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Veröffentlicht am 18.10.2020

abwechslungsreich

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
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„Das ist das Problem mit alten Geschichten, Kind. Man kann die Wahrheit, die darin liegt, nicht mehr ermessen.“ (S. 149)

Der Orden des Geheimen Baumes ist ein umfangreicher Zweiteiler, der mit Die Magierin ...

„Das ist das Problem mit alten Geschichten, Kind. Man kann die Wahrheit, die darin liegt, nicht mehr ermessen.“ (S. 149)

Der Orden des Geheimen Baumes ist ein umfangreicher Zweiteiler, der mit Die Magierin seinen Anfang nimmt. In einem riesigen Land beeinflussen die widersprüchlichen Religionen nicht nur das politische Geschehen, sondern auch die Menschen, die keine politische Macht haben. Es geht um eine Kammerzofe, die Königin Sabran von Inys beschützen soll, um einen Höfling, der zum Spion gezwungen wird, einen Alchemisten, der seine Haut retten und eine Drachenreiterin, die nicht so ganz ins Gesamtbild passen will.
Alle Handlungsstränge werden abwechselnd von einem allwissenden Erzähler beschrieben. Anfangs wirkt es etwas undurchsichtig, da viele Namen und Orte, sowie die politischen und religiösen Gepflogenheit erwähnt werden. Trotzdem ist es längst nicht so unübersichtlich wie der Beginn von Das Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin, weil die Autorin die Protagonisten einzeln einführt und alle Umstände im Laufe des Geschehens näher beschrieben werden.

Im Königinnenreich Inys, dem Hauptschauplatz dieses Buches, glauben die Menschen an das Tugendtum und dass die Blutlinie der Königin, Sabran IX Berethnet, sie vor der Rückkehr des Namenlosen Einen beschützt. Dieser ist ein roter Wyrm und der Oberherr der Drakonischen Armee, doch ist er im Schwarzen Spiegel, das Meer westlich vom Golf von Edin, eingesperrt. Nur die mutigsten Freibeuter trauen sich, über den Schwarzen Spiegel zu fahren.
Südlich vom Königinnenreich Inys befindet sich das Drakonische Königreich von Yscalin, welches erst kürzlich dem Tugendtum ab- und dem Namenlosen Einen die Treue geschworen hat. Dadurch hat es die Unterstützung des Königinnenreich Inys und seinen Verbündeten verloren.
Jenseits des Schwarzen Spiegels leben die Seiiki im gleichnamigen Land. Während in den Ländern des Tugendtums Wyrm gejagt und getötet werden, werden die Lindwürmer in Seiiki vergöttert. Als höchste Ehre gilt es, von einem Drachen als Reiter auserwählt zu werden.
Durch die gegensätzlichen Religionen wird neben der Politik auch das Miteinander der Menschen beeinflusst und es entstehen viele Reibepunkte.

Obwohl die Protagonisten aus unterschiedlichen Schichten und Ländern kommen, wirkt sich ihr Handeln auf die gesamte Geschichte aus.
„[…] Ead hatte es sich zur Aufgabe gemacht, alle Geheimnisse des Hofs zu kennen.“ (S. 37) Als Kammerzofe der Königin genießt sie eine höhere Stellung und kann unbehelligt im Schloss umher laufen. Ihre Priorität ist es, Königin Sabrans Leben zu beschützen. Dazu gehört auch herauszufinden, wer die Mordbuben schickt um die Berethnet-Blutlinie auszulöschen.
Vicomte Arteloth „Loth“ Beck ist der beste Freund von Königin Sabran und wird als Spion in das Drakonische Königreich von Yscalin entsendet, um den Verbleib des letzten Botschafters zu klären.
In Seiiki trifft Tané auf einen Fremden und lässt ihn bei dem Anatom Nicolay Roos verstecken. Sie möchte den wichtigsten Tag in ihrem Leben nicht gefährden, denn seit ihrem dritten Lebensjahr trainiert sie, um eine Drachenreitern zu werden.
Aufgrund ihrer gegensätzlichen Religionen und Werte, verfolgen die vier Protagonisten unterschiedliche Ziele. Trotzdem läuft alles auf ein Ereignis hinaus: das Verhindern der Wiederauferstehung des Namenlosen Einen.
Vor allem die Entwicklung der einzelnen Personen ist überraschend. Loth wirkt viel zu naiv und lieb, um als Spion an einem gefährlichen Hof wie Yscalin zu bestehen. Ead hat eigene Geheimnisse, die sie daran hindern das Vertrauen der Königin zu gewinnen. Dame Tané scheint egoistisch zu handeln und Niclays Roos ist nur ein alter Mann, dem das Schicksal böse mitgespielt hat.

