Cynsterfreie Zone garantiert – Stephanie Laurens goes Medieval- Unterhaltsamer, hocherotischer, aber leider viel zu langer Ausflug ins Mittelalter
Duell der SehnsuchtLady Eloise zählt vierzehn Lenze, als sie verheiratet wird mit einem sechsundzwanzigjährigen, attraktiven Adligen, der als gute Partie gilt. Doch die schöne Fassade täuscht, denn er entpuppt sich als grausamer ...
Lady Eloise zählt vierzehn Lenze, als sie verheiratet wird mit einem sechsundzwanzigjährigen, attraktiven Adligen, der als gute Partie gilt. Doch die schöne Fassade täuscht, denn er entpuppt sich als grausamer Sadist und Frauenhasser, der nur eines im Sinn hat- Eloises Willen zu brechen. Auch Alaun de Montisfryth wird Eloises Hochzeitstag als denkwürdige Mahnung im Kopf behalten, denn dort verlor er während eines Schaukampfes mit Eloises Vater seinen Einsatz- das beste Zuchtpferd seines verstorbenen Vaters.
9 Jahre später:
Wieder einmal ist Alaun zu Gast auf Versallet Castle und auch die schöne Witwe Eloise ist zugegen. Nichts mehr hat sie gemein mit der dünnen, unscheinbaren Vierzehnjährigen, die er in blasser Erinnerung behalten hat. Eloise hat nach dem Tod ihres Gatten und einem langjährigen Aufenthalt im Kloster, die Rolle der Burgherrin auf Versallet Castle übernommen. Ein Turnier steht an und Eloise hat alle Hände voll damit zu tun, die Gäste zufriedenzustellen. Ihr gewitzter Vater jedoch verfolgt ganz andere Pläne. Er ahnt, dass Eloises Weigerung noch einmal zu heiraten, damit zu tun haben muss, dass in ihrer ersten kurzen Ehe etwas schief gelaufen ist. Doch ihre spitze Zunge gegenüber allen Männern, die ihr zu nahe kommen, ist legendär und so hofft Eloises Vater nun auf Alauns Überzeugungskunst, denn eine erste gemeinsame Begegnung nach so vielen Jahren, erweist sich als äußerst vielversprechend.
Während Eloise von Alauns Männlichkeit zugleich fasziniert aber auch abgeschreckt ist, weiß Alaun sofort, dass nur Eloise die richtige Frau für ihn ist. Er wettet mit ihrem Vater um die Gunst, Eloise zu bekommen. Während diese nun wutschnaubend vermutet, dass ihr Vater sie mit diesem Kuhhandel loswerden und verheiraten möchte, hat Alaun doch eigentlich etwas ganz anderes im Sinn. Er will Eloise langsam umwerben, denn er ahnt sehr schnell, dass sie einst verletzt wurde.
Um Alaun doch noch von dieser unsäglichen Wette abzubringen, schließt sie nun ihrerseits weitere Wetten mit ihm ab. Sollte er im Turnier verlieren, lässt er sie in Ruhe. Bei einem Sieg jedoch, würde sie ihm einen Kuss gewähren…
Eigentlich bin ich langsam aber sicher etwas lesemüde geworden, was die Historical Romances von Stephanie Laurens angeht, denn ich finde, sie hat es im Laufe der Jahrzehnte verlernt, sich beim Schreiben kurz zu fassen. Viele ihrer aktuellen Regencyromances wurden von der Autorin durch zahlreiche, äußerst umfangreiche Liebesszenen nur künstlich aufgebläht, wobei die eigentliche Handlung, zu großen Teilen, auf der Strecke blieb, was ich total schade fand, da ich Stephanie Laurens Art zu Schreiben an sich, immer sehr mochte. Besonders ihre früheren Cynster Romane fand ich spannend, denn darin fanden sich zumeist auch noch unterhaltsame Krimiplots. Und dennoch, vielleicht auch, weil kaum noch Historical Romances auf dem deutschen Markt erscheinen, zieht es mich immer noch zu den Büchern der Autorin hin.
In diesem Fall ist es vor allem der ungewöhnlichen Zeitepoche geschuldet, in der Stephanie Laurens neuer Roman „Duell der Sehnsucht“ , spielt, denn wir haben es diesmal nicht mit einem weiteren Regency zu tun, sondern mit einem waschechten Medieval, der zur Regierungszeit Edward III. angesiedelt wurde.
