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Veröffentlicht am 01.08.2019

Sarah und Paul- Die Geschichte einer bittersüßen Liebe im Wandel der Zeit. Ein bewegendes Stück deutscher Zeitgeschichte in Romanform

Wie der Wind und das Meer
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München 1945:

Während eines Bombeneinschlags kommen die letzten, noch lebenden Verwandten des elfjährigen Paul ums Leben. Während Paul in den Trümmern nach ihnen sucht, läuft ihm ein kleines, weinendes ...

München 1945:

Während eines Bombeneinschlags kommen die letzten, noch lebenden Verwandten des elfjährigen Paul ums Leben. Während Paul in den Trümmern nach ihnen sucht, läuft ihm ein kleines, weinendes Mädchen in die Arme, das er, wegen der großen Ähnlichkeit zu seiner Schwester, zunächst versehentlich für Rosalie hält. Doch stattdessen handelt es sich um ein fremdes jüdisches Mädchen, das Sarah heißt und genauso wie Paul nach seinen Eltern sucht, die sich lange vor den Nazis versteckt hielten.

Als Paul Sarahs traurige Geschichte erfährt, schließen beide einen verhängnisvollen Pakt. Sarah soll Rosalies Identität annehmen, denn Paul ist im Besitz wichtiger Familiendokumente, die Sarahs Herkunft in Zukunft mühelos erklären könnten. Sarah und Paul bleiben in der Folgezeit zusammen, selbst wenn ihre Zukunft nicht allzu rosig aussieht. Nachdem sie bei einer Kinderbande eine zeitlang Unterschlupf finden konnten, treffen sie auf dem Großmarkt ein Münchner Urgestein, die Blumenverkäuferin Agathe. Und die mütterliche Agathe, die der Krieg ebenfalls fast ihre Existenz und einen Großteil ihrer Lieben gekostet hat, hat Mitleid mit den beiden Waisen. Sie nimmt Paul und Sarah bei sich auf und die drei erleben glücklichere Zeiten, bis eines Tages ein Mann vom Jugendamt vor der Tür steht und die Kinder mitnimmt. Werden Sarah/Rosalie und Paul zusammenbleiben und wird Pauls Familienmotto „Wie der Wind und das Meer“, sich bewahrheiten können? Es sieht nicht allzu rosig aus, denn ausgerechnet Sarah fällt einem Ehepaar auf, dass die Kleine mit der schönen Singstimme zu gerne adoptieren würde…

In der Vergangenheit las ich bereits ein paar humorige Romane der Autorin, die in der Gegenwart angesiedelt waren und mir gut gefallen hatten, wie etwa „Sie haben sich aber gut gehalten“ oder „Die hässlichste Tanne der Welt“. Als ich bei einem Gewinnspiel „Wie der Wind und das Meer“ gewann, freute ich mich sehr, denn besagter Roman entsprach noch ein Tickchen mehr meinem persönlichen Lesegeschmack- ich lese nämlich am liebsten Romane mit historischem Hintergrund und war dementsprechend sehr gespannt auf Lilli Becks „Genrewechsel“.

Man begleitet das Heldenpaar der Geschichte, Sarah/Rosalie und Paul, etwas über vierzig Jahre ihres Lebens. Ein Leben das anfangs voller Entbehrungen ist. Lilli Beck beschreibt die Umstände der Nachkriegszeit sehr bildhaft und authentisch wirkend, zudem wirkt das „Geschwisterpaar“ sympathisch. Man kann sich gut in die Haupt und Nebenfiguren hineindenken, ihre Sorgen und Nöte nachvollziehen und was noch wichtiger ist- als Leser mitfiebern. Für bayuvarisches Flair sorgt vor allem die resolute Agathe, die ich schnell in mein Leserherz geschlossen habe, aber auch die Adoptiveltern des Heldenpaars mochte ich sehr.

Ich finde besonders die ersten 200 Seiten sehr spannend geschrieben. Im weiteren Verlauf der Story, erfährt man dann, wie es in beruflicher und zwischenmenschlicher Beziehung mit
Sarah/Rosalie und Paul weitergeht. Dank des flüssigen Schreibstils, wird es auch dann nicht langweilig, allerdings hätte ich mir, als kleiner Romantiker, noch mehr Liebesszenen und bittersüße Momente zwischen dem Heldenpaar gewünscht. Auch werden mir wichtige Geschehnisse im Leben der „Geschwister“ ein wenig zu rasch abgehandelt. Andererseits ist das auch eine Kunst für sich, denn in „Wie der Wind und das Meer“, lässt die Autorin politische Ereignisse und historisches Zeitgeschehen, nicht unerwähnt und all das braucht schließlich auch Raum zur Entfaltung. Übrigens ein Punkt, der mir außerordentlich gut gefällt.

