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Veröffentlicht am 26.03.2019

Wer skandinavische Krimis mag und sich auch nicht von der etwas gemächlicheren Gangart des Erzählens abschrecken lässt, wird hier ganz auf seine Kosten kommen. Für mich war „Spätsommermord“ ein fast rundum gelungener Krimi.

Spätsommermord
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1990:

In dem kleinen, schwedischen Dorf Nedanås, gehen fünf Freunde zusammen zelten für eine Nacht, wie jedes Jahr. Doch dieses Mal, wird es das letzte Mal sein, denn die Schulzeit ist für sie vorbei- ...

1990:

In dem kleinen, schwedischen Dorf Nedanås, gehen fünf Freunde zusammen zelten für eine Nacht, wie jedes Jahr. Doch dieses Mal, wird es das letzte Mal sein, denn die Schulzeit ist für sie vorbei- sie treten, schon bald, ins Berufsleben ein.
Alex, Marie, Bruno, Carina und Simon, werden während ihres Aufenthaltes am See, der sich im alten Steinbruch befindet, aufgestöbert. Das angebliche Geschwisterpaar, Tanja und Joe, schließt sich ihnen an und so artet ihr ruhiger Campingabend schließlich aus, reichlich Alkohol und Gras gehen reihum.
Am nächsten Morgen wird Simon tot im Teich aufgefunden, doch ob es Mord war oder Selbstmord, kann nicht ermittelt werden. Simons Freunde stehen unter Schock…

Gegenwart:

Nach dem Tod ihres Mannes, der an einer schweren Erkrankung litt, will die Polizistin Anna Vesper zusammen mit ihrer Tochter, durch einen Ortswechsel einen Neuanfang schaffen.
Es zieht sie in die schwedische Provinz, ins Örtchen Nedanås. Das Glück scheint ihnen hold zu sein, denn das Haus, das sie von Elisabet mieten, entpuppt sich als wahres Schmuckstück. Anna hofft, hier endlich zur Ruhe kommen zu können, denn sie fürchtet eine laufende Untersuchung in Stockholm. Es besteht nämlich der Verdacht, Anna hätte bei ihrem Mann aktive Sterbehilfe geleistet.
Da keine neuen Nachrichten jedoch gute Nachrichten sind, freut sie sich dennoch auf ihren ersten Arbeitstag. Doch anscheinend ist die Freude nur einseitig. Ihre Kollegen machen sich hinter Annas Rücken lustig über ihre Sprachstörung und der übermächtige Ex-Chef der Dienststelle, Henry, gibt seine Macht nur ungern ab.
Dazu erfährt Anna verstörende Gerüchte über den verstorbenen Sohn ihrer Vermieterin. Elisabet bittet Anna schließlich darum, Licht ins Dunkel zu bringen, denn noch immer weiß Simons Mutter nicht, was damals, im August 1990 mit ihrem Sohn geschah. Ausgerechnet Henry und hochrangige Mitglieder der Gemeinde, sollen gewisse Dinge vertuscht haben. Annas Neugierde ist geweckt, vor allem, als eine männliche Leiche gefunden wird und sich eine Verbindung zwischen damals und heute herauskristallisiert…

Der Krimi, „Spätsommermord“, verlockte mich zunächst wegen des, eindringlichen und dramatisch wirkenden Covers. Zudem wird der Roman als Nr. 1 Bestseller aus Schweden beworben, was mich neugierig machte.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die im Wechsel vorangetrieben werden, so dass man vertraut gemacht wird, mit allen Personen, die in das einstige Geschehen, rund um Simon involviert waren, wie auch in dem aktuellen Fall, um einen Mann, der mit zerschmetterten Körper in einer Schlucht aufgefunden wurde.
Im Fokus steht jedoch Anna Vesper, eine Witwe mit ihrer Tochter Agnes. Beide haben seit dem Tod des Mannes/Vaters ein schwieriges Verhältnis miteinander und Anna hofft, dass sich besagtes Verhältnis in Nedanås wieder bessern wird. Ich fand Annas Werdegang interessant geschildert. Da der Autor Annas Romanpassagen aus der Sicht seiner Romanheldin, also in „Ich-Form“ erzählt, kann man sich gut in sie hineinversetzen. Anna spricht, in Gedanken, immer noch mit ihrem verstorbenen Mann, Hakan und hadert mit sich, weil sie ihrer Tochter noch nicht anvertraut hat, dass interne Ermittlungen gegen sie laufen. Anna hat einige Schwächen und Unsicherheiten, was sie aber sympathisch und menschlich wirken lässt- selbst wenn sie, nach außen hin, eine unterkühlte Fassade zur Schau trägt.

