Profilbild von FroileinWonder

FroileinWonder

Lesejury Star
offline

FroileinWonder ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit FroileinWonder über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2022

Ein ausgefallenes Spin-Off mit vampiristischen Affen und anderen Absonderlichkeiten in Hollywood.

The Umbrella Academy: You Look Like Death
0

Meine Meinung

Fanliebling Klaus, bekannt auch als Nummer 4 der ›Umbrella Academy‹, bekommt in »You Look Like Death: Klaus – Eine wandelnde Leiche« von Gerard Way in Zusammenarbeit mit Shaun Simon ein ...

Meine Meinung

Fanliebling Klaus, bekannt auch als Nummer 4 der ›Umbrella Academy‹, bekommt in »You Look Like Death: Klaus – Eine wandelnde Leiche« von Gerard Way in Zusammenarbeit mit Shaun Simon ein eigenes Comic-Spin-Off gewidmet. Auf das künstlerische Design der Umbrella Academy durch Gabriel Bá erfolgte nun die Illustration durch I.N.J. Culbard, der sich stark an den Zeichnungen Bás orientiert, aber dennoch durch kleine Änderungen einen eigenen Touch mitbringt.

Klaus, dessen Fähigkeit darin besteht, die Geister von toten Personen zu sehen und mit ihnen kommunizieren zu können, ist immer auf der Suche nach dem nächsten Rausch. Ohne das nötige Kleingeld für weitere berauschende Substanzen zu haben, bestiehlt er einen Drogenbaron, bevor es ihn nach Hollywood verschlägt.

Auf den ersten Blick wirkt Klaus Abenteuer wie ein psychedelischer Trip mit vampiristischen Schimpansen, einer gealterten Hollywood-Diva, die bereit ist alles zu tun, um im Geschäft zu bleiben. Im Zentrum des verrückten Geschehens der sensible Klaus, gesucht von einem knallharten Drogenbaron mit weichem Kern, und ausgenutzt ob seiner besonderen Gabe.

Im Gesamtpaket betrachtet kommen Fans des Charakters auf ihre Kosten, aber auch für Neueinsteiger lohnt sich diese in sich abgeschlossene Story, da keine Vorkenntnisse über die ›Umbrella Academy‹ unbedingt notwendig sind. »You Look Like Death: Klaus – Eine wandelnde Leiche« bietet skurrile Unterhaltung vor einem atmosphärischen Hollywood-Setting mit 70er-Jahre-Flair. Gerne mehr davon – also Storys mit Klaus!

Fazit

Die bizarre Nummer 4 aus der Umbrella Academy erhält in diesem Comic ein ausgefallenes Spin-Off mit vampiristischen Affen und anderen Absonderlichkeiten in Hollywood.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.05.2022

Veröffentlicht am 21.11.2022

Ein abgefahrener Debütroman über das Erwachsenwerden auf dem Dorf, Integration und Drogenhandel.

Draußen feiern die Leute
0

Beschreibung

Ein provinzielles Dorf in Deutschland, wie es sie zu Tausenden gibt, mit einem Kreisel, einer Bank und einem alljährlichen Fest. Die Teenager Timo, Valerie und Richard haben jedoch keinen ...

Beschreibung

Ein provinzielles Dorf in Deutschland, wie es sie zu Tausenden gibt, mit einem Kreisel, einer Bank und einem alljährlichen Fest. Die Teenager Timo, Valerie und Richard haben jedoch keinen Anschluss in der Gemeinschaft gefunden und versuchen als Außenseiter ihren Weg zu finden. Als das Mädchen Flora eines Tages spurlos verschwindet, macht sich ihre Schwester auf die Suche nach der Vermissten. Dabei setzt sie auf die Unterstützung der drei Außenseiter, ohne zu wissen, in welches Eulennest sie da reingeraten…

Meine Meinung

Mit seinem Debüt»Draußen feiern die Leute« legt Sven Pfizenmaier mehr als einen gewöhnlichen Dorfroman vor, denn in seinem Werk verknüpft er mystisch-kreative Ideen mit Coming-of-Age und auch ein Stückchen Krimi.

