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Veröffentlicht am 12.03.2018

Ein unterhaltsamer Liebesroman mit kleinen Längen.

Im Dienste der Comtesse
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Nach dem Tod ihres Mannes will die schöne Witwe Mélusine endlich auf eigenen Füßen stehen und sich dem erdrückenden Einfluss ihres Vaters, der sie gegen ihren Willen erneut verheiraten möchte, entziehen. ...

Nach dem Tod ihres Mannes will die schöne Witwe Mélusine endlich auf eigenen Füßen stehen und sich dem erdrückenden Einfluss ihres Vaters, der sie gegen ihren Willen erneut verheiraten möchte, entziehen. Aus diesem Grund reist sie nach Paris und bezieht dort ihre geerbten Räume. Sie stellt kurze Zeit später den sehr dominant wirkenden Diener Pierre ein- nichtsahnend, dass sich hinter diesem angeblich bescheiden wirkenden Diener Pierce Cardew verbirgt, der nur zum Schein die Stelle als Mélusines Diener angenommen hat. Pierce/Pierre befürchtet dass sie eine Erpresserin ist, die das Glück seiner Familie bedroht.
Doch je mehr er die Bekanntschaft mit der jungen Witwe vertieft, um so mehr spürt er auch, dass sie unschuldig ist und bittet ihr nun seinerseits seine Hilfe an, bei der Aufklärung des Mordes an ihrem verstorbenen Mann.

Die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig, denn ganz Paris ist in Aufruhr! Eines Tages gelingt es den Bürgern der Stadt die Bastille zu stürmen- Pierce ist klar, dass auch Mélusines Leben in großer Gefahr ist, falls sie bleibt und er will sie um jeden Preis retten...

Als Fan von historischen Liebesromanen mit französischem Setting konnte ich es kaum erwarten den Roman zu lesen. Doch obwohl dieser Roman durchaus gut ist, hatte ich zwischenzeitlich mit einigen Längen zu kämpfen.

Der Roman startet sehr stark- als Held und Heldin sich das erste Mal begegnen (diese Eingangszene ist sehr humorvoll geschrieben) flacht aber dann leicht ab- er wird zu einem „Zwei-Personen-Stück“ und zu diesem Zeitpunkt passiert nicht viel, da auch die Dialoge der beiden Akteure nicht ganz so interessant auf mich wirkten.

Aber zur Mitte hin, gewinnt die Handlung wieder an Fahrt und der Autorin gelingt es ihren Roman wieder mehr Leben und Dramatik einzuhauchen. Auch spitzt sich die politische Situation zu und sorgt dafür, dass sich die Suche nach dem Mörder von Mélusines Ehemann fortan mit mehr Spannung gestaltet.

Die Annäherung zwischen Mélusine und Pierre/Pierce beinhaltet einige prickelnde, romantische Szenen, so dass auch die Liebe nicht zu kurz kommt.

Die Gründe, warum Held und Heldin eigentlich nicht zusammen kommen dürfen/können/wollen werden erfreulicherweise nicht in epischer Breite ausgewalzt und sind nachvollziehbar.

Kurz gefasst: Ein unterhaltsamer Liebesroman mit kleinen Längen.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Gelungener dritter Teil der Reihe...

Totenreich
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Da der Klappentext den Inhalt des Romans zu Genüge wiedergibt und ich auch nicht mehr verraten möchte, damit die Spannung gewahrt bleibt, beschränke ich mich daher auf meine reine Einschätzung.

Wer schon ...

Da der Klappentext den Inhalt des Romans zu Genüge wiedergibt und ich auch nicht mehr verraten möchte, damit die Spannung gewahrt bleibt, beschränke ich mich daher auf meine reine Einschätzung.

Wer schon einmal Romane der Autorin gelesen hat, weiß, dass Ines Thorn eine sehr gute Erzählerin ist. Zudem gelingt es ihr, durch ihre sehr bildhafte Ausdrucksweise, den Leser in eine sehr realistisch gestaltete mittelalterliche Welt zu entführen, was auch hier wieder der Fall ist.
Diverse Szenen werden sehr detailliert geschildert, was eventuell für zartbesaitete Leser ein wenig zuviel sein könnte, doch ich finde gerade bei historischen Romanen, ist dieser Punkt sehr wichtig, da er dem Roman die gewisse Prise Realismus und Glaubwürdigkeit vermittelt, wobei Menschen des Mittelalters halt völlig anders agierten, als wir es heutzutage gewohnt sind.

