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Veröffentlicht am 07.10.2020

Solider Cosy-Regionalkrimi, der viel Pariser Flair verströmt

Lacroix und die Toten vom Pont Neuf: Sein erster Fall
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Kaum erholt aus dem Urlaub mit seiner Frau, der Bürgermeisterin, zurückgekehrt, bekommt es Commissaire Lacroix, der als erfahrener und erfolgreicher Ermittler bei der Pariser Polizei gilt, mit einem rätselhaften ...

Kaum erholt aus dem Urlaub mit seiner Frau, der Bürgermeisterin, zurückgekehrt, bekommt es Commissaire Lacroix, der als erfahrener und erfolgreicher Ermittler bei der Pariser Polizei gilt, mit einem rätselhaften Mord an einem Obdachlosen zu tun. Als nur wenige Zeit später ein weiterer Clochard ermordet aufgefunden wird- auf die gleiche Art und Weise wie die erste Leiche zugerichtet, werden der Vorgesetzte von Lacroix und die politischen Verantwortlichen von Paris langsam unruhig, denn sie befürchten, dass ein Serienmörder umgeht.

Es zeigen sich Parallelen zu einer bislang noch ungeklärten Mordserie an Stadtstreichern in den 1980er Jahren. Doch auch eine weitere Fährte gilt es zu verfolgen. Angeblich machen zwei kriminelle Brüder die Gegend um Pont Neuf unsicher und kassieren Schutzgeld von den Obdachlosen, dass diese sich zuvor erbettelten.
Lacroix und sein Team fürchten, dass der Täter erneut zuschlagen könnte und so stürzen sie sich mit Feuereifer in die Ermittlungsarbeit. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn auch die Boulevardpresse, für die die Morde ein gefundenes Fressen sind, setzt dem Commissaire zu…

Als Leseratte mit einer Schwäche für frankophile Krimis oder Filme, wurde mir kürzlich Alex Lepics, alias Alexander Oetkers erster Teil seiner Krimireihe um den Ermittler Lacroix empfohlen. Ich erhoffte mir reichlich französisches, bzw. Pariser Flair von diesem Regionalkrimi und natürlich auch einen spannenden Kriminalfall. Was das Flair angeht; in dieser Hinsicht hat der Autor sämtliche Register gezogen. Während Lepics Romanheld ermittelt und viele Streifzüge durch die Pariser Innenstadt macht, darf man ihn, dank der bildhaften Ausdrucksweise des Autors, dabei stets über die Schulter sehen und so entsteht Lacroixs Paris, schnell vor dem geistigen Auge seiner Leser. Und da der Commissaire nicht nur ein kluger Ermittler, sondern dazu auch kulinarischen Genüssen nicht abgeneigt ist, kommt die französische Küche hier ebenfalls zum Zuge. Zahlreiche leckere französische Gerichte finden nebenher Erwähnung, so dass einem beim Lesen das Wasser im Munde zusammenläuft.

Der Kriminalfall, als solches, lässt sich zunächst interessant an, die Dialoge, die die Figuren miteinander führen wirken lebhaft und gewisse Macken, die der Commissaire hat- etwa, dass er sich jeglicher moderner Technik und auch Handys verweigert, fand ich ebenfalls erfrischend. Sicherlich, im wahren Leben wäre ein solcher Commissaire, in der heutigen Zeit kaum realistisch, aber ich denke, der Autor wollte im erster Linie eine Romanfigur schaffen, die an die fiktive Romanfigur „Maigret“ erinnert, was somit auch Lecroixs gleichlautenden Spitznamen erklärt. Was ich ein bisschen schade fand, war, dass man zwar gewisse persönliche Eckdaten über Lecroix erfährt, jedoch insgesamt zu wenig Persönliches eingestreut wurde, so dass der Ermittler, der beinahe ständig irgendwelche Restaurants, Bars oder Cafes besucht, um sich dort zu stärken, ein wenig blass bleibt. Immerhin erfährt man zumindest über ein weibliches Mitglied seines Teams ein bisschen mehr, doch auch ein persönliches Gespräch zwischen Lecroix und Jade Rio, blieb mir zu sehr an der Oberfläche.
Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, dem Roman mehr Tiefgang und Tragik zu verleihen. Mit gerade einmal 272 Seiten ist der Krimi doch eher ein Leichtgewicht und hätte durchaus noch einige Seitenzahlen mehr vertragen können, wie ich finde.

