Kann Liebe wirklich alles überwinden? Ein Roman voller Melancholie und Lebensklugheit. Allerdings eher nichts für Freunde des leichten, beschwingten Happy-End-Romans
Mit meinem ganzen LebenRora und Carl lernten sich bereits als Kinder kennen, wurde beste Freunde und entdeckten etwas später die erste große Liebe miteinander. Doch Rora und Carl mussten bereits einige Schicksalsschläge hinnehmen; ...
Rora und Carl lernten sich bereits als Kinder kennen, wurde beste Freunde und entdeckten etwas später die erste große Liebe miteinander. Doch Rora und Carl mussten bereits einige Schicksalsschläge hinnehmen; so wie den Fortgang von Carls Mutter oder den plötzlichen Selbstmord von Roras Mutter, was sie seelisch sehr fragil hat werden lassen. Bei Carl äußert sich das Zurückgelassenwerden darin, dass er sich immer wieder in gefährliche Situationen hineinmanövriert; mehr noch, auch Rora stiftet er zu einigen Mutproben an, weil er sich dadurch immer wieder ihrer bedingungslosen Liebe versichern möchte. Und obwohl Rora diese unberechenbare Seite an Carl hasst, weiß sie doch, dass er sie liebt und ihr nie etwas Böses tun würde. Als sich Carl mit einem anderen Jungen anfreundet, fürchtet Rora eine zeitlang, nur noch das dritte Rad am Wagen zu sein…
Viele Jahre später:
Weil ihr Vater schwer erkrankt ist und ihm nur noch wenige Zeit auf Erden bleibt, kehrt Rora, zusammen mit ihrer kleinen Tochter Ursula zurück in ihre Heimatstadt Hastings, um dort ihrem rastlosen Vater, einem Historiker, der an seinem letzten Buch arbeitet, beizustehen. Doch das Verhältnis zu ihrem Vater ist äußerst schwierig, seit dieser sich nach dem Selbstmord der Mutter zurückzog und keinen mehr an sich heran ließ. Ursula dagegen schließt ihren Großvater schnell in ihr Herz und es gelingt ihr schließlich, eine erste Brücke zwischen Mutter und Großvater zu bauen. Rora jedoch hat noch einige andere Probleme, doch bislang hat sie sich keiner Menschenseele anvertraut. Dann lernt sie den fröhlichen, lebensklugen Kristoff kennen, der Rora schnell klar macht, dass er sich eine Beziehung mit ihr vorstellen könnte. Doch Rora ist hin und hergerissen, denn in Hastings lebt auch immer noch Carl, ihre große Liebe von einst. Und sie verbindet ein dunkles Geheimnis…
Zunächst stieß mir das wunderschöne Coverbild von „Mit meinem ganzen Leben“, ins Auge und nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, erhoffte ich mir eine spannende Story. Nun, um es vorweg zu nehmen, ich hatte mich wohl etwas täuschen lassen vom Klappentext, denn das dunkle Geheimnis, das Rora und Carl miteinander verbindet, ist eigentlich schnell erahnbar. Zumindest mir erging es so beim Lesen. Ich hatte mir nach der ersten Hälfte des Buches schon gedacht, was einst geschehen sein mochte, das Rora und Carl auseinander brachte. Nichtsdestotrotz fand ich die Geschichte gut geschrieben, wobei ich zugeben muss, dass die Autorin ihre Protagonisten ein wenig zu sehr beutelt, was bei der Vielzahl an Schicksalsschlägen ein wenig zu unglaubwürdig anmutet. Und auch das Ende des Romans ist alles andere als happyendlastig. Ich fand es sehr schade, wie die Autorin ihren Roman enden lassen hat und hätte mir eine weniger einfache, weniger tragische Lösung gewünscht.
Andererseits ist der Roman angefüllt mit vielen Sätzen, die voller Weisheit und Lebensklugheit klingen und mir sehr unter die Haut gingen beim Lesen. Zugegeben, Rora und Carl, und auch die Nebenfiguren dieser Geschichte, sind keine einfach gestrickten Akteure, sie wirken ob ihrer Vergangenheit ein wenig schwer zugänglich, was mich jedoch nicht weiter gestört hat, weil die Autorin plausible Gründe für deren Verhalten anbietet. Normalerweise hätte ich für „Mit meinem ganzen Leben“, 3.5 von 5 Punkten vergeben, weil mich doch ein paar Sachen daran gestört haben, wie etwa die gehäuften Schicksalsschläge. Weil die Autorin aber einen so angenehmen Schreibstil besitzt und dazu so viel Lebensklugheit miteinfließen lassen hat, habe ich dann doch noch einen halben Punkt aufgerundet. Denn immerhin konnte ich den Roman zwischenzeitlich kaum weglegen und habe auch noch nach dem Lesen eine Weile darüber nachdenken müssen. Ein Indiz dafür, dass mir die Story unter die Haut gegangen ist.