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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2019

Eine glasklare Comic-Empfehlung für alle die auf Science-Fiction, Mystery und die 80er Jahre stehen!

Paper Girls 1
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Das leuchtende Cover des ersten Bandes der »Paper Girls« in einer satten pink-orange-gelben Farbgebung mit einer blau colorierten Mädchen-Clique hat mich im Comicladen direkt angelacht. Ein weiterer Ausschlag ...

Das leuchtende Cover des ersten Bandes der »Paper Girls« in einer satten pink-orange-gelben Farbgebung mit einer blau colorierten Mädchen-Clique hat mich im Comicladen direkt angelacht. Ein weiterer Ausschlag hier direkt zuzuschlagen, war natürlich Autor Brian K. Vaughan der bereits die erfolgreiche Comic-Reihe »Saga« erschuf.

Die Geschichte der Paper Girls trägt sich in den 1980er Jahren in dem beschaulichen Vorort Stony Steam von Cleveland an einem Morgen nach Halloween zu. Die 80er Jahre spiegeln sich auch überdeutlich in den einzelnen Panels wieder und so fühlt man sich schlagartig in der Zeit zurückversetzt, als wäre man mit Marty McFly und Doc in »Zurück in die Zukunft« unterwegs.

Zuerst lernt man die zwölfjährige Erin Teng kennen, die sich auf den Weg zu ihrem Job als Zeitungsausträgerin macht. Auf ihrer Tour trifft sie auf die einzigen weiteren Zeitungs-Mädchen MacKenzie, die von allen nur Mac genannt wird, Tiffany und KJ. Um sich besser gegen die Gestalten verteidigen zu können, die ihr Unwesen nach der Halloweennacht treiben, schließt sich Erin der Clique kurzentschlossen an.

Gemeinsam schlittern die Mädchen in ein groteskes Abenteuer mit seltsamen Wesen und mysteriösen Außerirdischen, wobei man als Leser genauso wenig erahnen kann wohin die Reise schlussendlich hinführen wird, wie die Mädchen. Neben all der Abgedrehtheit in der bunten Science-Fiction Story á la »Stranger Things« fügen sich aber auch ganz weltliche Dinge in diesen Comic ein, von der alkoholkranken Mutter von Mac über ihre Probleme mit der Polizei und den unterschiedlichen religiösen Zugehörigkeiten. Das alles ergibt einen absolut fesselnden Mix der für junge Mädchen ebenso interessant sein dürfte, als für Erwachsene.

Die Zeichnungen von Cliff Chiang passen sich perfekt der Geschichte an, entführen den Leser modisch und auch mit vielen anderen Details in die 80er Jahre. Besonders gelungen finde ich das harmonische Farschema von Matt Wilson, dass trotz minimierter Farbpalette nicht nur eine wahre Augendweide ist, sondern sich auch wie ein roter Faden durch den ganzen Comic zieht.

Der erste Band der »Paper Girls« stellt die Weichen für eine mitreißende Reihe und überzeugte mich in erster Linie durch die unglaublich starken weiblichen Protagonistinnen, die sich trotz der aussichtslosen Situation durch nichts unterkriegen lassen. Ich bin schon sehr gespannt auf welche Wesen die Mädchen in den nächsten Alben stoßen werden und welche Abenteuer sie dann zu bewältigen haben.

Fazit

Eine glasklare Comic-Empfehlung für alle die auf Science-Fiction, Mystery und die 80er Jahre stehen!

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ein absolut lesenswertes Debüt über Briefe, die Liebe und das Leben.

Die verlorenen Briefe des William Woolf
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Beschreibung

In der Londoner Sammelstelle für verlorene Briefe landen täglich säckeweise Botschaften, in der Hoffnung, ihren Weg zur Zielperson doch noch zu finden. William Woolf arbeitet in dieser ganz ...

Beschreibung

In der Londoner Sammelstelle für verlorene Briefe landen täglich säckeweise Botschaften, in der Hoffnung, ihren Weg zur Zielperson doch noch zu finden. William Woolf arbeitet in dieser ganz besonderen Abteilung und hat neben seiner Arbeit bei der Post, seinen Traum, Schriftsteller zu werden, vollkommen aus den Augen verloren. Zudem kriselt es in seiner Ehe, als er wie vom Schicksal bestimmt den ersten Brief von »Winter« adressiert an »Meine große Liebe« aus dem Postsack zieht und sich auf die Suche nach der Briefeschreiberin macht.

