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Veröffentlicht am 05.11.2017

Gelungener Abschluss mit viel Magie und Romantik

Sternenstaub
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"Sternenstaub" ist der dritte und somit der letzte Teil der Sternen-Trilogie, bei dem die sechs Wächter auf der Suche nach dem dritten Stern – dem Eisstern – sind und somit ihre Reise und ihren Krieg gegen ...

"Sternenstaub" ist der dritte und somit der letzte Teil der Sternen-Trilogie, bei dem die sechs Wächter auf der Suche nach dem dritten Stern – dem Eisstern – sind und somit ihre Reise und ihren Krieg gegen die Göttin Nerezza beenden. Nachdem ich Band eins und Band zwei so überzeugend und mitreißend fand und für mich auch die besten Nora Roberts Bücher in der letzten Zeit waren, war ich auf den Abschlussband mehr als gespannt.

Nachdem in "Sternenregen" der Zauberer Bran und die Seherin Sasha zueinander gefunden haben und "Sternenfunken" den Reisenden Sawyer und die Nixe Annika zusammengebracht hat, war es eigentlich nicht wirklich schwer, zu erraten, wer die Hauptrollen im dritten Band einnehmen wird: Die Wolfsfrau Riley und der Unsterbliche Doyle. Mit diesen beiden Figuren konnte ich zugegebenermaßen bisher am wenigstens anfangen, was nicht daran lag, dass sie mit ihren Fähigkeiten weniger wichtig oder weniger spektakulär wirkten, sondern, weil Doyle eher ein miesepetriger und pessimistischer Zeitgenosse ist und Riley mit ihrem Tatendrang und ihrer andauernden Ruhelosigkeit einem doch schon auf die Nerven fallen kann. Und auch wenn ich diese Ansätze, die ich aus den letzten beiden Büchern gewinnen konnte, auch diesmal in den Charakteren wiedererkennen konnte, hat es mich doch nicht ganz so gestört, wie ich erwartet hätte.

Gerade am Anfang hatte ich so meine Probleme, in das Buch richtig reinzukommen. Dadurch, dass Riley Archäologin ist und sie die Informationen für das weitere Abenteuer aus Büchern, Legenden und Geschichten nimmt, wirkten gerade die Szenen in der Bibliothek doch sehr langatmig und langweilig auf mich. Da mich die ersten beiden Bände aber doch so überzeugt hatten, habe ich durchgehalten und es hat sich gelohnt. Wie bereits zuvor stürzen sich die sechs in Kämpfe, in Abenteuer und zumindest Doyle muss sich seiner unangenehmen Vergangenheit stellen, was ihn traurig und verletzlich macht. Der Verlauf der Geschichte fand ich dabei sehr logisch aufgebaut und die kleinen emotionalen Momente des harten und unnahbaren Doyle haben mir sehr gut gefallen. An die liebevollen und erotischen Momente zwischen ihm und Riley musste ich mich zwar erst noch gewöhnen (für mich persönlich haben die beiden am Anfang nicht wirklich zusammengepasst), was mir aber im Laufe des Buches doch mühelos gelungen ist.

Auch das Ende der Trilogie finde ich gelungen und schön sowie spannend aufgebaut. Typisch für Nora Roberts bekommen all ihre Charaktere ein Happy End, was schon schwer in Kitsch und Klischees übergeht, für mich aber einfach zu einem Buch der Autorin dazu gehört. Schließlich haben sie alle mehrfach ihr Leben bei dieser Reise und ihren Abenteuern riskiert. Weshalb es mich noch mehr gefreut hat, dass es am Ende allen gut geht, alle ihr Glück gefunden haben und zu einer eingeschworenen Familie geworden sind.

