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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2023

Interessante Gedanken zum Feminismus gestern und heute

Die Clique
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In "Die Clique" verfolgen wir acht junge Frauen, die im Jahr 1933 gemeinsam das New Yorker Vasser College abschließen. Die Geschichte beginnt mit der Hochzeit der ersten Frau aus der Clique, im Laufe des ...

In "Die Clique" verfolgen wir acht junge Frauen, die im Jahr 1933 gemeinsam das New Yorker Vasser College abschließen. Die Geschichte beginnt mit der Hochzeit der ersten Frau aus der Clique, im Laufe des Buches lernen wir sie alle besser kennen und erfahren, wie es ihnen in den folgenden sieben Jahren geht. Dabei werden eine Vielzahl von Themen angeschnitten, zum Beispiel Verhütung, die Rolle der Frau am Arbeitsplatz, Kindeserziehung, Sex und Politik.

Ich habe immer etwas Probleme, solche "Klassiker" zu bewerten, da ja irgendwie klar ist, dass ein 730 Seiten langes Buch aus den 60ern irgendwie nicht mehr so ganz den heutigen Lesegewohnheiten entspricht. So kam es immer wieder zu enorm langen Stellen, in denen Dinge übermäßig beschrieben wurden und ich manchmal auch echt Pause von dem Buch brauchte. Ich glaube jeder, der solche Bücher schon mal gelesen hat, weiß, was ich meine.

Trotzdem habe ich immer wieder extrem spannende Gedanken zum Feminismus damals lesen können, die mich über heutige Zustände haben nachdenken lassen. Gerade die Ausführungen zu Verhütung, die Beziehung zum Sex und Männer fand ich unheimlich interessant. Auch die Bedeutung des Buches sollte man in dem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen. Es wird deutlich, warum "Die Clique" oft als "erstes Chick Lit" bezeichnet wird, Einflüsse kann man heute noch z.B. in "Sex and the City" oder "Gilmore Girls" sehen.

Wer also Lust hat, in die Welt der Frauen der 30er-Jahre einzutauchen, wird hier eine Menge zu entdecken haben.

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Veröffentlicht am 01.01.2023

Einblick in die Geschichte einer ukrainischen Familie

Rote Sirenen
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In "Rote Sirenen" begleiten wir die Autorin Victoria Belim 2014 bei der Rückkehr in ihr Heimatland, der Ukraine, das sie im Alter von 11 Jahren erst für die USA und später für Belgien verlassen hat. Sie ...

In "Rote Sirenen" begleiten wir die Autorin Victoria Belim 2014 bei der Rückkehr in ihr Heimatland, der Ukraine, das sie im Alter von 11 Jahren erst für die USA und später für Belgien verlassen hat. Sie besucht ihre Großmutter auf dem Land und forscht dort in der Familiengeschichte, wobei sie auf ein paar sehr interessante Persönlichkeiten in der Vergangenheit trifft.

Ich finde, es gibt zwei Dinge, die man über das Buch im Vornherein wissen sollte: 1. Der Großteil des Buches wurde vor Putins Angriffskrieg 2022 geschrieben, daher geht die Haupthandlung nicht darauf ein, nur im Vorwort wird es kurz erwähnt. Zwar ist vieles immer noch aktuell - vielleicht sogar mehr als vorher, trotzdem denke ich, dass man mit dieser Erwartung an das Buch herangehen sollte.

2. Das Buch ist eine Übersetzung aus dem Englischen und meiner Meinung nach wird immer wieder deutlich, dass es sich vor allem an das amerikanische Publikum richtet. Ich komme aus Ostdeutschland und kenne daher einige Geschichten von Stasi und Sozialismus im Allgemeinen. Auch viele Aspekte der osteuropäischen Kultur, die in dem Buch als ungewöhnlich dargestellt werden, wirken auf viele deutsche Leser sicherlich unspektakulär und sind bekannt. So fand ich viele Geschichten, die über die sowjetische Geheimpolizei oder auch die postkommunistische Wirtschaft erzählt wurden, einfach nicht so spannend und neu, wie sie sicherlich rüberkommen sollten. Auf diese Weise zog sich gerade die Mitte des Buches für mich unheimlich und es kam doch große Langeweile zwischendurch auf.

Dafür muss ich jedoch den Anfang und das Ende lohnen. Es wurde eine sehr gute Brücke geschlagen, die gut illustrieren konnte, wie die "ukrainische Seele" aussieht und auch die schwierige und auch unterschiedliche Beziehung zu Russland wurde sehr gut dargestellt - hier stellt sich natürlich wieder eine gute Parallele zu heute auf.

Ich finde, wer das richtige Mindset für dieses Buch hat und sich vorher vielleicht noch nicht allzu intensiv mit Post-Ost-Geschichten auseinandergesetzt hat, wird hier sicher viele interessante Impulse finden.

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Veröffentlicht am 26.12.2022

Das Eintauchen in die Tonne

Auf der Tonnenseite des Lebens
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Als Merle über Joels Familie einzieht, ahnt er nicht, dass diese Bekanntschaft sein Leben verändern wird. Die Öko-Influencerin begeistert ihn bereits beim ersten Aufeinandertreffen und so lässt er sich ...

Als Merle über Joels Familie einzieht, ahnt er nicht, dass diese Bekanntschaft sein Leben verändern wird. Die Öko-Influencerin begeistert ihn bereits beim ersten Aufeinandertreffen und so lässt er sich schnell von ihr davon überzeugen, für ihren Blog zum Thema Containern zu recherchieren. Was für Joel zunächst ein etwas ekliges Projekt für Merle ist, wird für ihn schnell zur Herzenssache.

