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Veröffentlicht am 24.09.2020

Authentisch und romantisch

Die Eschberg-Reihe / Märchenhaft - Elisabeth
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„Schließlich hätte er sie, wenn man ihn nach einem Vergleich zu ihr gefragt hätte, als Fräulein Rottenmeier bezeichnet. Das strenge Kindermädchen aus Heidi, welches größten Wert auf Etikette und Bildung ...

„Schließlich hätte er sie, wenn man ihn nach einem Vergleich zu ihr gefragt hätte, als Fräulein Rottenmeier bezeichnet. Das strenge Kindermädchen aus Heidi, welches größten Wert auf Etikette und Bildung legte.“ (S. 9)

Hätte sie heute früh jemanden nach einer treffenden Beschreibung für Moritz Fürst gefragt, hätten ihr zwei Worte gereicht: Patrick Baetman. Im Roman und der gleichnamigen Verfilmung «American Psycho» ein Psychopath mit narzistischer Persönlichkeitsstörung, ein mutmaßlicher Killer.“ (S.8)


Märchenhaft spielt in einem Zeitraum von einem Jahr und beginnt mit dem ersten Wiedertreffen von Moritz und Elisabeth, seit Moritz die Firma verlassen hat, in der Elisabeth immer noch arbeitet. Sie halten sich mit ihrer gegenseitigen Abneigung nicht zurück und lassen einen Schlagabtausch den nächsten folgen, bis Moritz Elisabeth auf einen Kaffee einlädt und sie ein ruhigeres Gespräch führen. „Ich dachte, dass wir nochmal reingehen würden und unser Gespräch in Ruhe und etwas bequemer weiterführen könnten.“ (S. 8)

Elisabeth ist eine Frau, die weiß, was sie will. Sie mag schnelle Autos ebenso wie schöne Kleider; sie kann gut Snowboard fahren und exquisit kochen; finanziell ist sie sehr gut situiert und geht in ihrer Arbeit auf. Sie ist eine starke, unabhängige Frau, die ihr Leben sehr gut im Griff hat. Trotzdem kann sie sich auf einen Mann einlassen, der ihr ebenbürtig ist.
Moritz kann nicht nur Snowboard fahren, sondern geht auch regelmäßig boxen. Sein bester Freund ist Elisabeths Chef und einer der wenigen, der um Moritz Geheimnis weiß. Moritz möchte der Frau an seiner Seite die Wahrheit sagen, fürchtet aber ihre Flucht und dass er nichts zurück behält als einen gläsernen Schuh.

Die Protagonisten begegnen sich anfangs zwar etwas kratzbürstig, doch stets mit Respekt und auf Augenhöhe. Im Gegensatz zu vielen anderen Liebesromanen, entwickelt sich die Beziehung zwischen Elisabeth und Moritz auf einer gesunden Ebene. Wer plumpe Sexszenen erwartet, wird mehr als enttäuscht. Larissa Schwarz schafft es, Gefühle zwischen den Charakteren aufflammen und Romantik entstehen zu lassen, ohne explizite Beschreibungen.
Es gibt Anspielungen auf Filme, Serien und Musik und die Sprache ist insgesamt gehoben. Obwohl die Protagonisten zwar durch ihr Auftreten und ihre Dialoge wie Menschen von einem anderen Stern wirken, holen diese Anspielungen sie auf die Erde zurück. Der Humor ist dezent, wie der gesamte Roman. Und ehe man es sich versieht, zählt man sich zu den Einwohner von Eschberg und als Mitglied des Freundeskreises rund um Moritz und Elisabeth.

Der Anfang der Eschberg-Reihe ist auf den ersten Blick eine wahr gewordene Cinderella-Geschichte. Doch auf den zweiten Blick passt der Froschkönig viel besser.
Wer einen authentischen Liebesroman lesen möchte, mit echten Gefühlen, wahrer Liebe und liebenswerten Charakteren, dem kann ich Märchenhaft ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 18.09.2020

langatmig und langweilig

Biss zur Mitternachtssonne (Bella und Edward 5)
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Bereits damals landeten die ersten Kapitel aus Edwards Sicht illegal im Internet. Aufgrund dessen entschied sich die Autorin, den Teil nicht zu beenden und zu veröffentlichen. Da ich zu dieser Zeit geradezu ...