Wie oben beschrieben hatte ich anfangs meine Probleme mit den Charakteren. Riley ist als Wolfsfrau zwar ein sehr interessanter und ausbaufähiger Charakter, aber die Autorin legt in "Sternenstaub" den Fokus mehr auf ihre Berufung als Informationssammlerin und Archäologin. Das fand ich zwar ein bisschen schade, da sie aber diejenige ist, die auch in den Büchern zuvor, die Geschichte immer wieder mit ihren Einfällen und Strategien vorangetrieben hat, hatte ich das schon erwartet. Obwohl sie einige Verletzungen davonträgt, ist sie weiterhin die starke und taffe Frau, die mit ihren Verbindungen glänzt und mehrfach wie das Oberhaupt des Trupps wirkt.

Doyle ist aufgrund seiner Unsterblichkeit der für mich am wenigsten spannende Charakter (zumindest an seiner Fähigkeit gemessen), aber die Autorin hat es geschafft, dass er mich einnehmen konnte. Er hat mich im Laufe der Geschichte zunehmend an Daryl aus "The Walking Dead" erinnert, der mit seiner verschlossenen, sturen, aber cleveren Art seine Leute beschützt und sie niemals im Stich lässt. Vielleicht ist der Vergleich mit einer Figur aus dieser Erfolgsserie zu weit hergeholt, aber ganz ehrlich: ein miesepetriger, unnahbarer Kerl auf einem Motorrad, der unerbittlich für seinen Trupp kämpft ... da musste ich einfach sofort ein Daryl denken.

Zusätzlich zu den beiden Hauptprotagonisten brillieren auch die anderen Charaktere wie immer. Alle Figuren entwickeln sich, bleiben im Großen und Ganzen aber noch die gleichen, so dass man sofort wieder eine Verbindung zu ihnen aufnehmen kann, wenn man (so wie ich), ein paar Monate hat ins Land gehen lassen, bevor man den nächsten Teil liest. Ich liebe die Zusammenarbeit der sechs, wie sie füreinander einstehen, sich keiner wichtiger sieht, als der andere und sich alle auf einander verlassen können. Einer für alle, alle für einen.

Auch den Schreibstil fand ich wieder mal überzeugend. Ich bin in eineinhalb Tagen durch das Buch geflogen, weil ich einfach wissen wollte, ob die Gruppe sich gegen Nerezza durchsetzen und den Stern finden kann. Nora Roberts Sprache finde ich immer wieder sehr einnehmend und ausgesprochen bildlich, was mich sowohl in ihren Liebes- und Fantasyromanen, als auch in ihren Krimis immer wieder überzeugt. Ich bin gespannt, wann die nächste Trilogie der Autorin erscheinen wird.

Fazit
"Sternestaub" ist wieder einmal ein tolles Buch der Bestseller-Autorin, der mit einigen waghalsigen Abenteuern und dem Krieg gegen Nerezza glänzt. Obwohl ich mit den beiden Hauptprotagonisten vor dem Buch nicht viel anfangen konnte und obwohl ich sehr schwer in das Werk gestartet bin, bin ich doch sehr gut mit ihnen zurechtgekommen und habe mich von der Geschichte mitreißen lassen. "Sternenstaub" bietet damit den perfekten Abschlussband und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die Magie und Romantik lieben.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Eine sehr schöne Geschichte.

Mika & Liz
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"Mika & Liz – Verlier dein Herz" ist mein zweiter Roman der Autorin Nicole Obermeier. Nachdem mich ihre erste Geschichte schon überzeugt hatte ("Ben & Judy"), war ich natürlich mehr als gespannt auf ihr ...

"Mika & Liz – Verlier dein Herz" ist mein zweiter Roman der Autorin Nicole Obermeier. Nachdem mich ihre erste Geschichte schon überzeugt hatte ("Ben & Judy"), war ich natürlich mehr als gespannt auf ihr neues Liebespaar: Mika und Liz.

Der VW-Bus auf dem Cover ließ mich, auch ohne das Lesen des Klappentextes, schon erahnen, was der Hauptinhalt des Buches sein wird. Und ich hatte Recht: ein Roadtrip. Die Idee an sich fand ich sehr gut umgesetzt. Zum einen, weil ich Geschichten über Roadtrips schlichtweg liebe (was gibt es denn schöneres, als sich ins Auto zu setzen und einfach loszufahren?), zum anderen, weil sich die beiden Hauptcharaktere in dieser Geschichte einfach wunderbar ergänzen: Liz, deren Leben in Scherben liegt und ihrer Welt entfliehen möchte und Mika, der genau das hinter sich gelassen hat und nach Hause zurückkehren möchte – nach Hause nach Schweden.

