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Veröffentlicht am 25.10.2017

Ein leiser Krimi, der mir gut gefallen hat

Sea Detective: Der Sog der Tiefe
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Vor 26 Jahren wurde die Waise Violet vor die Tür eines Krankenhauses gelegt. Eingewickelt in das Reststück einer Strickjacke, die mit einer Brosche verschlossen war. Violet hat die Hoffnung niemals aufgegeben, ...

Vor 26 Jahren wurde die Waise Violet vor die Tür eines Krankenhauses gelegt. Eingewickelt in das Reststück einer Strickjacke, die mit einer Brosche verschlossen war. Violet hat die Hoffnung niemals aufgegeben, ihre Mutter zu treffen. Mittlerweile ist sie selbst allein erziehende Mutter einer kleinen Tochter, als sie eines Tages einen Anruf erhält, von einem Sozialarbeiter, der ihr erzählt dass seine Behörde einen rätselhaften Brief erhalten habe. Er habe zunächst gezögert, ob er diese womöglich wichtigen Informationen an Violet weitergeben soll, weil das eigentlich verboten sei, diese aber für zu wichtig befunden. In besagtem Brief befände sich der Name ihrer angeblichen Mutter und ein Zeitungsausschnitt, auf dem diese Frau mit Violets Brosche zu sehen sei.

Allerdings wäre diese Frau nicht mehr am Leben. Angeblich ging sie ins Meer und nahm sich das Leben. Violet will dennoch mehr herausfinden, über den rätselhaften Tod ihrer Mutter und begibt sich zu diesem Zweck in das beschauliche Küstenörtchen Poltown. Doch dort scheinen sich die meisten Leute gar nicht an ihre Mutter erinnern zu wollen.

Währenddessen befindet sich auch der Meeresbiologe Cal McGill im Ort. Er ist zur Beerdigung, einer alten Freundin seiner Mutter, angereist. Während der Trauerfeier bemerkt er eine ältere Dame, die überstürzt die Kirche verlässt und erfährt, als er neugierig nachfragt bei einem der Dörfler, dass die alte Dame, Mrs. Anderson, einst in den Diensten der Verstorbenen und deren Mann stand. Cal will eigentlich nicht lange bleiben in Poltown, doch dann erfährt er, dass eine große Windparkfirma versucht, den Dörflern ihr Land abzukaufen. Auch der verschrobene Strandgutsammler Duncan, ist auf der Hut vor den Mitarbeitern dieser Firma, und wird bereits von einigen Dörflern, die ihr Land verkaufen wollen, angefeindet. Cal hat Mitleid mit Duncan und als er später Violet trifft, die einen Spaziergang am Meer macht, beschließt er zunächst zu bleiben, denn Violet tritt mit einer Bitte an ihn heran, die er nicht abschlagen kann…

Nachdem ich vom ersten Teil der neuen Serie über den Meeresbiologen Cal McGill, der anhand von Gezeitenströmen berechnen kann, wo diverse Gerätschaften oder verschollene Personen womöglich ins Meer geraten sind, so angetan war, weil der Autor von „Sea Detective“, Mark Douglas- Home , einen ähnlichen Schreibstil besitzt, wie einer meiner Lieblingsautoren, Phil Rickman, war ich schon sehr gespannt auf den zweiten Teil der Serie und hoffte, nun noch ein wenig mehr über die Hauptfigur, Cal, erfahren zu können.

