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Veröffentlicht am 21.11.2022

Nette, erotisch prickelnde, aber auch recht seichte Contemporary Romance

Secret Royal
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Der Amerikaner Nick Vane, seinerzeit mit großem Erfindergeist gesegnet der ihm reichlich Geld in die Kassen spülte, staunt nicht schlecht, als er eines Tages einen Anruf aus dem fernen Großbritannien erhält. ...

Der Amerikaner Nick Vane, seinerzeit mit großem Erfindergeist gesegnet der ihm reichlich Geld in die Kassen spülte, staunt nicht schlecht, als er eines Tages einen Anruf aus dem fernen Großbritannien erhält. Als er jedoch erfährt dass es sein Großvater höchstpersönlich ist, der ihn durch seine Sekretärin zu sich bittet, schaltet er zunächst auf stur. Denn der kaltherzige alte Mann gehört nicht gerade zu Nicks Lieblingsmenschen.

Nick hat jedoch nicht mit der Hartnäckigkeit der arbeitseifrigen Sekretärin Brooke Chapman-Powell gerechnet, die sich nicht abschütteln lässt.
Sie macht ihm klar, dass er sich nicht vor der Verantwortung der Erbe seines Großvaters zu sein, drücken kann, da viele Jobs auf dem Spiel stehen, wenn er auf das Erbe und den Familiensitz nebst Ländereien verzichtet, sobald der Earl of Englefield das Zeitliche gesegnet hat.

Nick, neugierig geworden gibt nach, reist über den großen Teich und muss insgeheim zugeben dass die kühle Brooke sein Blut zum Kochen bringen kann, was nicht nur an ihrem frechen Mundwerk liegt. Doch was sich neckt, liebt sich vielleicht auch irgendwann, oder?
Jedoch nicht, wenn es nach den Wünschen des Earls geht, der eine ganz andere Partie für seinen Enkel im Auge hat. Nick soll auf alle Fälle standesgemäß heiraten und keinesfalls eine Bürgerliche.

Dumm nur für den Earl, dass Nick genau weiß was er will und vor allem will er alles das, was sein Großvater ablehnt. Denn der alte Herr trägt die Schuld daran, dass die Ehe seiner Eltern zerbrach und Nick nach dem Tod der Mutter in einem Kinderheim aufwachsen musste.
Nick hasst seinen Großvater also abgrundtief und würde lieber heute als morgen wieder abreisen aus dem versnobten Land mit den seltsamen Sitten und Gebräuchen….

Der Klappentext des Romans von Avery Flynn versprach eine amüsante, nette und erotische Liebesgeschichte und da ich bislang noch nichts von der Autorin kannte, griff ich nur zu gerne zu, um ihrer neuen Trilogie eine Chance zu geben.
Und auf den ersten Blick habe ich auch durchaus eine nette, leichte und humorige Unterhaltung bekommen, allerdings auch nicht mehr als das.
Ich fand einfach, dass man aus der Geschichte noch ein wenig mehr hätte machen können und dass die Ernsthaftigkeit und der Tiefgang in den wichtigen Momenten ein bisschen zu kurz kamen.

Die Streitgespräche zwischen Nick und Brooke sind durchaus ganz witzig geschrieben, aber nicht jeder Gag zündet so wirklich. Andererseits ist Humor ja auch reine Geschmackssache.

Was ich seltsam fand, war, dass der Großvater, der als sturer, stolzer Mann beschrieben wurde, aber eigentlich das Herz am rechten Fleck trägt, seinen Enkel im fernen Amerika in einem Heim versauern ließ. Ein derart kaltes Verhalten kann man leider auch nicht durch fadenscheinige Entschuldigungen ausräumen und so bleibt am Ende ein übles Geschmäckle beim Lesen der „Aussprache“ zwischen Nick und dem alten Herrn.

Der Schreibstil von Avery Flynn ist eingängig. Dazu ist der Roman in recht großer Schrift gedruckt und lässt sich schnell weglesen, aber ehrlich gesagt fand ich die Ausdrucksweise teilweise schon etwas zu vulgär für meinen Geschmack. Die Liebesszenen sind recht hot und sexy, aber ich muss zugeben, dass Schreibstil sowohl Aufbau der Lovestory nicht so wirklich meinem persönlichen Lesegeschmack treffen konnten.
Der Roman wirkt eher wie ein auf 350 Seiten ausgewalzter Heftroman, dem es einfach an der nötigen Tiefe fehlt und in dem die Hauptfiguren zwar sympathisch aber auch ein wenig blass bleiben. Und Nicks zwischenzeitlicher Rückzug, sorgt eher wie eine künstliche Verlängerung der Story auf Biegen und Brechen.