Auch wenn ich die abwechslungsreiche, süße Geschichte sehr mochte, hat es meiner Meinung nach zu lange gedauert, bis eben jener Roadtrip wirklich losgeht. Natürlich war mir klar, dass man als Leser erstmal in Liz' Leben eingeführt werden muss, ihren Schmerz erlebt und die Motivation, die sie dazu bringt, zu flüchten. Mir hat die Darstellung dessen auch sehr gut gefallen, denn in Liz' Leben geht ziemlich viel auf einmal schief: sie verliert erst ihren Job, dann ihren Freund, ihre beste Freundin und schließlich auch ihre Wohnung. Sie steht vor dem Nichts und das macht ihr ziemlich viel Angst. Dazu streitet sie sich noch mit ihren Eltern und eine ihrer Bezugspersonen – die Haushälterin – ist auf Reisen.

Ein bisschen "geärgert" hat mich jedoch, dass ich die ersten 20% des Buches nicht wirklich mehr erfahren habe, als das, was sowieso schon im Klappentext steht. Meiner Meinung nach hat dieser viel zu viel vorweggenommen und ließ die ersten Seiten auch sehr nichtssagend erscheinen. Ich habe nämlich die ganze Zeit darauf gewartet, dass Liz von ihrem Freund betrogen wird. Außerdem wusste ich auch, dass es ihre Freundin ist, die Liz hintergeht, was im Laufe der Geschichte wohl eher ein Geheimnis bleiben sollte. Schade.

Die restlichen 80% haben mich dann allerdings überzeugt. Denn die Geschichte von Mika und Liz ist wirklich sehr schön. Dabei hat mir nicht nur die Schilderungen des Roadtrips an sich gefallen, sondern auch der Umgang der beiden, wie sie sich langsam ineinander verblieben, einander näher kennen lernen, wie sie mit Problemen und Dramen umgehen und wie sie natürlich auch am Ende irgendwie wieder zusammenfinden. Mich konnte nicht nur die Entwicklung dessen überzeugen, sondern auch die Charaktere, die einfach hundert prozentig in diese Geschichte hineingepasst haben.

Auch dieses Mal gibt es einen bunten Mix an Figuren. Die, die man lieb haben muss, die, die man am liebsten beschützen würde und die, die sich einfach gründlich daneben benehmen und die man am liebsten einfach schütteln würde. Mir gefiel diese Mischung an Figur-Typen sehr gut, denn so wurde neben der Liebesgeschichte auch einiges an Drama und Problemen hervorgehoben.

Wie auch bei ihrem letzten Buch fand ich Nicole Obermeiers Schreibstil sehr schön. Ich konnte mit den Charakteren mitfühlen und habe mich mit Leichtigkeit in den Plot hineinziehen lassen. Sie ist definitiv eine Autorin, die es schafft, dass man die Zeit um sich herum mühelos vergisst.

Fazit
"Mika & Liz" ist eine tolle Liebesgeschichte, die so einiges an Gefühlschaos für den Leser bereithält. Obwohl ich auch "Ben & Judy" absolut toll fand, konnten mich Mika und Liz mit ihrer Geschichte und der übertragenen Atmosphäre – trotz gleicher Bewertung – noch mehr von der Autorin überzeugen. Vielleicht gibt es ja schon bald einen dritten Teil?

Veröffentlicht am 04.11.2017

Junktown

Junktown
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"Junktown" war vom Klappentext her ein Buch, das mir einfach hätte gefallen müssen. Ich mag den Gedanken einer zukünftigen, dystopischen Welt sehr gerne, lasse mich auch gerne von verschiedenen Autoren ...

