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Veröffentlicht am 15.09.2016

Menschenhandel in unserer Zeit

Fluchtvögel
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In seinem neuesten Fall bekommt es Kriminalhauptkommissar Michael Kroll zuerst mit zwei Marokkanern zu tun, die in einem Kühltransporter quer durch Europa gekarrt werden, um vielleicht in Nordeuropa ein ...

In seinem neuesten Fall bekommt es Kriminalhauptkommissar Michael Kroll zuerst mit zwei Marokkanern zu tun, die in einem Kühltransporter quer durch Europa gekarrt werden, um vielleicht in Nordeuropa ein besseres Leben vorzufinden. Einer der beiden Clandestinos ist bereits tot, als sie im Lübeck Hafen ankommen, der zweite stirbt bald darauf im Krankenhaus, kann aber Kroll noch einen Tipp auf die Hintermänner geben. Der Kommis-sar bekommt Unterstützung von der jungen spanischen Kommissarin Chaveli Mendez-Ruiz, die sich bei diesem Fall in aller größte Gefahr begibt...

Dann lerne ich Rico McDonald kennen, einen jungen, Gitarre spielenden Iren, der als Bindeglied zwischen einer Kurdenbande von Jugendlichen und einer Schlepperbande agiert. Nachdem Rico vom Gericht zu Sozialstunden verurteilt wird, lernt er in einer psychiatrischen Anstalt, dem "Schlösschen", eine Frau kennen, die seit 25 Jahren nicht mehr spricht.

Zusammen mit dem Autor begebe ich mich nun auf Spurensuche mit Zeit-zeugen, die mich auch in die ehemalige DDR und zu den Stasiakten führen. Noch heute ist es für mich beklemmend zu lesen, was damals alles so vor sich gegangen ist und wie vieles verschleiert wurde. Ganz langsam nähern sich die beiden Erzählstränge an und erst ganz zum Schluss erfahre ich, wie alles zusammen hängt.

Dieter Bührig beschreibt die Menschen, die Orte und die einzelnen Gescheh-nisse so leicht verständlich und nachvollziehbar, dass ich immer mit gefiebert und mit ermittelt habe. Der Spannungsbogen ist von Anfang an recht hoch und hält diese Position bis zum Schluss. Ich habe mich trotz der Brisanz des Themas, dass mich doch sehr betroffen gemacht hat, sehr gut unterhalten gefühlt.

Es geht auch sehr viel um Musik. Bereits die einzelnen kurzen Kapitel werden mit Oberstimme, Unterstimme und Zwischenspiel betitelt. Und auch in manchen Kapiteln geht es um Songs von z.B. Bob Dylan oder Federico Garcia Lorca, den ich erst durch Chaveli kennengelernt habe.

Ich habe einen Krimi gelesen, über den ich in den nächsten Tagen bestimmt noch nachdenken werde und den ich als wirklich lesenswert weiter empfehlen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein spannender Berlin-Krimi

Rachemelodie
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Winter im Berliner Stadtteil Tegel:

Ex-Kommissar Thomas Ostrowski kann sich noch nicht mit seinem neuen Leben, dem Rentnerdasein, abfinden. Er könnte sich jetzt zwar intensiver um seine Frau Hilde kümmern, ...

Winter im Berliner Stadtteil Tegel:

Ex-Kommissar Thomas Ostrowski kann sich noch nicht mit seinem neuen Leben, dem Rentnerdasein, abfinden. Er könnte sich jetzt zwar intensiver um seine Frau Hilde kümmern, die sich nach einem Schlaganfall total in sich zurück gezogen hat und nur noch in den Fernseher starrt, ohne viel aufzu-nehmen. Auch das nicht sehr gute Verhältnis zu seiner Tochter Jenny könnte er sich kümmern. Doch bereits am ersten Tag seines Ruhestandes wird in seiner unmittelbaren Nachbarschaft die junge Kioskangestellte Sabine Vollmer brutal ermordet. Dieser Mord erinnert ihn sehr stark an ein Verbre-chen von vor 14 Jahren. Damals hatte Bastian Siewert die 16-jährige Monika Harms bestialisch umgebracht. Jetzt ist er frei. Hat er gleich nach seiner Freilassung wieder zugeschlagen? Zusammen mit seinem alten Polizei-kumpel Kemal, der gemerkt hat, dass Ostrowskis Recherchen mehr bringen, als die seiner Kollegen und vor allem dem neuen Chef, beginnt Ostrowski die Suche nach dem Mörder und beide kommen ihm gefährlich nahe...