Um es vorweg zu nehmen: Cal mag in „Der Sog der Tiefe“ durchaus eine Rolle spielen, beschränkt diese sich jedoch eher auf die eines interessanten Statisten. Denn der Autor hat stattdessen Violet und diverse Dörfler von Poltown in den Fokus seines zweiten Bandes gestellt. Cals berufliches Hintergrundwissen mag sich zwar erneut als sehr hilfreich erweisen, doch bleibt er ansonsten eher im Hintergrund. Zwar fand ich diesen angesprochenen Punkt etwas enttäuschend, doch hat das meiner Lesebegeisterung nicht geschadet, denn der Autor wartet mit einer interessanten Kriminalstory auf. Zugegeben, wer sich als Thrillerfan hier Schlachtplatten und Metzelthriller erhofft, greift definitiv zum falschen Buch, bzw. zur falschen Serie! Denn der Autor legt mehr wert auf die Charakterentwicklung seiner Romanfiguren, lotet ihre Stärken und Schwächen aus und lässt so manche von ihnen auch am Rande der Legalität wandeln oder diesen gar übertreten.

Mark Douglas-Homes Figuren sind alles andere als perfekt und besonders gut gelingt es ihm, die dunklen Seiten, von eigentlich harmlos erscheinenden Zeitgenossen, zu beschreiben. So kommt es, dass man als Leser hin und hergerissen ist, bei der Beurteilung mancher Charaktere, wie zum Beispiel der alten Mrs. Anderson. Ich schwankte zwischen Mitleid und Verärgerung beim Lesen ihrer Romanpassagen- derweil hoffte ich für Violet nur das Beste, denn im Laufe ihrer Suche gerät sie in Lebensgefahr. Die Auflösung des Romans hat mich dann doch etwas überrascht. Zwar glaubt man bereits nach dem Lesen der ersten Kapitel alles Wissenswerte zu wissen, doch ist das ein Trugschluss.

Kurz gefasst: „Der Sog der Tiefe“ wartet mit einer interessanten, neugierig machenden Krimihandlung auf, dennoch stet die Charakterentwicklung der Hauptfiguren mehr im Fokus. Ein leiser Krimi, der mir gut gefallen hat.“

Cal McGill Reihe:

Teil: Ein Grab in den Wellen
Teil: Der Sog der Tiefe
Teil: The Malice of Waves (noch nicht übersetzt)

Veröffentlicht am 08.10.2017

Eine Frau mit Hund, ein Hausbootcafe und viele neue Möglichkeiten. Unterhaltsamer Selbstfindungsroman, allerdings auch mit gewissen Längen.

Wenn die Liebe Anker wirft
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Summer ist zurück an dem Ort, den sie liebt und hasst zugleich. In Willowbeck, denn dort liegt das zum Cafe umfunktionierte Hausboot ihrer verstorbenen Mutter vor Anker. Seit dem Tod ihrer Mutter, an dem ...

Summer ist zurück an dem Ort, den sie liebt und hasst zugleich. In Willowbeck, denn dort liegt das zum Cafe umfunktionierte Hausboot ihrer verstorbenen Mutter vor Anker. Seit dem Tod ihrer Mutter, an dem sich Summer insgeheim Mitschuld gibt, ist sie nicht mehr dort gewesen, doch nun, nachdem sie um Hilfe gebeten wurde, von Valerie, der besten Freundin ihrer Mom, die das Cafe weiterbetrieben hat in Summers Abwesenheit, bleibt ihr nichts anderes übrig, als eine Entscheidung zu treffen. Was soll Summer nur tun? Weiter das Cafe betreiben, das der Lebensinhalt ihrer Mutter war, oder aber doch alles verkaufen, und sich neu orientieren?

Summer ist sich darüber zunächst völlig unsicher und greift in den folgende Wochen Valerie unter die Arme. Und es klappt tatsächlich, das Cafe läuft. Dazu lernt sie mit Mason, der ebenfalls Hundebesitzer ist, wie Summer, einen interessanten Mann kennen, der eines der Boote in der Nähe ihres Liegeplatzes besitzt. Doch nicht alle freuen sich darüber, dass Summer das Cafe vorläufig übernommen hat. Da wäre zum Beispiel Jenny, die Pubbesitzerin des Ortes, die unliebsame Erinnerungen mit Summers Mutter verbindet oder aber Ross, ein guter Freund von Summer, der glaubt, dass das Betreiben des Cafes keine gute Idee ist.