Was mir auch nicht so wirklich behagt hat, war die Namensgebung. Ich fand einfach, dass es sich der Autor ein wenig zu leicht damit gemacht hat. Bedenkt man, wie umfangreich und treffend er Paris, seine Sehenswürdigkeiten, die Gerüche, Eindrücke und die Menschen, die dort leben, beschreibt mutet es enttäuschend an, dass er sich für diverse Romanfiguren einfach Namen berühmter Schauspieler ausgeborgt hat, wie etwa Romy Schneider oder Pierre Richard. Selbst wenn es womöglich lediglich als Verbeugung für deren Leistung gedacht sein mag.
Ebenfalls Grund für den Punktabzug war für mich, dass es dem Roman, besonders in der zweiten Hälfte, an Spannungselementen fehlte, was dann in dem, viel zu schnell abgehandelten, unspektakulären und für meinen Geschmack auch eher unglaubwürdigen „Showdown“ gipfelte.

Trotz meiner Kritikpunkte fand ich diesen Regionalkrimi aber durchaus unterhaltsam und solide geschrieben. Ich denke es kommt einfach darauf an, was man sich im Vorfeld von dieser Lektüre erhofft. Wer Frankreich liebt und einen kurzweiligen Urlaubsschmöker lesen möchte oder ein Faible für Cosy-Krimis haben sollte, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Es ist halt noch etwas Luft nach oben gegeben. Aber wer weiß, vielleicht kann der Autor in Sachen Spannung ja im zweiten Teil seiner Krimireihe noch einen „Zahn“ zulegen? Ich möchte jedenfalls dranbleiben und bin schon sehr gespannt auf Lacroixs nächsten Fall.

Kurz gefasst: Solider Cosy-Regionalkrimi, der viel Pariser Flair verströmt


Lacroix Reihe:

1. Teil: Lacroix und die Toten vom Pont Neuf
2. Teil: Lacroix und der Bäcker von Saint Germain
3. Teil: Lacroix und die stille Nacht von Montmartre (Oktober 2020)

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.10.2020

Unterdurchschnittlicher US-Krimi auf dem Niveau eines B-Actionmovies

Jagd in L.A.
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Sechs Monate ist es her, dass Maddie Devine eine Zwangspause in ihrem Job hinnehmen musste, sechs Monate, in denen sie den Verlust ihres Mannes, Travis, der ebenfalls bei der Polizei beschäftigt war, hinnehmen ...

Sechs Monate ist es her, dass Maddie Devine eine Zwangspause in ihrem Job hinnehmen musste, sechs Monate, in denen sie den Verlust ihres Mannes, Travis, der ebenfalls bei der Polizei beschäftigt war, hinnehmen musste. Dies und eine noch nicht verarbeitete Vergewaltigung, machen Maddie immer noch sehr zu schaffen und bevor sie wieder zum Dienst darf, muss sie nun die Polizeipsychologin aufsuchen. Und die verlangt von Maddie, dass sie endlich öffnet und redet. Denn in Maddie ist viel angestaute Wut.
Und tatsächlich gelingt es der Psychologin Maddies Innenleben zu knacken, so dass Maddie, die eine neue Partnerin im neuen Wirkungskreis zugewiesen bekommen hat, pünktlich zum Dienst in der kommenden Woche erscheinen kann.

Und die beiden Frauen bekommen auch sogleich eine Menge zu tun. Neben dem Mord an einem weiblichen Teenager, müssen sie eine Reihe von Einbrüchen aufklären. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, macht auch noch ein brutaler Serienvergewaltiger die Gegend unsicher, den Maddie unbedingt dingfest machen will. Denn sie glaubt, dass es sich um den gleichen Mann handelt, der auch sie einst vergewaltigte. Einer ihrer neuen Vorgesetzten zeigt Interesse an Maddie, doch ist sie schon so weit, sich auf eine neue Liebe einzulassen?