Es ist nicht unbedingt eine happyendlastige Lektüre, die man hier geboten bekommt, doch ist es ein Roman, der den Leser am Ende zum Nachdenken anregt und in einem nachhallt und darauf kommt es schließlich an. Nachdem ich nun sowohl Lilli Becks leichte, zeitgenössische Romane, als auch ihren ersten „historischen“ Roman gelesen habe, muss ich sagen, dass mir ihre historische Seite noch viel besser gefällt.

Kurz gefasst: Sarah und Paul- Die Geschichte einer bittersüßen Liebe im Wandel der Zeit. Ein bewegendes Stück deutscher Zeitgeschichte in Romanform.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Für mich eine leider enttäuschende, größtenteils unlustige Anthologie

Immer ist was, weil sonst wär ja nix
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Der Kabarettist, Schauspieler, Moderator und Krimiautor Kai Magnus Sting, widmet sich in seiner im Jahre 2014 veröffentlichten Anthologie „Immer ist was, weil sonst wär ja nix“, verschiedenen Alltagsproblemen ...

Der Kabarettist, Schauspieler, Moderator und Krimiautor Kai Magnus Sting, widmet sich in seiner im Jahre 2014 veröffentlichten Anthologie „Immer ist was, weil sonst wär ja nix“, verschiedenen Alltagsproblemen und Verständigungsschwierigkeiten mit Seinen Lieben oder Fremden. Ich hatte bereits von Freunden viel Gutes über Kai Magnus Sting gehört und so freute ich mich sehr, als ich dieses Büchlein, zum kleinen Preis, auf dem Bücherflohmarkt ergattern konnte.

Der Autor, der in Duisburg geboren wurde, bedient sich zu meiner Freude dem üblichen Ruhrgebietsdialekt in seinen Kurzgeschichten, doch das war ehrlich gesagt der einzige Pluspunkt. Sicher, nicht alle der 33 Storys sind durchweg unlustig oder langweilig geraten- es finden sich durchaus auch ein paar nette, witzige Geschichten in diesem Sammelband vor, doch leider konnte mich das Buch, insgesamt gesehen, nicht wirklich abholen und begeistern.

Das liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass der Autor beim Schreiben immer wieder nach dem gleichen Schema vorgeht. Zwei Personen unterhalten sich; wahlweise der Autor mit seiner Lebensgefährtin, seinem Nachbarn, seinen Familienmitgliedern etc. und dann kommt es zu einem Missverständnis. Beide reden also aneinander vorbei und dieses Missverständnis wird in gefühlt epischer Breite ausgewalzt und durch zahlreiche Satzwiederholungen untermalt. Klar, das kann man durchaus machen, wenn man beispielsweise „Loriot“ ist, der konnte witzige Dialoge und Szenerien entwerfen. Nicht, dass ich dem Autor dieses Buches zu nahe treten möchte, doch leider wird das Aneinandervorbeireden dermaßen belanglos inszeniert, dass ich schon nach kurzer Zeit genervt von der Lektüre war und innerlich bereits abgeschaltet hatte.
Auch der Schreibstil wirkte, für meinen Geschmack, lieblos und schnodderig- aber alles ist ja schließlich Geschmackssache. Fans von Kai Magnus Sting werden dieses Büchlein sicher lieben, doch alle anderen sollten vielleicht lieber zunächst in der Buchhandlung ihres Vertrauens, einen Vorabblick ins Buch riskieren.

Kurz gefasst: Für mich eine leider enttäuschende, größtenteils unlustige Anthologie.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Wohlfühlroman mit Herz für alle romantisch veranlagten Leckermäulchen

Die kleine Patisserie in Paris
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Nina hat eine sehr liebevolle Familie, doch so manches Mal fühlt sie sich regelrecht erdrückt von ihren Lieben. Besonders ihre Brüder neigen dazu, sie zu bevormunden; ein Umstand den sie sich als nun erwachsene ...

