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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2024

Leider nicht meins

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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Sasa Stanisic führt uns mit seinen Kurz-Geschichten an verschiedene Orte, an denen Entscheidungen getroffen werden, die fantastisch und fabelhaft erscheinen.
Es sind die Geschichten, wo darüber fabuliert ...

Sasa Stanisic führt uns mit seinen Kurz-Geschichten an verschiedene Orte, an denen Entscheidungen getroffen werden, die fantastisch und fabelhaft erscheinen.
Es sind die Geschichten, wo darüber fabuliert wird, was wäre, wenn und hätte ich es nicht auch anders machen können. Es geht um Menschen, die ihre Lebenssituation ändern oder ändern wollen.
Mit seinen Geschichten spannt er einen großen Bogen, der sich zu einem Roman zusammensetzt.

Ich habe mich wahnsinnig auf das Buch gefreut. Viele Menschen schwärmten von diesem Buch. Als ich es endlich lesen durfte, lies mich gleich die erste Geschichte etwas ratlos zurück. Zur zweiten Geschichte fehlte mir gänzlich der Zugang. In den folgenden Geschichten hatte ich das Gefühl, dass der Autor so ausschweifend wurde, dass er selbst den Kern der Geschichte nicht mehr gefunden hat.
Dabei habe ich durchaus die Ironie, den geschliffenen Humor und den kleine mahnenden Zeigefinger erkannt. Trotzdem lies mich jede einzelne Geschichte unentschieden und ratlos zurück.
Ich fühlte mich, wie jemand, der von seiner Freundin in eine Richtung geschuppst wurde, mit dem Hinweis: Guck mal, wie toll, aber ich war und bin völlig blind dafür.
Alexander Solloch/NDR Kultur: “Der Ton, den er in die deutsche Gegenwartsliteratur eingebracht hat, ist einzigartig, ganz ungekünstelt, aber hochkünstlerisch, verspielt und traurig, zart und zupackend“
Sorry, aber dieses Empfinden hat mich nicht gepackt.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

In einem durchgelesen

Der Tod in den Schären
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Die hochschwangere Ermittlerin Anna Glad wird an ihrem freien Tag gleich mit zwei möglichen Verbrechen konfrontiert.
Zuerst wird sie zu einer verzweifelten Mutter gerufen, deren Säugling zwar nicht entführt ...

Die hochschwangere Ermittlerin Anna Glad wird an ihrem freien Tag gleich mit zwei möglichen Verbrechen konfrontiert.
Zuerst wird sie zu einer verzweifelten Mutter gerufen, deren Säugling zwar nicht entführt wurde, aber während einer kurzen Unaufmerksamkeit wird ein Baby zu ihrem Kind in den Kinderwagen gelegt. Während der Säugling im Krankenhaus versorgt wird, untersuchen Anna und ihre Kollegin das Haus von Börje Bohmann, der verschwunden ist. Vor der Haustür befindet sich eine große Blutlache, aber keine Kampfspuren.


Den ersten Band von „Anna Glas ermittelt“ habe ich leider nicht gelesen. Dieser Krimi hat mich derart überzeugt, dass ich das sicher nachholen werde.
Wie spannend, unterhaltsam und prickelnd kann ein Krimi sein? Eva Frantz zeigt, dass sehr viel möglich ist. Wird die hochschwangere Kommissarin diesen Fall noch lösen können? Was ist in der Vergangenheit geschehen? Erleben wir heute die Nachwirkungen? Ist Börje Bohmann ein brutaler Schläger und deshalb untergetaucht? Kann Anna die Beziehung zum Vater ihres ungeborenen Kindes aufrechterhalten? Geht der Journalist Jan-Anders der richtigen Spur nach? Es war so spannend, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen.
Eva Frantz beschreibt ihre Protagonisten genauso intensiv, wie wir Leser es brauchen, um unsere eigenen Lösungen zu suchen und vielleicht auch zu finden. Sie schreibt so unbeschwert, mit leichter Hand, wenige Tote, wenig Gewalt und Blut.
So liebe ich Krimis. Für mich war es ein Genuss.

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Veröffentlicht am 11.08.2024

Berührend und atmosphärisch

Annas Lied
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Kopenhagen, während der beiden Weltkriege:
Hannah erlebt mit ihren religiösen Eltern und Brüdern in Kopenhagen ein jüdisches und sehr musikalisches Familienleben. Drei ihrer Brüder widmen ihr Leben der ...

Kopenhagen, während der beiden Weltkriege:
Hannah erlebt mit ihren religiösen Eltern und Brüdern in Kopenhagen ein jüdisches und sehr musikalisches Familienleben. Drei ihrer Brüder widmen ihr Leben der Musik und führen auch ihre jüngste Schwester zur Musik, zum Klavier. Hannah findet in der Musik ihre Erfüllung und möchte eine berühmte Pianistin werden.
Aber obwohl ihre Brüder ihre eigene Lebensplanung durchsetzen konnten und sich Hannah in den nicht jüdischen Aksel verliebt hat, sieht insbesondere Hannahs Mutter Bruche für Hannah nur den jüdisch traditionellen Weg.
Hannah will ihre Eltern nicht auch noch enttäuschen und ist folgsam.


