einfach war, wie man es sich heute vorstellen würde. Hätte sie dieses Buch heute geschrieben, könnte man sicher darüber diskutieren, wie angebracht es ist, dass eine europäische Frau derartig über asiatische Geschichte und (teilweise) auch Figuren schreibt, andererseits hat das Buch so eine Diversität, die für Werke dieser Zeit sicherlich untypisch ist.

Leider fand ich mit meinen modernen Lesegewohnheiten, dass sich gerade die erste Hälfte des Buches unheimlich zog. Zwar finde ich die Idee der acht Biografien grundsätzlich genial, in der Umsetzung war es mir dann doch oft zu detailliert und es entstand das Problem, dass ich am Ende dieses Abschnitts gar nicht mehr wusste, wer die vorgestellten Charaktere zu Beginn des Buches waren. Zwar konnte mich die zweite Hälfte deutlich mehr überzeugen und auch Spannung aufbauen - vor allem das Ende hat mir extrem gut gefallen - jedoch stellte ich mir immer wieder die Frage, ob man das Buch nicht etwas kompakter und besser verdaulich hätte machen können, indem man die Biografien in die Handlung einbindet oder zumindest etwas komprimiert.

"Hotel Shanghai" ist definitiv nicht die einfachste Lektüre, aber literaturhistorisch sicherlich ein spannender und ziemlich einzigartiger Beitrag.

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