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Veröffentlicht am 11.07.2019

Mamma Mia! Sommerliche leichte und kurzweilige Lektüre, die aber, wenn es darauf ankommt, durchaus den nötigen Tiefgang zu bieten hat.

Sommer in Mareblu
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Tosca lebt, zusammen mit ihrer Tochter im Teenageralter, IoIo, in dem kleinen malerischen Fischdörfchen am Meer, Mareblu. Ihren Unterhalt bestreitet sie, in dem sie gesammeltes Strandgut zu Kunstwerken ...

Tosca lebt, zusammen mit ihrer Tochter im Teenageralter, IoIo, in dem kleinen malerischen Fischdörfchen am Meer, Mareblu. Ihren Unterhalt bestreitet sie, in dem sie gesammeltes Strandgut zu Kunstwerken verarbeitet, die sie auch im Internet anbietet und verkauft.
Nun in Liebesdingen ist sie glücklos. Und das, obwohl ihre beste Freundin Adriana alles versucht, sie mit einem Mann aus dem Ort zu verkuppeln. Bislang konnte Tosca diesen Kuppelversuchen jedoch aus dem Wege gehen. Als sie einen interessanten Mann kennenlernt, der ins Nachbarhaus gezogen ist, spürt sie sogleich eine gewisse Verbindung zu ihm.

Moreno ist so ganz anders, sehr spontan und auch ein bisschen verrückt gestrickt, scheint ihr. Aber auf eine gute Weise. So ertappt sie ihn beispielsweise beim Nacktbaden oder beim, für Männer recht untypischen Kuchenbacken. Obwohl er älter ist als Tosca und ihr reichlich Rätsel aufgibt, denn über Teile seiner Vergangenheit schweigt er sich lieber aus, findet sie Moreno mehr als interessant. Ihre gemeinsamen Gespräche verdeutlichen ihr, dass Moreno und sie auf der gleichen Wellenlänge funken und es knistert gewaltig zwischen ihnen. Doch Tosca spürt auch ganz deutlich, dass Moreno immer noch von seiner Vergangenheit beherrscht wird.

Ähnlich geht es auch ihr, denn IoIo will unbedingt ihren Vater kennenlernen und dieser weiß noch nicht einmal, dass er eine Tochter hat. Dazu bekommt Tosca Besuch von ihrer resoluten Mutter Annalisa, zu der Tosca ein eher gespaltenes Verhältnis hat. Tosca kann sich also auf ziemlich stürmische Zeiten gefasst machen…

„Sommer in Mareblu“ ist mein erster Roman der Autorin Raffaella Belli; übrigens ein Pseudonym von Roberta Gregorio. Wie es das stimmungsvolle Buchcover vermuten lässt, bekommt man es hier mit einer sommerlichen, leichten Lektüre, al la „Mamma Mia“ zu tun, die aber, wenn es darauf ankommt, durchaus den nötigen Tiefgang zu bieten hat. Die Autorin besitzt die Gabe Stimmungen oder Örtlichkeiten beinahe poetisch zu beschreiben und obwohl hier eine Liebesgeschichte erzählt wird, umschifft Raffaella Belli kitschige Gefilde gekonnt und natürlich. Ein bisschen ist “Sommer in Mareblu“, auch ein Stück weit Selbstfindungsroman, denn sowohl Tosca als auch Moreno müssen, wenn sie glücklich werden wollen, zunächst ihre Vergangenheit aufarbeiten.

