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Veröffentlicht am 26.07.2021

Gerade die leisen, melancholischen Untertöne und Momente sind es, die dieses Buch zu einem wunderbaren Lesestoff machen

Liebe und andere Geheimnisse
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Jane und ihre Schwester Tash sind junge Heranwachsende in den 70er Jahren. Während Tash eine typische Vertreterin der "Flower Power" Bewegung wird und sehr beliebt bei den Männern ist, bleibt Jane ein ...

Jane und ihre Schwester Tash sind junge Heranwachsende in den 70er Jahren. Während Tash eine typische Vertreterin der "Flower Power" Bewegung wird und sehr beliebt bei den Männern ist, bleibt Jane ein Mauerblümchen. Sie ist still, schüchtern und immer bestrebt, es ihren Eltern und allen anderen Mitmenschen recht machen zu wollen. Darum fallen Janes und Tashs Eltern aus allen Wolken, als sie eines Tages erfahren, dass ausgerechnet Jane nach einer Studentenparty einen "One Night Stand" hatte und nun schwanger ist, von einem Mitstudenten, dessen Namen sie nicht einmal kennt. Um übles Gerede zu vermeiden, schickt Janes Mutter sie während der Schwangerschaft zu ihre Tante Joan in die Stadt- nach der Geburt soll Jane ihr Kind zur Adoption frei geben, doch als es so weit ist, kann sie es nicht übers Herz bringen, was einige schwerwiegende Folgen für sie haben wird, die sie aber vor allen anderen verbirgt.

Jahre später- Aus dem kleinen Mädchen ist mittlerweile eine Frau geworden. Florence bekommt nun selbst ein Kind und als es das Licht der Welt erblickt, gibt es Jane und Florence endlich einen Grund inniger zueinander finden zu können. Dazu gehört aber auch, dass Janeihre Vergangenheit zunächst aufarbeiten muss...

Für ihren aktuellen Roman wählte Sarah Challis ein berührendes Thema- in ihrem Roman geht es um Mutterliebe - raumübergreifend erzählt, in dem sie die Geschichte einer Familie über zwei Generationen schildert.

Hauptfigur des Buches ist Jane, eine junge Frau, die ungewollt schwanger wird. Die Autorin stellt die Problematik der damaligen Zeit sehr authentisch dar. Während die Jugend gegen die bisher strengen moralischen Grundsätze der Gesellschaft revoltierte, reagierten die "älteren Jahrgänge" weiterhin ablehnend und wie erstarrt auf die neue, ungezwungene Art ihrer Nachkommen, mit dem Sex und Beziehungen umzugehen.

Sehr positiv fand ich, dass Sarah Challis nicht versucht, ihre Romanfiguren ändern zu wollen, damit sie vielleicht etwas sympathischer oder angepasster wirken- sie lässt sie Fehler machen, eventuell diese auch manchmal bereuen, aber nur in einem gewissen Rahmen, der für die einzelnen Figuren vertretbar ist, was sie sehr menschlich wirken lässt.

Zunächst wirkt Jane ein wenig langweilig und zu angepasst, aber je weiter der Leser die Geschichte verfolgt, um so klarer wird ihm auch werden, welch eine starke Kämpfernatur sich hinter Jane eigentlich verbirgt und was sie alles auf sich genommen hat, um ihre Tochter behalten zu können.

Sarah Challis erzählt die Geschichte in einer Art Familiensaga. Die Dialoge der Familienmitglieder wirken sehr lebendig und echt, abgerundet wird der Romanstoff durch einen sehr ruhigen, bildhaften Schreibstil und berührenden Momenten, die ans Herz gehen, ohne jemals kitschig zu wirken.

Gerade die leisen, melancholischen Untertöne und Momente sind es, die dieses Buch zu einem wunderbaren Lesestoff machen. Es ist ein Buch zum Nachdenken geworden, das nach dem Lesen noch lange in mir nachwirkte.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Cornwell in Bestform! Atmosphärisch dichter, actionreicher und spannender Historienroman mit vielschichtigen Akteuren

Das brennende Land
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Wieder einmal ist das Land vom mittlerweile kränkelnden und schwach gewordenen König Alfred in Gefahr. Harald Bluthaar will Alfreds Land plündern und die Menschen unterjochen. Mit ihm reist seine schöne ...

