Profilbild von Furbaby_Mom

Furbaby_Mom

Lesejury Star
offline

Furbaby_Mom ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Furbaby_Mom über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2021

Wählst du Mut oder Vorsicht?

The Rules of Magic. Eine zauberhafte Familie
0

Für mich war "The Rules of Magic – Eine zauberhafte Familie" (erschienen bei Fischer Tor, Juli 2021) das erste Werk der Bestseller-Autorin Alice Hoffman und aufgrund des Klappentextes, in welchem das rebellische ...

Für mich war "The Rules of Magic – Eine zauberhafte Familie" (erschienen bei Fischer Tor, Juli 2021) das erste Werk der Bestseller-Autorin Alice Hoffman und aufgrund des Klappentextes, in welchem das rebellische Verhalten der drei Owens-Teenager hervorgehoben wird, erwartete ich einen heiteren, von Magie geprägten Familienroman. Ein großes Plus stellte für mich zudem die Tatsache des Handlungszeitraums dar, denn die Geschichte spielt nicht in der Gegenwart, und ich war gespannt, wie die Autorin den Spagat zwischen Fiktion und historisch belegten Ereignissen meistern würde.

Das in sanften Sepia-Tönen gehaltene Cover gefällt mir ausgesprochen gut und passt perfekt zu einem Jugendroman. Auch der von einem Sternenglanz durchzogene, glänzende Buchtitel deutet bereits treffend auf den Inhalt hin.

Die Familie Owens ist außergewöhnlich. Susanna, Mutter dreier Teenager, bemüht sich nach Kräften, ihre Kinder zu schützen und hält deshalb nicht nur die Familiengeschichte größtenteils vor ihnen geheim, sondern stellt auch klare Regeln auf, die zwar sonderbar klingen (wie z.B. das Verbot, schwarze Kleidung oder rote Schuhe zu tragen), jedoch ihre Berechtigung haben. Leider reicht dies nicht aus, um das Schicksal aufzuhalten, denn natürlich haben Franny, Jet und Vincent längst bemerkt, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügen. Tatsächlich haben sie das magische Talent ihrer Vorfahren, einer Hexenfamilie, geerbt. Allerdings bedeuten ihre Gaben nicht nur Vorteile, sie stellen auch ein großes Risiko dar – für die Geschwister und für alle Menschen, die ihnen nahestehen.

Ihre grauen Augen und ihr Zauber-Talent sind die einzigen Gemeinsamkeiten, abgesehen davon sind die Owens-Kinder grundverschieden. Nesthäkchen Vincent ist so charismatisch, dass sich kein weibliches Wesen seiner Wirkung entziehen kann; bereits als Baby hätte ihn eine Krankenschwester deshalb um ein Haar entführt, und insbesondere als Heranwachsender kann sich der attraktive junge Mann kaum vor Avancen retten. Sein beachtliches musikalisches Talent macht ihn nur noch begehrenswerter. Doch keinem Mädchen ist es bisher gelungen, sein Herz zu gewinnen. Franny, die älteste Schwester, versucht zunächst, ihre sonderbare Gabe mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu klären, sucht die Logik hinter dem Unerklärlichen. Mit ihren feuerroten Haaren und ihrer milchweißen Haut ist die mürrisch wirkende junge Frau, die schon von klein auf eine besondere Bindung zu wilden Vögeln hat, ein Hingucker; als die klassische Schönheit der Familie gilt allerdings die sanftmütige, sensible Jet, das mittlere Kind. Sie alle frohlocken, als sich ihnen spontan die Gelegenheit bietet, für einen Sommer den elterlichen Verboten zu entfliehen, denn sie sind eingeladen worden nach Massachusetts, wo ihre Tante Isabelle lebt. Am Ende der Saison wird ihr Leben sich für immer verändert haben, doch die größten Schicksalsprüfungen liegen noch vor ihnen.

