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Veröffentlicht am 03.03.2024

Ein Blick in die Abgründe der Seele

Romeos Tod
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„Romeos Tod“ von Sabine Thiesler ist kein herkömmlicher Krimi oder Thriller, primär ein Roman über zwei extreme Charaktere.

Worum geht es?
Nach einem 10-jährigen Gefängnisaufenthalt lernt Mona im Zug ...

„Romeos Tod“ von Sabine Thiesler ist kein herkömmlicher Krimi oder Thriller, primär ein Roman über zwei extreme Charaktere.

Worum geht es?
Nach einem 10-jährigen Gefängnisaufenthalt lernt Mona im Zug Dora kennen, die am Weg zu ihrem Sohn ist, dem Schauspieler Jan. Die beiden Frauen freunden sich an, und Mona begleitet Dora zu Jans Premiere. Er feiert als Hamlet einen großen Erfolg. Mona und Jan verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Es entwickelt sich eine toxische Liebesbeziehung. So nach und nach erzählt ihm Mona ihre Lebensgeschichte, insbesondere dass sie auf der Suche nach ihren Ex-Mann und ihren Kindern ist, die sie in Italien vermutet. Jan will, aber kann sie nicht sofort begleiten, weil er weiterspielen muss, daher reist Dora mit Mona nach Italien …

Das Cover wirkt düster, der Fokus liegt auf dem Scheinwerferlicht, denn auf der Bühne zu stehen, ist Jans Lebensinhalt. Der Titel und insbesondere der Name der Autorin dominieren das Cover. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in drei Teile – Hamlet, Lenz und Romeo und Julia, analog den drei Rollen, die Jan im Laufe der Geschichte verkörpert. Die Kapitel sind angenehm kurz, so geht das Lesen flott dahin, auch ob des flüssigen Schreibstils. Die Handlung spielt in der Gegenwart in verschiedenen Städten Deutschlands, in Wien und in der Toskana.

Erzählt wird vorwiegend aus Jans und aus Monas Sicht, teils sind es Rückblenden. Diese Perspektivenwechsel und Zeitsprünge, durch die immer wieder überraschende Wendungen und neue Details aus Monas Vergangenheit ans Licht kommen, gestalten die Handlung abwechslungsreich und die Spannung auf gutem Niveau.
Die Spannung generiert sich in gewissem Sinne vor allem aus der Wahrheitssuche und aus dem Bedürfnis, wissen zu wollen, wie dieser Strudel, diese Abwärtsspirale, in der sich die beiden befinden, wie dieses Fiasko schließlich endet. Denn der Titel verrät ja Romeos Tod, nur weiß man nicht, wie es dazu kommt. Man spürt von Beginn an, dass irgendetwas an Monas Geschichten nicht stimmt, aber welch erschütternde Wahrheit am Ende ans Tageslicht kommt, erahnt man nicht.

Mona und Jan stehen im Mittelpunkt der Handlung. Zwei Menschen, die zu Übertreibungen, zu Extremen neigen, im Positiven wie Negativen, in der Liebe wie im Hass.
Dora, Jans Mutter, quasi die Verbindung zwischen den beiden, erkennt lange nicht die verheerende Wirkung, die Mona auf ihren Sohn ausübt. Und selbst wenn, Jan hätte in seiner Mona-Besessenheit wohl auch nicht auf sie gehört.
Mona versteht es brillant, andere zu manipulieren, sich als Opfer darzustellen, doch sie ist eine einfallsreiche Erzählerin und Lügnerin. Sie ist egoistisch und auf ihren Vorteil bedacht. Obwohl sie Jan sehr liebt, missbraucht sie ihn als Werkzeug für ihre Rache, ungeachtet seiner Gefühle, seiner psychischen und körperlichen Belastbarkeit.
Jan, auch im Alltag unausgeglichen und launisch, und von Selbstzweifeln geplagt, lebt nicht nur fürs Theaterspiel, nein, er verwandelt sich regelrecht in jene Figur, die er auf der Bühne verkörpert. Er lebt sich derart in die Rollen hinein, dass er fühlt, liebt und leidet wie Hamlet, Lenz oder Romeo. Seine Genialität grenzt an Wahnsinn. Er wird von einer Macht an Gefühlen regelrecht übermannt, was ihn letztlich schwächt, auslaugt. Genauso tief und versengend verfällt er der erotischen Anziehung von Mona, ist ihr letztlich hörig.
Ich fand beide nicht sympathisch. Ich habe mich schwer getan mit Mona und Jan, mit ihrer Exaltiertheit, ihren Exzessen und übertriebenen Emotionen. Die Geschichten, die Mona aus ihrem Leben erzählt, strotzen vor körperlicher und psychischer Gewalt, vor Grausamkeiten. Ich lese so etwas nicht gerne und konnte das Buch auch nicht zügig vorantreiben, brauchte immer wieder Lesepausen.