Kurz gefasst: Nette, erotisch prickelnde, aber auch recht seichte Contemporary Romance.


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Veröffentlicht am 24.10.2022

Unterhaltsamer Psychothriller mit hauchdünnem, teils unglaubwürdigen Plot und ahnungsloser TSTL Heldin, die einem den letzten Nerv rauben kann

Gewittermädchen
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Emily ist eine junge, verträumte Frau mit Schauspielerambitionen. Dumm nur, dass ihr Lampenfieber bei Vorsprechen zu groß ist, als dass sie jemals eine Rolle bekommen würde. Überhaupt läuft einiges schief ...

Emily ist eine junge, verträumte Frau mit Schauspielerambitionen. Dumm nur, dass ihr Lampenfieber bei Vorsprechen zu groß ist, als dass sie jemals eine Rolle bekommen würde. Überhaupt läuft einiges schief in ihrem Leben, was auch die Liebe einschließt. Als sie auch noch ihren „normalen“ Bürojob verliert, ist sie am Boden zerstört und weiß nicht weiter. Doch durch einen Wink des Schicksals, scheint ihr, läuft sie kurz nach ihrer Kündigung ihrem Chef in die Arme, der sie geistesgegenwärtig davor rettet von einem Bus überrollt zu werden.
Emily ist hingerissen, trotz ihrer Lage, denn sie fühlt sich sehr von ihrem Ex-Chef angezogen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie ein neues Jobangebot dass er ihr unterbreitet bereitwillig, beinahe glücklich, annimmt.
Emily soll in Zukunft als eine Art Hauswart und Mädchen für alles im Haushalt von Scotts Frau arbeiten. Emily glaubt bereits, sie hätte das große Los gezogen, denn das luxuriöse, abgelegene Anwesen befindet sich direkt an der französischen Küste.

Als Emily dort eintrifft, ist sie fasziniert von dem Gebäude, aber auch von Scotts Ehefrau Nina, die sich herzlich und freundlich um sie bemüht. Außerdem lebt dort noch Scotts und Ninas kleine Tochter Aurelia, die ihr ein wenig schwierig erscheint. Aurelia spricht nicht, hat unkontrollierte Wutanfälle und ist zudem mit einer rätselhaften Sonnenallergie geplagt, die sie davon abhält, lange im Freien zu verweilen.
Aber auch Aurelia schließt Emily schnell in ihr Herz, wäre da nicht der undurchschaubare Gärtner, der sie auf Schritt und Tritt zu überwachen scheint…

Ich habe eine Schwäche für gutgemachte Psychothriller und freute mich daher sehr, als ich dieses Buch bei einer Verlosung gewann. Nun, nach dem Lesen bin ich etwas hin und hergerissen, ob meiner Bewertung. Zum einen ist „Gewittermädchen“ durchaus ein Roman, der sich gut lesen lässt und die Neugierde seiner Leser zu schüren vermag, wenn auch in der ersten Hälfte der Story nicht so viel geschieht im „Paradies“.
Wären da nicht die unsympathischen Romanfiguren, die es einem sehr schwer machen, überhaupt einen Funken Sympathie für sie zu entwickeln.
Während man praktisch schon auf den ersten Seiten erfährt, dass Scott überaus manipulativ ist, umgibt zumindest Nina noch der Hauch des Geheimnisvollen. Mit Emily hingegen, hat die Autorin eine Hauptfigur geschaffen, die einem den letzten Lesenerv rauben kann.
Sie als naiv zu bezeichnen, wäre beschönigt, denn Emily ist eine dermaßen furchtbare TSTL (Too stupid too live/too dumb too die) Heldin, dass ich zwischenzeitlich versucht war, einige Romanseiten zu überlesen.

Zugegeben, das Romankonstrukt verlangt nach einer naiven Person, weil es sonst unglaubwürdig wirken würde, aber manche von Emilys Handlungen und Gedankengängen sind einfach nicht mehr nachvollziehbar für einen Menschen im Erwachsenenalter.