Benjamin Koppel hat das Leben seiner Großtante berührend geschildert. Höhen und Tiefen und vor allem das jüdische Leben und Brauchtum wurden atmosphärisch beschrieben.
Hannas Familie ist groß und stammt ursprünglich aus Polen. Einige Familienmitglieder halten sklavisch an den alten Riten fest und lassen keine neue Gedanken zu, ähnlich wie in der heutigen Zeit. Aber die jungen Leute, vorwiegend junge Männer lassen sich nicht mehr vorschreiben, wie sie zu leben und zu lieben haben. Frauen und Mädchen haben es schwieriger, sich in ihren Familien durchzusetzen.
Hannah hat es besonders schwierig. Da sich alle ihre Brüder von den jüdischen Hochzeitsriten abgewendet haben, wird Hannah standesgemäß mit Francois in Paris verheiratet und dann von ihrer Familie in Stich gelassen. Sie muss sich allein behaupten.
Ab und zu kann sie sich in die Musik flüchten. Die Beschreibungen von Hannahs Empfindungen, während sie Musik hört oder am Klavier spielt sind Benjamin Koppel sagenhaft gut gelungen. Der Leser kann sich aufgrund dieser Beschreibungen und Bebilderungen von der Heilkraft der Musik überzeugen.
Man entwickelt schnell Mitleid mit Hannah, hofft, dass sie sich doch noch befreien kann, aber sie entwickelt eine enorme Stärke, die sie ihr Leben meistern lässt.
In meine Augen hat Benjamin Koppel eine wunderbare Familiengeschichte aufgeschrieben, die von möglichst vielen gelesen werden sollte.
Chapeau!

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Dunkle Geheimnisse

Finster
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Seit Jahren verschwinden Kinder in Katzenbrunn, einem Dorf im Odenwald, spurlos. Man hat nie eine Leiche gefunden und nie einen Erpresserbrief oder sonstige Nachrichten über sie erhalten.
Hans J. Stahl, ...

Seit Jahren verschwinden Kinder in Katzenbrunn, einem Dorf im Odenwald, spurlos. Man hat nie eine Leiche gefunden und nie einen Erpresserbrief oder sonstige Nachrichten über sie erhalten.
Hans J. Stahl, ein nunmehr pensionierter Kriminalkommissar, hat vor Jahren die Ermittlungen geführt, ohne Erfolg. Als jetzt im Mai 1986 wieder ein 13. Jähriger Junge vom Jahrmarkt verschwindet, nimmt er auf eigene Faust die Ermittlungen wieder auf.



Finster ist, wie der Name schon sagt, ein dunkler, teilweise mutlos machender Thriller, der in einem nahezu toten Dorf spielt.
Katzenbrunn ist fast entvölkert, nur noch wenige meist kinderlose Menschen leben dort. Jeder, wirklich jeder hat sein Geheimnis und fast jeder kennt die Geheimnisse der anderen.
Hans Stahl kann einige dieser Geheimnisse mit Hilfe der Pensionswirtin Gerlinde Elmenreich entschlüsseln, aber vieles erfahren wir Leser durch Gedanken und Beobachtungen der einzelnen Dorfbewohner. Ivar Leon Menger lässt uns immer wieder in die Köpfe der einzelnen Protagonisten schauen, somit sind wir zuweilen besser informiert als der Kommissar a.D.
Der Spannungsbogen wird permanent hochgehalten. Das Buch entwickelt sich zum Pageturner und kann nicht mehr aus der Hand gelegt werden.
Mehr möchte ich zum Inhalt nicht sagen. Man muss es lesen, die Gänsehautschauer über sich ergehen lassen und es einfach genießen.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Unglaublich!

So ist das nie passiert
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Während einer Dinnerparty bei Freunden glaubt Willa in einem weiblichen Gast ihre verloren geglaubte Schwester Laika zu erkennen.
Vor über 20 Jahren ist Willas Schwester kurz nach ihrem 13. Geburtstag ...

Während einer Dinnerparty bei Freunden glaubt Willa in einem weiblichen Gast ihre verloren geglaubte Schwester Laika zu erkennen.
Vor über 20 Jahren ist Willas Schwester kurz nach ihrem 13. Geburtstag spurlos verschwunden. Da nie eine Lösegeldforderung gefordert wurde und auch nie eine Leiche gefunden wurde, ist Willa und auch ihre Mutter davon überzeugt, dass Laika irgendwo lebt.
Bis heute hat Willa ihre Suche nicht aufgegeben.

Diese Geschichte ist einfach unglaublich, unglaublich gut erzählt und in der Konsequenz kaum zu glauben.
Zunächst machten mich die zahlreichen Rückblicke, während der Dinnerparty etwas ungeduldig, aber im Laufe der Erzählung wurden die Rückblicke, die immer aus verschiedenen Perspektiven erzählten, immer spannender und wichtiger.
Der Werdegang jedes einzelnen Protagonisten wurde genau beleuchtet und brachte den Leser von den höchsten Höhen runter zu den tiefsten Tiefen der emotionalen Skala. Man litt und fieberte mit Willa, Robyn, Willas Mutter, Laika und letztlich auch mit Cat. Selten war ich so entsetzt, traurig und zu Tränen gerührt, wie in diesem Buch.
Das Ende erschien mir etwas zu plötzlich. Da hätte ich gerne noch etwas mehr gelesen.
Ansonsten kann ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.
Das ist ein unfassbar gutes Debüt.

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