Wieder einmal ist das Land vom mittlerweile kränkelnden und schwach gewordenen König Alfred in Gefahr. Harald Bluthaar will Alfreds Land plündern und die Menschen unterjochen. Mit ihm reist seine schöne Geliebte, die das zweite Gesicht besitzt und von allen als Hexe bezeichnet wird- Skade!

Doch allein Uhtreds Intelligenz und seiner Kampfesstärke ist es zu verdanken, dass der Angriff von Harald fehlschlägt und Skade Uhtreds Gefangene wird. Alfreds Glaube in Gott ist unerschütterlich und so umgibt er sich immer noch mit unzähligen Priestern und frommen Menschen, die jedoch nicht alle so fromm und uneigennützig sind, wie es den Anschein hat.

Als ein blinder Mönch eine Vision hat, wird diese sogleich als göttliche Wahrheit vom Hof angenommen und Uhtred, dessen Frau von diesem Mönch als Hexe bezeichnet wurde, verliert die Beherrschung. Er tötet den Mönch- mit ungeahnten Folgen. Er wird vom tapferen Gefolgsmannes Alfreds zu einem Gejagten...

Das Warten hat ein Ende und nun geht es endlich weiter mit Uhtreds Abenteuern.
Zwar ist "Das brennende Land" wieder einmal sehr spannend und atmosphärisch dicht geschrieben, dennoch schleichen sich langsam bei mir Zweifel ein, ob die Heldenfigur des Uhtred nicht langsam etwas zu alt wird, für diverse Kampfeinsätze und Strapazen die er in diesem Roman fast mühelos über sich ergehen lässt, was jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt meinerseits sein soll, denn das Buch ist für mich bisher das absolute Highlight des Jahres im historischen Romanbereich.

Es gelingt dem Autor wie immer die brisante politische Situation sehr unterhaltsam, lebensecht und packend zu vermitteln. Wie immer amüsierten mich Uhtreds heidnische und sarkastische Gedanken und Dialoge aufs Beste und mit Skade hat Cornwell eine interessante, geheimnisvolle Akteurin in die Geschichte miteingeflochten.

Diesmal gerät Uhtred jedoch in eine große Konfliktsituation- was der Story noch eine gewisse Eigendynamik verleiht. Man fragt sich als Leser wie Uhtred sich aus seiner eigentlich auswegslosen Lage herausmanövrieren will bzw. ob es ihm gelingen wird und man kann das Buch nicht zur Seite legen, bis man weiß, wie es ausgeht- was mich eine schlaflose Nacht gekostet hat.

Kurz gefasst: Cornwell in Bestform! Atmosphärisch dichter, actionreicher und spannender Historienroman mit vielschichtigen Akteuren.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Ein Krimi wie ein Vulkan- von außen scheinbar erkaltet, doch unter der Fassade lodernd und geheimnisvoll, der gehörigen Appetit auf den nächsten Teil macht

Die Nacht der Raben
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Nachdem die beiden besten Freundinnen Sally Henry und Catherine Ross Neujahr ausgiebig gefeiert haben, kehren sie auf einen späteren Umtrunk noch bei dem alten, leicht einfältigen Einzelgänger Magnus Tait ...

Nachdem die beiden besten Freundinnen Sally Henry und Catherine Ross Neujahr ausgiebig gefeiert haben, kehren sie auf einen späteren Umtrunk noch bei dem alten, leicht einfältigen Einzelgänger Magnus Tait ein, der seit dem Tod seiner Mutter ganz allein in seiner Hütte lebt und froh über ein wenig Gesellschaft zu sein scheint. Besonders die dunkelhaarige, schweigsame Catherine hat es ihm angetan und er lädt sie einige Tage später nochmals in seine Hütte ein. Doch dann wird sie nur einen Tag später von der Engländerin Fran Hunter, erdrosselt und im Schnee liegend, aufgefunden.