Der Job fordert Summers ganzen Einfallsreichtum heraus, doch er bereitet ihr trotz der vielen Arbeit viel Spaß und sie lernt einige neue Leute kennen. Wie wird sich Summer letztendlich entscheiden?

„Wenn die Liebe Anker wirft“, von Cressida McLaughlin, ist mein erstes Buch der Autorin. Ich fand die Idee, die Geschichte auf einem schwimmenden Hausboot inklusive Cafe, spielen zu lassen, erfrischend abwechslungsreich und das besondere Flair, das dieses Setting umgibt, gefiel mir sehr. Dazu hat die Autorin einige sympathische und schrullige Nebenfiguren geschaffen, die man einfach mögen muss. Das gilt leider nicht, wie ich fand, für die Romanheldin. Ich mochte die Art, wie sie mit einem angeblich guten Freund, der in der Not zu ihr stand umging, absolut nicht. Zugegeben, das machte sie vielleicht menschlicher, denn schließlich hat jeder seine Fehler, doch leider nicht sympathisch. Und auch das Timing der Liebesgeschichte passte nicht so wirklich ins Bild. Vor allem weil Summer und Mason so zugeknöpfte Akteure sind, die sich ihre Geheimnisse lange Zeit vorenthalten, was ja eigentlich für mangelndes Vertrauen spricht. Und diese beiden Menschen sind dann plötzlich ineinander verliebt? Mir fehlte da die gewisse Glaubwürdigkeit, außerdem wird die Liebesgeschichte in diesem Roman zur reinen Nebensache degradiert, da Summers Selbstfindung und ihre Selbstverwirklichung im Job, im Fokus stehen. Eigentlich ist „Wenn die Liebe Anker wirft“, kein schlechter oder gar langweiliger Roman, da die Autorin einen eingängigen Schreibstil an den Tag legt und die Story durchaus, die ein oder andere Überraschung für den Leser parat hat. Es kommt eher darauf an, was man für eine Erwatungshaltung hat, wenn man zu diesem Roman greift. Will man einen fluffig, humorigen Liebesroman, ist es definitiv das falsche Buch. Will man aber eine unterhaltende und interessante Geschichte über eine Frau lesen, die an einem Scheideweg in ihrem Leben steht und zu sich selbst finden muss, sollte man dem Roman eine Chance geben.

Zugegeben, einige von Cressida McLaughlins Romanpassagen, wirken etwas weitschweifig erzählt und die Geschichte hätte, mindestens hundert Seiten kürzer, auch knackiger gewirkt. Doch empfand ich diesen Kritikpunkt als gar nicht so arg.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Überragender, spannender und romantischer Abschlussband der „Gentlemen of New York“ Reihe. Ein Pageturner! Unbedingt lesen und nicht verpassen!

Gentlemen of New York - Sündig wie Silber
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Vier Jahre zuvor:

Lillian und Calvin lernen sich kennen, verlieben sich stürmisch ineinander und brennen durch. Ihre schnelle Hochzeit, ruft jedoch Lillans Vater auf den Plan, der vermutet, Calvin wäre ...

Vier Jahre zuvor:

Lillian und Calvin lernen sich kennen, verlieben sich stürmisch ineinander und brennen durch. Ihre schnelle Hochzeit, ruft jedoch Lillans Vater auf den Plan, der vermutet, Calvin wäre lediglich an Lilians großem Erbe interessiert, denn Lilians Vater ist unermesslich reich und Inhaber einer gut gehenden Firma. Weil Lilians Vater belastende Dokumente besitzt und Calvin damit unter Druck setzt, stimmt dieser letztendlich zu, das Eheanullierungsschreiben zu unterzeichnen, obwohl er Lily eigentlich über alles liebt. Lily kann es nicht glauben, dass Calvin sie verlassen hat und verfällt für eine Weile in tiefste Depressionen. Doch dann stirbt ihr Vater und sie muss sich, so lange ihr jüngerer Bruder noch nicht geschäftsfähig ist, um die Firma kümmern. Ein Job der ihr Spaß macht und sie erfüllt. Wären da nicht die Firmenteilhaber im Aufsichtsrat, denen sie, einfach weil sie eine Frau ist, ein Dorn im Auge ist.

