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Veröffentlicht am 12.03.2018

Wer sich für den zweiten Roman von Ana Veloso entscheidet, bekommt eine unterhaltsam geschilderte Familiensaga mit einem interessanten Setting; jedoch mit kleinen Schwächen behaftet, die ab und an leider ein wenig in die Mittelmäßigkeit abdriftet.

So weit der Wind uns trägt
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Juliana genannt Jujú, Tochter eines reichen, portugiesischen Großgrundbesitzers verbringt in ihrer Kindheit viel Zeit mit Fernando, dem Sohn eines der Arbeiter ihres Vaters, der im Dorf lebt.

Ab der Pubertät ...

Juliana genannt Jujú, Tochter eines reichen, portugiesischen Großgrundbesitzers verbringt in ihrer Kindheit viel Zeit mit Fernando, dem Sohn eines der Arbeiter ihres Vaters, der im Dorf lebt.

Ab der Pubertät ändern sich plötzlich ihre Gefühle zueinander und sie verlieben sich. Doch ihrer Liebe scheint keine Zukunft beschienen zu sein- auch wenn Fernando alles daran setzt Karriere zu machen, um die Hand von Juliana zu gewinnen. Denn Juliana bekommt eines Tages plötzlich Zweifel, als ihr Fernando im Haus ihres Vaters als der Mann begegnet, der er in erster Linie ist. Ein zwar fleißiger, aber armer Bauer, der ihr nicht viel bieten kann außer einem guten Aussehen.

Als Fernando fortzieht um zum Militär zu gehen, geht er in dem Glauben, dass Juliana ihn später heiraten wird.
Doch weit gefehlt! Während er tatsächlich eine vielversprechende Karriere als Flieger dort macht, lernt Juliana den attraktiven Rui kennen und verlobt sich auf Drängen ihrer Eltern mit ihm.

Am Tag als ihre Schwester Mariana heiratet und sie heimlich mit ihrem Verlobten Sex auf dem Rücksitz des Familienautos hat, taucht auch Fernando später bei den Hochzeitsfeierlichkeiten auf. Juliana ist mehr als entsetzt. Zum einen weil sie Rui seine lieblosen Zärtlichkeiten erlaubt hat und zum anderen weil sie feststellen muss, dass Fernando ihr trotz der langen Zeit der Trennung immer noch nicht gleichgültig ist.

Als sie Fernando ein paar Tage später heimlich trifft, gestehen sich beide ihre immer noch währende Zuneigung und schlafen miteinander. Einige Zeit später stellt Juliana jedoch fest, dass sie schwanger ist und beschließt schweren Herzens, weil sie nicht genau weiß, wer der Vater ihres Kindes wirklich ist, statt Fernando, doch Rui zu ehelichen. Als Fernando von ihrer Hochzeit erfährt, ist er außer sich und auch Juliana kann ihn nicht vergessen...

Dieser historische Roman, der die Leser zunächst ins Portugal des Jahres 1908 entführt, ist, trotz der unglücklichen Liebesgeschichte zwischen Juju´ und Fernando eigentlich mehr Familiensaga, als Liebesroman.

Im Grunde handelt das Buch über die Familie Carvalho, eine reiche Großgrundbesitzerfamilie und ihren Werdegang in familiärer sowie politischer Hinsicht, zwischen den Jahren 1908- 1974 und führt den Leser ein, in eine Geschichte, um eine nicht standesgemäße Liebesbeziehung und ihre Auswirkungen für die Carvalhos, die sich über einen längeren Zeitraum erschließen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr unterhaltsam und eingängig, jedoch hatte ich anfangs arge Probleme damit, die vielen in dem Buch erwähnten Personen auseinander zu halten. Zu gewöhnungsbedürftig waren mir ihre Namen zuerst.