Die Dorfgemeinde ist entsetzt und vermutet schnell, dass Magnus Tait etwas mit dem Mord zu tun haben muss, denn schon einmal verschwand ein Mädchen auf der kleinen Shetland-Insel und Magnus stand unter Verdacht, ihr etwas angetan zu haben. Da man aber nie eine Leiche fand und es keine Beweise gab, ließ man den alten Sonderling wieder laufen.

Nachdem einer der Polizisten, die im Mordfall ermitteln, Jimmy Perez, Magnus kennen gelernt hat, kann er jedoch nicht so ganz an die Schuld des Mannes glauben und ermittelt fieberhaft in alle Richtungen, um den wahren Mörder zu finden. Dann wird jedoch die Leiche des vor Jahren verschwundenen Mädchens gefunden und da Magnus sich weigert zu reden, wird er nun verhaftet.

Der Fall scheint also gelöst, die Dorfgemeinschaft atmet zufrieden auf und alles könnte wieder seinen geregelten Gang gehen- doch Jimmy Perez hegt immer noch Zweifel an der Schuld des alten Mannes. Wie berechtigt diese Zweifel sind, stellt sich heraus, als noch ein drittes Mädchen während der „Up Helly Aa“, dem jährlichen Wikingerfestival auf der Insel, verschwindet; zu einem Zeitpunkt, als Magnus schon längst im Gefängnis sitzt...

Ann Cleeves hat mit dem ersten Teil ihrer Krimireihe die auf den Shetlandinseln spielt, einen interessanten und unter die Haut gehenden Einstieg für den Leser geschaffen. Besonders brillant ist dabei ihre unglaublich bildhafte und sehr realistisch wirkende Beschreibung der Haupt -und Nebenfiguren.

Untermauert und abgerundet wird sie durch die wechselnden Einblicke in die Gedankenwelt der einzelnen Romanfiguren, so dass man praktisch von Beginn des Romans an, schnell Zugang zu den Bewohnern der kleinen Insel findet.

Einen großen Reiz macht aber auch das Setting des Romans aus. Ann Cleeves gelingt es durch ihren ausdrucksstarken Schreibstil, die Insel, ihre Bewohner und auch die kalte, unwirtliche Jahreszeit lebendig erscheinen zu lassen- man sieht alles so genau vor seinem bildlichen Auge, als wäre man selbst Zeuge des Geschehens, als spüre man selbst den kalten Schnee und den eisigen Wind auf der Haut.

Es mag sein, dass die Handlung ein wenig langsam von der Autorin vorangetrieben wird, doch um dem Leser einen genauen Blick in die Köpfe der eingeschworenen Dorfgemeinschaft und Einblicke in ihre Geheimnisse zu geben und um anzuzeigen, wie schwer es neu hinzugezogene Menschen zunächst haben, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen und akzeptiert zu werden, ist diese träge Langsamkeit meines Erachtens vonnöten.

Wer einen schnellen, actionreichen Krimi lesen möchte, sollte sich daher lieber woanders in dem reichhaltigen Krimi und Thrillerangebot bedienen. Ann Cleeves Roman besticht nicht durch rasante Wendungen oder mörderische Spannung- er ist eher eine Art Charakterstudie über die Menschen- ein Roman in dem die Mördersuche durchaus fesselnd geraten ist, jedoch nicht die Hauptrolle spielt.
Einziges Manko war für mich, dass der Ermittler des Mordfalls zwar eigentlich in alle Richtungen ermittelt, jedoch unrealistisch spät auf die richtige Fährte gelangt.

Kurz gefasst: Ein Krimi wie ein Vulkan- von außen scheinbar erkaltet, doch unter der Fassade lodernd und geheimnisvoll, der gehörigen Appetit auf den nächsten Teil macht.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Unterhaltsame Lektüre für Liebhaber softer Erotik- jedoch weniger für Fans reiner historischer Romane geeignet

Verführung
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Nachdem die Mutter der kleinen Sophie schwer erkrankt, muss diese ihre Stellung auf Belfield Hall aufgeben. Da Sophies Vater in den Krieg zog und nie wieder kehrte, lebt Sophie nun allein mit ihrer Mutter ...