An den Schreibstil der Autorin habe ich mich zunächst gewöhnen müssen, da er sehr neutral, trocken und nüchtern gehalten ist. Erzählt wird in der dritten Person im Präteritum (aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, der Einblick in die Gedanken sämtlicher Figuren hat). Die Zeitsprünge des in sechs Abschnitte unterteilten Werkes sind enorm, oftmals vergehen binnen weniger Seiten ganze Jahre, dann wieder gibt es Passagen, in denen gefühlt rein gar nichts passiert, was zu einigen Längen führt. Schwerwiegende emotionale Ereignisse werden in wenigen Sätzen abgehandelt, wodurch die diesbezügliche, für die Handlung relevante Information zwar bei mir ankam, die damit assoziierten Gefühle mich jedoch nicht erreichen konnten. Mit den drei Hauptfiguren wurde ich bis zuletzt nicht gänzlich warm. Ich sympathisierte mit ihnen, konnte aber ihr Verhalten, das mir häufig egoistisch erschien, nicht nachvollziehen, und aufgrund der eher distanzierten Art der Charakterdarstellung wuchsen sie mir nicht so ans Herz, wie ich es mir gewünscht hätte. Insgesamt hatte ich auf eine humorvolle oder zumindest optimistische Geschichte mit einem grundsätzlich positiven Unterton gehofft und war folglich von der unterschwelligen Negativität etwas erschlagen bzw. empfand zahlreiche Ereignisse als recht deprimierend.

Sehr interessant gewählt fand ich den Handlungszeitraum, dessen Fokus auf den 1960er Jahren liegt. Ein, zwei historische Ereignisse werden leider lediglich in Nebensätzen erwähnt (z.B. der Wahlsieg Kennedys), aber andere sind etwas intensiver in die Handlung eingeflochten worden (z.B. der Summer of Love in San Francisco, die Stonewall Unruhen in New York City, der Vietnam Krieg). Gerne hätte ich noch mehr darüber gelesen.

Fazit: Anders als erwartet, aber in der Gesamtheit nicht minder spannend. Auch wenn ich nicht gänzlich verzaubert bin, war es ein solider 3-Sterne-Read. Für Fans von modernen Märchen und Stories über den Einfluss von Magie ist dieses Werk sicherlich eine Empfehlung wert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.07.2021

Herrlicher Feel-Good-Roman!

Herzklopfen unterm Sternenhimmel
0

Da ich in der Vergangenheit bereits das Glück gehabt hatte, einen anderen Roman der Autorin lesen zu dürfen (geschrieben unter ihrem Pseudonym Isabel Morland), wusste ich, dass mir aufgrund ihres einnehmenden ...

Da ich in der Vergangenheit bereits das Glück gehabt hatte, einen anderen Roman der Autorin lesen zu dürfen (geschrieben unter ihrem Pseudonym Isabel Morland), wusste ich, dass mir aufgrund ihres einnehmenden Schreibstils auch das vorliegende Werk garantiert gut gefallen würde – zumal das Setting, die malerische Nordseeinsel Borkum, einfach perfekt für eine entspannte Sommer-Lektüre ist. Was soll ich sagen…ich hatte hohe Erwartungen und diese wurden sogar noch übertroffen!

Diese zauberhafte Geschichte voller liebenswerter Figuren, die man ruck, zuck ins Herz schließt, und entzückender tierischer Protagonisten (mit noch niedlicheren Namen, wie Tassilo oder Krümelchen) hat mich komplett begeistert! Erst im Nachhinein habe ich entdeckt, dass es sich um den 2. Band einer Reihe handelt (- wobei die Handlung in sich geschlossen ist und das Buch problemlos als Einzelband gelesen werden kann -) und der Vorgänger ist direkt auf meine Wunschliste gewandert.

