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Veröffentlicht am 01.04.2017

Von Trollen, Elfen und Eisriesen

Nordische Sagen und Märchen
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Ich glaube, ich habe mir erhofft mit diesem Hörbuch einen Teil meines inneren Kindes in mir wieder zu erwecken. Ein bisschen Kindheit zurück zu gewinnen. Meine Hoffnungen ruhten auf den Märchen und Sagen. ...

Ich glaube, ich habe mir erhofft mit diesem Hörbuch einen Teil meines inneren Kindes in mir wieder zu erwecken. Ein bisschen Kindheit zurück zu gewinnen. Meine Hoffnungen ruhten auf den Märchen und Sagen. Ich habe das früher geliebt. Obwohl ich die nordischen Sagen und Märchen nicht gut kannte, haben sie doch ein wenig das wehmütige und sehnsüchtige Gefühl zurückgebracht.

Es war seit langem wieder mal mein erstes Hörbuch. Dementsprechend neu war für mich das Gefühl mich auf meine Ohren verlassen zu müssen, anstatt auf meine Augen. Anfangs fiel es mir daher schwer mich auf die Geschichten zu konzentrieren. Das hatte die Folge, dass ich mir einige Geschichten mehrfach angehört habe und so viel mehr mitbekommen habe, als beim nur einmal Hören.

Es gab drei CDs, auf denen jeweils, wenn ich mich jetzt richtig erinnere, zwischen 10 und 20 Geschichten drauf waren. Die erste CD diente dazu, die einzelnen Figuren und Anfänge von den Märchen kennen zu lernen. Es waren ziemlich viele Persönlichkeiten, die vorgestellt wurden und erst nach einiger Zeit habe ich einen roten Faden erkannt. Viele Namen haben mir schon vorher was gesagt, aber ich konnte bei weitem nicht alle einordnen, hier hatte ich endlich die Möglichkeit das Grundwissen und die Grundsteine der Geschichten kennen zu lernen. Einmal hören und dann alles verstehen ist da leider nicht. Die Geschichten auf CD 2 und 3 haben mir dann auch besser gefallen. Dort kamen dann Elfen und Feen vor und ich finde diese Geschöpfe besonders faszinierend.

Ein weiteres Highlight auf dieser CD ist die musikalische Begleitung. Je nachdem ob die folgende Geschichte von Trollen, Göttern, Riesen, Feen oder Meerjungfrauen handelte, wurde sie mit einem eigens dafür komponierten Klangspiel eingeleitet. Das Spektrum der Musik ging von Trommeln zu Harfen zu Flöten. Die Harfen- und Flötenmelodien bei den Feen und Elfen waren angenehmer zu hören, als zum Beispiel das Trommeln bei den Riesen und Göttern.

Ich fand es immer toll, wenn die Sprecher versuchten die unterschiedlichen Stimmen der Figuren nach zu machen. Das hat das ganze sehr viel angenehmer zum Hören gemacht und meine Aufmerksamkeit wurde dadurch mehr in Anspruch genommen. Ich kann jetzt gar nicht sagen, ob mir jemand besser gefallen hat als die anderen. Ehrlich gesagt, hab ich die Stimmen nicht mit den Synchronstimmen von bekannten Schauspielern in Verbindung gebracht (Bei den Infos kann man das nachlesen!). Die Frauenstimmen waren aber für mich immer besonders schön anzuhören.

Ein bisschen Kritik muss auch noch sein. Es ist von den CDs nicht klar erkennbar, welche Geschichten neu erfunden und welche original sind. Das wäre sehr interessant gewesen zu wissen. Außerdem wird das Hörbuch ab 10 Jahren empfohlen (Auf der Verlagshompage wurde man sich nicht einig, da steht neben den 10 auch mal 8 Jahren). Manche Märchen (oder Sagen, da kann ich leider nicht unterscheiden) waren aber meinem Gefühl nach nichts für Kinder.

Fazit
Das Hörbuch bietet einen schönen, manchmal aber auch verwirrenden Einstieg in die nordischen Märchen und Sagen und hält einige schöne Geschichten für den Hörer bereit. Die musikalische Begleitung gibt dem ganzen eine gewisse Atmosphäre und macht es zu etwas Besonderem. Bevor man es Kindern zum Hören gibt, sollte man sich jedoch selbst ein Bild von den Geschichten machen, um festzustellen, ob die Kinder ihnen gewachsen sind.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Eine wundersame, absurde, wendungsreiche Geschichte

Die wundersame Beförderung
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Nachdem ich mit Rupien! Rupien! ein großer Fan von Vikas Swarup wurde, war es für mich selbstverständlich auch seinen neuen Roman zu lesen. Seinem Stil ist er auf jedenfall treu geblieben und das Buch ...