Das Buch ist gut geschrieben, spannend, voller Dramatik und wohl für viele auch ein Highlight. Es war mein erstes Buch dieser Autorin. Ich kann somit keine Vergleiche zu ihren anderen Büchern ziehen. „Romeos Tod“ entsprach leider nicht ganz mein Geschmack.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Späte Suche nach der Jugendliebe

Die verschollene Bernsteinkette
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„Die verschollene Bernsteinkette“ ist Robert Mitterwallners Debutroman, eine eher kurze Geschichte mit gut vorstellbarem Lokalkolorit, einem Schuss Liebe und etwas kriminellem Touch.

Worum geht es?
Fünf ...

„Die verschollene Bernsteinkette“ ist Robert Mitterwallners Debutroman, eine eher kurze Geschichte mit gut vorstellbarem Lokalkolorit, einem Schuss Liebe und etwas kriminellem Touch.

Worum geht es?
Fünf Jugendliche verbringen im Jahr 1976 einige fröhliche Ferientage auf Sylt, verlieren einander danach aus den Augen. 40 Jahre später trifft Alex zufällig Anne, eines der Mädchen von damals. Seine Erinnerung an Tina, in die er sehr verliebt war, die aber von einem Tag auf den anderen verschwand, wird aufgefrischt. Ist ihr etwas passiert? Er beginnt nachzuforschen ... ein Anhaltspunkt ist die besondere Bernsteinkette, die er Tina seinerzeit schenkte.

Das Cover mit Sonnenuntergang ist ein Hingucker. Der Buchtitel ist nicht nur optisch, sondern auch haptisch hervorgehoben. Das Buch erschien 2023. Es umfasst lediglich rd. 130 Seiten. Die Handlung spielt im Sommer 2016, mit einem kurzen Rückblick auf 1976. Die Kapitel sind angenehm kurz, mit Orts- und Zeitangaben; dadurch behält man trotz der stetigen Perspektiven- und Ortswechsel einen guten Überblick. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, auch sehr informativ, was das jeweilige Umfeld anbelangt, sowohl Sylt als auch Neuseeland, den zweiten Haupthandlungsort. Sowohl Örtlichkeiten als auch Landschaften, Flora und Fauna, kann man sich gut vorstellen, auch wenn man noch nicht dort war. Die Erzählform ist gut, auch sprachlich, etwas zu nüchtern, zu distanziert. Was mir fehlte, war das Emotionale, das auf mich übergesprungen wäre. Egal, ob es um Freude, Frust, Abneigung oder Liebe geht, es kommt keine Intensität zum Ausdruck.

Durch die Suche nach einer seit Jahrzehnten vermissten Person und den vagen Mordverdacht erscheint die Handlung zunächst als Krimi. Wie die Aufrollung eines Cold Case. Und der Autor lockt einen auch auf falsche Fährten, auch durch einige Spannungsmomente. Es hätte ruhig noch ein wenig mehr Dramatik eingebaut sein können. Die Ermittlungen erfolgen ohne offizielle Einschaltung der Polizei lediglich auf privater Basis, wobei es mir etwas unrealistisch vorkam, wie einfach Privatpersonen Informationen von behördlichen Stellen erhielten, zu Zeiten des Datenschutzes. Obwohl ich irgendwann das Ende erahnte, so war ich ob der detaillierten Lösung dann doch überrascht.