Nina hat eine sehr liebevolle Familie, doch so manches Mal fühlt sie sich regelrecht erdrückt von ihren Lieben. Besonders ihre Brüder neigen dazu, sie zu bevormunden; ein Umstand den sie sich als nun erwachsene Frau, nicht mehr gefallen lassen will.
Als sie erfährt dass Sebastian, der beste Freund ihres Bruders Nick der in Paris lebt und arbeitet, händeringend einen Assistenten sucht weil er sich ein Bein gebrochen hat, will sie unbedingt ihre Chance nutzen. Zumindest kann sie so, für eine Weile, dem Einfluss ihrer Familie entkommen. Außerdem möchte sie ihre neu gewonnenen Fähigkeiten im Backen vertiefen. Da Sebastian mehrere Restaurants besitzt und ein erfahrener Gastronom ist, hofft sie, dass er ihr das ein oder andere beibringen wird.

Doch kurz nach ihrer Ankunft in Paris, lässt Sebastian sie bereits stramm stehen. Er benimmt sich dermaßen rüpelhaft und nörgelig, dass Nina am liebsten gleich wieder den nächsten Zug nach Hause nehmen möchte. Zudem eröffnet er ihr, dass er ihre Hilfe lediglich an zwei Tagen die Woche benötigt. Sebastian leitet nämlich einen Patisseriekurs, der in einem kleinen, heruntergewirtschafteten Cafe stattfindet, das ihm gehört. Zu Ninas Aufgaben gehört es, die benötigten Lebensmittel heranzuschaffen und die Küche einen Tag zuvor vorzubereiten. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten wächst Nina über sich hinaus und findet in dem knorrigen Kellner Marcel und dem einzigen weiblichen Gast des Cafes, Marguerite, neue Freunde. Beide kannten das Cafe noch zu dessen Glanzzeiten und sind außerordentlich betrübt, denn Sebastian plant, das Cafe in ein Bistro umzuwandeln und die Inneneinrichtung völlig neu zu gestalten. Auch die Teilnehmer des Patisseriekurses sind geschockt, als sie von der baldigen Schließung des Cafes erfahren.

Im Laufe des Kurses werden alle zu einer verschworenen Einheit und schätzen nicht nur Nina, sondern auch deren Backkünste sehr. Davon ahnt Sebastian allerdings nichts, was Nina ganz lieb ist. Immer noch klopft ihr Herz verräterisch laut in seiner Nähe und das, obwohl er sie vor Jahren schon mal enttäuschte…

Mit „Die kleine Patisserie in Paris“, geht die „Romantic Escapes“ Reihe von Julie Caplin bereits in die dritte und leider letzte Runde. Diesmal ist es Nina, die sich mutig einem neuen Anfang stellt, in einem anderen Land. Nina hat es jedoch auf den ersten Blick etwas einfacher, als die Protagonisten der ersten Bände, denn sie muss keinesfalls um ihre Existenz fürchten, falls sie versagt. Sie hat bereits in einige Berufe hineingeschnuppert und sogar eine Lehre abgebrochen. So gilt sie in ihrer Familie als Träumerin und keiner traut ihr noch wirklich etwas zu. Auch Sebastian nicht, der sich leider ein wenig von seinem besten Freund hat anstecken lassen, was die Betrachtungsweise Ninas angeht. Während Nina eigentlich von Beginn des Buches an, sympathisch wirkt, auch wenn ihr ab und zu etwas Durchsetzungsvermögen fehlen mag, hat es mir Sebastian leider recht schwer gemacht ihn zu mögen. Überhaupt konnte ich so gar nicht nachvollziehen, wieso sich Nina einst in ihn verliebte. Sein rüpelhaftes, überhebliches und verletzendes Benehmen, kann man leider auch nicht ganz mit seiner Verletzung erklären. Natürlich macht er im Laufe des Buches eine kleine Wandlung durch, bzw. man lernt ihn etwas besser kennen, doch trotzdem konnte er mein Leserherz nicht wirklich gewinnen.
Da die Liebesgeschichte in diesem Band jedoch eher eine unterhaltsame Randnotiz bleibt und der Fokus stattdessen auf Ninas Selbstfindung liegt, konnte ich diesen Punkt ganz gut verschmerzen und habe keinen Punktabzug vorgenommen.