Vier Jahre später:

Lily will bald heiraten. Als Gatten, hat sie einen Mann ausgewählt, den sie nicht liebt. Einen Freund, der aber ihrer Firma nur gut tun würde. Doch dann verschwindet ihr Bruder von einem auf den anderen Tag plötzlich und Lily wird ein merkwürdiges Drohschreiben in chinesischer Sprache zugestellt. Da Lily weiß, dass Calvin diese Sprache spricht, weil er viele Jahre zuvor mit seinen Eltern China und andere asiatische Länder bereiste, bittet sie ihn um Hilfe bei der Suche nach ihrem Bruder. Und irgendwie ist Calvin auch involviert, denn der Verfasser des Schreibens will Lily damit erpressen, dass er öffentlich machen wird, dass Lily und Calvin, nun erfolgreicher und mächtiger Zeitungsverleger, einst miteinander verheiratet waren. Obwohl Calvin sich anfangs sträubt, Lily helfen zu wollen, lässt er sich letztendlich doch hineinziehen ins Geschehen und hofft schließlich, ganz nebenbei, auf eine Chance einem alten Freund zu helfen, dessen Ehefrau sich noch in China befindet.

Ab dem Moment, als Lily und Calvin wieder mehr Zeit miteinander verbringen müssen, knistert es gewaltig zwischen ihnen. Doch Lilys Angst, vor erneuter Zurückweisung, ist groß. Vor allem aber glaubt sie, nie wieder einem Mann wie Calvin vertrauen zu können, der mehr Geheimnisse mit sich herumträgt, als gut für sie ist. Denn sie ahnt ganz genau, dass er nicht völlig ehrlich zu ihr ist. Doch warum nur?

Im Abschlussband der „Gentlemen of New York“ Reihe, kreuzen nun das ehemalige Ehepaar Calvin und Lily ihre Klingen verbal miteinander und mit diesem Heldenpaar hat Joanna Shupe eine explosive Mischung geschaffen, die sich allerdings auf jegliche Art und Weise ebenbürtig ist. Lily ist eine starke, taffe Frau, die unerschrocken ihren Weg geht, und sich auch nicht von den Herren der Schöpfung unterbuttern lassen will. Zugegeben, so manches Mal schießt sie über ihr Ziel hinaus und bringt sich dadurch auch mal in Gefahr, doch sie ist äußerst tapfer, loyal und clever und hat zumeist immer eine Idee parat, um sich aus den Schwierigkeiten wieder hinauszumanövrieren, was für sie spricht. Auch ihre Cousine und beste Freundin ist eine sympathische Romanfigur, ich hoffe sehr, dass sie in einem anderen Band, ihre eigene Geschichte erhalten wird.

Calvin ist ein etwas undurchsichtigerer Charakter. Er übertreibt es mit seiner Geheimniskrämerei schon etwas für meinen Geschmack und ich hätte mir, gegenüber seiner Exfrau Lily ein wenig mehr Offenheit gewünscht. Zumindest früher, als es dann letztendlich der Fall war. Trotz seiner kleinen Alphaheldenattribute, mochte ich Calvin dennoch sehr.