Im Mittelpunkt steht der Schriftsteller Alex, der seine Jugendliebe wiederfinden möchte. Er recherchiert selbst, kontaktiert und befragt vor allem diejenigen, die damals mit zu dem Kreis gehörten. So nach und nach erfährt man, was aus den jungen Leuten von damals geworden ist und gewinnt auch Einblick in ihre markanten Wesenszüge und Eigenschaften, doch es ist eine eher oberflächliche Charakterisierung. Etwas mehr Tiefe, mehr Gefühlsregungen, etwas mehr Romantik hätten die Figuren noch etwas lebendiger gestaltet. Insbesondere die Flirts bzw. Liebesbeziehungen der Protagonisten wirken zu unterkühlt, da schwingt zu wenig Leidenschaft mit.

Ich habe „Die verschollene Bernsteinkette“ in einem Zug ausgelesen. Im Prinzip war die Handlung gut aufgebaut und schlüssig, war spannend, und ich fand die Protagonisten sympathisch. Für mich war es ein gelungenes Erstlingswerk. Ein bisschen mehr ausschmücken hätte man die menschlichen Aspekte noch können. Da noch etwas Luft nach oben besteht, vergebe ich nur 4 von 5 Sternen.


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Veröffentlicht am 29.02.2024

Karl Hinterleitners Geheimnis

Prost, auf die Künstler
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„Prost, auf die Künstler“ von Friedrich Kalpenstein ist ein spannender, aber vor allem auch ein sehr humorvoller Cosy-Regionalkrimi mit bayrischem Flair.

Worum geht es?
Ein alleinstehender alter Mann ...

„Prost, auf die Künstler“ von Friedrich Kalpenstein ist ein spannender, aber vor allem auch ein sehr humorvoller Cosy-Regionalkrimi mit bayrischem Flair.

Worum geht es?
Ein alleinstehender alter Mann wird tot aufgefunden. Wie sich bald herausstellt, wurde er ermordet. Was war das Motiv? Etwa sein wertvoller Oldie-Traktor, für den es etliche Interessenten gab? Doch bald kommen die Ermittler dahinter, dass der Ermordete so seine Geheimnisse hatte.

Das Cover ist ein Hingucker, schon alleine wegen dem in Szene gesetzten Maskottchen dieser Reihe, dem entzückenden Dackelweibchen Resi. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Die Kapitel sind angenehm kurz, ohne Orts- und Zeitangaben, aber mit originellen, auf die zu erwartenden Ereignisse hinweisenden Überschriften. Es handelt sich bereits um den neunten Fall dieser Reihe, deren Bände man trotz des roten Fadens problemlos einzeln lesen kann. Der Schreibstil ist flüssig. Aufgrund der schlagfertigen witzigen Dialoge und Situationskomik kam ich kaum aus dem Schmunzeln heraus und nicht nur einmal musste ich herzhaft lachen.

Obwohl die Ermittler nur langsam vorankommen, hält sich der Spannungsbogen von Beginn an auf gutem Niveau. Je mehr Tischler und Fink das Umfeld des Opfers erkunden, desto rätselhafter wird sein Leben und welchen Umgang er pflegte. Der Kreis der Verdächtigen wächst stetig, man findet ausreichend Ansätze für eigene Theorien, kann wunderbar miträtseln. Doch der Autor legt eine Menge Fährten, die die Ermittler ebenso wie die Leserschaft immer wieder in die Irre führen. Bis letztlich – nach etlichen überraschenden Wendungen in einem turbulenten, nicht ungefährlichen Showdown der Täter gefasst wird, ein für mich übrigens völlig unerwarteter Täter.

