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Veröffentlicht am 19.06.2024

Die Frage nach der Zeit

Hast du Zeit?
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Wer ist der Mann, der sich seiner Zeit beraubt fühlt und nun mehrere Personen entführt und ermordet hat. Constanze Goldmann, eine Krankenschwester, und Schornsteinfegermeisterin Felicitas Möller, die gerade ...

Wer ist der Mann, der sich seiner Zeit beraubt fühlt und nun mehrere Personen entführt und ermordet hat. Constanze Goldmann, eine Krankenschwester, und Schornsteinfegermeisterin Felicitas Möller, die gerade noch einem kleinen Mädchen Glück versprochen hat, sind nicht die ersten, die hier ein Psychopath in seine Gewalt bringt. Sie und auch die weiteren Opfer scheinen nichts miteinander zu tun zu haben. Es gibt keine Spuren und die Polizei ermittelt nur halbherzig, wie es scheint. Dafür beginnt der ehemalige Bundestagspolizist Lars Erik Grotheer und die Lebensgefährtin der entführten Schornsteinfegerin Lilly Costanzo nach ihren Angehörigen und dem Täter zu suchen.

Durch das schwarze Cover mit der in rot gehaltenen Sanduhr durch die der Sand wie Blut zu fließen scheint, dazu der rote Buchschnitt, haben mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Und der Titel wirft zusammen mit dem Klappentext und dem mysteriös klingenden Prolog erste Fragen auf. Wer ist der Mann, der hier eine Liste abarbeitet und dem seine „Wand“ so wichtig ist und die ihm über alles geht? Als ich auf diese Wand lesenderweise mal einen Blick werfen konnte, hatte ich Gänsehaut. Wie krank muss man sein…
Genau so eine Gänsehaut hatte ich bei den wirklich vielen Worten des sonst eher schweigsamen Lars Erik Grotheer am Ende der Geschichte. Sie haben mich tief getroffen und mir die Zeit noch einmal bewusster gemacht.
Autor Andreas Winkelmann hat mich mit diesem Thriller und seinem packenden Erzählstil, der die Seiten nur so dahin fliegen lässt, ab der ersten Seite gefangen, gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr aus den Fängen des Psychopathen raus gelassen.
Sehr interessant finde ich die Täterperspektive, die, ausgewiesen mit einer eigenen Schriftart, zeigt, dass er sich seiner Zeit beraubt fühlt. Warum das so ist und wie er damit umgeht, das wird ganz langsam im Laufe der Geschichte immer klarer.
An Verdächtigen gibt es einige, die aber nach und nach alle ausgeschlossen werden. Ich hatte zwar einen Verdacht, der sich schlussendlich auch als richtig erwiesen hat. Aber nur durch ein Bauchgefühl kann man halt keinen Täter dingfest machen.
Die Spannung beginnt gleich auf Seite 7, steigt kontinuierlich an und hält sich konstant hoch bis zum Schluss. Ich hatte zwischendurch das Gefühl mittendrin zu stecken in einer Gefahr, die ich mit den Gefangenen zu spüren glaubte. Der rote Faden, der die Frage nach der Zeit aufwirft, egal ob man sie hat oder nicht, zieht sich durch die gesamte Geschichte.

Ein äußerst interessanter, super spannender Thriller über ein Thema, das uns alle in gewisser Weise angeht. Der mich zum Nachdenken über mein eigenes Verhalten im Umgang mit der Zeit inspiriert hat. Der mich aber hauptsächlich sehr gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Eine Geschichte bei der ich mich schwer getan habe

Flammenschwestern
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Katja Rainen und Vega Silver sind in ihrer Kindheit als beste Freundinnen unzertrennlich. Und sie teilen ein Geheimnis, dass sie sich geschworen haben, nie zu lüften. Als Vega, die nun in London lebt, ...