Richtig atmosphärisch fand ich dagegen Ninas Patisserie Besuche in Paris, die bildhaften Beschreibungen der Köstlichkeiten und Aromen, ließen mir beim Lesen, das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Die kleine Patisserie in Paris“ ist also die richtige Lektüre für Leckermäulchen und man sollte dieses Buch lieber nicht mit leerem Magen lesen.
Die Dialoge der Akteure wirkten lebhaft, wie auch schon in den Vorgängerbänden; die Autorin hat ein echtes Händchen dafür und ich mochte den Zusammenhalt von Ninas neuen Freunden sehr. Pariser Flair ist ebenfalls vorhanden und Ninas Backversuche sind mehr als nur schmückendes Beiwerk. Man merkt, dass die Autorin sich zuvor sehr mit dem Thema auseinandergesetzt hat und Ninas Eclairs klingen einfach verführerisch lecker beschrieben. Einziger Wermutstropfen- ich hätte mir ein paar Rezepte zum Nachbacken gewünscht.
Der letzte Teil der Reihe lässt sich flüssig lesen und ist so unterhaltsam, wie seine Vorgänger geraten. Ein Wohlfühlroman im besten Sinne, der mir sehr viel Lesespaß bereitet hat. Schade, dass die „Romantic Escapes“ Reihe nun ihren Abschluss findet.

Kurz gefasst. Wohlfühlroman mit Herz für alle romantisch veranlagten Leckermäulchen.


Veröffentlicht am 19.07.2019

Enttäuschender, vorhersehbarer Roman der Autorin, mit blass charakterisierten Akteuren, denen es an Tiefgang mangelt. Das vorhandene Potential wurde leider nicht ausgeschöpft.

Ein Haus fürs Herz
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Gegenwart:

Belinda ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin, privat musste sie jedoch schon einige Schicksalsschläge überstehen und hat eine schmerzhafte Trennung hinter sich, die sie beinahe ihre Existenz ...

Gegenwart:

Belinda ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin, privat musste sie jedoch schon einige Schicksalsschläge überstehen und hat eine schmerzhafte Trennung hinter sich, die sie beinahe ihre Existenz gekostet hätte. Daher steht sie Verkupplungsversuchen von Freunden eher skeptisch gegenüber. Eines Tages wird sie von den Besitzern des „Hunter’s Moon“ Anwesens kontaktiert. Das Ehepaar Willoughby, muss „Hunter’s Moon“ verkaufen, da Alexander schwer erkrankt ist. Belinda, die sehr empathisch ist, legt sich mächtig ins Zeug, um möglichst viele Interessenten für das bildschöne Anwesen zu gewinnen, damit sie einen ansehnlichen Kaufpreis erzielen kann.

Doch ausgerechnet während des „Tags der offenen Tür“, stolpert der ahnungslose Sohn der Willoughbys ins Haus und verlangt aufgebracht, dass alle Interessenten des Hauses verschwinden sollen. Belinda hat Mitleid mit ihm und folgt seinem Wunsch. Sie macht ihm aber klar, dass es der ausdrückliche Wunsch seiner Eltern sei, den er beherzigen müsste, so schwer es ihm auch fallen mag. Belinda kann sich gut in ihn hineinversetzen, denn auch sie hat sich bereits in „Hunter’s Moon“ verliebt…

London 1967:

Die junge Sally ist nach London gezogen, um Abstand zu gewinnen von ihren familiären Problemen. Zu sehr belastet sie noch der Tod ihres Vaters. Doch ihre neue Arbeitsstelle als Kellnerin, ist sie schneller wieder los, als ihr lieb ist. Auf dem Nachhauseweg sieht sie einen Mann im Straßengraben liegen, der leicht alkoholisiert und verletzt ist. Sie nimmt sich seiner an und nimmt ihn mit zu sich in ihre Wohnung, die sie sich mit einer Mitbewohnerin teilt. Zwar ist der attraktive Alexander am nächsten Morgen verschwunden, doch sucht er sie nur wenig später erneut auf und entführt sie aus Dankbarkeit zu einer Landpartie nach Peasebrook. Dort befindet sich das Anwesen seiner Familie „Hunter’s Moon“. Er macht Sally bekannt mit einer chaotisch quirligen Familie und es ist praktisch Liebe auf den ersten Blick. Als Alexanders Mutter, eine erfolgreiche Autorin für historische Liebesromane erfährt, dass Sally arbeitslos ist, bietet sie ihr an, als Haushälterin auf „Hunter’s Moon“ zu arbeiten bei freier Kost und Logis. Sally nimmt das Jobangebot glücklich an, doch im Laufe der Zeit bemerkt sie, dass es der Familie vor allem an Zuwendung mangelt und jeder für sich recht einsam ist. Sally wäre jedoch nicht Sally, wenn sie nicht versuchen würde, für Familienzusammenhalt zu sorgen…

