Wer sich für den zweiten Roman von Ana Veloso entscheidet, bekommt eine unterhaltsam geschilderte Familiensaga mit einem interessanten Setting; jedoch mit kleinen Schwächen behaftet, die ab und an leider ein wenig in die Mittelmäßigkeit abdriftet.
So weit der Wind uns trägtJuliana genannt Jujú, Tochter eines reichen, portugiesischen Großgrundbesitzers verbringt in ihrer Kindheit viel Zeit mit Fernando, dem Sohn eines der Arbeiter ihres Vaters, der im Dorf lebt.
Ab der Pubertät ...
Juliana genannt Jujú, Tochter eines reichen, portugiesischen Großgrundbesitzers verbringt in ihrer Kindheit viel Zeit mit Fernando, dem Sohn eines der Arbeiter ihres Vaters, der im Dorf lebt.
Ab der Pubertät ändern sich plötzlich ihre Gefühle zueinander und sie verlieben sich. Doch ihrer Liebe scheint keine Zukunft beschienen zu sein- auch wenn Fernando alles daran setzt Karriere zu machen, um die Hand von Juliana zu gewinnen. Denn Juliana bekommt eines Tages plötzlich Zweifel, als ihr Fernando im Haus ihres Vaters als der Mann begegnet, der er in erster Linie ist. Ein zwar fleißiger, aber armer Bauer, der ihr nicht viel bieten kann außer einem guten Aussehen.
Als Fernando fortzieht um zum Militär zu gehen, geht er in dem Glauben, dass Juliana ihn später heiraten wird.
Doch weit gefehlt! Während er tatsächlich eine vielversprechende Karriere als Flieger dort macht, lernt Juliana den attraktiven Rui kennen und verlobt sich auf Drängen ihrer Eltern mit ihm.
Am Tag als ihre Schwester Mariana heiratet und sie heimlich mit ihrem Verlobten Sex auf dem Rücksitz des Familienautos hat, taucht auch Fernando später bei den Hochzeitsfeierlichkeiten auf. Juliana ist mehr als entsetzt. Zum einen weil sie Rui seine lieblosen Zärtlichkeiten erlaubt hat und zum anderen weil sie feststellen muss, dass Fernando ihr trotz der langen Zeit der Trennung immer noch nicht gleichgültig ist.
Als sie Fernando ein paar Tage später heimlich trifft, gestehen sich beide ihre immer noch währende Zuneigung und schlafen miteinander. Einige Zeit später stellt Juliana jedoch fest, dass sie schwanger ist und beschließt schweren Herzens, weil sie nicht genau weiß, wer der Vater ihres Kindes wirklich ist, statt Fernando, doch Rui zu ehelichen. Als Fernando von ihrer Hochzeit erfährt, ist er außer sich und auch Juliana kann ihn nicht vergessen...
Dieser historische Roman, der die Leser zunächst ins Portugal des Jahres 1908 entführt, ist, trotz der unglücklichen Liebesgeschichte zwischen Juju´ und Fernando eigentlich mehr Familiensaga, als Liebesroman.
Im Grunde handelt das Buch über die Familie Carvalho, eine reiche Großgrundbesitzerfamilie und ihren Werdegang in familiärer sowie politischer Hinsicht, zwischen den Jahren 1908- 1974 und führt den Leser ein, in eine Geschichte, um eine nicht standesgemäße Liebesbeziehung und ihre Auswirkungen für die Carvalhos, die sich über einen längeren Zeitraum erschließen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr unterhaltsam und eingängig, jedoch hatte ich anfangs arge Probleme damit, die vielen in dem Buch erwähnten Personen auseinander zu halten. Zu gewöhnungsbedürftig waren mir ihre Namen zuerst.
Eine große Hilfe um sich als Leser zurechtzufinden ist da jedoch die Familientafel auf den ersten Seiten des Romans.
Die Liebesgeschichte zwischen Juju´ und Fernando war zwar äußerst interessant geschildert, jedoch vermochte sie mich nicht ganz mitzureißen, denn Juju´s Charakterzüge waren mir persönlich eine Spur zu unsympathisch gezeichnet. Ihre Gratwanderung und die leicht berechnende Züge, die sie in Hinblick auf eine Ehe mit Fernando an den Tag legte und dann wieder ihre völlig umgekehrte Sichtweise, würde sie eine Ehe mit Fernando in Betracht ziehen, erschienen mir sehr unglaubwürdig.
Fernando selbst ist dagegen eine sympathische Figur. Ehrgeizig, freundlich, hilfsbereit und freundlich. Jedoch fehlten mir bei seiner Beschreibung „Ecken und Kanten“. Er war einfach zu perfekt. Warum er, obwohl er von Juliana mehrmals enttäuscht wurde, immer wieder ihre Nähe suchte, war für mich nicht plausibel genug von der Autorin dargelegt.
Zudem fehlte den Romanfiguren meiner Meinung nach ein wenig Tiefe. Obwohl ihre Gedankengänge durchaus in dem Buch Erwähnung fanden, wurden sie auf Kosten von oftmals ausgiebigen, eher belanglosen Dialogen zwischen Hauptfiguren und Nebenfiguren, auf diversen familiären Familientreffen, Festivitäten e.t.c. einfach zu kurz abgehandelt.
Die geschichtlichen Ereignisse der Zeitepochen, die der Roman behandelt, wurden für mich leider auch eine Spur zu beiläufig, ja, fast nebenher erwähnt, was ich sehr schade fand.
Kurz gefasst: Wer sich für den zweiten Roman von Ana Veloso entscheidet, bekommt eine unterhaltsam geschilderte Familiensaga mit einem interessanten Setting; jedoch mit kleinen Schwächen behaftet, die ab und an leider ein wenig in die Mittelmäßigkeit abdriftet.