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Veröffentlicht am 01.09.2017

Atmosphärisch dichte, spannende Mischung zwischen Krimilektüre und Gothic Novel, mit vielen unerwarteten Wendungen. Unbedingt lesen! Lesetipp!

Grandhotel Angst
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Bordighera, an der Riviera 1899:

Die frisch verheiratete Eleonore, kurz Nell genannt, ist mit ihrem attraktiven, allerdings um einige Jahre älteren Gatten Oliver, auf Hochzeitsreise. Oliver, ein redegewandter ...

Bordighera, an der Riviera 1899:

Die frisch verheiratete Eleonore, kurz Nell genannt, ist mit ihrem attraktiven, allerdings um einige Jahre älteren Gatten Oliver, auf Hochzeitsreise. Oliver, ein redegewandter Kunsthändler, hat sie beide im luxuriösen Hotel „Angst“, einquartiert. Und in der Tat scheint das Hotel seinem Namen alle Ehre machen zu wollen. Denn es ist nicht nur nach seinem Erbauer Adolf Angst benannt, sondern nennt auch einen Hausgeist sein eigen, der in dem Hotel umgehen soll. Eine Frau, angeblich eine ältere Dame, die zu Lebzeiten übersinnliche Fähigkeiten besaß, und der der Landstrich gehörte, auf dem das Grandhotel Angst erbaut wurde. Diese Dame wurde eines Tages, vor einigen Jahren lichterloh brennend gefunden, doch alle Versuche sie zu retten schlugen fehl. Im Dorf munkelt man, sie wäre ermordet worden, doch eine Aufklärung fand nie statt und der Vorfall wurde letztendlich als schrecklicher Unfall abgetan.

Kurz nachdem Nell das Hotel betreten hat, bemerkt eine der Hausangestellten, sogleich die große Ähnlichkeit zwischen ihr und der verblichenen Dame und ist geschockt. Nell ist ebenfalls irritiert, doch Oliver scheint lediglich amüsiert zu sein und hat sowieso nichts für Schauergeschichten über. Ganz im Gegensatz zu Nell.

Sie beginnt neugierig damit, mehr über den Hausgeist in Erfahrung zu bringen, doch dann treffen Nell und Oliver auf einen Geschäftspartner von Oliver, der Nell eindringlich davor warnt, ihrem Mann zu vertrauen. Obwohl Nell nicht zulassen will, dass der Mann Zwietracht zwischen ihnen säht, bleibt doch ein gewisser Zweifel in ihr behaftet, denn in der Tat gibt sich Oliver, was seine Vergangenheit betrifft, äußerst zugeknöpft und leidet mitunter unter schwermütigen Phasen. Bislang glaubte Nell, dass läge daran, dass Olivers erste Frau plötzlich verstarb, doch als Oliver sich immer widersprüchlicher verhält und sie in Momenten, wenn sie ihn nach seiner verstorbenen Frau fragen möchte, hart angeht, fürchtet Nell, dass sie einen Mann geheiratet hat, den sie womöglich gar nicht richtig kennt. Hat Oliver wirklich eine dunkle Seite, oder ist es lediglich ein perfides Spiel, das Olivers Geschäftspartner auf ihre Kosten spielen will? Als dann im Hotel ein Mord geschieht, ist Nell außer sich vor Angst und möchte abreisen. Doch Oliver will bleiben…

Ich habe schon immer ein Faible für gutgeschriebene Gothic Novels, oder auch Schauerrromane genannt, gehabt- leider hatte dieses Genre in einer Zeit Hochkonjunktur, als ich noch lange nicht geboren war. Dennoch freue ich mich immer, wenn ich mal eine Novität erwische, die Elemente der klassischen „Gothic Novel“ aufweist. „Grandhotel Angst“, ist in groben Zügen, dieser Art von Genre zuzuordnen. Allerdings hat man es hier in erster Linie mit einem historischen Krimi zu tun, in der die Romanheldin zwischen Wahrheit und Lüge entscheiden muss. Eine weitreichende Entscheidung, die sie in Lebensgefahr bringen kann.

