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Veröffentlicht am 11.04.2021

Hübsches Buch

Der Sternenfänger
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„Solange man was vom Leben erwartet, gibt es immer Hoffnung!“ (S.27)

Michel ist ein neunjähiges Waisenkind in Selonsville bei den Alpen im Jahre 1946 und glücklich. Obwohl die Waisenkinder und Dorfbewohner ...

„Solange man was vom Leben erwartet, gibt es immer Hoffnung!“ (S.27)

Michel ist ein neunjähiges Waisenkind in Selonsville bei den Alpen im Jahre 1946 und glücklich. Obwohl die Waisenkinder und Dorfbewohner viel Kummer und Leid so kurz nach dem Krieg ertragen müssen, hütet Michel das Geheimnis seines Glücks wie einen großen Schatz. Als seine Freundin Eri über Nacht ins Koma fällt und nicht mehr zu retten scheint, macht er sich auf die Suche nach den verschiedenen Arten der Liebe und damit einem Heilmittel für Eri.

Als Sternenfänger lernt Michel nicht nur etwas über die Liebe, sondern auch über die Menschen und sich selbst. Das Buch ist ein Ratgeber voller Weisheiten über die Liebe, nicht nur zu anderen Menschen, sondern auch zu Tieren, Büchern und der Natur. Michel begegnet Menschen, deren Geschichten herzlich und nachvollziehbar sind. In leicht verständlichen Sätzen und kurzen Kapiteln wird eine niedliche Geschichte erzählt, die auch Kinder lesen könnten.

Der Sternenfänger ist von außen hübsch anzusehen, während der Inhalt das Herz berührt. Es ist ein Buch für einen gemütlichen Abend, um anschließend mit schönen Gedanken einzuschlafen.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Zu viele Themen

Die Wahrheit schmeckt nach Marzipan
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„Das Leben ist wie barfuß laufen. Manchmal habe ich frisches, kühles Gras unter den Füßen. Manchmal weiche Tannennadeln, warm von der Sonne und federnd bei jedem Schritt. Aber die meiste Zeit stolpere ...

„Das Leben ist wie barfuß laufen. Manchmal habe ich frisches, kühles Gras unter den Füßen. Manchmal weiche Tannennadeln, warm von der Sonne und federnd bei jedem Schritt. Aber die meiste Zeit stolpere ich über spitzen, harten Kies, mit zusammengebissenen Zähnen, und versuche nicht zu schreien.“ (S. 153)

Die Wahrheit schmeckt nach Marzipan reißt zu viele Themen an, die irgendwie Platz in der Geschichte finden müssen: Trauer, Ärger mit der Mutter, Sanna, Timo und der christliche Glauben, Frau Möller und Prinz Eugen, und ein Brief von Tallys verstorbenem Vater.
Tallys Trauer und ihr daraus resultierendes Verhalten sind für mich nicht nachvollziehbar, da sie besonders empfindlich und teilweise überreagierend erscheint, sodaß ich sie nicht ernst nehmen kann. Einerseits zieht sie sich in sich selbst zurück, vergleicht das mit einer einsamen Insel, andererseits sehnt sie sich nach körperlicher Nähe und Verständnis, aber weder von ihrer besten Freundin Sanna, noch von ihrer Mutter. Mit der Trauer treten die Teenager-Hormone zu Tage, denn sie möchte von starken, männlichen Armen gehalten werden, am besten denen von Mr.Wow.
Nur bei der betagten Frau Möller fühlt sich Tally leicht und ruhig, denn Frau Möller erwartet nichts von ihr und erfreut sich an der Gesellschaft. Als sie ein Foto von ihrem verstorbenen Onkel Eugen zeigt, ist es für Tally „Liebe auf den ersten Blick“ (S. 69) und sie beschließt, eine alternative Geschichte über ihn zu schreiben, in der sie ihre romantischen Phantasien ausleben kann. Diese Geschichte hebt sich in kursiv vom Rest des Geschehens ab.

Talitha Kramer, genannt Tally, erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive. Sie beginnt mit der Beerdigung ihres Vaters und mit der unendlichen Trauer einer verlorenen Tochter. Mir ist bewusst, daß jeder anders trauert, einige besser damit umgehen können als andere, manche sich zurückziehen oder alles hinausschreien. Trotzdem ist Tallys Fluchtinstinkt in sich selbst und aus Situationen, die ihr unangenehm sind, unverständlich, sogar für sie selbst.

Der Ärger mit der Mutter kommen wie typische Teenagerprobleme vor. Ihre aufgeflammte Liebesbeziehung zu ihrem ehemaligen Chef erscheint nicht nur für Tally übereilt. Es wirkt, als hätte die Mutter schon vor dem Tod von Tallys Vater eine Beziehung zu diesem Mann gehabt, was unnötig mehr Probleme zwischen Tally und ihrer Mutter forciert.