"Rachemelodie" beginnt schon sehr gruselig mit dem umgeschriebenen Songtext von "Die Gedanken sind frei", den Bastian Siewert in "Die Vergel-tung ist mein" umgedichtet hat, was ihm als ehemaliger Musiklehrer recht leicht gefallen sein dürfte.

Ich erfahre sehr vieles, auch privates, von den beiden Hauptprotagonisten Kemal und Ostrowski mit ihren kleinen Macken, Schwächen, Stärken und Fehlern, sodass ich sie mir sehr gut vorstellen kann. Auch die weiteren Darsteller sind vielseitig und gut gezeichnet und ich habe meine Sympathien bzw. Antipathien schnell vergeben können. Der Spannungsbogen baut sich konstant auf und hält bis zum Schluss an.

Eine insgesamt spannende, flüssig zu lesende und authentische Geschichte, die mich in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Ich habe den Fall mit Interesse verfolgt und habe mich gut unterhalten gefühlt. Meiner Meinung wäre die Geschichte noch spannender, wenn die private Situation vor allem bei Kemal und seiner Frau etwas weniger gewesen wäre.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hochinteressant und eigenwillig

Brook unter Räubern
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Im Sekretariat vom Hamburger Klinikleiter Chefarzt Prof. Dr. Radeberger wird ein Paket mit dubiosem Inhalt abgegeben. Wie sich heraustellt, ein menschliches Auge. KHK Gunwald Brook befragt Jutta Nikolai, ...

Im Sekretariat vom Hamburger Klinikleiter Chefarzt Prof. Dr. Radeberger wird ein Paket mit dubiosem Inhalt abgegeben. Wie sich heraustellt, ein menschliches Auge. KHK Gunwald Brook befragt Jutta Nikolai, die Chefsekretärin vom Professor, und erfährt, dass dieser seit einigen Tagen nicht auffindbar ist. Eine Vermisstenanzeige hatte sie noch nicht aufgegeben. Zusammen mit seinem Kollegen KK Gerrit Hellkamp und PHM Lejeune beginnen die Ermittlungen, die die Kommissare bis nach Bulgarien führen. Steckt hinter dem ganzen eine Organhandel-Mafia?

Leider kenne ich den ersten Fall von Kommissar Brook noch nicht, was ich aber schnell ändern werde. Ich möchte diesen eigenwilligen, für mich etwas unsympathisch rüberkommenden Mann gerne näher kennenlernen. Wie er z.B. mit Lejeune umgeht, finde ich einfach nur unmöglich. Vielleicht hat er aber auch bei dieser Fallrecherche seine schlechte Laune und seine Bärbeißigkeit seinem demolierten Steißbein zu verdanken. Er leidet schon sehr. Und dann ist seine neue Freundin auch noch auf Lehrgang, was seine Laune auch nicht gerade in die Höhe treibt.

Die einzelnen Personen finde ich sehr detailliert und farbig beschrieben. Jede hat ihren ganz eigenen Charakter, aber manchmal gehen sie auch ganz schön aus sich heraus, was mir sehr gut gefällt. Einfach authentisch wie Du und ich.

Spannend von Anfang an legt der Autor manch falsche Fährte, bis sich der Fall zum Schluss für überraschend in einer ganz anderen Richtung auflöst.

Spannung, eine kleine Prise Liebesgeflüster und eine sehr gute Geschichte haben mich das Buch fast nicht aus der Hand legen lassen.

Einfach lesens- und empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr gut gelungenes Debüt

Heilbronn 37°
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Tamara Deile arbeitet mit ihren 29 Jahren in ihrem eigenen Atelier wie besessen an den Bildern für ihre erste eigene Ausstellung. Aber immer wieder fangen sie Flashbacks ein, die sie wie vor 15 Jahren ...

Tamara Deile arbeitet mit ihren 29 Jahren in ihrem eigenen Atelier wie besessen an den Bildern für ihre erste eigene Ausstellung. Aber immer wieder fangen sie Flashbacks ein, die sie wie vor 15 Jahren in einen Keller ziehen. Neuerdings fühlt sie sich auch noch verfolgt. Ihr Mann Paul versucht verzweifelt, um sie aus ihrer Depression bzw. ihren Ängsten zu befreien. Und immer wieder die Ahnung von einer Katze..

