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Veröffentlicht am 13.03.2022

Must-Have für Bridgerton-Fans!

Bridgerton: Der inoffizielle Guide für alle Lords und Ladys
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Ich gehe mal stark davon aus, dass jeder, der dieses herrlich amüsante, überaus unterhaltsame Werk zur Hand nimmt, ohnehin bereits ein Bridgerton-Fan ist, sei es aufgrund der Buchreihe von Julia Quinn ...

Ich gehe mal stark davon aus, dass jeder, der dieses herrlich amüsante, überaus unterhaltsame Werk zur Hand nimmt, ohnehin bereits ein Bridgerton-Fan ist, sei es aufgrund der Buchreihe von Julia Quinn oder der gleichnamigen Netflixserie, deren zweiter Staffel ich aktuell ungeduldig entgegenfiebere. – Allen Freunden der sympathischen Bridgerton'schen Großfamilie spreche ich hiermit eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

Das zauberhafte Cover des edlen Hardcover-Büchleins ist ein absoluter Hingucker im Regal! Besonders gut gefällt mir, dass hier das Farbschema der Promo-Bilder der Serie aufgenommen worden ist. Auch die restliche Ausstattung ist hochwertig und macht richtig was her – ein fliederfarbenes Lesebändchen, ein hübsches Innencover im Regency-Stil und bebilderte Kapitelüberschriften.

Angemerkt sei vorab, dass der Inhalt sich rein auf tatsächliche historische Fakten (Daten, Ereignisse, reale Persönlichkeiten) sowie auf die TV-Serie (nähere Infos zu den Dreharbeiten: Locations, Kostüme, Musik, etc.) bezieht; die Handlungen der einzelnen Bücher werden nicht aufgegriffen. Da ich als Janeite Regencywerke (und -serien) liebe, hatte es nicht lange gedauert, bis der Bridgerton-Hype auch mich gepackt hatte, und schon war ich Feuer und Flamme für die liebenswerten Figuren.

Der Schreibstil dieses Serien-Begleitbuchs ist locker und humorvoll, mit einem Augenzwinkern fasst die Autorin die überlebenswichtigsten Tipps und Tricks zusammen, damit wir uns auf und neben dem Parkett der feinen Gesellschaft nicht blamieren. Von A wie Anstandsdame bis Z wie zeitgenössische Literatur (und Zitate) findet alles Erwähnung.

Wie lauteten die wichtigsten gesellschaftlichen Regeln (kultiviertes Verhalten, Besuchsetikette, Werbungsphasen, Auftritte in der Öffentlichkeit, Flirttechniken mittels Taschentuchs bzw. Fächers, …)? Wer waren die damaligen Celebrities und welchen Einfluss hatten ihre Schicksale auf den Rest der Bevölkerung? Was waren kulturelle Trends, was erachtete man als en vougue? Ob Beratung in Stilfragen zur Kleidungs- und Frisuren-Mode, die neuesten Skandale oder die vergnüglichsten Tänze, die man beherrschen musste - dieser Leitfaden vereint gekonnt Geschichte und Serienfakten. Nun bin ich bestens im Bilde, sei es hinsichtlich der verschiedenen Arrangements von Halstüchern oder der Perfektionierung des Errötens.

Zusätzlich gibt es immer mal wieder witzige Tests (laut Charaktertest bin ich eine Mischung aus Daphne und Penelope), ein Spiel sowie Ausmalbilder – wobei ich es wohl nie übers Herz bringen werde, etwas in dieses Buch zu zeichnen.

Mein liebster Abschnitt war das umfangreiche Wortverzeichnis der Regencybegriffe (Bezeichnungen für Damen und Herren, frevelhafte Aktivitäten, Beleidigungen, Geld, Liebe und Ehe). Hier musste ich mehrfach lachen; zu schade, dass man diese Redewendungen heutzutage nicht mehr verwendet! Wenn ich das nächste Mal "in hohen Seilen" in einer Buchhandlung stehe und meinem "Korinther" erkläre, dass ich gleich mehrere Bücher kaufen möchte, werde ich wohl sicherheitshalber meinen "Latz einschläfern", selbst wenn ich dadurch "dem Hauptwachmeister entkomme" und eine "Spinne verschlucke", da ansonsten die Gefahr besteht, dass ich "teufelsblau" werde. Ganz reizend fand ich übrigens auch den Ausdruck "nach April und Mai riechen".