Und das Showdown gegen Ende der Story wirkt ebenfalls wie eine unglaubwürdige Mär, mit der Anna Downes wohl kaum einen Leser überzeugen wird. Emilys Bedenkzeit, bis sie das Richtige tut, dauerte mir ebenfalls viel zu lange, aber immerhin passte es zu ihrem bisherigen Verhalten. Lediglich das Geheimnis das Scott, Nina, die Tochter und das Anwesen umgibt, ließ mich neugierig weiterlesen und tatsächlich gelang es der Autorin letztendlich noch, mich diesbezüglich zu überraschen. Nur allein aus diesem Grund habe ich vier von fünf Lesepunkten bei meiner Bewertung vergeben, also mit viel Wohlwollen aufgerundet.
Empfehlen würde ich diesen Psychothriller wohl nur Lesern, die keine Probleme mit naiven Romanheldinnen oder Helden haben und stets das Falsche tun.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Psychothriller mit hauchdünnem, teils unglaubwürdigen Plot und ahnungsloser TSTL Heldin, die einem den letzten Nerv rauben kann.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Gut geschriebene, aber auch recht modern wirkende Historical Romance

Die Lady und der Leibwächter
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Die verwitwete Lady Violet Greycliff ist Vorsitzende eines Clubs für Damen. Viele Gerüchte ranken sich um diesen exklusiven Kreis von Frauen, doch die Wahrheit ist noch unglaublicher. Die Damen frönen ...

Die verwitwete Lady Violet Greycliff ist Vorsitzende eines Clubs für Damen. Viele Gerüchte ranken sich um diesen exklusiven Kreis von Frauen, doch die Wahrheit ist noch unglaublicher. Die Damen frönen weder dem Kaffeeklatschkult noch fertigen sie diverse Häkelarbeiten an. Stattdessen finden sich im Club Frauen ein, die sich der Wissenschaft verschrieben haben. In einer von Männern dominierten Welt bietet der Club den Damen einen diskreten Rückzugsort, wo sie in aller Ruhe ihren Studien nachgehen können. Dass die Damen erfolgreicher sind, als die Herren der Schöpfung stößt einigen jedoch sauer auf. Als ein Anschlag auf den Club verübt wird, engagiert Lady Violets Stiefsohn einen Leibwächter für Lady Violet, der diese Schritt für Schritt bewachsen soll, während sie an der Ausarbeitung einer wichtigen Formel arbeitet.

Arthur Kneland hat in seinen Jahren für den Geheimdienst und als Personenschützer viel Ruhm und Ehre, aber auch Argwohn einheimsen können. Der Schutz Violets soll sein letzter Auftrag werden, bevor er sich zurückzieht aufs Land. Und eine seiner Regeln, die er strikt befolgt ist, sich niemals ablenken zu lassen, selbst wenn die zu schützende Person noch so attraktiv ist. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn es ist nicht nur die äußere Hülle die ihn anzieht, sondern vor allem auch ihr Wesen und ihre Klugheit…

Kürzlich erschien mit „Die Lady und der Leibwächter“, der erste Teil der neuen „Secret Scientists of London“ Reihe der Autorin Elizabeth Everett. Zeitlich angesiedelt wurde die neue Trilogie um 1842 und im Fokus der Story stehen eine Reihe von Damen, die sich der Wissenschaft verschrieben haben.
Zugegeben, es sind eine ganze Reihe von Nebenfiguren, die sich in diesem ersten Teil tummeln und es fällt einem anfangs ganz schön schwer, alle auseinanderhalten zu können. Denn neben Lady Violets engsten drei Freundinnen, gibt es noch viele weitere Damen in dem Club, die diversen wissenschaftlichen Untersuchungen nachgehen, sich aber von ihrer Art sehr ähnlich sind. Die Autorin bemüht leider ein typisches Klischee bei der Charakterisierung ihrer weiblichen Akteure- sämtliche Wissenschaftlerinnen sind überaus schusselig und ehrlich gesagt nervte mich dieser Punkt schon ein wenig. Vor allem, weil damit die Grundlage für humorige Szenen geschaffen werden sollte, was mir zu platt erschien.

Dazu fällt auf, dass immer mehr Autorinnen und Autoren historischer Stoffe, damalige Zeiten verklären, bzw. ihre Figuren moderner erscheinen lassen möchten, als es der Wirklichkeit entsprach. Doch so sehr ich mir starke Heldinnen auch wünsche, es muss in die damalige Zeit passen und ab und an schießt die Autorin hier ein wenig über ihr Ziel hinaus, wenn ich die Romanidee an sich auch spannend finde. Wie kann man aus Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden, lernen, wenn man diese nun in Büchern mit historischem Kontext ausradiert?