Dazu ist die Hintergrundhandlung außergewöhnlich spannend und interessant geschrieben, so dass ich „Sündig wie Silber“ praktisch in einem Rutsch gelesen habe. Witzigerweise beschleicht mich beim Lesen der Romane von Joanna Shupe stets so ein Lisa Kleypas Lesegefühl; hier war es wieder genauso und ich genieße es jedes Mal aufs Neue. Wer die Romane von Lisa Kleypas liebt, sollte die „Gentlemen of New York“ Reihe unbedingt ausprobieren, denn Joanna Shupes Schreibstil ähnelt dem von Lisa Kleypas, wirklich sehr, wie ich finde. Überhaupt gehört diese Historical Romance Reihe zu dem Besten, das ich in den vergangenen Jahren im historischen Liebesromanbereich lesen durfte. Wer immer noch glaubt, dass dieses Genre angestaubt ist, sollte schnell umdenken! Dem ist nicht so. Allerdings sollten Leser, die es lieber züchtiger mögen, gewarnt sein. Die Liebesszenen in dieser Reihe sind schon sehr hot und explizit geschrieben.

„Sündig wie Silber“, habe ich mit einem lachenden, wie weinenden Auge gelesen. Denn einerseits war der Roman für mich ein echtes Lesehighlight, andererseits ist es auch der Abschlussband, einer so tollen, grandiosen Reihe. Ich hoffe sehr, dass weitere Romane der Autorin bei Bastei Lübbe übersetzt werden und auch, dass die Covergestaltung dann genauso geschmackvoll ausfallen wird.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Atmosphärisch dichter Historienschmöker, der auf spannende Art und Weise den Untergang des Templerordens erzählt

Die Hüterin des Templerschatzes
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Die Tochter des reichen Gewürzhändlers Elva, macht eine überaus gute Partie, so scheint es. Ihrem Vater ist es gelungen, einen adligen Ritter für seine Tochter einzufangen. Graf Arnulf von Arras mag zwar ...

Die Tochter des reichen Gewürzhändlers Elva, macht eine überaus gute Partie, so scheint es. Ihrem Vater ist es gelungen, einen adligen Ritter für seine Tochter einzufangen. Graf Arnulf von Arras mag zwar nicht ansehnlich sein, doch immerhin besitzt er eine Burg. So wird rasch eine Hochzeit anberaumt und Elva mit dem Grafen vermählt. Und das, obwohl sie insgeheim stets glaubte, sie würden ihren Freund aus Kindertagen, Thorin ehelichen. Doch Elva fügt sich in ihr Schicksal, auch wenn sie genau spürt, dass der Graf sie nicht liebt und die Nächte im Ehebett für sie eine einzige Enttäuschung sind. Dazu geschehen immer wieder rätselhafte Dinge in Elvas Nähe, welche ihr Angst machen. Jemand trachtet Elva nach dem Leben, doch wer? Auch Arnulf nimmt die Vorkommnisse ernst und stellt eine Wache für seine Frau ab.

Überhaupt kommt sich das Ehepaar. im Laufe der nächsten Monate zumindest auf freundschaftlicher Ebene näher und so beschließt Elva eines Tages, ihrem Mann ein kostbares Gewand nähen zu lassen. Doch jemand hat das gelieferte Gewand mit Gift präpariert und es kommt zur Katastrophe. Elva muss von Burg Arras fliehen, will sie nicht als Gattenmörderin hingerichtet werden und so schließt sie sich, auf dem Weg zu ihrer Schwester, die in Marseille lebt, kurz entschlossen einer bunten Gauklertruppe an. Doch die rätselhaften Unglücke rund um Elva, reißen nicht ab…