Katja Rainen und Vega Silver sind in ihrer Kindheit als beste Freundinnen unzertrennlich. Und sie teilen ein Geheimnis, dass sie sich geschworen haben, nie zu lüften. Als Vega, die nun in London lebt, viele Jahre später einen verzweifelten Hilferuf ihrer Freundin bekommt, kommt sie natürlich sofort zurück in ihren keinen Heimatort Stentorpsgården. Doch ihre Freundin Katja ist verschwunden. Das erinnert Vega an eine andere Frau, die vor vielen Jahren hier spurlos verschwand und deren Spur für immer im dunklen liegt.

Genau so schwer wie ich mich hier mit der Besprechung des Buches tue, ging es mir mit der Geschichte selbst auch.
Zum einen hatte ich Probleme immer genau zu wissen, bin ich gerade im Hier und Heute oder erfahre ich weitere Einzelheiten aus der Vergangenheit von Vega und Katja, die mir im Laufe der Geschichte immer näher gebracht wird. Was auch durchaus wichtig ist um den Geschehnissen im Jetzt folgen zu können.
Mir waren auch die vielen Menschen, denen ich hier begegne einfach zu viele. Ich wusste nie, spielt er oder sie vielleicht eine wichtige Rolle oder ist er/sie einer von denen, die mir nur hier und da begegnen und mir nichts Wichtiges zu sagen haben.
Die Geschichte an sich zieht sich an einigen Stellen so, dass ich froh war, wenn ich wieder in eine andere Szene eintauchen konnte. Alles in allem war es für mich eher ein Buch, bei dem ich froh war, als ich es dann ausgelesen zur Seite legen konnte.
Dabei ist die Geschichte um die verschwundene Katja und auch um das gemeinsame Geheimnis an sich sehr interessant und auch spannend. Der Erzählstil hat mir gut gefallen, kommt er doch, was meinem Lesegeschmack sehr entgegen kommt, ohne großes Gemetzel und Blutvergießen aus. Insgesamt aber kein Buch, das ich noch einmal lesen würde.

Diese Geschichte einer Autorin, die ich bisher nicht kannte, hat mich leider überhaupt nicht überzeugen können.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Von der Großstadtpflanze zum Cowgirl

High Heels in Montana
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Es ist Sommer in Fateville / Montana, wo mehr Tiere als Menschen leben. Hier baut Debbie Wright, 29, unter Alkoholeinfluss einen Unfall bei dem sich der alte Mr. Walker ein Bein bricht. Richter Bones lässt ...

Es ist Sommer in Fateville / Montana, wo mehr Tiere als Menschen leben. Hier baut Debbie Wright, 29, unter Alkoholeinfluss einen Unfall bei dem sich der alte Mr. Walker ein Bein bricht. Richter Bones lässt erst mal Gnade vor Recht walten und vermittelt sie als Aushilfskraft auf Turner´s Ranch, wo sie Joseph Turner, dessen Frau sich gerade in einer Heilbehandlung befindet, und seinem Sohn Marc zur Hand gehen soll. Tut sie das nicht, droht ihr Gefängnis. Klar, dass Debbie, die in ihren Businessklamotten und High Heels vor Joseph steht, alles daran setzt um nicht von der Farm zu fliegen. Aber warum muss der Sohn der Farm nur so ein unverschämt attraktiver Mann sein. Da bleibt es fast nicht aus, dass sich zwischen Marc und Debbie bald mehr entwickelt, als beide wollen.