Fazit: Ich hatte sehr vergnügliche Lesestunden. Ein Must-Read für alle Bridgerton-Begeisterten und Regency-Interessierten!

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Fesselnd, berührend, authentisch und ziemlich harter Tobak

Im Land der wilden Pfoten
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"Es war eine verrückte Zeit gewesen, ein Abenteuer, wie sie es sich nie erträumt hatte. Sie war an ihre Grenzen gegangen, an sich gewachsen, hatte Freundschaften geschlossen und sich in ein Land und in ...

"Es war eine verrückte Zeit gewesen, ein Abenteuer, wie sie es sich nie erträumt hatte. Sie war an ihre Grenzen gegangen, an sich gewachsen, hatte Freundschaften geschlossen und sich in ein Land und in einen Mann verliebt."

Hinter dem putzigen Cover verbirgt sich eine überaus ernste Thematik. In diesem mitreißend geschriebenen (Liebes-)Roman stehen ausnahmsweise mal nicht die romantischen Beziehungen, Freundschaften oder die innige Bindung zwischen Geschwistern an erster Stelle, sondern die Liebe zu Tieren.

"Australiens Buschfeuer im Dezember 2019 und Januar 2020 haben unsagbare Zerstörung verursacht, […] Menschen an den Rand ihrer Vorstellungskraft gebracht. Viele starben, Häuser und Heimaten wurden zerstört, eine halbe Milliarde Tiere fiel den Flammen zum Opfer, darunter allein achttausend Koalas." Zwar hatte ich in den Nachrichten damals von den verheerenden Feuern gehört, doch so richtig bewusst wurde mir das furchtbare Ausmaß des Black Summers erst mit dieser Lektüre.

Um nach der Trennung von ihrem Freund Alexander auf andere Gedanken zu kommen, gönnt Mieke sich einen dreimonatigen Urlaub in Down Under und gerät prompt in Lebensgefahr. Der Feuerwehrmann Rob wird zu ihrem Lebensretter und Freund. Er ermutigt sie, sich einer Tierschutzorganisation anzuschließen und bald schon ist Mieke fasziniert von diesem attraktiven Mann, der so selbstlos und gerne hilft, wo er nur kann. Sie ahnt nicht, dass hinter der Ruhe, die er ausstrahlt, und hinter seinem vermeintlich unerschütterlichen Selbstbewusstsein eine traurige Wahrheit steckt: Seit einem tragischen Erlebnis hat er mit Panikattacken zu kämpfen, was in seinem toughen Job alles andere als hilfreich ist. Und dann ist da noch Jodie, die mit ihrer unverblümten, schnoddrig-sympathischen Art zu meiner Lieblingsfigur des gesamten Romans wurde. So oft trifft sie mit ihren Aussagen den Nagel auf den Kopf. Die meisten Menschen "»[…] sind damit beschäftigt, sich selbst zu bedauern, nur um sich dann in das nächste Unglück zu stürzen. Tiere hingegen geraten unverschuldet in Notlagen.«"

Der angenehm flüssige Schreibstil ist gleichermaßen rasant und actionreich wie emotional und direkt, ich hatte alles bildlich vor Augen und fieberte während der zahlreichen Rettungsaktionen entsetzt mit den Figuren mit. Einige Szenen, insbesondere jene, in denen verletzten Tieren nicht mehr geholfen werden konnte oder die von großem Schmerz handelten, haben mir enorm zugesetzt. Wenn ich nur an den Koala denke, der in Miekes Armen gestorben ist, oder an die Beerdigung des kleinen Kängurus, zieht sich in mir alles zusammen und ich könnte direkt losweinen. Umso größeren Respekt habe ich vor allen Menschen, die sich dem Schutz der Wildtiere trotz aller Gefahren so engagiert verschrieben haben; ich kann mir gut vorstellen, dass diese Aufgabe bei vielen Helfern und Helferinnen tiefe Narben auf der Seele hinterlässt. "Sie hatte so viel Leid gesehen, Schmerz und Qual. Sie war manchmal rechtzeitig gekommen und oft zu spät. Hatte alles gegeben, aber nicht immer gewonnen. Das Feuer war überall […]".