Die Geschichte wird kurzweilig erzählt und weist die richtige Prise an italienischem Flair auf, so dass „Sommer in Mareblu“ sich auch zur perfekten Urlaubslektüre eignet.
Ich mochte das Heldenpaar dieses Romans sehr- während die Künstlerseele Tosca im Laufe der Jahre gelernt hat, ihre „wilde, leidenschaftliche Seite“ zu unterdrücken um ganz Mutter zu sein, wirkt Moreno auf den ersten Blick geheimnisvoll und gebrochen und man wird neugierig auf Morenos Geschichte. Da die Dialoge des Heldenpaars sensibel geschildert werden, kann man als Leser gut nachvollziehen, wieso sich Tosca und Moreno ineinander verlieben. Leidenschaftliche Liebesszenen überlässt die Autorin zwar mehr der Phantasie ihrer Leserschaft, doch auch ohne hervorstechende Erotik ist „Sommer in Mareblu“ eine unterhaltsame Lektüre für Frauen. Humorvolle Akzente setzt in diesem Buch Oronzo, der niedliche Hund, der zum Inventar des Ferienhauses gehört, dass Moreno gemietet hat und den ich schnell in mein Leserherz geschlossen hatte.

Kurz gefasst: Mamma Mia! Sommerliche leichte und kurzweilige Lektüre, die aber, wenn es darauf ankommt, durchaus den nötigen Tiefgang zu bieten hat.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Für mich der bislang stärkste und berührendste Band der „Hamburg“- Reihe. Unbedingt lesen!

Das Leben fällt, wohin es will
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Marie stammt aus einer Hamburger Schiffsbauerdynastie, doch großes Interesse zeigt sie nicht an der Firma ihres Vaters. Stattdessen liebt sie das Hamburger Nachtleben, zieht gerne mit ihren Freunden um ...

Marie stammt aus einer Hamburger Schiffsbauerdynastie, doch großes Interesse zeigt sie nicht an der Firma ihres Vaters. Stattdessen liebt sie das Hamburger Nachtleben, zieht gerne mit ihren Freunden um die Häuser um Spaß zu haben und will vor allem keine feste Beziehung. Zwar trifft sie sich mehr oder weniger regelmäßig mit einem Mann, doch ist dieser genauso gestrickt wie Marie und scheut klammernde Frauen, wie der Teufel das Weihwasser.
Das Leben ist für Marie ein einziger Spaß; um Geld zu verdienen, jobbt sie in einem Lokal als Kellnerin und schläft gerne bis in den Vormittag hinein.

Pünktlichkeit ist ebenfalls nicht ihr Ding und so kommt sie, selbst zum alljährlichen Firmenfest ihres Vaters, viel zu spät was dieser nur sehr schlecht aufnimmt. Obwohl Maries Vater bereits gesundheitlich arg angeschlagen ist und Maries ältere Schwester Christine die Firma, während sich ihr Vater auf Sylt erholen soll leitet, ist er natürlich beim Firmenfest dabei und liest Marie einmal mehr die Leviten.
Marie lässt das Ganze jedoch völlig an sich abprallen und auch Daniel Sticheleien machen ihr nicht wirklich etwas aus. Schließlich hält sie Daniel, die rechte Hand ihres Vaters, sowieso nur für einen spießigen Speichellecker.

Doch nur einen Tag nach dem Fest bricht für Marie eine Welt zusammen. Christine hat Krebs und braucht Hilfe. Jemand muss sich in der Zeit, in der Christine eine Chemotherapie macht, um deren Kinder und den Haushalt kümmern. Es ist für Marie selbstverständlich, ihre Schwester in der schweren Zeit zu unterstützen und so zieht sie gerne zu Christine. Doch dann erhält sie auch noch einen folgenschweren Anruf ihres Vaters. Sie muss in der Firma Christine vertreten. Da ihr Vater Marie nicht wirklich viel zutraut, soll sich ihr Job lediglich darauf beschränken, dass sie in Kundengesprächen anwesend ist, nett lächelt und als Ansprechpartner der Familie zugegen ist, während Daniel den Kunden das Geschäftliche unterbreitet.

Marie ist nicht gerade begeistert und auch enttäuscht, dass ihr Vater eine solch schlechte Meinung von ihr hat. Dazu nervt es sie, Daniel zum Chef zu haben. Doch Marie wäre nicht Marie, wenn sie sich alles gefallen lassen würde. Zunächst fliegen die Fetzen zwischen den beiden, bis sich Marie und Daniel besser kennenlernen. Daniel begreift plötzlich, dass Marie gar nicht so oberflächlich gestrickt ist, wie er anfangs dachte. Und auch Marie findet Daniel plötzlich sehr nett. Immerhin verhält er sich ihrer Schwester und ihrer Nichte und ihrem Neffen gegenüber wie ein echter Freund.