Das Heldenpaar ist sympathisch gestrickt, wenn ich auch noch ein wenig mehr über Arthurs persönlichen Hintergrund erfahren hätte. Immerhin schleppt er ja ein kleines Trauma mit sich herum, das sich eigentlich nicht so schnell in Wohlgefallen auflösen dürfte, wie es hier der Fall ist. Immerhin werden Violets Minderwertigkeitskomplexe stärker thematisiert und auch die Auflösung des Ganzen wird plausibel dargeboten. In Sachen Liebesszenen geht es hier erotischer zur Sache.

Abgesehen von meinen Kritikpunkten ist der erste Teil der neuen Trilogie durchaus lesenswert und gut geschrieben, wenn man sich damit arrangieren kann, dass man hier einen moderner konzipierten Historical bekommt und obwohl ich nicht die volle Punktzahl vergeben möchte, möchte ich aber dennoch dranbleiben an der Reihe.

Secret Scientists of London:

1. Teil: Die Lady und der Leibwächter
2. Teil: A Perfect Equation
3. Teil: A Love By Design



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Veröffentlicht am 06.10.2022

Interessante Ausgangssituation, allerdings schwer umsetzbar in Sachen Glaubwürdigkeit. Leichte, beliebige Strandlektüre für Zwischendurch- leider nicht mehr

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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An dem Tag, als Luciens Vater im Sterben liegt, ändert sich das Leben des Adligen von Grund auf. Denn eine, seit Jahrhunderten bestimmte, unliebsame Familientradition, soll Lucien unbedingt weiterführen. ...

An dem Tag, als Luciens Vater im Sterben liegt, ändert sich das Leben des Adligen von Grund auf. Denn eine, seit Jahrhunderten bestimmte, unliebsame Familientradition, soll Lucien unbedingt weiterführen. Dieses Versprechen nimmt ihm sein siechender Vater noch in letzter Minute ab, bevor er das Zeitliche segnet.
Doch Lucien ist eigentlich aus ganz anderem Holz geschnitzt, als sein werter Herr Papa oder sein Onkel Edmond. Denn der frischgebackene neue Comte de Chacarasse, der schon von Kindesbeinen an dazu ausgebildet wurde zu töten, will keinesfalls in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten. Da ist guter Rat teuer, denn schon bald befehligt der gute Onkel seinen missratenen Neffen zu sich, um ihm einen Auftrag zu übergeben.

Luciens zukünftiges Mordopfer soll ein kürzlich entlassener Sträfling sein, der einst bei einem Unfall Fahrerflucht beging, was dem weiblichen Opfer das Leben kostete.
Doch Lucien zögert noch, denn eigentlich gefällt ihm sein Leben bislang sehr gut. Er ist Besitzer eines angesehenen Lokals in Villefranche-Sur-Mer, ist von Haus aus unermesslich reich und zudem dermaßen attraktiv, dass er jede Frau haben kann, die er nur möchte.
Und mit der mütterlichen Haushälterin Rosalie, die ihm jeden kulinarischen Wunsch von den Augen abliest und der fähigen Assistentin seines verstorbenen Vaters, Francine, hat er zwei Frauen an seiner Seite denen er vertrauen kann.

Wären da nicht der vermaledeite Schwur, den er am Sterbebett seines Vaters leisten musste und das Familienmotto „Oblige aux vivants et aux morts“ (Verpflichtet den Lebenden und den Toten“). Also macht sich Lucien zunächst an gewisse Vorbereitungen. Eigentlich will er lediglich ein klärendes Gespräch mit dem zum Tode geweihten Sträfling führen, doch dann kommt alles anders….