Nachdem die Mutter der kleinen Sophie schwer erkrankt, muss diese ihre Stellung auf Belfield Hall aufgeben. Da Sophies Vater in den Krieg zog und nie wieder kehrte, lebt Sophie nun allein mit ihrer Mutter in dem kleinen Ort nahe Belfield Hall. Der Gesundheitszustand der Mutter verschlechtert sich rapide, doch es fehlt das Geld für einen Arzt und so muss die traurige Sophie schließlich eines Tages mit ansehen, wie ihre Mutter mitten in der Stadt zusammenbricht. Doch ein unbekannter Mann eilt zur Rettung herbei; Mr. Maldon schaut nicht, wie andere weg sondern bringt die Schwerkranke ins Krankenhaus, wo sie aber leider nur wenig später stirbt.

Sophie ist nun mittellos, doch Mr. Maldon besorgt ihr eine Stellung in Belfield Hall. Als Gegenleistung bittet er die Kleine darum, dass sie ihm regelmäßig darüber berichtet, wie sie in Belfield Hall zurecht kommt.
Sophie sieht in Mr. Maldon ihren Retter und hat eine recht verklärte, romantische Sicht auf den Mann, so dass sie ihm wie abgemacht regelmäßig schreibt. Ihre Briefe werden zunächst beantwortet, doch im Laufe der Zeit bricht der Briefkontakt von Mr. Maldons Seite ab.

Sophie ist mittlerweile eine attraktive junge Frau, die fleißig ihre Arbeit auf Belfield Hall verrichtet und sich bislang stets von den Männern fernhielt. Doch ihre Unschuld fällt auch den adligen Bewohnern des Hauses auf und so wird Sophie eines Tages von Lady Beatrice, der Frau des verstorbenen Erben von Belfield Hall als neue Zofe in ihre Räume beordert, in denen die weltgewandte und lebenslustige Beatrice Sophie in die Spiele der Liebe einführt. Doch Lady Beatrice hat einen intriganten Plan. Sie will, nach dem Tod ihres Mannes, den zukünftigen Erben von Belfield Hall heiraten und Sophie soll ihr dabei als Mittel zum Zweck dienen…

Da ich ein Fan der TV-Serie „Downton Abbey“ bin, konnte ich nach dem Lesen des Klappentextes nicht widerstehen und war gespannt darauf, wie viel „Downton Abbey Atmosphäre“ in dieser Geschichte wohl stecken würde.
Auf den ersten 100 Seiten empfand ich den historischen Hintergrund dann auch als sehr interessant geschildert, doch ab diesem Zeitpunkt empfand ich es, als ob die Autorin diesen Punkt mehr und mehr für die erotische Komponente in den Hintergrund verschwinden ließ, was ich als sehr schade empfand.
Überhaupt fehlte mir bei „Verführung- Die Frauen von Belfield Hall“ ein wenig der rote Faden. Nach dem vielversprechenden Beginn streute die Autorin einige Ereignisse und Begebenheiten ein, zu denen auch Lady Beatrices seltsamer Plan gehörte, die für mich leider nicht ganz nachvollziehbar waren. Auch das widersprüchliche Verhalten der weiblichen Hauptfigur, Sophie (mal unterwürfig und ängstlich aus Angst ihre Stellung zu verlieren und dann wieder jedem die Stirn bietend) konnte mich nicht so sehr begeistern, wie ich es mir gewünscht hätte.
Selbst die Liebesgeschichte zwischen Sophie und dem neuen Herrn von Belfield Hall entpuppte sich dann als zwar als hocherotisches aber auch in meinen Augen, stellenweise recht zähes Melodram, da romantische Gefühle über lange Strecken der Geschichte lediglich von Seiten der Heldin erkennbar waren und das ewige „Unsere Liebe darf nicht sein“ irgendwann zu viel des Guten war.