Wie vielfältig die Menschen in den unterschiedlichen Ländern sind, lässt sich neben der Religion auch an der Hautfarbe und den Traditionen festmachen. Um die Diversität in diesem Roman noch zu fördern, muss es auch mindestens eine homosexuelle Liebesbeziehung geben. Diese wirkt erzwungen, als hätte die Autorin das Thema unbedingt noch einbringen wollen. Im Fall von Niclays Roos trägt die explizite Szene in keinster Weise zur Charakterentwicklung bei und hätte ausgelassen werden können. Ob er Männer oder Frauen bevorzugt, spielt in seinem Alter keine Rolle mehr.

Die Magierin ist ein aufregender und abwechslungsreicher erster Teil. Obwohl es Parallelen zu unserer eigenen Welt gibt, ist die von der Autorin erschaffene Welt phantastischer. Was es mit dem Orden des Geheimen Baumes auf sich hat, bleibt zum großen Teil ein Rätsel, welches hoffentlich im zweiten Teil aufgelöst wird.

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Veröffentlicht am 10.10.2020

ich bin enttäuscht

Steampunk Akte Asien
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In dieser Steampunk Akte verbindet eine Rahmenhandlung alle Akten miteinander: Eine Archivarin, die während eines Angriffes auf das Archiv einem Hinweis nachgehen möchte liest sich durch diverse Akten. ...

In dieser Steampunk Akte verbindet eine Rahmenhandlung alle Akten miteinander: Eine Archivarin, die während eines Angriffes auf das Archiv einem Hinweis nachgehen möchte liest sich durch diverse Akten. Was für ein Hinweis das ist, wird nicht benannt. Warum und von wem das Archiv angegriffen wird, wird erst am Ende aufgeklärt und hat für mich wenig Sinn ergeben. Die ganze Geschichte um das Archiv wirkt grob zusammengeschustert und aus den Fingern gesogen, um die Akten miteinander verbinden zu können.

Im Gegensatz zum Vorreiter Steampunk Akte Deutschland, haben diese Akten weniger mit Steampunk zu tun. Es dreht sich mehr um magische Knochen und asiatische Naturgeister, weniger um Dampfbetriebene Maschinen. In einigen Akten gibt es europäische Protagonisten, z.B. Akte H Der Fluch von Edo von Yens Finder, in der die Europäer zu Hilfe gerufen werden, um einen Dämon zu vertreiben. In den meisten Fällen geht die Bedrohung von Dämonen oder Einheimischen aus.

Lediglich zwei der 13 Geschichten haben mir gefallen. In der Akte F Mond und Ozean von Mia Faber geht es um Dawa Tsomo, die einen geheimen Würfel von ihrer Oma geerbt hat. Sie unternimmt eine Reise zum Gipfel des Berges, um das Geheimnis zu entschlüsseln. Bei dem humorvollen Einstieg in die Geschichte, überrascht das mystische Ende umso mehr.
Akte G Werft Bohnen auf Dämonen von Nele Sickel verbindet Steampunk mit, Überraschung, Dämonen und religiösen Riten. Diese Mischung fasst ganz hervorragend alle anderen Akten thematisch zusammen, fernab vom Titel gebenden „Asien“, auch wenn Steampunk viel zu kurz kommt.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten gaben diese beiden Kurzgeschichten einen kleinen Aufschwung, nur um dann die Akten zum Ende wieder abflachen zu lassen. Denn die letzte Akte L Maschine von Michael Sterzer hat mir inhaltlich am wenigsten gefallen. Sie zeigt auf erbarmungslose Art, wozu Steampunk im Extrem fähig sein kann und bildet einen grausigen Abschluss für die Steampunk Akte Asien.