Neben der Trauer, der erdachten Liebesgeschichte, dem Ärger mit der Mutter, gibt es noch Tallys eigene Liebesgeschichte. Dabei kommt das Gefühl auf, die Autorin möchte nicht nur Tally vom christlichen Glauben überzeugen, die bis dahin überzeugte Nichtgläubige, aber von der Gemeinde um Sanna und Timo fasziniert ist. Niemand ist so hilfsbereit in einer anonymen Großstadt, wie diese christliche Gemeinde.
Vielleicht sollen die Gespräche über Gott und den christlichen Glauben der oberflächlichen Beziehung zwischen Mr. Wow und Tally mehr Tiefe geben. Dies verdrängt sogar den Missmut über das „Gendern“ in Tallys Gedanken: „Ich finde, das sollte »Versorgungsbeauftragte*r heißen.“ (S. 137). Man zeige mir einen 16jährigen Teenager, der in Gedanken den Gender-Stern verwendet!

Die Wahrheit schmeckt nach Marzipan ist ein übervolles Buch, was vor allem den Geschmack von Marzipan vermissen lässt, da Tally keines isst.

„Vergiss nie, dass es immer etwas geben wird, was du noch nicht weißt. Das macht die Sache spannend, verstehst du?“ (S. 333)

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Für den nächsten Teil reicht es nicht

Buchland
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„Sie sollten es lesen. Ich werde Ihnen das Ende nicht verraten. Jede Geschichte ist es wert, erzählt zu werden. Ein Leser sollte sich die Zeit nehmen, mit der ersten Seite anzufangen und nicht die letzte ...

„Sie sollten es lesen. Ich werde Ihnen das Ende nicht verraten. Jede Geschichte ist es wert, erzählt zu werden. Ein Leser sollte sich die Zeit nehmen, mit der ersten Seite anzufangen und nicht die letzte Seite vorziehen.“ (S. 82)

Trotz der schönen Idee vom Buchland und einigen interessanten Szenen, hat das Buch mich nicht genug gefesselt um die Trilogie fortzusetzen.

Buchland ist nicht nur der Titel dieser Geschichte, sondern auch das Land der Bücher unter dem Antiquariat von Herrn Pana. Es ist ein mächtiges und weitläufiges Land, in dem alle jemals geschriebenen Bücher die Regale befüllen, es eine Kammer der ungeschriebenen und eine Halle der entbehrlichen Bücher gibt.
Beatrice hat die Liebe zu Büchern verloren, als Herr Pana sie als Buchhändlerin in seinem Antiquariat einstellt. Doch schnell findet sie zu ihnen zurück und merkt, daß das Buchland etwas von ihr möchte, was sie nicht bereit ist zu geben.

Neben zahlreichen Zitaten, vielen Erwähnungen von berühmten und weniger bekannten Büchern und das Auftauchen von scheinbar längst verstorbenen Autoren, ist dieses Buch eine Kritik am heutigen Buchhandel, verpackt in eine Phantasie-Geschichte. Sie ist geschmückt mit schönen Worten, in Nebensätze und kleine Begebenheiten eingebaut. Kritisiert wird das zu frühe Veröffentlichen von unfertigen Werken, daß jeder alles publizieren kann und zu selten auf Qualität oder eigene Ideen gesetzt wird. Vielen Büchern fehlt die Seele.
Gleichzeitig fließen Empfehlungen in die Geschichte ein, wie ein Buch geschrieben werden kann, damit ein zukünftiger Leser gefesselt wird. Dabei handelt es sich nicht um hohe Wissenschaft und dennoch hat die Protagonistin Probleme, diese Tipps selbst umzusetzen.

Dieses Buch ist nicht nur ein Abenteuer im Land der Bücher, sondern auch eine Liebesgeschichte, ein Ratgeber und ein Phantasie-Roman. Er nimmt der Bücherverbrennung die Nazikeule: „Nicht nur die Nazis haben Schriften verbrannt. Es ist zu allen Zeiten in unzähligen Nationen geschehen. Zum Beispiel in China, Libyen oder im alten Rom. Christen, Juden und Muslime – sie alle haben gezündelt.“ (S. 166) und regt zur Unterstützung kleiner Buchläden an: „Anders als im Internetshop oder im Buchclub war ein kleines Buchgeschäft wie das meine von jedem einzelnen verkauften Exemplar abhängig. Das wussten die Bücher. Und deshalb strengten sie sich beim Leser entsprechend mehr an.“ (S. 68)

Dieses Buch war ein Geschenk und hat sich vielleicht deswegen nicht genug angestrengt, um den nächsten Teil lesen zu wollen.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

sie dreht sich im Kreis

Die Tierkriegerin und das Ende der Menschheit
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„Ob die Menschheit und die Erde überleben würden, lag einzig und allein an uns.“ (S.242)

Alannah lebt in einem Käfig im Keller ihrer Eltern, bis sie in die Klinik auf der Shetland-Insel eingewiesen wird. ...