Meine Meinung

Der Wunderraum Verlag hat sich bei der Covergestaltung von Helen Cullens Debütroman “Die verlorenen Werke des William Woolf” mal wieder große Mühe gegeben. Den Umschlag zieren vielfältige Briefmarken, die durch eine leichte Glanzschicht etwas erhoben wirken, womit der nostalgische Eindruck von einer Briefmarkensammlung bei mir erzeugt wird. Außerdem verfügt das Buch wieder über den verlagstypischen Leinenrücken – dieses Mal in einem frischen Türkis gehalten.

Der Geschichte liegt eine zauberhafte Idee zu Grunde, denn unser Hauptprotagonist William arbeitet in einer ganz besonderen Abteilung der Londoner Post, nämlich bei der Sammelstelle für unzustellbare Sendungen. Dort landen Briefe und Pakte bei denen der Adressat nicht aufzufinden, die Adresse nicht mehr lesbar oder schlichtweg erdacht ist. So finden mitternachtsblaue Umschläge mit der Anschrift »Meine große Liebe« den Weg zu William, dessen Leben gerade nicht sonderlich gut läuft. Seine Träume und Ziele, als Schriftsteller Karriere zu machen sind unter dem Alltag und seiner Arbeit begraben und auch seine Ehe steht auf wackeligen Beinen.

Die irische Autorin Helen Cullen erzählt die Geschichte mit der Stimme eines auktorialen Erzählers und schafft es dennoch mühelos ein lebhaftes Bild der Hauptprotagonisten William und Clare zu zeichnen. Daher gelingt es auch spielend leicht, sich in die Situation und das Gefühlsleben der Protagonisten hineinzuversetzen.

Am faszinierendsten fand ich die romantische Betrachtungsweise der Autorin im Hinblick auf die liebevoll mit Hand geschriebene Briefpost. Im Zeitalter von Telefon, E-Mail, SMS, Facebook und WhatsApp-Chat greifen immer weniger Leute zu Füllfederhalter und Briefpapier um eine bedeutungsvolle Nachricht zu verfassen.

In ihrem Roman “Die verlorenen Briefe des William Woolf” wird der ganz besonderen, fast schon poetische Post der geheimnisvollen Absenderin »Winter« eine wichtige Rolle zukommen gelassen. Denn ihre an niemand bestimmten adressierte Briefe bewegen etwas in dem zufälligen Leser William. Durch ihre Zeilen wird William angestoßen sich und sein Leben zu hinterfragen und so einen neuen Weg zu einer glücklichen Zukunft zu suchen.

Helen Cullen verpackt in ihrem Debüt eine tolle Story mit ihrem angenehmen und stimmungsvollen Schreibstil, lebendigen Charakteren und ihrer Botschaft zur Liebe im 21. Jahrhundert. Außerdem bekommt man nach Lektüre dieses Romans wieder richtig Lust selbst zu Stift und Papier zu greifen um mal wieder einen Brief zu schreiben.

Fazit

Ein absolut lesenswertes Debüt über Briefe, die Liebe und das Leben.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ein mitreißend erzählter Familien- und Generationenroman der mit nostalgischem Charme besticht.

Die Nähmaschine
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Beschreibung

1911, Clydebank, Schottland. In der Singer-Nähmaschinenfabrik streiken die Arbeiter- und Arbeiterinnen, darunter auch die junge Jean und ihr Verlobter Donald, der sich in der Gewerkschaft ...

Beschreibung

1911, Clydebank, Schottland. In der Singer-Nähmaschinenfabrik streiken die Arbeiter- und Arbeiterinnen, darunter auch die junge Jean und ihr Verlobter Donald, der sich in der Gewerkschaft engagiert. Die Firma reagiert mit Härte gegen die Rädelsführer der Gewerkschaft und so verliert Donald seine Arbeit. Für das junge Paar ist die Situation in Clydebank aussichtslos. Jean hinterlässt vor ihrem Aufbruch in ein neues Leben eine Botschaft in einer Fadenspule.