Nachdem ich vor einiger Zeit zwei Romane der Autorin, nämlich „Wie ein Sommertag“ und „Nachts in Venedig“, las, die mir außerordentlich gut gefallen hatten, fiel mir Veronica Henrys aktueller Roman in einem Buchladen in die Hände. Der Klappentext klang vielversprechend und ich freute mich sehr aufs Lesen. Nun, nach dem Lesen bin ich jedoch ziemlich enttäuscht da es scheint, als ob die Autorin ihre besondere Gabe- nämlich vielschichtig charakterisierte Charaktere zu erschaffen, verloren hat. Die in vielen Bereichen künstlerisch angehauchte Familie, die auf „Hunter’s Moon“ lebt, mag zwar auf den ersten Blick ein interessanter Haufen sein, doch leider beschränkt sich Veronica Henry bei der Charakterisierung ihrer Figuren, lediglich aufs Nötigste. Klischeehaft eingleisig wirkt beispielsweise Alexanders Mutter, die exzentrische, egoistische Schriftstellerin, beschrieben, die nicht wenigstens einmal mit Rat oder Tat überraschen kann. Ihr viel interessanterer Ehemann erhält dagegen kaum Raum zur Entfaltung und bleibt, genau wie auch die übrigen Familienmitglieder sehr blass.

Die Story wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Während man es als Leser in der Gegenwart mit der Maklerin Belinda zu tun bekommt, die durchaus sympathisch gestrickt ist und dem Sohn des Ehepaars Willoughby; erfährt man, immer im Wechsel erzählt, wie Sally und Alexander fünfzig Jahre zuvor zueinander fanden.
Ich fand die ursprüngliche Romanidee durchaus spannend, doch die Umsetzung des Ganzen ist leider dermaßen vorhersehbar und seicht geraten, dass ich es wirklich kaum fassen kann, dass der Roman von Veronica Henry geschrieben wurde.

Nicht falsch verstehen, ich mag leichte Unterhaltungslektüre zwischendurch sehr gerne lesen, doch die Geschichte dümpelt dermaßen belanglos an der Oberfläche vor sich hin, dass ich mir nur verwundert und enttäuscht die Augen gerieben habe. Schwierigkeiten und Probleme der Akteure werden unspektakulär abgehandelt, die Liebesgeschichte kommt viel zu kurz und überhaupt vermeidet es die Autorin das komplette Buch hinweg, in die Tiefe zu gehen. Sicher, ihre bildhafte Ausdrucksweise und ihr flüssiger Schreibstil sorgen dafür, dass „Ein Haus fürs Herz“ kein völliges Fiasko geworden ist, doch ist der Roman, meiner Meinung nach, dermaßen belanglos und seicht geraten, dass er höchstens zur Einschlafhilfe taugt, so leid es mir für die Autorin und Ihr Werk auch tun mag.
Ich hoffe sehr, dass das nächste Buch der Autorin wieder besser wird und sie zurück findet zur alten Form.

Kurz gefasst: Enttäuschender, vorhersehbarer Roman der Autorin, mit blass charakterisierten Akteuren, denen es an Tiefgang mangelt. Das vorhandene Potential wurde leider nicht ausgeschöpft.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Vielversprechender, kurzweiliger und humoriger Auftaktband der neuen „Landfrauen-Krimi“ Reihe des Autors.

Aller toten Dinge sind drei
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Elsa van Graaf, ist seit kurzer Zeit Assistentin der Präsidentin des Landfrauen-Verbands- ein Job der ihr viel Spaß macht. Elsa ist eine echte Landfrau, liebt den Familienbetrieb, den sie, zusammen mit ...