Fans von „Tortured Heroes“ werden hier sicherlich ganz auf ihre Kosten kommen, da der Herr von Belfield Hall einige Narben auf seiner Seele trägt und zumindest die Art und Weise, wie Sophie versucht ihn von seinen Zweifeln und Ängsten zu heilen, ist ans Herz gehend.
Die Erotik in vielen ihrer Spielarten wird in diesem Roman großgeschrieben, allerdings stets in softer Form präsentiert.
Wenn man sich meine Kritikpunkte durchliest, könnte man glauben, dass mir der Roman nicht gefallen hat, doch dem ist nicht so. Vielmehr denke ich, dass die Autorin noch mehr aus der Geschichte über Sophie hätte herausholen können, wenn sie sich dazu entschieden hätte die Erotik zugunsten einer interessanten, glaubhafteren Story etwas mehr in den Hintergrund zu stellen.

Kurz gefasst: Unterhaltsame Lektüre für Liebhaber softer Erotik- jedoch weniger für Fans reiner historischer Romane geeignet, da auch die Ausdrucksweise der Protagonisten nicht ganz zeitgemäß geraten ist.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Interessanter, unterhaltsamer und besonderer Zeitreiseroman, der zum Nachdenken anregt, aber leider zum Teil etwas nüchtern dargeboten wirkt. Eher nichts für romantisch veranlagte Leser!

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
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Leatherhead, Surrey, England, 1815:

Die Ärztin Rachel und ihr Kollege mit Schauspielausbildung Liam, sind Zeitreisende, die aus ferner Zukunft gekommen sind- mit einer höchst wichtigen Mission: Sie sollen ...

Leatherhead, Surrey, England, 1815:

Die Ärztin Rachel und ihr Kollege mit Schauspielausbildung Liam, sind Zeitreisende, die aus ferner Zukunft gekommen sind- mit einer höchst wichtigen Mission: Sie sollen „The Watsons“ retten. Ein Manuskript, das die berühmte Schriftstellerin Jane Austen angeblich ganz fertig stellte, während in der Jetztzeit lediglich Fragmente davon erhalten blieben. Um diesen tollkühnen Plan in die Tat umzusetzen, müssen sie sich mit der Familie Austen vertraut machen. Eine gefälschte Vita, soll es möglich machen, nach der sich die beiden als weit entfernte Verwandte aus Jamaica ausgeben und Jane Austens Bruder Henry um Hilfe bitten wollen, in England Fuß zu fassen.

Zunächst geht ihr Pan auf. Henry ist ein sehr liebeswürdiger und offener Mensch, der allerdings auch gleich die Möglichkeit wittert, lukrative Bankgeschäfte mit dem angeblichen Geschwisterpaar abschließen zu können, das einiges an Vermögen zu besitzen scheint.
Rachel und Liam, oder wie sie sich nun nennen, Mary und Dr. William Ravenswood, freunden sich sehr schnell mit Henry an und als dieser erkrankt, kommt es ihnen zu Gute, dass Rachel fundierte medizinische Kenntnisse besitzt. Das England des 19. Jahrhunderts jedoch, ist eine von Männern dominierte Welt und so muss Liam/William die Rolle des Arztes spielen, während Rachel/Mary ihm heimlich Instruktionen gibt.

Bei einem Krankenbesuch machen die beiden Zeitreisenden schließlich auch die Bekanntschaft mit Jane Austen. Besonders Rachel/Mary ist überwältigt, denn Jane ist humorvoll, intelligent und hat viel Esprit und entspricht somit genau dem Bild, dass sich Rachel/Mary insgeheim von ihr gemacht hat.
Doch Jane ist weniger zugänglich als Henry und so muss sich das falsche Geschwisterpaar sehr ins Zeug legen, um in den familiären Zirkel des Vertrauens aufgenommen zu werden, damit sie endlich zumindest in die Nähe des Manuskriptes gelangen können. Dass Henry sich Hals über Kopf in Mary/Rachel verliebt, könnte da durchaus hilfreich sein. Wenn sie nicht schon insgeheim Gefühle für Liam hegen würde…

