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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2017

Genieß die Zeit, die bleibt

Das Geschenk eines Sommers
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Clara, die Protagonistin des Romans, lebt in München mit ihrem alten, leicht übergewichtigen Kater und hat eine Liaison mit einem verheirateten Mann. Regelmäßig besucht sie ihre Eltern in Berlin und als ...

Clara, die Protagonistin des Romans, lebt in München mit ihrem alten, leicht übergewichtigen Kater und hat eine Liaison mit einem verheirateten Mann. Regelmäßig besucht sie ihre Eltern in Berlin und als sie sich wieder einmal ankündigt, erfährt sie, dass ihre Mutter unheilbar schwer erkrankt ist – Clara lässt alles stehen und liegen, nimmt Urlaub und fährt zu ihren Eltern. Ihre Mutter Ruth möchte einen letzten Sommer in der Uckermark verbringen, wo sie aufgewachsen ist und gemeinsam fahren Mutter und Tochter los…
Die Autorin schreibt leicht und flüssig, nimmt den Leser direkt von Beginn an mit auf diese eine, ganz besondere Reise, die sich hauptsächlich um Mutter und Tochter dreht. Die Charaktere wirken sehr authentisch, Claras Mutter Ruth, die eine Chemotherapie beginnt, diese aber nach schwersten Nebenwirkungen abbricht, Claras Vater, der mit der Diagnose auf seine eigene Art und Weise versucht fertig zu werden, indem er sich zurückzieht und Clara, die zu Beginn versucht, ihre Mutter ein wenig zu bevormunden, es aber schnell lässt, denn Ruth bewahrt trotz der Diagnose ein wenig ihren Sinn für Humor und ihre eigene Art, mit der Situation umzugehen.
Ruth, die seit Jahren nicht mehr in der Uckermark war, möchte ihren Frieden schließen zwischen der Vergangenheit und Clara denkt über ihre Lebenssituation ebenso nach wie ihr Vater, alle zusammen versuchen eine gemeinsame Balance zu finden, zwischen dem Unausweichlichen, dass alle verbindet, was jeder jedoch auf seine eigene Weise und mit seiner eigenen Kraft lösen muss. Jeder ist gefordert, sich auf seine Stärken zu besinnen und zu lernen, mit den Schwächen umzugehen.
Gabriele von Braun hat einen wundervollen Roman geschaffen, der immer genau den Punkt trifft, zwischen einer gewissen Tiefgründigkeit und einer Prise Humor, der sehr realistisch beschreibt, wie unterschiedlich Menschen mit solchen Situationen umgehen.
Es ist ein Roman, der dem Leser zwischen den Zeilen eine wichtige Botschaft vermittelt, dafür einzutreten, das zu tun, was uns glücklich macht und nicht unbedingt das, was wir vielleicht für das Beste halten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charakter
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Thema
Veröffentlicht am 26.09.2017

Beeindruckende Schicksale

Harte Jahre - starke Frauen
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Klappentext: Das Buch erzählt wahre Geschichten aus dem Leben von fünf Südtirolerinnen, beginnend in der Habsburger Monarchie um 1900 bis heute. Unter dem gemeinsamen Hintergrund von Faschismus, Krieg, ...

Klappentext: Das Buch erzählt wahre Geschichten aus dem Leben von fünf Südtirolerinnen, beginnend in der Habsburger Monarchie um 1900 bis heute. Unter dem gemeinsamen Hintergrund von Faschismus, Krieg, Nachkriegszeit und Aufbruch in die Moderne berichten sie ihren Weg durch das 20. Jahrhundert, gezeichnet von schwerer Arbeit, Armut und Unterdrückung, aber auch von Momenten des Glücks, von Kraft und Stärke…

