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Veröffentlicht am 21.02.2017

Korruption, Kinderschändung und europäische Grenzen

Rain Dogs
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Eine junge Journalistin mit dem Namen Lily Bigelow findet der Hausmeister des Carrickfergus Castle eines Morgens im Hof der Burg. Zunächst sieht es nach Selbstmord aus, so dass die Journalistin von der ...

Eine junge Journalistin mit dem Namen Lily Bigelow findet der Hausmeister des Carrickfergus Castle eines Morgens im Hof der Burg. Zunächst sieht es nach Selbstmord aus, so dass die Journalistin von der Burgmauser in die Tiefe gestürzt ist. Einige Indizien deuten daraufhin. Als man aber später in ihren Unterlagen Aufzeichnungen findet, dass sie an einem brisanten Fall von sexuellem Missbrauch und Kinderschändung recherchierte, geht der Fall in eine andere Richtung. Sean Duffy und seine Kollegen McCrabban und Lawson müssen eine finnische Delegation befragen und fahren für diesen brisanten Fall bis nach Finnland, um an die Hintermänner zu kommen. Es stellt sich heraus, dass die finnische Wirtschaft die irische Politik erpressen will, wenn Sean Duffy nicht von dem Fall abzieht. Letztendlich liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft. Aber Sean Duffy lässt nicht locker und bekommt Unterstützung. Es wird ein hartnäckiger Fall.
Der nord-irische katholische Polizist Sean Duffy ist und bleibt raubeinig und zeigt seine humorvollen Momente auch bei seinem fünften Fall. Seine Schwäche für alkoholische Getränke und der kleine Konsum von Drogen erleichtern seinen Alltag im Polizeidienst. Ebenso sind seine täglichen – oft mehr als einmal am Tag - Unter-dem-Auto-Blicke allgegenwärtig. Denn in der Hoch-Zeit der IRA kann man jederzeit an jedem Ort mit einer Bombe rechnen. Privat sieht es bei Sean Duffy eher ruhig aus, nachdem gerade seine wesentlich jüngere Freundin Beth – sie studiert gerade – ihn verlassen hat, weil ihr eine Karriere derzeit wichtiger ist, anstatt zu Hause zu sitzen und Ehefrau und Mutter zu sein. Hintergründe zu dem Fall sind sehr interessant, weil sie über die nord-irischen, irischen und britischen Grenzen hinausgeht. Aber auch die Figuren in diesem Krimi geraten an ihre Grenzen, ob es nun die Polizei der RUC CID sind oder die angeblichen Täter sowie die zum Opfer werdenden Personen. Der Fall wirkt diesmal zäh, weil Sean Duffy und seinen beiden Kollegen McCrabban und Lawson immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, und Duffy einfach nicht locker lässt. Diese Umstände machen aber die Figur Sean Duffy und auch seine beiden Kollegen sehr sympathisch. Denn Sean Duffy will neben der Aufklärung auch Gerechtigkeit.
Mit Rain Dogs habe ich den dritten von fünf Sean-Duffy-Krimis gelesen, und sie gefallen mir immer wieder. Der 1980er Flair und die IRA-Konflikte spielen zwar mal mehr Mal weniger (Neben-)Schauplätze, aber man kann sich in die Zeit gut hineinversetzen, wenn man die 1980er Jahre miterlebt hat. Letztendlich würde ich auch ein sechstes und siebtes Buch der Sean-Duffy-Reihe lesen wollen, alleine schon wegen der privaten Entwicklungen von Sean Duffy, denn in diesem fünften Buch wird er vor neue Herausforderungen gestellt.

Veröffentlicht am 12.02.2017

Klinisch reine Opfer

Das Hospital
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Eine weibliche Wasserleiche wird in Berlin an der Spree gefunden. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass ihr die Lippen fehlen. Das Gesicht des Opfers ist entstellt, die Lippen wie herausgeschnitten. ...