Schauplatz der surrealistischen Story um Außenseiter-Jugendliche ist ein kleines Dorf in Niedersachsen, in der Nähe von Hannover. So weit, so unspektakulär. Würze kommt durch die außergewöhnliche Zeichnung der Jugendlichen ins Geschehen.

Timo kleidet sich auch im Sommer mit langen Pullovern, weil er sich für seine pflanzenartigen Gliedmaßen schämt, doch halt, er ist tatsächlich ein Pflanzengeschöpf. Bei Valerie sind es Träume, die sie in einen so tiefen Schlaf ziehen, dass sie 45 Tage an einem Stück durchschlafen kann und Richard wirkt auf jeden, der sich in seiner Nähe befindet wie ein Beruhigungsmedikament.

Wichtige Themen im Verlauf des Erwachsenwerdens, werden von Sven Pfizenmaier in dieser bunten und herrlich erfrischenden Darstellungsform untergebracht. Es geht um das Gefühl zum eigenen Körper, das zu Hause sein und darum seinen Platz in der Welt zu finden. Besonders bei Valerie geht es aber um Zugehörigkeit, denn als Deutsche mit russischen Wurzeln ist sie in beiden Kulturen fremd.

In diesem Dorf gibt es außer Valeries Familie noch einige weitere russische Migrantenfamilien und dann ist da noch Flora, die eines Tages spurlos verschwindet. Wie das alles mit dem sagenumwobenen Drogenboss Rasputin aus Hannover zusammenhängt, versucht ihre Schwester Jenny mit den drei Außenseitern herauszufinden. Zwischen allen Absonderlichkeiten und dem florierenden Geschäft mit Drogen, hat man das Gefühl wie Alice durchs Kaninchenloch in eine schrullige Welt gefallen zu sein, in der die normalen Regeln ausgehebelt sind.

Mit »Draußen feiern die Leute« wird mit viel Fantasie und schrulliger Komik das Anderssein gefeiert, und das in einem Umfeld, in dem Anpassung Trumpf ist. Ein herrlicher Roman, der gekonnt die Atmosphäre der Jugendzeit auf einem Dorf einfängt, das nicht viel mehr als ein (Zwiebel)Fest und eine Kneipe zu bieten hat und dabei mit mystisch-psychedelischen Facetten besticht.

Fazit

Ein abgefahrener Debütroman über das Erwachsenwerden auf dem Dorf, Integration und Drogenhandel.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 19.05.2022

Veröffentlicht am 21.11.2022

Ein durchwachsener Abschlussband, der zwar durch viel Action für Unterhaltung sorgt, aber dabei den Raum für Tiefe nimmt.

Family Tree. Band 3
0

Meine Meinung

Der abschließende Finalband der Mini-Comic-Serie »Family Tree« von Jeff Lemire unter dem Titel »Wald« führt in eine ganz andere Richtung, als meine Erwartungen nach den vorangegangenen Ereignissen ...

Meine Meinung

Der abschließende Finalband der Mini-Comic-Serie »Family Tree« von Jeff Lemire unter dem Titel »Wald« führt in eine ganz andere Richtung, als meine Erwartungen nach den vorangegangenen Ereignissen in »Samen« vermuten ließen.

Wie auch schon in den vorherigen Bänden wird die Story in abwechselnden Sequenzen aus Gegenwart und Vergangenheit erzählt, wobei dieses Mal der Fokus auf der Gegenwart liegt und überraschenderweise sich nicht nur Josh als letzter Mensch durchschlägt, sondern auch noch seine Mutter Loretta und eine eigene gegründete Familie bei ihm ist. In Rückblenden erfährt man schließlich, wie es zu seiner Familie kam und einiges mehr, das für den Handlungsverlauf nicht sonderlich wichtig ist.

Josh und Loretta beschützen weiterhin die in einen Baum verwandelte Schwester/Tochter Meg, wobei Meg auf den Streifzügen der beiden Josh Frau Sarah und sein Kind Schutz vor den zerstörerischen Arboristen gewährt.