Der verwitwete Tierarzt Hark lebt seit dem Reitunfall seiner Frau Julia ausschließlich für seinen Beruf, sehr zum Unmut der weiblichen Bevölkerung Borkums und seiner energischen, vor Lebensfreude strotzenden Mutter Frauke, die ihren attraktiven Sohn zu gerne wieder in einer Beziehung sehen würde (schon allein deswegen, damit er sich nicht ausschließlich von Dosenravioli ernährt) – am liebsten mit seiner Jugendliebe Ella. Ehe sie einst ein Paar wurden, waren Hark und Ella die besten Freunde, doch seit ihrem Liebesaus setzt vor allem die alleinerziehende Mutter Ella alles daran, Hark aus dem Weg zu gehen, was auf der kleinen Insel eine wahre Herausforderung ist. Die Frage nach dem Was-wäre-gewesen-wenn nagt immer noch an ihr, außerdem hat sie gerade ganz andere Sorgen: Ihre Mutter Brigitte, zu der sie stets ein angespanntes, eher liebloses Verhältnis hatte, ist aufgrund gesundheitlicher Probleme bei ihr eingezogen und treibt sie mit ihren sonderbaren Marotten und egoistischen Anwandlungen in den Wahnsinn. Ihr elfjähriger Sohn Rasmus wünscht sich unbedingt ein Haustier. Und das Kapitäns Eck, die kleine urige Strandkneipe, die sie nach dem Tod ihres Vaters übernommen hatte und mit der sie so viele bittersüße Erinnerungen verbindet, steht quasi vor dem Aus. Wie soll sie all den Anforderungen nur gerecht zu werden? Aber auf Borkum hält man seit jeher zusammen und hilft einander, wie Ella schon bald erfahren soll – und vielleicht gibt es ja auch eine zweite Chance auf die erste Liebe?

Nicht nur die sympathischen, facettenreich ausgearbeiteten Hauptfiguren, sondern auch die einzigartigen Nebencharaktere, welche die Story enorm bereichern und die Handlung vorantreiben, haben mir ausgesprochen gut gefallen! Ich bin unheimlich gerne in ihren Alltag eingetaucht und hätte noch ewig weiterlesen können, woran die humorvollen Dialoge und traumhaften Landschaftsbeschreibungen nicht ganz unschuldig sind.

Fazit: Diese romantische, warmherzige Geschichte macht wahrlich Lust auf Mee(h)r! Ein wundervoller Wohlfühlroman, den ich speziell Tierfreunden und Nordsee-Fans wärmstens empfehle!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2021

Tolle Story-Idee, die mehr Raum zum Entfalten gebraucht hätte

Kronenkampf. Geschmiedetes Schicksal
0

Ich bin sowohl hoffnungsvoll als auch völlig erwartungsfrei an die Lektüre dieses Romans herangegangen, denn ohne jegliches Wissen über den Inhalt zu haben, hatte hier ein Blick auf das edle, von funkelnden ...

Ich bin sowohl hoffnungsvoll als auch völlig erwartungsfrei an die Lektüre dieses Romans herangegangen, denn ohne jegliches Wissen über den Inhalt zu haben, hatte hier ein Blick auf das edle, von funkelnden Gold- und Silberelementen durchzogene Cover gereicht, um meine Neugier zu wecken. Der Titel klang nach einer verheißungsvollen, spannenden Story und ich liebe Geschichten mit einem royalen Background, egal ob es sich dabei um Romantasy-Schauplätze oder um ein Setting in der realen Welt handelt. Außerdem wollte ich schon seit Langem mal ein Buch aus der Feder von Valentina Fast gelesen haben, über deren Schreibstil ich (insbesondere im Hinblick auf ihre Secret-Academy-Reihe) bereits viel Positives gehört hatte.

Das Königreich Alandra, dargestellt auf einer Karte im Innencover, wird seit einem großen Krieg von zwei Königen/innen regiert, bei denen es sich stets um die mächtigsten Magieträger des Landes handelt. Ihre Fähigkeiten werden alle zehn Jahre in einem Wettkampf, dem Kronenkampf, ermittelt. Aktuell herrschen der Kupferkönig Theon und die Eisenkönigin Sadira einträchtig Seite an Seite. Es gilt, das Volk (das aus Eisernen, Kupfernen und normalen Menschen besteht) gegen Angriffe von monsterartigen Wesen zu schützen, die hinter der großen Mauer im Ostwald lauern. Jene Dämonen werden Dragen genannt.