Doch viel Zeit darüber nachzugrübeln bleibt Marie nicht. Christines Therapie ist sehr langwierig- zudem hat sie mit starken Nebenwirkungen zu kämpfen und wird depressiv.
Marie steht ihrer Schwester gerne zur Seite, doch schon bald fühlt sie sich von allem überfordert, da die Kinder zu quengelnden Monstern werden und auch Christine ihre wechselnden Launen, gerne an Marie auslässt. Marie muss viel einstecken…

„Das Leben fällt, wohin es will“, markiert bereits den vierten Teil der Hamburg-Reihe“, in dem diesmal das quirlige Partygirl Marie im Fokus steht. Bereits nach kurzer Zeit begreift man als Leser, dass Marie gar nicht so ein hirnloses Mädel ist, denn Petra Hülsmann erzählt diesem Roman aus Sicht ihrer Protagonistin; also in „Ich-Form“. So bekommt man ausreichende Einblicke in Maries Gefühls- und Gedankenwelt geboten und kann sich gut in ihre verletzte Seele hineindenken. Einige Rezensenten beschrieben Marie als unsympathische, egoistische Romanfigur, was ich nicht mal im Ansatz nachvollziehen kann. Klar, sie ist unpünktlich und etwas schusselig, in wenigen Situationen etwas gedankenlos, doch sie sieht ihre Fehler schnell ein und das macht sie doch gerade menschlich.
Und die Engelsgeduld, die sie mit ihrer Schwester und den Kindern hat- Hut ab!

Petra Hülsmann hat dieses Mal einen sehr ernsten Hintergrund für ihren Roman gewählt. Obwohl sie die Leser bei Christines Krankenhausaufenthalten außen vor lässt, wird die Krebserkrankung der Schwester der Heldin durchaus mit viel Sensibilität thematisiert. Sowohl was die Nebenwirkung der Chemotherapie angeht, als auch die seelische Last, die die Familie Ahrens, allen voran Christine zu tragen hat. Und trotz aller Melancholie; es ist kein trauriger Roman. Ich fand es wunderbar zu lesen, wie Marie ihrer Schwester, ihrem Neffen und der Nichte Mut macht in dieser schweren Situation, was nicht so einfach ist, da Christine und ihre Kinder sehr ungerecht und fordernd agieren. Auch die Dialoge der Romanfiguren wirken lebensecht und locker, was mir sehr gut gefallen hat. Mich hat „Das Leben fällt, wohin es will“, dazu sehr berührt und mir einige Tränen entlockt.

Marie ist mir im Laufe des Romans immer mehr ans Herz gewachsen und auch ihr „Geheimnis“, machte mich betroffen. Die Liebesgeschichte zwischen Marie und Daniel entwickelt sich langsam, was zur vorgegebenen Situation passte und ist süß geschrieben. Allerdings sollten sich Freunde der gepflegten Erotik im Klaren darüber sein, dass alles, was sich hinter der Schlafzimmertür abspielt, der Phantasie der Leser überlassen bleibt.
Im Grunde steht hauptsächlich die Weiterentwicklung/die Selbstfindung von Marie im Vordergrund und so ist die Liebesgeschichte nur mehr schmückendes Beiwerk, selbst wenn sie süß und romantisch geschrieben wurde.
Fans des schrulligen aber lebensklugen Taxifahrers Knut, dürfen sich hier auf einen weiteren Auftritt freuen und auch seine Freundin findet Erwähnung und es wird dazu zwischenzeitlich „Plattdeutsch“ gesprochen, was dem Roman ordentlich Hamburger Flair verleiht.
Und was ich als Backfan ebenfalls klasse fand, es findet sich auf der letzten Seite des Romans „Frau Brohmkamps“ Apfelplätzchen-Rezept, das ich sicherlich nachbacken werde.
Ich finde die Autorin steigert sich von Band zu Band. Es ist ihr gelungen, mich diesmal zu Hundertprozent abzuholen und mich zu berühren mit ihrem Roman und ich hoffe sehr, dass auch die Folgebände so gelungen sein werden, wie „Das Leben fällt, wohin es will“.