Für amüsante Momente sorgt wie immer besonders Gustelies, die wieder einmal ihre Nase in kriminalistische Angelegenheiten steckt- allerdings handelt es sich bei dem Verdächtigen diesmal ja auch um ihren Arbeitgeber Pater Nau, dem sie helfen möchte.

"Totenreich" ist bereits der dritte Teil um eine historische Kriminalreihe, die im Frankfurt des 16. Jahrhunderts spieltund in deren Mittelpunkt die Richtersgattin Hella Blettner, ihr Mann Heinz und Hellas Mutter Gustelies stehen. Wie auch die beiden Vorgängerbände ist "Totenreich" ein historischer Roman, der unterhält. Auch der Kriminalfall ist mehr als schmückendes Beiwerk und sorgt zusätzlich für spannende Momente.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Der amerikanische Traum- Unterhaltsamer, abwechslungsreicher Einwanderungsroman über Träume, Kampf und Entbehrungen…

Das Glück am Ende des Ozeans
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In Amerika wollen sie ihr Glück finden; doch Annett, Susanne und Gottwitha, werden gleich zu Beginn ihrer Schiffsreise auf eine harte Probe gestellt. Annett und Gottwitha werden Zeugen, wie der Ehemann ...

In Amerika wollen sie ihr Glück finden; doch Annett, Susanne und Gottwitha, werden gleich zu Beginn ihrer Schiffsreise auf eine harte Probe gestellt. Annett und Gottwitha werden Zeugen, wie der Ehemann der schwangeren Susanne gewalttätig gegen seine Frau wird. Eigentlich wollen sie der Frau in Bedrängnis nur helfen, doch bei dem Gerangel auf dem Schiffsdeck, mit den Frauen, geht der Ehemann schließlich von Bord und ertrinkt in den Fluten. Alle drei schwören sich Stillschweigen über die Angelegenheit zu bewahren, doch sie bemerken nicht, dass noch eine vierte Person Zeuge der Tat wird.

Im Amerika angekommen, trennen sich die Wege der drei Frauen. Susanne hat Glück im Unglück, als sie eine Handvoll Prostituierte kennen lernt, die sich ihr gegenüber äußerst freundlich zeigen und sie schließlich mitnehmen auf ihre beschwerlichen Reise durch den Wilden Westen ins Goldsuchergebiet, wo die Frauen in Zukunft ihr Geld verdienen möchten.

Annett dagegen hat große Pläne. Sie will Karriere machen, doch selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist das gar nicht so einfach, denn die Herren der Schöpfung wollen nicht so einfach ablassen von ihren Vorurteilen einer Frau gegenüber und wehren sich zum Teil mit Händen und Füßen dagegen, dass die Stellung der Frau sich unaufhörlich verändert. Zu diesen Männern gehört auch ein Journalist, der sich ausgerechnet in Annett verliebt.

Gottwitha dagegen soll in Pennsylvania verheiratet werden. Mit einem ihr unbekannten Mann aus der Amish Gemeinde. Samuel entpuppt sich als äußerst wortkarger Mensch und auch seine Mutter ist eine kalte und hartherzige Frau, die es dem frisch vermählten Ehepaar nicht leicht macht. Als die Situation eskaliert, flieht Gottwitha und wird darauf gleich von der Gemeinde verstoßen. Samuel, der kurz zuvor schwer verletzt wurde, scheint Gottwithas Schicksal nicht zu kümmern und so ist die junge Frau zum ersten Mal in ihrem Leben auf sich allein gestellt und muss so einiges, was ihr von Seiten der Gemeinde, seit Kindertagen beigebracht wurde, hinterfragen; mehr noch, sie reift an ihrem Schicksalsschlag, kann Samuel jedoch nicht vergessen…

Ich hatte „Das Glück am Ende des Ozeans“ bereits eine Weile auf meinem SUB liegen, weil ich eine ganze Weile nicht in der richtigen Stimmung für einen historischen Roman war, doch ich bin, nun nach dem Lesen, sehr froh, der Geschichte endlich eine Chance gegeben zu haben, da Ines Thorn einfach eine gute Erzählerin ist. Ihr Schreibstil ist dabei sehr eingängig und lebendig, so das Fans des historischen Unterhaltungsromans a la Iny Lorentz & Co. hier ganz auf ihre Kosten kommen.

