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Veröffentlicht am 18.01.2018

Zufriedenstellender Abschlussband der „Between the Lines“Reihe- der Story hätte jedoch zusätzliche Seitenzahlen und Intensität gut getan

Between the Lines: Weil du alles für mich bist
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Reid ist immer noch glücklich mit Dori. Doch dann erfährt er von seiner Schauspielkollegin Brooke, mit der er vor einigen Jahren zusammen war, dass sie beschlossen hat, um das Sorgerecht für ihren gemeinsamen ...

Reid ist immer noch glücklich mit Dori. Doch dann erfährt er von seiner Schauspielkollegin Brooke, mit der er vor einigen Jahren zusammen war, dass sie beschlossen hat, um das Sorgerecht für ihren gemeinsamen Sohn River zu kämpfen. Damals gab Brooke ihren Sohn direkt nach der Geburt ab und glaubte River sicher und glücklich in den Händen einer liebevollen Pflegefamilie. Doch nachdem sie erfahren hat, dass der Pflegevater verstarb und die drogensüchtige Mutter auf die schiefe Bahn geraten ist, hält Brooke nichts mehr auf. Zum ersten Mal in ihrem Leben sorgt sie sich um einen anderen Menschen. Um einen guten Leumund zu bekommen, überwindet sie sich sogar dazu, ihren einst besten Freund, Graham anzurufen.

Reid fürchtet nun, dass Dori ihm den Laufpass geben könnte, wenn er ihr von River erzählt und schweigt sich zunächst darüber aus. Doch als Brooke ihm eine Verzichtserklärung zukommen lässt, kann er sich nicht dazu überwinden, diese zu unterschreiben. Er will River kennenlernen, was ihn, den einstigen Egoisten schlechthin, sehr überrascht. Aber wie wird Dori reagieren, wenn sie von dem Jungen erfährt?

Im Abschlussband der vierteiligen „Between the Lines“, Reihe erfährt man nun, ob es ein Happy-End für Reid und Dori geben wird. Doch ehrlich gesagt hat mich der Handlungsstrang um Brooke und River stärker interessiert und ich hätte mir im vierten Teil mehr Szenen zwischen Brooke, River und Reid gewünscht, als die Liebesgeschichte zwischen Reid und Dori weiterzuverfolgen. Zumal die Liebesgeschichte mit einem einzigen klärenden Gespräch hätte gelöst werden können. Immerhin war ja schon im Vorgängerband klar, dass sich Reid und Dori lieben. Gut fand ich dagegen, dass die Autorin sogar River, Brookes und Reid kleinen Sohn zu Wort kommen lässt. Wie immer wird die Handlung aus der Sicht aller agierenden Akteure vorangetrieben, zu der sich nun auch Rivers Sicht dazugesellt. Die Ausgangssituation könnte verzwickter nicht sein, eben deswegen fand ich, dass sich mögliche Probleme bei der Adoption zu einfach in Wohlgefallen auflösen. Zudem geht Tammara Webber viel zu wenig auf den Beziehungs- und Vertrauensaufbau zwischen dem Jungen und seinen Eltern ein. Rivers Sprachlosigkeit etwa und deren Beseitigung, die Erwähnung findet, wird ebenfalls sehr stiefmütterlich behandelt. Hier hätten mehr Romanpassagen diesbezüglich Wunder gewirkt und dem Roman zusätzlichen Tiefgang beschert.

Es ist somit ein zwar zufrieden stellender Abschlussband der Reihe geworden, der sich durchaus gut lesen lässt und einen stellenweise auch zu Tränen rührt, für eine Bestbewertung hat es dennoch meiner Meinung nach nicht gereicht, weil die Story viel zu gestrafft erzählt wirkte.

Kurz gefasst: Zufriedenstellender Abschlussband der „Between the Lines“Reihe- der Story hätte jedoch zusätzliche Seitenzahlen und Intensität gut getan.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein beachtenswerter Debütroman, der sich hinter anderen Werken bekannter Autoren dieses Genres nicht verstecken muss!

