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Veröffentlicht am 14.06.2023

Sogwirkung!

The Darkest Gold – Die Gefangene
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Ich lese wirklich so gut wie nie, nie, nie Dark-Romance-Romane, aber irgendetwas an dieser Reihe (deren internationaler Hype bis dato übrigens komplett an mir vorbeigegangen war - talk about living under ...

Ich lese wirklich so gut wie nie, nie, nie Dark-Romance-Romane, aber irgendetwas an dieser Reihe (deren internationaler Hype bis dato übrigens komplett an mir vorbeigegangen war - talk about living under a rock!) hatte mich einfach dermaßen fasziniert, dass ich unbedingt mehr darüber erfahren wollte. Im Nachhinein wundere ich mich selbst über meine Kühnheit, denn z.T. gab die Story mir heftige Game-of-Thrones-Vibes. (Ich betone: Mir, die damals nach ein paar Staffeln entnervt das Handtuch bzw. die Fernbedienung geworfen und meinem Mann erklärt hatte: "Ist mir zu brutal; sag mir später einfach, wer überlebt hat".) Dass ausgerechnet ich mich nun also mitten in einem unerbittlichen Kampf um fiktive Königreiche befinden würde - und dabei gebannt an den Seiten klebe -, hätte ich vor Kurzem noch nicht für möglich gehalten. Aber der Reihe nach.
 
Wenn ihr (im Gegensatz zu mir) bereits ein bisschen von dem Erfolgszug der Reihe aufgeschnappt habt, wollt ihr bestimmt zunächst wissen: Ist der Hype gerechtfertigt? Meine Antwort darauf würde lauten: Kommt drauf an - je nachdem, welche Faktoren euch bei Büchern dieses Genre am wichtigsten sind.
 
Spannung?
… ist definitiv vorhanden. Zwar gab es zwischenzeitlich ein paar kleine Passagen, die sich etwas zogen (z.B. auf der Reise), aber das war wirklich minimal - hier mal eine Seite, da mal eine halbe Seite, ehe es wieder rasant weiterging. Also echt nicht tragisch – vielleicht sogar ganz praktisch, um kurz zwischendurch aufzuatmen. Fakt ist, als ich mich mal auf die Story eingelassen hatte, konnte ich nicht aufhören zu lesen und musste mich nach der letzten Seite regelrecht zwingen, nicht direkt mit Band 2 ("Die Verräterin") weiterzumachen, sondern erst ordentlich meine Gedanken zu Papier zu bringen, damit die Eindrücke im Nachhinein nicht durcheinanderwirbeln.
 
Worldbuilding:
Tricky. In meinen Augen war es eine gute Grundidee, aus der man jedoch noch soooo viel mehr hätte rausholen können. Abgesehen von der Tatsache, dass auf der Burg Hohenläuten alles aus Gold besteht – vom Fenstervorhang bis hin zur Kloschüssel – und es draußen ständig schneit (inklusive tagelanger Blizzards) erfährt man zunächst nicht allzu viel:
 
"So weit das Auge reicht, besteht alles aus Gold, Gold, Gold, inklusive der gesamten Infrastruktur des Palastes. Jeder Stein, jede Stufe, jede Säule."
 
"Wenn es nicht schneit, dann graupelt es, und wenn das mal nicht der Fall ist, zieht für gewöhnlich gerade ein Schneesturm auf."
 
Ja, es folgen nach und nach ein paar Infos zu den anderen Königreichen und es tauchen auch einige weitere– nennen wir sie mal 'besondere' – (Fantasy-)Gestalten auf, doch in Sachen Setting/Storyrahmen ist noch ordentlich Luft nach oben. Vor allem klassische Fantasy-Leser:innen dürften hier der Meinung sein 'da geht noch mehr‘'. Fantasy ist jetzt zwar nicht mein Go-to-Genre, aber verglichen mit den Storywelten von "Cassardim", "Night of Crowns" oder "Splitter aus Silber und Eis", um nur ein paar zu nennen, ordnet sich der vorliegende Roman bequem im Mittelfeld ein.
 