Die Einwanderungsstory wird aus der Sicht dreier Frauen erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einzig die Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika eint Annett, Susanne und Gottwitha und alle drei müssen auf ihrem Weg viele Male über sich selbst hinauswachsen und sich zum Teil neu erfinden, um bestehen zu können. Während Annetts Werdegang nicht allzu dramatisch ausfällt, da ihre Lebensgrundlage nie gefährdet ist, erwischt es besonders Susanne und Gottwitha sehr arg. Und gerade Susannes und Gottwithas Geschichten haben mich vielleicht aus diesem Grunde auch etwas mehr interessiert und gefesselt, so dass ich mich dabei ertappt habe, Annetts Werdegang etwas zu überfliegen. Überhaupt hat mich diese Protagonistin ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Ich fand sie in ihrer Einstellung zwar erfrischend modern und zielstrebig, aber auch ein wenig unsympathisch und zickig, was auch für ihren Journalisten galt. Dennoch wurden die Einflechtungen über Annetts beruflichen Hintergrund, den Bau der Brooklyn Bridge, spannend erzählt, so dass dem Roman ohne Annets Story womöglich auch das gewisse Etwas gefehlt hätte.

Susannes Erlebnisse im „Wilden Westen“ und Gottwithas Alltag in der Amish Gemeinde, fand ich sehr packend und abwechslungsreich erzählt, so dass ich den immerhin 428 Seiten langen Roman, leider innerhalb weniger Stunden ausgelesen hatte. Man mag vielleicht kritisieren, dass sich am Ende alles ein wenig zu harmonisch ins Gesamtgebilde fügt, für die Protagonisten des Romans; und den Figuren noch ein wenig mehr Tiefgang auf dem Leib geschrieben hätte werden können ( etwa als Susanne sich in ihren Cowboy verliebt; mehr gemeinsame Gespräche hätten diesbezüglich Wunder gewirkt), doch diese kleinen Kritikpunkte, schmälerten meine Lesevergnügen kaum, da die Autorin sich dafür viel Mühe dabei gegeben hat, die Träume und Hoffnungen ihrer Heldinnen in den Fokus zu stellen.

Kurz gefasst: Der amerikanische Traum- Unterhaltsamer, abwechslungsreicher Einwanderungsroman über Träume, Kampf und Entbehrungen…

Veröffentlicht am 12.03.2018

Unterhaltsame, sehr spannende Auswanderungsgeschichte einer deutschen Familie in schwiegen Zeiten- ein echter Pageturner, der mich eine schlaflose Nacht gekostet hat, weil ich das Buch nicht eher zur Seite legen konnte, bis ich die letzte Seite ausgelesen

Wolgatöchter
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Ilse Reiche, Ehegattin des Malers Georg Reiche, hätte eigentlich allen Grund ihren Ehemann zu verlassen, denn er entpuppt sich im Laufe der Zeit als zwar freundlicher, liebender Gatte jedoch mit einem ...

Ilse Reiche, Ehegattin des Malers Georg Reiche, hätte eigentlich allen Grund ihren Ehemann zu verlassen, denn er entpuppt sich im Laufe der Zeit als zwar freundlicher, liebender Gatte jedoch mit einem sehr schwachen Charakter gesegnet. Tugenden wie Fleiß oder Strebsamkeit findet man bei ihm leider vergebens und so verwundert es nicht, dass Ilse alle Register ziehen muss, damit ihre Familie nicht verhungert. Ihren drei Töchtern, Annmarie, Aurora und Lydia versucht sie daher, erwähnte Tugenden zu vermitteln, die dem Vater fehlen, doch Aurora, die attraktivste der Schwestern, entwickelt dennoch Standesdünkel, die nicht zu ihrer einfachen Herkunft zu passen scheinen und ergeht sich in Missmut und Tagträumereien über ein besseres Leben in Reichtum.