Das Orakel von Paris
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Jeanne Meunier wächst als Tochter eines Müllers im Loiretal auf. Ihre Mutter starb bei der Geburt und so muss sich Jeanne mit der ungeliebten Stiefmutter und ihrem bösartigen und faulen Stiefbruder herumärgern. ...

Jeanne Meunier wächst als Tochter eines Müllers im Loiretal auf. Ihre Mutter starb bei der Geburt und so muss sich Jeanne mit der ungeliebten Stiefmutter und ihrem bösartigen und faulen Stiefbruder herumärgern. Jeanne hat von Geburt an eine besondere Gabe- sie kann Geister sehen und mit ihnen kommunizieren. Zudem ist sie außerordentlich reinlich und bildhübsch, eckt mit ihrer „Andersartigkeit“ jedoch immer wieder bei der gewöhnlichen Dorfgemeinschaft an und wird als Außenseiterin behandelt.

Eines Tages wird Jeanne missbraucht. Obwohl sie von nun an mit dem „Makel der Beflecktheit“ behaftet ist, steht ihr der Mann, dem sie zuvor versprochen war, weiterhin zur Seite und möchte sie trotz allem ehelichen.

Als jedoch ein Adliger, der Marquis de Saint- Fleur, des Weges kommt, ändert sich ihr Lebensweg unabänderlich, denn er rezitiert die junge Frau in sein Schloss, wo er sie als seine Mätresse hält. Obwohl Jeanne die Rolle der Mätresse so gar nicht zusagt, findet sie Gefallen an ihrer schönen neuen Kleidung und an der Reinlichkeit im Schloss. Da sie weiß, dass es für sie kein Zurück geben kann, kommt es ihr sehr recht, als es ihr ihre Gabe möglich macht, mit dem Geist der verstorbenen Mutter des Marquis zu sprechen, die ihr ein verlockendes Angebot macht- wenn sie ihre Stellung als des Marquis Mätresse aufgibt und fortgeht, bekommt sie dafür den kostbaren Familienschmuck der Verstorbenen.

Jeanne willigt ein und geht nach Paris um dort ihr Glück zu machen, doch der Weg zum Glück ist sehr mühsam, steinig und gefährlich. Wie gut, dass sie schnell neue Freunde findet und zudem mit Gabrielle, der verstorbenen Mutter des Marquis einen äußerst gewitzten und hilfreichen Geist an ihrer Seite hat...

„Das Orakel von Paris“ ist der Debütroman einer deutschen Autorin, der bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterlassen hat. Ich hatte tatsächlich zu keiner Zeit das Gefühl einen Debütroman in Händen zu halten, denn die Autorin vermochte es sehr gekonnt mich als Leser mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen; sei es mit ihrem Schreibstil, der Handlung oder auch mit ihrer zeitgemäßen Wortwahl, die die Zeit des Spätbarocks wunderbar lebendig wirken ließ. Zudem gefiel mir der bisher eher seltene und unverbrauchte Plot des Buches sehr und sorgte durch seine bildhaften Beschreibungen von Seancen oder direkter Kotaktaufnahme der Heldin mit den Verstorbenen für wohligen Grusel und leichter Gänsehautstimmung bei mir.

Das Buch ist in der „Ich-Form“ geschrieben welche es dem Leser sehr gut ermöglicht sich mit der Hauptfigur, der Erzählerin dieses Romans, schnell identifizieren zu können.

Jeanne ist eine ganz normale junge Frau, die nach einigen Schicksalsschlägen versucht, ihr Leben zum Positiven zu verändern und nicht so leicht aufgibt, auch wenn sie immer wieder Rückschläge erleidet. Sie ist keineswegs perfekt und durch ihre Jugend neigt sie oftmals zu naiven, überstürzten Handlungsweisen.