Weniger warm wurde ich allerdings mit ihrer Tochter, die stets mürrisch ist; warum das Verhältnis von Agnes und Anna gestört ist, wurde gar nicht großartig beleuchtet, was ich schade fand. Auch im Verlauf des Romans, blieb Agnes ein Fremdkörper und ich hätte mir gewünscht, dass der Autor, Agnes, ein wenig mehr Dialoge gegönnt hätte. Dieser Schwedenkrimi legt zwar ein gemächliches Tempo an den Tag, dennoch vermag er es, neugierige Leser zu fesseln und ab der Mitte des Romans wird es dann sogar spannend. Anders de la Motte hat nämlich nicht nur ein paar unvorhersehbare Wendungen eingebaut; auch Annas berufliche Lage spitzt sich immer mehr zu und sie muss sich plötzlich beweisen und aus sich herausgehen, um nicht von den Kollegen untergebuttert zu werden.
Annas Entwicklung fand ich gelungen dargeboten und ich würde mir sehr wünschen, dass der Autor seiner Protagonistin einen weiteren Roman schreibt.
Man kommt schnell in die Handlung hinein; Anders de la Motte besitzt einen eingängigen Schreibstil und versteht es, auf der bildhafte Art und Weise, den kleinen (fiktiven) Ort in Schweden, vor dem geistigen Auge seiner Leser entstehen zu lassen.

Kurz gefasst: Wer skandinavische Krimis mag und sich auch nicht von der etwas gemächlicheren Gangart des Erzählens abschrecken lässt, wird hier ganz auf seine Kosten kommen. Für mich war „Spätsommermord“ ein fast rundum gelungener Krimi.


Veröffentlicht am 25.03.2019

Eine Analphabetin wird zur Autorin- Neues von der Inselbuchhandlung. Unterhaltsamer, sehr leichter Urlaubsschmöker mit viel Inselflair, dem es leider am nötigen Tiefgang mangelt

Die Bücherinsel
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Nachdem die Analphabetin Sandra Malien, in Gretas Buchhandlung, für reichlich Durcheinander sorgte weil sie nach dem Putzen, die Bücher lediglich nach Farben zurück in die Regale sortierte, kennt allein ...

Nachdem die Analphabetin Sandra Malien, in Gretas Buchhandlung, für reichlich Durcheinander sorgte weil sie nach dem Putzen, die Bücher lediglich nach Farben zurück in die Regale sortierte, kennt allein Greta, Sandras Geheimnis.
Bislang konnte sich die junge Frau immer durchmogeln im Leben. In ihrem Job als Putzfrau, fragt schließlich keiner danach, ob sie schreiben oder lesen kann.

Die Tochter von Schaustellereltern, die in ihrer Kindheit nie lange an einem Ort war, hat es bislang nicht vermisst, dass sie nicht lesen kann, doch dann, eines Tages, lernt sie den Lehrer Björn kennen, der Mitglied in einem Lesekreis ist, welcher sich regelmäßig in Gretas Buchladen trifft und verliebt sich in ihn.

Sandra will keinem von ihrem Defizit erzählen, doch der Lesekreis fasziniert sie und so lässt sie sich von den Mitgliedern dazu überreden, mitzumischen. Dank ihres phänomenalen Gedächtnisses, gelingt es ihr, die Mitglieder des Lesekreises Glauben zu machen, dass sie ihnen einen Text einer bislang recht unbekannten Autorin vorliest. In Wirklichkeit hat Sandra sich den Text allein ausgedacht und auswendig gelernt. Björn und die übrigen Mitglieder sind begeistert von den wunderschönen und treffenden Naturbeschreibungen, die Sandra vorträgt; sie vergleichen Sandras Text sogar mit dem eines Bestsellerautors, was ihr ungemein schmeichelt.