Aufgrund der Kürze dieser Serie und auch den neu hinzugekommenen Protagonisten, bleibt die Story jedoch recht oberflächlich und es gibt keine weiterführenden Erklärungen zum großen Ziel der Arboristen. So heißt es lediglich Josh und Loretta gegen die Arboristen und die Arboristen gegen Meg und jene, die sie lieben und schützen.

Ich kann zwar mit dem Abschluss dieses actionreichen Intermezzos leben, dennoch hatte ich etwas mehr Story erwartet, denn die Vernetzung der Bäume hätte doch so viel mehr Potential geboten. Im Gesamtpaket betrachtet ist Jeff Lemires Werk »Family Tree« mit der künstlerischen Umsetzung von Phil Hester, Eric Gapstur und Ryan Cody einen durch familiären Zusammenhalt geprägte Kleinstadt-Horror-Story für zwischendurch. Die Zeichnungen sind aufgrund ihres rauen und kantigen Stils und einer recht eintönigen Koloration, die für eine bedrückende Atmosphäre (passend zum apokalyptischen Setting) sorgt, Geschmackssache.

Fazit

Ein durchwachsener Abschlussband, der zwar durch viel Action für Unterhaltung sorgt, aber dabei den Raum für Tiefe nimmt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.05.2022

Veröffentlicht am 21.11.2022

Poesie zwischen Krieg und harter Arbeit und eine wunderschöne Liebesgeschichte ganz ohne Kitsch.

Djamila
0

Beschreibung

Der 15-jährige Said zählt während des Krieges in seinem Dorf, genau wie die Frauen, zu den wichtigen Arbeitskräften, die das Leben am Laufen halten. Zusammen mit seiner Schwägerin Djamila ...

Beschreibung

Der 15-jährige Said zählt während des Krieges in seinem Dorf, genau wie die Frauen, zu den wichtigen Arbeitskräften, die das Leben am Laufen halten. Zusammen mit seiner Schwägerin Djamila und dem kürzlich vom Krieg heimgekehrten Invaliden Danijar wird er damit beauftragt, das Korn an den Bahnhof zu transportieren. Djamila, deren Mann kurz nach der Hochzeit in den Krieg zog, lässt in seinen Feldbriefen nur wenig Zuneigung erkennen und als die junge Frau immer mehr Zeit mit dem sensiblen Danijar verbringt und seinen gefühlvollen Gesang hört, beginnt sich ein Band zwischen den beiden zu flechten.

Meine Meinung

Die 1958 entstandene Novelle »Djamila« des kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow wurde damals von Louis Aragon entdeckt und ins Französische übersetzt und somit zu einem berühmten Werk, das der Übersetzer als schönste Liebesgeschichte anpries. Dieser in der DDR vielgelesene Klassiker wurde nun in der fabelhaften Lieblingsbücher-Reihe der Illustratorin Kat Menschik im Galiani Verlag in einer besonders schönen Ausstattung neu aufgelegt.

Tschingis Aitmatow erzählt eine berührend poetische Geschichte über ein ›Aul‹ (Dorfgemeinschaft) in der kasachischen Steppe in Mittelasien im Sommer 1943 während des Zweiten Weltkriegs.

Erzähler ist der 15-jährige Said, der, nachdem seine Brüder in den Krieg gezogen sind, als jüngstes Kind der Familie für die Männerarbeit in der Familie zuständig ist. Aber auch seine hübsche Schwägerin Djamila beweist, dass sie mit anpacken kann. Als sie gemeinsam mit dem verschlossenen Kriegsheimkehrer Danijar mit dem Getreidetransport zum Bahnhof beauftragt werden, machen sich die beiden zunächst einen Spaß daraus, Danijar mit ihren Späßen zu verspotten und zu ärgern. Doch mit der Zeit erhalten sie einen Blick auf die gute Seele des jungen Mannes und Djamila, deren Ehemann in seinen Feldbriefen kaum ein paar Worte an sie richtet, gerät in Vergessenheit.

Als Danijar in den heißen Sommernächten beginnt voller Gefühl über Liebe zu singen, ist es um Djamila geschehen. Said sieht die verbotene Liebe zwischen Djamila und Danijar gedeihen, bewahrt das Geheimnis jedoch für sich, da er noch nie so etwas Schönes gesehen hat. In ihm erwacht dagegen der Drang zu malen und all das Schöne mit Farbe auf Papier festzuhalten.

