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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2023

...vom Verlassen-Werden und Verlassen-Sein

Das Glück hat acht Arme
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Normalerweise mache ich mir beim Lesen Notizen für meine Rezension, bei diesem Buch war dem nicht so - es ist ungewöhnlich, besonders...

Vor einem Jahr habe ich eine Oktopus-Farm (Forschungszentrum) besucht, ...

Normalerweise mache ich mir beim Lesen Notizen für meine Rezension, bei diesem Buch war dem nicht so - es ist ungewöhnlich, besonders...

Vor einem Jahr habe ich eine Oktopus-Farm (Forschungszentrum) besucht, was mein Interesse an den Tieren geweckt hat. Marcellus wurde für meine Begriffe sehr gut getroffen - wenn man das so sagen kann - und ist nur eine der "bemerkenswert hellen Kreaturen" (um Bezug auf den Titel der englischen Original-Ausgabe zu nehmen).

Die Informationen des Klappentextes verraten nicht zu viel von der Handlung, wecken aber eventuell falsche Erwartungen. Ich war recht unvoreingenommen und wurde positiv überrascht. Die überschaubare Anzahl an liebenswerten Protagonisten in Kombination mit durchaus ernsten Themen und einer Prise Spannung sorgen für abwechslungsreiche Unterhaltung. Stellenweise gab es kleinere Längen, daher vergebe ich sehr gute vier Sterne und werde gern nach weiteren Veröffentlichungen der Autorin Ausschau halten.

PS Noch ein Tipp: Sehenswert ist die Dokumentation "Mein Lehrer, der Krake"

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Trügerische Idylle

Das Schweigen der Klippen
7

Wie schön, dass die Reihe fortgeführt wird. Ich habe den Vorgänger "Kalt lächelt die See" letzten Sommer vor meiner Reise auf die Kanalinseln gelesen und freue mich gedanklich auf die Insel Guernsey zurückzukehren... ...

Wie schön, dass die Reihe fortgeführt wird. Ich habe den Vorgänger "Kalt lächelt die See" letzten Sommer vor meiner Reise auf die Kanalinseln gelesen und freue mich gedanklich auf die Insel Guernsey zurückzukehren... Das Cover weckt schöne Erinnerungen, verweist aber in Form des Bunkers gleichzeitig auf die deutsche Besatzungszeit.

Hier setzt der Prolog an: Was geschah im Jahr 1944 mit William und Odile? Welche Rolle spielt seine blutige Uhr?

In der Gegenwart läuft fieberhaft die Suche nach einer alleinstehenden, mittellosen Dame: Odile Davies. "Wer sollte eine demente alte Frau ermorden wollen? War die alte Frau womöglich absichtlich [in den Tod] gesprungen?" Nur zwei von vielen Fragen die sich Detektive Kate Langlois und ihre Kollegen vom Criminal Investigation Department stellen müssen. Scheinbar hatte die Tote weder Familie noch Freunde und die Heimleitung mauert...

Die Autorin schlägt einen durchweg freundlichen, zu keinem Zeitpunkt abwertenden Ton an. Dadurch liest sich das Buch flüssig und man befindet sich direkt im Geschehen. Ellis Corbet ist außerdem Meisterin im Streuen wohldosierter Informationen. Trotz der Andeutungen des Prologs nehmen die in Rückblenden erzählten Ereignisse aus der Vergangenheit wenig Raum ein. Für den Spannungsaufbau auf den ersten ca. 150 Seiten würde ich 5 Sterne vergeben. Die zweite Hälfte war für mich stellenweise zu viel des Guten: zu gefällig und konstruiert wirkt der Ablauf der Auflösung. Viele Details kamen zufällig ans Licht. Auch Nicholas' Beteiligung ist für meinen Geschmack zu plaktiv. Das hätte man geschickter lösen können. Die Aufklärung erfolgt erfreulicherweise erst auf den letzten Seiten - jedoch sehr abrupt...

Vorkenntnisse aus dem ersten Teil der Reihe sind nicht erforderlich, da die Ermittlungen jeweils in sich abgeschlossen sind. Der Rahmenhandlung kann man ebenfalls leicht folgen. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen Kate und Nicholas bleibt dezent im Hintergrund, ist jedoch nicht unkompliziert.

Fazit: Kurzweilige Unterhaltung mit viel Lokalkolorit

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Veröffentlicht am 17.03.2023

"Wenn du die Rose haben willst, musst du die Dornen hinnehmen."

Der Geheimnishüter von Jaipur
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Das titelgebende hinduistische Sprichwort dient gleichzeitig als literarisches Motto und umschreibt treffend zu erwartende Handlung.

Obwohl mir der erste Teil, der Jaipur-Trilogie gut gefallen hat, war ...

Das titelgebende hinduistische Sprichwort dient gleichzeitig als literarisches Motto und umschreibt treffend zu erwartende Handlung.