Nachdem ich mit Rupien! Rupien! ein großer Fan von Vikas Swarup wurde, war es für mich selbstverständlich auch seinen neuen Roman zu lesen. Seinem Stil ist er auf jedenfall treu geblieben und das Buch weißt vom Aufbau der Geschichte her sogar Ähnlichkeiten mit dem erstgenannten auf.

Swarup schreibt, um es mal anders auszudrücken, Bollywoodfilme in Buchform. Die wundersame Beförderung ist schlichtweg ein modernes Märchen.
Sieht man es nämlich nicht wie ein Märchen, wird man mit einer Geschichte konfrontiert, die etwas sehr konstruiert, sehr unrealistisch und absurd wirkt. Die einzelnen Prüfungen laufen immer nach dem gleichen Muster ab. Sie sind sehr kurz gehalten, enthalten nur das Wesentliche, das für wichtig gehalten wird und einen Kern, ohne viel Schale. Danach trifft Sapna auf Karan, ihren besten Freund, und seine Skepsis und zum Schluss wird sie zu Acharya, dem Manager, der ihr die Stelle anbietet, gerufen. Dieser konstante Ablauf führte mich in eine gewisse Vertrautheit. Das unrealistische daran ist eben, dass die Prüfungen hintereinander auftreten und das innerhalb von kurzer Zeit, also immer eine abgeschlossen wird, bevor die nächste startet. Die Prüfungen stellt das Leben, und wir wissen glaub ich alle, dass das Leben sich nie an irgendwelche Regeln hält, die veranlassen, wann es uns eine persönliche Prüfung abverlangt.


Sapna (lasst euch nicht vom Klappentext iritieren, der Sapna mit zwei p schreibt!), unsere Hauptfigur, ist etwas schwer einzuordnen. Ihr Charakter war für mich nicht wirklich greifbar. Sie ist mir mit jeder neuen Prüfung weiter entgleitet. Sie war mir jetzt nicht wirklich unsympathisch, aber ich konnte nie einen richtigen Bezug zu ihr aufbauen. Nichtsdestotrotz habe ich gerne ihre Geschichte verfolgt. Das Problem bei mir lag glaub ich daran, dass ich mich nicht richtig in sie einfühlen konnte. Mal handelte sie so und verfolgte diese Prinzipien, aber kaum trat irgendeine Veränderung ein, handelte sie plötzlich anders als erwartet und verfolgte andere Prinzipien. Mal war sie die Ernährerin der Familie und wirkte erwachsen, mal war sie ein kleines trotziges Kind, was für mich nicht zusammen gepasst hat. Die Nebenfiguren waren in ihrem Charakter schon gefestigter, auch wenn man von ihnen eher wenig mitbekommt. Einzig und allein Karan ist mir eigentlich sehr ans Herz gewachsen.

Wie auch schon in Rupien! Rupien! gelingt es Swarup hier wieder mal, die Missstände in Indien sehr provokant aufzuzeigen. Ich bin jedesmal schokiert, und kann es kaum glauben, dass das alles so ähnlich in Indien wirklich abläuft. Sehr penetrant hervorgestochen sind für mich die Bezeichnungen von Orten in der Stadt. Vieles wird nur mit einzelnen Buchstaben und Nummern gekennzeichnet und es gibt viele Abkürzungen. Und sehr schmunzeln musste ich als die Anspielungen auf Slumdog Millionär (Die Verfilmung von Rupien! Rupien!) auftraten und Ram (dessen Hauptcharakter) wirklich auch in dieser Geschichte vorkommt. Zwar wird er nur erwähnt, aber diese Verknüpfung zu Rupien! Rupien! ist Swarup sehr gelungen. Was er sich wohl dabei gedacht hat, als er ihn auch in diese Geschichte rein geschrieben hat?