Die aus Deutschland stammende Autorin und studierte Naturschutzbiologin Lea Lobrecht ist selbst ehrenamtliche Wildtierretterin in ihrer Wahlheimat Australien und man spürt in jeder Zeile, wie sehr ihr die Tiere am Herzen liegen.

Fazit: Ein überaus berührendes, aufrüttelndes Werk, das zum Nachdenken anregt und das ich allen (nicht zu zart besaiteten) Tierfreunden und Australien-Fans empfehle.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Gut, aber nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte

Bridgerton - Hochzeitsglocken für Lady Lucy
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Als großer Bridgerton-Fan hatte ich dem letzten Band aus der international gefeierten Buchreihe Julia Quinns sowohl gespannt als auch mit einer gehörigen Portion Wehmut entgegengesehen; ich wollte unbedingt ...

Als großer Bridgerton-Fan hatte ich dem letzten Band aus der international gefeierten Buchreihe Julia Quinns sowohl gespannt als auch mit einer gehörigen Portion Wehmut entgegengesehen; ich wollte unbedingt wissen, wie der letzte ledige Sprössling der sympathischen Großfamilie unter die Haube kommt, war allerdings noch nicht bereit, mich anschließend von den Figuren zu verabschieden, so sehr genoss ich es, für ein paar Lesestunden Teil ihrer Welt zu sein. Vielleicht lag es an meinen recht hohen Erwartungen, da ich den Schreibstil der Autorin mittlerweile zu kennen glaubte, doch ausgerechnet bei Gregorys Geschichte fehlte mir etwas.

Es ist ein guter Regencyroman, aber im Vergleich mit den Vorgängerwerken verblasst er. So wie die weibliche Hauptfigur, Lady Lucinda Abernathy (kurz: Lucy), das Gefühl hat, stets im Schatten ihrer bildhübschen, reizenden besten Freundin und Herzensschwester Hermione Watson zu stehen, ging es mir mit der Story – sie war neben den anderen Bänden "auf jede ersichtliche Art etwas weniger" bzw. "nicht so ganz".

Während Lucy mir im Laufe immer weiter ans Herz wuchs - sie ist schließlich auch eine bemerkenswerte junge Frau, loyal, intelligent, liebenswert, aufrichtig, familienorientiert -, konnte ich mich, so leid es mir tut, für Gregory, dem eindeutig ein Ziel im Leben fehlte, kaum erwärmen. Damit meine ich nicht, dass er sich negativ verhalten hätte, im Gegenteil, ich fand es beeindruckend, dass er z.B. fest an die wahre Liebe glaubte und bereit war, mit großer Geste darum zu kämpfen. Er hat eben wirklich das Pech, der vierte Sohn der Familie zu sein – und all seine Brüder erschienen mir schlichtweg bemerkenswerter, wacher, feuriger, eindringlicher beschrieben. Müsste ich Gregory eine Temperatur zuordnen, wäre es ein Lauwarm; nicht ungemütlich, aber halt nichts dauerhaft Behagliches.

Der Einstieg in die Handlung startete gleich mit einer ungewöhnlich dramatischen Szene: Gregory stürzt in eine Kirche, wo gerade eine Trauung stattfindet, und wirft sich der Braut (eines anderen Mannes) in theatralischer Geste zu Füßen; er erklärt der geschockten Dame vor versammelter Gesellschaft seine Liebe und fleht sie an, stattdessen lieber ihn zu heiraten. Wer die Frau ist, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, und wie sie auf Gregorys spontanen Antrag reagiert, müsst ihr ebenfalls selbst lesen!

Ich hatte mich komplett darauf verlassen, ein fulminantes Reihenfinale zu lesen, ein Feuerwerk der Emotionen zu erleben, und wünschte mir einen gebührenden Abschied von allen Bridgertons. Letztlich war ich aufgrund der wenigen Szenen mit der gesamten Bridgerton-Familie tatsächlich ein klein wenig enttäuscht; ihr Anteil ist ziemlich gering, viel zu wenig für ein Reihenende. Zwar gab es humorvolle Passagen, die typisch Quinn'schen Irrungen und Wirrungen - wer liebt wen und wann wird geheiratet – und der Start verlief, aus oben genannten Gründen, enorm mitreißend, doch irgendwie packte es mich insgesamt einfach nicht.