Eine weibliche Wasserleiche wird in Berlin an der Spree gefunden. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass ihr die Lippen fehlen. Das Gesicht des Opfers ist entstellt, die Lippen wie herausgeschnitten. Zufällig war Benno in der Nähe, ein Freund von Albert, der wiederum der Freund von der TV-Journalistin Christine Lenève ist. Christine und Albert sind seit dem Ikarus-Fall, der sich vor einigen Monaten ereignete, ein Paar. Auch diesmal wollen beide den Mordfall parallel zu der Mordkommission aufklären. Doch Christine bevorzugt lieber alleine zu arbeiten, zumindest was die Zusammenarbeit mit Kommissar Tobias Dom betrifft. Allerdings entwickelt sich dieser Mordfall zu einer Serie, nachdem zwei weitere Frauen Opfer werden. Einer weiteren Frau fehlen die Augen. Als Nana Reinhardt ermordet aufgefunden wird, ist das Privatleben von Albert und Christine betroffen, denn Nana, Benno, ein weiterer Freund und Albert bildeten in der Vergangenheit eine professionelle Hackergruppe.
Mit „Das Hospital“ folgt nach „Federspiel“ der zweite spannende Thriller des Berliner Autors Oliver Ménard. Seine Hauptprotagonistin Christine Lenève – eine TV-Journalistin – gab in Federspiel bereits ihr Debüt. Man muss Federspiel nicht gelesen haben, um das Privatleben von Christine nachvollziehen zu können, aber der erste Thriller ist schon ein Muss, um einen ausgeklügelten Thriller kennenzulernen. In „Das Hospital“ spielen Opferrituale und Recherchefakten der Hauptprotagonistin und deren Begleiter Albert und Benno eine große Rolle. Diesmal spielt Polizeikommissar Tobias Dom eher eine Nebenrolle, was auf Christines eigensinnige Vorgehensweise zurückzuführen ist. Christine bleibt die resolute und nach vorne schauende Journalistin, wobei Albert teilweise durch seine Emotionen schwächer wirkt, und Konflikten aus dem Weg geht. In diesem Fall liebt der Täter die Ordnung und Präzision in seinem Vorhaben. Das Motiv bleibt lange Zeit nebulös und geheimnisvoll, was zur Spannung des Thrillers beiträgt. Letztendlich agieren in einem psychologischen Verwirrspiel abwechslungsreiche Charaktere mit Schwächen und Stärken, die teilweise hässliche Abgründe in ihren Biografien aufweisen.
Oliver Ménards Thriller können zu echten Konkurrenzbüchern von Sebastian Fitzek werden. Hinter unscheinbaren Buchcovern wie bei dem Thriller Federspiel können fulminante Geschichten mit abwechslungsreichen Charakteren, interessanten Fakten, mit Humor sowie Hochspannung pur beinhalten. Und man lernt einige neue Tatsachen kennen, von denen man vorher noch nichts gelesen oder gehört hat. Aber nicht nur seine Thriller sind unterhaltsam, sondern auch von ihm (intensiv) begleitete Leserunden, die man nicht missen möchte. Deshalb mein Appell an den Autor: bitte schreibe weiterhin so spannende und abwechslungsreiche Thriller.

Veröffentlicht am 03.02.2017

Ergreifende Familiengeschichte

Honigtot
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Felicity Benedict und ihre Eltern leben in den USA. Aber eigentlich stammt Felicitys Mutter Martha aus Deutschland. Als Felicity eine Reise nach Kabul unternehmen will, verschwindet ihre Mutter plötzlich ...

