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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2022

unterhaltsame Comicstreifen

Quiet Girl (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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„Oberflächliche soziale Interaktion und Überstimulierung entziehen Introvertierten ihre ganze Energie.“ (S. 156)

Debbie Tung zeigt in autobiografischen, kurzen Comicstreifen das Leben einer Introvertierten. ...

„Oberflächliche soziale Interaktion und Überstimulierung entziehen Introvertierten ihre ganze Energie.“ (S. 156)

Debbie Tung zeigt in autobiografischen, kurzen Comicstreifen das Leben einer Introvertierten. Die Protagonistin heißt selbstverständlich auch Debbie - sonst wäre es nicht autobiografisch - und ist zu Beginn der Graphic Story eine Studentin. Auf dem ersten Bild, welches über zwei Seiten geht, sitzt Debbie unter einem Baum, umgeben von Laptop und Büchern. Im Hintergrund sieht man eine Universität und verschiedene Menschen auf den Wegen oder ebenfalls unter Bäumen sitzend. Menschen und Umgebung sind mit einem Fineliner vorgezeichnet und anschließend in Grautönen grob ausgetuscht. Insgesamt ist es ansprechend, da das Auge direkt auf den Fokus des Bildes gezogen wird ohne von zu vielen Details abgelenkt zu werden.
In den Comicstreifen werden Alltagssituationen mit Debbie im Mittelpunkt dargestellt. Sie gehen meist über eine Doppelseite und konzentrieren sich auf Debbies Interaktion mit anderen. Trotz der Einfachheit der gezeichneten Personen sind Anhand von Körperhaltung, Mimik und Gestik alle wichtigen Emotionen klar erkennbar.
Im Laufe der Geschichten gesellt sich Jason zu Debbie, ihr Freund und späterer Ehemann. Er bringt Abwechslung in den Alltag und macht Debbie auf bestehende Probleme aufmerksam. „Ich bin sozial inkompetent und komisch.“ (S.43)
Debbies Erinnerungen an ihre Kindheit zeigen, daß sie sich schon immer gerne selbst beschäftigt hat und schwer Freunde fand. Doch der Druck von ihren Eltern und der Schule haben sie dazu gezwungen, nicht auf sich selbst acht zu geben und sich in ein Leben zu zwängen, daß ihr nicht zusagt. So geht sie auf Parties, obwohl sie sich dort unwohl fühlt; sie bemüht sich in Lerngruppen zu studieren, weil das von ihr erwartet wird; sie erzwingt Smalltalk, aus Angst unhöflich oder unfreundlich zu wirken. Am Ende ist ihre Batterie leer und der Erwartungsdruck, den sie sich auch selbst macht, gibt ihr keine Möglichkeit, sich zu erholen.
Ein Persönlichkeitstest offenbart Debbie den Grund all ihrer Eigenheiten: sie ist introvertiert. Und ganz schnell stell sie fest, daß sie nicht alleine ist. Damit fällt ein riesiger Stein von ihrem Herzen und sie fühlt sich befreit von allen Selbstzweifeln und nimmt ihr Leben endlich in die Hand.

Die kurzen grafischen Geschichten zeigen eindrucksvoll, wie sich schon viele Buchliebhaber und Introvertierte in ihrem Leben gefühlt haben: mit vielen Menschen überfordert, lieber den Abend zu Hause allein verbringend und manchmal voller Selbstzweifel. Doch sie zeigen auch, daß sie nicht allein sind, daß es okay ist, so zu sein und niemand vorgeben sollte, extrovertiert zu sein, wenn er es nicht ist.
Quiet Girl ist eine unterhaltsame Zusammenfassung von Alltagssituationen, die jeder schon mal erlebt hat, verpackt in ansprechenden Comics.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2019

Farbenfroh und spannend

Atlas Obscura Kids Edition - Entdecke die 100 abenteuerlichsten Orte der Welt!
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„Der Vulkan verändert sich ständig. Unser Planet ist genauso. Er lässt immer wieder neue Wunter entstehen und schafft Raum für viele aufregende Abenteuer, die es nur zu erkunden gilt!“ (S.105)

Dieser ...

