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Veröffentlicht am 24.09.2023

Unterhaltsamer Schmöker und eine Geschichte des Kochens

Alte Hoffnung, neue Wege
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„Alte Hoffnung, neue Wege“ ist der zweite Band von Petra Durst-Bennings historischer Köchin-Trilogie und schreibt die Geschichte Fabiennes fort, deren größter Wunsch es ist, eines Tages im eigenen Restaurant ...

„Alte Hoffnung, neue Wege“ ist der zweite Band von Petra Durst-Bennings historischer Köchin-Trilogie und schreibt die Geschichte Fabiennes fort, deren größter Wunsch es ist, eines Tages im eigenen Restaurant hinter dem Herd zu stehen. Für ambitionierte Frauen Ende des 19. Jahrhunderts ein schier aussichtsloses Unterfangen, sind es zu dieser Zeit doch fast ausnahmslos Männer, die in den Küchen den Ton angeben. Aber es gibt zumindest in Lyon Ausnahmen, denn dort haben sich professionell kochende Frauen in dem lockeren Verbund der Mères Lyonaisses zusammengeschlossen, deren Können unter anderem maßgeblichen Einfluss auf den Sternekoch Paul Bocuse hatte. Durst-Benning hat sich für diese Reihe eingehend mit der Historie der Köchinnen beschäftigt. Liegt im ersten Band der Schwerpunkt noch auf den ersten Schritten, die Fabienne gehen muss, um ihren Traum zu verwirklichen und dabei von den Mères unterstützt wird, sind in diesem Roman die Küchenposten der klassischen Brigaden nach Auguste Escoffier eines der zentralen Themen.

Aber natürlich kommt auch, wie nicht anders zu erwarten, der Herz-Schmerz zu seinem Recht. Die Steine, die Fabienne in den Weg gelegt werden, die Verwerfungen im privaten Bereich, aber auch die kleinen Erfolge, die sie auf ihrem Weg zu verzeichnen hat. Und dann ist da natürlich auch noch der komplett überflüssige Handlungsstrang um ihren im Babyalter entführten Sohn, der hier weitergeführt wird. Dieser ist simpel und vorhersehbar, es ist mehr als klar, wie er enden wird.

Da die Autorin zu Beginn des Romans die Handlung des ersten Bandes auf das Wichtigste reduziert zusammenfasst, ist dessen Lektüre nicht unbedingt erforderlich. Besonders gefreut habe ich mich übrigens über die detaillierten Rezepte, die am Ende des Buches aufgeführt werden und sich auf Gerichte beziehen, die die Protagonistin im Laufe der Handlung kocht.

Wer sich für die Geschichte des Kochens interessiert und Lust auf einen historischen Schmöker mit (leider) vorhersehbaren Irrungen und Wirrungen hat, der im Süden Frankreichs verortet ist und sich an sprachlichen Schwächen nicht stört, wird hier bei aller Trivialität dennoch gut unterhalten. Ich konnte jedenfalls darüber hinwegsehen, ist dieser Roman doch für küchenaffine Leserinnen eine ideale Urlaubslektüre, die man im Idealfall unter südlicher Sonne genießt.

Für den abschließenden Band der Reihe gibt es bereits einen Titel. „Dunkle Tage, helle Stunden“ wird im kommenden Jahr erscheinen und ja, ich freue mich darauf.

Veröffentlicht am 18.09.2023

Liebeserklärung an meine Herzensstadt

London Shopfronts
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In den vergangenen dreißig Jahren war ich unzählige Male in London und habe mich abseits der Touristenströme durch die verschiedenen Stadtteile bewegt, denn es sind weder der Buckingham Palace noch Big ...

In den vergangenen dreißig Jahren war ich unzählige Male in London und habe mich abseits der Touristenströme durch die verschiedenen Stadtteile bewegt, denn es sind weder der Buckingham Palace noch Big Ben oder die Houses of Parliament, die dem Betrachter ein Gefühl für diese facettenreiche Metropole vermitteln. Es ist das Alltägliche, die Menschen, die Gerüche, die Geräusche und nicht zuletzt auch die überraschenden, unspektakulären Entdeckungen, die man beim ziellosen Herumstreifen entdeckt. Und oft braucht es dafür nur Neugier, offene Augen und die Bereitschaft, ausgetretene Pfade zu verlassen

Der amerikanische Illustrator Joel Holland nimmt uns in „London Shopfronts“ mit auf eine Tour durch Londons Prachtstraßen, aber auch in die weniger bekannten Ecken und zeigt anhand von farbenfrohen, ausgefallenen Schaufensterfronten die Vielfältigkeit und Kreativität dieser bunten und einzigartigen Stadt.