Bereits damals landeten die ersten Kapitel aus Edwards Sicht illegal im Internet. Aufgrund dessen entschied sich die Autorin, den Teil nicht zu beenden und zu veröffentlichen. Da ich zu dieser Zeit geradezu besessen von dieser Reihe war, machte mich dies natürlich traurig.
15 Jahre später erscheint Edwards Kapitel nun doch. Da die Jubiläumsausgabe (Biss in alle Ewigkeit), soweit ich es mitbekommen habe, eher ein Flop war, erweckt es den Eindruck, als bräuchte die Autorin einen Erfolg.

Selbstverständlich war ich neugierig und habe die Chance genutzt, in Biss zur Mitternachtssonne hineinzulesen. Ich war über den Umfang entsetzt, war der erste Teil doch weniger als halb so dick. Bereits nach wenigen Seiten habe ich das Interesse verloren und die Geschichte nur noch überflogen, obwohl ich vor 15 Jahren von den ersten Kapiteln begeistert war. Nach Seite 350 war Schluss.
Einerseits gewinnt man tiefere Einblicke in Edwards Leben und seine Sicht der Dinge, andererseits ist es furchtbar langatmig. Es scheint, als würde man nachträglich Bellas Charakter attraktiver machen wollen. Sie hilft den Schüchternen, unterstützt die Ausgegrenzten und bekommt mehr „Tiefgang“, der ihr in den anderen Teilen immer fehlte. Irgendwie muss man im Nachhinein Edwards Besessenheit von diesem wenig herausragenden Mädchen rechtfertigen. Dass er ihre Gedanken nicht lesen kann, scheint als Begründung nicht mehr auszureichen.

Ich habe nicht viel erwartet und wurde trotzdem enttäuscht. Meine Twilight-Zeit ist schon sehr lange vorbei und dank dieses Buches frage ich mich, warum ich jemals so fasziniert war.

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Veröffentlicht am 25.08.2020

enttäuschend

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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„Ein großer Teil der Bevölkerung ist derart weichgespült und durch die Medien, durch Werbung und durch Massenkonsum gedanklich beschränkt, dass es ihnen gar nicht möglich wäre, aus schlechter Energie eine ...

„Ein großer Teil der Bevölkerung ist derart weichgespült und durch die Medien, durch Werbung und durch Massenkonsum gedanklich beschränkt, dass es ihnen gar nicht möglich wäre, aus schlechter Energie eine grundsätzlich gute zu machen.“ (S. 158)

Man nehme eine hervorragende Idee und verwurste sie zu Das Buch der gelöschten Wörter – Der erste Federstrich. Der Gedanke, dass alle gelöschten Wörter, die in böser Absicht geschrieben wurden, Unheil in der Welt anrichten können und deswegen in einem Buch gesammelt werden, ist neu. Natürlich kann ein solches Buch der gelöschten Wörter in den falschen Händen großes Unglück über alle hereinbringen. Doch zum Glück gibt es den Bund, ein Zusammenschluss von Romanfiguren und sogenannten Wanderern und Verwandler, die die gelöschten Wörter sicher verwahren.
Wanderer sind Menschen mit dem Nachnamen Walker (oder äquivalent in jeder anderen Sprache) und können sich in Bücher hineinlesen. Verwandler besitzen den Nachnamen Turner (ebenfalls in der jeweiligen Sprache) und können böse Wörter in eine positive Bedeutung wandeln. Ohne einen Wanderer können Verwandler eine Buchwelt nicht betreten.