Andreas Ackermann und seine Frau Anna leben in sehr guten Verhältnissen. Anna klammert sehr an Andreas und fühlt sich trotzdem allein. Auch hier spielt eine Katze immer wieder eine Rolle...

Ein Privatdetektiv wird angeheuert um alles über Tamara herauszufinden. Wer ist hier der ominöse Auftraggeber?...

Soweit die drei Handlungsstränge, die sich ganz allmählich und langsam immer weiter annähern und schließlich mit einem Knall ein großes Ganzes ergeben.

Tamara, die mir von Anfang an ans Herz gewachsen ist, zeigt aber auch ganz andere Seiten. Tat sie mir anfangs mit ihrem Schicksal, dass scheibchen-weise in die Geschichte einfließt, noch leid, gibt es auch einen Zeitpunkt, an dem ich sie wachrütteln möchte. Eine insgesamt sehr zerrissene, aber auch mutige junge Frau, die sich ihren Ängsten stellt.

Anders Andreas, der mir von Anfang an unsympathisch war, der aber auch eine ganz andere Seite zeigt.

Diese Beiden sind für mich besonders gut und ausführlich gezeichnet. Aber auch die anderen Handelnden stellen ihre guten und schlechten Seiten sehr ausführlich dar. Meine Gefühlswelt und meine Sympathiewerte waren in einem Stegen und Fallen begriffen, was die Personen für mich sehr authen-tisch macht.

Immer wieder erscheint auch eine Katze auf der Bildfläche, womit ich anfangs nicht soviel anfangen konnte. Ich habe sie einfach als gegeben hingenommen. Wenige kleine Szenen, die ich nicht so gut nachvollziehen konnte, haben aber dem Lesevergnügen absolut nicht geschadet.

Aber lest doch einfach selbst...

Ein Debütroman einer deutschen Autorin, den ich wärmstens empfehlen kann und deren Namen auch auf meinen Merkzettel kommt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Brisant und spannend

Ein Toter, der nicht sterben darf
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Ghostwriterin Kea Laverde bekommt von der 25-jährigen Alexa Senger, die ein transplantiertes Herz trägt, den Auftrag, ihr Leben in Verbindung mit dem Spender aufzuschreiben. Alexa hat durch Zufall und ...

Ghostwriterin Kea Laverde bekommt von der 25-jährigen Alexa Senger, die ein transplantiertes Herz trägt, den Auftrag, ihr Leben in Verbindung mit dem Spender aufzuschreiben. Alexa hat durch Zufall und Kombinationsgabe herausgefunden, dass der Portugiese Rui Peres Oliveira, der hier in München bei einer IT-Firma gearbeitet hat und bei einem Unfall ums Leben kam, ihr Herzspender ist. Zusammen machen sich die Beiden auf Spurensuche in Lissabon...

Friederike Schmöe hat es mit diesem Buch geschafft, mich permanent beim Lesen zu halten. Spannend und sehr informativ geht sie ein Thema an, dass für uns alle immer brisanter wird: Transplantation. Aber nicht nur aus der Sicht des Empfängers, in diesem Fall Alexa, sondern auch aus der Sicht der Angehörigen, die oft total überfordert sind, vor allem, wenn der Hirntote keinen Spenderausweis hat. In diesem Buch ist es der Arzt, der die Angehö-rigen zu einer Organentnahme überreden muss und der damit auf Dauer nicht klar kommt und sich zum Gang an die Öffentlichkeit entschließt.

Ich finde es sehr gut, dass hier dieses Thema von beiden Seiten beleuchtet wird: aus Sicht des Nehmenden und aus Sicht des Gebenden bzw. dessen Angehörigen.

Wann ist ein Mensch tot? Gibt es ein Zellgedächtnis? Hat eine Explantation noch etwas mit würdigen Sterben zutun? Das alles sind Fragen, deren Sichtweisen mir sehr nahe gegangen sind und die mich haben nachdenken lassen. Die sehr detailliert beschriebenen und authentischen Personen haben mich direkt in die Geschichte hinein gezogen. Mein Kopfkino lief auf Hochtouren.

Ein sehr interessantes Buch, bei dem der eigentliche Mordfall etwas in den Hintergrund getreten ist. Trotzdem war es spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Wer einen spannenden Kriminalfall erwartet, der ist hier falsch. Wer aber ein brisantes Thema gut ausgearbeitet mit einem kleinen Schuss Mord mag, der sollte dieses Buch auf alle Fälle lesen.