Typisch englischer Gruselroman- unheimlich, atmosphärisch dicht und spannend -Gänsehaut garantiert!
Die Frau in SchwarzAls die Familie von Rechtsanwalt Arthur Kipps einen Tag vor Weihnachten in der behaglichen Stube zusammen sitzt und sich zu ihrem Vergnügen Spukgeschichten erzählt, kann das Familienoberhaupt dagegen keinerlei ...
Als die Familie von Rechtsanwalt Arthur Kipps einen Tag vor Weihnachten in der behaglichen Stube zusammen sitzt und sich zu ihrem Vergnügen Spukgeschichten erzählt, kann das Familienoberhaupt dagegen keinerlei Amüsement entwickeln. Zu sehr haben sich mysteriöse Ereignisse, die ihm einst widerfuhren, verschreckt und Narben auf seiner Seele hinterlassen. Aufgewühlt macht er einen Rundgang um das Haus und beschließt am Ende die dunklen Geheimnisse seines Lebens, die er nie zuvor jemandem erzählte; aufzuschreiben, die jedoch erst nach seinem Tod gelesen werden sollen.
Jahre zuvor: Arthur Kipps ist ein angehender Rechtsanwalt und wird von seinem Seniorpartner in ein sehr ländlich gelegenes Örtchen an der Küste namens Crythin Grifford geschickt, um dort den Nachlass der verblichenen Mrs. Dablow zu regeln und die Kanzlei bei der Beerdigung zu vertreten. Mrs.Dablows Beerdigung betrübt Arthur sehr, denn sie scheint weder Freunde noch Familie gehabt zu haben. Lediglich eine mysteriöse Frau in schwarzer Witwentracht nimmt an dem Gottesdienst teil. Als Arthur wenig später neugierig einen Dörfler nach dieser Frau fragt, die er auch noch auf dem Friedhof stehen sieht, reagiert dieser völlig verängstigt und sucht umgehend das Weite. Auch in der Pension in der Arthur für die Dauer seines Aufenthaltes ein Zimmer bezogen hat, will man ihm keinerlei Auskünfte über die Frau geben, was ihn sehr verwundert. Am nächsten Tag lässt er sich zum Anwesen der verstorbenen Mrs. Dablow kutschieren, das so ungünstig liegt, dass man es nur bei Ebbe erreichen kann. Dort will er sich durch die Berge an Papieren durcharbeiten- doch nur kurze Zeit später zieht Nebel auf und es kommt auf dem Anwesen und der näheren Umgebung zu unerklärlichen Vorkommnissen, die Arthur in Angst und Schrecken versetzen…
Hinter dem Roman „Die Frau in Schwarz“, verbirgt sich ein Gruselschocker allererster Güte für alle Fans des englischen Schauerromans. Man sollte jedoch nicht erwarten, dass es in der Geschichte allzu blutrünstig zugeht. Susan Hills Stilmittel sind altmodisch aber dabei sehr atmosphärisch. Man nehme eine düstere Grundstimmung, eine mysteriöse Geistererscheinung und eine tragische Geschichte und mixe sie mit Vorkommnissen, die Urängste in uns heraufbeschwören und dank des eindringlichen bildhaften Schreibstils der Autorin sieht man das Haus in dem es spukt, plötzlich aus Arthurs Augen. Auf knapp 200 Seiten erzählt Susan Hill eine Gruselgeschichte, die leider viel zu schnell ausgelesen ist. Zunächst lullt die Autorin den Leser ein; wiegt ihn in trügerischer Sicherheit, in dem sie in der ersten Hälfte des Romans Arthurs Reise nach Crythin Grifford beschreibt, die sich recht unspektakulär gestaltet. Auch Arthurs erste Begegnung mit dem Haus seiner verstorbenen Klientin ist nicht allzu ungewöhnlich beschrieben. Die Spannung steigt jedoch ab dem Zeitpunkt als er der Frau in Schwarz erneut begegnet von Seite zu Seite: Schauriger Höhepunkt ist der Moment, als Arthur in dem Haus übernachtet. Der Autorin gelingt das Kunststück; die Geschehnisse, die Arthur auf dem Anwesen durchleben muss, trotz minimalistischer Mittel so gruselig darzustellen, dass ich den Roman vor lauter Spannung und Gänsehautmomenten einfach zwischenzeitlich aus der Hand legen musste, weil ich es nicht länger aushielt und so was geschieht mir wirklich selten! Was einst in diesem Haus geschah und welche Rolle die Frau in Schwarz dabei spielte, ist eigentlich fast nebensächlich, denn das kann sich der Leser selbst zusammenreimen.
Im Fokus steht dagegen das Grauen, das Böse und die Ohnmacht aller Beteiligten, die jemals mit der Frau in Schwarz zu tun hatten und haben.
Im Nachhinein fand ich es ein wenig schade, dass sich die Autorin, während sie großen Wert darauf legte eine atmosphärisch dichte, schaurige Geschichte zu erzählen, dagegen ein wenig schwer damit getan hat, ihre Akteure tiefgründiger zu beschreiben. Zwar ist ihre Hauptfigur Arthur ein sympathischer Protagonist, doch ich hätte sehr gerne etwas mehr über ihn und auch die anderen Nebenfiguren wie Mr. Daily erfahren. Wer jedoch in erster Linie einen typisch englischen Schauerroman lesen möchte, wird von „Der Frau in Schwarz“ begeistert sein.
Kurz gefasst: Typisch englischer Gruselroman- unheimlich, atmosphärisch dicht und spannend -Gänsehaut garantiert!