Die Vermischung zwischen, zugegeben, minimalen paranormalen Elementen und Krimihandlung vor historischem Hintergrund, fand ich gut und vor allem spannend umgesetzt. Emma Garnier, die auch unter weiteren Pseudonymen schreibt, wie etwa Sophie Bonnet oder Heike Koschyk, versteht ihr Handwerk und führt im Verlauf des Romans nicht nur ihre Heldin, sondern auch ihre Leser auf viele falsche Fährten, so dass man bis zum Ende hin, neugierig am Ball bleibt und erst am Ende begreift, wie alles miteinander zusammenhängt.

Zwar befinden sich Nell und Oliver auf Hochzeitsreise, doch sollte man hier keinen Liebesroman erwarten, die romantische Komponente bleibt stets im Hintergrund, ist praktisch so gut wie nicht vorhanden, was mich jedoch absolut nicht gestört hat, da mich die Story so sehr in ihren Bann ziehen konnte. Die Autorin legt einen sehr bildhaften Schreibstil an den Tag, der in Momenten, wenn sie etwa das Hotel und die Umgebung beschreibt, beinahe poetisch anmutet. Ein wenig erinnert mich Emma Garniers Art zu Schreiben, an die von Susanne Goga, deren Romane nicht nur vom Stil, sondern auch thematisch, ähnlich angelegt sind. Wer also Gogas Romane mag, sollte Emma Garniers Krimi unbedingt eine Chance einräumen.

Übrigens las ich vor einigen Jahren bereits schon einmal einen historischen Krimi von Emma Garnier, damals allerdings unter ihrem Pseudonym Heike Koschyk erschienen (Pergamentum), der mich genauso sehr begeistern konnte, wie nun „Grandhotel Angst“ und den ich allen Fans historischer Krimilektüre nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 01.09.2017

Will und Ava- Was sich neckt, das liebt sich? Wunderschöner 2. Teil der „Knickerbocker-Club“ Reihe von Joanna Shupe. Unbedingt lesen!

Gentlemen of New York - Rau wie Eisen
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Ava, hat sich einen gewagten Weg überlegt, um ausreichend Geld verdienen zu können, damit sie ihre jüngeren Geschwister durchbringen kann. Tag für Tag verkleidet sie sich als Medium und ist eine durchaus ...

Ava, hat sich einen gewagten Weg überlegt, um ausreichend Geld verdienen zu können, damit sie ihre jüngeren Geschwister durchbringen kann. Tag für Tag verkleidet sie sich als Medium und ist eine durchaus erfolgreiche Darstellerin in ihrem Metier. Sogar Will Slones Bekannter, ein Politiker, sucht regelmäßig ihren Rat. Als Will, der unermesslich reiche Eisenbahnbaron, der ebenfalls in naher Zukunft in die Politik gehen will, davon erfährt, fürchtet er um die negative Presse, wenn publik wird, dass ein Politiker sich bei seinen weit reichenden Entscheidungen, auf den Rat eines windigen Mediums verlässt und so beschließt er, Ava aufzusuchen und sie darum zu bitten, in anderen Gefilden zu betrügen.

Doch Ava ist so ganz anders, als er es sich je in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Sie weigert sich vehement, bietet ihm selbstbewusst die Stirn und sagt ihm, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten scheren. Will, dem bislang alles in den Schoß fiel, ist mehr als irritiert, aber auch interessiert an der cleveren jungen Frau. Besonders, als er den Grund für ihre Auftritte als Medium erfährt. Doch mehr als eine stürmische Affäre hat Will Ava nicht anzubieten, oder?

Nachdem mir der erste Teil der „Knickerbocker-Club“ Reihe von Joanna Shupe bereits außerordentlich gut gefallen hatte; für mich eines der erstaunlichen Debüts der vergangenen Jahre im Bereich der Historical Romances, war ich nun schon sehr gespannt darauf, zu erfahren, ob es der Autorin gelingen würde, Will, den herrischen, steifen Bruder der Heldin des ersten Teils, in seiner Story sympathischer wirken zu lassen. Zugegeben, natürlich wandelt sich Will nicht vom nüchternen, karrierebesessenen Mann zum heiteren „Hans Dampf in allen Gassen“, doch man erfährt nun die Gründe, die dazu führten, dass Will sich so machtbesessen verhält. Und diese Gründe lassen ihn menschlicher und auch verletzlicher erscheinen. Kurz, man kann sich als Leser gut in seine Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen und begreift, dass hinter seiner starken Seite, eine verletzliche Seele ruht. Ava ist dazu einfach eine wunderbare Heldin, die mutig, taff, einfallsreich und clever ist und vor allem Humor und Selbstbewusstsein besitzt. Sie hatte vor Jahren eine unglückliche Liebschaft, und traut den höher gestellten Gentlemen eigentlich nicht mehr wirklich über den Weg. Bis Will in ihr Leben tritt, mit dem sie sich, trotz aller Anziehungskraft leidenschaftliche und amüsante Wortgefechte liefert, die mir einige Schmunzler beim Lesen beschert haben.