Hier tritt jedoch zu ihrer Hilfe Gabrielle, der ihr zugeneigte Geist, auf den Plan und lockert durch Taten und amüsante Bemerkungen den ernsten Grundton des Romans ein wenig auf. An die Seite gestellt wird der Romanfigur Jeanne ein sehr männlicher Held der bei Indianern aufwuchs und einen leichten exotischen Touch versprüht. Er lässt sich keineswegs schnell von Jeanne um den Finger wickeln und wirkt zudem sehr geheimnisvoll.

Die Annäherung zwischen ihm und Jeanne geht sehr langsam vonstatten; von flüchtiger Bekanntschaft, über Freundschaft bis hin zu tiefer Liebe, bedarf es fast bis zum Ende des Buches.

Während die erste Hälfte des Romans über Jeannes Verwandlung vom einfachen Dorfmädchen in La Dame Rouge, der Geisterbeschwörerin, berichtet, widmet sich der zweite Teil des Romans Jeannes wachsendem Selbstvertrauen, das nicht immer gut für sie ist und den Gefahren, die ihr neuer „Beruf“ mit sich bringt. Obwohl besonders die zweite Hälfte des Romans sehr spannend und abwechslungsreich gestaltet ist, sind es für meinen Geschmack oft zu viele glückliche Zufälle, die Jeanne aus gefährlichen Situationen retten. Aber wenn man von dieser kleinen „Schwäche“ des Romans einmal absieht, bekommt man, wenn man sich für diesen historischen Roman entscheidet ein unterhaltsames Stück Lektüre, das beim Lesen die Zeit wie im Fluge vergehen lassen wird.

Kurz gefasst: Ein beachtenswerter Debütroman, der sich hinter anderen Werken bekannter Autoren dieses Genres nicht verstecken muss!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein märchenhafter, ausdrucksstarker und anspruchsvoller Roman- allerdings eher für etwas ältere Leser geeignet

Seelenhüter
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Im Alter von neunzehn Jahren, im Jahre 1574 starb ein neunzehnjähriger Mann namens Calder. Doch seine Seele lebte weiter- mehr noch, Calder wurde zu einem himmlischen Wegebegleiter der sterbenden Menschen, ...

Im Alter von neunzehn Jahren, im Jahre 1574 starb ein neunzehnjähriger Mann namens Calder. Doch seine Seele lebte weiter- mehr noch, Calder wurde zu einem himmlischen Wegebegleiter der sterbenden Menschen, ein sogenannter Seelenhüter. ..

Seine Beschäftigung stellt er seitdem nie in Frage, im Gegenteil, er hält sie für wichtig, dennoch fühlt er sich im Grunde seines Herzens einsam. Im Jahre 1904 wird Calder an das Bett eines sehr kranken, im Sterben liegenden Jungen gerufen. Doch die tapfere Frau, die sich mit anderen Kindern im selben Raum aufhält, imponiert und bezaubert Calder und so beschließt er kurzerhand die Gesetze des Himmels zu brechen, in dem er den Jungen am Leben lässt. Calders großer Wunsch ist es nun, die Frau die er insgeheim Glory nennt, dazu zu bringen, sich ihm anzuschließen. Er will sie ausbilden und als seine Begleiterin mit zu sich in sein „Jenseits“ holen.

Mit im Raum befindet sich auch ein junges Mädchen, dass Calder genau wie auch der sterbende Junge im Bett, sehen kann. Das bringt den Seelenhüter so sehr aus dem Konzept, dass er kurzerhand die Szenerie wieder verlässt. Was Calder jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt, ist, dass die junge Frau die Zarin von Russland ist und die Kinder in diesem Raum ihre Kinder sind.