Die junge Fiana, aus deren Perspektive in Ich-Form erzählt wird, ist die beste Freundin der Königstochter Ariana. Sie wuchs nach dem Tod ihrer Mutter im königlichen Palast auf und arbeitete sich von einer Küchenmagd bis zur Gesellschafterin hoch. Niemand ahnt, dass sie seit klein auf regelmäßig einen Schleierzauber über sich ergehen lässt, der sie unauffällig wirken lassen soll. Auf keinen Fall dürfte ihre wahre Identität bekannt werden. Ausgerechnet der charismatische Bruder des Kupferkönigs, Kayden, kommt hinter einen Teil von Fianas Geheimnis und enttarnt sie öffentlichkeitswirksam. Daraufhin bleibt ihr keine Wahl: Sie muss am direkt bevorstehenden Kronenkampf um die eiserne Krone teilnehmen und zahlreiche Prüfungen bestehen. Alternativ würde ihr in einem Ritual ihre magische Kraft entzogen werden - was bisher noch niemand überlebt hat. Zur Panik angesichts der Ausweglosigkeit ihrer Situation gesellen sich Beschämung und Wut, weil sie sich zuvor tatsächlich kurz der Hoffnung hingegeben hatte, Kaydens Interesse an ihr wäre aufrichtig gewesen. Doch selbst dann hätten sie keine wirkliche Chance gehabt - denn jeder in Alandra kennt das Gesetz: Nur Menschen haben die freie Wahl; für Eiserne und Kupferne hingegen würde eine gemeinsame Beziehung den sicheren Tod bzw. die Verwandlung in ein Monster bedeuten…

Im Nachhinein kann ich sagen: Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, aber in meinen Augen hätte die Geschichte enorm davon profitiert, auf mehrere Bände aufgeteilt und dafür detaillierter erzählt zu werden. Es ist extrem viel Handlung in den Einzelband gequetscht worden, wodurch viele unheimlich interessante Elemente, die für sich allein schon so viel Ausschmückungs-Potential gehabt hätten, relativ schnell abgehandelt wurden und daher nur oberflächlich angerissen wirkten, was ich super schade fand. So hätte ich mir nicht nur intensivere Beschreibungen des titelgebenden Kronenkampfes (der trotz mangelnder Trainingserfahrung etwas zu glatt ablief) sowie der Reise durch Alandra gewünscht, sondern vor allem eine tiefgründigere Ausarbeitung der Storywelt und zum Teil auch der Figuren. Die verbindenden Elemente zeigen ganz klar, dass die Autorin sehr wohl erzählerisches Talent besitzt, ihr Schreibstil ist durchaus angenehm, weshalb ich mich gefreut hätte, wenn dieser kreativen Geschichte mehr Raum gegeben worden wäre. (Nicht tragisch, nur ein paar kleine Anmerkungen am Rande: Im 4. Kapitel wird Arianas Vertraute Dalia zwischendurch mehrere Male abwechselnd auch Delia genannt und im Laufe des Romans ist mir die häufige Wiederholung des Adjektivs 'faustgroß' aufgefallen. Zudem hat mich die Entwicklung der Enemies-to-Lovers-Story mehr überzeugt als der plötzliche Sinneswandel Dalias, den ich zwar guthieß, jedoch nicht nachvollziehen konnte. Warum entschloss sie sich gerade in besagtem Moment zu einem kompletten Verhaltenswechsel?)