Besagter Bestsellerautor, will dann auch noch ausgerechnet auf die Insel kommen- auf einen Besuch bei Sandras Vermieter, einem Verleger, was für große Aufregung im Lesekreis sorgt. Und dann wird sie auch noch von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das große Glück, dass sie auf ihrer kleinen Insel fand, scheint bedroht, denn das Familienunternehmen ihrer Eltern, benötigt einen neuen, verlässlichen Pächter. Nur lässt sich keiner finden. Muss Sandra jetzt doch das Fahrgeschäft übernehmen und ihre Insel und Björn verlassen?

Zugegeben, Janne Mommsens Vorgängerromane, „Mein wunderbarer Küstenchor“ und „Die kleine Inselbuchhandlung“, konnten mich leider nicht so sehr begeistern, wie frühe Romane des Autors. Dennoch hoffe ich bei jeder Neuerscheinung des Autors wieder und bleibe dran, da Janne Mommsens Naturbeschreibungen- ob er nun das Meer oder idyllische Inseln an sich beschreibt, unglaublich atmosphärisch wirken.
„Die Bücherinsel“, ist praktisch die Fortsetzung zu „Die kleine Inselbuchhandlung“, wobei man diesen Roman auch gut ohne Vorwissen lesen kann, da Sandra zuvor lediglich als Nebenfigur in dem Vorgängerband in Erscheinung trat.
Ich mochte Sandras Geschichte sehr; ihr Lese und Schreibdefizit fand ich spannend vom Autor in Szene gesetzt, zumal er Sandras Argumente des Für und Widers; also soll sie lesen lernen oder nicht, nachvollziehbar zur Sprache bringt und dazu auch ihre Ängste, nämlich aufzufallen, anspricht.

Die Romanheldin Sandra, ist dazu eine sympathische junge Frau, die man schnell ins Leserherz schließen kann und besonders hervorheben möchte ich, bei der Aufzählung der positiven Seiten dieses Romans, dass Janne Mommsen wirklich ein gutes Händchen für stimmungsvolle Beschreibungen des Insellebens hat. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir freilich Sandras Text, den sie im Lesekreis vorträgt, einfach nur wunderschön!
Und auch Sandras Werdegang konnte meine Neugierde wecken.

Dennoch kann ich nicht mehr als vier von fünf Punkten für den Roman vergeben, da „Die Bücherinsel“, einige Schwächen aufweist. Es fehlen, auch diesmal, eindringlichere Dialoge der Romanfiguren. Dazu bleiben, abgesehen von Sandra selbst, die übrigen Akteure recht schemenhaft und blass beschrieben. Von Björn erfährt man leider nicht mehr, als dass er gerne liest und Lehrer ist. Seine und Sandras Unterhaltungen beschränken sich fast nur auf Small Talk. Gerade weil aus ihnen beiden, im Laufe des Romans, ein Liebespaar werden soll, wünscht man sich, dass sich beide einander anvertrauen und sich nicht nur über Alltägliches austauschen. Dazu verhält sich Sandra, zum Teil, wie ein pubertierendes Mädchen, wenn erste Schwierigkeiten auftauchen, was einfach nicht zu ihrem Alter passt.

Noch etwas zum Thema Liebesszenen. Der kleine Romantiker in mir, erhofft sich stets das gewisse Kribbeln zwischen den Protagonisten, das dann zumindest in leidenschaftlichen Küssen gipfelt. Man kann durchaus einiges des Lesers Phantasie überlassen, doch die Liebesszene gegen Ende des Romans, ist dermaßen kurz, nüchtern und einfallslos geraten, dass ich mir nur überrascht und enttäuscht die Augen gerieben habe.
Einerseits weiß ich mittlerweile, dass ich, wenn ich zu einem Roman von Janne Mommsen greife, einen leichten Unterhaltungsschmöker bekomme, der die perfekte Urlaubslektüre darstellt. Nicht mehr und nicht weniger. Dennoch wünsche ich mir mittlerweile etwas mehr Substanz. Es mag das bisherige Erfolgsrezept des Autors sein, mit dem er bislang gut gefahren ist, doch würde ich es schön finden, wenn in seinen nächsten Romanen nicht nur die Inselidylle im Fokus steht, sondern auch mal die Menschen und ihre Problemlösungen ausführlicher beleuchtet werden. Dazu gehören natürlich auch mehr Dialoge mit Tiefgang.

