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Veröffentlicht am 19.09.2021

Auf der Jagd nach Nessie entwickelt sich eine verbotene Liebe in Schottland- unterhaltsamer Roman mit einer schwachen Heldin im Fokus und mit etwas Luft nach oben

Die Frau am See
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Maddie, Tochter eines reichen Ehepaars, die eine lieblose Kindheit durchleben musste, dachte eigentlich, dass sie in ihrem Ehemann Ellis, ebenfalls aus bestem Hause, endlich einen liebenden Gatten gefunden ...

Maddie, Tochter eines reichen Ehepaars, die eine lieblose Kindheit durchleben musste, dachte eigentlich, dass sie in ihrem Ehemann Ellis, ebenfalls aus bestem Hause, endlich einen liebenden Gatten gefunden hätte und ihre Zukunft sich nun liebevoller und rosiger gestalten würde. Doch dann beschließt der amerikanische Präsident, die Teilnahme Amerikas am Krieg und Ellis, der sich freiwillig zum Soldatenleben verpflichten wollte, wurde abgelehnt, da ihm eine Farbenblindheit diagnostiziert wurde. Ab diesem Moment ist er wie verwandelt; trinkt mehr, als er vertragen kann und traktiert in alkoholisiertem Zustand alle Mitmenschen in seiner Nähe mit seiner schlechten Laune, seinen unkontrollierten Wutausbrüchen und seinem weinerlichen Gehabe.

Maddie versucht ihn zu unterstützen, wo es nur geht. Selbst als er mit seinem besten Freund Hank beschließt, sich nach Schottland aufzumachen inmitten des Kriegsgeschehens in Europa, um „Nessie“ aufzuspüren und abzulichten, zögert Maddie nicht lange und begleitet die beiden Männer. Zu Hause in Philadelphia, fühlt sie sich sowieso fehl am Platz, da ihre Schwiegereltern keinen Hehl daraus machen, dass sie ihre einfache Herkunft verachten, auch wenn ihnen die Tatsache, dass sie eine reiche Erbin ist, durchaus gefallen mag. Besonders Maddies Schwiegermutter lässt kein gutes Haar an ihr und gibt ihr bei jedem gemeinsamen Beisammensein das Gefühl unzulänglich zu sein. Dazu kommt, dass Maddies Mutter an einem Nervenleiden litt und Maddie seit kurzer Zeit ebenfalls Schwächeanfälle erleidet, die der herbeigerufene Arzt auf ein angegriffenes Nervenkostüm schiebt, das ihr scheinbar von der Mutter vererbt wurde.

Die Schiffsreise nach Europa gestaltet sich sehr gefährlich und Maddies Gesundheitszustand ist in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft alles andere als stabil. Sie wirkt auf die Dorfbewohner unterernährt und eingeschüchtert. Dazu kommt, dass ihr Ehemann sie alles andere als gut behandelt, was darin gipfelt, dass er sie für zwei Tage allein im Hotel lässt, während er mit Hank in der Stadt herumstreift.
In dieser Zeit lernt Maddie die Hotelangestellten und auch ihren Besitzer, Angus besser kennen und überdenkt zum ersten Mal ihre Art zu leben, begreift wie privilegiert sie bislang, wie unter einer Glasglocke, dahinvegetierte und wie sehr sie sich von ihrem Mann herumschubsen ließ. Besonders Angus und seine tragische Geschichte gehen ihr unter die Haut und dann stellt sie zu ihrem Entsetzen fest, dass sie auf dem besten Wege ist, sich in den Schotten zu verlieben. Als Ellis jedoch ahnt, was in seiner Frau vor sich geht, spitzt sich die Lage dramatisch zu…

„Die Frau am See“ ist mein erster Roman, den ich von der Autorin las; allerdings hatte ich bereits die Romanverfilmung „Wasser für die Elefanten“ gesehen, den ich grandios fand. Da Sara Gruens aktueller Roman dazu mit einem Schottlandsetting aufwartet und nebenher leichte Para-Elemente eingefügt wurden, fiel der Roman laut Klappentext dann auch genau in meinem Lesebeuteschema.