Vor einiger Zeit fiel mir ein Teil von Pierre Martins Regionalkrimireihe über Madame le Commissaire in die Hände und da ich eine Schwäche für französische Krimis habe, erhoffte ich mir eine unterhaltsame Lektüre. Leider konnte mich besagter Band so gar nicht packen, was auch viel an den Romanfiguren lag, die mir recht unsympathisch oder tumb gestrickt wirkten.
Und obwohl ich damals schon so meine Schwierigkeiten mit dem Schreibstil des Autors hatte den ich recht simpel gehalten empfand, (viele kurze Sätze, die man besser in einem zusammengefasst hätte, wechselten sich ab mit knappen uninteressanten Dialogen, arroganten Gedankengängen der Romanheldin Isabelle, die aus allen Poren Frauenpower verströmen wollte, dabei aber genauso machohaft wirkte, wie männliche Kollegen und indirekten Nacherzählungen von Momenten, wie aus dem Off geschildert, die man besser und vor allem lebhafter hätte darbieten können, wenn man sie als echten Dialog verfasst hätte) wollte ich dem Autor dessen wahrer Name noch immer nicht gelüftet wurde, dennoch eine weitere Chance einräumen, da ich die Romanidee, die der neuen Romanreihe zu Grunde liegt, spannend fand.
Um es vorweg zu sagen, auch diesmal konnte mich Pierre Martin nicht so richtig überzeugen, wenn ich dieses Buch auch etwas besser fand.
Erneut sind seine Akteure eindimensional gestrickt und es fehlt ihnen die nötige Vielschichtigkeit und Tiefe. Das gilt auch für die Dialoge.
Würden sich dazu ein junger Mann und seine Haushälterin, die sich eher wie Mutter und Sohn verbunden fühlen, ständig nur necken, anstatt ernste Gespräche zu führen, nachdem Luciens Vater plötzlich verstirbt?
Würde dem jungen Comte tatsächlich der Sinn nach Zweisamkeit stehen, wo er doch ganz andere Probleme hat (die Sache mit der Familientradition und die Suche nach dem Mörder seines Vaters). Aber vor allem, würde er sich eine Frau ins Haus holen, die ihm völlig unbekannt ist und ihr vertrauensselig alles abnehmen, was sie ihm erzählt?

Dazu kommt dann das Problem des Autors, seinen Romanhelden nicht als eiskalten Killer darzustellen zu wollen und welche Bögen er in der Geschichte deswegen schlagen muss. Besagte Bögen oder Handlungsstränge wirken glücklich bis unglaubwürdig geschrieben- manches Mal aber auch völlig abstrus, so dass man als Leser schon bald genervt davon ist. Dazu fehlt es der Krimihandlung am roten Faden. Eher episodenhaft angelt sich Piere Martin durch die Story seines Protagonisten, der also mehr Glück als Verstand hat und kaum mehr im Kopf hat, als ein gutes Essen im Restaurant. So scheint es lange Zeit jedenfalls. Gegen Ende bekommt Lucien immerhin so viel Grips zugebilligt, dass er gewisse familiäre Dinge durchschauen kann, doch auch das Showdown des Romans wirkte auf mich nicht überzeugend.

Dazu nervten mich die vielen eingeworfenen französischen Sätze die eingestreut wurden. Man fragt sich nur warum, denn immerhin führen hier beinahe durchweg Franzosen ihre Unterhaltungen miteinander. Der Geschichte mit diesem Kniff das nötige französische Flair verleihen zu wollen, ist für meinen Geschmack eine plumpe Vorgehensweise. Dabei kann Pierre Martin durchaus eine französische Note verströmen. Etwa wenn er sehr bildhaft und gelungen die Landschaft beschreibt.

So viel zu meinen Kritikpunkten, die mich von einer besseren Bewertung abgehalten haben. Aber, trotz allem finde ich die Romanidee immer noch gut und denke, dass die Story Potential hat. Dazu werden sich weniger kritische Leser womöglich gut unterhalten fühlen, wenn sie nicht gerade einen hochspannenden ausgeklügelten Regionalkrimi erwarten, da der Schreibstil leicht und eingängig ist. Mehr als eine lockere Strandlektüre sollte man hier aber nicht erwarten.

Kurz gefasst: Interessante Ausgangssituation, allerdings schwer umsetzbar in Sachen Glaubwürdigkeit. Leichte, beliebige Strandlektüre für Zwischendurch- leider nicht mehr.

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Humoriger, unterhaltsamer dritter Teil der Cosy-Crime Reihe, allerdings etwas schwächer als der Vorgängerband geraten

Der achtsame Mr. Caine und der Mittwinter-Mord
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Shanti Joyce fällt aus allen Wolken, als sie von einem Kollegen, der in der Nähe des Steinmonumentes Stonehenge lebt erfährt, dass es bei den Mittwinterfeierlichkeiten am Steinkreis einen Toten gegeben ...