2016, Edinburgh, Schottland. Fred erhält nach dem Tod seines Großvaters seine Wohnung vererbt und entdeckt im Nachlass seiner Großeltern eine alte Singer 99K. In der Nähmaschine sind Notizbücher versteckt, in denen penibel alle mit dieser Maschine Arbeiten von seiner Großmutter und Urgroßmutter festgehalten wurden. Die Bücher geben wie kleine Zeitkapseln über die Geschichte und das Leben der Frauen Aufschluss.

Meine Meinung

Seitdem ich die wunderschönen gestalteten Bücher, mit dem für sie typischen Leinenrücken, aus dem Wunderraum Verlag für mich entdeckt habe, bin ich ein großer Fan der bezaubernden Geschichten geworden, die sich zwischen diesen schönen Buchdeckeln verbergen. Natalie Fergies Debütroman “Die Nähmaschine” ist eine solch hinreißende Story, in der die Lebensgeschichten und das Schicksal verschiedener Persönlichkeiten und Familien aus unterschiedlichen Jahrhunderten, um eine Singer 99K Nähmaschine geflochten werden. Das Cover passt hervorragend zur Story und durch die leicht erhobene Naht entsteht der Eindruck von genähtem Stoff, abschließend sorgt der Leinenrücken für eine tolle Haptik. Das alles macht das Buch zu einer ganz besonders schönen Perle im Regal.

Die Geschichte beginnt mit der Produktion der Singer Nähmaschine um 1911 in der Fabrik des Herstellers. Dort arbeitet die 18-jährige Jean in der Produktionskontrolle und ihr Verlobter Donald Cameron in der Gießerei. Als es zu Massenstreiks kommt, steht Donald ganz vorne in der Gewerkschaft, um die Forderungen der Arbeiterinnen und Arbeiter durchzusetzen. Die Streiks verändern die Zukunftsaussichten des jungen Paares vollkommen und schon bald sehen sie sich gezwungen ihre Heimatstadt zu verlassen, um ihr Glück in Edinburgh zu suchen. An ihrem letzten Arbeitstag hinterlässt Jean eine Botschaft in einer Spule.

Parallel dazu spinnt die Autorin noch zwei weitere Handlungsstränge, einer davon spielt in den 1950er Jahren und dreht sich um die Lebensgeschichte von Connie und ihrer Familie, der andere lässt den Leser in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts, in die Geschichte von Fred, eintauchen. Abwechselnd bekommt man einen berührenden Einblick in die unterschiedlichen Familienverhältnisse, Sorgen, Ängste und Nöte der Protagonisten. Dabei verknüpft Natalie Fergie die Zeitsprünge so gekonnt, dass der schnelle Wechsel überhaupt kein Problem darstellt. Als zentraler Punkt, bei dem die einzelnen Fäden zusammenlaufen, fungiert die schottische Hauptstadt Edinburgh.

Ich persönlich empfand die Geschichte von Jean als die reizvollste der drei dargebotenen Stränge, da sie mit einer gewissen Nüchternheit tiefgründige Emotionen heraufbeschwört und mit den Schicksalsschlägen und der Distanzierung zu ihrem Vater die nötige Dramaturgie mitbringt. Gegen diese mitreißende Erzählung konnten es die Geschichte um Connie und ihre Mutter Kathleen nicht aufnehmen. Hier zeichnet Natalie Fergie ein häusliches Bild zur Zeit der 1950er Jahre. Während Kathleen sich mit Näharbeiten an der Singer 99K etwas dazuverdient bewirbt sich Connie als Näherin im Krankenhaus.

Zuletzt wäre dann da noch die Story über Fred, dessen Karriere und Beziehung gescheitert sind und der sich nun in der Wohnung seiner Großeltern ein neues Leben aufbaut. Als Fred den Nachlass seiner Großeltern begutachtet fällt ihm eine alte Singer Nähmaschine in die Hände, in der er auf Notizbücher der Besitzerinnen stößt. Somit fungiert er als Bindeglied zwischen den Geschichten. Nach und nach dröseln sich die Zusammenhänge auf und ergeben ein stimmiges Gesamtbild und auch für Fred wird endlich klar, was für ihn im Leben wirklich zählt.