"Junktown" war vom Klappentext her ein Buch, das mir einfach hätte gefallen müssen. Ich mag den Gedanken einer zukünftigen, dystopischen Welt sehr gerne, lasse mich auch gerne von verschiedenen Autoren auf ihre kreative Reise mitnehmen und bin doch jedes Mal überrascht, welche Wege dort eingeschlagen werden und wie erschreckend sich eine Welt entwickeln kann. "Junktown" hat mir da einiges versprochen. Vieles davon konnte das Buch halten, einiges hat mich aber auch enttäuscht.

Denn genau das ist der Punkt. Mir fällt es unglaublich schwer, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben, denn ich habe beim Lesen zwischen purer Faszination und unbefriedigender Ernüchterung geschwankt. Zur Faszination selbst beigetragen hat auf jeden Fall diese Konum-Welt an sich. Das Setting war großes Kino. Einerseits ist es sehr schön ausgearbeitet, es klang von vorne bis hinten gut durchdacht und logisch aufgebaut und eine Konsumgesellschaft, in der Abstinenz Hochverrat ist und es normal ist, die Frage zu stellen, mit welcher Droge man sein Getränk serviert bekommen möchte, ist ein eigentlich ein Selbstläufer in Sachen atemberaubendes Feeling und grenzloser Begeisterung.

Aber andererseits hatte ich auch sehr oft das Gefühl, dass Matthias Oden sich die Welt in seiner Fantasie und in seinem Kopf gut zurechtgelegt, an alles gedacht und vieles davon für den Leser aufgeschrieben hat, aber auch nicht wirklich vermitteln konnte, was genau er damit meinte. Ich habe sehr lange gebraucht, um zu verstehen, was die verschiedenen dystopischen Elemente in dieser Welt sind, wer dort etwas zu sagen hat, was aus dem alten System geworden ist und was daraus übernommen wurde. Ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie ich mir eine Brutmutter real vorstellen sollte, was der "Goldene Schuss" überhaupt bedeutet und wie sich diese neue Welt überhaupt revolutionieren konnte. Und weil ich eben genau damit so meine Probleme hatte, konnte sich in meinen Gedanken kein wirkliches Kopfkino entwickeln, ich konnte mich nicht in die Geschichte fallen lassen und hatte irgendwie immer das Gefühl nur am Rand zu stehen, statt mittendrin zu sein.

Zugegebenermaßen muss ich an dieser Stelle hinzufügen, dass ich bestimmt einiges leichter verstanden hätte, wenn ich gewusst hätte, dass das Buch im Anhang ein Abkürzungsverzeichnis enthält. Aber erstens vertrete ich die Meinung, dass ein Buch kein Abkürzungsverzeichnis haben sollte, denn der Autor sollte in der Lage sein, seine selbst erfundenen Inhalte und Zusammenhänge auch innerhalb seines Textes erklären zu können. Und zweitens bin ich mir nicht sicher, ob es mir wirklich weitergeholfen hätte. Denn ich wollte zum besseren Verständnis nicht unbedingt eine Begriffserklärung, sondern eine ausführliche Beschreibung. Eine Beschreibung eines Autors, der seinen Leser in allen Einzelheiten und Details erklärt, wie sein eigenes Kopfkino aussieht. So dass es dem Leser letztlich auch leichter fällt, seinen Ausführungen zu folgen und sein eigenes Kino zu erzeugen. Als Tipp kann ich euch trotzdem an dieser Stelle mitgeben, das Inhaltsverzeichnis (und das Abkürzungsverzeichnis) zu durchforsten. Das Inhaltsverzeichnis als solches überspringe ich eigentlich so gut wie immer, um mich von eventuellen Kapitelüberschriften oder Seitenzahlen (die das Ende eines Kapitels angeben) nicht spoilern oder beeinflussen zu lassen. Das war wohl in diesem Fall ein Fail meinerseits.