Figuren:
Auren – die goldgeküsste Favoritin des Königs aka sein "Lieblingssattel" (oder wie böse Zungen sagen würden: "Midas' vergoldete Hre") besitzt viele positive Charakterzüge: Sie ist klug, selbstironisch, hat einen Sinn für Humor und das Herz am rechten Fleck, ist im Grunde von gütiger Natur (hilfsbereit, feinfühlig, loyal) und sehnt sich nach Nähe (nicht nur auf sexueller Ebene, sondern auch freundschaftlich). Denn sie genießt zwar eine Sonderstellung, doch diese bedeutet gleichzeitig auch Isolation. Die anderen Sattel (= Bettgespielen und -gespielinnen) des Königs verachten sie, ebenso seine Ehefrau (jep, Midas ist verheiratet). Auren lebt in einem goldenen Käfig, wortwörtlich, ist sich aber gleichzeitig der Sicherheit bewusst, die er für sie darstellt. Ihre Gefühle für den König (der bisher kaum präsent war) sind aufrichtig; ich konnte jedenfalls ihren inneren Konflikt bzw. überhaupt ihre Gedanken durchaus nachvollziehen. Was mir besonders gut gefiel: Selbst wenn ihre Welt gerade zusammenbricht, sucht sie stets nach einem Silberstreifen am Horizont.

Apropos 'zusammenbrechen': Ich ahnte Schlimmes und es trat ein. Figur X, deren/dessen Name ich nun bewusst verschweige, ereilte ein dermaßen unfaires, gemeines Schicksal, dass mir das Herz geblutet hat.

Sprache: Sie ist schon derber und vulgärer als die Wortwahl in den Romanen, die ich ansonsten lese ("F
tze" hier, "v*geln" da), ABER:

1.) Es kommen deutlich mehr Passagen vor, die im Hinblick auf die Formulierungen beinahe schon von poetischer Schönheit sind, wie beispielsweise diese hier:

"[…] die Erinnerung und die Zeit sind keine Freunde. Sie verabscheuen einander, dehnen das Band zwischen sich, bis es zu reißen droht. Sie kämpfen, und wir verlieren zwangsläufig. Erinnerung und Zeit. Man verliert das eine, während man die Richtung des anderen einschlägt."

… und 2.) passt es in meinen Augen inhaltlich tatsächlich, um die Glaubwürdigkeit der jeweiligen Szene zu untermauern (nicht im Sinne von 'finde ich total super', sondern 'solange es nicht Überhand nimmt, komme ich schon damit klar') – es ist nun mal eine Handlung mit düsterer Atmosphäre, in der insbesondere Frauen übel mitgespielt wird. Beachtet diesbezüglich auf jeden Fall die Content Note des Verlags.

Abschließend noch eine Anmerkung zur Gestaltung: Die Aufmachung des Werkes kann sich sehen lassen – Glanzprägung auf dem Cover, Charakterzeichnung und Landkarte auf den Innencovern, Kapitelverzierungen … Von mir aus hätten Band 1 und 2 gerne zusammengelegt werden können, gerade bei Fantasy-Romanen macht sich so ein dicker Schmöker doch immer fein.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Dunkles Fantasy-Abenteuer, das gemächlich beginnt und nach und nach eine Sogwirkung entwickelt. Wenn ihr über die teilweise von Brutalität strotzenden Dialoge und Beschreibungen hinwegsehen könnt, erwartet euch ein spannender, vielversprechende Reihen-Auftakt. Ich schnappe mir nun direkt den parallel erschienenen Folgeband!

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Wundervolles Lichterhaven

Körbchen mit Meerblick
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Die heimeligen Lichterhaven-Wohlfühlromane von Petra Schier haben es mir aufgrund der gelungenen Kombination von Romantik und Hunde-Feature seit jeher angetan. Hier schmückt die niedliche Fellnase nicht ...

Die heimeligen Lichterhaven-Wohlfühlromane von Petra Schier haben es mir aufgrund der gelungenen Kombination von Romantik und Hunde-Feature seit jeher angetan. Hier schmückt die niedliche Fellnase nicht nur das Cover, sondern ist stets auch ein bedeutsames Element der Handlung – inklusive Textpassagen aus eigener Perspektive, wuff!

Ich bin einst mit Band 5 in die Reihe gestartet und war so begeistert vom sympathisch-humorvollen Schreibstil der Autorin, dass ich mir nun nach und nach alle restlichen Bände gönne – und ich sage bewusst 'gönne', denn das Lesen ihrer gleichermaßen unterhaltsamen wie gefühlvollen Geschichten macht einfach Spaß … und weckt die Sehnsucht nach einem Urlaub am Meer. Endlich bin ich also beim Reihenauftakt angelangt und komme gemeinsam mit der Kölnerin Melanie im idyllischen Lichterhaven an, wo jeder jeden kennt, gerne getratscht (und verkuppelt) wird und wo man das Gefühl hat: Hier ist die Liebe daheim, denn am Ende wird alles gut.

