Solider, gut erzählter, aber leider auch spannungsarmer Krimi mit einigen Längen
Das Grab im MoorSchottland, 1944:
Zwei Männer vergraben, in einer schottischen Einöde, zwei nagelneue amerikanische Motorräder die eigentlich vernichtet werden sollen. Beide versprechen sich in zwei Jahren zurückzukehren ...
Schottland, 1944:
Zwei Männer vergraben, in einer schottischen Einöde, zwei nagelneue amerikanische Motorräder die eigentlich vernichtet werden sollen. Beide versprechen sich in zwei Jahren zurückzukehren um die Maschinen wieder auszugraben und anschließend gewinnbringend zu verkaufen. Doch es kommt anders, da einer vorzeitig nach schwerer Krankheit verstirbt. Immerhin existieren noch die Schatzkarten, auf die beide den Ausgrabungsort notiert haben…
Schottland im Jahre 2018:
Ein Paar macht sich, mit einer geerbten Schatzkarte, auf in die schottische, dörfliche Idylle, denn es ist sich nach einem Internetkontakt sicher, nach langer Suche, endlich die Stelle gefunden zu haben wo einst zwei amerikanische Motorräder versteckt wurden. Beide erhoffen sich Spaß und reichlich Profit und wollen mit Hilfe von Hamish, dem das Stück Land auf dem sie graben möchten gehört, endlich die Maschinen bergen. Doch ihre anfängliche Freude wandelt sich schon bald in Schrecken, denn bei einer der Maschinen, finden sie eine durch den Torfboden, konservierte Leiche. Und diese liegt dort erst seit dem Jahre 1995.
Die herbeigerufene DCI Karen Pirie, die für Altfälle zuständig ist, stürzt sich sogleich mit Feuereifer in die Ermittlungen. Ihr Arbeitseifer ist zum Teil auch Ablenkungsmanöver, denn seit dem Tod ihres geliebten Lebenspartners, leidet Karen unter Schlafstörungen. Außerdem steht DCI Pirie unter immensem Druck, da es ihre Vorgesetzte Ann Markie, darauf angelegt hat, Karen aus ihrem Job zu kicken. Dabei leisten Karen und ihr Kollege ausgezeichnete Arbeit. Doch nun müssen sie es hinnehmen, dass Markie ihnen einen neuen Kollegen vor die Nase setzt, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein persönlicher Spion von Markie ist. DS Gerry McCartney, wird also von Karen mit einem anderen Fall betraut um ihn aus dem Revier zu bekommen. McCartney soll den Halter eines Autos ausfindig machen, der im Verdacht steht, ein Serienvergewaltiger zu sein. Eine knifflige, wenig aussichtsversprechende Aufgabe, denn die Straftaten liegen über dreißig Jahre zurück.
Karens Ermittlungen gestalten sich zunächst ebenfalls sehr zäh, dazu gerät sie in eine äußerst unschöne Situation, als sie das Gespräch zweier Frauen in einem Cafe belauscht, die sich über den gewalttätigen Nochehemann der einen austauschen. Karens Rat an die beiden, kommt sie, nur wenig später, teuer zu stehen. Denn plötzlich ist eine der beiden Frauen tot und der Nochehemann der einen, liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Ann Markie ist außer sich und Karen muss, langsam aber sicher, um ihren Job bangen…
Ich kannte bislang nur Val McDermids grandiose und höllisch spannende, sehr empfehlenswerte „Tony Hill“ Reihe die, einst auch als TV Serie, mit Robson Green in der Hauptrolle, verfilmt wurde und den literarischen Beitrag zum Jane Austen Projekt zu dem die Autorin eines von Jane Austens Werken, nämlich „Northanger Abbey“, in ein modernes Gewand hüllte. Und obwohl ich die vier Vorgängerbände der Karen Pirie Reihe also, bis dato, nicht gelesen hatte, bin ich wunderbar hineingekommen in diesen fünften Teil der Buchreihe, in dem es die Ermittlerin für Altfälle mit einem rätselhaften Mordfall zu tun bekommt.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte auf mehreren Zeitebenen. Einmal schaut der Leser den beiden Männern etwa im Jahre 1944 über die Schulter, die die beiden amerikanischen „Indians“ vergraben, dann allerdings auch einem Mann, der ein großes Interesse daran hat, die vergrabenen Maschinen zu finden, wenige Jahre später.
Val McDermid hat Karen Pirie und ihrem Team noch zwei weitere Fälle auf den Leib geschrieben, die, in aller Ausführlichkeit dargeboten, der Aufklärung bedürfen. Und obwohl alle Fälle an sich sehr vielversprechend und spannend klangen, haben mich die Akribie mit der Val McDermid die Polizeiarbeit beschreibt und die Langsamkeit des Erzählens überhaupt, sehr gefordert. Erschwerend dazu kam, dass ich mit der Hauptakteurin leider nicht so warm wurde.
Einerseits wird angerissen, wie sehr Karen Pirie ihre Vorgesetzte verabscheut, die scheinbar keine Menschlichkeit kennt. Andererseits schubst Karen ihren Untergebenen ebenfalls herum und wirkt selbst manipulativ.
Dennoch fand ich es aber sehr positiv, wie ausführlich die Autorin das Gefühlsleben ihrer Romanheldin beschreibt. An sich mag ich es nämlich sehr gerne, wenn Hauptakteure in Krimis oder Thrillern nicht nur die nötige Staffage oder unliebsames Bindeglied sind. Und auch an Val McDermids guten Schreibstil, der mich an den von Ann Cleeves oder Phil Rickman erinnert, gibt es, im Grunde nichts zu rütteln. Wären da halt nicht die unglaublichen Längen. Man hat beim Lesen so manches Mal das Gefühl, als würde man jede Minute zeitgleich miterleben. Jedes noch so unwichtige Detail findet Erwähnung. Dazu fand ich die Wiederholungen bezüglich Jasons Unzulänglichkeiten, irgendwann nur noch nervig. Und dass Karen sich stets für überlegen hält, lässt sie nicht gerade in einem freundlichen Licht erscheinen. Und so interessant die Aufklärung der Fälle sich auch gestaltete, es fehlte diesem Krimi die, wie ich finde, nötigen Spannung. Bitte nicht falsch verstehen. Ich habe mich größtenteils gut unterhalten gefühlt von diesem Roman, doch wenn ich schon zu einem Krimi greife, sollte dieser zumindest ein spannendes Showdown aufzuweisen haben. Das ist hier leider nicht der Fall- im Gegenteil. Ich war sehr enttäuscht, dass Val McDermid die Verhaftung des Täters lediglich „aus dem Off“ geschildert hat.
Kurz gefasst: Solider, gut erzählter, aber leider auch spannungsarmer Krimi mit einigen Längen.
Karen Pirie Reihe:
1. Teil: Echo einer Winternacht
2. Teil: Nacht unter Tag
3. Teil: Der lange Atem der Vergangenheit
4. Teil: Der Sinn des Todes
5. Teil: Das Grab im Moor