Der bildhafte Schreibstil der Autorin, ermöglicht es dem Leser dann auch sehr schnell, in die Geschichte einzutauchen- Land und Leute werden sehr gut und real wirkend dargestellt; zudem entwickelten sich die Schotten zu meinen heimlichen Lieblingsfiguren in diesem Roman, da ihren Sinn für die Realität, im Gegensatz zu den reichen Amerikanern, nie aus den Augen verlieren. Maddie ist dagegen eine Heldin, mit der ich nur sehr schwer warm wurde. Ihre Passivität ob der sehr verletzenden Bemerkungen, die ihr Mann ihr an den Kopf schleuderte, zerrte zu sehr an meinen Lesernerven und dass sie nach jedem Aufbegehren relativ rasch wieder einknickte, konnte ich auch irgendwann nicht mehr akzeptieren, zumal sie in den Hotelangestellten ja Freunde und Unterstützer gefunden hatte.

Auch die Tatsache, dass sie ihrem, sich einfach unmöglich verhaltenden Mann, so lange zur Seite steht, ließ mich beim Lesen hinsichtlich ihres schwachen Charakters irgendwann verzweifeln. Ehrlich gesagt hätte ich nicht geglaubt, dass sie überhaupt noch die Kurve bekommt, doch gottlob ändert sich ihr Verhalten, ab ca. nach der ersten Hälfte des Romans, dann Stück für Stück. Ihr unerschöpfliches Vertrauen in Ellis fand ich dennoch sehr grenzwertig.

Auch den historischen Hintergrund fand ich ein wenig zu sehr in den Hintergrund geschoben. Zwar spielt der Roman kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, doch werden nur die nötigsten, allgemeinen Informationen, die sich zu dieser Zeit, in der sich Maddie und ihr Anhang in Schottland befinden, eingestreut, so dass man, zumindest was den historischen Hintergrund angeht, als Leser außen vor bleibt und nicht viel über die Menschen, ihre Gefühlswelt bezüglich der Kriegswirren etc. erfährt.
Selbst die Jagd nach Nessie hätte sich vielleicht etwas weniger eintönig gestalten können…

Aber, zumindest die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Maddie und Angus fand ich romantisch und ergreifend geschildert und auch zieht die Autorin den Spannungsbogen gegen Ende der Geschichte so sehr an, so dass ich statt einer 3.5 Bewertung dann doch lieber eine 4.0 Bewertung für den kompletten Roman vergeben möchte, da mir ihr Schreibstil ebenfalls sehr gut gefallen hat.

Kurz gefasst: Auf der Jagd nach Nessie entwickelt sich eine verbotene Liebe in Schottland- unterhaltsamer Roman mit einer schwachen Heldin im Fokus und mit etwas Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden

Gezeitengrab
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Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team ...

Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team in „Gezeitengrab“ erneut ins Rennen. Mittlerweile ist Ruth alleinerziehende Mutter einer Tochter, nachdem sie neun Monate zuvor ohne Schutz eine Nacht mit Nelson, verbrachte. Nelson ist jedoch bereits verheiratet und Vater von zwei Töchtern und Ruth möchte sich nicht in die, wie sie glaubt, funktionierende Ehe zwischen Nelson und seiner Frau drängen. Doch der Polizist fühlt sich dennoch weiterhin von der pummeligen, chaotischen aber hochintelligenten Ruth angezogen; vielleicht auch weil sie das absolute Gegenteil seiner Frau verkörpert.

Als am Strand in Broughton Sea’s End sechs Leichen aufgefunden werden, die gefesselt an Händen und Füßen sind, wird Ruth beauftragt, die Knochen auf ihr Alter hin zu untersuchen. Dadurch bekommt sie aber auch wieder näheren Kontakt zu DCI Nelson, dem sie lieber aus dem Wege gehen würde, um ihre angespannte Situation nicht weiter zu strapazieren. Außerdem empfindet sie immer noch etwas für Nelson.

