Solider Cosy-Regionalkrimi, der viel Pariser Flair verströmt
Lacroix und die Toten vom Pont Neuf: Sein erster FallKaum erholt aus dem Urlaub mit seiner Frau, der Bürgermeisterin, zurückgekehrt, bekommt es Commissaire Lacroix, der als erfahrener und erfolgreicher Ermittler bei der Pariser Polizei gilt, mit einem rätselhaften ...
Kaum erholt aus dem Urlaub mit seiner Frau, der Bürgermeisterin, zurückgekehrt, bekommt es Commissaire Lacroix, der als erfahrener und erfolgreicher Ermittler bei der Pariser Polizei gilt, mit einem rätselhaften Mord an einem Obdachlosen zu tun. Als nur wenige Zeit später ein weiterer Clochard ermordet aufgefunden wird- auf die gleiche Art und Weise wie die erste Leiche zugerichtet, werden der Vorgesetzte von Lacroix und die politischen Verantwortlichen von Paris langsam unruhig, denn sie befürchten, dass ein Serienmörder umgeht.
Es zeigen sich Parallelen zu einer bislang noch ungeklärten Mordserie an Stadtstreichern in den 1980er Jahren. Doch auch eine weitere Fährte gilt es zu verfolgen. Angeblich machen zwei kriminelle Brüder die Gegend um Pont Neuf unsicher und kassieren Schutzgeld von den Obdachlosen, dass diese sich zuvor erbettelten.
Lacroix und sein Team fürchten, dass der Täter erneut zuschlagen könnte und so stürzen sie sich mit Feuereifer in die Ermittlungsarbeit. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn auch die Boulevardpresse, für die die Morde ein gefundenes Fressen sind, setzt dem Commissaire zu…
Als Leseratte mit einer Schwäche für frankophile Krimis oder Filme, wurde mir kürzlich Alex Lepics, alias Alexander Oetkers erster Teil seiner Krimireihe um den Ermittler Lacroix empfohlen. Ich erhoffte mir reichlich französisches, bzw. Pariser Flair von diesem Regionalkrimi und natürlich auch einen spannenden Kriminalfall. Was das Flair angeht; in dieser Hinsicht hat der Autor sämtliche Register gezogen. Während Lepics Romanheld ermittelt und viele Streifzüge durch die Pariser Innenstadt macht, darf man ihn, dank der bildhaften Ausdrucksweise des Autors, dabei stets über die Schulter sehen und so entsteht Lacroixs Paris, schnell vor dem geistigen Auge seiner Leser. Und da der Commissaire nicht nur ein kluger Ermittler, sondern dazu auch kulinarischen Genüssen nicht abgeneigt ist, kommt die französische Küche hier ebenfalls zum Zuge. Zahlreiche leckere französische Gerichte finden nebenher Erwähnung, so dass einem beim Lesen das Wasser im Munde zusammenläuft.
Der Kriminalfall, als solches, lässt sich zunächst interessant an, die Dialoge, die die Figuren miteinander führen wirken lebhaft und gewisse Macken, die der Commissaire hat- etwa, dass er sich jeglicher moderner Technik und auch Handys verweigert, fand ich ebenfalls erfrischend. Sicherlich, im wahren Leben wäre ein solcher Commissaire, in der heutigen Zeit kaum realistisch, aber ich denke, der Autor wollte im erster Linie eine Romanfigur schaffen, die an die fiktive Romanfigur „Maigret“ erinnert, was somit auch Lecroixs gleichlautenden Spitznamen erklärt. Was ich ein bisschen schade fand, war, dass man zwar gewisse persönliche Eckdaten über Lecroix erfährt, jedoch insgesamt zu wenig Persönliches eingestreut wurde, so dass der Ermittler, der beinahe ständig irgendwelche Restaurants, Bars oder Cafes besucht, um sich dort zu stärken, ein wenig blass bleibt. Immerhin erfährt man zumindest über ein weibliches Mitglied seines Teams ein bisschen mehr, doch auch ein persönliches Gespräch zwischen Lecroix und Jade Rio, blieb mir zu sehr an der Oberfläche.
Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, dem Roman mehr Tiefgang und Tragik zu verleihen. Mit gerade einmal 272 Seiten ist der Krimi doch eher ein Leichtgewicht und hätte durchaus noch einige Seitenzahlen mehr vertragen können, wie ich finde.
Was mir auch nicht so wirklich behagt hat, war die Namensgebung. Ich fand einfach, dass es sich der Autor ein wenig zu leicht damit gemacht hat. Bedenkt man, wie umfangreich und treffend er Paris, seine Sehenswürdigkeiten, die Gerüche, Eindrücke und die Menschen, die dort leben, beschreibt mutet es enttäuschend an, dass er sich für diverse Romanfiguren einfach Namen berühmter Schauspieler ausgeborgt hat, wie etwa Romy Schneider oder Pierre Richard. Selbst wenn es womöglich lediglich als Verbeugung für deren Leistung gedacht sein mag.
Ebenfalls Grund für den Punktabzug war für mich, dass es dem Roman, besonders in der zweiten Hälfte, an Spannungselementen fehlte, was dann in dem, viel zu schnell abgehandelten, unspektakulären und für meinen Geschmack auch eher unglaubwürdigen „Showdown“ gipfelte.
Trotz meiner Kritikpunkte fand ich diesen Regionalkrimi aber durchaus unterhaltsam und solide geschrieben. Ich denke es kommt einfach darauf an, was man sich im Vorfeld von dieser Lektüre erhofft. Wer Frankreich liebt und einen kurzweiligen Urlaubsschmöker lesen möchte oder ein Faible für Cosy-Krimis haben sollte, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Es ist halt noch etwas Luft nach oben gegeben. Aber wer weiß, vielleicht kann der Autor in Sachen Spannung ja im zweiten Teil seiner Krimireihe noch einen „Zahn“ zulegen? Ich möchte jedenfalls dranbleiben und bin schon sehr gespannt auf Lacroixs nächsten Fall.
Kurz gefasst: Solider Cosy-Regionalkrimi, der viel Pariser Flair verströmt
Lacroix Reihe:
1. Teil: Lacroix und die Toten vom Pont Neuf
2. Teil: Lacroix und der Bäcker von Saint Germain
3. Teil: Lacroix und die stille Nacht von Montmartre (Oktober 2020)