Melanie staunt nicht schlecht: Nicht nur, dass sie von ihrer Tante, zu der sie jahrelang keinen Kontakt mehr gehabt hat, Haus und Kunstgeschäft - quasi eine komplett neue Existenz - erbt, auch ein entzückendes Hündchen wartet auf sie. Mehr aus Pflichtgefühl heraus als aus Neugier willigt sie ein, sich das Ganze zumindest einmal probeweise im Rahmen eines Urlaubs anzuschauen. Aber das Erbe annehmen und gar auf Dauer in Lichterhaven bleiben? Ausgeschlossen! Obwohl der attraktive Nachlassverwalter Alex, den sie bereits als Kind gekannt hat, sie nach und nach ins Wanken bringt und alle Welt wild entschlossen zu sein scheint, sie von Lichterhavens Vorzügen zu überzeugen.

Ich persönlich müsste da ja gar nicht lange überlegen, denn selbstverständlich hat die süße Labradorhündin Schoki, die vor Kurzem ihr Frauchen (= Melanies Tante Sybilla) verloren hat und sich nun nach einer neuen liebevollen Hundemama sehnt, mein Herz im Sturm erobert! Aber Melanies Ängste angesichts solch einer lebensverändernden Entscheidung sind durchaus nachvollziehbar geschildert worden (zumal sie andere Menschen ohnehin am liebsten auf Abstand hält).

Neben einer herzlichen Gemeinschaft und tollem Nordsee-Flair wartet der Roman auch mit erotischen Szenen auf.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:

Von mir gibt es eine rundum zufriedene Empfehlung für alle Fans von lockerleichten sommerlichen Liebesromanen mit Kleinstadt-Atmosphäre.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Richtig guter Nordseekrimi

Akte Nordsee - Der Teufelshof
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Beim zweiten Band der Akte-Nordsee-Reihe aus der Feder von Eva Almstädt war es die gelungene Kombination von schaurig-atmosphärischem Cover und mega spannend klingendem Klappentext, die mich dazu verleitet ...

Beim zweiten Band der Akte-Nordsee-Reihe aus der Feder von Eva Almstädt war es die gelungene Kombination von schaurig-atmosphärischem Cover und mega spannend klingendem Klappentext, die mich dazu verleitet hat (- mal wieder -) den Quereinstieg in eine Reihe zu wagen. (Da bei Kriminalromanen zu 99% stets ein anderer Fall im Fokus der jeweiligen Ermittler:innen steht, eignet sich dieses Genre ganz hervorragend, um auf diese Weise eine neue Reihe für sich zu entdecken; hier ist es im Vergleich zu beispielsweise auf mehrere Bände ausgedehnte Familien-Sagas weitaus weniger tragisch, später einzusteigen. Und wenn ein Band es schafft, mich zu catchen, lese ich alles bisher Verpasste gerne auch nachträglich.)

Was das vorliegende Werk betrifft: Die Autorin hat mich mit ihrem bildreichen, einnehmenden Schreibstil definitiv überzeugt und als Fan der cleveren Anwältin Fentje Jacobsen und dem ambitionierten Journalisten Niklas John dazugewinnen können. Ob Figurenausarbeitung, Dialoge, Landschaftsbeschreibungen … alles toll, toll, toll! Bei Gelegenheit werde ich mir nun also auch den Reihenauftakt ("Akte Nordsee - Am dunklen Wasser") zu Gemüte führen.

Schon der heftige Einstieg, als die Nachbarin und Freundin der Opfer den Horrorfund auf deren Hof macht, stellte mir die Nackenhaare auf, so eindringlich beschreibt Almstädt die Szenerie. Ich hatte wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen, als wäre ich direkt vor Ort und würde mich Zimmer um Zimmer weiter vortasten. Kennt ihr dieses mulmige Gefühl, wenn man an einem Ort spürt: 'Irgendetwas stimmt hier nicht, irgendwas ist hier ganz und gar nicht in Ordnung', aber nicht sofort erkennen kann, was das Problem ist? Dein Körper signalisiert dir nur: Achtung, Gefahr!