Das Ende liebe ich. Es ist eines dieser Enden, die mich aufrütteln und überraschen und so voller unerwarteter Wendungen sind. Es wird noch ziemlich actionreich, vielleicht gibt ein bisschen übertrieben viel Action, aber das gibt dem Roman nochmal die nötige Würze.

Achja, und noch kurz etwas zum Schreibstil. Das Buch lässt sich eigentlich flüssig lesen. Schade fand ich es, dass einige Hindi-Wörter nicht übersetzt wurden und es auch kein Glossar hinten im Buch gab. Sie machen zwar den Roman und die Geschichte authentisch, aber wenn man halt nicht viel mit Indien zu tun hat und selten Geschichten, die dort spielen, liest, kann man damit wenig anfangen.

Fazit
Ein modernes Märchen aus Indien, welches großen Wert auf gute Eigenschaften legt und auf viele Missstände in der indischen Gesellschaft aufmerksam macht. Leider waren die Charaktere nicht so mein Fall, konnten mich mit ihrer Geschichte jedoch gut unterhalten und sorgten für einige Überraschungen am Ende.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Die Geister von Graz

Die Geister von Graz
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In Die Geister von Graz lässt Robert Preis seinen Mordermittler Armin Trost bereits zum dritten Mal auf die Verbrecher los. Für mich war hier der Schauplatz, der Tatort, wieder ausschlaggebend dafür, ...

In Die Geister von Graz lässt Robert Preis seinen Mordermittler Armin Trost bereits zum dritten Mal auf die Verbrecher los. Für mich war hier der Schauplatz, der Tatort, wieder ausschlaggebend dafür, dass ich mich mit großem Interesse den Ermittlungen zugewandt habe. Graz ist eine wichtige Stadt in meinem Leben und so war es besonders spannend den Figuren durch bekannte Straßen und Gassen zu folgen. Graz an sich hat mir im zweiten Band nämlich noch sehr gefehlt. Hier, in Teil drei, kam ich voll auf meine Kosten! Es war schon etwas gruselig, wenn Verbrechen an Orten geschehen, die man so gut kennt und diese Verbrechen mir als Leserin zur Gänze offen beschrieben werden. Mal schauen, ob ich den Bahnhof immer noch mit gleichen Augen sehen kann, als vor dem Lesen...

Abgesehen vom spannenden Orten, kamen nur eher wenige richtig spannende Szenen vor. Auch die Ermittlungen an sich haben sich etwas in die Länge gezogen und irgendwie wurde ich lange nicht warm mit der ganzen Situation. Ich musste mich oft überwinden weiterzulesen, was ich persönlich sehr schade fand. Vielleicht lags auch etwas daran, dass ich mit Trost als Hauptcharakter etwas unschlüssig war und er mir nicht ganz so gut gefallen hat, wie in Teil 2. Seine kaputte Psyche war mir dann doch zu anstrengend.

Der Krimi wird sehr dicht erzählt, ohne viele Ausschweifungen oder Nebenhandlungen und Preis hat mit seinem Schreibstil und seiner Kunst, durch wenige Worte und gezielt gesetzte Details eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen, wirklich Großartiges geleistet! Das Buch ist in sechs Teile gegliedert, enthält aber innerhalb dieser Kapitel Abschnitte, die meistens sehr kurz gehalten sind, und man daher mit der Aufmerksamkeit gut am Ball bleibt. Außerdem verleiten sie dazu, mehr am Stück zu lesen. Neben Trost bekommen auch andere Figuren die Chance einen Teil der Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen, das lockert das Ganze auch ein wenig auf.

Die Aktualität der behandelten Themen ist erschreckend. Als Leser wird man mit Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit der übelsten Art konfrontiert und über den Balkankrieg vor 20 Jahren ca. bekommt man eine kleine Auffrischung in Geschichte. Gerade die Erzählungen vom Krieg waren sehr interessant. Noch gar nicht so lange her und doch redet kaum noch jemand darüber oder ist im Bewusstsein der Nachbarvölker. Wenn die vorkommenden Erzählungen wirklich so ähnlich abgelaufen sind damals, ist es einfach unglaublich.