Obwohl mir der erste Teil, der Jaipur-Trilogie gut gefallen hat, war ich unschlüssig, ob ich die Fortsetzung lesen wollte. (Die Geschichte wurde - für mich zufriedenstellend abgeschlossen.) Die Leseprobe war dann aber doch verlockend

Wie im ersten Teil war ich sofort mitten im Geschehen in Jaipur. Dafür sorgt Alka Joshi, indem sie auf abwechselnde Ich-Erzähler zurückgreift. Gleich zu Beginn erfährt man wie sich die Leben von Lakshmi und Malik in den letzten 12 Jahren verändert haben. Der Fokus liegt in Band 2 (und auch 3) auf bisherigen Nebenprotagonisten. Das war einer der Gründe, warum ich zögerte, die Trilogie weiterlesen zu wollen. Letztendlich freute ich mich jedoch gedanklich nach Indien zurückzukehren...

Der Klappentext ist etwas knapp gehalten und legt den Fokus ausschließlichen auf Malik. Nimmi und Lakshmi bringen sich zeitgleich in Shimla in Gefahr, während sie seltsamen Geschehnissen auf den Grund gehen...

Empfand ich die Handlung der "Hennakünstlerin" ungewöhnlich und neu, braucht es bei der Fortsetzung einen längeren Atem. Der Roman startet wie Band 1 gemächlich, erst nach ca. 150 Seiten kommt Spannung auf. Die Geschichte hat jedoch einen gänzlich anderen Schwerpunkt und die angesprochenen Themen weckten nur bedingt mein Interesse. Vor allem die angespannte Beziehung zwischen Nimmi und ihrer vermeintlichen Konkurrentin Lakshmi wirkte mit der Zeit ermüdend und ich konnte das unbedachte Verhalten der Protagonisten nicht immer nachvollziehen. Der Handlungsverlauf war für meinen Geschmack ein wenig zu offensichtlich.

Der Einzug der Moderne Ende der 60er Jahre findet sich auch in der Sprache wieder. Vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor, da ich den Vorgänger im Original auf Englisch gelesen habe. Der zeitgemäße Schreibstil ist in beiden Sprachen hervorzuheben. Die Vielzahl an Fremdwörtern und Redewendungen scheint reduziert bzw. erschließt sich aus dem Kontext, sodass sich das Nachschlagen diesmal auf ein Minimum beschränkte.

Der Roman kann eigenständig gelesen werden. Die wichtigsten Ereignisse aus Teil 1 werden bedarfsgerecht eingestreut, greifen aber einer ggf. nachträglichen Lektüre vor.

Fazit: Eine kurzweilige Fortsetzung, die für mich jedoch nicht an "Die Hennakünstlerin" heranreicht und keinen so nachhaltigen Eindruck hinterlässt

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Veröffentlicht am 14.03.2023

"Das Leben besteht aus Kompromissen, Wiederholungen, Vergessen oder Genesen"

Feuer
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Zur Abwechslung habe ich zu einem nicht selbst gewählten Buch gegriffen. Maria Pourchet war mir kein Begriff und aufgrund des Klappentextes hätte ich die Geschichte wohl nicht ausgesucht. Dieser erweckt ...

Zur Abwechslung habe ich zu einem nicht selbst gewählten Buch gegriffen. Maria Pourchet war mir kein Begriff und aufgrund des Klappentextes hätte ich die Geschichte wohl nicht ausgesucht. Dieser erweckt den Eindruck eines Neuanfangs bzw. einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte in Paris. In der Beschreibung heißt es darüberhinaus: "Ein faszinierender Roman über die Komplexität der Liebe und die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit."
Meine Vorstellungen bzw. Erwartungen gingen daher wohl in eine völlig falsche Richtung... Was die (überschaubare) Handlung angelangt, gibt es dem Klappentext nichts hinzufügen.

"Du bist eine Frau mit wenig Hoffnung, Laure"

Das erste Kapitel ist verstörend, gar zerstörerisch. Gedankensprünge von Satz zu Satz, aneinandergereihte Aufzählungen - man erkennt kaum die spezielle Erzählstimme von Laure. Sie berichtet von sich in der 3. Person während Sie den/die Leser*in in Form der Ansprache "Du" in die Geschehnisse einbezieht. (Gelegentlich hält sie auch Zwiesprachen mit ihrer verstorbenen Mutter und Großmutter.) Diese Perspektive erweist sich als interessantes, jedoch auch gewöhnungsbedürftiges Stilmittel. Ich fand es etwas befremdlich und fühlte mich nicht angesprochen, vor allem da mir Clément über weite Strecken unsympathisch war. Ich empfehle unbedingt einen Blick in die Leseprobe zu werfen, da die Kapitel abwechselnd von Laure und Clément erzählt werden. Für seine Sicht bedient sich die Autorin des klassischen Ich-Erzählers. So lernt man beide Hauptprotagonisten im (Arbeits-)Alltag kennen.

"Ja, Meeting, Mitarbeiter, Sonnenbräune. Und ich habe verloren, wie ich heute Morgen zur Kenntnis nehmen musste. Eine Entdeckung, die ich zum ersten Mal bei meiner Geburt machte, als ich in das enttäuschte Gesicht meiner Mutter und auf unsere damalige Tapete mit den schwarzen Hibiskusblüten auf blauem Grund blickte, und die sich seither fast tagtäglich wiederholt. So was bezeichnet man bei uns als Prägung. Ich rede mit dir, als wären wir, du und ich, nicht beide aus ein paar Tropfen Sperma entstanden, du hast bestimmt auch irgendwelche Prägungen erfahren, für wen halte ich mich."

