Wer skandinavische Krimis mag und sich auch nicht von der etwas gemächlicheren Gangart des Erzählens abschrecken lässt, wird hier ganz auf seine Kosten kommen. Für mich war „Spätsommermord“ ein fast rundum gelungener Krimi.
Spätsommermord1990:
In dem kleinen, schwedischen Dorf Nedanås, gehen fünf Freunde zusammen zelten für eine Nacht, wie jedes Jahr. Doch dieses Mal, wird es das letzte Mal sein, denn die Schulzeit ist für sie vorbei- ...
1990:
In dem kleinen, schwedischen Dorf Nedanås, gehen fünf Freunde zusammen zelten für eine Nacht, wie jedes Jahr. Doch dieses Mal, wird es das letzte Mal sein, denn die Schulzeit ist für sie vorbei- sie treten, schon bald, ins Berufsleben ein.
Alex, Marie, Bruno, Carina und Simon, werden während ihres Aufenthaltes am See, der sich im alten Steinbruch befindet, aufgestöbert. Das angebliche Geschwisterpaar, Tanja und Joe, schließt sich ihnen an und so artet ihr ruhiger Campingabend schließlich aus, reichlich Alkohol und Gras gehen reihum.
Am nächsten Morgen wird Simon tot im Teich aufgefunden, doch ob es Mord war oder Selbstmord, kann nicht ermittelt werden. Simons Freunde stehen unter Schock…
Gegenwart:
Nach dem Tod ihres Mannes, der an einer schweren Erkrankung litt, will die Polizistin Anna Vesper zusammen mit ihrer Tochter, durch einen Ortswechsel einen Neuanfang schaffen.
Es zieht sie in die schwedische Provinz, ins Örtchen Nedanås. Das Glück scheint ihnen hold zu sein, denn das Haus, das sie von Elisabet mieten, entpuppt sich als wahres Schmuckstück. Anna hofft, hier endlich zur Ruhe kommen zu können, denn sie fürchtet eine laufende Untersuchung in Stockholm. Es besteht nämlich der Verdacht, Anna hätte bei ihrem Mann aktive Sterbehilfe geleistet.
Da keine neuen Nachrichten jedoch gute Nachrichten sind, freut sie sich dennoch auf ihren ersten Arbeitstag. Doch anscheinend ist die Freude nur einseitig. Ihre Kollegen machen sich hinter Annas Rücken lustig über ihre Sprachstörung und der übermächtige Ex-Chef der Dienststelle, Henry, gibt seine Macht nur ungern ab.
Dazu erfährt Anna verstörende Gerüchte über den verstorbenen Sohn ihrer Vermieterin. Elisabet bittet Anna schließlich darum, Licht ins Dunkel zu bringen, denn noch immer weiß Simons Mutter nicht, was damals, im August 1990 mit ihrem Sohn geschah. Ausgerechnet Henry und hochrangige Mitglieder der Gemeinde, sollen gewisse Dinge vertuscht haben. Annas Neugierde ist geweckt, vor allem, als eine männliche Leiche gefunden wird und sich eine Verbindung zwischen damals und heute herauskristallisiert…
Der Krimi, „Spätsommermord“, verlockte mich zunächst wegen des, eindringlichen und dramatisch wirkenden Covers. Zudem wird der Roman als Nr. 1 Bestseller aus Schweden beworben, was mich neugierig machte.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die im Wechsel vorangetrieben werden, so dass man vertraut gemacht wird, mit allen Personen, die in das einstige Geschehen, rund um Simon involviert waren, wie auch in dem aktuellen Fall, um einen Mann, der mit zerschmetterten Körper in einer Schlucht aufgefunden wurde.
Im Fokus steht jedoch Anna Vesper, eine Witwe mit ihrer Tochter Agnes. Beide haben seit dem Tod des Mannes/Vaters ein schwieriges Verhältnis miteinander und Anna hofft, dass sich besagtes Verhältnis in Nedanås wieder bessern wird. Ich fand Annas Werdegang interessant geschildert. Da der Autor Annas Romanpassagen aus der Sicht seiner Romanheldin, also in „Ich-Form“ erzählt, kann man sich gut in sie hineinversetzen. Anna spricht, in Gedanken, immer noch mit ihrem verstorbenen Mann, Hakan und hadert mit sich, weil sie ihrer Tochter noch nicht anvertraut hat, dass interne Ermittlungen gegen sie laufen. Anna hat einige Schwächen und Unsicherheiten, was sie aber sympathisch und menschlich wirken lässt- selbst wenn sie, nach außen hin, eine unterkühlte Fassade zur Schau trägt.
Weniger warm wurde ich allerdings mit ihrer Tochter, die stets mürrisch ist; warum das Verhältnis von Agnes und Anna gestört ist, wurde gar nicht großartig beleuchtet, was ich schade fand. Auch im Verlauf des Romans, blieb Agnes ein Fremdkörper und ich hätte mir gewünscht, dass der Autor, Agnes, ein wenig mehr Dialoge gegönnt hätte. Dieser Schwedenkrimi legt zwar ein gemächliches Tempo an den Tag, dennoch vermag er es, neugierige Leser zu fesseln und ab der Mitte des Romans wird es dann sogar spannend. Anders de la Motte hat nämlich nicht nur ein paar unvorhersehbare Wendungen eingebaut; auch Annas berufliche Lage spitzt sich immer mehr zu und sie muss sich plötzlich beweisen und aus sich herausgehen, um nicht von den Kollegen untergebuttert zu werden.
Annas Entwicklung fand ich gelungen dargeboten und ich würde mir sehr wünschen, dass der Autor seiner Protagonistin einen weiteren Roman schreibt.
Man kommt schnell in die Handlung hinein; Anders de la Motte besitzt einen eingängigen Schreibstil und versteht es, auf der bildhafte Art und Weise, den kleinen (fiktiven) Ort in Schweden, vor dem geistigen Auge seiner Leser entstehen zu lassen.
Kurz gefasst: Wer skandinavische Krimis mag und sich auch nicht von der etwas gemächlicheren Gangart des Erzählens abschrecken lässt, wird hier ganz auf seine Kosten kommen. Für mich war „Spätsommermord“ ein fast rundum gelungener Krimi.