Der Ritter des Templerordens, Amiel de Lescaux, hat es in seinen jungen Jahren bereits weit gebracht. Er genießt das Vertrauen des Oberhauptes der Templer, Jacques de Molay, der Amiel bei einer wichtigen Angelegenheit ins Vertrauen zieht. De Molay ist mit einigen jüdischen Oberhäuptern in Verhandlung, die dem Templerorden eine große Summe zur Verfügung stellen werden, wenn sie dafür den heiligsten Schatz erhalten, der sich noch in De Molays Besitz befindet. Für diese Summe sollen Schiffe gebaut werden, eine mächtige Flotte, die dazu diesen soll, das Heilige Land zurückerobern zu können. Doch die Zeiten sind schwierig, es kursieren schlimme Gerüchte, die die Templer betreffen, was König Philipp dem Schönen und einem seiner eifrigsten Mitstreiter, Guillaume, gut zupass kommt. Besonders Guillaume hasst den Templerorden, den er für den Tod seiner Eltern vor vielen Jahren verantwortlich macht. Er hat allen Templern Rache geschworen und hofft auf eine Chance, den Orden zu vernichten. Während sich Elva immer noch auf gefahrenvoller Reise befindet und Amiel, als de Molays Stellvertreter den Schatz hütet, zieht sich das Netz um die Templer, das von den reichen und mächtigen Männern des Landes gesponnen wird, immer mehr zu und selbst Männer aus den eigenen Reihen, wenden sich verräterisch gegen sie. Kann Amiel seine Ordensbrüder retten und wird er jemals seine lange verloren geglaubte Schwester wieder finden?

Nachdem ich „Die Königin der Diebe“, den historischen Roman des Autorenduos Sabine Klewe und Martin Conrath, vergangenes Jahr las und so begeistert war vom Schreibstil der beiden, habe ich dem Erscheinen des aktuellen Romans regelrecht entgegengefiebert. Erneut greift Sabine Martin ein äußerst spannendes Hintergrundthema auf, um das sich heute noch viele Gerüchte ranken. Es geht um den verschollenen Schatz der Templer und den Fall dieses mächtigen Kreuzritterordens. Zwar habe ich bereits sehr viele historische Dokumentationen darüber sehen dürfen, doch gelingt es dem Autorenduo dennoch, eine spannende Story zu erzählen, die äußerst geschickt Fakten mit Fiktion verbindet und den Roman zu einem unterhaltsamen, spannenden Lesevergnügen macht.

Die Geschichte wird von dem Heldenpaar Elva und Amiel getragen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, was auch für ihre Lebenswege gilt, doch beide sind aufrecht, tapfer, mutig und haben ihr Herz auf dem rechten Fleck. Anfangs fand ich es etwas schade, dass Elvas Werdegang etwas kürzer und knapper abgehandelt wurde, als Amiels, doch im Laufe des Romans gab sich das erfreulicherweise, so dass ich beide Handlungsverläufe mit gleicher Spannung verfolgen konnte. Trotz seiner immerhin 559 Seiten wird der Historienschmöker nie langweilig, weil er atmosphärisch äußerst dicht geschrieben ist.

Dennoch, einen Kritikpunkt habe ich, der mich davon abgehalten hat, die Bestbewertung zu vergeben. Ein Kritikpunkt, den ich auch schon bei „Die Königin der Diebe“, anzubringen hatte. Die Liebesgeschichte zwischen Elva und Amiel fand ich viel zu nebensächlich erzählt. Es mangelt der Love Story an intensiven Kennenlerngesprächen, die dem Leser verdeutlichen, wieso sich Elva und Amiel so schnell ineinander verlieben. Stattdessen reicht es Amiel, einem bislang überzeugten Bruder des Templerordens einfach so aus, dass er Elva sieht und schon ist er in Liebe entbrannt und bereit, alles für sie zu riskieren? Das war leider für mich nicht überzeugend genug. Außerdem mochte ich Elvas Ergebenheit in Bezug auf die Männer, die sie umwerben nicht. Sie ließ sich ein wenig zu schnell und emotionslos auf sie ein. Vielleicht wirkte das auch so, weil ihre Gedanken und Gefühlswelten nicht richtig beleuchtet wurden. Es gab einfach nicht viele tiefgründige Gespräche zwischen dem Paar, die ihre Liebe füreinander zusätzlich untermauerten und ich würde mir sehr wünschen, dass das Autorenduo dem Heldenpaar ihres nächsten Romans, ein wenig mehr Eigenleben und ein überzeugenderes Liebesleben gewährt. Dieses muss ja nicht gleich rosarotkitschig ausarten, aber zumindest sollten knisternde Funken zwischen dem Heldenpaar sprühen.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Ein Frühwerk der Autorin, mit einem spannenden Suspenseplot, aber auch einigen Längen und Schwächen. Romancefans könnten enttäuscht sein!