Fazit: Nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte, wobei dies angesichts des nach wie vor angenehmen Schreibstils der Autorin Jammern auf hohem Niveau ist. Ich vergebe 3 ½ solide Sterne und bedanke mich für diese wundervolle Buchreihe, die in das Bücherregal einer jeden Janeite gehört.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Bridgerton-Liebe

Bridgerton - Mitternachtsdiamanten
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Meine geliebte Bridgerton-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Julia Quinn neigt sich leider langsam dem Ende zu. Noch möchte ich gar nicht daran denken, dass ich mich von den mir so liebgewonnenen ...

Meine geliebte Bridgerton-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Julia Quinn neigt sich leider langsam dem Ende zu. Noch möchte ich gar nicht daran denken, dass ich mich von den mir so liebgewonnenen Figuren bald verabschieden muss, seufz! Im vorliegenden Band 7 erleben wir, wie die jüngste Tochter der sympathischen Großfamilie, die scharfsinnige, schlagfertige Hyacinth, sich amüsante Wortgefechte mit dem attraktiven Enkel der allseits verehrten wie gefürchteten Lady Danbury liefert und dabei feststellt, dass Gareth St. Clair von ihrer undiplomatisch-ehrlichen, äußerst direkten Art keinesfalls eingeschüchtert zu sein scheint. Mein Romantikerherz hoffte auf viel Herzklopfen und eine interessante Annäherung der beiden Hauptfiguren, und genau das habe ich bekommen.

In meinen Augen ist dies mit Abstand der bisher humorvollste Band der Reihe; eventuell hat die Autorin gespürt, dass ihre Leser:innen sich nach der recht ernsten Thematik des Vorgängerbandes ("Ein hinreißend verruchter Gentleman") um die früh verwitwete Francesca nach mehr Frohmut und Leichtigkeit sehnten. Was habe ich gelacht über die flotten Dialoge, speziell die bärbeißigen Kommentare von Lady Danbury, Gareths Verzweiflung angesichts Hyacinths Sturheit und vor allem die Wiedersehensszene mit Anthony Bridgerton, dem ältesten Bridgerton-Nachkömmling, der in vielerlei Hinsicht die Rolle des Familienoberhauptes hatte einnehmen müssen – einfach köstlich!

Prunkvolle Bälle gab es kaum, kein nervenaufreibendes Duell und deutlich weniger Raffinesse in Sachen Kuppelei, dafür aber ein spannendes Rätsel um Gareths wahre Herkunft und ein geheimnisvolles italienisches Tagebuch. Hyacinth ist Feuer und Flamme, als Mr. St. Clair ausgerechnet sie um Hilfe bittet, schließlich liebt alles Rätselhafte und kniffelige Aufgaben; zudem sehnt sie sich nach Ablenkung von einer bisher langweiligen (und, zum Leidwesen ihrer Frau Mama, ohne Heiratsantrag zu verbuchenden) Saison. Allerdings beschäftigt sie bald nicht nur die Aufgabe, das Versteck eines mysteriösen Diamantenarmbandes aufzuspüren, sondern auch die Tatsache, dass ihr währenddessen bewusst wird, welchen Mann sie gerne heiraten würde. Doch wie soll sie ihn dazu bewegen, ihr einen Antrag zu machen, ohne ihm nachzulaufen und dabei womöglich verzweifelt zu wirken? Könnte sie mit seiner Ablehnung leben? Und sind seine Motive wirklich ehrenhaft oder sollte sie ihr Herz besser festhalten?

Hyacinths Reaktion in einer gewissen Situation hat mich ziemlich überrascht – weder positiv noch negativ, ich war schlichtweg verblüfft, da ich sie aufgrund ihrer Erziehung und basierend auf den Moralvorstellungen ihrer Zeit diesbezüglich völlig anders, viel zurückhaltender eingeschätzt hätte.