Die Charaktere haben mich aus dieser zeitweisen Frustration wieder rausgeholt. Sowohl Solomon Cain, als auch seine menschlichen Kollegen und die Tatverdächtigen bzw. Zeugen sind im Gegensatz zum Setting sehr stark gezeichnet und wirkten auch sehr authentisch in dieser Konsumgesellschaft. Cain ist ein cleverer Polizist, der seine Kollegen mit seinem unüblichen Verhalten öfters mal überrascht, aber trotzdem sehr beliebt zu sein scheint. Seine persönliche Verganegnheit und sein gegenwärtiges Auftreten fand ich jedoch sehr überzeugend und es hat mir auch Spaß gemacht, seinen Gedanken und Schlussfolgerungen zu folgen. Trotzdem hätte ich mir, gerade gegen Ende, von ihm eine stärkere Positionierung in eine gewisse Richtung gewünscht. Ausführen möchte ich das jetzt nicht weiter, um für den unwissenden Leser eventuelle Spoiler zu vermeiden und euch Entscheidungen am Ende nicht vorwegzunehmen.

Auch wenn ich mich ein bisschen durch die Welt und den Fall gequält habe, muss ich sagen, dass der Schluss und vor allem der letzte Satz meine persönliche Vorliebe für Roman-Enden mehr als getroffen hat und ich ihn daher schlicht als bombastisch bewerte. Ich mag es ja sehr gerne, wenn eine Geschichte mit einem Knall endet, wenn sich nicht alles so langsam ausläuft und schleppend zu einem Ende findet, sondern, wenn ich überrascht werde. Wenn ich ein Buch zuklappe und denke: "Wow, was war das denn?". Ich hatte mit dieser Entwicklung auch nicht wirklich gerechnet, was bei mir einen positiven Eindruck hinterlässt. Gerade die letzten 50 Seiten werden nochmal richtig spannend und lassen die Geschichte auch nochmal in einem anderen Licht erscheinen.

Der Schreibstil des Autors war in Ordnung. Sicher gab es einige Stellen, die richtig spannend erzählt waren und auch den Fall fand ich gut aufbereitet und erklärt, aber für mich persönlich war es in der Konsequenz, gerade im Hinblick auf das World-Building, ein bisschen zu wenig. Das Buch an sich verliert an Charme und an Überzeugung, wenn man nicht richtig folgen kann, wenn man sich Sachverhalte, Orte und verschiedene Inhalte nicht wirklich vorstellen kann. Trotzdem werde ich sicher wieder zu Büchern des Autors greifen, denn seine kreativen Gedanken und seine Ideen sind wirklich schwer zu toppen.

Fazit
"Junktown" bietet eine Fülle an Plotidee, kreativer Basis und grenzenlosem Potential, das für mich aber leider bei der Umsetzung nicht wirklich ausgeschöpft werden konnte. Ansatzweise habe ich mich in dieser Welt, mit diesen Charakteren sehr wohl gefühlt. Ich hatte aber auch Schwierigkeiten, mir Passagen und Inhalte bildlich vorzustellen, was dazu geführt hat, dass der Charme verloren ging und die Geschichte ein bisschen schleppend wirkte. Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Roman des Autors, weil er mich mit seiner Grundidee mehr als überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Solide Geschichte mit leichten Schwächen

Die Schule der Nacht
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"Die Schule der Nacht" lag zugegebenermaßen schon seit Ewigkeiten auf meinem SuB, aber ich wusste auch im Vorhinein schon, dass es ein Buch sein wird, was es mir nicht ganz einfach macht. Die Thematik, ...

"Die Schule der Nacht" lag zugegebenermaßen schon seit Ewigkeiten auf meinem SuB, aber ich wusste auch im Vorhinein schon, dass es ein Buch sein wird, was es mir nicht ganz einfach macht. Die Thematik, die im Klappentext aufgegriffen wird, fand ich super spannend, aber ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass es schwierig werden würde, den Plot meinen Erwartungen entsprechend umzusetzen. Jetzt, im Nachhinein, kann ich allerdings sagen, dass die Autorin es besser gemacht hat, als ich gedacht hätte.