Hope Turner ist eine besonders starke Verwandlerin und wird durch Rufus Walker in die Bücherwelt hineingezerrt. Außerdem ist sie 42 Jahre alt, arbeitet für ein Datingportal von zu Hause aus, kümmert sich um ihre demenzkranke Mutter und ist seit zwei Jahren Single.
Auf den ersten Blick wirkt Hope sympathisch. Sie hat der Männerwelt abgeschworen und sorgt sich rührend um ihre Mutter. Sie verbringt lieber Zeit mit Lesen als mit echten Menschen. Doch sobald sie in die Machenschaften des Bundes hineingezogen wird, reiht sich ein potenzieller Liebhaber an den nächsten. Eine beste Freundin, Gwen, hat sie natürlich auch in der neuen Welt gefunden, die zu Beginn nichts besseres zu tun hat als mit ihrer sexuellen Orientierung herauszuplatzen.
Ihre Stärke und Unabhängigkeit von Männern müssen die beiden auch im Großen und im Kleinen demonstrieren, in dem sie z.B. eine höflich gereichte Hand ausschlagen und sich lieber umständlich vom Boden hoch quälen oder riskieren ins Wasser zu fallen.
„Meine Besteigung des Bootes geriet zwar nicht so ganz geschickt wie seine, aber schließlich war ich kein hilfloses Weibchen, das ohne männliche Hilfe unfähig war, ein Ruderboot zu entern.
»Wahnsinn! Das nenne ich wirklich feministisch«, lobte Gwen. »Nein, Lance, lass das! Du hast doch gesehen, dass wir Frauen das genauso gut allein können.« […] Als sie das Bein ausstreckte, verfing sich ihr Fuß im Saum, und beinahe wäre sie gestrauchelt und kopfüber ins Wasser gestürzt. […] In diesem feministischen Konflikt gefangen bedachte Gwen uns kurz mit einem kritischen Blick. Dann hellte ihre Miene sich auf, und sie fasste meine Hand.
»Hope, Liebes, wärst du so reizend, mir behilflich zu sein, so unter Schwestern?«, flötete sie“ (S.193f.)
Selbstverständlich setzt sich Hope für alle Lebewesen ein, egal ob Romanfigur, Tier oder Mensch. Wenn ein literarischer Hund in Gefahr ist, muss dieser gerettet werden, ob das eigene Leben auf der Kippe steht oder nicht.
„Doch er spürte meinen Widerstand.
»Was ist?«
Ich wandte den Kopf und sah zu der Hundehütte hinüber.
»Ist nicht dein Ernst?«
»Aber sie werden ihn da drin doch …« Ich brach ab.“ (S. 312)

Die Geschichte wird aus Hopes Sicht als Ich-Erzähler erlebt. Was anfangs wie ein spannender Abenteuerroman mit Detektivelementen klingt, ist nur eine weitere Romanze, basierend auf der Liebe zu Büchern. Die vermeintliche Zerstörungskraft der gelöschten Wörter wird aus den Augen verloren, genau wie die Zusammenhänge zwischen dem Bund und den Bösewichten. Wichtig allein ist Hope und dass sie möglichst viel Zeit mit all ihren anbahnenden Romanzen verbringt und eine beliebige, oft oberflächliche Beziehung aufbaut. Zum Schluss noch schnell einen Cliffhanger einfügen und schon ist das Interesse am zweiten Teil da, egal wie ärgerlich das gesamte Buch bisher war.

Ich habe dich durchschaut, Mary E. Garner, und ich werde der Versuchung widerstehen! Denn der Ärger über Hopes Teenagergehabe in der Nähe von gutaussehenden Männern und ihr unreifes, überspitztes Verhalten gegenüber ihres Wandlers, hat mir gereicht.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

O schöne neue Welt!

Schöne Neue Welt
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„Wie viele herrliche Geschöpfe hier! Wie schön die Menschheit ist! O schöne neue Welt, die solche Wesen trägt.“ (S. 161)

Wenn 1984 von George Orwell uns vor dem Großen Bruder und seiner Überwachung warnt, ...

„Wie viele herrliche Geschöpfe hier! Wie schön die Menschheit ist! O schöne neue Welt, die solche Wesen trägt.“ (S. 161)

Wenn 1984 von George Orwell uns vor dem Großen Bruder und seiner Überwachung warnt, vor der Einschränkung der Sprache und somit des Denkens, und am Ende ein Negativbeispiel für Kommunismus darstellt, so wird in Aldous Huxles Schöne Neue Welt der Kapitalismus in seiner Schlechtigkeit präsentiert. Die Geschichte ist eine Warnung vor Identitätsverlust, vor Konditionierung und Hypersexualität. Jeder gehört jedem, schlechte Gefühle werden mit der Droge „Soma“ vertrieben und Konsum und Spaß steht über allem. Individualität, Kunst und Philosophie werden auf eine einsame Insel versetzt, wo sie keinen Schaden am Kollektiv anrichten können.