„Jagd in LA“, ein Krimi der Autorin Kathy Bennett, gehört zur vierteiligen „Maddie Devine Reihe und gilt in den USA als beliebte Krimiserie. Und da ich bislang nichts von der Autorin, die selbst lange Jahre bei der US-Polizei arbeitete kannte, griff ich beherzt zu, als ich besagtes Buch auf einem Remittendentisch entdeckte. Ich hoffte, dass ich, ohne den ersten Teil gelesen zu haben, dennoch gut in die Geschichte hineinkommen würde und dem war auch so. Dem Leser werden alle wissenswerten Eckdaten vermittelt. Sowohl über Maddie, als auch über ihre Kolleginnen und Kollegen von der Polizei. Während Maddies Romanpassagen in „Ich-Form“ geschildert werden, entschied sich die Autorin dafür, alle übrigen Akteure aus der personalen Erzählersicht agieren zu lassen. Und da sie eine ganze Menge an Figuren einführt, sollte man sehr aufmerksam bei der Sache sein, damit man sich nicht verzettelt. Dazu ist das Ganze sehr gewöhnungsbedürftig.

Eigentlich legt Kathy Bennett einen lockerflockigen Schreibstil an den Tag, streut viele Dialoge ein, die die Romanfiguren lebendig wirken lassen und da es gilt, gleich mehrere Kriminalfälle aufzuklären, dürfte es doch eigentlich nie langweilig werden. Warum also habe ich für den Roman lediglich einen von fünf Punkten vergeben? Nun das liegt vor allem daran, dass ich den Umgangston der Figuren in diesem Krimi absolut nicht mochte.

Es ist dieser typische gewollt obercool klingende Unterton, den man bereits aus zahlreichen schlechten US- Actionmovies kennen dürfte. Egal um welches Geschlecht es sich auch handelt. Alle Akteure in diesem Roman reden, als kämen sie aus einfachsten Verhältnissen. Erschwerend kommt dazu, dass die Männer in diesem Buch, fast durchweg schmierige, primitive Lappen sind, deren sexuelle Phantasien beinahe zum Hauptthema gemacht werden von der Autorin. Da deren Gedankenwelt dazu ziemlich eindimensional dargestellt wird, musste ich mich regelrecht durch besagte Romanpassagen quälen.
Aber auch die Romanheldin ist leider keine Sympathieträgerin. Sie verbirgt wichtige Geheimnisse vor ihrer Partnerin und ich fand es dermaßen unrealistisch, dass die Autorin ihrer angeblich so traumatischen Heldin gleich eine neue Romanze auf den Leib schreiben wollte, dass ich mein permanentes Augenrollen, ob dieser hanebüchenen Story, erstmal wieder in den Griff bekommen musste.
Überhaupt wirkt die Auflösung der Crimestory völlig unglaubwürdig und unrund. Ich war dermaßen angeödet von der Story und dem Schreibstil, dass ich das Buch gerne vorzeitig abgebrochen hätte. Aber gekauft ist schließlich gekauft und so habe ich mich dann doch bis zum bitteren Ende durchgequält. Ich frage mich, wie es eine solch unterdurchschnittliche Krimilektüre überhaupt über den großen Teich schaffen und übersetzt werden konnte. Da haben die Gutachter wohl keinen guten Tag gehabt…

Kurz gefasst: Unsympathische, teils primitive Akteure und gewollt obercool klingende Dialoge rauben einem den letzten Nerv. Unterdurchschnittlicher US-Krimi auf dem Niveau eines B-Actionmovies.

Maddie Devine Reihe:

1. Teil: Bis ins Mark
2. Teil: Jagd in LA
3. Teil: A Deadly Denial
4. Teil: A Deadly Beauty

Außerdem erschienen, der Kurzroman „A Deadley Prayer

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Lady Christabel & Maud helfen einer Dame in Nöten- Unterhaltsamer zweiter Teil der Histo-Cosy-Krimi Reihe, der mir wieder viel Lesespaß bereitet hat

Lügen einer Lady
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London 1912:

Nachdem sich Lady Christabel Mowgray und deren Zofe Maud bereits einmal erfolgreich als detektivische Spürnasen betätigt haben, ist für eine Weile Ruhe eingekehrt im Hause der Familie. Doch ...