„Der Vulkan verändert sich ständig. Unser Planet ist genauso. Er lässt immer wieder neue Wunter entstehen und schafft Raum für viele aufregende Abenteuer, die es nur zu erkunden gilt!“ (S.105)

Dieser Atlas ist nicht nur für Kinder spannend. Die gesamte Aufmachung ist sehr farbenprächtig, die Bilder zu den beschrieben kuriosen Orten passend und schön anzuschauen. Zu Beginn des Buches gibt es Tipps, welche Dinge für eine Weltreise nützlich sind. Nicht alles auf dieser Liste ist praktisch, zumal es um einen Kinderrucksack geht. Dort wären Alltagsgegenstände nützlicher, wie eine Lupe, um Insekten oder Spuren zu entdecken. Dinge, die Entdecker auch im Alltag bei sich tragen könnten.
Der Reiseplan auf der nächsten Seite zeigt die Länder und ihre fantastischen Orte im Überblick, mit der Seitenzahl versehen. Unter den Ländernamen auf den folgenden Seiten finden sich immer interessante Eckdaten, wie die Lage auf der Erde, mit einer kleinen Weltkugel daneben, und etwas Kuriosem. Auf einer Doppelseite finden sich immer zwei Orte zu einem Land, wobei der zweite Ort etwas gemeinsam hat mit dem darauffolgenden in einem anderen Land, z.B. folgt auf die Wand der tanzenden Dinosauerier in Bolivien die Dino-Disco auf der Isle of Skye. So ist die Reiseroute nicht chronologisch aufgebaut, sondern verbindet ähnliche Themen miteinander. Um diese Wunder besuchen zu können, sind sie zusätzlich mit Koordinaten versehen.
Es gibt viele verschiedene Orte und Dinge zu sehen, natürlichen Ursprungs oder von Menschen errichtet. Besonder gefallen haben mir, neben der Dino-Wand in Bolivien, einige Unterwasserwelten, wie die verlorene Stadt Herakleion in Ägypten, der Raumschiff-Friedhof bei Neuseeland oder das Mauseo Atlántico in Spanien. Es gibt aber auch andere Naturschauspiele zu beobachten, wie farbenfrohes Wasser, singenden Wüsten oder fantastische Bauten an Stellen, die man nicht erwartet. In diesem Atlas gibt es spannende Orte zu entdecken, deren Zeichnungen neugierig machen auf die Originale.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Macht Lust auf mehr

Lost Project
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Der Stand von Robert Rittermann ist mir auf der Buch Berlin wegen seiner Postkarten aufgefallen. So kam ich ins Gespräch mit dem Künstler und Autor dieses Buches. Als er dann fragte, ob ich Blogger kennen ...

Der Stand von Robert Rittermann ist mir auf der Buch Berlin wegen seiner Postkarten aufgefallen. So kam ich ins Gespräch mit dem Künstler und Autor dieses Buches. Als er dann fragte, ob ich Blogger kennen würde, die Sci-Fi lesen, habe ich mich aufgedrängt und so dieses Buch, sogar signiert, bekommen.
Dieses Buch sieht nicht nur gut aus, es fühlt sich auch gut an. Es ist auf Recycling Papier gedruckt und fühlt sich sehr samtig an. Tolles Gefühl. Außerdem sind in dem Buch Bleistiftzeichnungen enthalten, vom Autor gezeichnet, die die Geschichte eindrucksvoll untermalen, ohne vom Text abzulenken. Soviel zur Aufmachung, die meiner Meinung nach schon zum Kauf animiert.

Tom lebt im Jahr 2383 mit dem Wissen, dass die Welt, wie er sie kennt, untergehen wird. Grund ist der Asteroid Gringer, der einschlagen wird. Sein Vater gehört zu dem Team, das in die Vergangenheit reisen will, um diesen Einschlag zu verhindern. Doch Gringer kommt schneller als gedacht, und in einem überstürzten Aufbruch bekommt Tom Panik und springt kurzerhand auf die Plattform in die Vergangenheit. Und das Abenteuer beginnt.

Tom ist 17 Jahre alt und steht vor einer Lebensentscheidung. Als ihm klar wird, dass alles gleich ein Ende hat, entscheidet er aus dem Bauch heraus. Diese Kurzschlussreaktion, die nichts mit Logik zu tun hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Generell finde ich die Charaktere in diesem Buch sehr real und habe mich gefühlt, als wäre ich mit dem Team unterwegs.
Natürlich muss ich auch etwas zu den Dinosauriern erwähnen. Das Cover verrät ja schon ein wenig, in welche Vergangenheit es geht. Ich kenne mich mit Dinosauriern nicht aus. Mein Wissen habe ich von In einem Land vor Unserer Zeit und Jurassic Park, daher haben die Fachwörter mir nichts gesagt. Aber die Beschreibungen waren so detailliert, dass ich mir ein Bild von den vorkommenden Dinos machen konnte. Wenn dieses Bild dann auf einer Zeichnung bestätigt wurde, habe ich mich wie ein halber Wissenschaftler gefühlt. Ein weiterer Grund, warum mir die Zeichnungen so gut gefallen.
Die Novelle lässt sich leicht und flüssig lesen und ich habe mich in Toms Begleitung von Anfang an sehr Wohl gefühlt.