Wieder einmal ist mir aufgefallen, wie sehr Joanna Shupes Art zu schreiben, der von Lisa Kleypas ähnelt. Und auch ihre Heldenpaare sind gleichermaßen vielschichtig und sympathisch gestrickt, so dass man hier, nach dem bereits wunderschönen ersten Teil der Reihe, abermals einen Historical mit viel Wohlfühlatmosphäre geboten bekommt. Die Liebesszenen sind sehr „hot“, allerdings steht jederzeit die Story und die Romantik im Fokus und man nimmt es der Autorin ab, warum sich Will und Ava letztendlich ineinander verlieben. Interessant und authentisch geschildert, fand ich auch wieder den historischen Bezug und empfand „Rau wie Eisen“, sogar als noch einen Ticken besser, als den Vorgängerband. Wer ein Herz für Historical Romances hat, sollte sich diesen wunderschönen Roman nicht entgehen lassen. Es lohnt sich!

Veröffentlicht am 22.08.2017

Kein Thriller- eher ein eindringlich geschildertes Familiendrama, das jedoch zu viele „Baustellen“ aufweist, welche die Autorin nicht überzeugend aufzulösen vermag.

Die gute Tochter
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USA 1989:

Die beiden Schwestern Samantha und Charlie, leben zusammen mit ihren Eltern Gamma und dem Anwalt Rusty in einem beschaulichen kleinen Örtchen. Ein Ort, in dem jeder jeden kennt, diverse Gerüchte ...

USA 1989:

Die beiden Schwestern Samantha und Charlie, leben zusammen mit ihren Eltern Gamma und dem Anwalt Rusty in einem beschaulichen kleinen Örtchen. Ein Ort, in dem jeder jeden kennt, diverse Gerüchte schnell die Runde machen. Da Rusty stets diejenigen Menschen zu verteidigen pflegt, die von allen anderen bereits abgeschrieben und für schuldig erklärt wurden, bekommt er sehr oft Gewalt und Morddrohungen, was ihn jedoch nicht davon abhält, unbeirrt weiter seinen Weg zu gehen.

Eines Abends, als Rusty noch auf der Arbeit ist, werden Gamma und die Mädchen von zwei vermummten Männern überfallen. Obwohl sie eigentlich nur Rusty „auf den Zahn fühlen“ wollten und mit den Frauen gar nicht gerechnet haben, kommt es schnell zur Eskalation der Situation, bei der Gamma, vor den Augen ihrer Kinder erschossen wird. Da Charlie eine der beiden Männer erkannt hat, wollen diese sich nun auch der Mädchen entledigen. Nachdem Samantha niedergeschossen wurde und in eine Grube im Wald stürzte, erwacht Charlie endlich aus ihrer Erstarrung und versucht zu fliehen. Schutz findet sie bei einer Lehrerin und ihrem Mann aus dem Ort…

USA Gegenwart:

Charlie befindet sich mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort, wie sie geschockt bemerken muss, als sie die Pikeville Middle School betritt. Denn nicht nur ihr One Night Stand vom Vortag befindet sich darin, mit dem sie die versehentlich vertauschten Handys auswechseln will, sondern auch eine Amokschützin. Obwohl sie wie unter Zwang zum Ort des Geschehens läuft, kann sie den Tod zweier Menschen, des eines Lehrers und einer Schülerin, nicht mehr verhindern. Beim Eintreffen der Polizei gerät die Situation schnell außer Kontrolle, da die Polizisten mit äußerster Gewalt gegen die vermeintliche Täterin vorgehen, die selbst noch ein halbes Kind und geistig äußerst schlicht gestrickt ist. Charlie geht dazwischen, was ihr zwei Veilchen einbringt. Kurz darauf befindet sie sich im Verhör mit einer Mitarbeiterin des FBIs wieder und ahnt sehr schnell, dass es um mehr gehen muss, als die Mitarbeiterin ihr zu diesem Zeitpunkt verraten möchte. Währenddessen will Rusty, Charlies Vater, dass sie so lange, bis er den Fall übernehmen kann, für ihn einspringt. Doch die kurzfristige Stellvertretung verlängert sich plötzlich, als Rusty vor seinem Haus niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wird. Rusty bittet Charlie darum, ihre Schwester Sam zu kontaktieren. Diese, ebenfalls eine erfolgreiche Anwältin, soll die Amokschützin vertreten. Eine überaus schwierige, bedrückende Situation für die beiden Schwestern, die sich seit ihrem Schicksalsschlag von einst, nie wieder richtig nahe gekommen sind.



Karin Slaughters, aktueller, über sechshundert Seiten starker Roman „Die gute Tochter“, ist eigentlich, mag er auch als Thriller deklariert sein, alles andere, als das. Vielmehr ist es ein eindringlich geschildertes Familiendrama, das die Autorin ihren Lesern diesmal präsentiert. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Obwohl Charlie den größten Anteil an der Story hat, ist sie dennoch keinesfalls die Hauptakteurin, denn es stehen sowohl Sam, als auch Charlie zu gleichen Teilen im Fokus des Geschehens. Man erfährt im Laufe des Romans, wie beide mutig versuchen, ihr Trauma zu verarbeiten und begreift schnell, dass sowohl Sam, als auch Charlie, (auch gegen Ende des Romans) noch einen weiten Weg vor sich haben, um alles hinter sich zu lassen. Leider hat ihr schwesterliches Verhältnis sehr gelitten, was Rusty sehr bedauert, auch wenn er sich nach außen hin, als kalter, abgebrühter Anwalt gibt. Es ist ein Roman, in dem eine leicht zerrüttete Familie versucht sich anzunähern und Missverständnisse und Geheimnisse auszuräumen. Während Charlie dazu mit Eheproblemen zu kämpfen hat, war Sam verheiratet, bis ihr Mann knapp ein Jahr zuvor nach schwerer Krankheit verstarb. Fast zur Nebensache deklariert, wird bei allen den auftretenden familiären Problemen, der Kriminalfall in den die Schwestern verstrickt werden und ehrlich gesagt, fand ich diesen auch recht unspektakulär und alles andere als undurchsichtig inszeniert. Man ahnt als Leser sehr schnell, worauf die Autorin hinaus will, was der Spannung nicht gerade dienlich ist.

Zwar fand ich, dass die Akteurinnen Sam und Charlie vielschichtig charakterisiert wurden, doch waren sie mir leider alles andere als sympathisch, was es mir schwerer gemacht hat, in gewissen Situationen Verständnis für sie aufbringen zu können. Zumal einiges unglaubwürdig wirkte. Das jemand ein dreifaches Trauma dermaßen „wegstecken“ konnte, ohne in all den Jahren zuvor Probleme zu bekommen, wollte mir einfach nicht einleuchten. Und Charlies Eheprobleme in der Gegenwart, wurden auch recht kurz und knapp abgewickelt; hier hätte ich mir ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl seitens der Autorin gewünscht.

Aber auch Sams körperliche Defizite, seit ihrer schweren Schussverletzung und ihr Umgang damit, fanden zwar immer mal kurzfristig Erwähnung, doch fand ich es seltsam, dass diese Thematik und Sams Verzweiflung darüber, nicht eindringlicher behandelt wurde.

Etwas sehr gewollt und konstruiert wirkend, war dann, gegen Ende der Story, der Bogen, den die Autorin zu den damaligen Geschehnissen schlagen wollte.