Vorab war es für mich allerdings sehr schwer, dieses Buch genretypisch einzuordnen. Amazon kategorisiert zuerst nach Fantasy, dann nach Gegenwartsliteratur, in manchen Rezensionen habe ich auch von Erwartungen eines Jugendbuches gelesen, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Im Großen und Ganzen ist "Die Schule der Nacht" ein Gegenwartsroman mit leichten, sehr leichten, Mystery- bzw. Fantasy-Elementen. 80 zu 20 Prozent würde ich sagen. Schlimm fand ich das allerdings nicht, denn das hat der düsteren Stimmung in diesem Buch definitiv keinen Abbruch getan. Die Atmosphäre, die die Autorin dort erschaffen hat, fand ich wahnsinnig gut umgesetzt und verschiedenen Szenen haben bei mir schon ein bisschen Bauchkribbeln ausgelöst, beispielsweise der Tod einer Studentin, der Einbruch in die Bibliothek, der Überfall auf Cassie. Aber ich muss dazu sagen, dass ich drei Viertel dieses Buches auch nachts gelesen habe und dann auch ein bisschen anfälliger bin für düstere und gruselige Stimmung.

Auch den Einstieg in die Geschichte empfand ich definitiv als gelungen. Ich bin gut mit Cassie in die Welt von Oxford gestartet und war froh, mich erst dort ein wenig zurechtfinden zu können und Bräuche und Traditionen kennenzulernen, bevor der eigentliche Plot beginnt. Allerdings war ich ein bisschen enttäuscht, dass es relativ lange braucht, bis wirklich Tempo in die Geschichte komme, bis Spannungselemente platziert werden und man von den Geschehnissen mitgerissen wird. Es passieren zwar schon einige Sachen, auch welche, die für die Geschichte maßgeblich sind und Auswirkungen haben, aber die Erzählung wirkt durch das fehlende Tempo bzw. durch das extreme Abflachen des Tempos nach Spannungsmomenten viel langatmiger, als sie eigentlich ist, was ich wirklich schade fand.

Gegen Ende wurde es meiner Meinung nach nochmal richtig spannend, vor allem dann, wenn die Mystery- bzw. Fantasy-Elemente eine Rolle spielen. Allerdings ist mein größter Kritikpunkt die Auflösung der Thematik. Es wird seitenlang auf die Verschwörung und auf deren Auflösung bzw. Vernichtung hingearbeitet und am Schluss ist alles so mir nichts, dir nichts einfach abgehakt. Mir persönlich war das ein bisschen zu flott, ein bisschen zu unspektakulär und ein bisschen zu wenig. Mir hat da das besondere und atemberaubende gefehlt. Ich denke, da hätte man mehr draus machen können.

Cassie, als Hauptprotagonistin, fand ich toll. Sie hat einige Startschwierigkeiten, das eigentliche Studium und die Suche nach der Wahrheit unter einen Hut zu bekommen, dazu werden ihr dauernd von anderen Kommilitonen oder Dozenten Steine in den Weg gelegt, aber sie gibt nicht auf und lässt sich zu keiner Zeit wirklich unterkriegen. Sie ist ein starker Charakter, nicht nur von ihren Eigenschaften her, sondern auch, wie die Autorin sie ausgearbeitet hat. Sie hat definitiv Schwächen, aber keine, die mich während des Lesens besonders genervt haben, und sie hat Stärken, die sich nicht unglaubwürdig in den Vordergrund gedrängt haben. Sie hat Ecken und Kanten und wirkt dadurch wie eine realitätsnahe Studentin, die die Vergangenheit ihrer Mutter erforschen möchte und so auf einige Geheimnisse stößt, die sie nie hätte erfahren sollen.