Der verbotene Liebesbrief
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Die Journalistin Joanna Haslam, möchte, nachdem sie von ihrem Freund verlassen wurde und nun unter einer schlimmen Erkältung leidend, schniefend auf der Couch liegt, eigentlich nur eines, ihre Ruhe. Doch ...

Die Journalistin Joanna Haslam, möchte, nachdem sie von ihrem Freund verlassen wurde und nun unter einer schlimmen Erkältung leidend, schniefend auf der Couch liegt, eigentlich nur eines, ihre Ruhe. Doch ihr energischer Chef denkt gar nicht daran, Joanna ihre Krankheit auskurieren zu lassen. Er schickt die fiebrige Joanna stattdessen zu einer Trauerfeier eines Prominenten. Sir James Harrison, der im Alter von fünfundneunzig Jahren verschied, war einer der größten britischen Schauspieler überhaupt. Auch sein Sohn Charles und dessen Kinder, Zoe und Marcus, sind diesem Genre treu verbunden. Während aus Charles ein berühmter Hollywoodregisseur wurde, der seit vielen Jahren in den USA lebt, strebt Zoe eine Schauspielkarriere an. Da sie äußerst talentiert ist, werden ihre beruflichen Schritte gerne von der Presse verfolgt. Auch das enfant terrible der Familie, Marcus, arbeitet am großen Durchbruch seiner Regisseurkarriere, doch bislang hat der Erfolg noch auf sich warten lassen. Zwar hat er ein vielversprechendes Drehbuch in petto, doch fehlt es ihm an Startkapital, nach einem desaströsen Flop an den Kinokassen zuvor.

In der Kirche, während die Trauerfeier ihren Lauf nimmt, erleidet die Sitznachbarin Joannas, die sich Rose nennt, einen Schwächeanfall. Mitleidig bringt Joanna die ältere, betagte Dame zum Taxi und begleitet sie bis vor deren Haustür. Rose umgibt jedoch ein Geheimnis, dass sie, als sie erfährt, dass Joanna eine Journalistin ist, zu gerne teilen möchte. Doch sie warnt die junge Frau auch davor, denn es könnte sie in Lebensgefahr bringen. Joanna, die die große Story wittert, lässt sich nicht abbringen. Als sie, wenige Tage später, ominöse Dokumente per Post von Rose zugestellt bekommt, will sie Rose aufsuchen, doch diese wurde von der Nachbarin tot aufgefunden. Ist Rose tatsächlich eines, natürlichen Todes gestorben? Schließlich war sie bereits sehr schwach und kränklich, als sie sich in Joannas Begleitung befand.

Joanna will unbedingt Roses Geheimnis in Erfahrung bringen. Doch plötzlich werden ihr von überall Steine in den Weg gelegt. Es scheint, als wolle jemand verhindern, dass das Geheimnis ans Licht kommt. Lediglich Marcus, der Enkel von Sir James Harrison, den sie bei einem Interview kennenlernt, möchte ihr helfen. Joanna ist hin und hergerissen, denn Marcus ist ein äußerst attraktiver Mann, mit einem schlechten Ruf was Frauen angeht. Soll sie, nach ihrer letzten Enttäuschung in Sachen Liebe, tatsächlich noch einmal einem Womanizer vertrauen?