Lydia und Annmarie sind dagegen zwei vernünftige Mädchen, die im Haushalt mit anpacken. Während Lydia die Gabe des Zeichnen und Malens von ihrem Vater geerbt hat, hat Annmarie jedoch den richtigen Platz im Leben noch nicht gefunden und scheint eine Frau ohne Leidenschaften zu sein, was Ilse sehr befremdet.
Um seine Familie finanziell über Wasser zu halten, lässt sich Georg in einem schwachen Moment dazu hinreißen, Kunstwerke zu kopieren und die Fälschungen zu verkaufen, was schon einmal dafür gesorgt hat, dass er ins Gefängnis musste.
Wegen seiner kriminellen Taten sind die Reiches bereits mehrmals gezwungen gewesen, ihren Wohnort zu wechseln und so gelangen sie schließlich im Jahre 1792 nach Frankfurt.

Doch dort angekommen will kein Mensch Georg eine Anstellung geben und so fürchtet er langsam aber sicher den Hungertod für sich und seine Familie. Ein ihm unbekannter Mann, der zum Teil russische Wurzeln hat, spricht ihn dann, als Georg verzweifelt in einer Schenke sitzt und sein letztes Geld ausgibt, im richtigen Moment an und offenbart ihm eine verheißungsvolle Offerte. Zarin Katharina die Große möchte viele Deutsche nach Russland locken, damit die Orte bevölkert und die riesigen Ländereien bewirtschaftet werden können. Und Georg und seine Familie sollen Teil der neuen Einwanderer werden. Als Anreiz wird ihm eine stattliche Summe Geld, und dann vor Ort, ein eigenes Haus für seine Familie nebst landwirtschaftlicher Gerätschaften versprochen. Da Georg jedoch weiterhin seiner Malerei nachgehen möchte und der Mann durchblicken lässt, dass nicht nur Bauern sondern auch Einwanderer mit anderen beruflichen Qualitäten gesucht werden, lässt sich Georg auf dieses, wie er denkt, lohnendes Angebot ein. Er ahnt nicht, dass nicht nur die Reise nach Russland überaus gefährlich und beschwerlich werden wird, sondern auch die Ankunft am Zielort jede Menge an unangenehmen Überraschungen für die Familie bereithalten wird. Werden die Reiches in Russland durchalten?

Zunächst fiel mir das ansprechende Cover des Romans auf und trotz der Tatsache, dass ich nicht unbedingt gerne Romane mit russischem Setting lese, da ich bislang kein besonderes Interesse an der Historie des Landes hatte (eine Meinung, die ich nach dem Lesen dieses Buches revidiert habe) , habe ich mich dennoch für dieses Buch entschieden, da ich halt sehr gerne historische Romane von Ines Thorn lese.

Auf 380 Seiten erzählt die Autorin eine, wie ich finde, sehr spannende Auswanderungsgeschichte einer deutschen Familie in schwierigen Zeiten. Die Mitglieder der Familie Reiche könnten unterschiedlicher nicht sein- werden jedoch mit mütterlicher Liebe und eiserner Entschlossenheit von Mutter Ilse zusammengehalten.
Gerade die Unterschiedlichkeit der einzelnen Akteure und wie ihr Charakter im Laufe der Zeit, durch die Veränderungen, die sie in Russland erwarten, geformt wird, haben mich sehr interessiert weiterlesen lassen, wobei ich jedoch anmerken muss, dass ich Ilses bedingungslose Liebe für einen solch schwachen Tagträumer, wie Georg es ist, leider zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen konnte, da sie ansonsten als eine solch starke Frau beschrieben wird. Aber wahrscheinlich ist es gerade ihre innere Stärke, die sie an der Seite ihres Ehemanns ausharren lässt, auch wenn er glaubt, für richtige Arbeit nicht geschaffen zu sein.

Sowohl die beschwerliche Reise nach Russland als auch die Schwierigkeiten in ihrer neuen Heimat sorgen dafür, dass beim Lesen niemals Langeweile aufkommt, allerdings fand ich schon hier und da, dass manche Schwierigkeiten sich zu einfach in Luft auflösen. Auch auf das Erlernen einer neuen Sprache wird mir, für meinen Geschmack etwas zu wenig eingegangen - selbst wenn sich die Reiches in einem Ort aufhalten, in dem fast nur Deutsche leben.