Dieses Zitat ist ein wahlloses Beispiel für den anstrengenden Stil aus unzusammenhängenden Informationen, kontextlosen Einschüben sowie belanglosen Aufzählungen. Die Charaktere bleiben blass und unpersönlich. Was bewegt die Protagonisten? Auch die Wahrnehmung von Laure's Familie wäre ein spannender Aspekt gewesen. Leider kommt dieser lediglich am Rande vor.

Ich hätte nach dem ersten Kapitel, eigentlich bis zur Hälfte, fast aufgegeben. Aber ich breche Bücher ungern ab und nach etwa 150 Seiten ändert sich tatsächlich der Ton. Zwischenzeitlich hat man den speziellen Stil verinnerlicht und Laure und Clément wirken menschlicher. Da ich kein Freund allzu direkter Ausdrucksweisen bin, wäre weniger für mich des Öfteren mehr gewesen. Obwohl ich das Buch an einem Tag beendete, hat mich die Handlung kaum berührt und lediglich gegen Ende mein Interesse geweckt.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Von Büchern und Menschen

Ein Buchladen zum Verlieben
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"Sara hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts unternommen, was auch nur im Geringsten abenteuerlich gewesen wäre."

"Wie konnte man tausende von Meilen reisen und doch derselbe Mensch sein, wenn man ankam? ...

"Sara hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts unternommen, was auch nur im Geringsten abenteuerlich gewesen wäre."

"Wie konnte man tausende von Meilen reisen und doch derselbe Mensch sein, wenn man ankam? Das begriff Sara nicht."

Diese Zitate beschreiben die 28-jährige Hauptprotagonistin zu Beginn des Buches als sie im ländlichen Iowa ankommt. Die junge schwedische Buchhändlerin wirkt ein wenig weltfremd und naiv, lässt sie sich doch mehrfach von Fremden im Auto auf dem Weg in die Kleinstadt Broken Wheel mitnehmen.

"Wenn ihr Leben ein Buch gewesen wäre, hätte sie darin nicht einmal eine Nebenrolle gespielt. Und eine Nebenrolle war eigentlich alles, was sie wollte. Hauptperson, das wäre zu viel verlangt."

Ich konnte mich mit Sara leicht identifizieren, da ich nur wenig älter und ebenfalls ein Bücherwurm bin. In Schweden wartet außer ihrer dominanten Mutter nicht viel auf sie und es war schön ihre Entwicklung in Iowa zu verfolgen - inkl. jeder Menge Lesetipps & Inspiration!

"Aber wie wurde man eigentlich zu einem Menschen, der Träume und ein Ziel im Leben hatte? Sara musste sich eingestehen, dass sie auf irgendeine Weise den Zeitpunkt verpasst hatte, an dem das Leben hätte anfangen müssen."

Die Geschichte hebt sich von der Masse ab, wenn man sich auf das Leben in dem 637-Seelen-Ort einlässt. Nach einem Dutzend Besuche in den USA fand ich die Beschreibungen von Landschaft und Figuren äußerst gelungen - obwohl Iowa noch auf meiner Liste steht. Zwei Monate lang kreuzen sich die Lebenswege einer handvoll unterschiedlichster Bewohnerinnen in Broken Wheel. Die Charaktere erinnern mich an eine Zugfahrt auf einer meinen ersten Reisen. Noch auf der Suche nach einem Sitzplatz wurde ich angesprochen und in eine Unterhaltung verwickelt, in die schnell alle umliegenden Sitznachbarn involviert waren. Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass Kommunikation in öffentlichen Verkehrsmitteln essentiell sei 😅 Ähnlich ergeht es Sara - als "Touristin" wird sie ungefragt Teil der Gemeinschaft.

"Es gibt immer einen Menschen für jedes Buch. Und ein Buch für jeden Menschen."

Anfangs fehlte mir ein wenig die Leichtigkeit von Filmen wie Tatsächlich Liebe oder Valentinstag: mit der Zeit wirkt die Geschichte unbeschwerter, hoffnungsvoller. Durch die fast märchenhafte Erzählweise in der 3. Person sowie den ruhigen Stil fühlt man sich als Beobachter
in. Der Klappentext gibt einen guten Überblick der folgenden 446 Seiten. Aber das Buch ist noch so viel mehr. Themen wie Einsamkeit, Zukunftsangst und Gemeinschaftssinn kommen nicht zu kurz und ermöglichen einen glaubwürdigen Einblick in den American way of life... Warum ich nur 4 Sterne vergeben habe? Ich hätte mir hier und da noch ein wenig mehr Hintergrund/Aufklärung und dafür etwas weniger Buch-Referenzen gewünscht (welche ich des Öfteren nicht einordnen konnte). Es bleibt ein schönes Wohlfühlbuch... Vielleicht werde ich mir bei Gelegenheit noch andere Bücher von Katarina Bivald anschauen.

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