„KOLLEKTIVITÄT, IDENTITÄT, STABILITÄT“ (S.7)

Zunächst wird die Fortpflanzung in der „Schönen neuen Welt“ ausführlich beschrieben, denn Vater und vor allem Mutter sind obszöne Worte und eine Familie kennen die Menschen nicht mehr. Die Reproduktion und Erziehung liegt in der Hand des Weltstaates. Im City-Brüter und Konditionierungscenter London wird dieser Prozess ausführlich erklärt, ebenso das Kastensystem und die Konditionierung. Jeder Mensch hat seinen Platz, ist überaus glücklich darüber und stärkt so das Kollektiv. In den niedrigeren Kasten (Delta, Gamma und Epsilon) gibt es Chargen von Menschen, die durch Verknospung entstanden sind und alle gleich aussehen. In den höheren Kasten (Alpha und Beta) gibt es keine Chargen, sondern Individuen, die größer, stärker und gesünder sind. Sie bilden die Führungskräfte und Eliten. Die Frauen sind zu 70% Freemartins, d.h. steril. „Denn in den allermeisten Fällen […] ist Fertilität nur störend. Unter zwölfhundert ein fruchtbarer Eierstock – das wäre für unsere Zwecke vollkommen ausreichend. Nur brauchen wir eben auch eine ordentliche Auswahl.“ (S. 19)
Sexualität spielt schon in den frühesten Jahren eine große Rolle. „Verschiebe nie auf morgen, wem du´s heute kannst besorgen […].“ (S. 107) Ebenso wie die Kastenbindung und die Gewöhnung an den Tod. „Alpha-Kinder tragen Frau. Sie arbeiten viel härter als wir, weil sie so furchtbar schlau sind. Ich bin wirklich heilfroh, dass ich ein Beta bin, denn ich muss nicht so hart arbeiten.“ (S. 36) Sobald ein Gefühl aufkommt, wird es durch den Konsum vertrieben. Zur Not hilft die Droge „Soma“. „Jederzeit nach Belieben einen Kurzurlaub von der Realität und eine Rückkehr ohne jeden Kopfschmerz […].“ (S. 65) Die Protagonistin ist Lenina, eine Beta wie sie erwünscht ist.

Die Antagonisten in diesem Buch sind Bernard Marx, der durch seine körperliche Unzulänglichkeit als Alpha vor Unsicherheit strotzt, und Helmholtz Watson, der unter mentalem Überschuss leidet. Beide sind dieser Welt überdrüssig. Bis Bernard Marx aus einem Reservat in New Mexico einen Wilden und seine (werde jetzt nicht rot!) Mutter zurück nach London bringt, wissen die beiden nichts mit ihrem Überdruss anzufangen.
John Savage, der Wilde, wurde auf natürlichem Wege gezeugt und geboren, obwohl seine Mutter Linda eine Beta aus London war. Linda hat ihm von der anderen Welt erzählt, die für ihn immer wie das Paradies klang. Doch sieht die Realität anders aus. „Heute aber ist die Welt stabil. Die Menschen sind glücklich, sie haben alles, was sie wollen, und nie wollen sie, was sie nicht haben können. Es geht ihnen gut, sie leben in Sicherheit, sie sind niemals krank, sie fürchten den Tod nicht, sie wissen nichts von Leidenschaft, nichts vom Altern […], sie sind so konditioniert, dass sie praktisch nicht anders können, als sich zu verhalten, wie sie es sollen.“ (S. 251)

Während die Parallelen zwischen unserer Zivilisation und der in 1984 nur marginal sind, springen sie in Schöne neue Welt direkt ins Auge. Vielleicht ist die heutige Wissenschaft noch nicht so weit, Kinder in Flaschen großzuziehen, doch die nächtlichen Einflüsterungen und das Konsumverhalten sind heutzutage nicht mehr nur Fiktion.

Ich empfehle jedem diese beiden genannten Bücher zu lesen und mich vom Gegenteil zu überzeugen.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

historisch und phantastisch

Der Lehrling des Feldschers
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„Ohne das Beherrschen dieser Sprache bleibst du ein Quacksalber und wirst niemals ein schwarzer Feldscher, weil dir sämtliche Werke der Altvorderen verborgen bleiben werden. Ich kann dir viel beibringen, ...