Ich entdeckte Kathleen Flynns Zeitreiseroman, der bereits im Jahre 2018 in deutscher Übersetzung erschien, eher zufällig beim Stöbern in preisreduzierten Bücherposten auf einer Internetseite und wurde gleich hellhörig. Zum einen war es das geschmackvolle, wunderschöne Cover, das mich verlockte, dazu liebe ich Zeitreiseromane. Und wenn diese dann auch noch in der Welt der Jane Austen spielen, ist das doch der perfekte Rahmen!
Die Autorin des Romans, Kathleen Flynn, ist laut Klappentext, Redakteurin bei der New York Times. Und wenn ich ganz ehrlich bin, merkt man es dem Schreibstil der Autorin ein wenig an. Zwar drückt sich Kathleen Flynn der Zeitepoche entsprechend, gewählt aus; auch sind die Gespräche, die die Romanfiguren miteinander führen, durchaus scharfsinnig auf den Punkt ausformuliert. Doch fand ich, fehlte es dem Roman für eine Bestbewertung meinerseits, ein wenig an der nötigen Herzlichkeit und Wärme. Über allem schwebt, selbst wenn Angelegenheiten des Herzens behandelt werden, eine gewisse nüchterne Sachlichkeit, so dass romantisch veranlagte Leser, die sich hier eine tolle Liebesgeschichte erhoffen, enttäuscht werden dürften. Sowohl Rachel, als auch Liam sind keine einfach gestrickten Charaktere, noch sind sie übermäßig sympathisch. Zwar hat Rachel durchaus Mitgefühl für andere, doch bleibt sie leider größtenteils genauso reserviert, wie Liam. Dass sich beide überhaupt ineinander verlieben, war für mich ehrlich gesagt nicht nachvollziehbar. Dazu legt Rachel/Mary eine Wankelmütigkeit an den Tag, die mich doch ziemlich störte. Ihre Einstellung zu zwanglosem Sex, geht nicht so wirklich konform mit den sittenstrengen Regeln des 19. Jahrhunderts und so ist ihr freizugiges Benehmen, Henry gegenüber, ein wenig zu dick aufgetragen.

Aber, dennoch ist „Jane Austen- Jagd auf das verschollene Manuskript“ ein besonderes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.
Zum einen regt die Geschichte über zwei Zeitreisende, die aus der fernen Zukunft „anreisen“, welche so völlig anders ist nach dem „großen Sterben“, das Menschen, Tiere und Pflanzenwelt heimsuchte, zum Nachdenken an. Besonders berührend fand ich die Romanpassage, in der die Romanheldin zum ersten Mal Gerüche wahrnimmt, Speisen zu sich nimmt und Tiere erblickt, die es in ihrer Welt längst nicht mehr gibt.
Dazu fand ich, dass es Kathleen Flynn perfekt gelungen ist, die Familie Austen lebensecht darzustellen. Deren Welt ist recht beschaulich, doch ich fand das historische Flair, das dieser Roman verströmt, sehr gut getroffen.
Einige Rezensenten bemängelten das ungewöhnliche Ende des Romans. Zugegeben, wir Menschen glauben, dass Zeitreisen, wären sie möglich, gewissen Regeln unterliegen müssten. Etwa, dass man den natürlichen Verlauf nicht stören oder ändern darf, weil Veränderungen in der Geschichte heftige Konsequenzen haben könnten in der Gegenwart. Die Autorin spielt hier ein wenig, so viel kann ich ruhig sagen ohne zuviel zu spoilern, mit der Idee von Parallelwelten, spart aber auch nicht gewisse Gefahren, die damit einhergehen, aus. Und ehrlich gesagt fand ich ihren Lösungsvorschlag gut. Wobei ich besonders die Frage, ob Jane Austen, dennoch einen solch großen Stellenwert in der Literatur eingenommen hätte, wenn mehr Bücher von ihr erschienen wären, bzw. sie länger gelebt hätte, spannend fand.


Kurz gefasst: Interessanter, unterhaltsamer und besonderer Zeitreiseroman, der zum Nachdenken anregt, aber leider zum Teil etwas nüchtern dargeboten wirkt. Eher nichts für romantisch veranlagte Leser!

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