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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2018

Vielschichtiger Roman

Der Fall Kallmann
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Der Lehrer Leon Berger tritt nach dem Tod seiner Frau und seiner 15jährigen Tochter eine neue Stelle an. Sein Vorgänger, Eugen Kallmann, war unter seltsamen Umständen durch einen Sturz zu Tode gekommen, ...

Der Lehrer Leon Berger tritt nach dem Tod seiner Frau und seiner 15jährigen Tochter eine neue Stelle an. Sein Vorgänger, Eugen Kallmann, war unter seltsamen Umständen durch einen Sturz zu Tode gekommen, dieses Ereignis scheint nach wie vor sehr geheimnisvoll zu sein. Berger macht sich zusammen mit zwei Kollegen daran, die Hintergründe dazu aufzudecken. Dabei stellt sich sehr schnell die Frage: Wer war Kallmann überhaupt? Es scheint ihn vor seinem Aufenthalt in K. gar nicht gegeben zu haben. So viele ungeklärte Vorfälle in dem verschlafenen Ort, wie hängen sie zusammen?

Mit seinen 570 Seiten ist das Buch zu einem ziemlichen Schmöker geraten, und durch die Fülle an Personen fiel es mir anfangs überhaupt nicht leicht, mich hier zurechtzufinden. Die Kapitel sind mit einem Namen überschrieben und geben die Sichtweise der jeweiligen Figur wieder, so dass der Leser nach und nach in die sehr geheimnisvollen Umstände um den Lehrer Kallmann und dessen Tod hingeführt wird. Rückblicke ergänzen (und verschleiern zunächst) die Geschehnisse nach Kallmanns Tod. Manches davon erschien mir allerdings recht langatmig, da hätte sich manches etwas kürzen lassen. Manche Verquickung konnte ich gut erahnen, und manche Auflösung (denn es gibt mehrere) wurde sogar nur en passant aufgedeckt, dabei hatte der Leser leider keine Chance zum Mitraten. Das Buch ist kein reiner Kriminalroman, sondern eher ein vielschichtiger Roman um einen Kriminalfall mit mehreren Handlungssträngen, der auch mit Gesellschaftskritik nicht spart.

Wenn da nicht so ein paar Kleinigkeiten wären, wäre das Buch sofort zu einem meiner Favoriten aufgestiegen…Von mir eine Leseempfehlung (mit kleinen Abstrichen) und vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Grauners emotionalster Fall

Nachts am Brenner
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Commissario Grauner und sein Kollege Saltapepe ermitteln in einem Mordfall am Brenner: Ein alter Mann wurde grausam ermordet. Ein Motiv findet sich nicht so schnell, doch Grauner ahnt, dass dieser Fall ...

Commissario Grauner und sein Kollege Saltapepe ermitteln in einem Mordfall am Brenner: Ein alter Mann wurde grausam ermordet. Ein Motiv findet sich nicht so schnell, doch Grauner ahnt, dass dieser Fall etwas zu tun hat mit der Ermordung seiner Eltern vor vielen Jahren.

Auch hier wieder lässt der Autor die Welt der Einwohner Südtirols vor unseren Augen entstehen, pointiert immer wieder durch die Brille Saltapepes, der aus Neapel hierher versetzt wurde und seiner Heimat dennoch verbunden bleibt. Die beiden sind inzwischen ein gutes Team geworden, so sehr, dass Grauner einige Alleingänge bestreiten kann, die den Fall in die richtige Richtung bringen. Aber auch Saltapepe hat seine Gelegenheiten, die beiden sind sich ebenbürtig und ergänzen sich aufs Beste. Durch die Verquickung von Grauners Familiengeschichte mit diesem Fall wird dies eine sehr persönliche Ermittlung für ihn, die immer wieder die Frage nach seinen Eltern und deren Verwicklungen aufwirft. Nach und nach ergänzen sich kleine Einzelheiten, so dass die Ereignisse von früher wie auch ihre Auswirkungen gut nachvollzogen werden können. Zwei Landkarten vervollständigen die Informationen im Buch, so dass der Leser sich besser zurechtfinden kann. Als Regionalkrimi ist das Buch bestens gelungen, spiegelt es doch wie in den Vorgängerbänden die Gemeinschaft der Talbewohner besonders eindrücklich, aber auch sehr humorvoll wieder.

Nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten hat mich das Buch völlig überrollt, ich wollte nur noch weiterlesen, wie alles zusammenhängt. Grauners emotionalster Fall – sehr gerne empfehle ich ihn weiter.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Komplexer Kriminalfall mit tragischen Ereignissen

Die Eishexe
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Die vierjährige Linnea wird vermisst, und die Bewohner von Fjällbacka machen sich auf die Suche nach ihr, mit dem Grauen im Kopf, dass vor vielen Jahren unter ähnlichen Umständen schon mal ein kleines ...

Die vierjährige Linnea wird vermisst, und die Bewohner von Fjällbacka machen sich auf die Suche nach ihr, mit dem Grauen im Kopf, dass vor vielen Jahren unter ähnlichen Umständen schon mal ein kleines Mädchen verschwand und tot aufgefunden wurde. Damals bekannten sich zwei dreizehnjährige Mädchen für schuldig, zogen ihr Geständnis aber bald wieder zurück. Sowohl Patrik Hedström und sein Team wie auch Erica Falck beschäftigen sich mit dem Verschwinden der Kinder, denn Erica möchte ein Buch schreiben über den Kriminalfall von damals. Die Umstände sind umso mehr rätselhaft, weil der damals zuständige Kriminalkommissar später Selbstmord beging, nachdem er wohl seine eigenen Recherchen zur damaligen Untersuchung anzuzweifeln begann.

Auch diesmal wieder ergänzen sich Patrik Hedström und Erica Falck sehr gut in ihren Recherchen und nur gemeinsam bringen sie den Fall zur Lösung. Nach einem personenreichen Einstieg erfolgt die Erzählung in drei Zeitebenen, denn eine weitere Geschichte aus der Zeit der Hexenverfolgungen ergänzt die Ermittlungen um die beiden verschwundenen Mädchen. Wie die einzelnen Stränge jedoch zusammenhängen, lässt die Autorin sehr lange im Unklaren, hier hat der Leser viel Gelegenheit zu rätseln und sich von neuen Wendungen überraschen zu lassen. Das Werk ist diesmal sehr umfangreich geraten, da hätte man sicher etwas kürzen können, dennoch kann die Autorin den Leser (wieder) sehr gut mit einem komplexen Kriminalfall mit tragischen Ereignissen fesseln. Die handelnden Personen sind spitze ausgearbeitet, ihre Motivationen gut nachvollziehbar. Auch die Szenen aus dem Privatleben der beiden Ermittler sind sehr gelungen. Für die Freunde der Reihe um Erica Falck und Patrik Hedström ist dieser Band ein unbedingtes Muss.

Wer nach einem tiefgründigen und gut kombinierten Kriminalroman sucht, ist mit diesem Buch (wie mit allen Bänden dieser Reihe) sehr gut bedient. Von mir erhält die Geschichte deshalb fünf von fünf Sternen und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.12.2017

Ein Ermittlerduo, das sich gut ergänzt

Stille Zeugen: Friedelinde Engel ermittelt - Band 1
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Die Nachlasspflegerin Friedelinde Engel soll das Erbe regeln von Hannelore Weber, die anscheinend sehr zurückgezogen gelebt hat. Dabei findet Friedelinde in der Gefriertruhe der Verstorbenen einen weiteren ...

Die Nachlasspflegerin Friedelinde Engel soll das Erbe regeln von Hannelore Weber, die anscheinend sehr zurückgezogen gelebt hat. Dabei findet Friedelinde in der Gefriertruhe der Verstorbenen einen weiteren Toten. Bald ergibt sich eine Zusammenarbeit mit dem Kripo-Beamten Sander, der in kürzester Zeit einen zweiten Mordfall auf dem Tisch hat. Könnte es sein, dass die beiden Fälle miteinander zu tun haben? Welches Motiv könnte dahinterstecken? Die beiden werden die Lösung gemeinsam herausfinden, auch wenn die Ermittlung gefährlich werden könnte…