Kurz gefassst: Eine Analphabetin wird zur Autorin- Neues von der Inselbuchhandlung. Unterhaltsamer, sehr leichter Urlaubsschmöker mit viel Inselflair, dem es leider am nötigen Tiefgang mangelt.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Packender Pageturner, der sich von der Neugierde seiner Leser nährt

Böser als du denkst
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Gegenwart:

Andrea wacht schwer verletzt und blutüberströmt in ihrem Auto auf. Es fällt ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Dem Rettungshelfer kann sie noch zuflüstern, dass sie jemandem ausgewichen ...

Gegenwart:

Andrea wacht schwer verletzt und blutüberströmt in ihrem Auto auf. Es fällt ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Dem Rettungshelfer kann sie noch zuflüstern, dass sie jemandem ausgewichen ist, der plötzlich auf der Fahrbahn stand, bevor sie erneut ohnmächtig wird. Das nächste Erwachen für Andrea, wird beängstigender. Sowohl ihr Ex-Verlobter, als auch ihre Adoptivmutter stehen an ihrem Bett und treiben sie zur Eile an. Andrea darf das Krankenhaus verlassen- sie hat lediglich eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Doch Andrea spürt sogleich, dass ihr beide etwas verheimlichen. Nur wenig später erfährt sie, als sie den Fernseher zu Hause einschaltet, dass ihr Zwillingsbruder Eli, angeblich eine junge Frau grausam zugerichtet und ermordet hat und sich auf der Flucht befindet.
Andrea ist fassungslos, obwohl es nicht das erste Mal ist, dass Eli mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Bereits vor vielen Jahren wurde er des zweifachen Mordes angeklagt und für einige Jahre weggesperrt. Er bekam nur nicht lebenslänglich, weil er noch zu jung war. Und schon damals hielten Psychologen und die Polizei Eli für eine tickende Zeitbombe. Andrea ist schnell klar, dass Eli auf einem Rachefeldzug ist…

15 Jahre zuvor:

Die Zwillinge Andrea und Eli sind zwölf Jahre alt und leben zusammen mit ihrer Mutter Cassie und ihrem neuen Mann Sergio, in dessen Haus. Da Sergio Inhaber einer Möbelfirma ist, geht es ihnen finanziell jetzt ganz gut. Doch während Eli, in der Schule schnell neue Freundschaften schließt und beliebt ist, wird Andrea von ihren Mitschülerinnen gemobbt, besonders ihre Klassenkameradin, Leeanne, behandelt sie grausam. Andrea ist jedoch viel zu sanftmütig, als dass sie sich trauen würde, sich zu wehren. Und dann, eines Tages, brennt das Elternhaus lichterloh, Cassie und Sergio kommen in den Flammen um, doch Eli zieht Andrea in letzter Sekunde aus dem Haus. Andreas Bruder wird von der Polizei in Gewahrsam genommen- sie sieht ihn viele Jahre nicht mehr wieder. Dafür überschlägt sich die Presse mit Schlagzeilen über den soziopathischen Zwölfjährigen, der seine Eltern ermordete. Andrea will nichts mehr mit Eli zu tun haben, schottet sich ab, doch fünfzehn Jahre später holt sie die Vergangenheit erneut ein, als ihr Bruder für neue Schlagzeilen sorgt…

„Böser als Du denkst“, ist mein erster Roman von Nina Laurin. Deklariert als Psychothriller und mit einem spannenden Klappentext versehen, weckte das Buch schnell mein Interesse. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, jeweils aus Andreas Perspektive; also in Ich-Form.
Wenn man diese Erzählform mag, wird man schnell hineinkommen in die Story; Nina Laurin hat einen flüssigen Schreibstil und ihre Romanheldin Andrea, weckt rasch die Neugierde der Leser. Man kann sich gut in die junge Frau hineindenken, die so viel mitgemacht hat und leidet mit ihr mit. Aber, dieser Pageturner, den ich innerhalb von einem Tag ausgelesen hatte, lebt vor allem von den unerwarteten Wendungen. Zugegeben, als Krimi und Thrillervielleser, hatte ich schnell einen gewissen Verdacht, wohin sich die Story entwickeln würde, doch in vielen Dingen hat mich mein Bauchgefühl getrogen. Bis ca. hundert Seiten vor Ende, tappte ich immer noch im Dunklen.