Evie, Hugo, Charlie, Olivia, Tremain und die anderen alle fand ich genauso toll in die Geschichte integriert. Sie lenken den Leser von kleinen Fehlern in der Geschichte ab, geben hier und da falsche Signale und haben mich doch manchmal sehr verwirrt, aber auf eine gute Weise, falls es so etwas gibt. Sie tragen in ihrer eigenen Art und Weise zur Geschichte und zu deren Fortgang bei und treten dabei genauso überzeugend auf wie Cassie. Ein bisschen schade fand ich die Andeutung einer Liebesgeschichte. Ich finde, die Geschichte hätte auch ohne dies bestehen können. Auch die Ablenkung, die deswegen durch Hugo und Charlie erzeugt wurden, hätte nicht sein müssen. Da hätte ich mir eher gewünscht, man hätte das ganz außen vorgelassen oder aber tiefgründiger ausgearbeitet.

Den Schreibstil der Autorin fand ich gut. Ich bin zwar nicht ganz so durch die Story geflutscht, wie ich es mir gewünscht hätte, ich kann allerdings auch gerade nicht benennen, woran das gelegen hat. Die Sprache hat mir nämlich gut gefallen; ich hatte keine Probleme damit und wurde auch nicht in meinem Lesefluss unterbrochen. Die Beschreibungen waren schön und ausschweifend und ich habe mich sehr wohl am Raleigh College gefühlt.

Fazit
Im Großen und Ganzen hat mir "Die Schule der Nacht" gut gefallen. Allerdings haben mich die teilweise auftretende Langatmigkeit und die nachlässig "ausgearbeitete" Liebesgeschichte gestört und somit den Gesamteindruck von Ann A. McDonalds Werk ein bisschen gemindert. Dagegen konnte die Protagonisten, die Atmosphäre und der Schreibstil punkten und werden mich sicher wieder zu einem Werk der Autorin greifen lassen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Mehr Fokus auf das Thema hätte mir besser gefallen

Dolce vita für Fortgeschrittene
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"Dolce Vita für Fortgeschrittene" ist vor ein paar Monaten bei mir eingetrudelt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Der Klappentext klang wunderbar und interessant, das italienische Feeling mag ich ja ...

"Dolce Vita für Fortgeschrittene" ist vor ein paar Monaten bei mir eingetrudelt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Der Klappentext klang wunderbar und interessant, das italienische Feeling mag ich ja auch sehr gerne und gerade die Plotidee, nämlich die Gründung einer Agentur, die sich vorwiegend mit italienischen Klischees beschäftigt, hat mich sehr fasziniert. Wer kennt das nicht: Anderes Land, andere Sitten und zusätzlich auch andere Klischees. Die Deutschen mit ihren Socken in den Sandalen, die immer diszipliniert abends ihre Arbeit mit nach Hause nehmen und dabei am besten noch ein Maß Bier trinken. So kämpft jedes Land mit Vorurteilen und Klischees, die Dori Mellina in ihrem Buch – bezogen auf Italien – in einer humorvollen Art und Weise widerlegt bzw. widerlegen möchte.

Im Großen und Ganzen hat mir "Dolce Vita für Fortgeschrittene" gut gefallen. Die Idee, dass die italienische Laura, die in Deutschland lebt, die Klischees der Deutschen über die Italiener erläutert und klarstellt, fand ich wirklich toll. Vor allem, weil sie damit nicht nur betont, dass man nicht alles, was man über ein anderes Land zu wissen scheint, auch wahr ist. Sondern, weil sie auch die wirklichen Unterschiede in der deutschen und italienischen Kultur aufzeigt. Dass die Deutschen lieber über Versicherungen und Pünktlichkeit reden, während die Italiener lieber das Leben genießen; dass es in Italien vollkommen normal ist, als Frau von Männern angehupt zu werden, während man sich in Deutschland direkt die Frage stellt, was hat man wohl falsch gemacht; dass man in Italien beispielsweise auch kein Trinkgeld bezahlt, während das in Deutschland üblich ist; dass es in Italien überhaupt nicht normal ist, einen Kaffee oder Cappuccino nach dem Essen zu trinken, obwohl die Deutschen das wohl denken und und und. Diese Liste lässt sich um Längen weiterführen, denn die deutsche und italienische Art und Kultur könnten kaum unterschiedlicher sein.

