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Veröffentlicht am 06.04.2021

Ein Glücksroman?

Sylt auf unserer Haut
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Maja und Robert verbringen wie jedes Jahr ihren 14-tägigen Urlaub in einer Ferienwohnung auf Sylt. Sie sind 26 Jahre verheiratet, die Kinder sind aus dem Haus, alles ist Routine und irgendwie auch langweilig. ...

Maja und Robert verbringen wie jedes Jahr ihren 14-tägigen Urlaub in einer Ferienwohnung auf Sylt. Sie sind 26 Jahre verheiratet, die Kinder sind aus dem Haus, alles ist Routine und irgendwie auch langweilig.

Dieses Jahr wird die Routine allerdings durch des Aufenthalt eines „nervigen“ Kollegen von Robert in der Nachbarwohnung unterbrochen. Bernd, der Kollege bringt mit seiner jungen Partnerin, mit seiner Harley und mit seinem lockeren Lebensstil Schwung und Abwechslung ins Haus.


Was ist ein Glücksroman? Soll er mich als Leser*in glücklich machen oder darf ich das Glück anderer beobachten, nachahmen und in mich aufnehmen?

Die Leseprobe zu diesem Roman hat mich voll überzeugt. Da wird die echte, leider nahezu alltägliche Lebenssituation einer sich auseinander gelebten Ehe nach 26 Jahren unterhaltsam beschrieben. Ich, Norderney-Fan, 64 Jahre alt, 38 Jahre verheiratet, Mutter 3er erwachsener Söhne, konnte die Gedanken von Maja und Robert gut nachvollziehen. Ich wurde neugierig. Was wird in dieser festgefahrenen Situation passieren?

Zweidrittel des Buches habe ich regelrecht verschlungen, war vielleicht auch glücklich. Da wurde von einer Frau erzählt, die große Probleme und Sehnsüchte hat und mit sehr viel Mut versucht für sich und ihrem Partner eine Lösung zu erreichen. Aber trotz ihres großen Mutes konnte sie weder ihren Mann ändern oder bewegen noch ihr Leben glücklich gestalten.

Bis hierhin wurde eine starke, aber auch von leichter Hand geschriebene, lebensechte Geschichte erzählt.

Sorry, aber das Ende fühlte sich für mich konstruiert an.

Mir ist völlig klar, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt und es kein Ratgeber sein soll, aber muss es gleich in einem Märchen enden? Irgendwie lässt mich der Roman nicht glücklich, sondern enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Nordlicht Küstenkrimi Spannung

Nordlicht - Die Tote im Küstenfeuer
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Mittsommernacht an der Jütländischen Küste – entlang der Küste brennen die Sankt-Hans-Feuer. Alle feiern. Niemand bemerkt, dass in einem der Feuer die Leiche eines jungen Mädchens verbrennt. Erst am nächsten ...

Mittsommernacht an der Jütländischen Küste – entlang der Küste brennen die Sankt-Hans-Feuer. Alle feiern. Niemand bemerkt, dass in einem der Feuer die Leiche eines jungen Mädchens verbrennt. Erst am nächsten Morgen bemerkt ein Jogger nicht verbrannte Leichenteile.

Erste Nachforschungen ergeben, dass es sich bei der Leiche um eine junge deutschtürkische Gastschülerin handelt.

Die Ermittlungen werden von der Deutsch-Dänischen Sondereinheit umgehend aufgenommen.



Endlich ist er erschienen – der neue Band des Deutsch-Dänischen Ermittlerteams Boisen und Nyborg!

Dieses Mal empfand ich ihn nicht ganz so stark, wie die ersten beiden Bände. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich in den ersten beiden Bände neben einem spannenden Kriminalfall viele neue Erkenntnisse über Dänemark, Dänemarks Geschichte sowie Sicht-und Lebensweise der Dänen erworben habe.

Aber jetzt zu diesem Buch, der Mord an der jungen Elin und das Verbrennen ihrer Leiche veranlasst die Deutsch-Dänische Sondereinheit in verschiedenste Richtungen zu ermitteln.
Elin ist ein deutsches Mädchen mit türkischem Vater und zwei älteren Brüdern. Sie lebt seit einem Jahr als Gastschülerin in Dänemark, weil sie in Hamburg von Mitschülern mit fingierten Nacktfotos gemoppt wurde. Außerdem hat sie einen heimlichen Freund.
Es werden viele Problematiken angerissen bzw. deren Vorhandensein aufgezeigt z.Bsp. sexuelle Belästigung, Fremdenhass, nicht integrierte Ausländer usw. Egal welche Ursachen zu diesem Mord geführt haben, das Team beleuchtet alle Möglichkeiten, bis es sie ausschließen kann.