Was mir gut gefallen hat, war, dass Andrea sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt; anfangs fürchtete ich, sie würde die passive, ängstliche Frau bleiben, doch dem ist gottlob nicht so und da die Autorin es versteht, die Neugierde ihrer Leser immer wieder aufs Neue zu schüren, kann man das Buch einfach nicht zur Seite legen, bis man alles Wissenswerte erfahren hat.
Okay, eine Einschränkung gibt es schon, für Leser, die Psychothriller gleichsetzen mit einer literarisch blutigen Metzelplatte- man bekommt hier keinesfalls einen Roman in Stile einer Karin Slaughter geboten. Und es sind auch keine nervenzerfetzenden Spannungselemente enthalten, sieht man einmal vom Showdown am Ende, ab. Dennoch ist es ein Psychothriller, der packend erzählt wird und sich von der Neugierde seiner Leser nährt.
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die Lesezeit verging für mich wie im Flug, so dass ich für „Böser als Du denkst“, eine Leseempfehlung aussprechen möchte.

Kurz gefasst: Packender Pageturner, der sich von der Neugierde seiner Leser nährt.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Eine weibliche Kriminalpolizistin ermittelt im München der 60er Jahre- interessante Ausgangsstory- leider hat mich der eigenwillige Schreibstil der Autorin jedoch nicht packen können

Fräulein Zeisig und der frühe Tod
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Noch sind weibliche Kriminalpolizistinnen ein ungewohntes Bild im München der 60er Jahre, doch Elke Zeisig ist überaus ehrgeizig. Sie freut sich sehr, als sie von den männlichen Kollegen hinzugezogen wird, ...

Noch sind weibliche Kriminalpolizistinnen ein ungewohntes Bild im München der 60er Jahre, doch Elke Zeisig ist überaus ehrgeizig. Sie freut sich sehr, als sie von den männlichen Kollegen hinzugezogen wird, die in einem möglichen Mordfall ermitteln. Das Opfer ist ein kleines Mädchen, das tot aufgefunden wurde, jedoch keine äußerlichen Anzeichen von Gewaltanwendung trägt.

Die kleine Johanna, war die Tochter einer Markthändlerin und hielt sich, wenn ihre Mutter arbeiten musste, viel bei der Nachbarsfamilie auf; war zudem befreundet mit den Kindern der Nachbarn.
Und zusammen mit dem verwitweten Hauptkommissar Manschreck, der selbst Vater einer Tochter ist, versucht Fräulein Zeisig nun, Licht ins Dunkel zu bringen.
Auch Ludwig Maria Seitz, ein eifriger Reporter, will mehr erfahren. Eines Tages begegnet er dem Fräulein Zeisig, dass ihn jedoch, als er damit beginnt, neugierige Fragen zu stellen, schnell abblitzen lässt. Ludwig Maria, der seit Jahren bereits einen guten Draht hat, zum Hauptkommissar, ist jedoch hartnäckig.

Dennoch, als es zu Unruhen kommt in Schwabing, zwischen aufsässigen Jugendlichen und der Polizei, die mit unnötiger Härte und Gewalt gegen die Unruhestifter vorgeht, bekommt Ludwig Maria reichlich Stoff für neue Artikel geboten. Denn tags drauf wird dazu eine Frauenleiche gefunden. Auch Elkes jüngerer Bruder Volker, der sich eigentlich in der Wohnung seiner Schwester aufhalten sollte, treibt sich auf den Straßen Münchens herum und gerät direkt zwischen die Fronten. Eine junge Frau, die ihn rettet, raubt ihm nicht nur die Unschuld, sondern führt Elke kurz darauf auf eine mögliche Spur…

Ich habe eine Schwäche für Krimis, die in vergangenen Zeiten spielen. Zeiten, in denen der Kriminalpolizei weniger Mittel zur Verfügung standen, als heute und in denen die Ermittler noch nicht mit coolen Sonnenbrillen und Handys im Schlepptau, lässig, in Hollywoodmanier ihre Fälle aufklärten. So fiel mir, dank des Romancovers, das ein echter Blickfang ist, dann auch dieses Buch ins Auge.