Fazit: Nicht ganz so mitreißend wie erwartet. Aber auch wenn mir insgesamt die Tiefe fehlte, wurde es aufgrund der Handlungsvielfalt - jede Menge Action und mehrere verbotene Liebesbeziehungen - zumindest nie langweilig. Gerne vergebe ich 3 ½ Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2021

Auftakt einer interessanten Romantasy-Reihe

Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe
0

E.M. Castellans "Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe" (cbt Verlag, Juli 2021) stellt den Anfang einer spannenden Romantasy-Reihe dar, die uns ins 17. Jahrhundert entführt, an den schillernden Hof des ...

E.M. Castellans "Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe" (cbt Verlag, Juli 2021) stellt den Anfang einer spannenden Romantasy-Reihe dar, die uns ins 17. Jahrhundert entführt, an den schillernden Hof des legendären Louis XIV.

"»Der Preis für Magie ist sehr hoch. Und bei den meisten Zaubern geht es um Macht […].«"

Es ist das Jahr 1661. Die 17-jährige Kronprinzessin Henriette D’Angleterre hat in eine Zweckehe mit Philippe d’Orléans, dem Bruder des französischen Königs, eingewilligt.

"Bevor mein Bruder den englischen Thron bestiegen hatte, waren meine Wahlmöglichkeiten begrenzt gewesen: Nonnenkloster oder Ehe. Aber wenigstens hatte ich eine Wahl gehabt."

Dennoch ist die wunderschöne, leider von einem chronischen Lungenleiden geplagte junge Frau nicht gänzlich unglücklich über die Zwangs-Vermählung: Philippe ist attraktiv, hat sie bisher stets respektvoll behandelt und die Ehe mit ihm wird ihr hoffentlich ein gewisses Maß an Sicherheit garantieren. Denn niemand außer ihrer Mutter weiß, dass Henriette eine der seltenen magischen Quellen ist: Sie besitzt Fähigkeiten, die von Magiern zum Wirken ihrer Zauberkräfte dringend benötigt werden. Auch der Sonnenkönig selbst ist ein Magier und man sollte meinen, dass ihn diese Tatsache, in Kombination mit seiner politischen Position, unantastbar machen würde. Dennoch hat es ein Attentäter auf die königliche Familie abgesehen und zahlreiche Quellen sind bereits ermordet worden. Bald sieht Henriette sich nicht nur in der Pflicht, die düstere Magie abzuwehren, um die zu schützen, die sie liebt, sie wird außerdem vom König gebeten, ihm dabei zu helfen, Versailles in einen prunkvollen Palast zu verwandeln. Doch kann sie darauf vertrauen, dass der willensstarke Louis seine Macht nicht missbrauchen wird? Schon ihre Mutter hatte sie immer gewarnt: "Magiciens interessieren sich nicht für ihre Quellen. Sie benutzen sie nur."

Henriette, aus deren Sicht in der Ich-Form erzählt wird, hat das Herz am rechten Fleck. Trotz ihrer royalen, auf Pflichterfüllung und Anmut ausgelegten Erziehung hat sie nicht ihre Neigung verloren, stets das Gute in Menschen zu sehen. Sie ist klug und loyal, scheut sich nicht davor, ihre Meinung zu sagen und kennt ihren Wert. Viele Höflinge unterschätzen ihren wachen Geist und ihre Scharfsinnigkeit, und belächeln sie als das sanfte Täubchen, das den rebellischen Philippe (der bekannt für seine Affären mit Frauen wie auch mit Männern ist) im Zaum halten soll – sein Einfluss muss so gering wie möglich gehalten werden, damit er nicht die gerade erst erlangte Alleinherrschaft von Louis gefährdet. Von einer Liebesehe kann keine Rede sein: "[…] wir waren königlichen Geblüts. Unser Glück spielte keine Rolle." Aber schließt das eine das andere zwangsläufig aus?