Die Aufmachung und die Verbindung der Akten mit einer übergreifenden Geschichte lassen nicht über die wenig „steampunkigen“ Geschichten hinwegsehen. Der Versuch einer Rahmenhandlung ist nicht gut gelungen. In den ersten Akten fehlen die dampfbetriebenen oder zahnradreichen Maschinen völlig, erst zum Ende der Steampunk Akte Asien werden die Erfindungen greifbarer, mechanischer. Bis dahin herrscht Bonepunk vor, von dem ich bis zum Erscheinen dieses Buches noch nie gehört hatte. Ich bin enttäuscht.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Anstrengende Charaktere, traumhafte Geschichte

Die Eschberg-Reihe / Traumhaft - Henriette
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„«Ich glaube, ich denke viel zu viel nach und lass mich zu wenig fallen»
«Wenn du das doch weißt, warum lässt du dich dann nicht jetzt fallen und ich helfe dir dabei, das auch zu genießen»“ (S. 88)

Henriette ...

„«Ich glaube, ich denke viel zu viel nach und lass mich zu wenig fallen»
«Wenn du das doch weißt, warum lässt du dich dann nicht jetzt fallen und ich helfe dir dabei, das auch zu genießen»“ (S. 88)

Henriette hat ihren Kampfgeist verloren und ihren Verlobten Björn in Watte gepackt. Als sie auf Konstantin trifft und dieser sie spontan küsst, erwacht sie aus ihrem Dornröschenschlaf. Sie trennt sich von Björn und kann wieder frei atmen. Obwohl sie ihre Streitlust wiedergefunden hat, ist ihr Fluchtinstinkt größer und die Beziehung zu Konstantin wird turbulent.

Konstantin und Henriette sind die ersten Charaktere der Eschberg-Reihe, die mich mit ihrem Verhalten ebenso aufgeregt haben, wie sie es gegenseitig tun. Obwohl bisher alle Protagonisten die meisten Dramen durch offene Gespräche klären konnten, haben Henriette und Konstantin es einfach nicht geschafft. Konstantin weiß nicht, wann er gewisse Dinge ansprechen soll und Henriette kann nicht anders als die Ohren zu verschließen und wegzulaufen. Sie können nicht über ihre eigenen Schatten springen und machen sich das gemeinsame Leben unnötig schwer.

Die Parallelen zu Märchenhaft ziehen Konstantin und Henriette von allein und nehmen ihre Geschichte selbst in die Hand. Obwohl die Ähnlichkeiten nicht verleugnet werden können, ist Traumhaft keine aufgewärmte Cinderella-Geschichte. Es kann nicht immer nur ums Geld gehen, selbst wenn beide Protagonisten in einer Bank arbeiten.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

prickelnder dritter Teil

Die Eschberg-Reihe / Schmerzhaft - Solveig
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„Der Schmerz ist das Spannende, ja … Das leidenschaftliche Leiden. Die Grenze des Unaushaltbaren verschieben und auf diesem schmalen Grat einen Tanz vollführen. Deine Lust darf leiden, aber niemals deine ...

„Der Schmerz ist das Spannende, ja … Das leidenschaftliche Leiden. Die Grenze des Unaushaltbaren verschieben und auf diesem schmalen Grat einen Tanz vollführen. Deine Lust darf leiden, aber niemals deine Seele, ich will dich herausfordern, antreiben, ausreizen. Ich will dich leiden sehen, ja. Schön leiden. Aber ich will, um alles in der Welt, eines nicht: dich demütigen.“ (S. 36)

Solveig sieht sofort, dass der Neue beim Stammtisch kein Dominant ist. Kurzerhand lädt sie ihn auf einen Kaffee ein und bietet ihm eine Affäre an, der er nicht widerstehen kann.
Matthias ist von Solveigs Auftreten beeindruckt und lässt sich nur zu gern auf ihr Angebot ein. Doch schnell stellen sie fest, dass aus ihrer Affäre eine „kleine Beziehung“ geworden ist.