London 1912:

Nachdem sich Lady Christabel Mowgray und deren Zofe Maud bereits einmal erfolgreich als detektivische Spürnasen betätigt haben, ist für eine Weile Ruhe eingekehrt im Hause der Familie. Doch dann tritt Lady Christabels exzentrische Tante Lavinia an sie heran, mit der Bitte, ihrer Freundin in Nöten; Lady Althea Haddington zu helfen, die sich in einer äußerst prekären Notlage befindet. Althea ließ sich kürzlich auf ein Tete a tete mit einem attraktiven Hausdiener ein, als sie bei Freunden weilte, um sich von den Kapriolen ihres untreuen Gatten und dem darauf folgenden Klatsch der Gesellschaft zu erholen. Und der Hausdiener machte ihr, in ihren Räumlichkeiten, nicht nur schöne Augen sondern auch lange Finger.

Plötzlich fehlte eine kostbare Kette, die zum Familienschmuck der Haddingtons gehörte. Der diebische Diener erbot sich, ihr die Kette zurückzugeben im Austausch gegen Bares. Doch Lady Althea verfügte leider nicht über ausreichend finanzielle Mittel, die sie unbemerkt vor den Augen ihrer Familie, flüssig machen konnte und so hofft sie nun, dass Lady Christabel und Maud ihr helfen können, das Schmuckstück zurückzubekommen.

Lady Christabel freut sich sehr über ihre neue Aufgabe, doch Maud sieht ihrem neuen „Fall“ mit eher gemischten Gefühlen entgegen. Zumal ihr sogleich klar ist, dass ihnen nichts anderes übrig bleiben wird, den Schmuck zurück zu stehlen. Nicht auszudenken, wenn sie dabei in flagranti erwischt würden!

Doch Christabel ist ihren Einwänden gegenüber immun und als getreue Zofe bleibt Maud also nichts anderes übrig, als ihre Herrin zum Anwesen der Comerfords, Blackwell Castle, zu begleiten. Eine seltsame Stimmung herrscht nicht nur „downstairs“ sondern auch „upstairs“ vor. Christabel weiß nicht so recht, was sie von den einzelnen Mitgliedern der Comerfords halten soll, die ein großes Faible für die Jagd und Wetten zu haben scheinen und ihre Bediensteten ziemlich herablassend behandeln.

Währenddessen streckt Maud „downstairs“ ihre detektivischen Fühler aus und reagiert äußerst überrascht, als sie Lady Altheas angeblich diebischen Diener kennenlernt. Denn der ist völlig anders gestrickt, als sie vermutet hätte. Allerdings scheint er ein Geheimnis zu verbergen, dass sie ihm zu gerne entlocken würde. Doch dann geschieht im Haus der Comerfords ein Mord und ausgerechnet Maud gilt als Hauptverdächtige. Kann Christabel ihre getreue Zofe vor dem drohenden Strick retten?

Nachdem ich, vor einigen Wochen, eher zufällig „Tod eines Lords“ von C.L. Potter aufmerksam wurde und zunächst vom stimmungsvollen Romanlayout verlockt wurde, dass mich sogleich in eine hoffnungsfrohe „Downton Abbey Stimmung“ versetzen konnte, freute ich mich sehr darüber, dass die Autorin dieses besondere Flair auch in ihrem ersten Teil der auf drei Bände angelegten Cosy-Krimi Reihe, verströmen konnte. Ich war nicht nur sehr angetan vom sehr guten, zeitgemäßen Schreibstil, den die Autorin dabei an den Tag legte, sondern auch von dem ausgeklügelten Kriminalfall, der den Leser erwartete.

Zudem fand ich die Idee, eine Adlige, die allem Modernen sehr aufgeschlossen gegenübersteht; denn die Zeit des Wandels hatte seinerzeit ja bereits begonnen, zusammen mit ihrer Zofe Kriminalfälle aufklären zu lassen, erfrischend anders
.
Das funktioniert halt besonders gut, weil Christabel und Maud Figuren mit Ecken und Kanten sind. Beide haben ihre Schwächen und Geheimnisse, doch zusammen sind sie ein unschlagbares Team und ich mag ihre gemeinsamen Interaktionen sehr, die zum Teil mit trockenem Humor gewürzt sind.
Ihr zweiter Fall scheint zunächst etwas harmloserer Natur zu sein, doch ab dem Moment, als ein Mord auf Blackwell Castle geschieht, zieht die Autorin an der Spannungsschraube.
Besonders interessant fand ich die Entwicklung der Geschichte, weil Maud selbst in den Fokus der Verdächtigen gerät.