„Ohne das Beherrschen dieser Sprache bleibst du ein Quacksalber und wirst niemals ein schwarzer Feldscher, weil dir sämtliche Werke der Altvorderen verborgen bleiben werden. Ich kann dir viel beibringen, aber Weisheit kann man nur mit der Hilfe von Büchern erlangen […]“ (S. 159)

„Bildung wird überschätzt. Ich habe mal einen Lehrer gefressen, danach war ich auch nicht schlauer. Da hätte ich auch einen Schweinehirten nehmen können.“ (S. 221)

Der Lehrling des Feldschers ist der erste Teil der Feldscher-Chroniken und ein historischer Roman mit phantastischen Elementen.
1618, Zu Beginn des 30jährigen Krieges, ist ein roter Komet am Himmel zu sehen. Es wird behauptet, dass dieser Komet die Ursache für den Dämonenbefall im Deutschen Reich sei. „Nun ja: Beide Seiten, sowohl Union als auch Liga, wollen die Kraft der Dämonen für sich nutzen. Es gibt ein geheimes Ritual, das es uns Feldscheren erlaubt, sie tagsüber in Menschen fahren zu lassen. Dadurch verstärken sich die Kräfte dieser Kämpfer um ein Vielfaches.“ (S. 94)
Gustav verliert im 25. Kriegsjahr seine Familie an plündernde Soldaten. Die letzten Worte seines Vaters bringen ihn zu den Schweden der Liga, wo er auf den Feldscher Martin trifft. Dieser nimmt ihn kurzerhand in die Lehre.

Gustav ist 18 Jahre alt und arbeitete in der Köhlerei seines Vaters, die er später mal übernehmen sollte. Doch als rebellischer Jüngling wollte er sich lieber der Armee der Union anschließen. Als er nach dem Angriff auf seine Familie das Lager der Schweden erreicht, ist er voller Schmerz und Wut, und hilflos wie ein kleiner Junge. Diese Unbeholfenheit legt er auch während des gesamten Geschehens nicht ab. Obwohl seine Lehre bei dem Wundarzt Martin vielseitig und anstrengend ist, ist Gustav überaus froh eine Bestimmung für sein Leben gefunden zu haben. Seine Offenheit gegenüber neuen Charakteren wirkt naiv, doch beweist er nicht nur Einfühlungsvermögen sondern auch eine Geistesschärfe, die ihm vermutlich niemand zugetraut hat.

Neben Gustavs Ausbildung gibt es noch zahlreiche andere Themen, die in diesem Buch angesprochen werden. Zuerst natürlich der religiöse Konflikt zwischen der katholischen Liga und protestantischen Union, in den sich die Dämonen mehr oder minder einmischen. Das Schicksal der Bevölkerung, welche unter den marodierenden Soldaten leidet, wird sichtbar.Verborgen bleiben dagegen die Interessen der Kriegsparteien, die nicht auf dem Schlachtfeld kämpfen. Zum Schluss kommt noch die moralische Frage der Dämonen auf, die dem Ganzen eine interessante Richtung gibt.

Der Lehrling des Feldschers ist durch seine Genre-Mischung vielschichtig und unterhaltsam. Besonders fällt die geschichtliche Einordnung in ein bekanntes deutsches Geschehen auf. Die Vermischung mit phantastischen Elementen ist subtil, sodass die Existenz von Dämonen in dieser Zeit durchaus denkbar ist.
Verschiedene Erzählstränge, die die Spannung aufrecht erhalten, fließen in die Handlung ein. Alle werden durch einen allwissenden Erzähler dargestellt. Diese Stränge bleiben hier unerwähnt, um nicht zu viel von der Geschichter zu verraten.
Das einzige, was mir negativ aufgefallen ist, ist das Wort „Pinkeln“. Es gibt bestimmt unauffälligere Wörter, um den Druck der Blase in einer unpassenden Situation kund zu tun. Es wirkt in den Buch plump und unpassend, da der Feldscher auf die äußere Wirkung und die Bildung seines Lehrlings besonders achtet und dann „pinkeln“ geht.

Insgesamt ist das Buch thematisch erwachsener als Die Farbseher-Saga oder die Bestien-Chroniken, ohne den unterschwelligen Humor des Autors zu verlieren. Die Protagonisten sind unterhaltsam. Bei den vielen Themen bleiben am Ende offene Fragen, doch die nächsten beiden Teile der Feldscher-Chroniken sind bereits in Planung.

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