Ihre Untersuchungen ergeben, dass es sich bei den gefundenen sterblichen Überresten um die von sechs Deutschen handelt, die während des zweiten Weltkrieges nach Broughton Sea’s End kamen. Zur gleichen Zeit hatte der Ort eine private Bürgerwehr ins Leben gerufen, die am Strand patrouillierte um einer eventuellen deutschen Invasion zuvorzukommen. Ob es tatsächlich die Bürgerwehr war die diese sechs Soldaten tötete bleibt zunächst auch weiterhin ein Rätsel, denn siebzig Jahre später leben kaum noch Augenzeugen und die wenigen, die Auskunft über gewisse Ereignisse machen könnten, schweigen, bis sie kurz nach ihrer Befragung durch DCI Nelson plötzlich versterben. Eine Folge ihres fortgeschrittenen Alters, oder treibt ein Mörder hier sein Unwesen, der nicht möchte, dass die alten Menschen womöglich etwas ausplaudern?

Ich war sehr angetan von den ersten beiden Romanen der Galloway & Nelson Reihe, auch wenn ich zunächst etwas Zeit und Gewöhnung benötigte, um mit dem Schreibstil der Autorin klar zu kommen da sie ihre Romane fast komplett in der Gegenwartsform schreibt, was eher unüblich ist. Galloways und Nelsons One Night Stand, ihre neugeborene Tochter und die Komplikationen die sich daraus ergeben (denn Nelson hat seiner Frau bislang noch nichts von seinem Fehltritt und seiner Vaterschaft gebeichtet) haben mich sehr neugierig auf „Gezeitengrab“ werden lassen und auch wenn Elly Griffith ihrem Heldenpaar langsam tiefere Gefühle füreinander auf den Leib schreibt und dem Paar klar wird dass ihr One Night Stand womöglich so viel mehr bedeuten könnte, räumt sie auch in diesem Band natürlich nicht alle Hürden aus, die dem frischgebackenen Elternpaar zum Happy End verhelfen lassen könnten; somit muss man in dieser Hinsicht auf kommende Teile der Serie hoffen. Aber zumindest das Ende des Romans lässt vermuten, dass das Geheimnis um DCI Nelsons Vaterschaft womöglich in Bälde gelüftet wird.

Während die Autorin auch ihre anderen, bereits in Aktion tretenden Nebenfiguren der Vorgängerbände in „Gezeitengrab“ auftreten lässt, kristallisiert sich mittlerweile für mich immer mehr heraus, dass meine heimliche Lieblingsfigur in der Serie Cathbad, der Druide ist. Seine gewohnt rätselhaften Dialoge sorgten wieder für einige Schmunzler bei mir, aber er wächst mir auch immer mehr ans Leserherz und ich bin sehr gespannt wie es mit ihm weitergehen wird.
Der Kriminalfall an sich ist diesmal leider etwas vorhersehbar geraten und eher unspektakulär zu nennen, somit eignet sich dieser Roman nicht für Neueinsteiger, sondern nur für reine Fans, die erfahren möchten, wie es mit Ruth und DCI Nelson weitergeht. Die Verdächtigenliste ist sehr überschaubar und da man auch recht schnell die Identität der Toten erfährt, ahnt man als aufmerksamer Leser leider recht früh, wer der Mörder ist und welche Motive ihn antreiben.

Kurz gefasst: „Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden. Solider Krimi aus Großbritannien mit charismatischen Haupt und Nebenfiguren.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Atmosphärisch dichter Krimi der dem Leser Gänsehautfeeling beschert!

Knochenhaus
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Als bei Ausgrabungen in Norfolk neben römischen Überresten auch das Skelett eines Menschen gefunden wird, sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob das Kind vor langer Zeit den römischen Göttern geopfert ...

Als bei Ausgrabungen in Norfolk neben römischen Überresten auch das Skelett eines Menschen gefunden wird, sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob das Kind vor langer Zeit den römischen Göttern geopfert worden wäre. Doch dann stellt sich heraus, dass der Mord an dem Kind höchstens fünfzig bis sechzig Jahre her sein kann. Ruth begegnet bei den darauf folgenden Ermittlungen erneut DCI Nelson und unterstützt ihn mit ihren Fähigkeiten dabei so gut wie sie kann. Doch Ruth hat Nelson gegenüber ein Geheimnis. Als sie ein einziges Mal miteinander Sex hatten, wurde sie schwanger und ist entschlossen das Kind auch auszutragen, obwohl sie weiß, dass Nelson sich wegen ihr höchstwahrscheinlich nicht von seiner Frau trennen wird. Zu diesen Sorgen gesellt sich eine weitere hinzu. Jemand will ihr Angst einjagen, seitdem sie an den forensischen Ermittlungen um die Kinderleiche beteiligt ist und Nelson stellt schließlich besorgt eine Kollegin zu Ruths Schutz ab.

