Eine unschlüssige Heldin zwischen zwei Männern, familiäre Konflikte und dunkle Geheimnisse, sorgen für unterhaltsame Lesestunden. Dennoch konnte ich einfach keine Sympathie für das Heldenpaar aufbringen, was am Ende für einen Punktabzug bei mir sorgte.
Ein Menü zum VerliebenEves und Daisys Mutter starb sehr früh. Statt nun näher zusammenzurücken, entzweiten sich die beiden Schwestern im Laufe der Zeit immer mehr. Zwar haben sie noch Kontakt miteinander, doch jedes Treffen ...
Eves und Daisys Mutter starb sehr früh. Statt nun näher zusammenzurücken, entzweiten sich die beiden Schwestern im Laufe der Zeit immer mehr. Zwar haben sie noch Kontakt miteinander, doch jedes Treffen erscheint Eve wie ein Tanz auf dem Drahtseilakt, da die alleinerziehende Daisy eine unglaubliche Launenhaftigkeit an den Tag legt. Doch eines haben beide gemeinsam. Sie vermissen ihre Mutter sehr. Diese war eine begnadete Köchin und Bäckerin und verwöhnte ihre Familie mit den wunderbarsten Leckereien. Da Eve das Talent ihrer Mutter geerbt hat, plant sie ein Cafe zu eröffnen; was ihr seit langem eine Herzensangelegenheit ist.
Doch bevor es so weit ist, müssen viele Vorarbeiten geschafft werden und auch das Geld wird knapp. Als die Chefin von Eves Freund Joe, händeringend nach einer vierten Person mit Koch und Backkünsten sucht, schlägt Joe dann auch gleich seine Freundin vor. Eves Teilnahme an dem „Saturday Supper Club-Event“ bei dem jeder der vier Personen die anderen Teilnehmer bekochen und sich anschließend der Bewertung stellen muss; würde aber auch gute Publicity für die zukünftige Cafebesitzerin bedeuten und so lässt sich Eve von ihrem Freund dazu überreden.
Als es jedoch so weit ist und Eve dem ersten Teilnehmer die Türe öffnet, ist sie vor Schreck wie erstarrt. Vor ihr steht Ethan, der Mann mit dem sie vor drei Jahren eine zweijährige Beziehung hatte. Der Mann, von dem sie dachte, dass er ihre große Liebe sei und derjenige, der sie, von einem auf den anderen Tag, ohne eine nähere Begründung abzugeben verließ. Nun ist Ethan wieder da und will Eve zurück. Doch Eve liebt doch Joe, oder?
Wer Kochsendungen wie beispielsweise „Das perfekte Dinner“ liebt, wird sicherlich schnell hellhörig werden, wenn er „Ein Menü zum Verlieben“ in die Hände bekommt, denn in der Tat diente diese oder eine ähnliche gestrickte Sendung der Autorin scheinbar als Grundlage für ihren Liebesroman.
Wer jedoch nun eine sehr leichte Liebesgeschichte erwartet, unterlegt mit interessanten Rezepten, sollte vorgewarnt werden. Selbst wenn die Autorin einen sehr eingängigen Schreibstil besitzt, handelt es sich bei „Ein Menü zum Verlieben“ doch eher um eine Story über vergebene Chancen, Konflikte, Familienzusammenhalt, Enttäuschungen, geschwisterliche Zwistigkeiten und Eifersucht und jede einzelne der hier in diesem Roman agierende Personen trägt Geheimnisse mit sich herum, die zwar nach und nach gelüftet werden, jedoch zumeist sehr schmerzhafter Natur sind.
Die zentrale Frage, die über allem steht, lautet dann auch ob man durch Vergebung tatsächlich glücklich werden kann.
Amy Bratley hat zwar dafür meiner Meinung nach kein Patentrezept parat, doch sie zeigt hier zumindest einen Weg auf, der es ihren Figuren ermöglichen könnte.
Während man Eves Gedanken und Gefühlsleben sehr gut durch die gewählte „Ich-Erzählform“ vermittelt bekommt, bleiben die Herren der Schöpfung; sowohl Joe als auch Ethan charakterlich etwas blass geschildert.
Vor allem Ethans Handlungsweisen geben dem Leser viele Rätsel auf und seine Undurchsichtigkeit ist es am Ende auch (selbst wenn man irgendwann den Grund für seine überstürzte Flucht vor Jahren erfährt) die ihn in einem sehr unsympathischen Licht präsentiert. Auch Eves Zerrissenheit zwischen den beiden Männern war bei allem Verständnis für ihre Situation irgendwann nicht mehr nachvollziehbar für mich- zumal Ethans Geheimniskrämerei und seine überbordend gute Laune, gepaart mit seinem Hang mit allen weiblichen Wesen in seinem Umfeld zu flirten, eine vernünftigere Romanheldin schnell die Flucht hätte ergreifen lassen. Spätestens zumindest, als sie Ethans Grund für sein „Schlussmachen“ erfährt.
Daher bin ich auch ein wenig hin und hergerissen ob meiner Bewertung. Zum einen haben mich viele Romanpassagen anrühren können; etwa wenn Eve beschreibt, wie sie den Verlust ihrer Mutter versucht hat zu kompensieren um den Familienzusammenhalt zu fördern oder auch die Gespräche zwischen Eve und ihren Freundinnen über Liebe, Leid und verpasste Chancen konnten die mich überzeugten. Andererseits hat mich die Zögerlichkeit der Heldin wahnsinnig geärgert und dass sie ihrem jetzigen Freund auch noch so eine lange Zeit verschweigt, dass sie ihren Ex- Freund wiedergetroffen hat, hat ihr nicht viele Sympathiepunkte bei mir eingebracht.
Wer in dieser Hinsicht etwas weniger schmerzempfindlich ist als ich, sollte dem Roman durchaus eine Chance geben, denn gut geschrieben ist er trotz meiner Kritikpunkte allemal.
Kurz gefasst: Eine unschlüssige Heldin zwischen zwei Männern, familiäre Konflikte und dunkle Geheimnisse, sorgen für unterhaltsame Lesestunden. Dennoch konnte ich einfach keine Sympathie für das Heldenpaar aufbringen, was am Ende für einen Punktabzug bei mir sorgte.