Zugegeben, ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass das Showdown gegen Ende des Romans, also die Überführung des Täters, noch ein wenig länger ausgefallen wäre um die Spannung noch ein Tickchen zu halten, aber abgesehen davon, gibt es nichts zu meckern. Der zweite Band um Lady Christabel und Maud hat mir sogar noch besser gefallen, als der Vorgängerband und ich bin schon sehr gespannt auf den schon bald erscheinenden dritten Teil der Reihe in dem, dann vielleicht, auch Mauds Geheimnisse gelüftet werden.

Eines noch. Ich fände es, ehrlich gesagt, sehr schade, wenn nach dem dritten Teil tatsächlich „Schluss“ wäre, denn ich finde, diese Histo-Cosy-Krimireihe hat noch reichlich Potential. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn die Autorin diese Entscheidung nochmals überdenken würde.

Kurz gefasst: Lady Christabel & Maud helfen einer Dame in Nöten- Unterhaltsamer zweiter Teil der Histo-Cosy-Krimi Reihe, der mir wieder viel Lesespaß bereitet hat.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Spannende Jagd im Londoner U-Bahn Netz- Packender, kurzweiliger Pageturner, den ich gerne weiterempfehle

869 - Die einzige Zeugin
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Laurie, die aus einem idyllischen Örtchen auf dem Lande kommt, lebt erst seit kurzer Zeit im pulsierenden London. Sie wohnt zusammen mit ihrer Cousine in einer WG und hat einen eher unspektakulären Job. ...

Laurie, die aus einem idyllischen Örtchen auf dem Lande kommt, lebt erst seit kurzer Zeit im pulsierenden London. Sie wohnt zusammen mit ihrer Cousine in einer WG und hat einen eher unspektakulären Job. Um sich rasch in der Stadt fortbewegen zu können, nimmt sie für die meisten Strecken ihr Rad oder die U-Bahn. Als sie eines Tages auf dem Weg zur Arbeit ist, gerät ein älterer Mann, der neben ihr steht, kurz darauf vor die U-Bahn und stirbt an seinen schweren Verletzungen. Während die Polizei von einem geplanten Selbstmord ausgeht, weiß Laurie genau, dass es nicht so war. Ihre Aussage, dass es ein Unglücksfall gewesen sein muss, nimmt die Polizei zwar zur Kenntnis, schließt den Fall jedoch schnell ab.

Laurie lässt der Tod des alten Mannes jedoch nicht los. Vor allem, weil er sich, kurz bevor er starb noch an sie wandte und ihr etwas sagen wollte, was sie wegen des Lärms, den die einfahrende U-Bahn machte, nicht mehr verstehen konnte. Außerdem erinnert sie sich wenig später daran, dass er etwas in den Hand hielt, kurz bevor er vor die U-Bahn fiel.

Als Laurie kurz darauf den attraktiven Paul kennenlernt, der ihr bei einer Fahrradpanne helfend zur Seite eilt, erzählt sie ihm von dem Vorfall in der U-Bahn, der sie so traumatisiert hat. Der einfühlsame Paul, tröstet die junge verwirrte Frau und nach einem gemeinsamen Date beschließen sie beiden, in der Nacht im U-Bahntunnel nach dem Gegenstand zu suchen, den der alte Mann verloren hat.