Eine große Hilfe um sich als Leser zurechtzufinden ist da jedoch die Familientafel auf den ersten Seiten des Romans.
Die Liebesgeschichte zwischen Juju´ und Fernando war zwar äußerst interessant geschildert, jedoch vermochte sie mich nicht ganz mitzureißen, denn Juju´s Charakterzüge waren mir persönlich eine Spur zu unsympathisch gezeichnet. Ihre Gratwanderung und die leicht berechnende Züge, die sie in Hinblick auf eine Ehe mit Fernando an den Tag legte und dann wieder ihre völlig umgekehrte Sichtweise, würde sie eine Ehe mit Fernando in Betracht ziehen, erschienen mir sehr unglaubwürdig.

Fernando selbst ist dagegen eine sympathische Figur. Ehrgeizig, freundlich, hilfsbereit und freundlich. Jedoch fehlten mir bei seiner Beschreibung „Ecken und Kanten“. Er war einfach zu perfekt. Warum er, obwohl er von Juliana mehrmals enttäuscht wurde, immer wieder ihre Nähe suchte, war für mich nicht plausibel genug von der Autorin dargelegt.

Zudem fehlte den Romanfiguren meiner Meinung nach ein wenig Tiefe. Obwohl ihre Gedankengänge durchaus in dem Buch Erwähnung fanden, wurden sie auf Kosten von oftmals ausgiebigen, eher belanglosen Dialogen zwischen Hauptfiguren und Nebenfiguren, auf diversen familiären Familientreffen, Festivitäten e.t.c. einfach zu kurz abgehandelt.

Die geschichtlichen Ereignisse der Zeitepochen, die der Roman behandelt, wurden für mich leider auch eine Spur zu beiläufig, ja, fast nebenher erwähnt, was ich sehr schade fand.

Kurz gefasst: Wer sich für den zweiten Roman von Ana Veloso entscheidet, bekommt eine unterhaltsam geschilderte Familiensaga mit einem interessanten Setting; jedoch mit kleinen Schwächen behaftet, die ab und an leider ein wenig in die Mittelmäßigkeit abdriftet.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Wunderbar kurzweiliger, ans Herz gehender 4. Teil der Talyton St.George Reihe, bei dem Trauer und Glück manchmal nah beieinander liegen. Taschentücher bereit- halten und nicht verpassen!

Vier Pfoten für die Liebe
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Das Tierarztpaar Maz und Alex ist eigentlich rundum glücklich mit ihrem Nachwuchs, Baby George; zu ihrem Glück fehlt lediglich noch der Trauschein. So schlägt Alex Maz vor, in der Weihnachzeit zu heiraten. ...

Das Tierarztpaar Maz und Alex ist eigentlich rundum glücklich mit ihrem Nachwuchs, Baby George; zu ihrem Glück fehlt lediglich noch der Trauschein. So schlägt Alex Maz vor, in der Weihnachzeit zu heiraten. Gerade mal ein halbes Jahr bleibt Maz nun, die Hochzeitsvorbereitungen zu organisieren und das wird ein hartes Stück Arbeit, da Alex plötzlich, mehr als zuvor, beruflich eingespannt wird und seinen Anteil an der Hochzeitsplanung nicht übernehmen kann. Auch die Hochzeitsreise steht nun in den Sternen, da Alex scheinbar Probleme damit hat, eine Vertretung für die Gemeinschaftspraxis, die er zusammen mit seinem Vater betreibt, zu organisieren.

Ein Grund für seine Hinausschiebetaktik ist schnell gefunden. Alex Vater, der knorrige, störrische Fox- Gifford senior, beginnt damit Fehler im Job zu machen. Er sieht diese aber keineswegs ein und weigert sich vehement, beruflich das Zepter aus der Hand zu geben oder einem weiteren Tierarzt neben ihm und seinem Sohn eine Chance zu geben. So ist Alex gezwungen, heimlich Mehrarbeit zu leisten, die ihn, an den Rand der Überarbeitung bringt.
Währenddessen hat auch Maz nicht nur mit den Hochzeitsvorbereitungen und Klein George alle Hände voll zu tun. In der Kleintierpraxis, die sie mit Freundin Emma betreibt, hat ein neuer Kollege Einzug gehalten, doch der muss sich zunächst bewähren und treibt seine Kollegen hier und da schon leicht in den Wahnsinn.
Kein Wunder, dass Maz und Alex sich kaum noch sehen und sich die Lage immer mehr zuspitzt…

