Rain Dogs ist der fünfte Fall des dickköpfigen Belfaster Ermittlers Sean Duffy- ein verdammtes Genie, so klug, so sardonish und, ja, so cool. Eine eigentlich simple Story ... macht Adrian McKinty zu der mitreißenden Odyssee, atemlose Spannung, knackige Dialoge, eine rasant-tödliche Handlung, bissiger Belfasthumor garantiert und als Sahnehäubchen Zeitgeschichte pur und ein brutaler Mord aus niedrigen Beweggründen. Duffy ist wieder im Einsatz, Illusionen hat er keine mehr und der prüfende Blick unter den Wagen gehört zu Sean Duffys Morgenritual, denn im Nordirlandkonflikt stehen Autobombenanschläge auf der Tagesordnung, und als katholischer Bulle ist er die perfekte Zielscheibe. Belfast befindet sich im Ausnahmezustand. Muhammad Ali, der Champ, kommt nach Belfast was die Hälfte der Einsatzkräfte des Reviers mit Beschlag belegt hatte, und in Carrickfergus hatte der Nordirland-Minister hochrangigen Besuchern die alte ICI-Fabrik in Kilroot gezeigt, in deren Hotel es einen Diebstahl gegeben hatte der keiner war, aber später noch eine wichtige Rolle spielt. Unruhen bekämpfen, Herzschmerz und Fälle aufklären, die aber nicht vor Gericht gebracht werden dürfen, darin ist Sean Duffy als katholischer Bulle in Nordirland inzwischen Spezialist. Die Journalistin Lily Bigelow wird im Hof von Carrickfergus Castle, wo sie sich allem Anschein nach über Nacht hat einschließen lassen, tot aufgefunden. Selbstmord, glaubt man, aber ein paar Dinge geben Sean Duffy zu denken, und er weigert sich, es dabei zu belassen. Duffy findet heraus, dass Bigelow an einer verheerenden Enthüllung in Sachen Korruption und Amtsmissbrauch innerhalb der höchsten Regierungskreise Großbritanniens und darüber hinaus gearbeitet hat. Und so sieht er sich mit zwei schwerwiegenden Problemen konfrontiert: Wer hat Lily Bigelow umgebracht? Und was wollte er oder sie damit vertuschen? Ein atemloses Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende alle ihren Frieden finden – und sei es im Tod. Nach den Worten des Autors ist dieser Roman eine erfundene Geschichte, in der einige Aspekte des Lebens in Nordirland in den Achtzigern erforscht werden, welche erst mehrere Jahrzehnte später an die Öffentlichkeit drangen. Zum Beispiel die Untersuchungen betreffend um einen angeblichen Pädophilenring, und der Skandal um einen angeblichen Prostitutionsring. Doch je mehr man liest kommt man zu dem Schluß wie wenig sich die Welt verändert hat und wie realistisch und aktuell diese Geschichte in der heutigen Gesellschafft present ist. Gewalt, Begierde und Vergeltung - es ist alles drin, eine Geisterbahnfahrt der besonderen Art, derb und impulsiv, unverschämt witzig, hart und blutig. Ein verdammt lässig erzählter Kriminalroman, rasantes Tempo, überzeugende Charaktere und klare, wie Diamanten geschliffene Dialoge und Action mit Tiefgang und bitterem Humor die wie Dynamit explodiert. Sehr spannend, sehr irisch, neblig und regnerisch. Mit total coolem Ermittler, der immer einen klugen Spruch auf den Lippen hat. Großartig. Ein außergewöhnlicher Thriller, ein Ereignis, extrem unterhaltsam, aber nichts für Zartbesaitete. Nordirland in den 80ern war die Hölle. Das bekommt man an der Seite von Duffy zu spüren. Dieses Buch ist genauso spannend und knallhart wie seine Vorgänger. Wie schon in den Vorgänger-Romanen ist einem Sergeant/Inspector Sean Duffy schnell sympathisch, man nimmt ihm den nonchalanten, trinkfesten Schnüffler, Klassikliebhaber und Bullen mit einem Näschen für falsche Fährten und der Hartnäckigkeit und Geduld einer Bulldogge jederzeit ab. Dieser neue, nervenaufreibende, dahin sich ziehende Fall bringt allerdings auch ihn an seine Grenzen und das etwas sehr schlichte beinahe nichtssagende Cover kann man dazu passend interpretieren als, "Einsamer Wolf, der manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht". Trotzdem sehr empfehlenswert. Es wäre schön, mehr von diesem katholischen Bullen oder wie man auf bayrisch sagen würde: "A Hund isser schon der Duffy", der auf einem Bechstein Liszts "La Campanella" und Rachmaninoffs "Prelude in g-Moll" perfekt spielen kann, zu lesen. Brillant!