Das alles konnte die Autorin wunderbar vermitteln. Sogar so gut, dass ich des Öfteren laut lachen musste und sofort meinen italienischen Freund um Rat fragen musste, weil ich mir wirklich nicht vorstellen konnte, dass die Italiener dieses und jenes nicht tun, obwohl es bei uns doch längst so in den Köpfen drin ist. Was mich an dem Buch allerdings enttäuscht hat, war der teilweise sehr chaotische Plot. Dori Mellina erschafft einen Handlungsstrang nach dem anderen: Lauras "Mann" Martin, Lauras Freund Alex, drei verschiedene Aufträge für die Agentur, Lauras normaler Job, ihre Familie in Italien, das Aufräumen mit den Klischees, das Liebesleben ihrer Freundinnen (egal ob die italienischen oder deutschen) und so weiter. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin versucht hat, eine interessante Geschichte mit einer Art "Lehrauftrag" zu verbinden, aber meiner Meinung nach ist ihr das nur mittelmäßig gelungen. Mich hätte sie mehr damit abholen können, wenn sie sich auf den Plot aus dem Klappentext konzentriert hätte oder eben eine Art Lektionenbuch daraus gemacht hätte (zum Beispiel vergleichbar mit "Wie man Italiener wird in 30 Lektionen" von Markus Ebert). Meiner Meinung nach hat sich die Autorin damit zu sehr verstrickt und stellenweise den Fokus verloren.

Sichtbar wurde das für mich vor allem bei den Charakteren. Laura erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht, in der Ich-Perspektive, so dass man es als Leser mühelos schafft, sich mit ihr zu identifizieren. Laura an sich fand ich auch gut ausgearbeitet. Sie erschien mir als eine überzeugende Italienerin, die nach Deutschland ausgewandert ist, dort ein neues Leben aufbaut, sich mit der deutschen Kultur arrangiert, aber ihre italienischen Wurzeln liebend gerne erhalten möchte. Auch ihr Mann Martin, der zwar auch ein wenig stereotypisch geschildert wurde, konnte mich noch überzeugen. Allerdings konnte ich mit Lauras Freundinnen nicht wirklich etwas anfangen. Da ist Ilaria, die sich nie wirklich auf einen Mann festlegen will, Kathrin, die seit Ewigkeiten single ist, weil sie nie den Richtigen findet, Simona mit der typischen großen Familie und über Michaela erfährt man eigentlich überhaupt nichts. Obwohl sie alle nur Nebencharaktere sind, hätte ich mir da mehr Ausarbeitung und mehr Tiefgründigkeit gewünscht. Sie wirkte alle sehr blass, wie Figuren aus dem Baukasten, denen einiges an Leben gefehlt hat. Mir ist schon klar, dass das nicht der Fokus der Geschichte ist und dass sie alle nur Nebenfiguren sind, doch meiner Meinung nach hätte man dann auch ein, zwei Charaktere weglassen und sich dafür mehr um die anderen "kümmern" können.

Der Schreibstil von Dori Mellina hat mir dagegen sehr gut gefallen. Mit einer sehr humor- und temperamentvollen Art und Weise beschreibt sie die Unterschiede und Klischees der beiden Länder und schmückt diese mit kleinen Fußnoten, um den Leser umfänglich zu informieren. Gerade, was die italienischen Sprichwörter, Sitten und Gesten angeht, habe ich einiges dazu lernen können, was mich sehr gefreut hat.

Fazit
"Dolce Vita für Fortgeschrittene" ist ein lehrreiches und humorvolles Buch, das einige interessante Facetten der deutsch-italienischen Beziehung und deren extreme Unterschiede aufzeigt. Ich habe viel lernen können, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Autorin sich auf eine Hauptplotidee festlegt und nicht so viele Handlungsstränge erschafft, unter denen meiner Meinung nach die Charaktere enorm gelitten haben. Trotzdem kann ich das Buch empfehlen, denn mir hat es schöne Lesestunden bereitet.