„Ob die Menschheit und die Erde überleben würden, lag einzig und allein an uns.“ (S.242)

Alannah lebt in einem Käfig im Keller ihrer Eltern, bis sie in die Klinik auf der Shetland-Insel eingewiesen wird. Dort hat sie zunächst das Gefühl, endlich nicht mehr isoliert zu leben und daß ihr geholfen wird. Doch schnell holen die Zweifel und das Misstrauen allen anderen gegenüber sie ein und sie isoliert sich wieder.
Im Prinzip verrät der Klappentext alles, was bis zur Apokalypse passiert. Es fehlen lediglich Alannahs Zweifel gegenüber der Klinik, den Menschen darin und der ganzen Troll-Apokalypse . Ihre Ängste und Misstrauen ziehen die Geschichte regelrecht in die Länge, dafür, daß das befürchtete Ragnarök nicht nur schnell vorbei sondern auch erschreckend unspektakulär ist. Keine aufregenden Kampfszenen, keine Handgemenge, einfach nichts spannendes.
Mich irritiert auch die nordische Mythologie auf den schottischen Inseln, da ich mit Schottland eher Druiden und Elfen als Asen-Götter und Ragnarök verbinde.

Die Tierkriegerin und das Ende der Menschheit klang nach einem spannenden Urban-Fantasy-Roman mit nordischer Mythologie gespickt. Alannah ist ein zwiespältiger Charakter, der sich mit den eigenen Gedanken im Kreis dreht und nicht voran kommt, während Ragnarök so schnell vorbei war, wie es gekommen ist. Mir fehlte die Spannung im gesamten Buch und ich werde die Reihe nicht weiter lesen.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

zertreut

Das Mädchen, das in der Metro las
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„Er sprach von Büchern, als wären sie lebendig […].“ (S.99)

Ein romantisch klingender Klappentext, doch ist er ebenso wie der Titel irreführend. Juliette liest zwar gerne Bücher und hat auch immer eines ...

„Er sprach von Büchern, als wären sie lebendig […].“ (S.99)

Ein romantisch klingender Klappentext, doch ist er ebenso wie der Titel irreführend. Juliette liest zwar gerne Bücher und hat auch immer eines dabei, doch kommt sie in der Metro kaum zum Lesen, da sie lieber die lesenden Menschen beobachtet. „Gedankenverloren trommelte sie mit den Fingerspitzen auf den Umschlag ihres eigenen Buchs, sie schlug es nicht sonderlich oft auf, so sehr nahmen ihre Beobachtungen sie gefangen.“ (S. 14) Bücher haben auch nicht wirklich einen Einfluss auf ihr Leben, sondern die Personen, die mit den Büchern zu tun haben.

Juliette hat kein aufregendes Leben. „Übrigens hatte sie ihr Leben niemals wirklich gemocht, eine langweilige Kindheit war in missmutige Teenagerjahre übergegangen […].“ (S.73) Sie arbeitet in einer Immobilienagentur und verbringt ihre Abende zu Hause. Bis sie eines Tages beschließt, zwei Stationen vor der Arbeit auszusteigen und zufällig Soliman und seine verstaubten Büchern begegnet. Kurzerhand beschließt Juliette, ihre Stelle in der Agentur zu kündigen und Solimans Kurier zu werden. Im Endeffekt werden ihre Entscheidungen aber weniger von den Büchern, sondern eher von Soliman beeinflusst. Seine Bücher dienen als Wegbegleiter, doch lösen sie keine Veränderungen bei Juliette aus.
Zwischen Juliette und Soliman besteht eine seltsame Beziehung, die nicht auf einen Punkt zu bringen ist. Sie erinnert an etwas Zerbrechliches, so wie Juliette in ihren Gedanken zerbrechlich wirkt.
Der Schreibstil ist sehr blumig und verliert sich oft in Einzelheiten, um abrupt wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren.

Das Mädchen, das in der Metro las war für mich kein gutes erstes Buch im neuen Jahr. Juliette hat einen guten Sinn für Menschen und deren passende Bücher, konzentriert sich aber lieber auf die nicht so schönen Dinge in ihrem Leben. Sie nimmt erst ihr Leben selbst in die Hand, als sie auf Soliman und sein eingestaubtes Leben trifft, und schiebt ihre Entscheidungen auf den Einfluss der Bücher, obwohl die Menschen auf sie einwirken. Sie ist eine Träumerin, aber nicht auf die schöne, romantische Art. Mit dem abschweifenden Erzähler wirkt das Buch, genau wie Juliette, zerstreut.

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