Die ersten beiden Bücher aus Eschberg glichen Cinderella-Geschichte, weswegen der dritte Band umso mehr hervorsteht. Neben der Liebe geht es diesmal auch um sexuellen Lustschmerz, ohne billiges Hau-Drauf, Bestrafen oder Demütigen. Wer für dieses Thema offen ist, lernt in diesem Buch eine Beziehung voller Sinnlichkeit, Vertrauen und füreinander da sein kennen. Solveig kümmert sich nicht nur um Matthias Lust, sonder auch um sein Seelenheil und erfährt dadurch selbst Befriedigung.
Es kann nicht immer nur um Sex gehen, deswegen sind Solveigs Geheimnisse so brisant wie ihre Affäre. Sie tut sich schwer, Menschen zu vertrauen und zieht sich lieber zurück, als sich auf jemanden einzulassen. Das muss auch Matthias auf die harte Tour lernen. Aber mit hart kennt er sich aus ...

Wer bisher von eintönigen Liebesgeschichten aus Eschberg ausgegangen ist, wird mit diesem Buch überrascht. Trotzdem bleiben die Charaktere aus den anderen Büchern nicht unerwähnt, denn ihre Geschichten gehen auch über das Ende der Bücher hinaus.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Seelenstoff

Die Eschberg-Reihe / Zauberhaft - Victoria
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„Links ist die Seite des Herzens, in fast allen Ländern der Welt tragen die Menschen die Ringe, die sie mit ihrem Partner verbinden links. Nur in Deutschland wird der Ehering rechts getragen; mit der Hand, ...

„Links ist die Seite des Herzens, in fast allen Ländern der Welt tragen die Menschen die Ringe, die sie mit ihrem Partner verbinden links. Nur in Deutschland wird der Ehering rechts getragen; mit der Hand, mit der wir unsere Verträge unterzeichnen … Sehr unromantisch, wie ich finde.“

Victoria ist reich, hat einen Doktortitel und ist sich nicht zu schade, dem neuen Richter einen Kaffee zu bringen, obwohl sie in dem Café schon lange nicht mehr arbeitet. Sie mag schöne Dinge, schnelle Autos und benimmt sich wie das Mädchen von neben an.
Magnus, besagter Richter, scheint schon vor seiner Ankunft in Eschberg dort berühmt zu sein. Er wirkt auf den ersten Blick streng und unnahbar, doch unter der Richterrobe hat er ein Herz, das nur für Victoria schlägt. Er ist ein Fels in der Brandung, den nichts aus der Ruhe bringen kann.
Hakim ist der Sohn eines Scheichs in Dubai. Mit Victoria ist er schon lange befreundet, doch die Frau fürs Leben hat er noch nicht gefunden. Er weiß nicht, wie er mit der neuen Victoria umgehen soll, die plötzlich distanzierter ist. Hakim ist eine Mischung aus eifersüchtigem Ex-Freund und großem Bruder. Doch der große Bruder besiegt die Eifersucht und ist offen für sein eigenes Glück.

Im zweiten Teil der Eschberg-Reihe gibt es nicht nur zwei Liebesgeschichten, sondern auch dazugehörige Familiendramen. Doch die Kommunikationsbereitschaft zwischen den (meisten) Protagonisten ist in Eschberg sehr hoch, wodurch viele künstliche Zerwürfnisse ausbleiben. Die Konflikte in Eschberg kommen von Herzen, sind authentisch und schnell geklärt.

Wer glaubt, nur Frauen können Cinderella sein, hat Magnus noch nicht kennen gelernt. Und wer Märchenhaft mit vertauschten Rollen erwartet, wird von Victoria und Magnus verzaubert, denn keine Geschichte passiert zwei Mal. Der Eschberg-Freundeskreis wächst stetig und wer sich fragt, wie es mit Elisabeth und Moritz weitergeht, wird auch im zweiten Teil der Reihe nicht enttäuscht.

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