Vor einigen Jahren las ich bereits einen historischen Roman von Kerstin Cantz, der später verfilmt wurde; „Die Hebamme“ und da mir das Buch damals, im Großen und Ganzen gefallen hatte, erhoffte ich mir auch diesmal interessante und spannende Lesestunden.
Nun, nach dem Lesen, bin ich leider ernüchtert und enttäuscht. Das liegt keinesfalls daran, dass es die Autorin nicht verstanden hätte, die Stadt München der 60er Jahre, mitsamt ihren Bewohnern, authentisch wirkend zu beschreiben. Im Gegenteil, das historische Flair des Romans, der Zeitgeist, gehört zu den wenigen Pluspunkten, die ich hier hervorheben möchte.
Kerstin Cantz streut dazu nicht nur, einfach politische Ereignisse ein, die sich zutrugen, sondern zeigt zudem auf, was die Menschen damals bewegte und das auf überzeugende Art und Weise.

Weniger zurecht kam ich mit dem, sehr eigenen, nüchtern gehaltenen Schreibstil der Autorin.
In der Vita von Kerstin Cantz ist zu lesen, dass sie, neben ihrer Karriere als Autorin, bereits als Drehbuchschreiberin Erfolge feierte. Und leider liest sich „Fräulein Zeisig und der frühe Tod“, über weite Strecken, dann auch mehr, wie ein straff zusammengefasstes Drehbuch. Während, die zum Teil, abrupt wechselnden Szenerien sehr bildhaft und in detailfreudiger Akribie geschildert werden, sind die Dialoge der Akteure einfach zu kurz und knapp gehalten. Oftmals beschleicht einen beim Lesen das Gefühl, als wären Anteile gestrichen worden, vieles überlässt die Autorin der Phantasie ihrer Leser. Das mag bei einem Drehbuch/einem Film funktionieren, weil vieles Ungesagte allein durch Mimik und Gestik der Schauspieler getragen und transportiert wird und ein Blick oftmals mehr sagt, als Worte, doch ein Roman benötigt, meiner Meinung nach, mehr. Man möchte die Hauptfiguren schließlich kennen lernen, in deren Gedanken- und Gefühlswelt abtauchen um einen Zugang zu ihnen finden.

Sicher, man erfährt über Elke, eine der Hauptfiguren, dass sie mehr aus ihrem Leben machen will, als ihre Mutter ursprünglich für sie geplant hatte, dass sie sich auflehnte und viel riskierte, nur um Polizistin werden zu können und dass sie sehr an ihrem Bruder hängt und durchaus eine sensible Natur besitzt, doch abgesehen von diesen Randnotizen, bleibt Elke leider sehr blass. Genau wie auch Hauptkommissar Manschreck oder der Reporter Seitz.
Der eigenwillige Doppelname von Seitz, Ludwig Maria, wird im Verlauf des Romans dermaßen oft wiederholt, dass mich dieser Umstand schnell begann zu nerven und mir fehlte zu einer besseren Bewertung einfach von allem etwas. Mehr Tiefgang, mehr Emotionalität und Dialoge, die nicht nur alltäglichen Small Talk oder reine Ermittlungsarbeit zum Inhalt gehabt hätten.
Dazu habe ich mich gefragt, was die Romanpassage zu bedeuten hatte, in der Ludwig Maria Drogen besorgen soll, für einen bekannten Sänger. Sie ist in keiner Weise relevant für die Handlung. Und dass der musikbegeisterte Reporter, vor seiner Laufbahn bei der Zeitung Zugang zum kriminellen Milieu hatte, erfährt man schließlich bereits ganz am Anfang des Romans. Auch die Charakterisierung von Elkes jüngerem Bruder Volker, fand ich nicht ganz rund. Dass er sich in der Großstadt die Hörner abstoßen wollte okay, doch nachvollziehbar fand ich es nicht, dass er sich seiner Schwester gar nicht anvertraut hat. Immerhin hatten beide doch angeblich früher einmal ein gutes Verhältnis. Die Tätersuche fand ich interessant geschildert, allerdings hätte ich mir ein etwas spannenderes Showdown gewünscht. Dieses hier kommt zwar Knall auf Fall, ebbt aber viel zu schnell und unspektakulär wieder ab.