Für mich ist "Auf der Tonnenseite des Lebens" eine wunderbare Einführung für Jugendliche in ökologische und umweltschutztechnische Probleme. Wir begleiten Joel von Anfang an auf seiner "Container-Reise": Erst ist für ihn alles ziemlich eklig, dann ist er schockiert von dem Ausmaß der Lebensmittelverschwendung und dann setzt er sich gegen diese Praktik ein. Dabei lernen wir auch einige Nebencharaktere kennen, die die verschiedenen Motivationen hinter dem Containern sehr schön veranschaulichen.

Kritisch fand ich eigentlich nur eine Figur, die mir etwas zu sehr überzeichnet war. Zwar war diese Figur notwendig, um bestimmte Konflikte entstehen zu lassen, trotzdem denke ich, dass man das auch hätte schaffen können, ohne zu sehr in die Klischee-Kiste greifen zu müssen. Auch das Ende hätte man meiner Meinung nach noch etwas runder machen können.

Alles in allem ein ganz tolles Jugendbuch, das eine sehr gute, altersgerechte Einführung in das Thema Lebensmittelverschwendung gibt.

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Veröffentlicht am 24.12.2022

Was Liebe mit uns anstellt

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
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Harriet ist eine begabte Hochzeitsfotografin - und das obwohl sie sich selbst nicht in der Ehe sieht. Umso überraschter ist sie, als ihr Freund Jon ihr vor seiner Familie einen Antrag macht. Harriet ist ...

Harriet ist eine begabte Hochzeitsfotografin - und das obwohl sie sich selbst nicht in der Ehe sieht. Umso überraschter ist sie, als ihr Freund Jon ihr vor seiner Familie einen Antrag macht. Harriet ist gezwungen, ihre Beziehung mit Jon zu beenden und aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen. Was folgt ist eine Reise in Harriets Vergangenheit, die Wunden, die diese hinterlassen hat und wie sie wieder zu sich selbst findet.

Eine häufige Kritik, die ich zu diesem Buch lese, ist, dass es sehr anders ist als erwartet - und diese Kritik finde ich durchaus gerechtfertigt. Das Cover und der Klappentext lassen hier eine süße Liebesgeschichte erwarten, dabei spielt die eigentliche Romanze hier eine extrem untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es hier um das Verarbeiten von Traumata und das Entfliehen aus toxischen Beziehungen.

Ich finde, wenn man mit den richtigen Erwartungen an das Buch herangeht, hat man es hier mit einem richtig tollen Roman zu tun, der es schafft, das doch recht ernste Thema auf eine eher lockere Art und Weise zu behandeln, die aber nie wirklich deplatziert ist. Die Charaktere sind interessant und sympatisch, der Witz kommt nicht zu kurz und auch ein bisschen Spannung wird gegen Ende gut aufgebaut.

Ich hatte wirklich sehr viel Spaß beim Lesen und war positiv überrascht, wie sehr mir das Buch gefallen hat. Wer Lust auf einen Frauenroman hat, der ein bisschen mehr in die Tiefe geht, ohne total ernst zu werden, wird hier sicher seine Freude haben!

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Als die Frauen begannen, sich zu empanzipieren

Weil die Zukunft uns gehört
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Wir schreiben das Jahr 1919. Toni zieht vom bayerischen Land nach München, um ihr Medizinstudium zu beginnen - als eine der ersten Frauen. Unterschlupf findet sie in der Villa Libertas, einer Damenpension ...

Wir schreiben das Jahr 1919. Toni zieht vom bayerischen Land nach München, um ihr Medizinstudium zu beginnen - als eine der ersten Frauen. Unterschlupf findet sie in der Villa Libertas, einer Damenpension voller interessanter Frauen, die sich der gerade aufkeimenden Frauenrechtsbewegung zugehörig fühlen. Zusammen navigieren sie sich durch die patriarchische Zwischenkriegswelt und versuchen, positive Veränderungen zu bewirken.

Dieses Buch hatte so verdammt viele fantastische Denkanstöße zum Feminismus, die auch 100 Jahre später noch interessant sind. Wie war es, als eine der ersten Frauen Medizin zu studieren? Was hat der Einfluss von mehr Frauen in der Medizin gebracht? Kann ich als emanzipierte, feministische Frau mich nach einer Ehe sehnen? Bin ich eine schlechte Feministin, wenn ich mir wünsche Hausfrau zu sein und zurück in die Heimat zu ziehen? Auch eine Männerfigur, die mal Schwächen zeigen durfte, hat mir sehr gut gefallen.

Leider hat die Beschäftigung mit diesen Fragen ab der Hälfte des Buches doch stark abgenommen und ironischerweise standen dann doch immer mehr Männergeschichten im Vordergrund. Auch der Schreibstil konnte mich nie so wirklich überzeugen, er war oft doch recht bedeutungsschwanger und gegen Ende auch ziemlich kitschig. Das Erzähltempo ist ziemlich seltsam, manche Dinge werden über mehrere Seiten detailliert diskutiert, während andere Dinge plötzlich und ohne vernünftige Erklärung einfach passieren. Auch Figurenentwicklungen machen dadurch manchmal nicht so recht Sinn. Gelegentlich wird aus der Sicht einer anderen Figur geschrieben, die uns Lesern regelmäßig schockierende Wendungen vorwegnimmt, sodass eigentlich überhaupt keine Spannung mehr in der Haupthandlung vorhanden ist.

"Weil die Zukunft uns gehört" hatte so viel Potenzial, was es leider verschenkt hat. Meiner Ansicht nach hätte die Geschichte auch vollkommen ohne romantische Elemente auskommen können, dafür hätten wir dann mehr über die Frauenrechtsbewegung erfahren können, was ich persönlich sowieso viel interessanter finde.

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