Nach einem Schiffbruch wird die jüngste Schwester Edgar Aethlings, Christina von einem jungen Mönch aufgefunden. Nial bringt sie zu den Überlebenden und erhält zum Dank für seine Hilfe ein Schmuckstück. Doch obwohl er gelobt hat, in Zukunft allen Verlockungen eines Weibes zu wiedersagen, fühlt er von Beginn an instinktiv, dass Christina und ihn etwas Besonderes verbindet.
Er kann sie auch später nicht vergessen…
Unterdessen werden Christina, ihre Geschwister Margaret und Edgar, ihre Mutter und das übrige Gefolge zum Hofe König Malcolms geleitet. Der König ist ein rauer Geselle und auch bereits älter an Jahren, doch als er Margaret das erste Mal erblickt, ist er wie verzaubert und buhlt wie ein verliebter Jüngling, dennoch zielstrebig in seinem Anliegen, um die Gunst der schönen Frau. Doch Margaret hatte eigentlich vorgehabt, ihr Leben Gott zu widmen.
Edgar dagegen, der insgeheim hofft, dass er mit Unterstützung von einflussreichen und starken Verbündeten in Zukunft doch noch englischer König werden wird, würde dagegen eine Allianz zwischen dem schottischen König und seiner Schwester begrüßen. Als Malcolm ihn schließlich um die Hand seiner Schwester bittet, willigt Edgar freudig ein und setzt sich damit über Margarets Wunsch einfach hinweg. Obwohl Margaret erzürnt ist über das treulose Verhalten ihres Bruders, gibt sie schließlich doch nach, denn Malcolm zeigt ihr auch eine ganz andere Seite von sich, die sie schätzen lernt.
Christina dagegen fühlt sich zunehmend unwohler am Königshof- sie wird gleich von zwei gefährlichen Männern umworben, die sie jedoch beide verabscheut. Einer der beiden entpuppt sich als besonders skrupellos und tötet ihre Amme und einzige Vertraute durch einen Gifttrunk. Nun ist sie allein auf sich gestellt, denn seit Margaret eingewilligt hat den schottischen König zu heiraten, haben sich die beiden Schwestern ein wenig entfremdet.
In der Hochzeitsnacht von Margaret und Malcolm führt seine Hochzeitsgabe jedoch zu Tränen und einem Fluch, der die junge Braut befällt. Christina, die seit ihrer Kindheit die Gabe des Heilens besitzt, ahnt, dass nur sie den Fluch brechen kann und macht sich mit dem von Malcolm geschenkten Stundenbuch, das von bösen Mächten besessen ist, auf zur Abtei von Jarrow. Eine Reise voller Gefahren und Ungewissheit erwartet sie- immer im Bewusstsein, dass ihre Schwester durch die Hand des schottischen Königs sterben wird, wenn ihre Mission scheitert. Wie gut, dass sie wenigstens auf die Hilfe von Nial zählen kann…
Dagmar Trodlers aktueller historischer Roman spielt zwar erneut im Mittelalter, in der Regierungszeit Wilhelm des Eroberers, doch diesmal führt sie ihre Leser an den schottischen Königshof. Die darin agierenden Akteure sind zum Teil historische Persönlichkeiten, die wirklich gelebt haben, wie etwa der schottische König Malcolm, Christina und Margaret und Edwar Aethling. In einem Nachwort der Autorin erfährt man auch noch wissenswerte allgemeine Informationen über die damalige Zeit bzw. Margarets und Malcolms Liebesheirat, die wohl damals einige Zeitgenossen überrascht haben wird.
Die Sitten bei Hofe in dieser Zeitepoche waren rau und das wird auch immer wieder deutlich, wenn Margaret und Christina von Männern zu „Spielbällen der Macht“ degradiert werden.
Während Margaret eher ein stilles, zurückhaltendes Wesen besitzt und den Schleier nehmen möchte, ist Christina das komplette Gegenteil. Obwohl sie sich bewusst ist, wie wenig Macht sie besitzt, um sich gegen den König und ihren Bruder zur Wehr zu setzen, bietet sie ihnen und anderen wichtigen Mannen mutig die Stirn.
Ein wenig derb für eine Edelfrau fand ich manche Bemerkungen, die sie im Eifer des Gefechts machte, doch ansonsten ist Christina eine interessante, facettenreiche Romanfigur mit Ecken und Kanten. Es bereitete mir viel Lesespaß ihre langsame Wandlung und Reifung miterleben zu dürfen, die plausibel beschrieben wurde.
Die ersten 50-60 Seiten ließen sich für mich ein wenig schleppend an und der raue, zotige Umgangston den die schottischen Burgbewohner miteinander austauschten war nicht so ganz mein Fall doch dann , als sich Christina immer mehr zur Hauptfigur herauskristallisierte und man auch mehr über ihre besondere Gabe erfuhr, konnte ich mich dem Zauber den der Roman versprüht, nicht mehr länger entziehen. Der bildhafte Schreibstil und die vielen spannenden Abenteuer die Christina bestehen muss, um ihre Schwester retten zu können und die tiefe Liebe, die sie ihr gegenüber empfindet, sind wunderbar beschrieben.
Zwar entwickelt sich zwischen Christina und Nial eine kleine Liebesgeschichte, doch diese kommt völlig ohne Kitschfaktor aus und ist eigentlich fast Nebensache, da es in dem Roman in erster Linie um Christinas Einstellungen zum Leben und ihre innere Reife geht.
Der leicht paranormale Einschlag traf genau meinen Lesenerv und sorgte für weitere spannende Momente und auch für eine schlaflose Nacht, denn ich konnte den Roman nicht eher zur Seite legen, bis ich ihn beendet hatte, da ich zu neugierig war, wie Christina sich am Ende entscheiden würde.
Kurz gefasst: Sehr gute historische Unterhaltungslektüre, die mit fundiert recherchiertem Hintergrundwissen überzeugt. Ein echter Pageturner!