Kurz gefasst: Eine weibliche Kriminalpolizistin ermittelt im München der 60er Jahre- interessante Ausgangsstory- leider hat mich der eigenwillige Schreibstil der Autorin jedoch nicht packen können.

Veröffentlicht am 14.03.2019

Geheimnisvolle Familiengeschichte, auf zwei Zeitebenen erzählt. Jedoch konnte mich nur der historische Erzählstrang überzeugen.

Die Burg am Mondsee
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Gegenwart:

Tessa ist, erst kurze Zeit glücklich verheiratet, mit dem um einige Jahre älteren Burghardt, als dieser, während einer beruflichen Reise, tödlich verunglückt.
Nun steht Tessa allein mit ihrem ...

Gegenwart:

Tessa ist, erst kurze Zeit glücklich verheiratet, mit dem um einige Jahre älteren Burghardt, als dieser, während einer beruflichen Reise, tödlich verunglückt.
Nun steht Tessa allein mit ihrem Erbe, der Burg Weidenau, die Burghardt modernisieren und in ein Tagungshotel umbauen ließ, bevor er starb.
Tessas Trauer über ihren Verlust, ist so allumfassend, dass sie das Tagesgeschäft völlig in die Hände ihrer Mitarbeiterin Valerie gibt, die Burghardt, einst ebenfalls mitbrachte und als tüchtige Kraft beschrieb.

Zwei Jahre gehen ins Land und obwohl das Tageshotel ständig ausgebucht ist, schreibt es dennoch rote Zahlen. Tessas Familie will unbedingt helfen, doch erst, als Tessa den etwas jüngeren Fotografen und Künstler Jan kennen lernt, der sich „Lost Places“, also leer stehenden, zurückgelassenen Ruinen und Bauten, verschrieben hat, geht es ihr mental wieder etwas besser und sie besinnt sich auf die Rettung ihres Erbes- Burg Weidenau.

Obwohl ihre Familie froh darüber ist, dass Tessa Trauer und Depression scheinbar überwunden hat, ist ihnen Jan jedoch ein Dorn im Auge. Sie hält ihn für einen Taugenichts.
Ein mysteriöser Fund, lässt Tessas und Jans Neugierde dann erwachen. Wer war die junge Frau, deren Porträt Burghardt im Keller fand und was sind das für Aufzeichnungen und Briefe in denen sich Menschen über eine Raquel austauschen, eine Person, die in der Familiengeschichte der Donkerts nie Erwähnung fand? Die beiden wollen mehr darüber herausfinden…

Vergangengheit:

Im tiefsten Dschungel entdecken Naturforscher zwei kleine Kinder und beschließen diese, zu Forschungszwecken mitzunehmen, ins ferne Deutschland. Doch eines der Kinder stirbt bereits, bevor es an Bord gehen kann. Das verblieben Kind, dass sie Raquel nennen, ist zäher. Sie verblüfft die Forscher mit ihrer schnellen Auffassungsgabe und ihrer Intelligenz. Zwanzig Jahre gehen ins Land. Raquel hat sich mit ihrem neuen Leben arrangiert. Sie lebt bei ihrem Ziehvater, einem der Forscher der sie fand und aus dem Dschungel entführte, in einer Nervenheilanstalt der ihr Ziehvater vorsteht. Obwohl Raquel ohne Geschwister oder mit Gleichaltrigen aufwachsen konnte und ihr lediglich Unterhaltungen mit Freunden ihres Vaters oder Insassen der Anstalt blieben, ist sie zu einer gebildeten Dame herangewachsen Da ihr Ziehvater plant, Deutschland den Rücken zu kehren, will er Raquel gut unterbringen. Sie erhält schließlich eine Anstellung, als Gesellschafterin einer jungen verheirateten Frau. Raquel fühlt sich schnell wohl auf Burg Weidenau, lernt ihre neue Freundin zu schätzen. Jedoch ist diese unglücklich verheiratet…

Da ich geheimnisvolle Romane im Stile einer Katherine Webb, Kate Morton, Barbara Wood oder Susanna Kearsley sehr mag, stieß ich beim Stöbern irgendwann auch auf Carolin Raths „Die Burg am Mondsee“. Das umwölkte Schloss auf dem Buchcover, das übrigens ein echter Blickfang ist, gefiel mir auf Anhieb und machte mich neugierig auf die Geschichte hinter dem Buchdeckel.