In der aktuellen Staffel der gleichnamigen Netflixserie ist Hyacinth noch ein kleines Mädchen, deshalb hat es kurz gedauert, bis ich dieses Bild aus meinem Kopf verbannt hatte, immerhin beginnt die Handlung, als sie bereits zweiundzwanzig Jahre alt ist. Sie ist ein sehr eigenwilliger Charakter, liebevoll-rechthaberisch, nicht gerade für ihre Subtilität bekannt und in ihrem gesamten Wesen eine Mini-Ausgabe von Lady Danbury. Kein Wunder, dass Gareth in Bezug auf ihre Wortwahl mehrfach belustigt anmerkt, dass sie beinahe wie seine Großmutter klingt – was Hyacinth als großes Kompliment wertet.

Gareths innerer Konflikt und die Abneigung seinem Vater gegenüber sind unheimlich glaubwürdig und realistisch ausgearbeitet worden, ich habe jedes Wort davon gefühlt. Hinsichtlich einer bestimmten Entwicklung erschien er mir kurzzeitig etwas rücksichtslos, wobei ich seine Motivation nachvollziehen konnte.

Mama Bridgerton ist herzig wie eh und je, ich liebe die tiefgründigen Gespräche, die sie immer mit ihren Kindern führt. So eine herzensgute, verständnisvolle Mutter kann man sich nur wünschen. Auch die scheinbar unnahbare Lady Danbury hätte ich knuddeln können - ich kann ihr vorgetäuscht-genervtes "Pah!" förmlich in meinen Ohren hören und hüpfe schnell zur Seite, damit sie mich nicht mit ihrem Gehstock erwischt!

Fazit: Ich habe die Geschichte von Anfang bis Ende geliebt! Eine begeisterte Leseempfehlung für alle Bridgerton-Fans und Leser:innen von Regencyromanen!

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Toxisch dominanter männlicher Protagonist

My Wish - Strahle wie die Sonne
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Auf den 2. Band der Wish-Reihe aus der Feder von Autorin Audrey Carlan war ich unheimlich gespannt, denn die weibliche Hauptfigur Evie - erfolgreiche Geschäftsfrau, rational, zuverlässig, klug, familienorientiert ...

Auf den 2. Band der Wish-Reihe aus der Feder von Autorin Audrey Carlan war ich unheimlich gespannt, denn die weibliche Hauptfigur Evie - erfolgreiche Geschäftsfrau, rational, zuverlässig, klug, familienorientiert und liebenswert - war mir bereits im Vorgängerband deutlich sympathischer als ihre flatterhafte Schwester Suda Kaye gewesen; folglich hatte ich mich sehr auf ihre eigene Geschichte gefreut.

Erneut spielt die Handlung dieses eigenständigen Romans im sonnenverwöhnten U.S. Bundesstaat Colorado, womit ich gleich zu meinem ersten Kritikpunkt komme – denn 'Handlung' ist eigentlich das falsche Wort, angesichts der Tatsache, dass so gut wie nichts passiert. Bereits im 1. Kapitel erfahren wir: Evie Ross war von klein auf heimlich in Milo Chavis verliebt. Jetzt ist Evie Ross dreißig Jahre alt und Milo Chavis verkündet ihr, dass er a) sie auch schon immer wollte und b) sie nun umwerben wird. – Ende.

Warum ich wiederholt die Nachnamen der Figuren anführe? Dies ist Kritikpunkt Nummer 2: Die Autorin wiederholt sie auch gerne, in sämtlichen Dialogen. Selbst in Liebeserklärungen. Das mag Ansichtssache sein, aber ich habe noch nie in meinem Leben jemanden, zu dem ich eine enge Bindung, sei es nur eine Freundschaft, habe, (immer und immer und immer wieder) mit dem vollen Namen angesprochen. Im vorliegenden Werk fand ich dies stilistisch nicht schön und es gab dem Ganzen einen recht weltfremden Touch.