Da ich mich, wie eingangs erwähnt, mit der russischen Historie nicht auskenne, war es mir bislang auch neu, dass es bereits zu damaligen Zeiten Auswanderungswellen gen Russland von Deutschen gab. Ich weiß daher nicht, wie viel historische Authentizität in diesen historischen Unterhaltungsroman eingeflossen ist, doch hat mich die Jahresangabe auf dem Buchcover etwas stutzig hat werden lassen, da die Geschichte nicht im Jahre 1765 beginnt, sondern viel später, wenn man bedenkt, dass sich die weiblichen Protagonistinnen zu Beginn des Romans über Offiziere der französischen Revolution unterhalten. Auch kann Katharina die Große Napoleons Feldzüge nicht mehr mitbekommen haben nach meinem Wissenstand, da die Zarin bereits 1796 verstarb und Napoleons Stern nach Kämpfen in Ägypten und Italien erst Anfang 1799 aufging, als er zunächst als erster Konsul der französischen Republik eingesetzt wurde.
Abgesehen davon, haben mich diese historischen Ungenauigkeiten aber auch nicht großartig gestört beim Lesen, da der Roman in erster Linie ja ein Unterhaltungsschmöker sein soll und keine historische Abhandlung und in diesem Buch eindeutig die Menschen, ihre Sorgen, Ängste und Nöte im Fokus des Geschehens stehen.

Ich könnte mir übrigens auch gut eine Fortsetzung um eine der drei Schwestern, Aurora, vorstellen, denn ihr Ende bzw. Werdegang hätte meiner Meinung nach noch viel Potential.

Kurz gefasst: Unterhaltsame, sehr spannende Auswanderungsgeschichte einer deutschen Familie in schwiegen Zeiten- ein echter Pageturner, der mich eine schlaflose Nacht gekostet hat, weil ich das Buch nicht eher zur Seite legen konnte, bis ich die letzte Seite ausgelesen hatte.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Ein gelungener historischer Roman der die Renaissancezeit wieder lebendig werden lässt!

Das Mädchen mit den Teufelsaugen
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Als eines Tages die Zigeunerin Tonia vor der Haustür des Handwerkers Ruppert steht und um eine Unterkunft für die Nacht bittet, kann der gutherzige Mann ihr diese Bitte nicht verwehren.
Rupperts Frau dagegen ...

Als eines Tages die Zigeunerin Tonia vor der Haustür des Handwerkers Ruppert steht und um eine Unterkunft für die Nacht bittet, kann der gutherzige Mann ihr diese Bitte nicht verwehren.
Rupperts Frau dagegen ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt und will die verletzte junge Frau eigentlich aus dem Haus werfen. Doch Tonia erzählt der hochschwangeren Hausherrin von ihrer Gabe des Handlesens und so lässt sich die Schwangere ihre vermeintliche Zukunft voraussagen.

Plötzlich setzen die Wehen bei ihr ein, das Kind kommt und so ist die Hilfe der Zigeunerin von großem Nutzen, vor allem da sich später herausstellt, dass die frischgebackene Mutter ihre Tochter nicht stillen kann. Tonia wird die Amme von Rosamund, dem "Teufelskind", wie es im Dorf genannt wird, da es zwei verschiedenfarbige Augen besitzt. Und nicht nur das. Einzig von Tonia erfährt das Kind Liebe und Erziehung, da sich Rosamunds Mutter kaltherzig von ihr abwendet.

Eines Tages kommt es im Dorf zu einem folgenschweren Zwischenfall- Die Augenbinde, die Rosamund stets bei Ausflügen ins Dorf trägt, wird ihr von einer Dorfbewohnerin neugierig vom Kopf gerissen und ab diesem Moment nimmt das Unheil seinen Lauf. Tonia wird an Rosamunds Statt kurze Zeit später als Hexe angeklagt und hingerichtet.

Jahre später- Mittlerweile hat Rosamunds Mutter noch einer weiteren Tochter das Leben geschenkt, die im Gegensatz zur Erstgeborenen sämtliche Privilegien genießt. Rosamund dagegen eignet sich im Laufe der Jahre in der Handwerksstatt des Vaters
beeindruckende Fähigkeiten in der Farbenherstellung und Malerei an und ist Rupperts ganzer Stolz, auch wenn er sich nicht traut, sich gegen die kaltherzige Behandlung die seine Frau seiner Erstgeborenen angedeihen lässt, zu wehren. So kommt es schließlich, dass Rosamunds Vater auch keine Gegenwehr zeigt, als seine älteste Tochter wieder einmal ins Visier der abergläubischen Gemeinde gerät und seine Frau und seine jüngste Tochter Rosamund in ein Kloster abschieben wollen.