Da Calder getrieben ist von seinem Wunsch, nutzt er seine Chance als er zu einem russischen Mann gerufen wird, der im Begriff ist, in der Badewanne zu ertrinken. Just in dem Moment, als der Mann sein Leben aushaucht und seine Seele austritt, schlüpft Calder in dessen Körper. Das Glück ist dem Seelenhüter auch weiterhin hold, als sich herausstellt, dass er sich nun im Körper eines Vertrauten der Zarenfamilie befindet- Rasputin!
Calder in Rasputins Gestalt, sucht erneut die Romanovs auf- seit seiner ersten Begegnung mit der Zarin sind allerdings schon einige Jahre vergangen, und er trifft erneut auf die Frau, die sein Dasein so verändert hat. Doch sein Handeln bleibt nicht ohne Folgen, denn in dem Moment als Calder in Rasputins Körper schlüpfte, hat er bereits gegen eine zweite der Grundregeln eines jeden Seelenhüters verstoßen: „Bringe niemals eine Seele vom Weg über die Passage ab“. Während Calder nun in Rasputins Körper auf Erden wandelt, treibt dessen Seele bereits ihr Unwesen im „Land der verlorenen Seelen“…

Seelenhüter ist nach Silberlicht bereits der zweite Roman in deutscher Übersetzung der Autorin und auch diesmal befasst sich Laura Whitcomb in ihrem Buch mit einer ungewöhnlichen Verbindung zwischen Menschen und „Lichtgestalten“.
Diesmal steht ein junger Seelenhüter im Fokus des Geschehens, der vielleicht das erste Mal in seiner überirdischen Existenz eigenmächtig und egoistisch handelt und damit eine wahre Kettenreaktion an nachfolgenden Geschehnissen auslöst, die das komplette Jenseits in Gefahr bringen könnten.

Es ist jedoch, auch wenn es der Klappentext vermuten lässt, keine Liebesgeschichte; zwar interessiert sich Calder für die Zarin, doch im Mittelpunkt der Geschichte steht seine „Selbstfindung“ und wie er im Laufe der Zeit beginnt, aus seinen Fehlern zu lernen. Allerdings begegnet ihm im Zuge seiner Abenteuer ein weiteres weibliches Wesen, das für ihn bestimmt ist. Doch er muss zuvor erst begreifen lernen.

Laura Whitcomb besitzt eine unglaublich starke Ausdruckskraft- etwa wenn Calders Welt und die der gerade verstorbenen Seelen beschrieben wird, fühlt man sich weniger als Leser sondern eher wie ein Zuschauer. Diese Momente gehören zu den Stärken dieses Romans, der allerdings, da er relativ dialogarm verfasst wurde und die Beschreibungen und Empfindungen Calders einfach mehr im Vordergrund stehen, eher wie eine schöne, aber leider auch stellenweise langatmige Erzählung auf den Leser wirkt.

Auch ist„Seelenhüter“ kein typischer „Young Adult“ Roman. Jüngere Leser könnten durchaus Probleme mit der zugegeben sehr komplexen und anspruchsvollen Story haben, die nicht einfach zu verstehen ist und eine ganz eigene Poesie und Magie verströmt. Abgesehen von leichten Längen ist der Schreibstil der Autorin allerdings ein weiterer Pluspunkt. So gelingt es Laura Whitcomb, die Story sehr märchenhaft zu erzählen. Einzig negativ fiel mir dagegen die Charakterisierung der anderen Nebenfiguren auf. So wirkten die kecke Ana und der eigenwillige Alexis ein wenig blass was ich sehr schade fand, da besonders Ana sehr viel Potential hatte und auch die sich erst auf den letzten Seiten anbahnende Liebesgeschichte war für mich völlig unnötig, aber das ist auch alles Geschmackssache.

Kurz gefasst: Ein märchenhafter, ausdrucksstarker und anspruchsvoller Roman- allerdings eher für etwas ältere Leser geeignet.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein historisches „Road-Movie“ das ein wenig verhalten beginnt, aber mit außergewöhnlichen Akteuren punkten kann, welches sich letztendlich zu einem spannenden und unterhaltsamen Historienschmöker mausert.

Der letzte Getreue der Königin
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Der junge, ein wenig weltfremde Priester und Sekretär der Königin von Mercia, Wulfgar, wuchs einst zusammen mit König Alfreds Sohn Edward, der jetzigen Königin von Mercien, Athelfled und deren Cousin Athelwald ...