Untergliedert sind diese in Central, North, East, South und West, wobei die jeweilige Karte die entsprechenden Bezirke benennt, Tube-Stationen aufzeigt und die besprochenen Shopfronts aufführt, sodass man mit den benötigten Informationen versorgt ist und einem ausgiebigen Bummel nichts mehr im Wege steht.

Ergänzt werden Hollands wunderbare Illustrationen durch die fachkundigen Insider-Beschreibungen von Rosie Hewitson, Journalistin des Londoner Stadtmagazins „Time Out“, die nicht nur Hintergrundinformationen(aktuell und historisch) zu den porträtierten Läden, Clubs, Kneipen, Restaurants, Kinos etc. sondern auch zu den Besonderheiten der Bezirke gibt, in denen sich diese befinden.

Eine Liebeserklärung an meine Herzensstadt, ein Erinnerungsbuch, das sentimental werden lässt, ein alternativer Reiseführer, der neue Wege aufzeigt, und das ideale Geschenk für all diejenigen, die auch dem Charme dieser Metropole erlegen sind und London mit all seinen Gegensätzen lieben.

Veröffentlicht am 16.09.2023

Gut gemacht!

Tief im Schatten
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Viveca Sten nimmt uns auch in „Tief im Schatten“, dem zweiten Band der Ahlander/Lindskog-Reihe, mit in den verschneiten Skiort Åre im hohen Norden Schwedens.

Ein ehemals erfolgreicher Skiläufer, der nach ...

Viveca Sten nimmt uns auch in „Tief im Schatten“, dem zweiten Band der Ahlander/Lindskog-Reihe, mit in den verschneiten Skiort Åre im hohen Norden Schwedens.

Ein ehemals erfolgreicher Skiläufer, der nach einer schweren Verletzung seine Karriere beenden musste, wird schwer misshandelt und mit eingeschlagenem Schädel in einem verschneiten Birkenwäldchen aufgefunden. Aber wer könnte ein Interesse daran haben, Johan Andersson, der von allen als umgänglich und freundlich beschrieben wird, zu ermorden?

Die Autorin baut ihre Story langsam, fast schon über die Maßen akkurat auf, gibt den Charakteren einen ausgefeilten persönlichen Background, der ihre Aktionen, die nicht immer der Norm entsprechen, verständlich werden lässt.

Sie arbeitet mit alternierenden Kapiteln, was nicht nur den Lesefluss anheizt sondern auch die Spannung vorantreibt, weil der Leser/die Leserin immer einen gewissen Informationsvorsprung hat und eigene Vermutungen anstellen kann. Zum einen beschreibt sie aus Sicht der Ermittler die kleinteilige Polizeiarbeit, zum anderen erzählt sie die Geschichte einer toxischen Beziehung und wirft einen höchst kritischen Blick auf die in Schweden weitverbreiteten freikirchlichen Organisationen sowie deren rigide Auslegung der Bibel im zwischenmenschlichen Bereich. Und natürlich dürfen auch die Beschreibungen der winterlichen Landschaft Jämtlands nicht fehlen, die der Handlung eine ganz besondere Atmosphäre verleihen. Dies alles im richtigen Maß, sodass der eigentliche Fall nicht in den Hintergrund tritt.

Btw, das Buch ist 2021 im Original erschienen, also während der Zeit, in der Corona die Welt im Griff hatte. Aber glücklicherweise spielt das keine Rolle und wird von Viveca Sten lediglich in zwei Nebensätzen kurz erwähnt. Gut gemacht!

Veröffentlicht am 13.09.2023

Unübersichtlich und langatmig erzählt

Schwarzvogel
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Speziell in skandinavischen Spannungsromanen, in denen eine weibliche Hauptfigur im Zentrum der Handlung steht, ist mir diese Ausgangssituation in letzter Zeit vermehrt untergekommen:

Für ihre Ausbildung ...

Speziell in skandinavischen Spannungsromanen, in denen eine weibliche Hauptfigur im Zentrum der Handlung steht, ist mir diese Ausgangssituation in letzter Zeit vermehrt untergekommen:

Für ihre Ausbildung zur Polizistin verlässt Fredrika Storm in jungen Jahren ihr Elternhaus in Richtung Stockholm. Viele Jahre arbeitet sie bei der dortigen Polizei, bis während eines Einsatzes alles aus dem Ruder läuft. Fredrika hat Probleme damit, dieses traumatische Erlebnis zu verarbeiten und lässt sich zur Kripo in Lund versetzten, ganz in der Nähe ihres Heimatortes. Aber gleich ihr erster Fall macht ihr bewusst, dass man seiner Vergangenheit nicht entkommen kann.