Fazit

Ein mitreißend erzählter Familien- und Generationenroman der mit nostalgischem Charme besticht.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Beschreibung Ellen ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und gerade 39 Jahre alt geworden. Sie träumt davon eine perfekt gestylte Mami zu sein, die Job, Haushalt und die Erziehung ihrer Sprößlinge im Handumdrehen meistert und ganz nebenbei auch noch

Mami braucht 'nen Drink (Die Mami-Reihe 1)
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Beschreibung

Ellen ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und gerade 39 Jahre alt geworden. Sie träumt davon eine perfekt gestylte Mami zu sein, die Job, Haushalt und die Erziehung ihrer Sprößlinge ...

Beschreibung

Ellen ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und gerade 39 Jahre alt geworden. Sie träumt davon eine perfekt gestylte Mami zu sein, die Job, Haushalt und die Erziehung ihrer Sprößlinge im Handumdrehen meistert und ganz nebenbei auch noch Zeit für sich selbst findet. Doch es läuft nicht ganz so wie geplant und so fürchtet Ellen die jungen Mütter, die morgens pünktlich auf dem Schulhof stehen und mit ihrem perfekten Leben glänzen. Als sich dann auch noch die liebe Verwandtschaft zu Weihnachten kurzerhand selbst einlädt, bieten sich immer mehr Gelegenheiten um zu einem großen Glas Wein zu greifen, um den alltäglichen Wahnsinn zu überstehen.

Meine Meinung

Mit meinen 31 Jahren bin ich selbst noch keine Mami und dennoch hat mich Gill Sims Roman “Mami braucht ‘nen Drink” im ersten Moment angesprochen. Das kreischend rot und rosa gestreifte Cover plus der witzige Klappentext haben mich davon überzeugt einen gründlicheren Blick zu riskieren.

Gill Sims hat ihren Roman in Tagebuchform verfasst und berichtet mit Sarkasmus gespitzter Zunge und viel Humor von dem alltäglichen Leben mit den großen und kleinen Sorgen einer ganz normalen Mutter mit ihren zwei Kindern, dem Ehemann, der sich nach der Arbeit im Hobby-Schuppen verbarrikadiert um die Bewältigung des Haushalts und die Erziehung der Kinder der Frau im Hause zu überlassen.

Der erfrischend spritzige Erzählstil und die Tatsache, dass Gill Sims kein Blatt vor den Mund nimmt, macht das Buch zu einer äußerst unterhaltsamen Lektüre die zum Lachen und gelegentlichen Losprusten verführt. Auch wenn ich selbst noch keine Mama bin, konnte ich mich in die Ereignisse und Emotionen von Ellen sehr gut hineindenken. Besonders gut gefallen hat mir die bildhafte Schilderung des chaotischen Ausnahmezustandes zu Weihnachten, als bei Ellen die Verwandtschaft einfällt und sich die urkomischen Anekdoten der Feierlichkeiten wie Perlen an einer Kette aneinanderreihen.
“Mami braucht ‘nen Drink” bietet eine kurzweilige Unterhaltung und sticht durch herrlich überspitzten Alltagssituationen hervor. Zwischendurch schleicht sich durch Wiederholungen dennoch die ein oder andere Länge ein und der tägliche Alkoholkonsum von Ellen wird mir durch die heitere Grundstimmung zu bedenkenlos abgetan.

Aufgrund des großen Erfolges in ganz Großbritannien von “Mami braucht ‘nen Drink – Tagebuch einer erschöpften Mutter” schrieb die Autorin gleich ein weiteres Buch, dass unter dem Titel “Mami muss mal raus – Tagebuch einer gestressten Mutter” im März 2019 im Eisele Verlag erschien.

P. S.: Ich liebe Verweise in Büchern auf andere Bücher und so war es mir eine ganz besondere Freude hier von einem mir bekannten Buch zu lesen, welches im November 2018 im Piper Verlag unter dem Titel “Meine Familie und andere Tiere” neu aufgelegt wurde.

Fazit

Heiter und gewitzt berichtet Gill Sims von dem alltäglichen Wahnsinn im Leben einer Mutter.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ein wunderschöner Kurzausflug in die zamonische Welt der mein bibliophiles Herz höher schlagen lässt.