Felicity Benedict und ihre Eltern leben in den USA. Aber eigentlich stammt Felicitys Mutter Martha aus Deutschland. Als Felicity eine Reise nach Kabul unternehmen will, verschwindet ihre Mutter plötzlich nach Italien. Gerade ist die Großmutter Maria verstorben. Marias Tod scheint der Auslöser für Marthas plötzliche Reise nach Italien zu sein. Somit bricht Felicity ihre Reise nach Kabul ab, und reist ihrer Mutter nach Rom hinterher. Dort findet sie ihre Mutter und nach einigen Recherchen findet sie Pater Lukas, der den beiden von einem Brief erzählt und ihn für sie übersetzt. Diesen Brief schrieb Maria – Felicitys Großmutter an ihre Mutter. Der Brief erzählt aus der Vergangenheit von Marthas Mutter und Großeltern. Eigentlich hieß die Großmutter Deborah und nicht Maria. Des Weiteren erfahren die beiden Frauen eine erschreckende und schicksalhafte Familiengeschichte, letztendlich auch das Leben von Felicity beeinflusst.
Hanni Münzer beschreibt in ihrem ersten Roman das Leben von starken Frauen aus vier Generationen, wobei die Ur-Enkelin Felicity in der Gegenwart nur am Anfang und Ende des Romans eine Rolle spielt. Hauptsächlich steht Felicitys Großmutter Maria im Mittelpunkt. Nachdem die Autorin zu Beginn des Romans die Gegenwart erzählt, indem Felicitys Mutter Martha plötzlich von den USA – wo Felicity und ihre Eltern leben – nach Italien aufbricht, wird der Roman in einer Zeit erzählt, die man heute nicht mehr erleben möchte. Es sind die 1930er Jahre in Deutschland, A. Hitler kommt an die Macht und im Umfeld von Felicitys Ur-Großeltern passieren viele Ereignisse. Zunächst erfährt man über das glücklich verheiratete Ehepaar Elisabeth und Gustav, die zwei Kinder bekommen – die Tochter Deborah und den Sohn Wolfgang. Allerdings wirkt sich die Machtergreifung Hitlers auf die Familie aus, weil Gustav Jude ist. Gustav verschwindet eines Tages und seine Familie muss sich den Demütigungen und Schicksalen unterwerfen. Vor allem die Tochter Deborah – Felicitys Großmutter – leidet sehr unter den Kriegsjahren. Hanni Münzer konstruierte starke Figuren, die häufig nicht widersprüchlicher sein können. Gut und Böse stehen sich oft gegenüber. Man wünscht sich während des Lesens gerne Frieden, und dass sich diese Zeit in der Gegenwart sich nicht wiederholt. Die Geschichte selbst wird so authentisch erzählt, dass man glaubt, diese Familie existierte tatsächlich. Einzige schwäche dieses Romans waren die kleinen Ausschweifungen zu Beginn des Romans. Aber die beeindruckende fortlaufende Erzählung, die eine gewisse Spannung aufgebaut hat, konnte diese Schwäche abmildern.
Nach diesem Roman habe ich eine neue tolle Autorin entdeckt. Ihre kommenden Bücher möchte ich unbedingt lesen. Wer also Familiengeschichten mit historischen Hintergründen aus dem 20. Jahrhundert gerne liest, kann ich diesen Roman nur empfehlen. Ebenso bin ich auf ihre kommenden neuen Thriller neugierig, denn die Autorin wagt sich in ein für sie neues Genre.

Veröffentlicht am 22.01.2017

Raffiniert und psychologisch gut konstruiert

Das Paket
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Emma Stein wird mit einem Paket konfrontiert, dass ihr Postzusteller Salim für ihren bisher weniger bekannten Nachbar Anton Palandt bei ihr abgibt. Aufgrund von paranoiden Phasen gerät Emma in einen Sog ...

Emma Stein wird mit einem Paket konfrontiert, dass ihr Postzusteller Salim für ihren bisher weniger bekannten Nachbar Anton Palandt bei ihr abgibt. Aufgrund von paranoiden Phasen gerät Emma in einen Sog von aufeinanderfolgenden Ereignissen und Erinnerungen. In ihrer Kindheit verfolgten Emma bereits psychologische Phasen, die jetzt wieder zu Leben erweckt werden. Als Emma sich gezwungen fühlt, das Paket zu öffnen, findet sie einerseits Medikamente vor, und andererseits findet sie angeschnittene Haare vor. Außerdem schwebt Emma in einem Zustand wie nach einem sexuellen Missbrauch, denn sie bildet sich ein, dass sie in einem Hotelzimmer von einem angeblichen bisher unbekannten Friseur vergewaltigt wurde. Dieser Friseur ist anscheinend derjenige, der anderen Frauen und Emma die Haare abrasiert hat. Als dann bei Emmas Nachbarn Anton Palandt eine zerstückelte Frauenleiche in einer Biotonne im Gartenschuppen gefunden wird, gerät Emmas psychischer Zustand immer mehr ins Wanken.
Sebastian Fitzek mag es psychologisch und verwirrend. Allerdings waren die Ereignisse um der Figur Emma Stein sehr gehäuft am Anfang, so dass die späteren Wendungen erst in dem Thriller die Spannung gelöster und entspannter machten. Es liegt meines Erachtens an den Nebenschauplätzen, von denen ein oder zwei weniger die Geschichte ebenso unterhaltsam gestaltet hätten. Die Figur Emma Stein wirkte häufig authentisch, weil man ihr die paranoiden Phasen abnahm, weil man es in den Zusammenhang ihrer Kindheit und der imaginären Figur Arthur im Schrank abnimmt. Verwirrungen schafften die Figuren, die eher weniger Bedeutung letztendlich für Emma hatten. Letztendlich führten die nach und nach folgenden Auflösungen zu weniger Ungereimtheiten in der ganzen Geschichte. So gerne der Autor psychologisch experimentiert, so experimentiert mit der Leserschaft, indem er versucht, so gut wie möglich authentisch zu erzählen. In der Geschichte taucht ein Experiment auf, in dem drei Personen – u.a. Emma Stein - involviert sind, dennoch fragt man sich, ob dieses Experiment in der Psychologie angewendet wird beziehungsweise in der Wissenschaft positiven Einklang hätte.
Bislang habe ich noch nicht viele Thriller von Sebastian Fitzek gelesen. Deshalb habe ich noch keinen allzu großen Vergleich mit seinen anderen Büchern. Aufgrund der raffinierten psychologischen Vorgehensweise und Verwirrungen der überschlagenden Ereignisse wurde ich sehr gut unterhalten. Von daher bin ich schon sehr gespannt auf seinen nächsten Thriller.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Klasse Ermittlerteam in einem spannenden Thriller