Und der Roman lässt sich, ungewöhnlich für die Autorin, auch sehr anders an. Die Grausamkeit von Eloises Ehemann wird schnell deutlich gemacht und diese Romanpassagen ließen mich zunächst Ärgstes hinsichtlich möglicher Vergewaltigungsszenen etc. befürchten, doch hat Stephanie Laurens dann Erbarmen mit ihren Lesern, überspringt weitere Vorfälle und es geht nach einem Zeitsprung von neun Jahren dann gleich damit los, dass Eloise mittlerweile verwitwet ist.
Während sich Eloise, ungewöhnlich für ihre traumatische Vorgeschichte, zu einer taffen jungen Frau entwickelt hat, die nicht nur eine sehr spitze Zunge besitzt, sondern dazu auch sehr durchsetzungsstark geraten ist, hat Alaun in den zahlreichen Feldzügen für seinen König gelernt, seine Ungeduld zu bremsen und bei Schwierigkeiten zunächst seinen Kopf einzusetzen. Eloise als auch Alaun sind sich ebenbürtig, doch jeder von ihnen will sich durchsetzen und die Oberhand behalten, so dass es anfangs zu einigen verbalen „Scharmützeln“ zwischen ihnen kommt, die ich sehr amüsant in Szene gesetzt fand. Besonders in der ersten Hälfte des Romans, während des Turniers, musste ich mehrfach beim Lesen schmunzeln, denn Alaun becirct Eloise wirklich recht clever und mich erinnerte „Duell der Sehnsucht“, in diesen Momenten ein wenig an Kinley MacGregors oder Julie Garwoods Historicals.
Dann jedoch entwickelte sich der Roman wieder zu einer typischen Laurensstory, wie ich fand. Wenig gehaltvolle Gespräche zwischen den Protagonisten, die ihre Zuneigung füreinander untermauern; stattdessen zahlreiche Sexszenen, die zwar hocherotisch daherkommen, aber in ihrer immensen Fülle schnell beginnen zu langweilen, so dass ich versucht war, sie einfach zu überblättern. Einer der Hauptgründe für meine Punktabzüge lag aber bei Eloise selbst. Sie ist, trotz ihrer Cleverness in gewissen Situationen und ihrer Selbstständigkeit, einfach eine unbelehrbare TSTL Heldin, die immer wieder allein ausbüxt, obwohl sie doch genau weiß, dass einer Frau allein unterwegs viele Gefahren drohen. Bedenkt man vor allem ihre Vorgeschichte, fand ich ihr Verhalten ziemlich unglaubwürdig. Und auch ihre Starrsinnigkeit und ihre altkluge Art haben mich, je länger die Lesezeit fortschritt, immer mehr befremdet. Was der Romanheld in der Heldin sah, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen.
Eloises Zögern, Alaun zu heiraten, konnte ich dagegen anfangs noch verstehen. Doch spätestens nachdem sie bereits mit ihm Bett und Laken geteilt hatte, dachte ich eigentlich, nun wäre alles Wichtige zwischen ihnen geklärt und ihr Trauma überwunden. Nur um dann mit weiteren 150 Seiten „belohnt“ zu werden, in dem die Autorin ihre Story abermals künstlich verlängerte, in dem sie eine rachsüchtige, geistesgestörte Killerin und eine „Räuberbande“ nacheinander ins Rennen schickte, die dem Heldenpaar das Leben schwer machte.
Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass diese Handlungsverläufe langweilig geschrieben waren. Doch trotzdem habe ich mich gefragt, warum die Autorin bloß der Meinung war, sie müsse diese eigentlich nette Liebesgeschichte zwischen Eloise und Alaun noch zusätzlich aufpeppen. 656 Seiten für einen historischen Liebesroman sind eindeutig zuviel des Guten gewesen. Ich denke selbst 350 Seiten hätten vollauf gereicht um die Geschichte in aller Ausführlichkeit erzählen zu können.
In diesem Fall ist es echt traurig, denn wäre Eloise weniger halsstarrig und TSTL gewesen, hätten die beiden mehr gemeinsame Gespräche führen können, in denen es mal nicht um Sex gegangen wäre und vor allem, wäre dieser Roman besser strukturiert gewesen, hätte er durchaus die Bestnote erhalten können, denn am Schreibstil an sich gibt es wieder nichts zu rütteln und auch der humorige Unterton, der sich in diesen Lauren Roman eingeschlichen hat, hat mich begeistert.
Und nicht zu vergessen, dass die Autorin durchaus auch in der Lage dazu ist, einen überzeugenden Medieval zu schreiben.
Kurz gefasst: Cynsterfreie Zone garantiert – Stephanie Laurens goes Medieval- Unterhaltsamer, hocherotischer, aber leider viel zu langer Ausflug ins Mittelalter.