Währenddessen geben die Nachforschungen erste Rätsel auf: Grund und Boden, auf dem das Skelett gefunden wurde, ist zwar immer noch im Besitz der Familie des ehemaligen Eigentümers, doch zwischenzeitlich war in dem dazugehörigen Haus ein Kinderheim untergebracht aus dem einst zwei Kinder; ein Junge und ein Mädchen von einem auf den anderen Tag spurlos verschwanden. Beide wurden nie gefunden und so befürchten die Ermittler dass es sich bei der Leiche um eines der beiden Kinder handeln könnte. Doch wer käme als Täter in Frage? Etwa der damalige vorstehende Pfarrer, der von allen ehemaligen Bewohnern heute noch hochgeschätzt wird, eine Nonne oder doch jemand ganz anderes?

Zwischenzeitlich lernt Ruth den attraktiven Archäologen Max Grey kennen, der auch an ihr Interesse zeigt. Bei einem keltischen Fest, das ihr Freund Cathbad veranstaltet, hat Ruth sehr viel Spaß, doch was wird Max sagen, wenn er erfährt, dass Ruth schwanger ist?

Nach „Totenpfad“, dem ersten Roman über Ruth und Nelson, war ich schon sehr gespannt auf die Fortsetzung und vorab möchte ich allen Lesern, die diesen ersten Teil noch nicht kennen sollten, empfehlen, ihn zuvor zu lesen denn manche Handlungsstränge bauen direkt auf Geschehnisse des ersten Teils auf. Abermals wird Ruth in einem Kriminalfall verwickelt und so kreuzen sich auch die Wege zwischen ihr und Nelson erneut.

Ein wenig Gewöhnungszeit brauche ich jedes Mal erst um mich einzulesen, denn die Romane der Autorin sind komplett in der Gegenwartsform geschrieben. Doch andererseits ist man durch die ausgewählte Zeitform auch wenig näher dran an der Geschichte.

Ich finde es ganz wunderbar, dass die Autorin ihr Heldenpaar etwas anders konzipiert hat, als man es aus so vielen anderen Romanen gewohnt ist. Obwohl man von Beginn an das Knistern zwischen dem Heldenpaar wahrnimmt, das auch diesmal wieder vorhanden ist, haben beide ein sehr stark ausgeprägtes Verantwortungsgefühl anderen gegenüber und so kommt es Ruth gar nicht in den Sinn, Nelson zu beknien seine Familie zu verlassen oder ihm Vorwürfe zu machen. Und auch wenn Harry Nelson bei seiner Familie bleiben will, ist ihm dennoch ganz klar, dass er soweit es ihm möglich ist auch Verantwortung für sein noch ungeborenes Kind übernehmen will. Dass beide jedoch bereits hoffnungslos ineinander verliebt sind, ist ihnen noch nicht bewusst- dieser Punkt verspricht jedoch in weiteren Fortsetzungen noch ganz spannend zu werden.

Sowohl Ruth als auch Nelson sind eigentlich schweigsame Einzelgänger, (auch wenn Nelson verheiratet ist) herrlich unperfekt und gehen nur in ihrem Job auf. Harry Nelsons knorrige, grantige Art ist zwar dabei gewöhnungsbedürftig, doch seine Gedanken über allgemeine Dinge des Lebens brachten mich wieder einige Male zum Schmunzeln. Und Ruth ist auch die einzige, die den schwierigen Harry richtig zu nehmen weiß.