Hamburg Reihe:

1. Teil: Hummeln im Herzen
2. Teil: Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen
3. Teil: Glück ist, wenn man trotzdem liebt
4. Teil: Das Leben fällt, wohin es will
5. Teil: Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen
6. Teil: Meistens kommt es anders, wenn man denkt

Veröffentlicht am 05.07.2019

Kurzweiliges Lesevergnügen; nicht mehr und nicht weniger

Gibt es intelligentes Leben?
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In diesem 192 Seiten umfassenden Büchlein, hat sich der Comedian Dieter Nuhr mit der interessanten Frage auseinander gesetzt, ob es intelligentes Leben gibt, was Intelligenz überhaupt ist und vor allem, ...

In diesem 192 Seiten umfassenden Büchlein, hat sich der Comedian Dieter Nuhr mit der interessanten Frage auseinander gesetzt, ob es intelligentes Leben gibt, was Intelligenz überhaupt ist und vor allem, ob Mensch und Tierwelt ganz ohne, womöglich besser dran wäre.
Wer nun eine wissenschaftliche, ernste Abhandlung oder eine befriedigende Antwort erwartet hat auf diese spannende Frage, hätte im Buchladen seiner Wahl lieber ein Regal weitergehen sollen statt bei der Sparte „Humor“ hängen zu bleiben und ausgerechnet Dieter Nuhrs Büchlein herauszuziehen.
Im Grunde weiß jeder, normal denkende Mensch doch, was ihn hier erwartet- die Gedankengänge eines Comedians zu diesem Thema; möglichst leicht, unterhaltend und humorvoll und keinesfalls bierernst dargeboten. Nicht mehr und nicht weniger.

Sicher, es ist nicht alles, was hier geschrieben steht so witzig, dass man sich ständig auf die Schenkel klopfen müsste beim Lesen und manchmal nervte der teilweise oberlehrerhaft und unterkühlt wirkende Schreibstil, mit dem der Autor hier ans Werk ging.
Obwohl ich Dieter Nuhr als Comedian sehr schätze, muss ich dazu zugeben, dass mir sein Büchlein leider ein wenig zu unstrukturiert daher kommt- einige Punkte werden wiederholt angesprochen und obwohl ich seine Urlaubsfotos nebst witzigen Überschriften durchaus witzig und schräg fand, passten sie für meinen Geschmack nicht wirklich zur Lektüre. Sicher, um zu verdeutlichen, dass der Mensch, egal woher er stammt, ein kleines Schräublein locker hat im Getriebe, mag es durchaus ein Stilmittel sein, doch wird diese Thematik durch Dieter Nuhrs Text bereits ausgiebig besprochen.
Es ist schon eine größtenteils humorige, kurzweilige Lektüre, die der Autor hier abgeliefert hat. Wer also damit leben kann, dass diverse Themen nur oberflächlich abgehandelt werden, wird sich sicherlich amüsieren beim Lesen- selbst wenn nicht jede Pointe zu 100 Prozent sitzt.

Kurz gefasst: Kurzweiliges Lesevergnügen; nicht mehr und nicht weniger.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Eher durchschnittlicher Auftaktband der Kommissar Dupin Reihe. Kein Must-Read, meiner Meinung nach, aber nette leichte Cosy-Krimilektüre für Frankreichfans.

Bretonische Verhältnisse
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Dupin, ein unbequemer Ermittler, wurde drei Jahre zuvor strafversetzt in die Bretagne, doch wider Erwarten gefällt es dem Kommissar sehr gut in seiner neuen Umgebung und er fühlt sich bereits heimisch. ...