Das gefällt mir besonders an diesem Ermittlungsteam. Sie konzentrieren sich nicht schnell auf einen Verdächtigen, sondern teilen sich auf, um jeder einzelnen Spur nachzugehen.

Auch Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg haben sich weiter entwickelt. Sie haben gelernt die Ermittlungsmethodik des anderen zu akzeptieren und anzuerkennen. Auch der Rest des Teams aus deutschen und dänischen Kommissariaten ist zusammengewachsen. Jeder hat seine Eigenart und sein Spezialgebiet. Sie arbeiten zusammen, tauschen sich aus und beleuchten den Fall aus verschiedenen Perspektiven.

Immer wieder blitzt Privates auf, aber nie beherrscht oder beeinflusst es den Fall.


Die Arbeit einer Deutsch-Dänischen Sondereinheit an der Ostseeküste wird hervorragen von Anette Hinrichs dargestellt. Das Team ist den Lesern Stück für Stück ans Herz gewachsen. Die Nordlicht-Reihe ist interessant, unterhaltsam und ungemein spannend.

Mir bleibt nur zu hoffen, dass noch viele Fälle für das Deutsch-Dänische Ermittlungsteam folgen.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Leicht und unterhaltsam

Gespenster
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Ich fürchte, ich gehöre nicht zur Zielgruppe dieses Romans.

Mir hat der Erzählstil in der Leseprobe gefallen. Frisch, ein bisschen frech und unterhaltsam erzählt die Nina George Dean aus ihrem Leben ...

Ich fürchte, ich gehöre nicht zur Zielgruppe dieses Romans.

Mir hat der Erzählstil in der Leseprobe gefallen. Frisch, ein bisschen frech und unterhaltsam erzählt die Nina George Dean aus ihrem Leben als 32-jährige Singlefrau. Sie schreibt über ihren Ex-Freund, der nun plötzlich heiratet, über die beginnende Demenz-Erkrankung ihres Vaters, über die Liebe ihres Lebens, die plötzlich einfach verschwindet und über Internet-Dating.

Wie gesagt, alles frisch und unterhaltsam, aber spätestens gegen Mitte des Buches wurde mir klar, dass das wirklich nicht meine Themen sind und dass sie mich auf Dauer dann doch nicht mehr interessieren. Ich bin 64 Jahre alt, fast 40 Jahre verheiratet und Mutter 3er erwachsener Söhne. Ich kann eigentlich über Ninas Probleme und Problembewältigung schmunzeln. In meinem doppelt so langen Leben wurden andere Probleme gewälzt, sicherlich nicht so unterhaltsam beschrieben, aber gelöst oder abgeschlossen und jetzt kann ich mich dem nächsten Buch zuwenden.

Trotzdem hat sich mein erster Eindruck von der Leseprobe bestätigt. Dolly Alderton hat einen frischen, leicht frechen und unterhaltsamen Schreibstil. Wir können sicher noch viele unterhaltsame Bücher von ihr erwarten.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Podcast/Thriller mal anders

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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Elle Castillo, lange Zeit beim Jugendamt tätig, betreibt einen True-Crime-Podcast, in dem unaufgeklärte Verbrechen neurecherchiert und bewertet werden. Elle möchte darin den Opfern eine Plattform geben, ...

Elle Castillo, lange Zeit beim Jugendamt tätig, betreibt einen True-Crime-Podcast, in dem unaufgeklärte Verbrechen neurecherchiert und bewertet werden. Elle möchte darin den Opfern eine Plattform geben, vor allem will sie Gerechtigkeit für die Opfer.

Der neue Fall, „Der Countdown-Killer“ droht allerdings alle vorherigen Dimensionen zu sprengen. Als Elle Castillo anfängt den Entführer und Mörder, der vor ca. 20 Jahren sein Unwesen trieb, neu zu beleuchten, wird wieder ein junges Mädchen entführt.

Elle verfolgt wie besessen jede neue Spur um das Verbrechen aufzuklären und begibt sich, ihre Freundschaften und ihre Familie in Gefahr.