Jedenfalls startet die Handlung bereits auf einem Spannungshoch – und anstatt abzusacken, wie es oftmals in Krimis der Fall ist (z.B. durch Vorstellung der weiteren Figuren, langatmigem Aufbau der Background-Story, etc.), hält die Autorin das Level konsequent bis zum Schluss aufrecht. Nie wird es langweilig, im Gegenteil; Seite um Seite tauchte ich tiefer in die Handlung ein und tappte in Sachen Verbrechersuche dermaßen im Dunkeln, dass die Auflösung mich komplett überrascht hat. Auch diesbezüglich gilt: Alles rundum stimmig, logisch entschlüsselt, gut durchdacht, befriedigend zum Abschluss gebracht (- insbesondere Letzteres finde ich so wichtig, es gibt doch nichts Schlimmeres als Bücher, deren Ende mich noch Tage später aufregt).

So sehr ich die Dynamik zwischen Fentje und Niklas, aus deren beider Sicht erzählt wird, genossen habe und mir sogar eine tiefere private Bindung für das Ermittler-Duo wünschen würde: Ich hoffe, die Autorin lässt sich mit einer eventuellen Romanze zwischen ihnen noch etwas Zeit, sodass dieses unterschwellige Knistern zwischen den sympathischen Charakteren noch möglichst lange aufrechterhalten wird.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

Klare Leseempfehlung für Küsten-Krimi-Fans, die es spannend, aber nicht übertrieben blutrünstig mögen.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Spannung aus Schweden

Wagner
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Einer meiner Vorsätze für 2023 lautete: 'Auch mal in Genres hineinschnuppern, die außerhalb meines üblichen Bücher-Beuteschemas angesiedelt sind.' Bisher läuft es ganz gut und ich habe insbesondere in ...

Einer meiner Vorsätze für 2023 lautete: 'Auch mal in Genres hineinschnuppern, die außerhalb meines üblichen Bücher-Beuteschemas angesiedelt sind.' Bisher läuft es ganz gut und ich habe insbesondere in Sachen Thriller schon die ein oder andere positive Überraschung erleben dürfen, obwohl das literarische Blutvergießen natürlich deutlich heftiger war als in meinen kuscheligen Cosy-Crime-Romanen.



Nun habe ich mir den Spionagethriller "Wagner" zu Gemüte geführt - obendrein in schicker Farbschnittausgabe -, der nach "Geiger" und "Faust" den dritten Band - und angeblichen Abschluss - der erfolgreichen Geiger-Trilogie von Gustaf Skördeman bildet. Ich sage bewusst 'angeblich', denn aus meiner Sicht sollte und müsste eigentlich noch ein Folgeband erscheinen, ansonsten wäre ich mit dem Ende nicht so recht happy. Das kann doch nicht so stehenbleiben!



Anfangs habe ich eine ganze Weile gebraucht, um mir einen Überblick zu verschaffen und zu erfassen: Wer agiert hier gegen wen? Zwischenzeitlich war ich wirklich ziemlich verwirrt angesichts all der Figuren und ihrer Hintergrundmotive. Vielleicht lag es daran, dass ich diesen genretypischen, auf maximalen Spannungsaufbau ausgelegten Erzählton nicht gewohnt war. Man muss sich jedenfalls schon ordentlich konzentrieren beim Lesen.



Relativ kurze Kapitel, ein gekonnt sachlich-nüchterner, temporeicher Schreibstil, zahlreiche unvorhersehbare Wendungen und so einige brutale Szenen, die mir schon beinahe einen Hauch zu intensiv waren, prägen diese actiongeladene Story.



𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:

Für mich Thriller-Neuling beinahe zu komplex, aber Fans des Genres dürften ihre Freude mit diesem anspruchsvollen Werk haben. Ich bin gespannt, ob der Autor es tatsächlich bei diesem Ende belassen wird oder ob es noch eine Ergänzung geben wird, vielleicht in Form eines Bonuskapitels oder doch eines Folgebandes.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Enttäuschend - nicht der übliche Quinn-Schreibstil

Queen Charlotte – Bevor es die Bridgertons gab, veränderte diese Liebe die Welt
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Für alle, die keine Lust auf längere Ausführungen haben, mach ich's kurz: Dieses Buch hat mich enttäuscht. Warum?