Dupin, ein unbequemer Ermittler, wurde drei Jahre zuvor strafversetzt in die Bretagne, doch wider Erwarten gefällt es dem Kommissar sehr gut in seiner neuen Umgebung und er fühlt sich bereits heimisch. Nur für seine Nachbarn und Kollegen, gilt er hinter vorgehaltener Hand noch als „Pariser“, was Dupin stoisch hinnimmt.

Auf seine wenigen, liebgewonnen Rituale mag er jedoch selbst hier nicht verzichten- der kräftige Mann kann den Tag nicht ohne einen vernünftigen Kaffee überstehen und hat auch schon eine gemütliche Bar im Ort gefunden, in der er jeden Morgen in Ruhe sein Frühstück zu sich nehmen kann, ohne schräg von der Seite angesprochen zu werden. Denn mit gepflegter Konversation hat es der Kommissar nicht so. Auf seine Kollegen wirkt er demnach sehr schroff und wortkarg. Allerdings wissen alle seine Genialität zu schätzen und verzeihen es ihm mittlerweile, wenn er mitten im Telefongespräch einfach auflegt.

Dupin sitzt wieder einmal in seinem Lieblingslokal, als er einen Anruf aus dem Revier erhält. Der Besitzer eines der einflussreichsten Hotels im Ort wurde ermordet und das, obwohl er bereits die 90 Jahre weit überschritten hatte und schwer herzkrank war.

Was für ein Motiv hatte der Täter nur? Schließlich galt Pierre-Louis Pennec in Pont Aven als freundlicher älterer Herr, der stets ein offenes Ohr für seine Mitmenschen hatte?
Dupin macht sich an die Ermittlungen, führt zahlreiche Gespräche mit der Familie des Opfers, denn Pennec hatte nicht nur einen Sohn, sondern auch einen Halbbruder, mit fragwürdigen politischen Ansichten. Der Fall gestaltet sich äußerst verzwickt, bis dann ein weiteres Opfer zu beklagen ist…

Ich hatte im Vorfeld schon viel über die Kommissar Dupin Reihe des Autors gehört und gelesen, denn bei Erscheinen des ersten Teils, im Jahre 2013, wurde dafür reichlich die Werbetrommel gerührt. Da ich Romane liebe, die mit einem französischen Setting aufwarten, konnte ich nicht umhin, dieses Buch/diese Serie auf meine Wunschliste zu setzen. Nun, einige Jahre später, stieß ich bei einem Trödelmarktbesuch auf diesen ersten Teil der Reihe und machte mich voller Vorfreude ans Lesen.

Übrigens, hinter dem wohlklingenden Autorenpseudonym verbirgt sich der deutsche Verleger, Literaturwissenschaftler und Verlags-Programmgeschäftsführer Jörg Bong. Nichtsdestotrotz beschreibt er die Bretagne und ihre Bewohner nicht nur sehr malerisch und atmosphärisch, sondern auch glaubwürdig. Das französische Flair gehört zu den Pluspunkten dieses Romans, dazu lässt sich dieser Roman leicht und flüssig lesen.
Man sollte jedoch keine Hochspannung erwarten. Hier handelt es sich um einen Cosy-Krimi, der eine gemächliche Gangart einschlägt.

„Bretonische Verhältnisse“, ist ein Auftaktband der durchaus unterhält, als leichte Urlaubslektüre taugt, jedoch fehlte mir für eine bessere Bewertung mehr Substanz. Die Beschreibungen von Dupin bleiben recht dürftig, beschränken sich etwa auf dessen Optik (grobschlächtig) seinen Essgewohnheiten und die Art, wie er seinen Mitmenschen gegenüber auftritt. Wie der Kommissar charakterlich gestrickt ist, bleibt zu großen Teilen ebenfalls noch nebulös, denn leider befassen sich fast sämtliche seiner Gedankengänge ausschließlich mit dem Fall und seiner Abneigung einem Kollegen gegenüber.

Der Fall als solches, schürt zwar zunächst die Neugierde seiner Leser doch fand ich, dass es dem Autor leider nicht gelungen ist den Spannungsbogen konstant aufrecht zu halten; dazu ist die Anzahl der Verdächtigen zu limitiert und auch die erste falsche Fährte hat man schnell durchschaut.