In diesem Thriller betreibt nicht nur die Hauptfigur Elle Castillo einen True-Crime-Podcast, sondern zu dem Thriller kann man die einzelnen Podcast-Folgen anhören oder auch das Transkript der einzelnen Folgen lesen. Anfänglich empfand ich diesen Einfall richtig gut und war von der authentischen Dynamik begeistert. Nach einigen gelesenen oder auch gehörten Podcast Folgen fingen diese Unterbrechungen an mich zu stören. Der Thriller entwickelte sich zu einem Auf und Ab, Spannung und dann wieder Unterbrechung durch den Podcast, der uns Lesern zwar eine Menge Informationen lieferte, aber trotzdem den Spannungsbogen meiner Meinung nach immer wieder runterzog.

Die Spannung kam überhaupt nur schleppend zustande. Die Protagonistin durchlebte Panikattacken und Alpträume. Sie fokussierte sich mehr und mehr auf die Täterergreifung, niemand glaubte ihr und sie kämpfte längst über ihre Kräfte hinaus. Gegen Mitte des Buches erfuhren wir dann einiges aus der Jugend des bis dahin unsichtbaren Täters und konnten eigene Schlussfolgerungen ziehen. Lange Zeit war aber der Schwerpunkt der Ereignisse Elles Befindlichkeiten, was der Spannung nicht guttat.

Erst im letzten Abschnitt konnte man die wahre Qualität der Autorin erkennen. Spannung, Dramatik und Shutdown so geschrieben, dass man das Buch während der letzten hundert Seiten nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Abschließend möchte ich festhalten, dass mir die Idee Podcast und Thriller zu mischen, gefallen hat, nur die Umsetzung hat noch nicht richtig gepasst.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Zu viel des Guten

Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019
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Bernardine Evaristo beschreibt die Herkunft und den Werdegang vieler britischer,farbiger junger Frauen. Die Herkunft ist sehr unterschiedlich, von traditioneller afrikanischen Lebensführung, über Einwanderer ...

Bernardine Evaristo beschreibt die Herkunft und den Werdegang vieler britischer,farbiger junger Frauen. Die Herkunft ist sehr unterschiedlich, von traditioneller afrikanischen Lebensführung, über Einwanderer mit angeglichener Lebensweise zu Aussteigern, die es zurück in ihre Heimat zieht. Die jungen Frauen lösen sich vom Elternhaus, manche leben ihre neuerfahrene Sexualität aus, Andere streben eine steile Karriere an und wieder Andere gründen stabile Familien und geben ihr Wissen ihren Kindern weiter.



Dieses Buch hat den Booker Prize 2019 erhalten.
Ich war voller Erwartung und ich wurde nicht enttäuscht. Die ersten 150 Seiten habe ich verschlungen. Die Geschichten dieser Frauen sind anrührig, authentisch und lesenswert.
Viele verschiedene Schicksale immer in Verbindung mit dem Leben bzw. Erleben der Mutter haben mich berührt.

Aber mit zunehmender Anzahl wurden die Berichte für mich ermüdend. Ich wusste bereits, dass die vielen Lebensgeschichten gegen Ende zusammengeführt werden, aber ich empfand es trotzdem ermüdend. Denn irgendwie glichen sich die Erlebnisse in meinen Augen mit der Zeit. Und wenn dann bei Erwähnung einer neue Figur wieder die Geschichte der Mutter zu Rate gezogen wurde, hatte ich einfach keine Lust mehr und habe die letzten ca. 100 Seiten nur noch überflogen.

Das war sicher nicht im Sinne der Autorin, aber ich frage mich dann auch, was will mir die Autorin mit dieser Vielzahl an ähnlichen Schicksalen sagen? Ich denke, dass ich die Struktur und Vielzahl der Schicksale schon nach wenigen Beschreibungen durchschaut habe. Wir wissen, wie immens viel Mut farbige Frauen haben müssen, um ihre Träume zu verwirklichen und dass sie sehr viel mehr Einsatz, Wille, Blut und Schweiß benötigen um ihren Weg gehen zu können.

Es ist wichtig, dass diese Lebensgeschichten erzählt werden und damit versucht wird uns wachzurütteln. Wenn es für mich am Ende ermüdend war, wurde das Ziel wohl nicht erreicht.

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