Apropos weltfremd: Die Ausdrucksweise von Milo trieb mir teilweise die Tränen in die Augen, meistens vor Lachen (z.B. aufgrund von knackigen Sprüchen wie "»Das war ein heißblütiger, hungriger Mann, der nach eingehender Begutachtung in dir eine köstliche Mahlzeit erkannt hat. Aber er wird seinen Hunger nicht stillen können, denn der Einzige, der sich an dir laben wird, bin ich.«" - bei aller Liebe, aber so antiquiert redet heutzutage kein Mensch! -), leider aber auch vor Entsetzen, angesichts seines toxisch besitzergreifenden, als völlig selbstverständlich erachteten übertrieben dominanten Verhaltens Evie gegenüber. Dem Himmel sei Dank, dass sie ihn ohnehin anziehend fand und seit jeher für ihn geschwärmt hatte, andernfalls hätte sie seine Aufdringlichkeit gewiss als Stalking empfunden. – Er bombardiert sie mit Anrufen und Nachrichten, bedrängt sie (körperlich wie psychisch), lauert ihr frühmorgens im Dunkeln auf… Und wie reagiert die bis dahin besonnene, vernünftige Evie Ross auf seine grenzwertigen Avancen? - "Nachdem er mir mitgeteilt hatte, dass er mit mir schlafen wollte, schien mein Verstand komplett ausgeschaltet zu sein […]".

Prinzipiell habe ich ja nichts gegen ein bisschen Dominanz beim männlichen Gegenpart – solange die Bedürfnisse von IHR dabei nicht komplett übergangen werden. Milo jedoch ignoriert Evies wiederholte Bitte, sich doch etwas mehr Zeit zu lassen konsequent: "»Von wegen einen Gang zurückschalten, wir geben Gas. Das lernst du schon noch. Ich bring es dir bei«, verkündet er […]". Kein Wunder, dass sie prompt eine Panikattacke erleidet, wenn er sie nach ein, zwei Küssen bereits permanent als 'seine Frau' (bzw. sich selbst als 'ihren Mann') bezeichnet und von Ehe und Kindern spricht, als sei alles beschlossene Sache. Überhaupt scheint seine favorisierte Kommunikationsmethode die eines Alphamännchens zu sein, er redet kaum, dafür "verlangt", "fordert", "grollt" oder "knurrt" er. Was wahrscheinlich animalisch, selbstbewusst und sexy, mysteriös und weise an ihm wirken sollte, kommt eher bevormundend (trag' diese Kleidung, ruh' dich aus, etc.) bzw. übertrieben und unauthentisch rüber. Evie ist doch nicht sein Besitz, was er allerdings anders zu sehen scheint: "»Du bist die Schönheit, die ich mir verdient habe.«"

Kaum signalisiert er Interesse, ist von der gestandenen Businessfrau nichts mehr übrig als williges Fleisch; sie idealisiert ihn auf eine beinahe schon ungesunde, selbsttorpedierende Weise, als wäre sie nicht gut genug für ihn ("ein imposanter Gott, der auf seine Schülerin herabblickt"). Zwischenzeitlich hätte ich Evie wahrlich am liebsten kräftig geschüttelt und ihr einen kalten Waschlappen ins Gesicht geworfen. Milos Ansagen wurden immer bedenklicher: von Ansagen wie "»Wir treffen uns heute Abend zum Dinner. Keine Widerrede. Und denk gar nicht dran, vor mir davonzulaufen. Ich werde dich finden«" über indirekte Drohungen wie"Evie, wann verstehst du endlich, dass ich nie aufhören werde, dir zu folgen?«" bis hin zu Evies eigener Einschätzung: "Seine Miene ist zornig. Er ist ein Gott, der sich auf die Schlacht vorbereitet. Ein Krieger. Ein Jäger. Und soeben habe ich mich in seine Beute verwandelt."

Tut mir leid, aber in meinen Augen wird hier ein völlig rückständiges, gefährliches Verhalten nicht nur normalisiert, sondern sogar als Romanze hingestellt. (Genau wie in Band 1, nur mit anderem Protagonisten; scheinbar hat die Autorin ein Faible dafür.) Er gibt Anweisungen ("»Begleite mich zur Tür«, verlangt er. »Äh, okay.« […] »Und jetzt küss mich.«") und wenn das Weibchen brav spurt, gibt es ein Lob ("»Genauso sollst du deinen Mann küssen«").