Was bleibt ist ein durchschnittlicher, aber atmosphärischer Cosy Krimi, den man lesen kann, aber nicht lesen muss. Immerhin sehen das die vielen begeisterten Leser der Reihe anders, als ich, denn mittlerweile sind nicht nur acht Teile der Kommissar Dupin Reihe erschienen, die auch erfolgreich ins Ausland verkauft wurden- die Buchreihe wurde zudem fürs TV verfilmt.

Kurz gefasst: Eher durchschnittlicher Auftaktband der Kommissar Dupin Reihe. Kein Must-Read, meiner Meinung nach, aber nette leichte Cosy-Krimilektüre für Frankreichfans.

Die Kommissar Dupin Reihe:

1. Teil: Bretonische Verhältnisse
2. Teil: Bretonische Brandung
3. Teil: Bretonisches Gold
4. Teil: Bretonischer Stolz
5. Teil: Bretonische Flut
6. Teil: Bretonisches Leuchten
7. Teil: Bretonische Geheimnisse
8. Teil: Bretonisches Vermächtnis

Veröffentlicht am 03.07.2019

Geheimnisvolle, unterhaltsame Familiensaga mit leichtem Mysteryeinschlag, aber auch einigen Schwächen

Das geheime Turmzimmer
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Dublin 1880:

Nachdem sich die schöne Irin Lady Jenny Gallagher in den einfühlsamen Dichter Mr. Evan Chase verliebt hatte, den sie auf ihrer Burg Deeprath Castle kennenlernte, schließen die beiden in der ...

Dublin 1880:

Nachdem sich die schöne Irin Lady Jenny Gallagher in den einfühlsamen Dichter Mr. Evan Chase verliebt hatte, den sie auf ihrer Burg Deeprath Castle kennenlernte, schließen die beiden in der Stadt den Bund fürs Leben. Evan liebt seine frischgebackene Frau abgöttisch, weiß jedoch auch von ihrer Krankheit, die zeitweilig dunkle Schatten auf ihre Seele treibt. Evan versucht Jenny abzulenken, liest ihr Gedichte und mystische Geschichten vor, die der jungen Frau außerordentlich gut gefallen. Doch besonders fasziniert ist Evan von der Sage der dunklen Braut, die einst auf Deeprath Castle gelebt haben soll. Er will ihre Geschichte unbedingt aufschreiben…

Deeprath Castle 1992:

Der sechzehnte Viscount Gallagher, Cillian, lebt zusammen mit seiner lebenslustigen Frau Lily und den Kindern Kyla und Aidan, auf Deeprath Castle. Eines Tages wird die Welt von Aidan und Kyla in ihren Grundfesten erschüttert, denn der Viscount und seine Frau werden tot aufgefunden. Da zudem kostbare Antiquitäten fehlen, vermutet man, dass die beiden Opfer von Einbrechern wurden. Es wird nur halbherzig ermittelt und irgendwann wird der Fall zu den Akten gelegt. Aidan und Kyla werden derweil von ihrer Großtante Nessa aufgezogen, die sich mit strenger Hand, um die nun elternlosen Kinder kümmert.

Deeprath Castle, Gegenwart:

Aidan, der Erbe, will seinen Besitz veräußern. Sehr zum Verdruss Nessas, die es lieber hätte, wenn die Burg in Familienbesitz bliebe. Doch zuvor soll die Bibliothek der Burg katalogisiert werden. In besagter Bibliothek befinden sich sagenhaft kostbare Stücke und so wundert es die junge, bücherliebende Carragh schon, dass ausgerechnet sie dazu auserwählt wird, diese Arbeit zu vollziehen, denn sie kann keine besondere Qualifikation aufweisen. Dennoch freut sich Carragh über ihre neue Aufgabe, denn sie hofft insgeheim, in der Bibliothek auf verschollene Schriften des Dichters Evan Chase zu stoßen. Carragh liebt alte irische Märchen und Sagen; etwas, dass sie mit ihrer verstorbenen Großmutter gemein hatte. Deren Tod liegt noch nicht allzu lange zurück und Carragh möchte sich mit ihrer neuen Arbeit auch ein Stück weit Ablenkung verschaffen von ihrer schwierigen, privaten Situation. Carragh wurde einst adoptiert und sie glaubt nun, dass ihre Familie ihr das Erbe ihrer Großmutter, ein Haus, missgönnt. In Aidan findet Carragh einen sensiblen Menschen, der Verständnis hat, für ihre privaten Sorgen, denn auch er hat ein gespaltenes Verhältnis seiner Familie gegenüber. Als der ungeklärte Doppelmord an seinen Eltern nochmals neu aufgerollt wird und eine Ermittlerin Deeprath Castle aufsucht, überschlagen sich die Ereignisse und auch Carragh gerät in Lebensgefahr…