Bei Elly Griffiths Büchern ist die Tätersuche eigentlich eher zweitrangig und die Liste der potentiellen Verdächtigen überschaubar. Und obwohl ich eigentlich recht schnell wusste, wer der Täter ist, (der Leser erfährt im Laufe des Buches recht viel über seinen Antrieb, da die Autorin seine Gedanken vor dem damaligen Mord in Rückblenden in „Ich-Form“ offenbart) fand ich diesen Krimi dennoch atmosphärisch dicht und unterhaltsam. Und so manche erwähnten Rituale unserer Vorfahren bescherten mir dazu Gänsehautfeeling pur und interessante Einblicke in die Geschichte.
„Knochenhaus“ ist eine geniale Mischung aus Forensik-Krimi und Schauerroman und lag lesetechnisch gesehen genau auf meiner Wellenlänge.

Kurz gefasst: Atmosphärisch dichter Krimi der dem Leser Gänsehautfeeling beschert!

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Ein ansprechender britischer Krimi der ganz ohne Blutvergießen auskommt und mit vielschichtigen Haupt und Nebenfiguren aufwarten kann, deren Werdegang die Neugierde des Lesers schürt

Aller Heiligen Fluch
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Die alleinerziehende Mutter und archäologische Forensikerin Ruth Galloway, bereitet sich auf den ersten Geburtstag ihrer kleinen Tochter Kate vor, doch wie immer ist sie zwischen häuslichem und beruflichen ...

Die alleinerziehende Mutter und archäologische Forensikerin Ruth Galloway, bereitet sich auf den ersten Geburtstag ihrer kleinen Tochter Kate vor, doch wie immer ist sie zwischen häuslichem und beruflichen Stress gefangen. Und ausgerechnet an dem Tag, als sie ausnahmsweise einmal zu früh an einem Ort erscheint, an dem die sterblichen Überreste eines bedeutenden Bischofs aus dem Mittelalter der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen, der bei Ausschachtungsarbeiten für ein neues Einkaufszentrum gefunden wurde, findet Ruth eine Leiche vor- und zwar nicht die des Bischofs, sondern die, des Museumsleiters, der tot und blutüberströmt neben dem Eichensarkophag liegt. Ruth alarmiert sogleich Polizei und Krankenwagen, doch es scheint zunächst, als ob der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist. Erst als gewisse Drohbriefe in seinem Besitz gefunden werden, wird DCI Nelson stutzig und führt die Ermittlungen fort.

Ermittlungen, die ihn zu einer Organisation führen, die es sich zum Ziel gemacht hat, menschliche Knochen, wie etwa die australischer Ureinwohner, welche einst unter dem Deckmantel der Forschung und Wissenschaft in der Kolonialzeit von Europäern verschleppt und ins Land geschmuggelt wurden, den Nachfahren zurückzugeben, damit diese sie erneut in deren Heimat begraben können.
Und es ist auch nicht wenig überraschend für DCI Nelson, dass der Druide Cathbad mit diesen Leuten zu tun hat.
Als ein zweiter Todesfall geschieht, diesmal erwischt es einen Adligen und Besitzer des Museums, in dem auch der Direktor ein paar Tage zuvor verstarb, ist abermals Cathbad kurz vorher auf dessen Anwesen gesehen worden.
Cathbad glaubt an einen Fluch, ausgesprochen von einem befreundeten Aborigine und Medizinmann, der zur Zeit im Ort weilt, da der Adlige im Besitz einer Sammlung von Schädeln und Knochen australischer Ureinwohner war, die er jedoch trotz Bitten der Organisation nicht herausgeben wollte. DCI Nelson und Ruth Galloway jedoch, hoffen wie immer auf eine irdische Lösung…

Der bereits vierte Teil der Ruth Galloway & DCI Nelson Reihe wartet diesmal mit rätselhaften Todesfällen auf. Dazu steht der Rennstall des zweiten Toten im Fokus des Geschehens, denn dort gehen ebenfalls sehr rätselhafte Dinge vor sich. Die Ermittlungsarbeit wird diesmal (ich möchte an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten) nicht nur von DCI Nelson vorangetrieben, sondern auch von seinen Stellvertretern, wobei eine von ihnen sich meiner Meinung nach nicht unbedingt clever verhielt, was mir einige, leider etwas unlogische Lesemomente bescherte. Diese sollten aber wahrscheinlich der Spannung zuträglich sein, was sie dann letztendlich auch waren.