Fazit
Ein gelungener, lesenswerter Krimi, bei dem mir leider doch noch etwas für den 5. Stern gefehlt hat. Eine erschreckende Mahnung, wie weit Hass gegenüber Fremden gehen kann und wie schnell er auch auf Freunde umschlagen kann. Graz zeigt sich von seiner düsteren Seite und fordert so manche Geister der Vergangenheit heraus, denen man sich stellen muss, um sie zu vertreiben.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Bücher sind wie Pilze

Aufstieg und Fall großer Mächte
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"Bücher", sagte er, "sind wie Pilze. Sieht man nicht hin, vermehren sie sich. Ihre Zahl wächst nach Regeln von Zinseszins: Ein Interesse führt zu nächstes Interesse, und das verbindet sich mit drittes ...

"Bücher", sagte er, "sind wie Pilze. Sieht man nicht hin, vermehren sie sich. Ihre Zahl wächst nach Regeln von Zinseszins: Ein Interesse führt zu nächstes Interesse, und das verbindet sich mit drittes Interesse. Und schwups, hast du nicht gesehen, hat man mehr Interesse als Platz im Schrank." - S. 407

Ich starte diese Rezension mit einem Zitat aus dem Buch, das glaub ich jedem Büchersammler aus dem Herzen spricht. So auch mir. Diese Zeilen gehören zu meinen Lieblingsstellen im Buch. Und es gibt so einige schöne Stellen, die das Buch für mich so wertvoll machen, dass ich es, ganz untypisch für mich, ein zweites Mal lesen werde! Rachmann versteht es nämlich, mit seinen Worten und seinen detaillierten Beschreibungen, seiner detaillierten Sprache und dem Aufmerksammachen auf kleine Merkmale, eine geheimnisvolle Atmosphäre aufzubauen. Normalerweise finde ich es sehr mühsam, wenn bis aufs Kleinste alles beschrieben wird und normalerweise mag ich es, wenn ich mir selbst Sachen dazu denken kann und mir nicht alles vorgegeben wird, wie etwas aussieht, aber hier hat es mich überhaupt nicht gestört.

Das Buch ist in drei Zeitebenen eingeteilt, mit jeweils zehn Jahren Unterschied. Man lernt Tooly kennen als sie zehn, Anfang 20 und in ihrer Gegenwart, als sie Anfang 30 ist, kennen. In einer nicht nachvollziehbaren Reihenfolge wird zwischen den Zeitebenen gewechselt und man bekommt immer nur kleine, aber auch bedeutende Ausschnitte aus Tooly's Leben präsentiert, die dem Leser zu verstehen geben sollen, wie Tooly tickt und warum sie so ist, wie sie ist. Es ist ein bisschen frustrierend, nur mit so kurzen Ausschnitten von Toolys Leben konfrontiert zu werden, ohne viel Erklärungen und mit neuen Charakteren, um dann wieder in eine ander Zeit und andere Ausschnitte und mit neuen Personen zu wechseln. Es hat trotzdem, oder gerade deswegen, seinen Reiz und ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen, damit sich alles zu einem großen Ganzen zusammenfügt.

"Tooly wünschte sich, sie würde nicht länger existieren, würde ausgelöscht werden, gefangen, wie sie sich in diesem ungeliebten Ramschhaufen eines kleinen Mädchenleibs fühlte, ermattet von der Beständigkeit des eigenen Ichs." - S. 252

Tooly hat einen sehr außergewöhnlichen Charakter, was kein Wunder ist, da sie von Kind auf mit Menschen zusammen war, die nie ein normales Leben in unserem Sinn geführt haben. Tooly mochte ich in der ersten und der letzten Zeitebene am liebsten. Man merkt aber wirklich sehr schön, wie sie sich mit den Jahren entwickelt hat, auch wenn wir als Leser diese Entwicklung nicht miterlebt haben. Auch die Nebencharaktere waren alles andere als langweilig! Nachdem ich schon viele Buchcharaktere kennengelernt habe, waren die Figuren in diesem Buch eine so angenehme Überraschung. Auch wenn ich durch ihre Lebensstile und mit ihren Charaktern vielleicht im richtigen Leben nichts zu tun haben möchte, war es sehr interessant von ihnen zu lesen.

Die Geschichte an sich lebt von den Geheimnissen und den kuriosen Menschen, die Tooly's Leben bestimmen. Die kurzen Abschnitte sorgen für einiges an Verwirrung und nach jedem Abschnitt hat man weitere tausend Fragen im Kopf, bei denen man auf eine Antwort hofft. Die Geschichte ist fröhlich und traurig zugleich. Jede fröhliche Szene hat etwas Trauriges an sich und Rachmann erzählt das mit einer Leichtigkeit, bei der mir als Leser ein drückendes und hilfloses Gefühl zurück geblieben ist. Am Ende finden viele lose Fäden ein Ende. Die Auflösung schleicht sich langsam ein und ließ mich aufgewühlt zurück.