Der junge, ein wenig weltfremde Priester und Sekretär der Königin von Mercia, Wulfgar, wuchs einst zusammen mit König Alfreds Sohn Edward, der jetzigen Königin von Mercien, Athelfled und deren Cousin Athelwald Seiriol, dem Prinzen von Wessex auf und empfindet zumindest Athelfled und Athelwald gegenüber starke freundschaftliche Gefühle. Diese werden jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sich die politische Lage in den Ländern bedrohlich zuspitzt.

Athelfleds Bruder Edward, der neue König von Wessex, will sich unter anderem auch Mercien einverleiben und die Gelegenheit scheint ihm, seitdem Athelfleds Mann geschwächt und siechend auf dem Totenbett liegt, recht günstig zu sein. So ersuchen Merciens Königin und ihr Cousin Seiriol ausgerechnet Wulfgar darum nach Bardney zu gehen, um dort die Reliquien des heiligen Oswalds an sich zu bringen und sie anschließend nach Mercien zu schaffen. Die Knochen des heiligen Oswalds sollen die Mercier in ihrem Glauben an den Zusammenhalt des Reiches stärken, doch der Haken an der Sache ist, dass Bardney von Wikingern bevölkert wird, die weder dem christlichen Glauben zugetan, noch als menschenfreundlich verschrien sind.

Da Wulfgar eher von schwächlicher Konstitution ist und als Priester keine Ahnung vom Kämpfen besitzt, soll ein weiterer Begleiter ihn auf seiner Reise beschützen. Ednoth von Sodbury verspricht sich auf dieser Reise eine Menge an Abenteuern, doch sein hitziges Temperament bringt Wulfgar und sich selbst so einige Male in Lebensgefahr. Zum Glück gesellen sich ab Leicester ein weiterer Kirchenmann und eine reiche, sehr mutige junge Frau zu ihnen, die ihnen in ihrer gefährlichen Mission beistehen. Was Wulfgar nicht ahnt, ist, dass sich bereits mehrere feindliche Parteien ebenfalls auf den Weg nach Bardsley gemacht haben um die Oswald Reliquie an sich zu bringen. Und diese schrecken auch nicht vor Mord zurück…

Aufmerksam auf „Der letzte Getreue der Königin“ wurde ich zunächst wegen des prächtigen Covers, das mir sogleich ins Auge fiel. Aber nicht nur das tolle Cover dieses historischen Romans kann sich sehen lassen, auch die Geschichte, die um 900 nach Christus in England spielt, als das Land noch in einzelne, kleinere Königreiche gegliedert war und in der es um die Jagd nach Reliquien und deren besondere Bedeutung, die diese für die Menschen dieser Zeitepoche besaßen geht, klang für mich sehr vielversprechend.

Überrascht hat mich die Entscheidung der Autorin einen Helden für diesen Roman zu kreieren, dem alles Heldenhafte völlig abgeht. Wulfgar ist ein ängstlicher, naiver junger Mann, der jeder Auseinandersetzung lieber sogleich aus dem Wege geht und lediglich in seinen Tagträumen darüber nachsinniert, wie es wäre, ein Held zu sein. Da Wulfgar zudem keinem eine Bitte abschlagen kann, lässt er sich auf den Wunsch seiner Königin leichtfertig ein- in dem Glauben die Reise nach Bardsley und die Beschaffung der heiligen Knochen wäre keine große Sache.
Auch sein Begleiter Ednoth stellt nicht unbedingt einen sicheren, verlässlichen Reisegefährten dar. Ednoth mag zwar geschworen haben, Wulfgar zu beschützen, doch seine vorlaute Zunge und sein aufbrausendes Temperament bringt beide mehrmals in große Gefahr und eigentlich wäre diese Reise ein wahres Himmelfahrtskommando, wenn nicht Vater Ronan; ein mutiger und kampfesfreudiger Recke und die Norwegerin Gunnvor „Katzenauge“ Bolladottir zu den beiden stoßen und sie unterstützen würden.