Ich habe schon einige Romane von Sabine Buxbaum gelesen und auch hier zieht sie mich mit ihrem bildhaften Erzählstil ganz schnell hinein in das Farmleben in Montana. Zu Beginn der Geschichte habe ich mich mit Debbie etwas schwer getan. Aber dann kann ich so gut mit verfolgen, wie sie, die vom Farmleben und der Arbeit auf einer Rinderfarm überhaupt keine Ahnung hat, sich ganz langsam daran gewöhnt und alles tut um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Seattle, die Stadt am Pazifik, in der sie normalerweise lebt und aufgewachsen ist, ist so ganz anders als diese abgelegene Ranch in Montana. Und gerade Joseph macht es ihr anfangs nicht leicht sich einzuleben. Ganz anders der Junior Turner. Der merkt schnell, wie er sein Herz an die junge Frau zu verlieren beginnt. Wohl wissend, dass es für die Stadtpflanze und den Cowboy wohl keine gemeinsame Zukunft geben wird, da ihre gemeinsame Zeit nach zwei Monaten endet. Aber es ist so schön zu lesen, dass dann nach einigen Umwegen doch alles ganz anders kommt.
Mir hat das Hin und Her, die Kabbeleien, die Anstrengungen, die Debbie unternimmt um Joseph zufrieden zu stellen, die Dialoge, die Verwicklungen, die erotischen Stimmungen und natürlich das Ende der Geschichte sehr gut gefallen. Und ich wäre noch Stunden und Tage länger auf der Farm geblieben um in die Gedanken und Gespräche von Debbie und Marc einzutauchen. Doch leider war hier nach 275 Seiten schon Schluss.
Die Menschen, die ich hier kennenlerne, sind mir bis auf eine Ausnahme sympathisch und mit ihren Ecken und Kanten und ihren Päckchen, die sie mit sich herumschleppen, sehr anschaulich gezeichnet. Da ich selbst aus der Großstadt komme, kann ich mich in Debbie mit ihren Ängsten und Zweifeln gut hinein versetzen.

Eine interessante, unterhaltsame Geschichte, die mich berührt und zum Schmunzeln gebracht hat. Ich habe mich sehr gerne nach Montana entführen lassen.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Ein wundervoller Abschluss einer interessanten Zeitreise

Neue Träume im Inselsalon
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Lissy Fisser, die Tochter von Frieda Merkur verwitwete Fisser, kommt nach dem Tod ihres geliebten Ivo mit ihrer unehelichen Tochter Marina aus Berlin zurück auf ihre Heimatinsel Norderney. Hier arbeitet ...

Lissy Fisser, die Tochter von Frieda Merkur verwitwete Fisser, kommt nach dem Tod ihres geliebten Ivo mit ihrer unehelichen Tochter Marina aus Berlin zurück auf ihre Heimatinsel Norderney. Hier arbeitet auch sie im Inselsalon ihrer Familie mit und die kleine Marina wächst behütet im Schoss der Familie Fisser auf. Ihr Freund Siebo, der Sohn von Friedas Freundin Grete Lubinus, weicht ihr hier nicht von der Seite. Als der Krieg ausbricht, kommt Marina mit der Kinderlandverschickung nach Österreich und lernt hier Resi Dengler kennen, mit der sie auch nach dem Krieg freundschaftlich verbunden bleibt. Das Wissen über Heilkräuter und -pflanzen, dass sie sich hier durch Resi und ihre Mutter aneignet, begleitet sie auch auf ihrem Weg, den sie auf der Insel geht.

Auf der vorderen Coverinnenseite bekomme ich einen Inselausschnitt mit den wichtigsten Stationen, die mir in der Geschichte begegnen. In der hinteren Innenklappe sehe ich einige Fotos, die das Feeling der damaligen Zeit sehr gut beschreiben.
Noch bevor die Geschichte beginnt lernen die, die sie noch nicht kennen, die Hauptpersonen rund um den Inselsalon in einem kleinen Steckbrief kennen.
Der 4. und leider letzten Band der Norderney-Saga „Neue Träume im Inselsalon“ beschreibt die Zeit zwischen Sommer 1935, wo sich schon langsam der Beginn des 2. Weltkrieges anbahnt bis zum Winter 1955.
Ich erlebe, wie sich ab 1933 ganz langsam ein rechtsradikales Denken breit macht. Lese von dem großen Sturm von 1936, der große Schäden auf der Insel angerichtet hat. Bin bei der entbehrungsreichen Zeit nach dem Ende des 2. Weltkrieges dabei und erlebe den langsamen Aufschwung, der auch durch den Inselsalon Fisser geht.
Wie die einzelnen Familienmitglieder mit all diesen nicht immer guten Bedingungen umgehen, wie sie die Liebe suchen und manchmal auch finden, wie sie ein lang gehütetes Geheimnis aufdecken und vor allem alle ihren eigenen Weg gehen, das beschreibt Autorin Sylvia Lott in diesem wundervollen Roman.
Es war auch diesmal wieder wie ein Zusammentreffen mit guten Freunden, die ich ja nun schon durch so viele Jahre begleitet habe und die mir immer mehr ans Herz gewachsen sind. Nun also der Abschied von der Insel, die ich unbedingt auch mal in Natura erleben möchte. Gerade jetzt, wo ich mit Lissy und Hardy Winter bei so schönen Wanderungen dabei war. Lissy und ihre Tochter Marina, die hier neben allen anderen Figuren der Familie Fisser die Hauptrolle spielen, sind mir ebenso sympathisch, wie die gesamte Familie.