Der Bücherdrache
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Beschreibung

Der Buchling Hildegunst Zwei ist in den Katakomben Buchhaims zu Hause, wo man sich die Legende des mysteriösen Bücherdrachen Nathaviel erzählt, der vollkommen von der Macht des Orms durchströmt ...



Beschreibung

Der Buchling Hildegunst Zwei ist in den Katakomben Buchhaims zu Hause, wo man sich die Legende des mysteriösen Bücherdrachen Nathaviel erzählt, der vollkommen von der Macht des Orms durchströmt ist und so wird berichtet, dass der Bücherdrache auf eine jede Frage die richtige Antwort weiß. Eines Tages erzählt der Buchling seinem Namensgeber, dem zamonischen Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz von einem seiner Abenteuer in den Katakomben.
Meine Meinung

Alle Zamonien-Freunde dürften sich sehr über das neueste Werk aus Walter Moers kunstvoller Feder gefreut haben, auch wenn “Der Bücherdrache” lediglich eine weitere kurze Geschichte aus der phantasievollen Welt der Katakomben Buchhaims darstellt und somit die lang ersehnte Fortsetzung “Das Schloss der Träumenden Bücher” in weite Ferne rücken lässt. Als großer Fan der Moerschen Literatur war ich natürlich gleich hin und weg und musste dieses Büchlein unbedingt lesen! Die wunderschöne Buchgestaltung, koloriert von Florian Biege, ließen mein bibliophiles Herz auf Anhieb höher schlagen. Aber kann die Geschichte auch inhaltlich überzeugen?

Ja und nein. Sollte man hier einen vollwertigen Roman wie z. B. “Die Stadt der Träumenden Bücher” oder “Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr” erwarten, ist man definitiv auf dem falschen Dampfer gelandet und sollte schleunigst eine Umsteigemöglichkeit in Erwägung ziehen. Vielmehr lässt sich das neueste Buch aus der Moerschen Literaturschmiede mit “Weihnachten auf der Lindwurmfeste” vergleichen.

Die Einleitung in die abenteuerliche Geschichte des Buchlings Hildegunst Zwei ist in einer gelungenen Comicvariante gestaltet, in der der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz einen Traum in einem Traum in einem Traum hat und heizt die Lust auf das Kommende richtig an. Im Folgenden schildert Hildegunst Zwei seinem Namensgeber eine mitreißende Story über die Legende des Bücherdrachen der tief im Ormsumpf leben soll. Das Buch ist von Walter Moers Illustrationen durchzogen, die das Erzählte abrunden und eine richtige Augenweide darstellen. Die Initialen der einzelnen Kapitel sind künstlerisch hervorgehoben und es gibt z. B. eine beeindruckende Illustration des Bücherdrachen, die sich gleich über mehrere Seiten erstreckt. Durch die Schrift kaum vorzustellen, welche immense Größe der Drache in den Katakomben Buchhaims angenommen hat, aber die Zeichnung führen dies dem Leser gekonnt vor Augen.

Traumhaft schön war diese Episode über Hildengunst Zwei, den weisen und überaus gesprächigen Bücherdrachen und die Truppe der vorlauten Ormlingsfreunde Estrakos, Arkaneon, Eliastrotes, Eideprius, Steraphasion und Klosophes. Walter Moers hat wieder einmal bewiesen, dass er ein Zauberer der Worte ist und auch auf wenigen Seiten eine phantasievolle Geschichte entstehen lassen kann. Allerdings gibt es in den Fußnoten massenhaft Verweise auf andere zamonischen Romane, was dieses Buch für Moers-Einsteiger denkbar unbrauchbar macht. Am Ende gibt es noch eine Leseprobe zu “Die Insel der 1000 Leuchttürme” die in meinen Augen in so einem Buch einfach nichts zu suchen hat. Bereits in meiner Rezension zu “Weihnachten auf der Lindwurmfeste” habe ich diese Seitenverschwendung kritisiert. Dennoch darf “Der Bücherdrache” in einem gut sortierten Bücherregal eines jeden Moers-Fans auf keinen Fall fehlen.

Fazit

Ein wunderschöner Kurzausflug in die zamonische Welt der mein bibliophiles Herz höher schlagen lässt.