Es ist sicher kein schlechter Roman, den Karin Slaughter hier abgeliefert hat, doch hatte ich mir einen spannenden Thriller erhofft- dass manche Beschreibungen dabei eher in Richtung „blutige Schlachtplatte“ gehen und nichts für zart besaitete Leser sind, weiß man, wenn man zu einem Slaughter greift zumeist. Ich hätte auch nichts gegen ein eindringlich geschildertes Familiendrama gehabt, dass „Die gute Tochter“ im Großen und Ganzen dann auch ist, doch leider hat die Autorin hier etwas zu viel gewollt und zu viele Themen miteinfließen lassen, wobei sie sich meiner Meinung nach etwas verzettelt hat, da sie ihnen nicht allen zur Gänze gerecht werden konnte.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Ein spannender, neuer Kriminalfall für Lydia Louis und Chris Salomon, der Chris diesmal an seine mentalen Grenzen bringt.

Die Tränen der Engel
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Wie elektrisiert ist Kriminalhauptkommissar Chris Salomon, als er eines Tages die Zeitung aufschlägt, in dem über einen rätselhaften Fall in Portugal berichtet wird. Dort überlebte die junge Ana praktisch ...

Wie elektrisiert ist Kriminalhauptkommissar Chris Salomon, als er eines Tages die Zeitung aufschlägt, in dem über einen rätselhaften Fall in Portugal berichtet wird. Dort überlebte die junge Ana praktisch unverletzt einen Sturz aus großer Höhe, von einer Brücke. Man ist sich nicht sicher, ob sie sich umbringen wollte, oder womöglich doch nur schlafgewandelt ist. Ana hat nicht nur den Namen mit Chris verschwundener Tochter gemein, denn auch äußerlich gleicht sie ihr bis aufs Haar. Kann es tatsächlich sein, dass Chris endlich eine Spur hat, zu seiner bereits tot geglaubten Tochter, die vor Jahren spurlos verschwand? Er vertraut sich seiner Kollegin und besten Freundin Lydia Louis an, die dank ihres portugiesischen Vaters, perfekt die Landessprache spricht und versteht und die ihm rät, nach Lissabon zu reisen. Obwohl Chris Freundin Sonja hochschwanger ist und ihr Junge beinahe täglich kommen könnte, hält Chris die Ungewissheit nicht aus und so reist er mit Lydia im Schlepptau doch in die portugiesische Hauptstadt, was Sonja mehr als beunruhigt. Doch sie hat auch Verständnis für die Suche.

In Lissabon angekommen, lernen die beiden Ermittler den portugiesischen Polizisten Vitor Fidalgo kennen, der selbst ein persönliches Interesse daran hat, dass der Fall um junge Mädchen, die sich nach Ana, ebenfalls von der Brücke stürzten, aber dabei ums Leben kamen, aufgeklärt wird. Kann es wirklich sein, dass die Mädchen Selbstmord im Sinn hatten, oder steckt etwas anderes dahinter? Und wie passt Ana hinein in die Geschichte? Obwohl Chris und Lydia alle Hebel in Bewegung setzen, um Ana persönlich zu sprechen, stoßen sie auf Widerstand; Anas Familie schirmt sie dermaßen ab, dass sich Chris sicher ist, dass Anas Familie etwas zu verbergen hat. Besonders, als auch noch ein Anschlag auf Chris verübt wird…

Nach dem, wie ich fand, eher mäßigen Vorgängerband der Louis & Salomon Reihe „Wer nicht das Dunkel kennt“, wollte ich der Autorin und der Serie dennoch eine weitere Chance geben, besonders, als ich erfuhr, dass die Handlung von„Die Tränen der Engel“ diesmal in einem anderen Land spielt; nämlich in Portugal. Die Autorin lässt die portugiesische Hauptstadt, dank ihres sehr bildhaften Schreibstils, lebendig vor dem Auge der Leser entstehen und ich mochte auch das besondere Flair, das hier verströmt wird, sehr.

Zudem fand ich auch den Kriminalfall um einiges spannender geraten, als den im Vorgängerband. Es gibt leider auch ein „aber“, das mich von einer Höchstbewertung abgehalten hat. Zwar mag ich Romanfiguren mit Ecken und Kanten, doch verhält sich Chris Salomon, bei allem Verständnis für sein Leid, manches Mal viel zu überbordend- er wirkt rein vom Verhalten her, eher wie eine zickige, nörgelige, schnell eingeschnappte Frau, also alles andere als männlich, was mich beim Lesen überaus irritiert hat.

