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Veröffentlicht am 12.05.2019

Urlaubsfeeling pur mit vielen feinen Zwischentönen

Die Bücherinsel
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Bereits das traumhaft schöne Cover lässt erahnen, dass es sich bei diesem Werk um einen Wohlfühlroman der ersten Klasse handelt - Janne Mommsen entführt uns auf eine idyllische kleine Insel und ich kann ...

Bereits das traumhaft schöne Cover lässt erahnen, dass es sich bei diesem Werk um einen Wohlfühlroman der ersten Klasse handelt - Janne Mommsen entführt uns auf eine idyllische kleine Insel und ich kann das Leseerlebnis nur als "Kurzurlaub zwischen zwei Buchdeckeln" beschreiben!

Die Hauptfigur Sandra ist eine sympathische junge Frau, die ihr beschauliches Leben genießt und sich scheinbar gut arrangiert hat mit der Tatsache, dass sie nie richtig lesen und schreiben gelernt hat. Zum Glück gibt es ja Hörbücher! Aber nach dem Motto 'unverhofft kommt oft' stolpert sie eines Tages in einen Lesekreis der gemütlichen kleinen Inselbuchhandlung und trifft dort auf den charismatischen Björn, der ihr fortan nicht mehr aus dem Kopf geht. Zu gerne würde sie ihn wiedersehen, doch gleichzeitig hat sie riesige Angst davor, dass er hinter ihr wohlgehütetes Geheimnis kommen könnte…denn im Laufe der Zeit hat Sandra gelernt, ihren Analphabetismus gekonnt zu überspielen…

Sandras Gedanken sowie die Dialoge mit den Nebenfiguren wirkten auf mich stets äußerst authentisch und daher total glaubwürdig. Überhaupt finde ich es bewundernswert, dass der Autor ein solch wichtiges Thema wie Analphabetismus, das leider immer noch ein viel zu großes Tabu in der heutigen Gesellschaft darstellt, zu einem zentralen Element der Handlung gemacht hat. Sandras Selbstzweifel und Ängste, aber auch ihre Hoffnungen und Wünsche werden einfühlsam behandelt und so lebensnah widergegeben, dass man das Gefühl hat, Sandra schon lange zu kennen.

Ich kann gar nicht genug hervorheben, wie wundervoll es war, mal ein Werk zu lesen, das gänzlich ohne Hinterhältigkeit oder Trauerfälle auskommt, ohne dabei an Spannung oder Intensität zu verlieren! Richtig klasse!!

Der Roman ist eine in sich geschlossene Geschichte; obwohl ich den Vorgängerband, "Die kleine Inselbuchhandlung", noch nicht kannte (was ich zügig nachholen werde!) , habe ich mich gleich in der Handlung zurechtfinden können – alle Personen werden ausführlich vorgestellt und nie entsteht das Gefühl, etwas verpasst zu haben oder aufgrund fehlender Hintergrundkenntnisse eine Entwicklung nicht nachvollziehen zu können. Der Schreibstil des Autors ist durchwegs optimistisch und angenehm, immer verständlich und nie künstlich überladen; man möchte gar nicht aufhören zu lesen! Janne Mommsen findet genau den richtigen Ton, um ernste Themen einfließen zu lassen, ohne dass sie erdrückend wirken, um eine zarte Anbahnung von Gefühlen entstehen zu lassen, die – im Gegensatz zu der in vielen anderen Liebesgeschichten – völlig ungezwungen wirkt.

Dieser bezaubernde, luftig-leichte Roman lebt nicht nur von seiner feinfühligen Erzählweise und vielen kleinen romantischen Momenten, sondern vor allem von seinen bildgewaltigen Landschaftsbeschreibungen, die zum Träumen einladen und die Sehnsucht nach einem Urlaub am Meer wecken.
Fazit: Die perfekte Lektüre zum Zurücklehnen und Entspannen!

Veröffentlicht am 06.05.2019

Ein wunderschöner, berührender, wichtiger Roman!

Mehr als tausend Worte
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Dieses war mein erster Roman der Autorin Lilli Beck, von der ich bereits viel Positives hinsichtlich ihres vorherigen Werkes "Glück und Glas" gehört hatte. Meine Erwartungen sind nicht enttäuscht worden ...

Dieses war mein erster Roman der Autorin Lilli Beck, von der ich bereits viel Positives hinsichtlich ihres vorherigen Werkes "Glück und Glas" gehört hatte. Meine Erwartungen sind nicht enttäuscht worden – "Mehr als tausend Worte" ist ein literarisches Meisterwerk, das mich tief bewegt und völlig in den Bann gezogen hat. Auch lange nach dem Lesen des Romans wirkt das Schicksal der fiktiven Familie Landau, stellvertretend für das vieler Juden zur Zeit des Nationalsozialismus, nach – nicht zuletzt aufgrund einer überraschenden Wendung, die der Geschichte eine ganz neue Dimension verleiht.

Berlin, 1938. Die sympathische Hauptfigur Aliza ist siebzehn Jahre jung und erlebt gerade das Hochgefühl der ersten Liebe mit Fabian, einem Deutschen, der sich nicht an ihrer jüdischen Herkunft stört. Zwar nimmt der Hass auf die Juden im Land immer bedrohlichere Außmaße an, aber als Alizas Familie sie für einen Kindertransport nach England anmeldet, wehrt sie sich zunächst mit Händen und Füßen. Ihre Familie – und Fabian – verlassen? Unmöglich! Doch Alizas Eltern sind überzeugt, dass sie ihre Tochter nur auf diesem Weg in Sicherheit bringen können. Und während Aliza sich fortan in einem fremden Land zurechtfinden muss, bricht in ihrer Heimat die Hölle los…

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, sogar aus der eines Antagonisten. Wir erleben, wie Aliza in die englische Kultur eintaucht, während ihre Familie in Deutschland gegen immer härtere Auflagen kämpfen muss. Fabian wird als Soldat in den Krieg eingezogen und bis zum Schluss saß ich auf glühenden Kohlen, ob das junge Paar sich jemals wiedersehen wird. Die Persepktivenwechsel erfolgen stets sehr stimmig; ich hatte beim Lesen nie das Gefühl, abrupt aus dem jeweiligen Handlungsstrang herausgerissen zu werden. Weiterhin hat mir sehr gefallen, dass der Fokus hauptsächlich auf Alizas Sichtweise lag.

Dieser Roman strotzt vor Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Manche habe ich bewundert, andere hätte ich am liebsten zum Teufel geschickt – auch das ist eine Kunst: Figuren zu erschaffen, die solch starke Emotionen in den Lesern erzeugen. Bei der Ausarbeitung der Charaktere hat die Autorin viel Wert darauf gelegt, auch die Bösewichte so facettenreich und vielschichtig zu gestalten, dass hin und wieder deren gute Eigenschaften hindurchschimmern und aufzeigen, dass es sich auch bei den Widersachern immer noch um Menschen handelt. Aufgrund dieser realitätsnahen Darstellung obliegt es letztlich den Lesern, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

Diese Vielseitigkeit trifft im Grunde auf das gesamte Werk zu; für mich ist es ein historischer (Familien- und) Gesellschaftsroman über das dunkelste Kapitel Europas Geschichte, gespickt mit wundervollen Lichtblicken – Freundschaft, Liebe und Hoffnung.

Der angenehme, sehr bildreiche Schreibstil sowie realistische, glaubwürdige Dialoge machen diesen Roman zu einem absoluten Leseerlebnis. Bemerkenswert ist die intensive Recherche, welche die Autorin zum historischen Hintergrund der Story betrieben hat; zahlreiche Details zum Alltagsleben, die mir (- obwohl ich regelmäßig Bücher zur deutschen Vergangenheit lese -) noch nicht bekannt waren, sind in die Geschichte eingeflochten worden und machen das Schicksal der Figuren umso realer, greifbarer. Auch meine Liebe zur englischen Kultur ist völlig neu entfacht worden.

Fazit: Ein wichtiges Buch zur Vergangenheitsbewältigung, fesselnd und einfühlsam geschrieben und eindrucksvoll intensiv recherchiert. Trotz ernstem Hintergrund überwiegt nicht die Negativität. Bravo!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Spannende Story, die aber besser umgesetzt hätte werden können

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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20 Jahre sind vergangen, seitdem ein grausiger Mehrfachmord das kleine Städtchen Orphea an der amerikanischen Ostküste in seinen Grundfesten erschüttert hatte – der damalige Bürgermeister und seine Familie ...

20 Jahre sind vergangen, seitdem ein grausiger Mehrfachmord das kleine Städtchen Orphea an der amerikanischen Ostküste in seinen Grundfesten erschüttert hatte – der damalige Bürgermeister und seine Familie sowie eine jungen Joggerin, die scheinbar nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war, waren auf gewaltsame Weise aus dem Leben gerissen worden. Die Erleichterung der Gemeinde war groß, als die damaligen leitenden Polizisten Jesse Rosenberg und Derek Scott letztlich den Täter dingfest machen konnten. Zwei Jahrzehnte später verkündet die junge und bis in die Haarspitzen motivierte Journalistin Stephanie Mailer dem verdutzten Jesse, dass ihres Erachtens der Polizei damals ein folgenschwerer Fehler unterlaufen sei…der wahre Täter sei ungestraft davongekommen. Doch dank einer geheimen Quelle, von der sie sich aussagekräftige Beweise erhofft, werde sie nun den Fall wieder ins Licht der Öffentlichkeit rücken – was für die Cops durchaus peinlich werden könnte, die laut Stephanie damals den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen hätten. Jesse Rosenberg ist zunächst einmal alles andere als begeistert – sein Ruhestand steht kurz bevor und das Letzte was er gebrauchen kann ist eine wichtigtuerische Journalistin, die meint ihm sagen zu müssen, wie er seine Arbeit hätte verrichten sollen. Aber dennoch lässt ihn der Gedanke nicht ganz los… Könnte seine Einheit vor 20 Jahren tatsächlich solch einen schwerwiegenden Fehler begangen haben? Nein, unmöglich! Doch plötzlich verschwindet Stephanie Mailer, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Kann dies nur Zufall sein? Oder ist sie der gefährlichen Wahrheit zu nahegekommen und soll nun daran gehindert werden, die Identität des tatsächlichen Täters zu enthüllen…? Jesse bleibt keine Wahl – er nimmt die Ermittlungen wieder auf.
Als Szenerie ist die Nobel-Region der malerischen Hamptons, Zuhause und Wahlheimat der elitären finanziellen Oberschicht Amerikas, gewählt worden. Zwischen Strandvillen und exklusiven Shopping-Boulevards führen die Anwohner dort ein beschauliches Leben, das wenig mit dem Alltag der Normalverdiener oder gar verarmten Bevölkerung der USA gemein hat – und ausgerechnet hier in diesem friedvollen, mit sich selbst beschäftigten Örtchen finden nun solche Verbrechen statt, die ansonsten immer nur woanders passieren… Ein Skandal! Der Autor zeigt damit auf, dass Verbrechen tatsächlich überall geschehen können, unabhängig vom sozialen Milieu.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive unterschiedlicher Charaktere geschrieben; der Autor beleuchtet die gegenwärtigen Ereignisse sowie die Geschehnisse der Vergangenheit aus allerlei verschiedenen Perspektiven, was einerseits dem Leser einen größeren Einblick in das Ganze verschafft und gleichzeitig dazu verleitet, eigene Theorien zum potentiellen Täter und wahren Tathergang herzustellen – nur um diese dann mit der nächsten unvorhergesehenen Wendung wieder völlig in Frage zu stellen und von Neuem zu rätseln. So wird man des Öfteren auf die falsche Fährte gelockt und kann sich hinsichtlich der Charaktere nie vollständig sicher sein, ob sie nicht doch etwas verbergen. Dadurch, dass stets aus der Ich-Perspektive erzählt wird, muss man sich als Leser schon genau konzentrieren, was mich in meinem regulären Lesetempo ein wenig gebremst hat.
Nach einem rasanten Start, der die Leser direkt in die Geschehnisse hineinkatapultiert (- hierbei möchte ich besonders hervorheben, wie authentisch der anfängliche innere (Gewissens-)Konflikt des angehenden Ruheständlers Jesse geschildert worden ist -), kam mir das Entwicklungstempo im Mittelteil eher ein wenig gedrosselt vor, da hier mehr Fokus auf die Hintergründe/Lebensumstände und Schicksale der einzelnen Figuren gelegt worden ist, was sich zum Ende dahingehend auszahlt, dass sich alles schlüssig zusammenfügt. Mit den vielen thematischen Nebenschauplätzen (Eheprobleme, Drogen, etc.) geht das Werk für mich über einen normalen Krimi weit hinaus. Meine Lieblingsfigur war übrigens die neu zugezogene Polizeibeamtin Anna, die sich zunächst einmal auf dem Revier behaupten muss.
Der Schreibstil ist stets sehr klar und flüssig und besticht durch die Intensität, mit der der Autor sich der Ausarbeitung der einzelnen Figuren widmet. Jedoch tritt die eigentliche Ermittlung dabei ab und zu in den Hintergrund. Hinsichtlich der Dialoge war ich nicht vollständig überzeugt – gerne hätte es ein wenig emotionaler sein dürfen; ich könnte mir allerdings vorstellen, dass der - meines Erachtens - zu unkonventionelle Tonfall (angesichts der ernsten Themen) eventuell bewusst als Auflockerungselement gewählt worden war.
Für meinen Geschmack hätte es auch ein bisschen weniger (dafür mehr chronologisches) Hin-und-Her-Switchen zwischen den Zeitebenen sein können, aber das ist nur meine persönliche Empfindung; es hielt sich insgesamt schon noch im Rahmen. Schlimmer fand ich die Erkenntnis, wie offensichtlich schlampig bzw. unlogisch bei den damaligen Ermittlungen des Vierfachmordes vorgegangen worden war – das so etwas tatsächlich auch im echten Leben passieren kann ist schon sehr beängstigend.
Fazit: Ein wenig zu komplex für meinen Geschmack mit zu viel Nebeninformationen (– ich bevorzuge eher Geschichten mit mehr Fokus auf die Hauptfiguren -), die zwar für entsprechende Verwirrung (und somit zum großen Rätselraten) beitrugen, den Roman für mich aber insgesamt etwas zu langatmig wirken ließen. Dennoch: volle 3 Sterne für den spannenden Plot!

Veröffentlicht am 14.04.2019

Ein entzückender, witziger Familienroman

Weibersommer
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Heike Wanner hat es mal wieder geschafft, mich mit ihren Schreibkünsten völlig vom Hocker zu reißen – dies ist nach "O du fröhliche Weibernacht" bereits das zweite Werk, das ich von der Autorin lesen durfte ...

Heike Wanner hat es mal wieder geschafft, mich mit ihren Schreibkünsten völlig vom Hocker zu reißen – dies ist nach "O du fröhliche Weibernacht" bereits das zweite Werk, das ich von der Autorin lesen durfte und innerhalb eines Tages verschlungen habe! Unheimlich liebevolle Charaktere, authentische Dialoge, eine originelle Handlung, spannende Familiengeheimnisse, jede Menge Humor und natürlich ganz viel Gefühl… Herz, was willst du mehr?!

Als ihr geliebter Onkel Horst überraschend das Zeitliche segnet, beschließen die Schwestern Marie-Louise (= Lou) und Anne-Marie zusammen mit ihrer Cousine Lisa-Marie, sich vorübergehend um dessen Bauernhof zu kümmern – all seine Tiere müssen schließlich versorgt werden. Auf diese Weise können Horsts Schwestern, die Mütter der drei Maries, ihre geplante Kur antreten und in Ruhe trauern. Wer nun ein oberflächliches Werk à la 'verwöhnte Großstädterinnen regen sich über Kuhmist auf' erwartet, der sei beruhigt – dieser wundervoll tiefgründige Roman enthält zwar zahlreiche witzige Elemente (Stichwort: "Zahnseide"), aber noch viel mehr feine Zwischentöne. In luftig-leichter Manier beschreibt die Autorin, wie die drei gänzlich unterschiedlichen Cousinen (eine gestresste Vollzeitmutter mit Eheproblemen, eine erfolgreiche Innenarchitektin, die das scheinbar perfekte Leben führt und eine romantisch veranlagte Buchladen-Besitzerin, die in Online-Single-Börsen nach der großen Liebe sucht) mit ihren konträren Lebensansichten zunächst ständig aneinander anecken und letztlich erkennen, dass nichts stärker ist als der Zusammenhalt ihrer Familie. Zudem kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, welches Onkel Horst plötzlich in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt…

Die Familiendynamik wird sehr realitätsnah widergegeben und ich habe mich tatsächlich in jede der Cousinen problemlos hineinversetzen können. Die Autorin hat sich mit diesem Wohlfühlroman, der einem beim Lesen einfach in Lächeln ins Gesicht zaubert, selbst übertroffen. Dank der sensationell angenehmen Schreibweise, die mich gleich die Story eintauchen ließ, fühlte mich während der Lektüre wie auf einem Kurzurlaub in Pfronten (wo ich auch im echten Leben schon einmal einen Urlaub verbracht habe und daher nur bestätigen kann, wie gelungen H. Wanner die idyllische Atmosphäre und die wunderschöne Natur der Region eingefangen hat). Auch der sympathische Allgäuer Dialekt ist miteingeflochten worden und findet eine würdige Vertreterin in der neugierigen Nachbarin Traudl Hösle.

Das Gute-Laune-Werk spielt zwar im Sommer, kann aber das ganze Jahr über gelesen werden und machte mir direkt Lust auf ein paar Tage auf dem Bauernhof – um Hühnerställe werde ich allerdings einen Bogen machen…nicht, dass mir noch ein "Akihito"-Hahn vor die Füße flattert!

Fazit: Herrlich unbeschwerte Unterhaltung zum Schmunzeln und Träumen! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.04.2019

So verworren, zäh und langatmig, dass es einen gruselt!

Der Leuchtturmwärter (Ein Falck-Hedström-Krimi 7)
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Dieser Kriminalroman war leider überhaupt nichts für mich. Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir eine gänzlich andere Geschichte erwartet:

"Schriftstellerin Erica Falck hat mit ihren Zwillingen alle ...

Dieser Kriminalroman war leider überhaupt nichts für mich. Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir eine gänzlich andere Geschichte erwartet:

"Schriftstellerin Erica Falck hat mit ihren Zwillingen alle Hände voll zu tun, seit ihr Mann Patrik wieder im Polizeidienst ist. Sie findet kaum Zeit für ihre Schulfreundin Annie, die gerade in das idyllische Fischerdorf Fjällbacka zurückgekehrt ist. Annie zieht in das kleine Haus auf der Leuchtturminsel vor der Küste. Dort soll es nachts spuken, und dunkle Legenden ranken sich um den Ort. Annie scheint es nicht zu stören, vor allem als Mats, ihre erste große Liebe, zu ihr zurückkehrt. Doch dann wird Mats brutal ermordet. Patrik und Erica beginnen zu ermitteln."

Bereits der Einstieg zieht sich wie Kaugummi und gestaltet sich unheimlich anstrengend zu lesen – zig Perspektiven etlicher Hauptcharaktere, Nebenfiguren und deren diverser Familienangehöriger wechseln sich innerhalb der einzelnen Kapitel ab; es herrscht ein heilloses Durcheinander, auch im Hinblick auf die verschiedenen Nebenplots. Die in der Inhaltsangabe erwähnte Freundschaft zwischen Erica und Annie hat im Grunde nie existiert, da Erica zu Schulzeiten eher eine stille Bewunderin der coolen Annie gewesen war, aber mehr auch nicht. Folglich kann von potentieller Wiedersehensfreude keine Rede sein – und wo wir gerade dabei sind, auch nicht von aktiver Mithilfe: Erica stolpert eher aus Neugier in die Ermittlungen ihres Gatten hinein.
Bereits nach wenigen Kapiteln war mir der Hintergrund zu Annies Situation sowie zu ihrem Sohn klar, da die Wortwahl diesbezüglich einfach zu bewusst gewählt worden war; von da an wartete ich im Grunde nur noch auf die Auflösung. Was Mats angeht, erfährt man ja bereits aus der Inhaltsangabe, dass er ermordet werden wird – ein Jammer, denn er und seine Eltern waren mir mit am sympathischsten. Von der ersten großen Liebe, die Mats und Annie einmal verbunden haben soll, spürt man allerdings herzlich wenig. Dafür werden die familiären Hintergründe sämtlicher Nebenfiguren im Detail ausgebreitet; kaum ein Thema, das nicht auch noch auf Krampf untergebracht wird: eine Fehlgeburt aufgrund eines Unfalls, häusliche Gewalt und Frauenhäuser, Drogen, allerlei Familienprobleme…und obendrein Geister, die auf der Insel herumspuken und dem Krimi jeglichen Realitätsbezug rauben. Gekrönt wird das Ganze von Rückblenden in das späte 19. Jahrhundert, als die Insel (Annies Rückzugsort) von einer jungen Frau namens Emelie, die in einer unglücklichen Ehe mit dem Leuchtturmwärter Karl gefangen ist, bewohnt wird. Selten war ich so erleichtert gewesen, ein Buch endlich beenden zu können.
Die zwei Sterne vergebe ich ausschließlich aufgrund des emotionalen Schreibstils und der guten Ausarbeitung der einzelnen Personen. Den überladenen Plot, den (fehlenden) Spannungsaufbau, die chaotische Aufeinanderfolge der Szenen sowie das bestenfalls langweilige, aber eher enttäuschende Ende nehme ich von der Bewertung aus.