Mit dieser unterhaltsamen, emotionalen, manchmal auch nachdenklichen Geschichte hat Sylvia Lott ihre Norderney-Saga gekonnt abgeschlossen und mich mit einem kleinen Schuss Wehmut zurück gelassen.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein gelungenes Debüt

So ist das nie passiert
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Zusammen mit ihrem Verlobten James „Jamie“ Casteele besucht Willa Martenwood die Dinnerparty ihrer ehemaligen Internatszimmergenossin und Freundin Robyn Bee und deren Frau Cal. Am Tisch sitzen neben Robyns ...

Zusammen mit ihrem Verlobten James „Jamie“ Casteele besucht Willa Martenwood die Dinnerparty ihrer ehemaligen Internatszimmergenossin und Freundin Robyn Bee und deren Frau Cal. Am Tisch sitzen neben Robyns Bruder Michael und seiner Frau Liv auch Cals Bruder Nate und seine Freundin Claudette, eine Französin. Und plötzlich ist sich Willa sicher in Claudette ihre seit über 20 Jahren verschwundene Schwester Laika zu erkennen…

Schon der Titel hat bei mir zusammen mit dem Klappentext, der einen interessanten Familienroman verspricht, großes Interesse geweckt. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Autorin Sarah Easter Collins schreibt, bzw. Beate und Ute Brammertz und Carola Fischer übersetzen, in einer so leichten und doch eindrücklichen Sprache, die mich ganz schnell in die Geschichte hinein gezogen hat. Willa und Robyn erzählen die Geschichte seit ihrem Kennenlernen aus ihrem jeweiligen Blickwinkel. Und von Claudette erfahre ich ihre Sicht auf die Vergangenheit, ihren Werdegang und wie es zu ihrem Verschwinden gekommen ist. Es war für mich interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die verschiedenen Situationen wahrgenommen wurden. An manchen Stellen war es für mich schwer zu ertragen, zu lesen, wie brutal und widerwärtig Vater Bryce gehandelt hat. Und wie Mutter Bianka dazu schweigt und die Familienidylle aufrecht erhält. Das alles kommt nach und nach heraus, die vermeintliche Idylle bricht auf und mir hat Willa richtig leid getan, als sie merkt, dass eigentlich nichts so passiert ist, wie sie immer geglaubt hat.
Die Menschen, die ich hier kennenlerne, finde ich alle gut ausgearbeitet. Ihre Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten kommen gut bei mir an und mein Kopfkino hatte allerhand zu tun. Ihre Gedanken und ihr Handeln konnte ich zum großen Teil gut nachvollziehen. Nur das Ende, die Auflösung, die war mir ein bisserl zu einfach bzw. irreal.

Eine fesselnde, gefühlvolle Familiengeschichte voller Geheimnisse, Verletzungen und Hoffnung, die ich sehr gerne gelesen habe. Ich hoffe, dass ich bald mehr von der Autorin zu lesen bekomme.

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