Doch betreffender Vorfall ist eigentlich nur ein kleiner Kritikpunkt, den ich hier aufführen möchte, der bei meiner Gesamtbewertung des Romans kaum ins Gewicht fiel, da Haupt und Nebenstory ansonsten wieder einmal sehr unterhaltsam ausfielen.
Die Autorin treibt natürlich auch die Geschichte um Ruth und Nelson weiter; sie versäumt es jedoch dabei nicht, allen Neueinsteigern genug Hintergrundinformationen der Vorgängerbände zu liefern, so dass man selbst ohne Vorwissen problemlos in die Story hineinfindet.
Dennoch macht es natürlich den besonderen Reiz aus, wenn man die Serie dessen ungeachtet, in der chronologischen Reihenfolge liest, weil man dadurch die Haupt und Nebenfiguren- ihre Stärken und Schwächen, viel besser kennenlernen kann.
Interessant fand ich neben dem Fall, vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten und ihren Fortgang. Es scheint hier fast, als ob Ruth langsam aber sicher an Reife gewinnt und einem anderen Mann eine Chance geben will. Wer es ist, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Auch die eingestreuten Informationen über den einstigen Raub von menschlichen Überresten und die Interessensverbände, die sich im realen Leben dafür einsetzen, dass diese zurückgegeben werden und gewisse Gedankenanstöße von Seiten der Autorin an ihre Leser, die durch die Entwicklung dieser Geschichte gefördert werden, fand ich sehr berührend und nachdenklich machend.

Für die wenigen mystischen Elemente in „Aller Heiligen Fluch“ ist wie immer der Druide Cathbad nebst Helfer zuständig, dem diesmal eine besonders schwierige, sehr gefährliche Aufgabe zufällt. Dennoch bleibt es auch diesmal dem Leser überlassen, welcher Theorie, woran die beiden Männer nun wirklich starben, sie lieber Glauben schenken möchten.

Kurz gefasst: Ein ansprechender britischer Krimi der ganz ohne Blutvergießen auskommt und mit vielschichtigen Haupt und Nebenfiguren aufwarten kann, deren Werdegang die Neugierde des Lesers schürt.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

König Artus lässt bitten… Für mich einer der besten Bände der Reihe bislang!

Rabenkönig
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Ein ehemaliger Mitstudent und Freund, von allen nur „Dan „The Man“ genannt, verbrennt in seinem Haus. Doch zuvor hat er Ruth noch eine Nachricht zukommen lassen, in der er ihr mitteilt, dass er bei Ausgrabungen, ...

Ein ehemaliger Mitstudent und Freund, von allen nur „Dan „The Man“ genannt, verbrennt in seinem Haus. Doch zuvor hat er Ruth noch eine Nachricht zukommen lassen, in der er ihr mitteilt, dass er bei Ausgrabungen, in einem ehemaligen Römerlager, die Gebeine von König Artus höchstpersönlich aufgefunden hat, jedoch noch eine zweite Meinung zur endgültigen Identitätserkennung einholen lassen möchte. Aus diesem Grund bittet er Ruth darum. Außerdem klingt bereits in seiner Mail durch, dass er sich bedroht fühlt. Ruth ist wie vor den Kopf geschlagen, doch selbstverständlich will sie den letzten Wunsch von Dan erfüllen. Vor allem, als sie erfährt, dass Dan ermordet wurde. Zusammen mit dem Druiden Cathbad und ihrer kleinen Tochter Kate, macht sich Ruth auf den Weg in den Norden Englands. Während Cathbad sich hingebungsvoll um die quirlige Kate kümmert und beide zunächst wunderschöne Urlaubstage verleben, versucht Ruth, in Bezug auf den Knochenfund, Licht ins Dunkel zu bringen.

Sehr rätselhaft erscheint ihr vor allem, dass das Skelett von gleich zwei Personen stammt, die jedoch keinesfalls so alt sind, wie die Knochen von König Artus. Irgendjemand, womöglich Dans Mörder, muss die Knochen vertauscht haben. Aber wer hat so etwas getan und vor allem welches Motiv hat den Täter bloß dazu bewogen?