Mit dem Ermittlerduo Sander und Friedelinde Engel hat die Autorin Angela Lautenschläger ein Pärchen gefunden, das sich in seinen Gegensätzen wie auch in seinen Ähnlichkeiten wunderbar ergänzt. Als Gegenpunkt auch sehr gut entworfen: Sanders Kollege, ein weiterer Kontrapunkt zu dem aufbrausenden Sander. Und natürlich zwischen den Zeilen das Prickeln zwischen Sander und Engel, die sich nur scheinbar wie Katz und Maus vertragen… Der Fall selbst arbeitet ein dunkles Kapitel der Kriegs- und Nachkriegszeit auf, denn bis dahin reichen die Wurzeln des Konflikts, der zu den tragischen Ereignissen um die aktuellen Mordfälle führt. Nur nach und nach werden die geschichtlichen Hintergründe freigelegt, ergeben sich die Verbindungen in den verschiedenen Fällen, während die Identität des Mörders lange unklar bleibt, genauso wie sein Motiv. Dadurch bleibt der Spannungsbogen bis zur Auflösung gut erhalten. Ich selbst musste mich überraschen lassen und habe erst auf den letzten Seiten die richtigen Schlüsse gezogen.

Das Buch hat mir einige spannende Lesestunden geschenkt, die geschichtlichen Hintergründe in Zusammenhang mit der Bank sind glaubhaft dargestellt, so dass ich dem Buch gerne vier von fünf Sternen gebe, verbunden mit einer Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Bis ins Innerste berührt

Die Vergessenen
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Als ihre Tante Kathrin nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus kommt, ist es Vera, die sich um ihre Wohnung kümmert und sie immer wieder besucht. Dabei kommt sie einem Geheimnis der Tante auf die Spur ...

Als ihre Tante Kathrin nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus kommt, ist es Vera, die sich um ihre Wohnung kümmert und sie immer wieder besucht. Dabei kommt sie einem Geheimnis der Tante auf die Spur – ein Geheimnis aus deren ersten Arbeitsstelle als junge Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Diesem Geheimnis ist auch Manolis Lefteris auf der Spur - ein Mann für besondere Aufträge, er soll die dazugehörigen Akten besorgen. Während Vera das Geheimnis als Chance ihres Lebens begreift, um sich beruflich als Journalistin zu festigen, weiß Manolis, dass das Geheimnis völlig getilgt werden soll, wenn er seinen Auftrag richtig erledigt.

Mit diesem Buch nimmt sich die Autorin Ellen Sandberg (Inge Löhnig) zwei schwere Themen aus der deutschen Geschichte vor: Das sind zum einen die Verbrechen aus der Nazi-Zeit, als Behinderte und kranke Menschen als „wertlos“ eingestuft wurden und deshalb in besonderen Anstalten zu Tode gebracht wurden, aber auch die Verbrechen an den griechischen Einwohnern eines Dorfes, bei denen wehrlose Menschen grausam getötet wurden. In zwei Zeitebenen lässt die Autorin zum einen die Familiengeschichte(n) wieder auferstehen, während im anderen Zeitstrang die Suche nach der Wahrheit den Schwerpunkt bildet. Nur nach und nach erfährt der Leser die Zusammenhänge, während sich nebenbei die Motivationen der einzelnen Protagonisten herausschälen. Mit viel detektivischem Spürsinn wird Vera dem Geheimnis ihrer Tante auf die Spur kommen und dabei selbst in Lebensgefahr geraten. Werden Recht und Gerechtigkeit den Machenschaften von damals einen Strich durch die Rechnung machen?

Spannend und äußerst einfühlsam erzählt breitet sich die Geschichte vor dem Leser auf, die Verwicklungen werden nach und nach klarer. Die Passagen aus der Vergangenheit sind deutlich durch eine andere Schrift abgesetzt, das erleichtert dem Leser, sich mit den Personen und den zeitlichen Ebenen zurechtzufinden. So gelingt der Autorin eine Erzählung, die bis ins Innerste berührt und sicher noch lange nachwirkt. Von mir 5 wohl verdiente Sterne und eine eindeutige Leseempfehlung!