Im vierten Teil der Talyton St.George Reihe von Cathy Woodman, stehen nun wieder Maz und Alex im Fokus des Geschehens, und diesmal soll geheiratet werden. Aber wie gewohnt, kommen natürlich auch die zu behandelnden Tiere nicht zu kurz. Erneut müssen Maz, Emma, Alex & Konsorten wieder einiges an tierärztlichem Geschick aufbringen, damit es allen im Ort gut geht. Kleine und große Sorgen, die die Tierbesitzer, die ihre Lieblinge den Ärzten anvertrauen, umtreiben, müssen nebenbei ebenfalls geklärt und so mancher Streit geschlichtet werden.

Ich mag die Talyton St.George Reihe der Autorin so gerne, weil sie genau die richtige Dosis an ländlicher Wohlfühlatmosphäre gepaart mit „Der Doktor und das liebe Vieh- Flair“ versprüht. Dazu entwickeln sich die Haupt und Nebenfiguren in ihrer Serie stetig weiter, so dass man als Leser gespannt darauf ist, zu erfahren, wie es mit ihnen wohl weitergehen mag. Das gilt aber nicht nur für die Zweibeiner sondern auch für die vierbeinigen Akteure, die mir genauso sehr ans Herz gewachsen sind. Natürlich heißt es auch in diesem Teil von dem ein, oder anderen Abschied zu nehmen, so sollte man zumindest eine Packung Taschentücher beim Lesen stets bereithalten.
Ausgerechnet Alex hat es mir in diesem Teil der Reihe etwas schwerer gemacht, mich in ihn hineindenken zu können, obwohl man ja bereits erahnen konnte, dass er im Zweifelsfall genauso dickköpfig wie sein Vater reagieren würde, aber seine Sturheit hält für meinen Geschmack diesmal ein wenig zu lange an und er macht es Maz alles andere als einfach. Der tierärztliche Neuzugang in Maz und Emmas Kleintierpraxis sorgt für jede Menge Verwirrungen und auch amüsantere Momente. Gewürzt wird dieser vierte Teil mit Maz trockenem, köstlichen Humor (auch dieser Teil wird in Ich-Form aus Maz Sicht geschildert) und so hat es mir auch diesmal wieder sehr viel Lesespaß bereitet Neues aus Talyton St.George zu erfahren.

Kurz gefasst: Wunderbar kurzweiliger, ans Herz gehender 4. Teil der Talyton St.George Reihe, bei dem Trauer und Glück manchmal nah beieinander liegen. Taschentücher bereit- halten und nicht verpassen!

Veröffentlicht am 12.03.2018

Eine neue Geschichte aus Talyton St. George- wie immer lesenswert und ans Herz gehend. Nicht nur für Tierfans empfehlenswert!

Auf leisen Tatzen ins Glück
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Eigentlich soll es der glücklichste Tag in ihrem Leben werden, doch als Tessa auf dem Weg zu ihrer Hochzeit ist, läuft ihnen ein Hund vor den Wagen und wird so schwer verletzt, dass sie ihn vorab zum Tierarzt ...