Das Setting fand ich enorm faszinierend! Der königliche Hof ist eine wahre Schlangengrube. In diesem sonderbaren sozialen Gefüge der Eitelkeiten ist niemand vor Intrigen und hetzerischem Tratsch sicher. Henriette tut gut daran, ihr Vertrauen sparsam einzusetzen. Selbst ihren Hofdamen Louise und Athénaïs stand ich von Anfang an skeptisch gegenüber. Gekonnt lässt die Autorin Wahrheit und Fiktion miteinander verschmelzen, so besteht der Großteil der Figuren tatsächlich aus historisch verbürgten Personen, allen voran König Louis und sein Bruder, Philippe d’Orléans, sowie die weibliche Hauptfigur, Henriette von England, aber auch Armand de Gramont, Prinz Aniaba, Henriettes Hofdamen oder Fouquet, wobei Letzterer im realen Leben natürlich kein Kron-Magicien war.

Mit dem Schreibstil, der mir teilweise einen Touch zu nüchtern war, habe ich anfangs ein wenig gehadert und es dauerte ein Weilchen, bis ich in der Story angekommen war. Die Zusammenhänge zwischen Magiern und Quellen erschlossen sich mir nicht gleich, zudem war ich von der Vielzahl der französischen Namen etwas erschlagen. So konnte ich erst ab Mitte des Werkes gebührend mitfiebern. Weiterhin hätte ich mir bildreichere, detailliertere Beschreibungen des Settings gewünscht, das so viel Potential bietet. Theoretisch hätte die Handlung auch mit diesem Roman enden können – hier lauert kein fieser Cliffhanger, daher bin ich gespannt, wie die Autorin die Reihe weiterführen wird.

Die Covergestaltung gefällt mir gut. Die funkelnden goldfarbenen Sprenkel verleihen dem Ganzen einen edlen Touch und spiegeln die Pracht des königlichen Hofes wider.

Fazit: Nach einem (trotz sympathischer Protagonistin) etwas zähen Anfang entwickelt sich langsam eine zarte, unerwartete Love Story und auch die Spannung nimmt im letzten Drittel ordentlich an Fahrt auf; ich war positiv überrascht. Eine interessante Verknüpfung von historischen Begebenheiten und Fantasy-Elementen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2021

Schöne Rückkehr nach Kirkby!

Highland Hope 2 - Ein Pub für Kirkby
0

Nachdem mir der erste Band der Highland-Hope-Reihe unheimlich gut gefallen hatte, musste ich natürlich wissen, wie es den liebgewonnenen Charakteren in der Fortsetzung ergehen wird, daher freute ich mich ...

Nachdem mir der erste Band der Highland-Hope-Reihe unheimlich gut gefallen hatte, musste ich natürlich wissen, wie es den liebgewonnenen Charakteren in der Fortsetzung ergehen wird, daher freute ich mich irrsinnig, in das zauberhafte Städtchen Kirkby zurückkehren zu dürfen. Bereits die ländliche Idylle auf dem wunderschönen Cover hat mich wieder total abgeholt und zum Träumen verleitet. Charlotte McGregor ist es mit ihrer Reihe wirklich gelungen, meine Reise-Sehnsucht zu wecken und mich für Schottland zu begeistern.