Doch beide werden von zwei Männern erwischt und eine wilde Verfolgungsjagd in den Tunneln beginnt. Laurie und Paul werden getrennt und Laurie steht einige dramatische Minuten aus. Aber zumindest weiß sie nun, um welchen Gegenstand es sich handelte. Der alte Mann verlor einen Schlüssel. In welches Schloss er wohl nur passen mag? Und wieso will jemand verhindern, dass Laurie und Paul den Schlüssel an sich nehmen?
Laurie ahnt nicht, dass sie sich in eine äußerst gefährliche Situation hineinmanövriert hat…

Es war die Aussicht auf eine spannende Geschichte, nebst hoffentlich dramatischer Verfolgungsjagd im Londoner U-Bahn Netz, dass mich verlockt hat, zu Toby Fabers Debütthriller „869-Die einzige Zeugin“, zu greifen. Und tatsächlich lässt sich die Geschichte schön undurchsichtig und packend an. Zwar errät der aufmerksame Leser gewisse Dinge viel schneller als die Romanheldin, die leider viel zu lange auf der sprichwörtlichen Leitung steht und die sich oftmals in Situationen bringt, die einfach nur dumm sind, doch ist besagter Kritikpunkt der Spannung nicht abträglich. Dazu fand ich Lauries Suche nach der Wahrheit an der sich später auch ihre Cousine und Lauries Vater beteiligen, also warum der alte Mann sterben musste spannend und kurzweilig erzählt.

Sicher, ich hätte mir gewünscht, dass Toby Faber gewisse Dialoge und Situationen nicht ganz so knapp und abstrakt gehalten hätte, deswegen und auch weil die Romanheldin leider ein wenig TSTL agiert, habe ich letztendlich dann auch bei meiner Bewertung einen halben Punkt abgezogen. Das sollte interessierte Leser jedoch nicht davon abhalten zu diesem Thriller zu greifen, denn die Story ist mal etwas völlig anderes und es handelt sich hier definitiv um einen Thriller mit Sogwirkung, den man erst zur Seite legen kann, wen man die letzte Seite gelesen hat.

Kurz gefasst: Spannende Jagd im Londoner U-Bahn Netz- Packender, kurzweiliger Pageturner, den ich gerne weiterempfehle

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Sag es mit einem Gedicht- eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte, die in Oxford spielt

Mein Jahr mit Dir
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Die Amerikanerin Ella aus Ohio, ist hochintelligent, was sie zu einem Einzelgänger in ihrer Familie gemacht hat. Und obwohl sie so clever ist, fällt es ihr sehr schwer, Gefühle zuzulassen, seitdem sie ...

Die Amerikanerin Ella aus Ohio, ist hochintelligent, was sie zu einem Einzelgänger in ihrer Familie gemacht hat. Und obwohl sie so clever ist, fällt es ihr sehr schwer, Gefühle zuzulassen, seitdem sie einst ihren Vater durch einen Unfall verlor. So ist das Verhältnis zu ihrer Mutter leicht abgekühlt. Als Ella die Zusage bekommt, ein Jahr in Oxford studieren zu dürfen, bevor sie einen Job im Weißen Haus annimmt, ist sie überglücklich, denn das war immer schon ihr Traum. Zudem ist Ella bislang noch nie aus ihrem Heimatland herausgekommen.

Kaum angekommen in Oxford, wird sie nicht nur beinahe von einem Auto angefahren, sondern stößt beim Essen in einer kleinen Frittenbude, ausgerechnet mit einem sich sehr snobistisch verhaltenden Mann zusammen, der sich mit einer Freundin dort aufhält. In ihm erkennt Ella ausgerechnet den unglücklichen Autofahrer wieder und als er sie auch noch frech anflirtet, platzt ihr der Kragen. Sie beschimpft ihn als schwachköpfigen Schnösel und verlässt, von oben bis unten mit Essen bekleckert, das Lokal.

Und das Pech scheint auch in den nächsten Tagen an ihren Füßen zu kleben. Nicht nur, dass die Professorin ihres Literaturkurses allen verkündet, dass sie leider einen Ersatzmann stellen muss. Ellas neuer Tutor entpuppt sich ausgerechnet als kein geringerer als James Davenport, in dem sie ihren „schwachköpfigen Schnösel“ erkennt.
Und obwohl Ella den Frauenschwarm nicht mögen will, muss sie doch zugeben, dass er ein fähiger Tutor ist, der seine Materie gut und leidenschaftlich zu vermitteln weiß.