Schon das Cover dieses Buches, eine schwarzweiß Aufnahme einer Bäuerin macht den Leser aufmerksam. Bekleidet mit einer Schürze, die von viel und harter Arbeit erzählt, lächelt sie den Betrachter auf eine eigene zufriedene Art und Weise an.
Alle fünf Geschichten haben eine Gemeinsamkeit, es waren für die Zeit, in der sie lebten, starke Frauen, die teilweise ein schweres Schicksal hatten, oftmals geprägt von einer harten, entbehrungsreichen Kindheit. Die Lebenssituation dieser Frauen war so gänzlich anders als unsere heutige, im Gegensatz zu uns hatten sie keine Möglichkeit, sich frei zu entfalten, ihr Schicksal war mit der Geburt vorbestimmt. Die vorherrschende Meinung war, dass Frauen zu gehorchen hatten und Entscheidungen oftmals erst von den Eltern, später von den Ehemännern getroffen wurden, ohne eigene Einflussnahme.
Was ebenfalls allen Frauen gemein ist, ihre grenzenlose Zuversicht und ihre Unabhängigkeit allen Widrigkeiten zum Trotz ein zufriedenes und glückliches Leben zu führen. Diese Frauen zeichneten sich durch eine Kraft und vor allen Dingen Beharrlichkeit aus, die viele Frauen heute so nicht mehr aufbringen.
Sehr beeindruckt hat mich Toias Geschichte, die mit ihren neunundachtzig Jahren den Lesern einen guten Rat mit auf den Weg gibt, zu schätzen was man hat und nicht unzufrieden durchs Leben zu laufen, immer auf der Suche nach noch mehr.
Die beiden Autorinnen haben sehr beindruckende Geschichten für dieses Buch zusammengetragen, das mich einerseits sehr berührt, andererseits nachdenklich gestimmt hat.

Veröffentlicht am 21.09.2017

Zigeuner unter Verdacht

Das Mädchen im schwarzen Nebel
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Weißenberg - Oberlausitz anno 1816
In seinem Kohlermeiler, der nicht wie geplant abgebrannt ist, findet der junge Köhler Lorenz eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche. Sofort fällt der Verdacht ...

Weißenberg - Oberlausitz anno 1816
In seinem Kohlermeiler, der nicht wie geplant abgebrannt ist, findet der junge Köhler Lorenz eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche. Sofort fällt der Verdacht auf den Köhler, doch der beteuert vehement seine Unschuld und hat in Dr. Cornelius Waldeck einen Fürsprecher, der auf eigene Faust die Ermittlungen aufnimmt, denn genau drei Jahre zuvor waren Zigeuner in der Nähe und einer von ihnen kam damals zu Unrecht zum Leben und zeitgleich mit dem Fund der Leiche sind sie nun wieder in der Gegend…
Der Roman wird in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt, dem Handlungsstrang des Jahres 1816 und dem, der genau drei Jahre zuvor beginnt. Beide sind spannend und packend erzählt und fügen sich am Ende harmonisch zusammen.
Rosana, eine junge Zigeunerin, die Protagonistin des Romans, ist eine toughe junge Frau, die den Tod ihres Vaters vor drei Jahren gesühnt haben möchte. Sie hat den Brauer Oswald seit damals in Verdacht, der ihnen damals ein Winterquartier gegen Arbeit gegeben hat, aber auch Rosana nachgestellt und auch sonst Dreck am Stecken hat. Sie versucht, auf Biegen und Brechen seine Schuld zu beweisen, von der sie überzeugt ist und gerät dabei unversehens in Lebensgefahr.
Zigeuner waren damals wie heute Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben mussten, sie wurden diskriminiert und stigmatisiert. Eben diese Problematik bringt die Autorin Ivonne Hübner in ihrem Roman sehr gut zum Ausdruck, wie die Verachtung der Gesellschaft vor den „Fremden“. Aber auch die Köhler waren damals eine Bevölkerungsgruppe, die am Rand der Gesellschaft lebten, nicht geachtet, nur geduldet, ebenso wie die Gruppe der Liliputaner, die sich als Bergleute verdingten. Auch die damals ausgeübten Berufe, wie der des Köhlers werden anschaulich dargestellt, ebenso wie das Handlesen der Zigeuner, die unter andrem damit ihren Lebensunterhalt verdienten.
Die Charaktere des Romans beschreibt die Autorin sehr detailliert und lässt Raum für Entwicklungen, einzig Dr. Cornelius Waldeck war mir persönlich ein wenig zu emotionslos, beim Lesen spürt man außerdem, dass die Autorin mit der Oberlausitz tief verbunden ist, verwurzelt, wie man so schön sagt. Die detaillierten Landschaftsbeschreibungen holen den Leser ab und machen neugierig.
Die von Beginn an spannende und fesselnde Handlung hielt den Spannungsbogen bis zum Ende und das Ende war entsprechend völlig überraschend.
Eine spannender historischer Kriminalroman, der mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 20.09.2017

Mythos Brennerpass

Nachts am Brenner
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Ein neuer brutaler Mord für Commissario Grauner in Südtirol am Brennerpass:
Dort ist ein alter Mann von einem Pferd zu Tode geschleift worden. Als kurze Zeit später ein weiterer Mord passiert, das Opfer ...