„Der letzte Getreue der Königin“ ist dann auch als eine Art historisches „Road-Movie“ zu bezeichnen, indem eine Gruppe Fremder zu Freunden wird, die nur gemeinsam stark ist und ebenfalls nur gemeinsam die gestellte Aufgabe lösen kann. Interessant fand ich die Unperfektheit der einzelnen Figuren; eben dass man es hier endlich einmal mit völlig normalen Menschen zu tun bekommt. Sicherlich, anfangs machten es mir Wulfgar und Ednoth nicht unbedingt leicht sie zu mögen, da sie schon recht speziell konzipiert wurden, doch ab dem Moment, als Vater Roman und Gunnvor hinzustoßen, gewinnt auch der Handlungsverlauf an Spannung, Wortwitz und interessanten Dialogen.

Während sich die Suche nach den Gebeinen bis auf kleine Scharmützel zunächst recht harmlos darstellt, wird es dann auf den letzten hundert Seiten immer spannender, da Wulfgars Gegner sehr mächtig sind. Pikant an der Sache; auch Wulfgars Halbbruder gehört zu seinen erbitterten Gegnern und Anhängern Edwards.
Ein wenig schade fand ich es, dass der Schreibstil der Autorin meiner Meinung nach so manches Mal ein wenig modern anmutet und nicht der Zeitepoche entsprechend wirkt. Ob das aber der Autorin zu Last gelegt werden kann oder der Übersetzung geschuldet ist, kann ich leider nicht sagen, da ich den Roman bislang nur in deutscher Übersetzung las.

Laut der Homepage der Autorin wird es wohl in Zukunft weitere Bände um den Priester Wulfgar geben, in denen hoffentlich so manche, noch offene Geheimnisse seiner Freunde gelüftet werden.

Kurz gefasst: Ein historisches „Road-Movie“ das ein wenig verhalten beginnt, aber mit außergewöhnlichen Akteuren punkten kann, welches sich letztendlich zu einem spannenden und unterhaltsamen Historienschmöker mausert.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Für Fans historischer Romane absolut empfehlenswert!

Isle Royale - Insel des Schicksals
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Deborah Sinclair ist eine junge Frau die es bislang im Leben scheinbar immer leicht gehabt hat. Ihr Vater, ein bürgerlicher, aber steinreicher Mann liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab und auf der Schule ...

Deborah Sinclair ist eine junge Frau die es bislang im Leben scheinbar immer leicht gehabt hat. Ihr Vater, ein bürgerlicher, aber steinreicher Mann liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab und auf der Schule für höhere Töchter in Chicago hat sie im Laufe der Jahre viele Freundinnen gewonnen. Zudem ist sie verlobt mit Philip, einem ebenfalls reichen und attraktiven Aristokraten. Doch nach einem verhängnisvollen Opernbesuch will Deborah ihre Heiratspläne plötzlich aufgeben. Sie fährt zu ihrem Elternhaus und möchte ihren Vater über ihren Entschluss informieren. Doch dieser glaubt, Deborah beliebe zu scherzen und weist sie bestimmt in ihre Schranken. Bevor sie jedoch am nächsten Morgen wieder zurückgebracht werden kann, hat sich das verheerende Feuer, das bereits in der Nacht im Stadtkern von Chicago wütete, eine Schneise bis hin zu Deborahs Elternhaus gebrannt. Ehe sie und ihr Vater flüchten können, gesellt sich plötzlich ein bewaffneter Fremder zu ihnen.

Tom Silver steht der Sinn nach Rache. Er macht Deborahs Vater persönlich für das Minenunglück verantwortlich, dass sich vor einiger Zeit auf der Insel Isle Royale begab und bei dem Toms Pflegesohn ums Leben kam, da die Sicherheitsvorkehrungen mangelhaft bis gar nicht vorhanden waren.
Zudem hat es der steinreiche Geschäftsmann Sinclair noch nicht einmal für nötig gehalten, die Hinterbliebenen auszuzahlen oder anderweitig für ihren Verlust zu entschädigen.
Aber Sinclair kann fliehen und so muss Tom umdenken. Kurzerhand nimmt er Deborah als Geisel und bringt sie nach Isle Royale. Ein völlig anderer Tagesablauf wartet auf die bislang so verhätschelte Deborah und Tom bringt sie zudem bei jeder Gelegenheit zur Raserei…