Eigentlich soll es der glücklichste Tag in ihrem Leben werden, doch als Tessa auf dem Weg zu ihrer Hochzeit ist, läuft ihnen ein Hund vor den Wagen und wird so schwer verletzt, dass sie ihn vorab zum Tierarzt bringen müssen. Danach dürfte der Trauung eigentlich nichts mehr im Wege stehen, doch ausgerechnet Tessas schüchterner Ex-Freund Jack Miller entscheidet sich dazu, ihre Hochzeit zu crashen indem er sie kurz vor dem Ja-Wort um ein dringendes Gespräch bittet. Obwohl Tessa kaum glauben kann, dass Jack ihren baldigen Ehemann der Untreue bezichtigt, überwiegt schließlich das ungute Gefühl in ihr und sie bläst die Hochzeit kurz entschlossen ab. Was darauf folgt, hätte sie sich jedoch nicht in ihren kühnsten Albträumen vorstellen können. Tatsächlich war ihr Gatte in spe nicht nur untreu, sondern hat sie finanziell ausgenommen wie eine Weihnachtsgans und so bleibt Tessa nun auf einem Berg Schulden sitzen.

Ihre patente Tante Fifi, hat jedoch eine gute Idee. Tessa, eine ausgebildete Tierarzthelferin, die dringend einen Job sucht, soll die örtliche Tierschutzorganisation, dessen Vorsitzende Fifi ist, unterstützen. Für ihre Arbeitskraft winkt neben dem bescheidenen Gehalt, eine kostenlose Wohnung nebst Firmenwagen. Tessa sagt in Ermangelung anderer Möglichkeiten zu und schlittert ungewollt in eine Welt voller Intrigen, denn die weiblichen Mitglieder der Tierschutzorganisation sind sich momentan spinnefeind. Tessa muss sich nicht nur mit ihnen herumschlagen, sie muss auch viele Kompromisse eingehen, denn das Geld ist knapp und es treffen immer mehr Tiere ein, die versorgt werden wollen. Darunter auch einige Sorgenkinder, die dank der Hilfe von Jack, der ebenfalls für die Organisation arbeitet, gehegt und gepflegt werden. Doch auch wenn Tessa Jacks berufliche Fähigkeiten bewundert, kann sie es noch nicht vergessen, dass er es war, der ihre Hochzeit gecrasht hat.
Und dennoch… Jacks Nähe macht sie immer noch nervös…

Der bereits 5. Teil der Talyton St. George Reihe von Cathy Woodman, spielt zwar ebenfalls in dem gleichen Örtchen, in dem auch Maz und Alex (die Protagonisten der Vorgängerbände) ihre Tierarztpraxis haben, doch diesmal haben sie nur sehr wenige Auftritte innerhalb dieser Geschichte, da die Heldin dieses Romans nun Tessa, die Nichte von Fifi ist. Tessa ist sympathisch, tierlieb und sehr warmherzig, nur mit Männern hat sie bislang noch nicht viel Glück gehabt. Und auch Nathan, ihr eigentlicher Bräutigam entpuppt sich als absoluter Fehlgriff, was sie innerlich verzweifeln lässt. Doch sie bläst nun keinesfalls lange Trübsal, sondern versucht dennoch ihren Weg zu gehen. Unterstützung bekommt sie dabei von ihrer chaotischen aber ebenfalls sehr liebevollen Familie, allen voran Tante Fifi, die zwar manches Mal wie ein kleiner „Feldwebel“ agiert und ihre Nichte mit List und Tücke in die richtige Richtung steuert, die aber zu keinem Zeitpunkt nervig oder herrisch wirkt. Witzig fand ich zudem auch die Damenriege des Vorstands der Tierschutzorganisation. Allerdings trifft dabei das Wörtchen „herrisch“ durchaus auf eine der Damen zu.
Und dann gibt es ja noch den sprichwörtlichen Ritter in schimmernder Rüstung.

Wie man es bereits von der Autorin gewohnt ist, erzählt sie nicht nur eine süße Liebesgeschichte, sondern lässt auch die Tierwelt in ihrem Roman nicht zu kurz kommen. Helden in diesem Roman sind zum Beispiel der stets ausbüxende Hund Buster und die alte, betagte Hundedame Tia, die die Handlung perfekt abrunden.