Im Zuge meiner Vorliebe für geheimnisvolle Familiensagen, stieß ich beim Stöbern im Buchladen auf Laura Andersens Roman „Das geheime Turmzimmer“. Ich erhoffte mir eine Story, im Stile einer Katherine Webb oder Susanna Kearsley geschrieben und rein vom Plot oder Schreibstil her, wurde ich auch nicht enttäuscht.
Die Autorin drückt sich gewählt aus und hat gleich drei Zeitebenen zu bieten, die sie dem Leser unterbreitet.
So kann man gewisse Zusammenhänge besser verstehen, doch andererseits führt die Masse an Akteuren, die Erwähnung findet in diesem Roman, dazu, dass diese eher blass beschrieben bleiben und man als Leser immer ein wenig außen vor bleibt und nicht zu Hundertprozent mit ihnen mitfiebern kann. Überhaupt hat die Autorin nicht viel Augenmerk auf die Gefühlswelt ihrer Figuren gelegt. Zwar erfährt man, wie innerlich zerrissen sich beispielsweise Carragh fühlt, weil sie einst adoptiert wurde, doch fehlten mir tiefergehende Gedankengänge ihrerseits.

Auch Aidans Gefühlswelt wurde beinahe ganz ausgeklammert- was ich seltsam fand, da er schließlich reichlich seelische Altlasten mit sich herumtrug, seit dem Tod seiner Eltern. Die Dialoge, die er mit Carragh führte, drehten sich hauptsächlich um Nebensächlichkeiten und übliche Kennenlerngespräche, wiesen aber leider keinen ausreichenden Tiefgang auf.
Zudem nervten mich die ewigen Streitereien zwischen Aidan und seinen Familie und auch Carraghs Forschheit mochte ich nur bedingt, diese machte sie mir nicht gerade sympathisch.
Romancefans dürften daher eher enttäuscht sein, nach dem Lesen dieser Lektüre. Zwar findet man hier durchaus eine Liebesgeschichte vor, doch wirkt sie recht nüchtern und züchtig erzählt und ist eher schmückendes Beiwerk.

Das Plotkonstrukt abgesehen von der Liebesgeschichte, fand ich dagegen sehr spannend. Gut, ich hätte mir als kleiner Gothic-Novel Fan ein wenig mehr echte Gruselmomente gewünscht, doch die Story wurde überzeugend erzählt.

Zwar benötigt man auf den ersten 200 Seiten ein wenig Durchhaltevermögen, weil es halt seine Zeit dauert, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, doch dann stellt sich rasch Neugierde des Lesers ob des Ausgangs des Romans ein. Es ist eigentlich nicht die grundlegende Frage, wer Aidans Eltern ermordet hat (leider kann man sich das sehr früh denken) - mehr geht es um das Motiv des Täters und das hat es definitiv in sich.
Obwohl ich die Liebesgeschichte nicht ganz rund erzählt fand und das Heldenpaar etwas blass charakterisiert fand, mochte ich diesen Roman dennoch und würde auch sehr gerne weitere Übersetzungen von Laura Andersen lesen.

Kurz gefasst: Geheimnisvolle, unterhaltsame Familiensaga mit leichtem Mysteryeinschlag, aber auch einigen Schwächen.