Nun, nach dem Lesen, bin ich etwas zwiegespalten.

Einerseits erzählt die Autorin die Geschichte der Raquel sehr spannend, dazu mochte ich das neugierige Mädchen, das zu einer intelligenten, abenteuerlustigen und positiv eingestellten jungen Frau heranreift, sehr. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass der Handlungsstrang der in der Vergangenheit spielt, flüssig erzählt wirkt und vor allem, drücken sich ihre Romanfiguren, der Zeitepoche gemäß aus.

Jedoch hatte ich mit dem zweiten Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt, so einige Probleme.

Wir lernen Tessa kennen, eine unglückliche Frau, dessen Ehemann kürzlich verunglückt ist und die sich in ihrer Trauer verschanzt hat- vor dem Leben und ihrer Familie. Da sollte man doch eigentlich erwarten, dass diese sich nicht plötzlich Knall auf Fall, als sie dem ersten besten attraktiven Mann begegnet, der dazu auch noch um einiges jünger ist, als sie, in diesen verliebt. Okay, es mag sie vielleicht geben, die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick, doch die Autorin versäumt es leider völlig, dem Leser Tessas Gefühlsleben darzubieten. Keinerlei anfängliche Gewissensbisse ihrerseits, wegen ihres verstorbenen Mannes- lediglich sorgt sie sich darum, was andere Leute über sie denken könnten, da Jan so völlig anders gestrickt ist, als Männer aus den Kreisen, in denen sie ansonsten verkehrt. Ebenfalls seltsam fand ich es, dass Tessa einerseits den Standesdünkel ihrer Mutter verachtet, aber selbst ebenfalls ein kleiner Snob ist.

Ihre Charakterisierung wirkt widersprüchlich und nicht ganz durchdacht. Und auch in Sachen Liebesszenen, hätte ich mehr erwartet. Wenn man schon eine Liebesgeschichte einbaut, sollte man ihr zumindest etwas Romantik verleihen. Stattdessen wirken die Beschreibungen von Kussszenen eher aus dem „Off“ geschildert und dermaßen langweilig, dass man auch gut ganz darauf hätte verzichten können, meiner Meinung nach.
Dann verzichtet die Autorin beispielsweise auf wichtige Aussprachen, wie etwa mit Valerie, die sie ein paar Seiten zuvor andeutet. Gerade solche Dialoge bringen Temperament und Feuer in einen Roman. Bedeutsame Dialoge, die über Small Talk hinausgehen, finden sich leider ebenfalls kaum in diesem Buch. Wäre dieser Roman ein Kinofilm, würde man sich oftmals verwundert die Augen reiben, wenn die Szenerie so abrupt wechselt, wie es hier der Fall ist und einen schlechten Schnitt vermuten.
Dann tritt plötzlich eine Person ins Tessas Leben, der sie sogleich blind vertraut und eine Couch zum Schlafen anbietet. Nur weil diese ihr angeblich, im Vorfeld, zwei Briefe geschrieben hatte, die Tessa jedoch noch nicht gelesen hatte??? Mhm, das war mir viel zu dünn, zumal auch hier wieder ein zufriedenstellend ausführlicher Dialog zwischen Tessa und besagter Person fehlte, der Tessas Verhalten erklärt hätte.

Dies waren nur ein paar wenige Beispiele- wie gesagt ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung, die in der Gegenwart spielt, besser durchdacht und atmosphärisch dichter dargeboten worden wäre. Am historischen Handlungsstrang dagegen, gibt es nicht viel auszusetzen. Ich finde, dass die Autorin eher ein Händchen hat, für historischen Romanstoff, als für zeitgenössische Geschichten.

Kurz gefasst: Geheimnisvolle Familiengeschichte, auf zwei Zeitebenen erzählt. Jedoch konnte mich nur der historische Erzählstrang überzeugen.