Cathy Woodmans Schreibstil ist eingängig, sie versteht es ihren Figuren Charakter und Leben einzuhauchen, so dass man sich gut in ihre Akteure hineinversetzen kann und sie entwickeln sich auch im Laufe der Story weiter. Wer bislang noch nichts von der Autorin gelesen haben sollte, dem kann ich allerdings nur empfehlen, die Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn manche der Nebenfiguren in diesem Band haben bereits Auftritte in den Vorgängerromanen der Reihe. Ein wenig erinnert mich Cathy Woodmans Art zu schreiben, an die von Autorin Kristan Higgins. Zwar darf man hier keine explizit verfassten Liebesszenen erwarten, doch zumindest der humorvolle, warmherzige Unterton, der auch in Higgins Büchern vorherrscht, ist hier ebenfalls zu finden und natürlich auch eine kleine Liebesgeschichte. Mir gehen die Geschichten rund um das Dort Talyton St. George immer sehr unter die Haut beim Lesen, denn es geschieht darin nicht nur viel Humoriges; manchmal heißt es mit Tränen in den Augen auch Abschied nehmen- sei es von den Tieren, als auch von gewissen Menschen.

Kurz gefasst: Eine neue Geschichte aus Talyton St. George- wie immer lesenswert und ans Herz gehend. Nicht nur für Tierfans empfehlenswert!

Veröffentlicht am 12.03.2018

Unbequemer, ungewöhnlicher Krimi, der verstört, aber auch ans Buch fesselt!

Janusmond
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Christian Mirambeaus Welt ist in Ordnung. Er liebt seinen Job als Polizist und auch seine Frau, mit der er zwei Kinder hat und im beschaulichen französischen Örtchen Louisson lebt. Das ändert sich jedoch, ...

Christian Mirambeaus Welt ist in Ordnung. Er liebt seinen Job als Polizist und auch seine Frau, mit der er zwei Kinder hat und im beschaulichen französischen Örtchen Louisson lebt. Das ändert sich jedoch, als er den undurchsichtigen Leon Bernberg kennenlernt. Dieser ist nach Louisson gekommen, um seine Zwillingsschwester Lune für tot erklären zu lassen, die vor zehn Jahren in dem Ort lebte und plötzlich verschwand. Doch statt Leon einfach den nötigen Schrieb auszuhändigen, damit dieser zurück nach Deutschland reisen kann, beschließt Christian kurzerhand, Leon zu helfen, weil er Mitleid mit dem jungen Mann hat.

Dieses Mitleid kommt Christian allerdings teuer zu stehen, als er mehr über das Zwillingspaar und ihre Herkunft erfährt. Und dennoch, trotz der grausamen Dinge, die den beiden anscheinend angetan wurden, fühlt sich Christian durch die intensiven Erzählungen von Leon über dessen Schwester, zu Lunes eigenwilligem Wesen hingezogen. Plötzlich wird es für ihn eine persönliche Sache, nachzuforschen, ob Lune wirklich tot ist oder womöglich lebt. Zudem sterben ehemalige Bekannte aus Lunes damaligem Umfeld, so dass Christians Arbeitseifer, sehr zum Verdruss seiner Ehefrau, stetig zunimmt.
Leons Erzählungen zeichnen ein ungewöhnliches Bild von Lune. So hatte sie vor ihrem Tod viele Männerbekanntschaften, hielt sich in zwielichtigen Lokalen auf und schien es geradezu darauf angelegt zu haben, das Leben in vollen Zügen auszukosten- ohne Rücksicht auf Verluste und frei von allen Ängsten. Mit ihrem Verhalten brach sie zahlreiche Männerherzen; kann es möglich sein, dass ein ehemaliger, abgewiesener Verehrer schließlich zum Mörder wurde?