Ich hatte bereits viel Gutes über Lucinda Rileys Romane gehört, doch immer wenn eine Autorin so sehr gehypt wird, werde ich unsicher, ob ich den vielen positiven Stimmen Glauben schenken soll, oder lieber nicht. Als nun „Der verbotene Liebesbrief“, erschien, der ein Einzelband ist, hat mit meine Neugierde dann doch keine Ruhe gelassen, zumal ich Romanen mit dunklen Familiengeheimnissen, im Stile einer Kate Morton, Katherine Webb, Susanna Kearsley etc., einfach nicht aus dem Wege gehen kann. Im Inneren des Romans wurde als Originaltitel „The Love Letter“ angegeben, mit dem Hinweis, dass das Buch im Jahre 2017 auch in englischer Sprache erscheinen wird. Beim Recherchieren, nachdem ich das Buch gelesen hatte, stieß ich dann allerdings auf einen anderen Originaltitel und mir wurde einiges klar. Es handelt sich bei „Der verbotene Liebesbrief“ nämlich um einen, bereits im Jahre 2000 veröffentlichten Roman der Autorin, den sie damals unter ihrem Pseudonym Lucinda Edmonds schrieb. (Seeing Double)

Nun habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, weiß also nicht, ob sich Lucinda Rileys Schreibstil im Laufe der Jahre stark verändert hat, doch falls es so ist, was ich glaube, hat man der Autorin mit der Neuveröffentlichung, dieses Romantic Suspense Romans, keinen Gefallen getan. Zugegeben, der Suspenseanteil in „Der verbotene Liebesbrief“ ist äußerst undurchsichtig gestrickt, so dass man lange Zeit darüber im Dunklen tappt, welches Geheimnis Rose hatte und wieso dafür so viele Menschen sterben mussten. Und für den Suspenseanteil würde ich gerne die volle Punktzahl vergeben, doch leider gab es dann doch so einiges, was ich als recht schwach geschrieben empfand.

Zunächst einmal sind die Protagonisten in diesem Roman alles andere als facettenreich konstruiert. Man erfährt zwar viel über ihren privaten Hintergrund, doch wenig über ihre Gefühlswelt. Und ihre gemeinsamen Dialoge wirken sehr oft dermaßen hölzern und klischeehaft, dass man zwischenzeitlich glaubt, man habe einen Rosamunde Pilcher Roman vor sich. Fans dieser Autorin mögen mir bitte diesen Vergleich verzeihen. Erschwerend kommt dazu, dass die Autorin keinerlei Liebesszenen eingebaut hat. Was an sich, wären die Gespräche zwischen ihren Figuren intensiver geraten, ja kein Problem darstellen würde. So aber fragt man sich beim Lesen, wieso Marcus, ein alkoholabhängiger Möchtegernregisseur, so plötzlich vom Alkohol ablassen kann, obwohl er Joanna erst zweimal getroffen hat. Er weiß sofort, dass sie die Frau seines Lebens ist. Und das, obwohl beide zu diesem Zeitpunkt, erst recht wenig übereinander wissen. Auch die verständnisvolle Art eines kleinen, zehnjährigen Jungen, der kurz zuvor seinen Großvater verloren hat, wirkte dermaßen unglaubwürdig geschrieben, dass ich mir nur verwundert die Augen reiben konnte.

Dazu ist der Roman mit seinen fast 650 Seiten alles andere als kurz und so habe ich mich zwischenzeitlich, ziemlich durch die Seiten quälen müssen, einfach weil er einige, wie ich fand, vermeidbare Längen aufweist. Ein wenig erinnert mich Lucinda Rileys Frühwerk, an das von anderen berühmten und bekannten Autorinnen; wie zum Beispiel Susan Elizabeth Phillips (Glitterbaby) oder aber Nora Roberts und Sandra Browns erste Versuche im Romantic Suspense Genre. „Der verbotene Liebesbrief“ ist alles andere als ein schlechter Roman, doch leider auch keine durchweg fesselnde Lektüre, sondern zeigt gewisse Schwächen von Debütautoren noch recht deutlich. Wenn man darüber hinwegsehen kann, eingefleischter Fan der Autorin oder einfach nur neugierig ist, auf den ansonsten gelungenen Suspenseplot, kann man aber trotzdem ruhig zugreifen.