Erfreulicherweise gibt es im zweiten Band (erschienen bei Heyne, Juli 2021) tatsächlich ein Wiedersehen mit Colleen und Alex, auch wenn der Fokus der Geschichte dieses Mal auf Alex' sympathischer Schwester liegt, der schlagfertigen Spitzenköchin Isla Fraser, deren ausgefallene Kochkreationen weit über die Grenzen des malerischen Örtchens hinaus bekannt sind und die Region nach und nach zu einem Gourmet-Hotspot werden lassen. Leider ist daran auch ihr Erzrivale Rodney Swinton (Islas ehemaliger Mentor und ihre Ex-Affäre) nicht ganz unbeteiligt, der ganz in der Nähe ein eigenes Szene-Bistro eröffnet hat, das er sehr werbewirksam zu pushen vermag. Rodney war schon immer ein Blender gewesen, der sich die Kreativität und das Können anderer Köche zunutze gemacht hat, was ihn – u.A. dank Islas Einsatz – diverse Anstellungen gekostet hat. Dass er sich nun in der gleichen Region niederlässt und schamlos Islas Rezepte auf seine eigene Speisekarte setzt, kann kein Zufall sein – er will Isla ruinieren, davon ist sie überzeugt. Hat sie womöglich einen Maulwurf in den eigenen Reihen? Hier in Kirkby, wo jeder jeden kennt und wo sich eigentlich alle Einwohner hilfsbereit unterstützen? Zumindest privat besteht kein Grund zur Sorge, denn Isla, die bisher noch nie richtig verliebt gewesen war, hat mit dem neuen Pubwirt Jon Grant ihr Glück und eine Schulter zum Anlehnen gefunden. Nach einem Burnout im erfolgreichen Werbeimperium seiner Familie hatte es den charismatischen Mann in die Highlands verschlagen, wo er sich nicht nur seinen Traum vom eigenen Pub erfüllt hat, sondern auch endlich von Herzen glücklich ist – dank seinem verspielten Neufundländer-Welpen Polly, der reizenden Dorfgemeinschaft und natürlich Isla, die sich in seinen Augen von einer amüsanten Zufallsbekanntschaft und Kratzbürste zur interessantesten Frau entwickelt hat, die ihm je begegnet ist. Aber wie wird sie darauf reagieren, wenn sie erfährt, dass seine Familie ausgerechnet mit ihrem Erzfeind zusammenarbeitet und sie Gefahr läuft, ihr geliebtes Restaurant zu verlieren?

Isla ist eine äußerst sympathische Hauptfigur: herzlich, loyal, nicht auf den Mund gefallen und aufrichtig. Das Kochen und ihr eigenes Sterne-Restaurant sind mehr als nur ein Beruf für sie – es ist ihre Passion. Für ihren Erfolg hat sie hart gearbeitet, ist jahrelang um die Welt getingelt, um sich in verschiedenen Küchen inspirieren zu lassen und sich weiterzubilden. Verständlich, dass der Diebstahl ihrer Kreationen sie persönlich trifft; ich konnte ihre Empörung gut nachvollziehen. Auch Jon ist ein interessanter Charakter, der sich vor allem durch seine Tierliebe, seinen angenehmen Sinn für Humor und eine Engelsgeduld auszeichnet. Toll fand ich, dass es wieder einige Passagen gab, in der die Dorfgemeinde im Vordergrund steht und man somit die eingeschworene Gemeinschaft und den Zusammenhalt der Einwohner miterlebt. So langsam frage ich mich, wann der adrette Bürgermeister Collum endlich seinen eigenen Roman bekommen wird und was tatsächlich hinter der Abneigung von Marlin Fraser ihm gegenüber steckt. Auch von der Ärztin und Yoga-Enthusiastin Anna würde ich gerne mehr lesen und wünsche ihr ein Happy End.

Der Schreibstil der Autorin ist wie geschaffen für Wohlfühlromane, die zum Zurücklehnen und Abschalten vom Alltag einladen! Mit authentischen Dialogen und bildreichen, stimmungsvollen Beschreibungen erschafft sie eine herrlich vertraute, heimelige Atmosphäre und Figuren, die man ins Herz schließen muss. Im Anhang gibt es ein leckeres Rezept und interessante Informationen zur schottischen Küche sowie ein Personenregister zu entdecken, das Aufschluss über das Who is Who von Kirkby gibt. Zwar hat der Roman eine in sich geschlossene Handlung, aber ich empfehle unbedingt die Vorablektüre von Band 1, um in den vollen Genuss der Reihe zu kommen!

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich im Mittelteil spannungstechnisch ein paar kleine Längen eingeschlichen haben, doch spätestens im letzten Drittel nimmt die Story wieder ordentlich an Fahrt auf.

Fazit: Eine gelungene Fortsetzung! Ich freue mich auf Band 3, der im Herbst 2021 erscheinen wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere