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Veröffentlicht am 13.12.2023

Un roman solide

Roman d’amour
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Der häufig in höchsten Tönen gelobte Roman von Sylvie Schenk „Roman d‘amour“ über das Wesen und die Tücken des Verliebtseins kann durchaus mit seiner ineinander verwobenen, verschachtelten Geschichte teilweise ...

Der häufig in höchsten Tönen gelobte Roman von Sylvie Schenk „Roman d‘amour“ über das Wesen und die Tücken des Verliebtseins kann durchaus mit seiner ineinander verwobenen, verschachtelten Geschichte teilweise fesseln, hinterlässt jedoch keinen bleibenden Eindruck.

Eine Autorin schreibt 20 Jahre nach der größten Liebe ihres Lebens einen Roman, in welchem sie Anleihen aus ihrem eigenen Leben und der besagten Liebesgeschichte heranzieht. „Autofiktional“ würde man dies wohl derzeit bezeichnen. Nun wird sie zu einer Literaturpreisverleihung eingeladen und erklärt sich im Vorfeld zu einem Interview bereit. Der knapp 130 Seiten dünne Roman spielt nun während dieses Interviews, kehrt in Gedanken der Autorin Charlotte jedoch immer wieder in ihre eigene Vergangenheit und den Plot ihres Romans zurück. So verweben sich zunehmend die drei Erzählebenen und warten mit einem großen Finale auf.

Der Roman ist im Stil durchaus treffsicher von Schenk geschrieben. Geschickt führt sie von einem Erzählstrang zum nächsten und hält die verschiedenen Auswüchse der Verliebtheit und damit zusammenhängende Komplikationen fest. Und trotzdem konnte die Autorin mich nicht über den Lektürezeitraum hinaus an ihr Buch und dessen Themen fesseln. Ein solides Werk, welches sich aufmerksam aber doch insgesamt recht zügig lesen lässt.

Es handelt sich hier um einen solide konstruierten Roman, einfühlsam geschrieben, der jedoch auch schnell wieder in Vergessenheit gerät.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Die (nicht ganz) unerschütterliche Wahrheit der Zeugen Jehovas

Kein Teil der Welt
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Die Autorin Stefanie de Velasco wagt sich an eine Thematik, die vielen sicherlich zu heiß wäre, um darüber kritisch zu schreiben: Das Aufwachsen in der Weltuntergangssekte der Zeugen Jehovas. Für sie ist ...

Die Autorin Stefanie de Velasco wagt sich an eine Thematik, die vielen sicherlich zu heiß wäre, um darüber kritisch zu schreiben: Das Aufwachsen in der Weltuntergangssekte der Zeugen Jehovas. Für sie ist dieses Thema jedoch sehr nah, denn sie selbst lebte bis zum Alter von 15 Jahren in der Gemeinschaft und verließ diese dann im Jugendalter.

Dass de Velasco weiß, wovon sie schreibt, merkt man diesem Buch deutlich an. Mithilfe der Lebensgeschichte der jugendlichen Protagonistin Esther, welche im Rheinland geboren wurde und später direkt nach der Wende mit den Eltern in die fiktive ostdeutsche Stadt Peterswalde geht, um dort einen neuen Königreichssaal und damit auch eine neue Gemeinde von Jehovas Zeugen aufzubauen, erklärt de Valasco detailliert die Lehren und Gebräuche dieser sehr speziellen Glaubensgemeinschaft. Eine simple Erzählung dieses Aufwachsens wäre sicherlich schon interessant genug für einen Roman, die Autorin baut jedoch noch ein schicksalhaftes Ereignis, um welches sich Esthers Gedanken und letztlich ihr gesamtes Leben in Peterswalde herum bewegen. Stück für Stück erfahren wir, was am früheren Wohnort und in der dortigen Gemeinde vorgefallen ist, was Esthers Leben nachhaltig verändert hat. So springt die Ich-Erzählerin immer wieder gedanklich in die Vergangenheit, um diesem Trauma nachzuspüren.

Dieses Buch bietet in seiner süffigen, spannenden Erzählweise die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen der Menschen zu werfen, die viele Personen sicherlich nur aus der Fußgängerzone von Innenstädten kennen, wie sie unauffällig gekleidet mit ihren Traktaten dastehen und geduldig lächelnd darauf warten, neue Gläubige akquirieren zu können. Der Titel des Romans „Kein Teil der Welt“ kann nach der Lektüre nicht nur so verstanden werden, dass die Mitglieder der Zeugen Jehovas nicht nur nicht in unserer Gesellschaft angekommen sind, sondern auch sich selbst als keinen Teil „der Welt“ ansehen. Denn „die Welt“ beschreibt alles außerhalb der Gemeinschaft und dieses Alles ist von Satan beseelt. Dieses Alles wird nach dem Harmagedon (der Apokalypse, dem Weltuntergang) nicht ins Paradies kommen, so wie Jehovas Zeugen, die „die Wahrheit“ kennen und zwar nur sie. So leben diese Menschen zwar unter uns, haben vielleicht weltliche Berufe, bleiben jedoch selbstgewählt stets unter einer Glasglocke, wie das Cover des Buches eindrücklich widerspiegelt.

Mit der mitreißenden Geschichte hat es de Velasco geschafft, dass ich mich eingehend mit dieser Glaubensgemeinschaft/Sekte beschäftigt habe und die Thematik noch lange und intensiv in mir nachhallt. Die Autorin beschwört außerdem die Atmosphäre nicht nur hinter den Mauern der Gemeinschaft sondern auch des fiktiven Ortes im Osten Deutschlands kurz nach der Wende, das viel beschriebene Vakuum und die Orientierungslosigkeit der Menschen, herauf. Der Roman ist solide geschrieben, hat aber kleinere Längen im Mittelteil sowie für mich nicht deutbare, einzelne, kurze Kapiteleinschübe, die eine nicht greifbare fantastische Geschichte, unabhängig vom eigentlichen Romangeschehen, erzählen. Was es damit auf sich hat, bleibt mir bis zum Schluss verschlossen. Ich konnte hier keinerlei Bezug zum eigentlichen Roman herstellen. Diesen gibt es bestimmt, aber er erscheint mir dann doch zu stark verborgen.

Insgesamt handelt es sich hier um einen spannenden Roman über die Kindheit und Jugend bei den Zeugen Jehovas, der nicht nur eine interessante Grundthematik behandelt, sondern auch im Kleinen die persönliche Geschichte Esthers mitfühlend erzählt.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Eine verstörende Anklageschrift

GRM
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Es sei vorweg gesagt: Dieses Buch von Sibylle Berg ist nichts für schwache Nerven! Selten (noch nie!) habe ich ein dermaßen düsteres, hoffnungsloses und deprimierendes Weltbild in einem Roman erlebt.

Der ...

Es sei vorweg gesagt: Dieses Buch von Sibylle Berg ist nichts für schwache Nerven! Selten (noch nie!) habe ich ein dermaßen düsteres, hoffnungsloses und deprimierendes Weltbild in einem Roman erlebt.

Der Roman bietet einen analytischen und damit auch „zersetzenden“ Einblick in ein verrohtes Großbritannien kurz nach dem Brexit. Wobei Berg hier ihren Blick ausschließlich auf das Elend der Welt richtet. Mit pointierten Sätzen nähert sie sich unzähligen Personen an, am meisten jedoch vier (zunächst) Kindern, (später) Jugendlichen, die in Rochdale, einem Vorort Manchesters, aufwachsen. In Rochdale lebt ausschließlich der vergessendste Teil der Gesellschaft; Menschen mit dem untersten sozioökonomischen Status, den man sich vorstellen kann; zwischen schreiender Armut in Sozialbauten und der Obdachlosigkeit. In dieser Welt gibt es keine Zärtlichkeit und erst recht keine Liebe. Das Leben der Kinder ist von Brutalität, sexualisierter Gewalt und emotionaler Kälte geprägt. Und man sollte wissen: Dies ändert sich auch nicht signifikant im Verlaufe der kommenden 630 Seiten des Romans! Hier handelt es sich nicht um ein Sozialmärchen in einer heruntergewirtschafteten Hochhaussiedlung mit Happy End. Hier gibt es keinen Silberstreif am Horizont. Dadurch ist der Roman wirklich nur etwas für hartgesottene Leser:innen.

Mich persönlich hat die Lektüre dieses Romans definitiv in eine depressive Stimmung gestürzt, und wer anfällig für so etwas ist, sollte vielleicht lieber die Finger von dem Roman lassen. Ebenso Menschen, die sexualisierte Gewalt nicht ertragen, seien hiermit gewarnt. Die Hoffnungslosigkeit, die in diesem düsteren Teil unserer Welt, nach Hinwegfegen des Neoliberalismus über selbige und das Zurücklassen von reiner Unbarmherzigkeit und aufkommendem Neofaschismus, gezeigt wird, erscheint wie eine Anklageschrift genau gegen das genannte System. Es scheint, als ob sich Sibylle Berg ein Manifest der Wut von der Seele schreiben musste. Und dieses ist inhaltlich einfach nur schrecklich, furchtbar und furchteinflößend. Alle Männer in diesem Roman sind sadistische Arschlöcher, die ohne die mit der Muttermilch eingesogene Wut auf das weibliche Geschlecht/Minderheiten, ihre pädophilen Deviationen und körperliche Gewalttätigkeit scheinbar nicht existieren können. Die einzige männliche Figur im Roman ohne diese Auswüchse ist eines der vier Kinder, Peter. Dessen angeborener Autismus scheint die einzige Erklärung für die Abwesenheit von Hass auf Frauen und Minderheiten sowie gewaltverherrlichenden Tendenzen.

Warum sollte man sich also dieser Zumutung von Roman stellen? Weil er einfach unglaublich klug konzipiert ist. Literarisch gesehen ist dies eines der besten und prägnantesten Bücher, die ich jemals gelesen habe. Wie es Berg schafft, die Lesenden in diese Düsternis hineinzuziehen, ist meisterhaft. Die Erzählstimme ist dabei ein wichtiger Faktor. Diese ist schwer greifbar, sie scheint allwissend dadurch, dass sie beliebig aus dem Kopf einer Person in den Kopf einer anderen Person springen kann. So scheint die Stimme mit jedem Perspektivwechsel von den Gedanken der entsprechenden Person infiziert zu werden, bleibt aber auch unabhängig und spricht mitunter die direkt Lesenden an. Und gleichzeitig bleibt sie auf fast zynischem Abstand zum Personal. Meist gibt es ein verbindendes Wort oder einen verbindenden Gedankengang, der die Überleitung zur nächsten Person (oder Entität anderer Art) bildet. So wird der Roman literarisch ergreifend und mitreißend. Vermutlich steht auch die Intention von Sibylle Berg des emotionalen Aufrüttelns und die Ermutigung zum Aktivismus hinter diesem literarischen Werk. Das Ziel, was eben ein Manifest verfolgt.

Nur ist mir persönlich das Buch dafür nicht zielgerichtet genug. Es versperrt sich gegen das Aufkommen einer - irgendwie gearteten - Hoffnung auf Veränderung. Eigentlich bleibt für die Menschen im Buch doch letztendlich alles gleich und somit ist die Schlussfolgerung: Wir sind sowieso alle verloren. Mit einer Depression geht stets eine Hoffnungs- und Hilfslosigkeit einher. Leider löst dieses - meines Erachtens 200 bis 300 Seiten zu lange - Buch genau das bei den Lesenden aus, oder kann es zumindest auslösen. Wäre das Buch halb so umfangreich und würde es nicht jegliche Brutalität immer wieder im zweiten Teil noch einmal wiederholen, könnte sich die anfängliche Bestürzung in Aktivismus umwandeln. So wie der Roman jedoch letztendlich geworden ist (ein roter Ziegelstein, inhaltlich wie auch optisch), wurde ich eher von diesem Ziegelstein erschlagen, als dass ich mit ihm die „gläsernen Decken“ zwischen den gesellschaftlichen Schichten einschlagen wollte oder könnte.

Letztendlich hätte der Roman aus meiner Sicht nach ungefähr der Hälfte sein Ziel erreichen können. Und obwohl er literarisch zu den Sternstunden der deutschsprachigen Gegenwartsanalysen zählt, kann er mich nicht dazu motivieren, die in wenigen Tagen erscheinende Fortsetzung („RCE #RemoteCodeExecution“) lesen zu wollen. Ich persönlich kann mich (derzeit) nicht noch einmal – dann 700 Seiten lang – dieser Düsternis öffnen. Die Gefahr bestünde, dass sie dann langfristig eindringt, um nicht mehr zu gehen.

Dazu ein abschließendes Zitat:

„...die Feigheit der Menschen, die leeren Läden, die staubigen Straßen und vor allem die Abwesenheit jeder Hoffnung.“ Darin „All diese Kinder und Jugendlichen, die von ihren Eltern mit in den Abgrund gerissen werden. Vom Leben oder – sagen wir – vom Vegetieren auf den Boden geschleudert, die Eltern. Und da liegen sie dann. Besoffen, depressiv, krank, verbraucht, lallend, unglücklich, jammernd, und die Kinder legen den Alten ein Kissen unter den Kopf und gehen raus und haben das Gefühl, die Welt schulde ihnen etwas, weil sie so traurige Eltern haben, die doch für sie alles sind. Die Welt. Sind. Die zusammenbricht. Es gibt nichts Gefährlicheres auf der Welt als Kinder, die keinen Halt haben.“

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Von Töchtern und Freundinnen

Töchter
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Lucy Fricke schickt ihre beiden Protagonistinnen Martha und Betty auf einen heiteren Roadtrip mit traurigem Ausgangspunkt. Marthas Vater Kurt hat Krebs und möchte in die Schweiz gefahren werden, um dort ...

Lucy Fricke schickt ihre beiden Protagonistinnen Martha und Betty auf einen heiteren Roadtrip mit traurigem Ausgangspunkt. Marthas Vater Kurt hat Krebs und möchte in die Schweiz gefahren werden, um dort Sterbehilfe zu erhalten. Doch Martha fährt sei Ewigkeiten kein Auto mehr und erst recht nicht im alten, roten Golf des Vaters. Also muss die beste Freundin ran, Betty. Diese ist die Ich-Erzählerin des Romans und schnell entwickelt sich die Geschichte zu einer, die sich nicht allein um Martha und Kurt sondern auch um Betty und ihre verschwundenen Väter – und einen im Speziellen – dreht. Denn Betty war eigentlich gerade dabei das Grab ihres Ziehvaters in Italien zu besuchen, etwas was sie bereits zehn Jahre vor sich herschiebt.

So entwickelt sich aus dieser Ausgangssituation ein wahnwitziger Roadtrip, in dem es nicht nur um die Beziehungen zwischen Töchtern und ihren Vätern sondern eben auch immer wieder um die Freundschaft der beiden Frauen untereinander. Diese ist nicht ein Paradebeispiel für die Freundschaft unter „besten Freundinnen“, sondern zeichnet sich oft durch Abwesenheit im Alltag aber vor allem Anwesenheit, wenn es darauf ankommt, aus. Fricke schafft es gekonnt durch aufhellenden Sprachwitz in ganz präzisen, kurzen Sätzen die Beziehung der Protagonist:innen untereinander herauszuarbeiten. Es entsteht eine kuriose aber auch letztendlich immer warme Geschichte zu einer Freundschaft durch nicht nur gute aber vor allem schlechte Zeiten.

„Töchter“ ist der Inbegriff des rasanten Roadtrips durch halb Europa, der immer wieder an Fahrt gewinnt und sich fluffig, flott lesen lässt, und genauso, wenn es notwendig wird, in einer Szenerie anhält, um den Befindlichkeiten seiner Figuren nachzuspüren. Das Tempo beherrscht die Autorin meisterhaft und macht dadurch und durch die Liebe zu den einzelnen Figuren als auch dem niemals zu abwegig werdenden Plot dieses Buch zu einer hellen Freude am Lesen und Leben.

Der Roman bekommt glatte 5 Sterne von mir, da er mich über seine perfekte Konstruktion und seinen witzigen Schreibstil definitiv auch emotional bewegen konnte. Eine große Leseempfehlung meinerseits für diese perfekt inszenierte Reise zweier Frauen zu ihren Vätern, zueinander und letztendlich auch zu sich selbst.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Ungewöhnliche Form, ungewöhnliche Geschichte

Singe ich, tanzen die Berge
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„Singe ich, tanzen die Berge“ ist ein Buch, in welches ich nicht ganz so einfach reinkam, was mich zwischendurch bei manch einem Kapitel nicht ganz abholen konnte, aber dann doch häufiger glänzte als enttäuschte.

Die ...

„Singe ich, tanzen die Berge“ ist ein Buch, in welches ich nicht ganz so einfach reinkam, was mich zwischendurch bei manch einem Kapitel nicht ganz abholen konnte, aber dann doch häufiger glänzte als enttäuschte.

Die katalanische Autorin Irene Solà packt in ihren zweiten Roman die Geschichte einer Familie und eigentlich eines ganzen katalanischen Bergdorfes über mehrere Generationen hinweg, im 20. Jahrhundert zeitlich verortet. Der Vater einer jungen Familie stirbt durch den Einschlag eines Blitzes. Das Interessante daran: Wir Leser:innen bekommen dies aus Sicht des Gewitters erzählt, erfahren aber später auch mehr aus Sicht des Vaters, später aus der seiner Frau, Kinder aber auch anderer Dorfbewohner über das weitere Leben der Familie nach Verlust des Vaters bis hinein in das Erwachsenenleben der Kindes- und Kindeskindergeneration. Immer wieder werden von Kapitel zu Kapitel dieses Buches die Erzählperspektiven gewechselt. Und zwar nicht nur, wie schon angedeutet, zwischen den menschlichen Protagonisten, sondern es kommt auch mal ein Rehbock, eine Hündin, Pilze oder ganz andere Entitäten und Naturphänomene zu Wort. Das ist nicht nur interessant gemacht, sondern sorgt auch für ein bisschen Rätselraten, wohin wohl die Reise in diesem oder dem nächsten Kapitel gehen wird. Auch die Rahmenhandlung um die Menschen des katalanischen Bergdorfes ist teilweise rätselhaft, nicht sofort weiß man beim Lesen gleich Bescheid, wer das jetzt eigentlich ist und in welcher (familiären oder anderweitigen auch mal ferneren) Beziehung diese oder jene Person zu schon bekannten Protagonisten steht. Manchmal eröffnet sich ein Zusammenhang erst einige Kapitel später. Das macht die Lektüre aber auch nie langweilig, sondern durchaus anspruchsvoll.

Zugegeben einige Kapitel konnten mich mehr begeistern, andere weniger. Im Mittelteil wird das Buch recht experimentell und auch sehr poetisch, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen. Dort konnte es mich das Buch am wenigsten erreichen. Aber gerade das "Hunde"- und "Rehbock"-Kapitel gefielen mir sehr gut und konnten mich ob ihrer Beschreibungen wirklich erwärmen. Auch die Hauptgeschichte um die Menschen hat mich bis zum Schluss noch so richtig eingewickelt und ich fieberte im letzten Kapitel mit den Protagonisten stark mit.

Insgesamt handelt es sich hier um eine wirklich lesenswerte Lektüre. Man sollte jedoch grundsätzlich offen für die nicht lineare Erzählweise und auch sowieso für die verschiedenartigen Erzählinstanzen, sowie eine gute Portion „Sagenhaftes“ (katalanische, mystisch angehauchte Legenden spielen eine größere Rolle) sein. Dann wird die Lektüre auch zu einem sehr schönen, naturnahen Leseerlebnis.

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