Abschließend möchte ich nur sagen, dass dieses Buch eine schöne Abenteuergeschichte ist. Nicht nur die Geschichte überzeugt, sondern auch die Aufmachung. Zusammen mit dem sympathischen Autor ergibt das alles ein wirklich schönes Gesamtbild. Deswegen hier eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.03.2018

Faszinierend diese Welt

Die Dämonenkriege
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Die Schwebenden Reiche sind faszinierend. Nicht nur der Aufbau, sondern auch die Völker. Von Anfang an habe ich mich gefragt, warum diese Inseln die Schwebenden Reiche genannt werden. Zum Glück wird das ...

Die Schwebenden Reiche sind faszinierend. Nicht nur der Aufbau, sondern auch die Völker. Von Anfang an habe ich mich gefragt, warum diese Inseln die Schwebenden Reiche genannt werden. Zum Glück wird das auch erklärt.
Die einzelnen Protagonisten sind auf ihre Weise sehr spannend und ich kann gar nicht sagen, wen ich eigentlich lieber habe. Den Dämonenjäger, den Prinzen, die Assassine oder doch die Halbdämonin? Sie ergeben auf jeden Fall eine gute Mischung und es wird definitiv nicht langweilig.
Natürlich haben alle irgendwie das selbe Ziel: Die Schwebenden Reiche vor dem Krieg zu schützen. Und vor Dämonen. Für diese Ziele hat jeder seine eigenen Methoden und jeder kommt auf seine ganz eigene Art in die Geschichte rein. Ein wenig erinnert mich das Buch an Game of Thrones: Viele Charaktere an vielen Orten.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Beschreibungen sind sehr detailliert, aber nicht so sehr, dass es langweilig wird. Von Langatmigkeit keine Spur, denn ständig passiert irgendetwas und dem roten Faden kann man ohne Probleme folgen. Alles in allem sehr spannend und ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Zombies in Tempelhof

Berlin Zombie City
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Ich bin Berlinerin. Ich habe zwar die meiste Zeit knapp außerhalb gewohnt, trotzdem habe ich fast jeden Tag in Berlin verbracht, entweder wegen Schule/ Arbeit, oder weil ich unterwegs war. Und ich mag ...

Ich bin Berlinerin. Ich habe zwar die meiste Zeit knapp außerhalb gewohnt, trotzdem habe ich fast jeden Tag in Berlin verbracht, entweder wegen Schule/ Arbeit, oder weil ich unterwegs war. Und ich mag Zombies. Bzw. ich mag Literatur und Filme mit/ über Zombies. Diese Kombination hat mich natürlich auf dieses Buch auf der Buch Berlin aufmerksam gemacht. Der Klappentext hat mich dann sehr neugierig gemacht, denn die Handlung startet in Tempelhof, meiner neuen Heimat. Und vorneweg: Der Autor hat alles sehr gut beschrieben, sehr genau und gruselig realistisch. Ich weiß nicht, ob ich die Straßen nochmal so unbesonnen wie bisher entlang gehen kann.

Dieses Buch ist ein Tagesablauf im Leben von Ben. Aber nicht irgendein Tag, sondern der Tag seiner Rückkehr nach Berlin. Ganz offensichtlich ist in seiner Abwesenheit die Welt untergegangen, und er hat es nicht bemerkt. Anfangs kann er es kaum fassen, will es nicht wirklich wahr haben. Doch als die ersten Infizierten ihn verfolgen und er auf andere überlebende trifft, trifft ihn auch die nackte Wahrheit. Völlig überstürzt fasst er den Plan seine Freundin Tanja zu suchen und wenn möglich aus Berlin rauszuholen. Doch erstens kommt immer alles anders und zweitens als geplant.
Ben ist kein sehr sympathischer Mensch. Gleich am Anfang hat er mir nicht sehr gefallen, denn er rennt vor der Verantwortung weg und betrinkt sich lieber, anstatt seinen Mann zu stehen. Und als wenn das noch nicht alles wäre, ist ihm vor allem Geld und Luxus wichtig, er beurteilt Leute nach ihrem Äußeren (okay, das tun wir alle) und ist dabei eigentlich ein Schlappschwanz. Aber natürlich ändert er sich und überrascht zwischendurch. Er ist definitiv nicht mein Lieblingscharakter aller Zeiten, aber er macht sich.
Auch die Nebenpersonen, auf die er auf seiner Reise durch Berlin trifft, sind faszinierend. Und so bunt wie Berlin. Sei es die Punk-Lesbe Paule, der Ausreißer Stefan oder der Kampfsportfan Ralf, alle haben ihre Geschichte und alle sind wichtig für die Geschichte. Genau wie Bens Vergangenheit.

Dieses Buch ist also kein stupides Wegrennen vor Zombies, sondern eine Reise durch Berlin, auf der Suche nach etwas Menschlichkeit, auch in sich selbst. Ich bin ehrlich beeindruckt von diesem Buch, denn das habe ich definitiv nicht erwartet. Wer also Zombieliteratur mag, dem kann ich dieses Buch empfehlen.