Die Rückkehr von Djamilas Ehemann zwingt die Liebenden schließlich zur Flucht in ein neues Leben und auch Said nimmt seine Zukunft nach einem bewegenden Sommer in den kirgisischen Bergen selbst in die Hand.

Voller Poesie verliert man sich rasch in Tschingis Aitmatows Zeilen wie zwischen den hoch stehenden Reihen eines Getreidefeldes. Der Autor lässt diese ganz besondere Atmosphäre der hart auf dem Feld arbeitenden Bevölkerung zu Kriegszeiten lebendig werden. Im Mittelpunkt eine lebensfrohe junge Frau, ihre verbotene Liebe und ein heranwachsender Junge, der sich seiner Gefühle noch ungewiss ist und seinen eigenen Weg sucht.

Kat Menschik gelingt es durch ihre stimmungsvollen, in Gelb- und Blautönen gehaltenen, Bildern, die Essenz der Geschichte einzufangen und noch deutlicher sichtbar zu machen. Ein wirklich toller neuer Band der Lieblingsbücher, der für einige tolle Lesestunden in ein anderes Land und eine andere Zeit entführt.

Fazit

Poesie zwischen Krieg und harter Arbeit und eine wunderschöne Liebesgeschichte ganz ohne Kitsch, dafür mit stimmungsvollen Illustrationen von Kat Menschik untermalt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.05.2022

Veröffentlicht am 21.11.2022

Das perfekte Buch für aufgeschlossene Märchenfans, egal ob klein oder groß.

Märchenland für alle
0

Meine Meinung

»Märchenland für alle« – Ein Märchenbuch, das für politisch hohe Wellen in seinem Herkunftsland Ungarn gesorgt hat und dort vom Premierminister Viktor Mihály Orbán verboten wurde. Trotz ...

Meine Meinung

»Märchenland für alle« – Ein Märchenbuch, das für politisch hohe Wellen in seinem Herkunftsland Ungarn gesorgt hat und dort vom Premierminister Viktor Mihály Orbán verboten wurde. Trotz oder gerade aufgrund der Widerstände wurde die Märchensammlung zu einem Bestseller, der nun auch in der deutschen Übersetzung erhältlich ist.

Die Sammlung vereint siebzehn von ungarischen Autorinnen und Autoren umgeschriebene Märchen, die eine gesellschaftliche Vielfalt abbilden und alte Rollenbilder aufbrechen. Erzählt wird von mutigen Prinzessinnen, die nicht heiraten wollen und voller Selbstbestimmung ihren Weg gehen, von einem Hasen mit drei Ohren, von einem transsexuellen Bambi und vielen weiteren Heldinnen und Helden, die anders sind als die üblichen Märchendarsteller. Aber auch Lebensumstände wie Armut und Alter fließen in bekannte Märchen ein und erzählten dadurch eine andere Geschichte.

Verträumte Illustrationen der Künstlerin Lilla Bölecez lockern die Texte auf und bringen Farbe ins Spiel und untermalen die fabelhaften Storys. Gerne hätten auch noch Ornamente und kleinere Zeichnungen aufgenommen werden können, dann wäre das Buch noch schöner zum Ansehen.

Im Gesamten haben mich die neu erzählten Märchen gut unterhalten und zeigen vor allen Dingen ein facettenreicheres Weltbild als die althergebrachten Fassungen. Gerade unseren Kindern sollten wir doch diese Vielfalt und einen toleranten Umgang mit auf den Weg geben. Außerdem spendet die Stiftung stern pro verkauftem Buch 1 € für Diversitätsprojekte in Ungarn.

Üblicherweise gibt es in einer Anthologie meist stärkere und schwächere Erzählungen, so verhält es sich bei »Märchenland für alle«, doch abschließend betrachtet ist das Buch auf jeden Fall einen Blick wert, alleine schon aufgrund der aufgegriffenen Bandbreite von Diversität in den Geschichten.

Fazit

Das perfekte Buch für aufgeschlossene Märchenfans, egal ob klein oder groß.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.05.2022