Alleine bist du nie
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Zeitungsannoncen mit abgebildeten Frauengesichtern mutieren zu gefährlichen Taten. Ein Unbekannter beobachtet Frauen auf der Straße, in der U-Bahn und in Cafés. Zwei Frauen wurden bereits vergewaltigt. ...

Zeitungsannoncen mit abgebildeten Frauengesichtern mutieren zu gefährlichen Taten. Ein Unbekannter beobachtet Frauen auf der Straße, in der U-Bahn und in Cafés. Zwei Frauen wurden bereits vergewaltigt. Zu den Opfern gehört auch die alleinerziehende Zoe Walker. Zoe lebt nach ihrer Scheidung von Matt mit Simon zusammen, doch ihre mittlerweile erwachsenen Kinder Katie und Justin leben noch bei ihr. Justin litt unter der Scheidung, die mittlerweile einige Jahre zurückliegen. Dadurch geriet Justin auf die schiefe Bahn. In der Gegenwart konnte Justin sich rehabilitieren, so zumindest der Anschein. Katie erhält ein Theater-Arrangement bei einem kleinen Theater in London. Der ein paar Jahre ältere Regisseur Isaac stellt sie ein. Als Zoe mit den Kindern alleine lebte bevor sie Simon kennenlernte, musste sie für den Unterhalt sorgen. Deshalb betreute Zoes Nachbarin und Freundin Melissa ihre Kinder. Heute arbeitet Justin in einem von Melissas Cafés. Nachdem das Ermittlerteam von Kelly Swift und Nick Rampello von der Londoner Polizei nach dem unbekannten Täter sucht, gerät Zoe Walker ins Visier des Unbekannten. Zoe wird genauso verfolgt und beobachtet wie die anderen Frauen. Des Weiteren wirkt eines von Melissas Cafés verdächtig, weil von dort Geldtransfers über eine IP-Adresse fließen, mit der der Unbekannte seine mysteriöse Website anscheinend finanziert.
Mit diesem zweiten Thriller unterhält die britische Autorin Clare Mackintosh die Krimi- und Thriller-Leserschaft auf eine spannende und unterhaltsame Art und Weise. Kelly Swift steht anfangs als DI mehr im Mittelpunkt aufgrund ihrer Aufgabe bei der British Transport Police (BTP), bei der sie gerne weg möchte aufgrund eines Falles, der sie privat betrifft. Ihr Kollege Nick Rampello ist ein ebenbürtiger Partner, der zielstrebig die Aufklärung des Falles herangeht. Mit dem weiblichen Gespür Kellys ergänzen beide sich sehr gut. Ein souveränes Ermittlerteam, das bisher einen positiven Eindruck hinterlässt. Des Weiteren stehen hauptsächlich Frauen im Mittelpunkt dieses Thrillers – in erster Linie als Opfer. Die Männer an der Seite der Frauen geraten hin und wieder unter Verdacht und die Nutznießer der Zeitungsannoncen sind die bösen Buben. Allerdings bringt die Autorin eine spannende Wendung in die Geschichte, mit der man überhaupt nicht erahnt hat.
Dieser Thriller ist für mich eine positive Überraschung. Deshalb gehören Clare Mackintosh‘ Thriller nun zu meinem Favoriten unter den Thriller-Autorinnen. Spannen und unterhaltsam erzählt mit einem sympathischen Ermittlerteam. Allerdings wünsche ich mir mehr britisches Flair in den Geschichten, so dass mehr authentische Momente herüberkommen.

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