Shanti Joyce fällt aus allen Wolken, als sie von einem Kollegen, der in der Nähe des Steinmonumentes Stonehenge lebt erfährt, dass es bei den Mittwinterfeierlichkeiten am Steinkreis einen Toten gegeben hat und kein geringerer als ihr Kollege Caine, bereits in den Startlöchern steht, um mit ihr die Ermittlungen vor Ort aufzunehmen. Ist es doch normalerweise stets sie die Caine dazu überreden muss, aus seiner selbstgewählten einsamen Enklave, den Weg ins Revier anzutreten um ihr zu helfen.
Als Shanti jedoch die näheren Umstände des rätselhaften Falles in Erfahrung bringt, ist ihr gleich alles klar. Ein unbekannter Toter, ein Riese gar, der sich in das grüne Gewand eines heidnischen Gottes gehüllt hatte, liegt direkt auf einem der Decksteine.

Caine, der schon lange ein offenes Ohr hat für die buddhistische Lebensweise und dazu eine äußerst sensible Seele besitzt, fühlt sich hingezogen zu den friedfertigen Menschen, die das Mittwinterfest feiern wollten. Außerdem lebt in der Nähe ein Professor, der einst eine Jugend-TV Serie für Kinder über die Steinzeit abdrehte, den Caine auch heute noch sehr bewundert.
Shanti kann mit all diesem heidnischen Brimborium nicht wirklich etwas anfangen und auch der Professor, der so lebt, als wäre er ein Steinzeitmensch, ist ihr überaus suspekt.
Nur kurz nach ihrer Ankunft klärt sich die Identität des Ermordeten, dem die Kehle durchgeschnitten wurde. Und diese verleiht dem Fall eine neue Brisanz, denn der Mann war ein Adliger und sein Sohn ist ein hochrangiger Politiker. Werden Shanti Joyce und Vincent Caine den Mord aufklären können? Und wer hatte ein Interesse daran, den Mann zu töten. Hatte er sich vielleicht sogar Feinde gemacht mit seiner außergewöhnlichen Lebensweise?

Die Reihe um die beiden Ermittler Shanti Joyce und Vincent Caine geht nun bereits in die dritte Runde und dieses Mal müssen die beiden an einem der spektakulärsten Orte der Geschichte ermitteln. Wie immer herrscht der trockene Humor des Autors Laurence Anholt vor, über den ich mich wie immer köstlich amüsieren konnte. Aber darüber hinaus ist es auch witzig, die Dialoge des Ermittlerduos zu lesen, die dermaßen unterschiedlich gestrickt sind, aber zusammen clever kombinieren können.
Auch dieses Mal bekommt man einen Cosy-Krimi geboten, der atmosphärisch wirkt und mit zahlreichen skurrilen Nebenfiguren punkten kann. Sicherlich, manchen davon mag der nötige Tiefgang völlig abgehen, aber dennoch kann ich mich mit diesem Kritikpunkt eigentlich noch ganz gut arrangieren, weil die Krimireihe halt locker flockig geschrieben ist und der Humor und die Unterhaltung im Vordergrund stehen. Genauso wie das Ermittlerduo.
Obwohl ich erneut viel Lesespaß hatte mit dem dritten Fall des Heldenpaars, komme ich nicht umhin anzumerken, dass mir die Handlung gegen Ende doch ein wenig aus den Fugen geriet. Dazu fehlten mir mehr Spannungselemente, denn das Showdown wurde, für meinen Geschmack, leider viel zu fix abgehandelt. Nichtsdestotrotz ist „Der achtsame Mr. Caine und der Mittwinter-Mord“ durchaus ein humoriger dritter Band und ich hoffe sehr, dass noch weitere Bücher der Reihe folgen werden. Mein bisheriger Favorit bleibt allerdings immer noch „Der achtsame Mr. Caine und das allerletzte Lied“, weil er in Sachen Schwarzhumorigkeit“ noch ein bisschen mehr zu bieten hat.

Kurz gefasst: Humoriger, unterhaltsamer dritter Teil der Cosy-Crime Reihe, allerdings etwas schwächer als der Vorgängerband geraten.


Caine & Joyce Reihe:

1. Teil: Der achtsame Mr. Caine und die Tote im Tank
2. Teil: Der achtsame Mr. Caine und das allerletzte Lied
3. Teil: Der achtsame Mr. Caine und der Mittwinter- Mord

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