Bevölkert ist der Krimi primär von sympathischen Menschen. Sie haben ihre Macken und Eigenheiten, wirken teils schrullig und originell, aber durchwegs liebenswürdig. Man fühlt sich wohl in dem Ort Brunngries. Beim polizeilichen Ermittlerteam herrscht nicht nur kollegiale Harmonie und Zusammenhalt, es rennt auch meist der Schmäh. Auch übers Berufliche hinaus pflegt man die Kontakte, erfährt auch so manch Privates.

Die Lektüre von „Prost, auf die Künstler“ war eine Wohltat für meine Seele, hat mich wieder wunderbar unterhalten, war lustig und spannend in einem. Für mich sind die „Prost-Krimis“ von Friedrich Kalpenstein die unterhaltsamsten Krimis überhaupt. Kaum hat man einen Band beendet, freut man sich schon auf den nächsten Fall, auf das nächste Wiedersehen mit den Protagonisten in Brunngries! 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Áróra und das Lösegeld

Blutrot
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„Blutrot“, den zweiten Band der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, fand ich noch spannender als den ersten Band.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir ist in Island geblieben, sucht weiterhin nach ...

„Blutrot“, den zweiten Band der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, fand ich noch spannender als den ersten Band.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir ist in Island geblieben, sucht weiterhin nach der Leiche ihrer Schwester Ísafold. In ihrer Funktion als Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität wird sie und der mit ihr befreundete Kriminalkommissar Daniel in einen Entführungsfall mit einbezogen. Flosis Frau Gudrun wurde entführt. Im Zusammenhang mit der Beschaffung des Lösegelds, wittert Áróra auch kriminelle Machenschaften.

Das Cover ist ein Eyecatcher. Einerseits durch den orangeroten Farbton, aber auch durch die moderne Gestaltung. Die aus dem Meer ragenden Felsformationen assoziieren das Island-Ambiente. Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel „Blódraudur sjör“ (= blutrote Meere), die deutsche Fassung wurde aus dem Isländischen von Tina Flecken übersetzt und erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Reykjavik und umfasst einen Zeitraum von knapp über einer Woche. Die Kapitel sind kurz, teils mit Zeitangaben versehen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das typisch Isländische spürt man im zweiten Band etwas weniger als in ersten. Grundsätzlich ist der Fall in sich abgeschlossen und auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Es sind auch ausreichend Hinweise auf die Vorgeschichte vorhanden. Trotzdem würde ich empfehlen, den ersten Band „Höllenkalt“ zu lesen, da er Details beinhaltet, die sowohl Aufschluss über den Mord an Ísafold geben, als auch Áróras Charakter umfassender erklären.

Die Handlung knüpft an den ersten Band an. Áróra ist in Island geblieben und durchstreift die Lava-Landschaft rund um Reyklavik auf der Suche nach der Leiche ihrer Schwester. Nach wie vor erledigt sie Aufträge für einen britischen Steuerberater und gerät in dieser Funktion in Kontakt mit Flosi, dem Gatten der Entführten. Sie soll ihm bei der Beschaffung des Lösegelds, das auf einem Auslandskonto liegt, behilflich sein. Sie überzeugt Flosi, die Polizei einzuschalten, worauf ihr Freund Daniel, Kriminalkommissar von Beruf, mit seinem Team den Fall Undercover übernimmt. Szenen- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich und steigern die Spannung. Man ist von Beginn an mitten im Geschehen, verfolgt sowohl die Recherchen Áróras als auch die Befragungen der Polizei hautnah, rätselt mit, wird von unerwarteten Wendungen überrascht und tappt die längste Zeit im Dunkeln. Selbst als ich ahnte, worauf der Fall hinausläuft, war ich am Ende doch verblüfft über die Lösung.

Die Charaktere wirken authentisch und lebendig. Áróra ist eine intelligente, selbstbewusste, sehr eigenständige Person, durchtrainiert und kräftig, doch sie neigt zu impulsiven Reaktionen, was zwischenmenschliche Beziehungen immer wieder erschwert. Die Beziehung zwischen Áróra und Daniel kommt dennoch langsam in Gang, es wird interessant, wie sie sich weiterentwickelt. Neben Áróra und Daniel steht vor allem der reiche Unternehmer Flosi im Mittelpunkt, zwar facettenreich gezeichnet, teils emotional, teils verschlossen, ist er lange Zeit schwer durchschaubar. Er ist kein schlechter Mensch, aber auch – u.a. durch seine Untreue und die zwielichtigen Geschäfte - kein zu 100% sympathischer. Die diversen Nebenfiguren sind ebenfalls gut vorstellbar beschrieben. Insbesondere durch das Outing von Helena gewann ihre Persönlichkeit mehr an Struktur.