Doch ab genau diesem Zeitpunkt wendet sich das Blatt für das "Mädchen mit den Teufelsaugen" und sie kehrt einige Zeit später, als Heilige verehrt, zurück in ihre Heimatstadt. Doch der sehnlichste Wunsch von Rosamund wäre es, wenn auch sie einen Mann finden würde, der sie trotz ihrer optischen Andersartigkeit liebt.
Wird sie ihn finden?

"Das Mädchen mit den Teufelsaugen" ist ein mitreißender historischer Roman, der dank der anschaulichen Schilderungen von örtlichen Begebenheiten der Renaissanceepoche und dem typischen Verhalten der Menschen, dieses Zeitalters mit viel Lokalkolorit aufwartet.

Besonders interessant fand ich es, mit wie viel Glaubwürdigkeit die Autorin das Gedankengut ihrer Haupt und Nebenfiguren einfließen lässt, wobei man schnell feststellen wird, dass die Probleme und Beweggründe der Menschen vergangener Zeiten durchaus auch heute nichts an Aktualität eingebüßt haben.

Ines Thorn offenbart die Schwächen ihrer Romanfiguren, wobei sie niemals den Fehler begeht Partei zu ergreifen oder zu verurteilen. Die einzelnen Standpunkte und Überzeugungen ihrer Protagonisten werden vielmehr ohne Bewertung aufgeführt, so dass dem Leser jederzeit die Möglichkeit bleibt sich seine eigenen Gedanken machen zu können- ein Punkt der mir sehr gut gefallen hat!

Passend zu einem Roman der in einer Zeit des Umbruches angesiedelt ist, spielen Dinge wie Religion, Weltanschauung und Aberglaube auch hier eine wichtige Rolle, wobei die Autorin sich sehr viel Mühe damit gegeben hat, nah an der Realität zu bleiben bzw. gut recherchiert hat. Nicht nur in Bezug auf abergläubisches Gedankengut, sondern auch was typische, tief verwurzelte Ängste der Menschen angeht.

Zum Ende des Romans hin wird man sogar mit einigen interessanten philosophischen Gedanken konfrontiert, die noch einmal sehr deutlich hervorheben, wie unsicher die Menschen in damaligen Zeiten in Bezug auf Glaubensfragen waren.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Frau Rosamund, die durch ihre optische Andersartigkeit von den restlichen Bewohnern ihres Ortes nicht nur von Geburt an ausgegrenzt, sondern auch sehr schnell als Hexe betitelt wird.

Rosamund ist hin und hergerissen zwischen Verzweiflung und der Hoffnung vielleicht doch irgendwann dazugehören zu können, bzw. ein normales Leben führen zu dürfen.
Obwohl sie ein liebeswertes, mitleidiges Naturell hat, benimmt sich die weibliche Hauptfigur niemals unterwürfig- zwar versucht sie klugerweise besonnen und friedlich mit ihren Mitmenschen auszukommen, geht aber, wenn es darauf ankommt auch einmal aus sich heraus und zeigt ihre geistige Reife. Somit kann man sich mit Rosamund sehr schnell als Leser identifizieren und wird ihre Geschichte gespannt verfolgen wollen.

Diverse Szenen wie etwa eine Hinrichtung werden sehr detailliert geschildert, was eventuell für zartbesaitete Leser ein wenig zuviel sein könnte- wer jedoch historische Lektüre gewohnt ist, wird weniger Probleme damit haben und diesen Aspekt eher positiv bewerten, weil die Schrecken vergangener Zeiten, die dem Leser hier sehr deutlich vor Augen geführt werden, die Glaubwürdigkeit des Romans zusätzlich untermauern und zum Nachdenken anregen.

Der eingängige, sehr gute Schreibstil der Autorin fesselt bis zum Schluss und lässt eine Fortsetzung stark vermuten.

Kurz gefasst: Ein gelungener historischer Roman der die Renaissancezeit wieder lebendig werden lässt!