Eine junge Frau bricht auf einem zugefrorenen See ins Eis ein und ertrinkt. Und die einzige Zeugin dieses schockierenden Vorfalls ist Fredrikas Großmutter. Gemeinsam mit ihrem exzentrischen Kollegen Henry wird Fredrika auf den Fall angesetzt, und was sie im Laufe der Ermittlungen herausfinden, reißt alte Wunden auf.

„Schwarzvogel“ ist der erste Band mit Fredrika Storm und scheinbar beabsichtigt die Autorin, mit dieser Protagonistin in Serie zu gehen. Allerdings gibt es doch so einige Schwachstellen, die es bis dahin auszumerzen gilt. Offenbar konnte sich Frau Skybäck nicht entscheiden, ob sie die Geschichte einer dysfunktionalen Familie erzählen oder einen Kriminalroman schreiben wollte, und die Verbindung der beiden Genres hat in diesem Fall dem Spannungsaufbau definitiv nicht gut getan.

Die Familie der Protagonistin, die im Laufe der Ermittlungen immer mehr in Zentrum rückt, ist unglaublich groß, die Verwandtschaftsverhältnisse sind unübersichtlich und jede/r der Beteiligten hat entweder mit einem Problem zu kämpfen oder verbirgt etwas, beides soll unter keinen Umständen ans Tageslicht kommen. Und dann ist da noch das Familiengeheimnis, das spurlose Verschwinden von Fredrikas Mutter, worüber nicht gesprochen wird. Das soll wohl Interesse wecken, wird es doch als Cliffhanger am Ende des Buches eingesetzt. Aber ganz ehrlich? Das interessiert mich nicht die Bohne und kann mich nicht dazu verleiten, diese Reihe weiterzuverfolgen.

Die Autorin schüttet uns mit Andeutungen und Informationsschnipseln zu, wiederholt sich, wenn sie endlos Ermittlungsergebnisse rekapituliert, wieder eine winzige Info hinzufügt und bläht so eine dünne Story auf fast 450 Seiten auf. Von „Psychospannung“ leider keine Spur. Und dem Vergleich mit Elizabeth Georges Lynley-Reihe hält dieser Krimi auch nicht stand. Da war wohl der Wunsch der Marketing-Abteilung der Vater des Gedankens.

Veröffentlicht am 12.09.2023

Liebeserklärung an die Highlands

Tweed Time
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Wer schon einmal Schottland im September besucht hat wird mir zustimmen. Das Heidekraut blüht üppig, die Sonne steht tief und Nebelschwaden überziehen die Glens in den schottischen Highlands. Es ist eine ...

Wer schon einmal Schottland im September besucht hat wird mir zustimmen. Das Heidekraut blüht üppig, die Sonne steht tief und Nebelschwaden überziehen die Glens in den schottischen Highlands. Es ist eine melancholische Stimmung, die sich über diesen Landstrich hoch im Norden des Vereinigten Königreichs legt und den nahenden Herbst ankündigt.

Für diejenigen, die Schottland lieben, ist Theresa Baumgärtners „Tweed Time“ mit Sicherheit ein Buch, das Erinnerungen und Emotionen weckt. Und wer noch nicht dort war, wird mit Sicherheit den Wunsch verspüren, die Highlands mit eigenen Augen zu sehen, speziell dann, wenn er/sie die stimmungsvollen Fotografien betrachtet, die die Textteile passen ergänzen.

Das Buch als Kochbuch zu bezeichnen, wäre definitiv zu kurz gesprungen, bietet es doch wesentlich mehr als nur Rezepte. Es ist eine atmosphärische Mischung aus Reiseberichten, Rezepten, DIY-Anleitungen und nicht zuletzt einer informativen Vorstellung des titelgebenden Stoffes, aus dem die Träume sind, aber vor allem ist es eine Liebeserklärung an die Highlands.

Die Rezepte sind auch mit wenig Erfahrung problemlos nachzukochen, die einzelnen Komponenten überall erhältlich. Aber ein Wermutstropfen trübt den guten Eindruck, denn leider orientieren sie sich nicht unmittelbar an den schottischen Klassikern, sondern überwiegend an den Zutaten, die im Herbst verfügbar sind. Das ist in Ordnung, aber wenn man unter anderem schon die Zubereitung von Focaccia, Feigenconfit und Crepes Suzette erklärt, hätte meiner Meinung nach auch ein Rezept für ein schottisches Lamb Stew und/oder das traditionelle Cranachan einen Platz verdient.