„Blutrot“ ist packend geschrieben. Es trieb mich von Kapitel zu Kapitel weiter und weiter bis zur letzten Seite. Jetzt wird es interessant, wie es Daniel und Áróra gelingen wird, den Mord Ísafolds vollständig aufzuklären.

Wie für Band 1 spreche ich auch hier eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Ende gut, alles gut

Das Haus am Deich – Sicherer Hafen
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„Das Haus am Deich – Sicherer Hafen“ ist der Abschlussband der Trilogie von Regine Kölpin über zwei Freundinnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und sich in der Fremde ...

„Das Haus am Deich – Sicherer Hafen“ ist der Abschlussband der Trilogie von Regine Kölpin über zwei Freundinnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und sich in der Fremde ein neues Leben aufbauen müssen.

Worum geht es?
Auch in den 60er Jahren läuft das Leben der beiden Freundinnen Frida und Erna nicht ohne Beziehungsprobleme und familiäre Sorgen ab und letztlich wird auch ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Sowohl der Berliner Mauerbau 1961 als auch die schwere Sturmflut 1962 an der Nordseeküste beeinflussen das Leben der Frauen maßgeblich – bis sie schließlich im „sicheren Hafen“ landen.

Das Cover, harmonisch passend zu den Vorgängerbänden, vermittelt sowohl das Nordseeflair als auch die Freundschaft der beiden Frauen. Das Buch erschien 2022. Die Handlung umfasst (mit einigen Zeitsprüngen) in etwa den Zeitraum von 1960 bis 1968. Das vorhandene Personenverzeichnis ist vor allem für Quereinsteiger eine große Hilfe, um den Personenkreis rasch zu überblicken. Generell offenbaren sich die Charaktere und deren Handlungsweisen jedoch besser, wenn man die Trilogie in seiner Gesamtheit liest.

Der Schreibstil ist locker und liest sich flüssig. Sowohl die landschaftlichen Schönheiten als auch die das Leben in diesem Landstrich beherrschenden Naturgewalten sind sehr realistisch und nachempfindbar beschrieben. Der immer wieder einfließende Dialekt unterstreicht das Lokalkolorit. Sehr eindrucksvoll sind die bedeutendsten historischen Ereignisse der 60er Jahre mit der wechselhaften Familiengeschichte verwoben. Ebenso kommen der wirtschaftliche Aufschwung und das Gesellschaftsbild zum Ausdruck. Insbesondere wird die noch immer bestehende Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern thematisiert.

Vorwiegend wird aus der Perspektive von Frida und Erna erzählt. Die Handlung, ein stetiger Wechsel von Höhen und Tiefen, dramatischen Szenen und hoffnungsvollen Wendungen, Glücksmomenten und Frustsituationen, ist abwechslungsreich, frei von Längen.

Die Protagonisten sind sehr lebendig charakterisiert, facettenreich zeigen sie Stärken und Schwächen und offenbaren ihre Gefühle, Ängste, Hoffnungen und Zweifel. Man wird richtig hinein gesogen in ihre Welt, hofft und bangt mit ihnen. Ja, nicht nur Krimis sind mitreißend und spannend.

Auch „Das Haus am Deich – Sicherer Hafen“ hat mich – wie die Vorgängerbände - begeistert. Mit großer Wehmut habe ich das Buch geschlossen und mich von Frida und Erna und deren Familien verabschiedet. Es war eine schöne Lesezeit, die ich mit ihnen verbracht habe.
Ich vergebe 5 Sterne und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus, nicht nur für diesen Band, sondern für die gesamte Trilogie!

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