Elsa van Graaf, ist seit kurzer Zeit Assistentin der Präsidentin des Landfrauen-Verbands- ein Job der ihr viel Spaß macht. Elsa ist eine echte Landfrau, liebt den Familienbetrieb, den sie, zusammen mit ihrer Schwester Sarah von den Eltern übernommen hat sehr und ihre Tochter Lisa ist ihr Ein und Alles. Doch die ehemalige Kanutin, die bereits erfolgreich bei den Olympischen Spielen war, hat auch schwere Zeiten erleben müssen. Als ihr geliebter Mann, von einem auf den anderen Tag spurlos verschwand, etwa.
Immer noch gilt dieser als vermisst. Die Polizei glaubt, er wäre tot, doch Elsa hofft insgeheim immer noch, dass sie ihn irgendwann gesund in die Arme schließen kann.

Eines Tages erhält sie den Auftrag, sich zusammen mit ihrer Chefin, Astrid Stegmeier nach Uplengen, das sich im tiefsten Ostfriesland befindet zu begeben, denn Frau Stegmeier soll dort auf dem diesjährigen Herbstmarkt die Eröffnungsrede halten.
Elsa freut sich sehr darauf, andere Landfrauen kennenzulernen und mit ihnen zu schnacken. Und die Freude ist auch von Seiten der Uplenger Damen sehr groß.
Man tauscht sich aus und entdeckt Gemeinsamkeiten. Doch nur wenig später, gerät der geplante Uplenger Herbstmarkt beinahe zur Nebensache, als drei männliche Bürger des Ortes eine Morddrohung bekommen. Es werden mehrere Holzplatten gefunden, auf denen das jeweilige Geburtsdatum, nebst Sterbedatum der Männer, eingemeißelt wurde. Besonders brisant- alle sollen angeblich am Tag des Herbstmarktes das Zeitliche segnen.
Elsas detektivisches Gespür ist sogleich geweckt, als sie den Dorfpolizisten kennenlernt, denn der scheint so gar keinen Plan zu haben…

Zufällig stieß ich beim Stöbern auf Bent Ohles Roman „Aller Toten sind drei“ und entdeckte beim näheren Betrachten des Buchcovers, dass es sich hier um einen Landfrauen-Krimi handelt, der zugleich der Auftaktband einer neuen Buchreihe ist.
Da ich diverse Landfrauen- TV Formate, sehr gerne anschaue, weckte das Büchlein meine Neugierde und um es vorweg zu nehmen, wurde ich auch nicht enttäuscht von der Story.
Der Autor, Bent Ohle, studierte Film und Fernsehdramaturgie und eines seiner Bücher, ebenfalls ein Krimi, wurde sogar fürs Fernsehen verfilmt.

Vielleicht legte er daher sein Augenmerk verstärkt auf einen Dialogreichtum in seinem Roman. Ich habe selten Bücher lesen dürfen, in denen die Akteure so viele Gespräche miteinander führen. Zum einen sorgt das für eine lebhafte, atmosphärische Stimmung, andererseits war dieser Punkt für mich etwas gewöhnungsbedürftig, da so viele verschiedene Nebenfiguren miteinander „schnacken“, deren sonstige Beschreibungen etwas „dünn“ blieben, so dass ich anfangs Probleme damit hatte, dese nach ihren Verhältnissen zueinander, richtig zu sortieren.
Ab dem Moment, als ich den richtigen Durchblick hatte, stand einer entspannten Lesezeit allerdings nichts mehr im Wege. Zugegeben, es handelt sich hier nicht um einen hochspannenden Krimi. Man bekommt stattdessen einen sehr humorvollen, kurzweiligen und atmosphärischen Cosy- Landhauskrimi geboten.

Die Romanheldin Elsa mag ich sehr und auch die Sache mit ihrem verschollenen Mann klingt spannend, die wahrscheinlich in Band 2 aufgelöst werden wird. Zumindest hoffe ich das. Elsas Chefin Astrid, bleibt im Auftaktband eher noch eine Nebenfigur, doch ich hoffe, dass auch sie im zweiten Teil mehr Konturen erhält.
Die Beschreibungen von Land und Leuten wirken ansonsten sehr bildhaft und die dörfliche Idylle ist für meinen Geschmack perfekt getroffen.

Kurz gefasst: Vielversprechender, kurzweiliger und humoriger Auftaktband der neuen „Landfrauen-Krimi“ Reihe des Autors.