Ruths Aufenthalt in dem beschaulichen Örtchen muss ihm jedoch ein Dorn im Auge sein, denn plötzlich bekommt sie bedrohliche SMS Nachrichten. Und auch jemand aus Cathbads Freundeskreis stirbt, so dass Ruth nichts anderes übrig bleibt, als sich an DCI Nelson zu wenden, der sich gerade zufällig mit seiner Frau ganz in der Nähe im Urlaub, nämlich in Blackpool, befindet und zudem Vater ihrer kleinen Tochter Kate ist. Letzteres ließ sie bislang zögern, doch als sie fürchten muss, dass sie und Kate in akuter Lebensgefahr schweben, informiert sie Nelson, der aus allen Wolken fällt, aber sogleich alle Hebel in Bewegung setzt, um den Fall mit seinem Ex-Kollegen zu lösen…

Der fünfte Teil um die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway spielt diesmal in einem kleinen Ort in äußersten Norden Englands. Obwohl es zunächst so aussieht, als ob DCI Nelson diesmal außen vor wäre, hat es die Autorin dann doch noch geschafft, auch den knorrigen Ermittler und Ruth Ex-Geliebten in die Story zu integrieren, denn zufällig stammt er aus dieser Region und besucht in diesem Roman zusammen mit seiner Frau, seine noch lebende Mutter.
Jedoch muss man nun nicht befürchten, dass die Autorin sich in seitenlangen Ergüssen über DCI Nelsons Familientreffen auslässt. Fans der Serie können da ganz beruhigt sein, denn auch im fünften Teil der Reihe bleibt Nelson so wie er ist. Seine Arbeit geht stets vor. Sehr witzig fand ich die Dialoge, die er mit seinem Ex-Kollegen und jetzigem Leiter der Dienststelle führt, der zusammen mit ihm versucht, den Fall aufzuklären. Sandy ist eben ein Original, genau wie Nelson.

Apropos Original. Mit großer Freude durfte ich feststellen, dass in „Rabenkönig“ der Druide Cathbad einen noch größeren Part einnimmt, als je zuvor in den Büchern der Serie. Da mir Cathbad eigentlich die liebste Figur dieser Reihe ist, weil ich seine liebeswerte Schrulligkeit, gepaart mit diesen besonders trockenen Kommentaren, die er anderen gegenüber an den Tag legt, so liebe, hatte ich beim Lesen von „Rabenkönig“ diesmal wieder ungetrübte Lesefreude zu verbuchen. Zugegeben, der Kriminalfall mag vielleicht nicht unbedingt sehr knifflig wirken und auch Spannungselemente sind, sieht man einmal vom „Showdown“ am Ende ab, nicht wirklich vorhanden, doch auch diesmal gelingt es Elly Griffith, ein wohliges Lesegefühl zu schaffen, dass sich bei mir sogleich einstellt, wenn ich auf die bereits vertrauten Figuren der Serie treffe, die allesamt sehr vielschichtig gestrickt sind. Mögen viele Leser auch eine gewisse Sprödigkeit und Sperrigkeit bei Ruth feststellen, ich mag sie dennoch, auch wenn sie vielleicht nicht unbedingt eine große Frohnatur darstellt, was allerdings auch für DCI Nelson gilt.

Ihre Entwicklung gestaltet sich nach wie vor für mich sehr interessant und ich bin sehr gespannt darauf, ob DCI Nelson und Ruth womöglich doch noch ein Paar werden.
Ein wenig traurig fand ich es, nach einer sehr fiesen Schrecksekunde, die die Autorin mir beschert hat, dass eine der Hauptfiguren, am Ende des Romans, beschließt im kalten Norden zu bleiben. Ich hoffe sehr, dass das für die Zukunft weiterer Bände nicht bedeutet, dass diese Figur nicht mehr in Erscheinung trifft, denn das wäre ein herber Verlust für die Serie!

Kurz gefasst: König Artus lässt bitten… Für mich einer der besten Bände der Reihe bislang!

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