Ellas Interpretation einer vorgegebenen Aufgabe, bringt beide, nachdem sie ihre gegensätzlichen Standpunkte verdeutlicht haben, näher. Doch soll sich Ella tatsächlich mit einem Mann einlassen, über den gemunkelt wird, dass er jede Frau nur dreinmal datet? Das Jamie ein schwerwiegendes Geheimnis vor ihr verbirgt, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Während einer Shoppingtour durch die Buchläden, fiel mir „Mein Jahr mit Dir“, von Julia Whelan in die Hände und das Cover suggerierte mir, dass ich es hier womöglich mit einer schönen, dramatischen Liebesromanze zu tun bekommen würde.
Nun muss ich zugeben, dass ich um Bücher oder Filme, im Stile von „P.S: Ich liebe dich“, in denen einer der Protagonisten an einer tödlichen Krankheit leidet, lieber einen großen Bogen mache, weil mich das mental zu sehr mitnimmt. Der Klappentext dieses Buches jedoch war relativ vage gehalten und ließ Spielraum für andere Interpretationen, so dass ich dennoch zugriff.

Die Autorin, die sich zudem einen Namen als Schauspielerin und Drehbuchautorin gemacht hat, weist einen locker leichten Schreibstil auf und erzählt den Roman aus Ellas Sicht, in „Ich-Form“. Obwohl ich zugeben muss, dass es mir wie einigen anderen Rezensenten ging, die die Romanheldin eher unsympathisch/ zu introvertiert beschrieben fanden, mochte ich den Roman trotzdem zwischenzeitlich nur ungern weglegen, weil sich die Story an sich unterhaltsam anließ. Zudem mochte ich die eingefügten (historischen) Gedichte, die ebenfalls einen wichtigen Platz in dieser Geschichte einnehmen und es vermögen, gewisse Stimmungen/Gefühle der Protagonisten zu verstärken.

Zugegeben, man sollte ein offenes Ohr für Lyrik besitzen, wenn man sich für diesen Roman entscheidet. Denn nur dann kann man sich noch ein Tickchen besser in das Heldenpaar hineindenken. Die Autorin hat Ella und Jamies Liebesgeschichte klar in den Fokus gestellt. Zwar führt Julia Whelan, mit Ellas Mitstudenten, ein paar Nebenfiguren ein mit denen sie sich anfreundet, doch sind diese leider nicht mehr als Staffage und bleiben völlig blass.

Ich bin ehrlich, die erste Hälfte des Romans stach nicht unbedingt aus der breiten Masse anderer Collegeromances heraus- zwar ließ sie sich gut und flüssig lesen, doch fehlte es ihr an der nötigen Tiefe und hätte ich den Roman zu diesem Zeitpunkt abgebrochen, wäre er mir nicht lange im Gedächtnis haften geblieben. Doch es kam ja noch die zweite Hälfte und die hat mich dann dermaßen geflasht, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Ab dem Moment, als Jamies Geheimnis enthüllt wird, nimmt die Story eine völlig andere Wendung und erhält dann endlich, die bislang von mir, so vermisste Tiefe.

Ella muss nun lernen, über sich hinauszuwachsen und sich ihren bislang unter Verschluss gehaltenen Ängsten zu stellen. Aber auch Jamies ambivalentes Verhältnis zu dessen Vater wird nun thematisiert und man ist plötzlich mittendrin und fiebert mit dem Heldenpaar mit.
Zwar hat sich Jamie bereits mit seiner gesundheitlichen Situation abgefunden doch muss auch er lernen, Liebe zuzulassen. Und ab diesem Moment war es dann so weit. Mir kullerten die Tränen die Wangen herunter und zwar reichlich. Daher eine Warnung für alle, ebenfalls nah am Wasser gebauten Leser, bitte lest diesen Roman nur, mit ausreichend Taschentüchern in Reitweite.

Irgendein Rezensent meinte, dieser Roman wäre schmalzig/schwülstig geraten, doch kann ich diese Meinung nicht teilen. Macht euch lieber ein eigenes Bild von der Story.

Übrigens, es geht seit langem das Gerücht um, dass „My Oxford Year“ mit „Outlander“ Sam Heughan (wieder mal als ein Jamie 😉 ) verfilmt werden soll und bislang wurde das Filmprojekt noch nicht offiziell gecancelt. Auf Moviepilot.de, wird der Film für das Jahr 2022 angekündigt.

Kurz gefasst: Sag es mit einem Gedicht- eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte, die in Oxford spielt.

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