„Janusmond“ von Mia Winter ist keine leichte Krimikost. Man sollte schon vorgewarnt sein, wenn man zu diesem Roman greift, dass während die Handlung langsam voranschreitet, stets eine unterschwellig dunkle, melancholische Stimmung im Roman vorherrscht, auch wenn die Dialoge zwischen Christian und seinem lettischen Kollegen, dem Leser durchaus einige amüsante Momente bescheren. Schon das sehr dunkel gehaltene Buchcover nebst der geschwärzten Seitenumrandung suggeriert einem das ein, was man beim Lesen von „Janusmond“ letztendlich auch erhält. Eine Geschichte, über Menschen, die sich am Rande von Gut und Böse bewegen, die einsam sind oder verzweifelt und auf vielfältige Weise versuchen, Liebe zu finden.

Lune ist Dreh und Angelpunkt des Ganzen. Sie, die mit dem Gedanken leben muss, dass ihr Leben schneller vorbei sein könnte, als ihr lieb ist, denn sie leidet seit ihrer Kindheit an einer Herzschwäche, versucht durch ihr widersprüchliches Verhalten das Leben bis auf jeden Tropfen auszukosten. Ihre Gedankenwelt ist die einer Philosophin, ihre Optik und ihr Verhalten einem Chamäleon gleich; sie ist jederzeit bereit dazu, sich „eine andere Haut“ überzustreifen, was sie nicht nur rätselhaft, sondern besonders für die Männerwelt auch so anziehend macht.
Jedoch erfahren wir Leser alles Wissenswerte über Lune und ihre Begegnungen in Louisson viele Jahre zuvor, lediglich aus dem „Off“; erzählt von Leon oder aber aus von ihr geschriebenen Briefen, die einem Lune ein wenig näher bringen.

Leons wahre Natur bleibt dem Leser jedoch über lange Strecken verborgen. Man kann lediglich ahnen, was ihn antreibt. Allerdings fand ich ihn für meinen Lesegeschmack nicht rätselhaft genug gestrickt.
Vielleicht hätte Mia Winter die Einblicke in Leons und Lunes Kindheit erst zu späterem Zeitpunkt geben sollen, dann hätte der Spannungsbogen konstanter aufrecht gehalten werden können.
Die psychologische Komponente nimmt in „Janusmond“ überhaupt eine große Rolle ein und auch Lunes Gedankenwelt ist so komplex, dass man sich etwas schwer mit ihrem schwer zugängigen, sperrigen Charakter tut.
„Janusmond“ wirkte auf mich eher wie ein düsterer Selbstfindungsroman in dem (zum Teil) schwer gestörte Menschen versuchen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und zu (über)leben. Zwar findet sich durchaus auch eine Krimihandlung, doch die wirkt fast nebensächlich und für meinen Geschmack etwas lieblos eingefügt, da die Autorin gewisse Personen und deren Seelenleben so sehr in den Fokus rückt, dass sie der Krimihandlung nicht mehr genug Raum zur Entfaltung geben.

Ob einem der Roman gefällt oder nicht, liegt dann letztendlich wohl daran, ob man Interesse daran hat, etwas über dunkle Abgründe in Menschenseelen erfahren zu wollen, offen ist für philosophische Einstreuungen und damit leben kann, dass die reine Krimihandlung nicht unbedingt spannend, bzw. glaubwürdig wirkt. (Ein Polizist würde wohl kaum einen Mann, der durchaus auch zum Kreis der Verdächtigen rund um Lunes Verschwinden gehört, in sein Haus aufnehmen, wo Frau und Kinder leben)
Obwohl es doch hier und da ein paar Kritikpunkte meinerseits gab, möchte ich aber dennoch 4 von 5 Punkten für diesen Roman vergeben, weil die Autorin zum einen, einen sehr ansprechenden Erzählstil hat und zum anderen, weil die Charakterisierung der Akteure in diesem Buch unglaublich gelungen und vielschichtig ist. Man fühlt sich zwar nicht wohl, wenn einem als Leser die Gedankenwelt gewisser Protagonisten geboten wird und möchte manchmal am liebsten, wenn Schilderungen zu intensiv werden, weiterblättern, bleibt aber dann doch am Ball, weil man unbedingt erfahren möchte, was aus Lune geworden ist.