War ich vielleicht sauer über Milos Charakterzeichnung! - So viel Potenzial wurde damit verschenkt! Denn, angesichts meiner harschen bisherigen Kritik mag man es kaum glauben, zu Beginn des Romans hatte ich tatsächlich das Gefühl, es könnte ein 5-Sterne-Read werden: ein berührendes Vorwort der Autorin, das zum Nachdenken anregt, eine tolle Einführung von Evies überaus sympathischer Figur, die Hervorhebung ihres innigen Verhältnisses zu ihrer Schwester…alles war super. Und dann kam Milo (- der sich, wie aus einem Rückblick deutlich wird, bereits als Zwölfjähriger geschwollen-philosophisch und nicht seinem damaligen Alter entsprechend ausgedrückt hat, kurzum, von der Autorin insgesamt leider mit höchst unpassender Wortwahl ausgestattet worden ist). Die Dominanz in Person, immer unter Strom. Allein auf Seite 37 wird seine Attitude mehrfach nicht gerade schmeichelhaft beschrieben: "Seine Stimme klingt streng und anklagend"; "Seine Stimme klingt wie das leise, warnende Donnergrollen, kurz bevor das Gewitter so richtig losgeht".

Evies allgemeine Verunsicherung konnte ich gut nachvollziehen. Ihre Mutter hatte sie und Suda Kaye während ihrer gesamten Jugend immer wieder verlassen, was tiefe Narben in Evies Seele hinterlassen und sich natürlich auch auf ihre späteren Beziehungen ausgewirkt hat. "Solange ich denken kann, habe ich immer nur einen einzigen Traum gehabt. Jemanden zu finden, den ich liebe und dessen Liebe zu mir groß genug ist, dass er mich nie verlassen will." Sie fühlt sich minderwertig (daher überrascht es mich nicht, dass sie sich zum vor Selbstsicherheit strotzenden Milo hingezogen fühlt) und hatte neben den meist abwesenden Eltern obendrein damit zu kämpfen, dass sie - im Gegensatz zu ihrer Schwester - nicht wie eine Native American aussieht. "Zur Hälfte amerikanische Ureinwohnerin und zugleich väterlicherseits Weiße mit europäischen Wurzeln […]. Ich stand immer mit dem einen Fuß in der einen und mit dem anderen in der anderen Welt. War nirgends wirklich zu Hause." Ihr Leben lang hat sie stets 'das Richtige' getan, Familie steht für sie an oberster Stelle ("Ich habe dieses Bedürfnis umherzuziehen, aus reiner Abenteuerlust die Menschen, die man liebt, im Stich zu lassen, nie verstanden"). Sie erzielte Bestnoten in der Schule, zog nach dem Tod der Mutter ihre kleine Schwester groß, schaffte als Familienerste einen Collegeabschluss, etablierte sich mit ihrem eigenen Unternehmen erfolgreich im Finanzsektor. Aber bezeichnet sie sich selbst als glücklich? - Nein, denn sie seht sich nach einer Familie, nach einem Mann, nach Kindern.

Warum genau Milo so auf Evie fixiert ist (abgesehen von ihrem Aussehen, das ihm schon immer gefallen hat), erschloss sich mir nicht; er kennt sie im Grunde nicht wirklich, was sie irgendwann sogar selbst anspricht. Mir fehlten hier die echten, greifbaren Emotionen.

Abschließend noch ein paar positive Anmerkungen.
1. Der Titel passt perfekt. Evie wird wegen ihrer hellblonden Haare von allen "taabe" genannt, was Comanche für "Sonne" ist.
2. Das Cover ist traumhaft schön und sieht neben Band 1 richtig hübsch aus im Regal; ich liebe den glitzernden Schriftzug!
3. Kurz vor Schluss kommt Spannung auf, Band 3 wird mit der Einführung einer neuen Person clever angeteasert.
4. Die Konfliktaufarbeitung zwischen Suda Kaye und Evie verdient großes Lob. Evies Gefühle werden absolut nachvollziehbar beschrieben.

Ich bin froh, dass ich nun über Evies Schicksal Bescheid weiß, und für mich wird diese Buchreihe damit enden.

Fazit: Ein durchaus vielversprechender Anfang, wobei das Lesevergnügen letztlich durch die platten bis dreisten Aussagen des männlichen Protagonisten nicht durchgehend anhielt. Kaum Handlung, dafür eine schöne Geschwisterverbindung, viele Erotikszenen, und ein Fokus auf die indigenen Wurzeln der Hauptfiguren. Ich vergebe 3 wohlgemeinte Sterne (für die Covergestaltung, Evies an sich positive Figur sowie den flüssigen Schreibstil).

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