Da ich ein großer Fan von Susan Wiggs historischen Liebesromanen bin, habe ich mich zunächst sehr darüber gefreut, dass der CORA Verlag endlich wieder eines ihrer Bücher ins Deutsche übersetzen lassen und herausgegeben hat. Doch nach dem Lesen des Romans bin ich nun doch etwas verwundert, denn auch wenn er mir im Großen und Ganzen ganz gut gefallen hat, fand ich nicht, dass „Isle Royale- Insel des Schicksals“ ins übrige gewohnte Historical Programm passt.
Die Story ist meiner Meinung nach eher für Leser geeignet, die einen regulären historischen Roman erwarten, in dem es rein vom Romancefaktor her etwas ruhiger, beschaulicher und züchtiger zugeht; will sagen- wer heiße prickelnde Liebeszenen erwartet, oder eine leichte, beschwingte Geschichte, wird den Roman sicherlich gelangweilt nach der Hälfte zur Seite legen. Das Buch ist definitiv nicht dass, was man von einem regulären historischen Liebesroman erwartet!

„Isle Royale“ passt eher in das, des in den USA sehr beliebte Liebesromanuntergenre,
„Inspirational Romance“. Diese Sparte deckt christliche Romane ab in denen Held oder Heldin eine Lebenskrise zu bewältigen haben und in dem die darauf folgende Charakter(weiter-)Entwicklung aus Sicht des christlichen Blickwinkels im Fokus des Geschehens steht. So gewährt Susan Wiggs dem Leser dann auch sehr viele Einblicke Deborahs Gedankenwelt, bekommt ihre Verwandlung von dem verwöhnten, vom Vater mundtot gemachten und braven Töchterchen zur selbstständigen, zupackenden Frau hautnah mit und wird auch Zeuge wenn Tom irgendwann in sich geht und begreift, dass er Deborah nicht für die Sünden ihres Vaters bestrafen kann.

Auch wenn mich Susan Wiggs Art zu schreiben sehr begeistert hat; denn wie sie die Gefühle und Gedanken ihrer Protagonisten für die Leser transparent darzustellen vermag ist wirklich eine große Kunst und auch so ist sie für mich einfach eine herausragende Autorin; komme ich nicht umhin kleine Kritikpunkte anzubringen.

Während die Autorin der geistigen Reifung ihres Heldenpaars viel Seitenzahlen gewidmet hat, versäumt sie es leider dabei dem Leser begreiflich zu machen, warum sich Deborah und Tom plötzlich ineinander verlieben. Gerade weil dieser Roman so viel Tiefe aufweist und die Autorin in Sachen Charakterdarstellung so sensibel zu Werke gegangen ist, fällt dieser angesprochene Punkt um so mehr auf. Ein Paar das auf eine solche Art und Weise seinen Lebensweg kreuzt wie es hier der Fall ist, wird sicherlich niemals aus reiner sexueller Anziehungskraft zusammenfinden.
Genauso fand ich es sehr unglaubwürdig wie schnell die Bewohner von Isle Royale Deborah akzeptieren und in ihren Kreis aufnehmen; und das, obwohl sie immerhin die Tochter des Mannes ist, der am Tod vieler Inselbewohner Schuld ist.

Abgesehen davon hat mir persönlich dieser Roman sehr gut gefallen und auch die Übersetzung möchte ich als sehr gelungen bezeichnen.

Kurz gefasst: Ein Buch; das eher für Fans von reinen historischen Romanen oder Inspirational Romances, geeignet sein dürfte. Fällt man in dieses Leseraster, wird man sich sicherlich gut von Susan Wiggs „Isle Royale- Insel des Schicksals“ unterhalten fühlen. Zudem ist auch das Setting; der Roman spielt während des großen Brandes in Chicago, spannend.