Ein neuer brutaler Mord für Commissario Grauner in Südtirol am Brennerpass:
Dort ist ein alter Mann von einem Pferd zu Tode geschleift worden. Als kurze Zeit später ein weiterer Mord passiert, das Opfer ist ebenfalls ein alter Mann, der wie das andere Opfer zu einer Runde von Kartenspielern gehörte und dann bei der Spurensuche eine Cannabisplantage entdeckt wird, vermuten die Ermittler Zusammenhänge. Kurze Zeit später findet Commissario Grauner eine Visitenkarte, die auf Spuren aus der Vergangenheit weist, auf eine Zeit, die in Zusammenhang steht, mit den ungelösten Mordfällen an seinen Eltern….
Wie schon die beiden Vorgängerbücher ist auch hier die Landschaft sehr eindrucksvoll beschrieben und die Stimmung des Romans ist ein wenig melancholisch, betrübt und gedrückt. Der Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und holt den Leser von Beginn an ab. Lenz Koppelstädter versteht es wie auch schon in den anderen Kriminalromanen, die Eigenarten und die teilweise sonderlichen Bewohner, ebenso wie die teilweise recht abgeschieden gelegenen Höfe und Dörfer so detailliert und authentisch zu beschreiben, dass man sie als Leser direkt vor Augen hat; nicht zuletzt geht er auch auf die interessante Geschichte und die unterschiedliche Bedeutung des Brennerpasses kurz nach Beendigung des 2. Weltkrieges ein.
Ein außergewöhnlicher Krimi mit einem überraschenden Finale und so spannend, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Veröffentlicht am 18.09.2017

Freiheit - unbezahlbar

Sami und der Wunsch nach Freiheit
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Klappentext: Die unglaubliche Geschichte von Sami und seinem abenteuerlichen Leben in den Gassen von Damaskus. Geschichten um Geschichten reihen sich aneinander. Sie alle erzählen von einer innigen Freundschaft, ...

Klappentext: Die unglaubliche Geschichte von Sami und seinem abenteuerlichen Leben in den Gassen von Damaskus. Geschichten um Geschichten reihen sich aneinander. Sie alle erzählen von einer innigen Freundschaft, der Sehnsucht zweier Jungen nach Freiheit und dem Ausbruch der syrischen Rebellion
Rafik Schami hat einen sehr emotionalen Roman über eine Freundschaft zweiter Jungen geschrieben, die in Damaskus aufwachsen, unzertrennlich sind, sich wie Brüder fühlen, einen alten sehr weisen Postboten zum Freund haben und deren Wege sich nach dem Aufstand in Daara trennen müssen, da sie in den Untergrund abtauchen müssen. Er erzählt die Geschichte von Scharif und seinem Freund Sami… Die beiden Freunde jedoch gehen erst einmal ihren Weg, machen Abitur, studieren Informatik und teilen viele Erlebnisse, traurige, lustige und mutige miteinander. Nachdem Aufstand müssen beide Freunde untertauchen und hier verliert sich Samis Spur….
In 34 kleinen Episoden erzählt Scharif über sein und Samis Aufwachsen in einem armen christlichen Viertel in Damaskus, der Schule, in der die Kinder vom ersten Schuljahr an indoktriniert wurden, in den ersten Kapiteln spürt man Zuversicht, Hoffnung und die Lebensfreude beide Freunde. Von Kapitel zu Kapitel spürt der Leser, wie sich Bespitzelungen durch Spione des Geheimdienstes, Repressalien gegenüber Andersdenkenden, willkürliche Verhaftungen und Unterdrückungen immer mehr zuspitzen, bis zum Aufstand in Daara, im März 2011. Die beiden Freunde jedoch gehen erst einmal ihren Weg, machen Abitur, studieren Informatik und teilen viele Erlebnisse, traurige, lustige und mutige miteinander. Nachdem Aufstand müssen beide Freunde untertauchen und hier verliert sich Samis Spur….
Dieser Roman ist ein sehr bewegender und eindrücklicher Roman über die syrische Gesellschaft, eine Gesellschaft, unterdrückt und geknechtet durch ein diktatorisches Regime, in Schach gehalten durch die Allmacht der Geheimdienste, die über der regierenden Baath Partei stehen. Ein Regime, das keine Widerstände duldet und mit Verhaftungen, Folter und Hinrichtungen reagiert, ein Regime, vor dem Tausende Syrer in den letzten Jahren geflüchtet sind, ihres Lebens nicht mehr sicher.