Und ich fand auch ganz ehrlich, dass Chris und Sonjas Privatleben viel zu knapp und lieblos abgehandelt wurde. Chris Verzweiflung in gewissen Momenten, wirkte auf mich leider daher gar nicht echt.

Lydia ist mir im vierten Teil der Reihe allerdings nun mehr ans Leserherz gewachsen und ich bin sehr gespannt darauf, ob und wie die Autorin im Laufe der Reihe, gewisse Geheimnisse lüften wird und ob es irgendwann doch eine Chance für Chris und Lydia geben wird.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Humoriges modernes Märchen, bei dem kein Auge trocken bleibt. Unbedingt lesen!

Saufen nur in Zimmerlautstärke
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Adam ist Rechtsanwalt, verheiratet und Vater einer Tochter. Eigentlich hat er alles, was man braucht um glücklich zu sein, oder? Diese Frage stellt sich ihm, als er eines Tages mitten im Park zusammenbricht ...

Adam ist Rechtsanwalt, verheiratet und Vater einer Tochter. Eigentlich hat er alles, was man braucht um glücklich zu sein, oder? Diese Frage stellt sich ihm, als er eines Tages mitten im Park zusammenbricht und nach einem plötzlichen Herztod wieder zurück ins Leben geholt werden kann. Vor allem aber braucht er Erholung, sagt der behandelnde Arzt und verschafft dem Workaholic Adam, eine einwöchige Reise nach Island, wo er seine Seele einmal ordentlich baumeln lassen soll. Doch kaum ist Adam angekommen, liegt seine Exgeliebte bei ihm im Bett, die er sich nur mit Mühe vom Hals halten kann und stürzt fast von einer Klippe. Lediglich einem kleinen, haarigen Mann ist es zu verdanken, dass Adam dieses Abenteuer überlebt und er zeigt sich ausgesprochen dankbar seinem Retter gegenüber. Hätte Adam mal besser auf seine genaue Wortwahl geachtet! Denn Magnus, sein Retter, ist ein waschechter Troll, was Adam so gar nicht glauben kann und genießt auf Island Sonderrechte. Und durch eine Verknüpfung unglücklicher oder glücklicher Umstände- je nachdem, aus welcher Warte man es nun sieht, hat Adam Magnus nun an der Backe. Adams Erholungsurlaub ist schneller vorbei, als er dachte und mit Magnus im Schlepptau in Berlin, erlebt er nun die wahre Hölle auf Erden. Doch seltsamerweise bringt der kleine Kerl nicht nur Chaos in Adams Leben, sondern auch Freundschaft und Einsicht. Kann Magnus jedoch Adams zahlreiche Schwierigkeiten aus dem Wege räumen? Immerhin werden Trolls ja magische Fähigkeiten nachgesagt…

Seit ich vor ein paar Jahren Haus Raths „Paul“-Trilogie las, bin ich ein Fan des Autors, denn ich liebe es einfach, wie seine Protagonisten anfangs ziellos durchs Leben stolpern, aber jeder noch so argen Situation, trotzdem eine gewisse Portion Humor oder Selbstironie abringen können. Man findet sich oft selbst wieder in manchen Gedankengängen von Hans Raths Figuren- fühlt sich manches Mal zwar ertappt, ist aber auch amüsiert. Zugegeben, gewisse Situationen, die Adam in diesem Roman durchleben muss, mögen vielleicht etwas unglaubwürdig, hust vielleicht auch überspitzt, anmuten, doch wer moderne Märchen mag, wird sicherlich seine helle Freude an Hans Raths aktuellem Roman haben. Nicht nur Adam ist sympathisch gestrickt, sondern auch der lebenskluge, viele Weisheiten von sich gebende Troll Magnus, der wenig Verständnis für menschliche Regeln hat, alles wortwörtlich nimmt und Adams Leben ins völlige Chaos stürzt. Ich habe beim Lesen des Romans „Saufen nur in Zimmerlautstärke“ , der übrigens wieder einmal aus der „Ich-Perspektive“ des Romanhelden geschildert wird, Tränen gelacht und empfehle dieses „Gute-Laune“ Buch allen Lesern, die, genau wie ich, gutgeschriebene, humorige moderne Märchen mögen.