Regency-Flair: Check.

Wiedersehen mit einigen geliebten Charakteren: Check.

Interessante ...

Für alle, die keine Lust auf längere Ausführungen haben, mach ich's kurz: Dieses Buch hat mich enttäuscht. Warum?

Regency-Flair: Check.

Wiedersehen mit einigen geliebten Charakteren: Check.

Interessante Romanze: Check.

Gefühl und Mitfieber-Faktor: Zero.

Es bricht mir das Herz, denn ich hatte mir so viel bzw. etwas anderes von diesem Werk erhofft.

Ich liebe den üblicherweise beschwingten, von Charme, klugem Wortwitz und Eleganz geprägten Schreibstil der großartigen Bestsellerautorin Julia Quinn. Doch hier war der Erzählton ein anderer; es fühlte sich zeitweise sogar so an bzw. klang zwischenzeitlich so, als stamme das Werk nicht aus ihrer Feder oder als hätte sie nur hier und da etwas beigesteuert.

Mit fehlten die Leidenschaft, der Humor, die Leichtigkeit, das vertraute, sich bei all ihren anderen Büchern wie selbstverständlich einstellende Gefühl, den Figuren nahe zu sein und mit ihnen mitzufiebern, mich in den kunstvollen Beschreibungen zu verlieren. Stattdessen wirkten viele Textpassagen mehr erklärend als erzählend, mehr belehrend und moralisierend als tatsächlich emotional berührend, mehr tragisch und schicksalhaft als herzerwärmend.

Selbst das gut erdachte und bewährte Rahmengefüge hat - all meiner Liebe zum Bridgerton-Universum zum Trotz und ungeachtet meiner vorangegangenen Neugier auf die Background-Story der Queen - den Eindruck, den dieser andere Schreibstil bei mir hinterlassen hat, nicht übertünchen können. Ich hoffe inständig, dass bei dem Smythe-Smith-Spinn-off wieder einzig allein Julia Quinn die Schreibfeder schwingen wird – hier kam es mir so vor, als wäre sie maximal Co-Autorin gewesen.

"Seine Haut war braun. Ihre Haut war braun. Braun wie Schokolade, wie warmes, samtiges Holz. […] Charlotte wusste, was hellhäutige Europäer über Menschen wie sie sagten. Warum wollte er seine Blutlinie mit einem Mädchen von maurischer Herkunft »beflecken«?"

Bei Queen Charlottes Geschichte wurde weitaus mehr Augenmerk auf Social Inclusion gelegt als bei den bisherigen Bridgerton-Romanen. Die Wichtigkeit dessen steht überhaupt nicht zur Debatte, mit der Umsetzung hingegen war ich nicht glücklich. Das permanente direkte Benennen der jeweiligen Hautfarben wirkte auf mich zu gewollt und (aufgrund der häufig einhergehenden Erklärung, wer woher abstamme) zu rechtfertigend, was die Selbstverständlichkeit von Inklusion in meinen Augen zunichtemacht. Inklusion muss das Normalste und Menschlichste auf der Welt sein – und auf diese Weise sollte es meiner Meinung nach auch in der Story aufgegriffen werden (… und nicht mit der Brecheisen-constantly-in-your-face-Methode). Ich könnte ganze Seiten füllen mit Formulierungen à la:

"»[…] Aber sie ist sehr braun. […]«"

"»Niemand hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie derartig braun ist.«"

"»Ich wusste, dass sie ein bisschen dunkel ist […]«"

"»[…] Ich dachte, sie hätte die Farbe von Milchkaffee.«"

"Aristokraten, die allesamt porzellanweiße Haut hatten."

"Agathas dunkle Haut bedeutete, dass sie niemals als passende Gesellschaft für die Töchter der Aristokratie in Betracht käme […]"

"Es war eine junge Frau. Deren Haut dieselbe Farbe hatte wie Agathas, vielleicht einen Ton heller oder dunkler […]. Doch sie war definitiv nicht weiß […]."

In anderen Worten: I get it. Die Message ist angekommen und wird unterstützt – aber können wir uns jetzt bitte, bitte wieder der Romantik zuwenden?

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: ✰ ✰

Zum ersten Mal hat ein Quinn-Buch mich enttäuscht. Von mir gibt es eine bedingte Empfehlung für alle eingefleischten Bridgerton-Fans.

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