Fazit
Aufstieg und Fall großer Mächte ist ein leises Buch, für das man sich Zeit nehmen muss, damit sich seine großartige Sprachgewalt und Erzählkunst zur Gänze entfalten kann! Interessante Charaktere und wunderschön geschrieben!

Veröffentlicht am 01.04.2017

Ihr Leben

Christiane F. - Mein zweites Leben
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Es widerstrebt mir das Buch mit irgendetwas anderem, als mit Worten zu bewerten, handelt es sich hier doch um ein gelebtes Leben und es könnte falsch verstanden werden und die Sterne als Bewertung des ...

Es widerstrebt mir das Buch mit irgendetwas anderem, als mit Worten zu bewerten, handelt es sich hier doch um ein gelebtes Leben und es könnte falsch verstanden werden und die Sterne als Bewertung des Lebens der Autorin gelten, was ich vermeiden will, gerade weil ihr Leben so kontrovers diskutiert wird und weil es mir nicht zusteht darüber zu urteilen. Die Bewertung bezieht sich hier ausschließlich auf das Buch und nicht auf Christianes Leben, dazu muss sich jeder selbst ein Bild machen und wissen wie seine Meinung gegenüber gewissen Dingen ist.

Natürlich hab ich vor Jahren Christiane F.'s Buch Wir Kinder vom Bahnhofzoo gelesen und deshalb war ich besonders neugierig, wie es ihr nach dem Buch ergangen ist. Wie ist sie damit umgegangen, dass sie plötzlich berühmt wurde, wie ging es weiter mit den Drogen, mit ihren Bekannten? Auf vieles gibt dieses zweite Buch eine Antwort und meine Erwartungen an das, was ich gerne lesen wollte, wurden erfüllt.
Christiane kam mir durch ihre Schilderungen ihres "zweiten Lebens" viel greifbarer, viel realer vor, als ich sie nach ihrem ersten Buch in Erinnerung hatte. Sie gibt uns einen schonungslosen Einblick in ihr Leben und ich finde es sehr mutig von ihr so viel Intimes von sich preis zu geben. Man lernt Christiane dadurch sehr gut kennen und lernt auch ihr Beweggründe zu verstehen und nachzuvollziehen. Leider ist das Buch nicht chronologisch erzählt, man wird stattdessen mit vielen Zeit-, Gedanken- und Erzählsprüngen konfrontiert, die es etwas mühsam machen, der Geschichte zu folgen. In den Abschlussworten von Sonja Vukovic wird aber erklärt, dass das Christiane's Art war/ist etwas zu erzählen und das macht diese Sprünge auch wieder authentisch.

In gewisser Weise kam es mir so vor, als wäre das Buch eine Entschuldigung an einige Menschen, die Christiane durch ihre Art, durch manche ihrer Entscheidungen, verletzt hat und sie das gerne wieder gut machen würde, wenn sie es könnte. Das war sehr berührend und man merkt, wie sehr sie unter Manchem leidet. Ein bisschen gestört hat mich die "Angeberei", dass sie viele bekannte Personen schon gekannt hat, als sie noch nicht berühmt waren, oder eben kennen gelernt hatte, als sie es schon waren. Sie hat es aber so klingen lassen wollen, als wäre es keine große Sache gewesen.

Christiane's Geschichte wird aufgelockert durch Kapitel, die von Sonja Vukovic' Recherchen kommen und sich hauptsächlich mit dem Thema Drogen auseinandersetzten. Diese Kapitel waren wirklich sehr interessant, sie haben sich super in die Erzählungen von Christiane eingefügt und ich habe wieder einiges dazugelernt.

Fazit
Ein Muss für jeden, der Wir Kinder vom Bahnhofzoo gelesen hat! Jetzt als Christiane Felscherinow erzählt sie schonungslos wie ihr weiteres Leben verlaufen ist. Sehr mutig, sehr intim, ein bisschen zu sprunghaft, aber auf jeden Fall ist sie sehr erwachsen geworden. "Wer hätte gedacht, dass sie 51 Jahre alt wird?"