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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2021

Merkwürdiges Coming Out

Lügenpfad
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Ein Dorfpolizist - Frank - auf der Suche nach einer Idee für den Geburtstag seines Freundes Marcel, der bei der Kriminalpolizei ist und offenbar nach Höherem strebt. Er kommt auf die Idee, zurück in die ...

Ein Dorfpolizist - Frank - auf der Suche nach einer Idee für den Geburtstag seines Freundes Marcel, der bei der Kriminalpolizei ist und offenbar nach Höherem strebt. Er kommt auf die Idee, zurück in die Zeit vor 30 Jahren zu blicken und zu versuchen, eine alte Geschichte oder einen alten Fall zu finden, den er für den Freund ins Hier und Jetzt transferieren und quasi als Schnitzeljagd aufbereiten kann. Er findet vermeintlich nur ehemalige Protestler gegen ein von den Amis in der Gegend angelegtes Munitionsdepot und darüber hinaus – eher zufällig – auf einen ungelösten Vermisstenfall. Bei der Recherche tritt er lange Verborgenes los und lässt bei Einigen die Alarmglocken schrillen. So laut, dass der Freund, der durch Zufall auf die Recherche gestoßen ist und unbedingt den „Fall“ vor seinem Freund lösen möchte, entführt wird. Auf der Suche nach Marcel dröselt sich so langsam das Vergangene und Verborgene auf, das durchaus Sprengsatz für einige, die inzwischen ein gesetteltes Leben führen, sein kann. Das gilt es zu verhindern. Während dieser Gesamtentwicklung hadert Frank mit seinem Leben, mit den Plänen seines Freundes, mit sich und seinen Gefühlen – bis hin zum Coming Out. Durch die Darstellung der handelnden Personen in der jeweiligen Situation und damit auch deren Sicht der Dinge, wird die Spannung hoch gehalten. Dennoch ist die Entwicklung bis hin u Ende ein wenig langatmig, da hätte man kürzen können. Für alle, die die 80er – weil noch nicht geboren oder noch zu jung – nicht so miterlebt haben, eine gute Exkursion in die „Widerstandsbewegung“ der damaligen Zeit.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Nichts für schwache Nerven - aber Daumen hoch

Blutzeit
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Eine albtraumhafte Geschichte. Wie kann man auf derart abartige Tötungsmethoden kommen? Da geht einer um und bringt – scheinbar wahllos – Leute um, auf eine Weise, die sie möglichst lange leiden lässt. ...

Eine albtraumhafte Geschichte. Wie kann man auf derart abartige Tötungsmethoden kommen? Da geht einer um und bringt – scheinbar wahllos – Leute um, auf eine Weise, die sie möglichst lange leiden lässt. Eine Staatsanwältin, nach der Trennung von ihrem Ehemann, noch ganz neu vor Ort, findet in älteren Akten noch nicht aufgeklärte Fälle, die womöglich im Zusammenhang mit dem aktuellen Mord an einer alten Frau stehen könnten, sowie eine Reihe von Tiertötungs- und –quälerei-Delikten, zu denen sie ebenfalls einen Zusammenhang vermutet. Keiner will ihr jedoch so recht glauben. Fast alle sehen in ihr nur eine arrogante Einmischerin, der man tunlichst die Zusammenarbeit verweigern sollte. Das geht bis hin zur Insubordination. Jedoch geht das Morden weiter und zwar plötzlich ausschließlich an Freunden und Bekannten der Staatsanwältin. Die Zusammenhänge werden deutlicher – auch für das Ermittlerteam. Es scheint sich da wirklich „Das Böse“ handfest zu manifestieren.
Wie gesagt, man fragt sich als Leser, wie man als Autorin auf eine solche Fülle von Grausamkeiten kommen kann.
Die Geschichte ist zügig erzählt, die Charaktere schlüssig dargestellt, die Em-, Sym- und Antipathien gut herausgearbeitet. Man kann sich in die Personen und ihre Umfelder gut hineindenken. Man liest das Buch in einem Rutsch durch, weil wirklich spannend. Am Schluss wünscht man sich, die Fixierung gerade auf die Staatsanwältin wäre etwas umfassender und schlüssiger begründet worden. Ansonsten: Daumen hoch.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Finstere Geschichte, spannend erzählt

Und es wurde finster
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Spannend bis zum Schluss. Das möchte man aber gar nicht sagen, weil spannend im Zusammenhang mit Büchern immer irgendwie abgenutzt klingt. Kurzweilig träfe es, weil man das Buch von Anfang bis Ende in ...