Kurz gefasst: Unbequemer, ungewöhnlicher Krimi, der verstört, aber auch ans Buch fesselt!

Veröffentlicht am 12.03.2018

Lädt zum Gruseln und Miträtseln ein...

Sturmnächte
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Carlas familiäre Vergangenheit liegt zum größten Teil im Dunklen. Zwar lebt ihre Mutter noch, doch diese weigert sich vehement Carla etwas über ihre Herkunft zu erzählen. Carla hat sich mittlerweile damit ...

Carlas familiäre Vergangenheit liegt zum größten Teil im Dunklen. Zwar lebt ihre Mutter noch, doch diese weigert sich vehement Carla etwas über ihre Herkunft zu erzählen. Carla hat sich mittlerweile damit arrangiert, obwohl sie es ihrer Mutter im Grunde übel nimmt, doch sie hat bereits eine eigene Tochter, die sie über alles liebt.
Der Vater des Kindes, Carlas Mann hat sich wegen betrügerischer Machenschaften ins Ausland abgesetzt und Carla muss nun alles ausbaden. Finanziell bewegen sich Carla und ihre Mutter am Rande der Existenz und nun soll Carla auch noch aus der ehelichen Villa ausziehen und ihr Reitpferd verkaufen.

Als Ihre Mutter mit Verdacht auf einen Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht wird, findet Carla in den Unterlagen ihrer Mutter einen geheimnisvollen Brief. Darin wurde ihre Mutter als Alleinerbin eines Gutshofes in der Eifel eingesetzt. Carla glaubt dass das geerbte Haus die Lösung ihrer Probleme verspricht und so macht sie sich trotz des rätselhaften abweisenden Verhaltens ihrer Mutter auf den Weg in die Eifel, um sich das Haus dort näher anzusehen.
Doch das Haus birgt einige grausige Geheimnisse, die sich Carla Stück für Stück offenbaren, als sie mit ihren eigenen Nachforschungen beginnt…

Ich schreibe zu gerne ausführlichere Zusammenfassungen, doch in diesem Fall ist weniger definitiv mehr, um nicht zuviel von der Spannung zu nehmen. Die Autorin hat mit „Sturmnächte“ eine sehr spannende und undurchsichtige Geschichte geschaffen, die sich zwar zunächst ein wenig schleppend für meinen Geschmack anließ, sich dann aber Seite für Seite immer mehr steigerte, bis ich völlig in der Story gefangen war und den Roman nicht mehr zur Seite legen konnte.

Man sollte jedoch weder einen Krimi noch einen Liebesroman erwarten, wenn man diesen Roman zur Hand nimmt. Ich würde ihn eher in die Richtung Mystery-Thriller einordnen. Die Autorin schafft eine sehr gruselige Atmosphäre in dem Haus, das Carlas Mutter erbt- paranormale Elemente sind dabei nicht ausgeschlossen, doch es bleibt eigentlich bis zum Schluss unbeantwortet, ob wirklich ein Geist in dem Haus umgeht.

Für Fans von Schauerromanen und Mystery- Leküre ist dieser Roman jedoch ein echter Leckerbissen. Die Geschichte, also Carlas Herkunft die im Dunklen liegt, die Geschichte des geerbten Hauses, das rätselhafte Verhalten der Mutter- all das steht im Fokus des Geschehens und die Umsetzung des Ganzen zeichnet die Story auch aus und macht sie so spannend.

Dafür bleiben die Romanfiguren ein wenig blass und ich persönlich fand nicht so sehr den Zugang zu ihnen, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber dieser Kritikpunkt ist bei „Sturmnächte“ eher nebensächlich, da er in erster Linie den Leser zum Gruseln und Rätseln animieren soll und das gelingt dem Roman sehr gut.