Spannend bis zum Schluss. Das möchte man aber gar nicht sagen, weil spannend im Zusammenhang mit Büchern immer irgendwie abgenutzt klingt. Kurzweilig träfe es, weil man das Buch von Anfang bis Ende in einem Rutsch durchgelesen hat. Aber kurzweilig wird der Geschichte nicht gerecht, in der es sich um einen sehr ekeligen Mehrfachmord auf einem Bauernhof handelt. Es wird sehr schnell ein Hauptverdächtiger ausgemacht, der allerdings verschwunden ist und zunächst auch bleibt. Dann kristallisiert sich eine bedrückende, von religiösem Wahn beherrschte Situation heraus mit einer schrecklichen Familiengeschichte im Hintergrund - und plötzlich ist Vieles anders. Und es wurde finster trifft es ziemlich genau. Finster die Familientragödie, finster die verschwiegene Dorfgemeinschaft, finster die Geschichte des Hauptverdächtigen. Finster die von religiösem Wahn infiltrierte Bibelgemeinschaft. Gut erzählt und zügig vorangetrieben. Recht sympathische Ermittler - obwohl die tatsächlich ein wenig zu kurz kommen. Man hat eigentlich ein positives Lesererlebnis, Getrübt allerdings durch die Fehler, die doch zahlreich vorhanden sind. Da heißt auf einer Seite die eigentliche Erzählerin Sarah plötzlich 'Anna. Der Kommissar unterhält sich mit einem Kollegen, dem er etwas verschweigt. Auf der nächsten Seite ist es dann ganz plötzlich der Vorgesetzte. Auch Satzverdreher und Wortdopplungen kommen vor. Das muss nicht sein. Redigiert denn heute keiner mehr vor Veröffentlichung?

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Komplex

Kein Entkommen
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Erst ein aufgeschlitztes Gummiboot an einem See und die Suche nach einem vermutlich Toten, der auch gefunden wird. Ertrunken. Keine Verletzungen oder Abwehrspuren, die auf Fremdeinwirkung schließen ließen. ...

Erst ein aufgeschlitztes Gummiboot an einem See und die Suche nach einem vermutlich Toten, der auch gefunden wird. Ertrunken. Keine Verletzungen oder Abwehrspuren, die auf Fremdeinwirkung schließen ließen. Also Selbstmord? Dann ein Kühlschrank auf einer Wiese, drinnen ein Erstickter. Keine Verletzungen oder Abwehrspuren, die auf Fremdeinwirkung schließen ließen. Also Selbstmord? Bei den Ermittlungen wird festgestellt, dass beide unter Traumata litten und durchaus als selbstmordgefährdet gelten konnten. Das bestätigen Rechtsmediziner und Psychoanalytiker. Der, wie sich herausstellt, in beiden Fällen derselbe ist. Zufall? Von allen Seiten wird die Mordermittlerin bedrängt, die Fälle einzustellen. Erst recht, als sich im Zuge der Ermittlungen ein von Marine und Politik vertuschter Skandal herauskristallisiert, der auch tunlichst weiter vertuscht werden soll. Trotz Zurückgepfiffen-Werdens forscht die Ermittlerin gegen alle Widerstände weiter und bringt sich dadurch selbst in Gefahr. Dabei hat sie genügend private Probleme: Das unterkühlte Verhältnis zur Mutter, das - als alleinerziehende Mutter - angestrengte zur Tochter, die immer rebellischer wird und schließlich sogar den bis dahin unbekannten Vater aufsucht und mit dessen Familie - ganz Patchwork - in den Urlaub fährt. Das alles und ein offenbar selbst nicht verarbeitetes Trauma stürzen die Ermittlerin in persönliche Abgründe. Sehr eindringlich geschrieben. Komplexe Charaktere, die sich bisweilen etwas grenzwertig verhalten, aber durchaus auch Sympathien schaffen. Trotz der teils sehr ausführlich dargestellten Gedankenwelt, -spiele und -abgründe der Ermittlerin sehr mitreißend geschrieben. Gut platzierte Rückblicke auf Geschehnisse, die zu den aktuellen Ereignissen führten. Ein Buch, das man tatsächlich nur schwer loslassen kann.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Bizarr und spannend

Schwabentod
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Eine bizarr zugerichtete Leiche, dann eine zweite, eine dritte ... Dazwischen: Militante Feministinnen, Erpresser, Diskussionen um KI und Datenschutz, Erpressung und Ausspionieren, GBL und Gift, ein Herzinfarkt, ...

Eine bizarr zugerichtete Leiche, dann eine zweite, eine dritte ... Dazwischen: Militante Feministinnen, Erpresser, Diskussionen um KI und Datenschutz, Erpressung und Ausspionieren, GBL und Gift, ein Herzinfarkt, eine Entführung ..., das sind die Zutaten zu "Schwabentod". die Ermittlerteams, alle sehr engagiert, können zunächst keine Zusammenhänge und damit auch keine Motive finden, die auf eine Täterin oder mehrere hindeuten. Mal gerät jener, mal diese in den Fokus - aber nachweisen kann man nichts und niemandem etwas. Bis sich dann doch der Nebel lichtet und man dann auf die einzig schlüssige, wenngleich befremdende Lösung stößt.
Gute Zutaten, stimmig vermischt, sympathische Ermittlerteams (mit wenigen Ausnahmen), zügige Schreibe und ein bis zum Schluss gehaltener Spannungsbogen - das ist das, was die Leser erhalten.

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